[Insula] Eine halbeingestürzte Insula auf der Tiberinsel

  • Ganymed lehnte sich gegen den Strohsack und stützte seine Ellbogen darauf ab. Dabei spielte ein Schmunzeln um Ganymeds Lippen. "Wir sind in einer Villa auf Capri..." scherzte er leise. "Guten Morgen, Nadia!" fügte er warm und freundlich an, als ob sie tatsächlich auf Capri waren und nicht in einer schäbigen und verfallenen Insula auf der verruchten Tiberinsel. Schelmisch zwinkerte er Nadia zu. Dann erhob er sich geschmeidig und ging zum Fenster. Er öffnete ein Fensterladen etwas weiter, so dass die Sonne, die ihnen beiden wohl den Tag versüssen wollte, prall ins Zimmer hinein schien. Einige Tauben flogen über den Himmel entlang. Ganymed betrachtete sie nachdenklich. Sein früherer Herr war mal Augur gewesen und in einem Anfall von 'Nettigkeit' hatte er mit seinen Voraussagungen vor Ganymed geprahlt gehabt. Aber was der Taubenflug jetzt bedeutete, wußte Ganymed trotzdem nicht zu deuten.


    So drehte er sich um und lächelte für einen Moment schweigend. "Ich geh am Besten gleich auf den Markt und hol uns erst mal etwas zu Essen." Er lehnte sich gegen das Fensterbrett, auf dem eine dicke Staubschicht lag und nur ihre Spuren von letzter Nacht zeigte. In Ganymeds Magen hatte sich schon vor einer Weile ein Hungergefühl eingestellt. Immerhin war er es gewöhnt, in den letzten Monaten regelmäßig ein recht gutes Frühstück zu bekommen. Und nach seiner Beschäftigung des Träumens, war Essen wohl eine weitere innige Leidenschaft, die Ganymed frönte, so oft es ging. "Magst Du etwas bestimmtes haben? Eier? Oliven?"

  • Ihre Verwirrung stieg noch einmal mächtig an, als sie diese Worte hörte und sie runzelte ihre Stirn bis sie begriff, dass er einen Scherz gemacht hatte. „Guten Morgen auch, ist denn wenigstens der Meerblick schön?“ fragte sie dann scherzhaft zurück auch wenn ihr nicht nach scherzen zumute war, da sie sich nun wieder daran erinnerte was genau los war. Die Insula machte einen viel schlimmeren Eindruck als man in dem dunklen Licht hatte sehen können als sie hier her gekommen waren. Eigentlich sah sie so aus, als würden die restlichen Wände bald runter kommen und sie unter sich begraben. Nun gut dies sollte dann besser geschehen wenn sie nicht mehr hier waren.
    Wenn sie nicht hier in solch einer Umgebung gewesen wären hätte man die beiden eigentlich auch für mehr als nur Freunde halten können, die in einem Häusschen lebten. Aber die Realität war mehr als nur anders.


    Ihr Blick folgte ihm und sie schenkte ihm auch ein kleines Lächeln, als er zum Fenster ging und dieses ganz öffnete. Die Sonne blendete recht stark und es schien ein schöner Tag draussen zu sein. Viel zu schön um Angst zu haben eigentlich. Die Tauben erschreckten sie für einen Moment aber dann kämpfte sie sich auch von dem Strohlager runter und kam langsam auf ihn zu, Vorher hatte sie noch den Umhang abgelegt mit dem sie sich die Nacht über zugedeckt hatte. „Auf den Markt?“ überlegte sie kurz und bleib direkt vor ihm stehen. Sie brauchte sich eigentlich keine Sorgen machen, denn er wurde ja eigentlich nicht gesucht. „Ja wir brauchen ja etwas zu essen und Wünsche habe ich keine. Viel werde ich nicht runter bekommen, etwas Brot und Oliven ist doch schon sehr gut“ meinte sie lächelnd und rieb sich den restlichen Schlaf aus ihren Augen. „Pass aber auf dich auf.“ Am liebsten wäre sie mit gegangen denn alleine hier zu bleiben….sie hatte Angst.

