Das Zittern der Gestirne...

"Ich entsinne mich an jene lange... sehr lange Rede deinerseits. Doch kannst du nicht allen Ernstes die Stimmung innerhalb der Curia Iulia, welche in jüngster Zeit bestenfalls mit träge beschrieben werden kann, mit der einer Menge auf dem Forum Romanum vergleichen.
Du als Consul hättest es besser wissen müssen. Nun sieh, man wirft dir Respektlosigkeit vor unseren Ahnen und Göttern vor und man hat recht damit.
Consul, was soll ich deiner Meinung nach tun?"

Ah nö er hatte mit dieser Frage gerechnet, doch immens gehofft er würde sie nicht stellen, so dauerte es einen Moment, bevor Avarus antwortete.

"Wenn der Eindruck enstanden ist, ich würde unseren Göttern und Ahnen keinen Respekt zollen, so bedaure ich dies zutiefst, mein Kaiser. Wenn du es erlaubst, so möchte ich das Gegenteil mit einem öffentlichen Sühneopfer beweisen. Die Götter selbst würden damit über mich richten.

Die Götter, in deren Hände ich die Entscheidung mit deinem Einverständnis legen möchte, mein Kaiser, sind Iuppiter, Mars und Quirinus, die alte patrizische Göttertrias. Iuppiter daher, weil er der Bewahrer von Recht und Wahrheit und Beschützer des Staates und der Gesetze ist. Mars deshalb, weil er der Vater von Romulus und Remus und damit Gründervater Roms und unser aller Ahnherr ist, und ich ihm mit meinen Worten unrecht tat. Und schließlich Quirinus, der er uns als der vergöttlichte Romulus gilt und daher sowohl unseren Staat, als auch unsere Ahnen und unsere Götter repräsentiert."

Livianus erhob sich.

"Wenn du den Göttern ein Opfer darbringen möchtest um sie zu beschwichtigen, so ist das eine Sache. Aber als Consul bist du durch deine Entgleisung untragbar für den Senat und unser Reich geworden.“

Seine Stimme wurde ernster und fester.

“Germanicus Avarus! Bevor dieser Vorfall noch größere Wellen schlägt, fordere ich dich auf, dein Amt als Consul niederzulegen.“

Ärgerlich verdreht Adria die Augen. Wenn jemand auffordert, dann doch der Kaiser oder der gesamte Senat. Aber ein einzelner Senator?

Livianus sah sich fragend um ob auch weitere Senatoren seine Aufforderung unterstützen.

Hungi räusperte sich.

Meine Herren. Müssen wir gleich so drastisch werden?

Nein, keine Amtsenthebung. Dann müßte Hungi wieder den Princeps Senatus spielen...

Meine Ansicht nach würde eine Rüge ausreichen. Eine Nota Censoria.

Livianus hob eine Augebraue, als er Hungaricus Worte hörte. Der Pöbel hielt den Praefectus Praetorio vielleicht für den mächtigsten und einflussreichsten Senator. Was half aber alle Macht der Welt, wenn man nicht damit umgehen konnte. Welch glück für ihn, dass der Pöbel keine Einsicht in das Tagesgeschehen des Senates hatte.

“Ich entsinne mich dunkel der langen Rede des Consuls, die er damals in diesem Haus hielt. Kein Senator sprang damals auf und bezichtigte ihn, die Götter und unsere Ahnen beleidigt zu haben.

Aber dasselbe in der Öffentlichkeit zu sagen, zumal wenn man das Amt des Consuls innehat, mag etwas anderes sein. Ich will nicht absprechen, dass es unangemessen und vielleicht auch nicht sehr klug war.
Ich habe diese Rede nicht gehört, aber ich sah Diejenigen, die daraufhin vor den Palast kamen, und verlangten, der Kaiser möge zu ihnen kommen. Sie drohten damit, gewaltsam einzudringen, es kam zu Handgreiflichkeiten mit den Prätorianern, der Kaiser wurde als feige bezeichnet und ich ein Narr genannt.

Versteht mich nicht falsch, ich bin nicht empfindlich. Aber ob dieser aufgebrachte Haufen wirklich das brave und ehrbare Volk von Rom repräsentiert? Ich habe da meine Zweifel.
Natürlich weiß ich um die Eigenheiten der Römer. Sie sind leicht in Rage zu bringen und ebenso schnell kann ihr Zorn auch wieder verfliegen.
Aber der Zornigen vor dem Palast waren nicht sehr viele und manch einer in der Menge mag mehr aus Neugierde, als aus wirklicher Empörung auf den Palatin gekommen sein. Wirklich aufgebrachte Rufer gab es nur wenige und die, auch das muss man in Erwägung ziehen, waren vielleicht sogar gekauft.

Darum meine ich, dass der Consul alles tun sollte, was ihm möglich ist, die Situation zu bereinigen, die Gemüter zu beruhigen und die Götter, so sie ihm und damit uns zürnen, zu besänftigen.

Der Forderung, er möge sein Amt niederlegen oder gar von seinem Amt enthoben werden, kann ich mich zum jetzigen Zeitpunkt nicht anschließen.“

Es war eine äusserst angeregte Disskusion die hier im Senat ablief.
Zu viel für mich, dachte ich mir, für eine meine ersten Sitzungen.
Doch habe auch ich von der Entgleisung des Consuls erfahren und mir mein Bild davon gemacht.
So sehr ich Senator Avarus auch schätzte, konnte ich mich nicht still im Hintergrund verhalten sondern auch meine Meinung Kund machen.
Auf die Aufforderung von Livianus erhob auch ich mich und antwortete kurz und bündig

"Auch icih befürworte die Auffoerdung des Senators Livianus und spreche mich klar für eine Amtsniederlegung des derzeitig amtierenden Consuls aus."

