Triclinium | Conventus Electorum Secundus

  • Natürlich tat Flaccus nicht so. Er glaubte dem Flavier die Echtheit und überprüfte diese nicht weiter.
    Mit einem Lächeln sah er zu seiner Schwester, die schweigend und in Gedanken sicherlich gerade die Stelle in Vergils Aeneis stumm für sich rezitierte, denn bei den alten Schriftstellern war sie bewandert, war es Vergil oder auch Horaz.
    Flaccus betrachtete weiter die Darstellung ihrer Gesichtszüge, die Haltung ihres Körpers, suchte auch die Intention des Schaffers zu ergründen, der möglicherweise auch hier eine Szene aus bekanntem Stoff nachzubilden versucht hatte.
    Wie ich dir auf deinen Sponsalia schon sagte, war ich lange im Osten des Reiches unterwegs, doch ist es auch dort schwierig, an solcherlei Kunst zu gelangen. Du kannst dich glücklich schätzen. Die Muse des Apoll war dem Künstler sichtbar gewogen.
    Sogleich erschien ein Sklave mit einer silbernen Schale; darauf Phasanstückchen, mit feinen Eierscheiben verziert und mit Fischlaich garniert. Flaccus nahm sich eines der köstlichen Häppchen und aß es genussvoll, während der Sklave mit der Platte den übrigen Gästen anbot.

  • Immer wieder bestätigte sich für Gracchus, dass die Mitglieder des Hauses Tiberia nicht nur äußerst angenehm im Umgang, sondern auch von erlesenem Geschmack waren, sowohl hinsichtlich der schönen Künste als auch der kulinarischen Genüsse. Er war bereits äußerst gespannt auf Tiberia Claudia, die zukünftige Gattin seines Vetters zweiten Grades. Vielleicht würde sie Furianus ein wenig von seiner jugendlichen Überschwänglichkeit nehmen und etwas mehr Gravitas in seine Nähe bringen.
    "Die begehrtesten Kunstwerke sind meiner Ansicht nach in Rom verteilt. An ihren Ursprungsorten sind sie nur noch selten zu finden, und wenn, dann in den Villen, in welche sich die Nobilitas des Reiches zurückgezogen hat. Ich bin überzeugt davon, dass die größten Schätze der alten Meister in Landhäusern und Stadtvillen um und in Rom verstauben, Erbstücke aus alten Zeiten, deren heutige Besitzer nichteinmal darum wissen, welch wertvollen Objekte sie tagtäglich vor sich sehen. So tritt nur immer dann, wenn ein solch Unwissender kinderlos stirbt und der Besitz geräumt wird, eines der Meisterwerke zutage."
    Anschließend brauchte man nur noch den richtigen Sklaven, der wusste, wo diese Waren angeboten wurden.

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    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • Flaccus nickte bedächtig und schaute zwischen der Statue und Gracchus hin und her, dessen Ausführungen er lauschte.
    In der Tat. Viele Objekte fielen dem Raub zum Opfer, von vielen haben wir selbst nur die Kopien der Bildhauer unsereres Zeitalters. Die Originale leider zerstört, verschollen oder wie du sagtest von Unwürdigen zur Missachtung gestraft. Doch allein die Kopien der alten Werke zeigen, was uns Senator Aelius Quarto eben noch sagte: Die griechischen Künstler waren stets maßgebend.
    Flaccus´ Blick wandte sich zum Senator.
    Sicher würde es dir als Verehrer und Kenner der Künste auch eine Ehre sein, uns beim nächsten Mal Zeugnisse künstlerischer Fertigkeit vorzustellen, Senator.
    Flaccus selbst sollte sich auch einmal um derartige Kunstwerke bemühen. Der Villa fehlte es doch an so mancher Statue, auch wenn das Lararium bestens bestückt war. Und etwas neidsich betrachtete er weiter die feingearbeitete Venus.

  • Noch immer betrachtet Livia die Statue nachdenklich. Die Worte ihres Bruders dringen jedoch zu ihr durch und der Anflug eines Lächelns ist kurz auf ihrem Gesicht zu sehen, während sie den Blick jedoch nicht von der Venus abwendet. Gerne würde sie bei einem der nächsten Treffen auch einmal in den Genuss eines lyrischen Kunstwerks kommen. Doch dazu bleibt wohl spätestens dann wieder die Gelegenheit, wenn sie selbst wieder an der Reihe ist.

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