  • "Das mache ich!" erwiderte Ganymed lächelnd. "Gut, Oliven und Brot!" Er lächelte und hob seine Hand. Um sie zu beruhigen, legte er sanft seine Fingerspitzen auf ihre Schulter. Für einige Herschläge blieb er stehen, berührte sie dabei ganz leicht und lächelte einfach. Die Sonne schien ihm dabei angenehm auf den Rücken und ließ auch seine Haare noch ein wenig heller erscheinen als sie es ohnehin waren. Seine blauen Augen sahen Nadia warm an. Und mehr als diese freundliche Wärme mischte sich in seinen Blick. Doch da sein Herz sowieso recht schnell schlug so wie sie bei ihm stand, verging der Moment auch schnell. Er ließ seine Hand sinken. "Und pass auch Du gut auf Dich auf..." murmelte er etwas verlegen. Er lächelte noch mal und ging schnellen Schrittes an Nadia vorbei und aus dem Zimmer hinaus. Man hörrte noch seine Schritte auf den Holztreppen und das Schaben der Tür unten.


    Es dauerte eine Weile, in der das Treiben von Rom immer hektischer und belebter wurde, ehe unten wieder ein Schaben zu hören war. Die Sonne stand nun weit im Zenit und wieder waren Schritte zu hören. Dann ging die Tür auf. Ganymed trat wieder hinein. In seinen Armen hielt er ein Leinenbündel. Er lächelte leicht. "Ich bin's..." fügte er unsinnigerweise hinzu, da Nadia ihn dort auch so erkennen konnte. Er trat auf den Strohsack zu und legte dort den Sack ab. Suchend sah er sich um. "Warte mal kurz einen Augenblick..." Er ging wieder nach draußen und kam nur einen kurzen Moment danach mit einem kleinen Holztisch wieder. Er bugsierte ihn durch die Tür und stellte ihn an das Fenster, wo die Sonne noch hereinstrahlte. Der Tisch sah etwas schief und schäbig aus, konnte jedoch noch genutzt werden.


    Ganymed legte auf den Tich seine Beute vom Markt und öffnete den Leinenbeutel. Zum Vorschein kamen Brot, ein Beutel mit Oliven, Schafskäse und Eier. Außerdem noch ein weiterer Beutel. Ganymed hob ihn hoch. "Hennapulver!" fügte er lächelnd an.

  • Die Sonne, die hinter ihm schien, ließ ihn wie einen jungen Gott aussehen und wegen dem Gedanken musste sie einen Moment lang schmunzeln und seine, wenn auch fast nicht zu spürende Berührung war merkwürdig und anders als sonst, aber sie schrieb das ihrem Aufgeregt sein zu. Sie war sowieso so durcheinander, dass sie schon gar nichts mehr wirklich auf die Reihe bekam. „Ich werde auch aufpassen“ flüsterte sie schon fast und senkte dabei ihren Blick und spürte gleichzeitig wie seine Hand von ihrer Schulter sank. Ihr Herz klopfte immer schneller als er an ihr vorbei ging und dann nach Sekunden ganz von hier verschwand. Sie hatte nun noch mehr Angst, Angst davor, dass er nicht mehr wieder kommen würde oder aber, dass hier Besuch auftauchen würde.


    Eine ganze Weile stand sie noch da auf der gleichen Stelle wie eben und starrte ihm nach auch wenn sie sicher sein konnte, dass er schon längst weg war, denn sie hatte seine Schritte gehört und auch das kratzenden Geräusch der Tür. Langsam bewegte sie sich durch den Raum hier den auch die Sonne nicht besser machte. Es machte sie alles nervös hier und nachdem sie auch ein paar mal aus dem Fenster gesehen hatte ging sie doch wieder zu dem Lager und setzte sich darauf, so das sie an der Wand lehnte. Die Zeit wollte nicht vergehen und ihre Gedanken überschlugen sich wie so oft schon. Nervös spielte sie mit ihren Fingern am Stroh rum und als sie dann endlich ein Geräusch hörte stockte ihr der Atem. Sie starrte zur Tür und war mehr als erleichtert, als sie Ganymed sah und niemand anderen. „Den Göttern sei dank“ flüsterte sie. „Ich hatte Angst du kommst nicht mehr.“Schnell war sie wieder von dem Lager gerutscht und ging zu ihm, nachdem er den Tisch zum Fenster gestellt hatte. Stühle gab es hier keine mehr, aber sie konnten sich entweder an die Wand lehnen oder einfach auf den Boden setzen. „Du hast wirklich an alles gedacht“ sagte sie lächeln und betrachtete mit Wehmut das Hennapulver in dem Säckchen. Es fiel ihr immer noch schwer sich so zu verändern aber sie wusste, dass es sein musste. „Hast du….hast du etwas Auffälliges draussen entdeckt?“