Dann setzte ich mich wieder

"Der Consul soll die Götter beleidigt haben, dann sollten wir auch die Götter fragen, ob sie Medicus Germanicus Avarus weiterhin als römischen Consul dulden. Ich schlage deshalb die Einholung der Auspizien bezüglich dieser Angelegenheit vor. Ja nachdem, wie sie ausfallen, kann sich der Senat doch auf eine Empfehlung an den Kaiser einigen!"

Relativ witzlos fand es Victor ja schon, dass bei seiner Entgleisung gleich der Ausschluss aus dem ordo Senatorius vorgeschlagen wurde und jetzt einige Senatoren, vorschlugen, dass ganze doch einfach nur zu registrieren und dann unter den Tisch fallen zu lassen.

Die Antwort des Avarus gegenüber dem Kaiser schien mir mehr als dürftig. Nachdem nun auch einige Senatoren ihre Meinung dazu kund gaben meldete ich mich ebenfalls noch einmal zu Wort.

"Nun, ich bin doch etwas verwundert mit welcher Leichtigkeit hier einige Senatoren unsere derzeitige Situation auffassen. Es handelt sich schließlich nicht um ein geringfügiges Delikt, sondern wir sprechen hier von den Göttern. Man darf seine Augen einfach nicht davor verschließen, was hier für eine Tat begangen wurde, denn niemand darf es sich heraus nehmen die Götter zu beleidigen und über selbige zu spotten, erst recht darf dies kein Consul. Die einzige logische Konsequenz wäre für mich die Amtsniederlegung, allein schon aufgrund dessen, weil das Volk keinen Gotteslästerer gewählt hat, sondern jemanden der ihnen ein völlig trügerisches Bild von sich gegeben hat...

Des Weiteren warne ich einige Senatoren davor, diese Sache als Kleinigkeit abzutun. Wenn ihr es vor den Göttern UND vor dem Volk verantworten könnt alles unter den Teppich zu kehren, dann tut dies, ich kann dies jedoch nicht..."

Ja irgendwann wurde es auch ihm zu bunt, scheinbar hielt sich selbst ein gerade vereidigter Tribunis Plebs nun schon im Senat für einen gewichtigten Redner, sollte er doch viel eher in der Ecke ganz weit hinten sitzen und lernen wie man sich im Senat benimmt, doch leider, leider machten es ihm die meisten Senatoren auch nicht richtig vor, denn wie ein wilder Haufen Hühner plapperten sie durcheinander und das obwohl sich der Kaiser selbst mit dem Consul unterhielt und ihm Fragen stellte.

Seufztend ob dieser Dekadenz, die viel mehr Unheil über das Imperium bringen konnte, blickte er weiterhin fest den Imperator an und ließ es nicht zu, das man an seiner Mimik rührte.

Hungi blieb ruhig sitzen und ließ die Senatoren weiter schnattern.

Allerdings nahm er sich fest vor, Curio beizeiten mal aufzuklären, was die Pflichten eines Praefectus Praetorio so waren... er hoffte, er würde es nicht vergessen.

Lange sah er dem Treiben fast schon gelangweilt zu, bis es dem Kaiser schließlich doch zuviel wurde.

"Ruhe!", entfuhr es ihm mit erhobener Stimme.

"Es reicht, ich habe genug gehört. Consul, dein Verhalten war töricht und deiner nicht würdig. Du wirst dafür büßen müssen. Zum Einen werden die Götter über dich richten, daher liegt es nur in deinem Interesse das Sühneopfer zu vollbringen. Zum Anderen wirst du mit einer Nota Censoria belegt werden, eine öffentliche Rüge also.
Solltest du entgegen jeder Weisheit erneut auffällig werden in deiner Amtszeit, wirst du des Senates verwiesen. Über dein weiteres Schicksal aber entscheiden die Götter und sehr wahrscheinlich die Gerichte nach Beendigung der kommenden Wahlen zum Cursus Honorum."

Damit war der Gerechtigkeit genüge getan. Zufrieden setzte sich Livianus wieder.

Zitat

Original von LUCIUS ULPIUS IULIANUS
Lange sah er dem Treiben fast schon gelangweilt zu, bis es dem Kaiser schließlich doch zuviel wurde.

"Ruhe!", entfuhr es ihm mit erhobener Stimme.

"Es reicht, ich habe genug gehört. Consul, dein Verhalten war töricht und deiner nicht würdig. Du wirst dafür büßen müssen. Zum Einen werden die Götter über dich richten, daher liegt es nur in deinem Interesse das Sühneopfer zu vollbringen. Zum Anderen wirst du mit einer Nota Censoria belegt werden, eine öffentliche Rüge also.
Solltest du entgegen jeder Weisheit erneut auffällig werden in deiner Amtszeit, wirst du des Senates verwiesen. Über dein weiteres Schicksal aber entscheiden die Götter und sehr wahrscheinlich die Gerichte nach Beendigung der kommenden Wahlen zum Cursus Honorum."

So erhob er sich, verneigte sich kurz vor dem Kaiser und watschelte hinaus, er würde die Tempelanlagen aufsuchen und nach einem Priester fragen, den man ihm genannt hatte...

Quarto sah Avarus, wie er sich schweigend verneigte und er blickte ihm nach, als der Consul anschließend die Senatshalle verließ. Nachdenklich legte er die Stirn in Falten.

"Consul..", rief der Kaiser eben jenem hinterher, aber es war schon zu spät.

"Wollen wir hoffen, daß er sein Opfer erst nach den Parentalia ablegt, andernfalls droht uns ein erneuter Aufruhr", brummte er missmutig.