  • Ob ihm etwas aufgefallen war? Ganymed dachte kurz darüber nach. Die Marktfrauen waren wie immer übel gelaunt, die bettelnden Kinder aufdringlich und die angeblich verkrüppelten Bettler auch nicht weniger schlecht verkleidet. Vigiles hatte Ganymed auch keine gesehen und nur die üblichen Kommentare gehört, wenn er auf der Tiberinsel war und die er nicht unbedingt Nadia erzählen wollte. So schüttelte er nur den Kopf. "Nein, eigentlich nicht! Ein ganz normaler Tag für alle jene da draußen." erwiderte Ganymed und deutete aus dem Fenster.


    Er hollte seinen Dolch hervor, den er immer bei sich trug, wenn er die Casa der Decimas verließ und zerteilte das Brot und den Käse. Sein Magen wollte wirklich nicht mehr länger die Fastenzeit hinnehmen. Doch er reichte zuerst Nadia ein Stück Brot und nahm sich dann selber eine Scheibe. Dann zog er den Strohsack an den Tisch, damit man sich auch setzen konnte. Erst dann hörte er auf seinen Magen und biss gierig in die Brotscheibe. Genüßlich kaute er das erste Stück. Dabei sah er auf das Hennapulver. Als er den Bissen herunter geschluckt hatte, fragte er Nadia: "Soll ich Dir Wasser aus dem Brunnen holen?"

  • Nadias Blick ging gleich zu dem Fenster, aber sie konnte ja nichts auffälliges sehen und er sagte ja es sei ein ganz normaler Tag. Nur, dass für sie rein gar nichts normal war. Aber es stimmte für alle da draußen war es ein normaler und wirklich schöner Tag. Wehmütig sah sie raus und beugte sich sogar etwas aus dem Fenster. Auch die Insel selber, was sie sehen konnte, fand sie nicht gerade einladend, aber hier würde man sie sicher nicht vermuten, vor allem wusste keiner, dass sie jemanden hatte der ihr half und auch nicht, dass sie sich die Haare färben würde, wobei man immer noch ihre Augen und den Rest an ihr erkennen konnte. Sie seufzte als sie sich wieder zu Ganymed und dem Essen drehte und nahm sich dann selber ein Stück Brot auf dem sie recht lustlos drauf rumkaute.
    Nadia blieb weiterhin stehen, auch als er sich schon gesetzt hatte. „Wasser?“ fragend sah sie ihn an da sie mit ihren Gedanken ganz woanders gewesen war. „Achso, ja…ja es geht ja nicht anders“ seufzte sie und legte das kleine Stückchen Brot wieder zurück.

  • Weiterhin sein Brot essend betrachtete Ganymed Nadia. Er lächelte dabei leicht und schluckte den Bissen herunter. "Aber mit Henna Deine Haare zu färben hält wirklich höchstens ein paar Wochen. Mach Dir keine Gedanken, Nadia." Er lächelte weiter und nahm sich eines der Eier, was er schälte und sich dabei auf den Strohsack setzte. Das Heu raschelte unter dieser Bewegung und Ganymed aß weiter genüßlich. An Appetitlosikgeit litt er ganz bestimmt nicht, da soetwas wider seiner Natur wäre.


    Als er das Ei gegessen hatte, streckte er sich noch einmal. Irgendwie war er immer noch müde und doch auch ein wenig aufgeregt. Er dachte für einen Moment nach, ob es gut wäre, doch noch zu den Hebräern an diesem Tag zu gehen. Aber erst mal mussten er Wasser hochholen. Außerdem wäre es vielleicht sinnvoll noch ihren Unterschlupf zu wechseln. Zwar war die Insula leer und verlassen, aber aus diesem Grund auch sehr auffällig. Und Nachbarn liebten nichts so sehr als ihren öden Lebensinhalt mit Getratsche und mit dem Beobachten ihrer Umgebung zu füllen.


    Ganymed stand auf. "Gut, ich hole mal, Wasser! Ich habe hinten einen kleinen Brunnen gesehen, für die Insula hier und die Nachbarinsula." Er verschwand wieder aus dem Zimmer. Er brauchte auch einige Minuten ehe er mit einem Eimer Wasser zurück kehrte. Aus einer Ritze des Eimer tropfte etwas von dem Wasser hervor und auch schwappte ab und an bei seinen Schritten etwas über den Eimerrand. Er stellte ihn neben den Tisch ab. Dabei grinste er. "Du kannst Dir jedes Zimmer hier aussuchen als Frisierzimmer. Die Villa auf Capri bietet jeglichen Komfort, besonders Platz habe ich reichlich anzubieten."

  • „Ich weiß Ganymed und eigentlich ist das Haare färben auch nicht schlimm. Schlimm ist nur, dass wir zu solchen Mitteln greifen müssen. Klingt irgendwie dumm, dass ich so denke oder?“ Sie sah ihn etwas entschuldigend an und zuckte dann mit den Schultern und lehnte sich wieder neben dem Fenster an die Wand. Immer wieder konnte man ein merkwürdiges Knacken in diesem Gebäude hören und sie wäre froh wenn sie bald von hier verschwinden würden da sie das Gefühl hatte hier noch irgendwann lebendig begraben zu werden. Sie bekam alleine bei diesem Gedanken schon eine leichte Gänsehaut, die sich von ihrem Nacken über ihren ganzen Rücken zog.


    Nadia entschloss sich, dann doch noch das Stückchen Brot weiter zu essen weil es war ja auch eine Frage wann sie das nächste Essen bekommen würden wenn sie wieder von hier verschwanden. Ein leichter Luftzug von draussen drang durch das Fenster und wehte an ihren Haaren entlang. Es war frisch trotz der scheinenden Sonne und der Tag schritt immer weiter voran als wäre die Zeit gegen die beiden. „Gut ich warte so lange auf dich“ meinte sie mit einem Lächeln, weil es doch etwas scherzhaft klingen sollte. Schließlich würde sie nicht abrücken aber sie wollte auch nicht hier den Trauerklos spielen.


    Als sie sah, dass Ganymed wieder mit dem vollen Eimer kam räumte sie schnell auf dem Tisch die Sachen zur Seite, damit er ihn abstellen konnte. Das wenige Wasser welches durch den kleinen Schlitz sickerte fiel noch nicht sonderlich auf und wenn sie sich beeilen würde dann würde das Wasser auch noch bis zum Schluß reichen.
    Nadia nahm das Säckchen mit dem Pulver in die Hand und öffnete es. Sie musste sich eingestehen, dass sie nicht wusste wie man es handhabt. „Hmmm bei dieser Entscheidung nehme ich dieses Zimmer, es hat eine so wunderbare Aussicht auf das Meer, da möchte man doch nicht wo anders hin“ Sie musste lachen und es tat gut, es war irgendwie befreiend und lenkte sie ab. „Hast du rein zufällig eine Ahnung wie man das Pulver anwendet? Einfach in den Eimer kippen oder wie geht das?“

  • Auch Ganymed lachte mit Nadia und nickte. "Wie die Dame wünscht, so soll es geschehen!" Er verbeugte sich übertrieben dabei. Dann sah er auf das Pulver und schüttelte leicht den Kopf. "Ähm...nein, glaub ich nicht!" Er zögerte einen Moment. Er wußte schon, wie man soetwas benutzte, aber ob er dann nicht als seltsam in ihren Augen galt? Aber es war ja wichtig, dass Nadia nicht erkannt wurde.


    "Du musst das Pulver mit etwas Wasser verrühren und dann gleichmäßig auf Deine Haare verteilen. Dann muss das Henna mehrere Stunden wirken ehe Du es auswaschen kannst!" Ganymed setzte sich wieder auf den Strohsack und genoss die Sonne, die hereinstrahlte und ihn anwärmte. Die Insula war zwar schäbig, ihre Situation sehr gefährlich, aber trotzdem konnte sich Ganymed an solchen Kleinigkeiten erfreuen. So schloss er für einen Moment die Augen und öffnete sie erst nach einigen Herschlägen wieder.


    "Ich dachte mir, gleich zu den Hebräern auf der Insel zu gehen, um bei ihnen anzufragen, wie es mit Fluchtmöglichkeiten aussieht. Und natürlich auch, wieviel Geld sie haben wollen. Ich muss ja wissen, um wieviel ich meinen Herren erleichtern muss!" Ganymed lächelte dabei. "Meinst Du, Du könntest ein paar Stunden alleine hier zurecht kommen?"

  • Nadia nickte und überlegte dann wo sie das Pulver rein tun sollte, wenn nicht in den Eimer mit dem Wasser, aber darum könnte sie sich gleich noch kümmern das hatte also noch Zeit und so stellte sie das Pulver neben den Eimer hin und sah zu Ganymed, der sich wieder auf dem Strohsack fläzte. Nadia musste lächeln und bewunderte ihn doch etwas für seine Unbeschwertheit die sie nun auch gerne einmal hätte, denn in ihrem Kopf sah es ganz anders aus. „Gut dann weiß ich ja jetzt bescheid und frage nicht nach woher du das alles weißt.“ Sie konnte es sich nicht verkneifen ihm zuzuzwinkern und grinste leicht.

    „Ich hoffe sie verlangen nicht zu viel, ich will nicht, dass man dich dann auch noch sucht wegen Diebstahl. Oh warum muss das alles so kompliziert sein?“
    seufzte sie und lehnte sich an den wackeligen den Tisch, der etwas nachgab aber nicht kippte, da sie es noch rechtzeitig bemerkte. „Klar in der Zeit werde ich mir das Zeug auf den Kopf schmieren und ich denke nicht, dass in der Zwischenzeit jemand auf die Idee käme uns hier zu suchen.“ Sie lächelte leicht und wirkte doch etwas unsicher.

  • "Ja, ich verstehe, was Du meinst. Aber das mit dem Färben ist ja nur zeitweise. Und das mit dem Diebstahl? Ach, mach Dir da mal keine Sorge. Mein Herr hat sowieso zuviel Geld. Der merkt den Verlust gar nicht!" Ganymed lächelte sie dabei aufmunternd an. Dabei fingerte er nach einigen Oliven, die er auch noch aß. Dann stand er jedoch auf. "Gut, ich bin spätestens in ein paar Stunden wieder da. Pass auf Dich auf und wenn jemand anders kommt, dann versteck Dich am Besten!" Er zögerte einen Moment. "Sollte etwas passieren, treffen wir uns an der alten Brücke, wo wir mit Adara und Gabriel waren, ja?" Er lächelte noch einmal und ging dann wieder aus dem Zimmer.


    Erst Minuten und dann vergingen Stunden in denen Ganymed nicht zurückkehrte. Auch der Abend schritt voran und dann brach die Nacht herein. Ziemlich spät waren wieder Schritte auf der Treppe zu hören, die mal kurz stockten und sich dann weiter näherten. Die Tür zu ihrem Versteck ging auf und Ganymed streckte wieder den Kopf herein. "Nadia?" flüsterte er leise. "Ich bin's..." Er sah sich suchend um, ob Nadia noch da war...

  • Das waren ziemliche viele Informationen auf einmal und alles was sie zustande brachte war ein schwaches Nicken. Ihr wollte das „Sollte etwas passieren“ nicht aus dem Kopf gehen. „Pass auf dich auf Ganymed und wenn was ist werde ich dort hin kommen.“ Zu gut kannte sie noch die Stelle an der sie sich alle getroffen hatten und in ihr keimte die Frage was Gabriel wohl machen würde wenn er zu denen gehörte die sie suchen musste, falls es denn überhaupt aufgefallen war, dass sie weg war. Ihr fiel es nun doch sehr schwer sein Lächeln zu erwidern und mit einem großen Klos im Hals sah sie ihm nach wie er wieder ging.


    Lange stand sie da und dann besann sie sich und ging zu dem Eimer mit dem Wasser unter dem sich schon eine Pfütze gebildet hatte. Eine Schüssel oder etwas was in diese Richtung ging brauchte sie jetzt nur und sie wanderte in der Insula umher und fand eine etwas angebrochene Schale die sie mit nahm. Zwar hatte sie wirklich keine Ahnung wie man das alles anmischte aber sie versuchte es einfach mal und schüttete das Pulver rein und vermengte es dann mit Wasser. Es war eine ziemliche Sauerei das Zeug auf die Haare zu bringen und sehr viel blieb an ihren Händen hängen und färbte diese mit. Stundenlang hatte sie dann einfach in der Insula gesessen und war fast wahnsinnig vor Sorge um Ganymed. Irgendwann wusch sie sich dann die Farbe ab und schon beim Abwaschen sah sie wie dunkel ihre Haare geworden waren. Man sah nichts mehr von ihrem hellen Blond sondern jetzt waren sie mittelbraun und das schlimmste war, ihre Hände … sie bekam die meiste Farbe nicht mehr von den Händen ab. Schwer seufzend ließ sie sich nachdem sie fertig war auf das Stroh sinken und kuschelte sich in den Umhang ein.


    Irgendwann schlief sie ein und bekam nicht mit, als Ganymed wieder da war.

  • Ganymed spähte durch die Dunkelheit, die nur schemenhaftes Erkennen zuliess. Leise trat er in das Zimmer heinein als er Nadia gewahr wurde. Lächelnd trat er an ihre Seite. Sie schlief so friedlich. Er betrachtete sie eine Weile. Ganymed erkannte, dass Nadia ihre Haare schon gefärbt hatte, wie das Ergebnis aussah, war in der Dunkelheit jedoch noch nicht zu sehen. Langsam setzte er sich neben sie auf den Boden und betrachtete Nadia wieder. Seine Augen gewöhnten sich an die Dunkelheit im Zimmer.


    Selbst im Dunkeln konnte er ihr Profil erkennen. Die sanft geschwungene Nase, die vollen Lippen und ihre langen Wimpern. Sie war wirklich eine schöne, junge Frau. Ihr Herr würde wohl intensiv nach ihr suchen lassen, so wie er die Sache einschätzte. Und da sie so ruhig schlief, wollte Ganymed Nadia auch nicht wecken. Es würde ja auch reichen, wenn er es ihr am Morgen erzählte. Ganymed betrachtete sie lange Zeit. Langsam schlich wieder die Müdigkeit über Ganymed, doch er zwickte sich immer wieder, da er Wache halten wollte. Nach einiger Zeit lehnte er sich gegen die Wand und schloss halb die Augen. Und es sollte nicht lange dauern bis auch Ganymed in dieser unbequemen Position und wider Willen eingeschlafen war...

  • Sie öffnete langsam ihre Augen und drehte sich auf dem Strohlager zur Seite. Hatte sie geschlafen oder nur ihre Augen kurz geschlossen? Sie war sich nicht mehr sicher und rieb sich die Augen um besser sehen zu können. Die Sonne war noch nicht aufgegangen und so konnte sie die Zeit nicht einschätzen. Langsam setzte sie sich auf und suchte den dunklen Raum ab. Ihre AUgen hatten sich aussergewöhnlich schnell an das Licht gewöhnt und schnell fand sie eine Gestalt an der Wand gelehnt. Nadia erkannte, dass es sich um Ganymed handeln musste, der noch am schlafen war. So leise wie es ihr möglich war ließ sie sich von dem Lager runter und lief auf Zehenspitzen zum Fenster um nach draussen zu schauen. Auch wenn sie keinen Lärm machen wollte knarkste der Boden unter ihren Füßen etwas und auch Schmutz und Dreck taten ihr übriges. Am Fenster angelangt sah sie nach draussen und konnte am Horizont einen Schimmer sehen. Also hatte sie doch eine ganze Weile geschlafen.


    Nadia warf noch einen Blick zu Ganymed und dann wieder nach draussen wo der Lichtstreifen immer heller zu werden schien und sie auch langsam ihre mitgefärbten Hände erkennen konnte. Sie seufzte un dlehnte sich auf das Fensterbrett.

  • Ganymed schlief tief und fest auf den Boden. Er war im Laufe des Schlafes auch etwas heruntergerutscht und als Nadia sich auf das Fensterbrett setzte, seufzte Ganymed leicht im Schlaf und legte seinen Kopf auf seine Arme. Dabei erwachte er jedoch nicht und schlummerte noch einige Zeit selig weiter. Als jedoch eine Frau draußen ihren Ehegatten keifend anschrie, schreckte er hoch. Verschlafen sah er sich um und blinzelte als er Nadia erkannte. Er lächelte sie noch müde an und rieb sich seinen Rücken, der nach dieser unbequemen Nacht schmerzte.


    "Guten Morgen, Nadia! Es tut mir leid, dass es gestern etwas gedauert hat..." Er stand auf und trat an ihre Seite. Dabei fuhr er sich etwas verschlafen durch die Haare. "Die Suche nach den richtigen Leuten hat sich als etwas schwierig gestaltet. Ich habe dann jedoch doch noch jemanden gefunden. Einen älteren Mann, der bereit ist, Dich aus der Stadt zu schmuggeln." Ganymed ließ seine Hand wieder sinken und sah Nadia dabei lächelnd an. Bei den nächsten Worten nahm er ihre Hände in die Seinen. "Dann kannst Du von Rom fort und in die Freiheit..." Er hoffte, dass diese gute Nachricht sie etwas aufheitern und ihr Zuversicht vermitteln würde.

  • Zwischendurch hatte sie ihm immer wieder beobachtet aber nicht vor gehabt ihn zu wecken. Es musste ziemlich unbequem für ihn sein, so zusammengekauert an der Wand zu sitzen. Etwas schlich in ihr das schlechte Gewissen empor, als sie daran dachte, dass sie es doch recht bequem hatte auf dem Strohlager und er sozusagen auf dem Boden schlafen musste. Mit ihrem Kopf lehnte sie an dem Fensterrahmen als er wach wurde.
    „Guten Morgen. Es ist doch nichts passiert, also ist es auch nicht schlimm, dass es gedauert hat." Da sie auf dem Fensterbrett saß ließ sie ihre Beine etwas hin und her baumeln und beachtete den aufsteigenden Trubel nicht der dort draussen herrschte.
    Es war fast unglaublich zu hören, dass er jemanden gefunden hatte, aber er sprach nur für sie und sollte sie nun ganz alleine weg gehen? Nadia ließ ihren Kopf hängen, wobei ihre nun hellbraunen Haare ins Gesicht fielen. Die Hände von Ganymed waren so warm und ihre kleinen Hände verschwanden bald in seinen. Nun konnte man deutlich sehen welche Spuren das Henna bei ihr hinterlassen hatte und das ihre Hände genauso gefärbt waren wie ihre Haare auch. „Freiheit“ flüsterte sie und ihre Hände schlossen sich um seine. „Soll es wirklich so einfach gehen? Keine Hindernisse? Nur einfach zu diesem Mann und dann fort?“ Langsam hob sie ihren Kopf wieder an und sah Ganymed in die Augen. „Was ist mit dir? Was wirst du tun?“Nadia traute sich nicht nachzufragen ob er mitkommen würde oder nicht.

  • Ganymed wollte ihr schon auf ihre Fragen antworten als ihm ihr Wandel auffiel. Lächelnd hob er seine Hand und fuhr ihr leicht durch einige Haarsträhnen hindurch. "Schön! Die Haarfarbe steht Dir auch sehr gut!" Dabei sah er dann jedoch auch ihre Hände und blinzelte. "Oh weh!" murmelte er und nahm ihre Hand in die Seine und betrachtete sich ihre braunen Handflächen. "Hast Du Dir die Farbe nicht nach dem Auftragen abgewaschen?" Er sah weiter auf ihre Handflächen. "Das wirst Du auch die nächsten Tage mindestens auf den Händen behalten..." murmelte er weiter. "Na gut, ist nicht so schlimm. Die Leute dürfen dann Deine Hände nicht sehen."


    Ganymed setzte sich auch auf das Fensterbrett und sah auf die Menschen herunter. "Nun, der Mann will schon ne Stange Geld dafür haben. Er hat ein Fischerboot und würde uns dann bei seiner Fahrt herausschmuggeln können." Ganymed zögerte kurz und fügte dann leise an. "Ich würde Dich begleiten, wenn Du willst. Dann musst Du Dich nicht alleine durchschlagen müssen. Wenn Du es willst?" fragte er zögerlich, da er nicht so recht wußte, ob Nadia überhaupt wollte, dass Ganymed mitkam.

  • Irgendwie etwas vrelegen sah sie Ganymed an, der ihr so durch die Haare fuhr. Was sie gesehen hatte von dieser Haarfarbe war schrecklich in ihren Augen. Sie hatte sich so an das Blond gewöhnt gehabt, dass das Braun sehr gewöhnungsbedürftig war. Nadia seufzte schwer als er nun auch noch ihre Hände sah. "Die Farbe ist schrecklich und ich weiß, ich war nicht schnell genug im Abwaschen von den Händen, ich hab einfach alles falsch gemacht." Ja sie wusste, dass man das nicht sehen durfte aber es war auch schwer das zu verstecken, denn wenn man sie anhalten würde brauchte man nur die Hände zu sehen und ihr Gesicht, welches sich ja nicht verändert hatte und dann würden sie Nadia mitnehmen. Ihr Blick schien immer trauriger zu werden über ihre eigene Dummheit als er sich neben sie auf die Fensterbank setzte.


    Sie hörte ihm zu und hob ihren Kopf dann wieder an um ihn anzusehen. "Ich....ja es wäre schön wenn du bei mir wärst, aber ich kann es nicht von dir verlangen. Du setzt deine Freiheit aufs Spiel für mich auch wenn du mich nicht wirklich kennst?" Nadia sah ihm lange in die Augen und suchte vielleicht einenZweifel in ihnen, weil er eigentlich zu wissen schien was er wollte.

  • Aus einem Impuls heraus strich Ganymed Nadia in einer schon fast zärtlichen Bewegung ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Dabei strichen seine Fingerspitzen ganz sachte für einen Moment über ihre Wange. "Nein, Nadia, Du siehst wunderschön aus und nichts könnte das ändern!" versicherte ihr Ganymed aufrichtig und ehrlichen Gesichtsausdrucks. Dann ließ er etwas verlegen die Hand sinken. "Und mach Dir keine Gedanken wegen mir!" Er lächelte leicht und sah ihr dabei in die Augen.


    "Ich habe mich schon vorgestern dafür entschieden. Die Moiren haben nun mal einen anderen Weg für uns bestimmt. Ich komme mit Dir! Wir werden bestimmt, wenn wir aus Rom heraus sind, einen Weg in die Freiheit finden. Weit weg von Rom wird uns keiner finden." In seinen Augen war auch kein Zweifel zu finden. Er war sogar recht froh, dass Nadia ihn mit auf ihrer Flucht dabei haben wollte.


    Dann fiel ihm jedoch noch etwas ein. Mit dem Hebräer zu verhandeln war schwierig gewesen und sehr zäh. Außerdem musste Ganymed noch Nadia etwas sagen. "Es gibt jedoch noch einen kleinen Hacken an der ganzen Sache. Der Mann, der Hebräer, möchte Dich noch vorher kennen lernen. Er will wissen, wen er aus der Stadt schmuggeln soll. Wir müssten noch heute zu ihm gehen. Wäre das für Dich in Ordnung?" fragte Ganymed. Es war bestimmt riskant tagsüber durch die Stadt zu laufen, aber wenn sie das Geschäft mit dem Mann abschließen wollten, war es unabdingbar.

  • Nadia war nicht weniger verlegen, als sie seine Finger auf ihrem Gesicht spürte und auch sein Kompliment auch wenn sie dieses nicht mit ihm teilte. Ein Stückchen senkte sie ihren Kopf, aber so, dass sie ihn immer noch ansehen konnte. "Danke für deine Worte Ganymed" gab sie sichtlich verlegen zurück. Sie konnte nicht aufhören sich Gedanken darüber zu machen und seine Worte würden auch nichts mehr weiter daran ändern können, zu tief waren diese Gedanken in ihr verankert. "Ich weiß nicht wie ich dir dafür danken kann, dass du bei mir bist und vor allem für mich da bist. Ich glaube wenn ich alleine gewesen wäre hätte ich schon längst aufgegeben, vor allem wäre ich nicht auf die Idee mit der Farbe gekommen." Wieder sah sie auf ihre Hände und rieb sie etwas aneinander bevor sie Ganymed dann umarmte und sich zu ihn beugte. "Danke" flüsterte sie ihm ins Ohr und ließ ihn dann wieder los, bemerkte erst jetzt was sie getan hatte und lächelte unsicher.


    Sie bakm Bauchweh weil er etwas von einem Haken sagte den sie aber nun nicht als so schlimm empfand. "Nein das ist in ordnung. Er wird uns sicher nicht einfach verraten wenn er mich nicht rausschmuggeln will oder?" Doch dann fiel es ihr auch ein. "Aber dann müssten wir raus oder? Ich meine die Leute da draussen werden sie nichts merken?"fragte sie verunsichert.

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