cubiculum | Titus Aurelius Cicero

  • Detri hatte es auf einmal eilig, schien mir. Nun, da ich mir hier den Rücken vollends ramponierte, nur um Papiere vom Boden zu klauben, da wollte ich doch auch etwas "Gewinn" haben. :D


    Ach, da fällt mir noch ein... Ich ließ es wie eine flüchtige Frage klingen, doch steckte weit mehr dahinter.


    Ist schon entschieden, wer der nächste Comes ist? Oder... Ich machte eine bedächtige Pause, die mit dem Aufrichten meines Körpers übereinstimmte, da ich nun die letzten Papiere vom Boden entfernte..... sollten sich fähige Männer noch engagieren?


    Endlich konnte ich mich wieder setzen undd lächelte mit schmalen Lippen, nun würde auch ich an meinem Becher nippen.

  • Octavius Detritus war nur mehr ganz selten in der Curia Italica zu finden und konnte darüber nicht viel berichten.


    "In den Bekanntmachungen steht nur die Ernennung von Decimus Artorius Corvinus zum Curiamitglied also schätze ich mal hat man noch keinen würdigen Kandidaten gefunden."


    Detritus verstand sofort wen er mit fähige Männer meinte.


    "Du solltest dich beim amtierenden comes Marcus Aelius Callidus melden und ihm dein Vorhaben verkünden, er wird dann alles weitere in die Wege leiten."

  • Aintzane, voll beladen mit Ciceros Rollen und Tafeln, schaffte es irgendwie, mit einem Fuß die Tür aufzubekommen und lud sein Zeug auf einem Tisch ab. Dann ging sie wieder, froh, dass sie das hinter sich hatte.

  • Die Iden des März näherten sich erneut, und ich grübelte über die alten Zeiten nach. Erneut holte ich das Schreiben vom Palast hervor und steckte wieder sorgsam weg. Auf und ab führten mich meine Schritte. Würde ich so weitermachen, so würden Gräben den Boden zieren.

  • In einer ruhigen Minute schrieb ich dieses Dokument, revidierte es und schrieb es erneut:



    Testament



    Im Falle meines Ablebens vermache ich all mein Geld, meine Ländereien und Waren, sowie all diejenigen Werte, die ich selbst erben werde, so das Vermögen meines Bruders, an Lucius Aurelius Commodus.


    Titus Aurelius Cicero



    Dann machte ich mich ans Werk.

  • Die ruhige Minute, in welcher das Testament verfasst worden war, lag bereits Monate zurück. Ebenso langa hatte niemand das Zimmer des Cicero für etwas anderes als staubwischen betreten, und so lag das Testament immer noch in der obersten Schublade des Schreibtisches, bedeckt von einer dünnen Staubschicht.

  • Mit den Prätis im Schlepptau erreichten Cotta und ich Ciceros Zimmer. Die Tür knarrte etwas bem Öffnen, und vereinzelt flog eine Staubfluse davon. Scheinbar hatte er zu Lebzeiten angewiesen, dieses Zimmer nicht reinigen zu lassen, das wusste ich nicht. Kurz hinter der Schwelle blieb ich stehen. "Hier ist es", sagte ich überflüssigerweise.

  • Crassus folgte dem Aurelier zu dem Zimmer. Dort angekommen betrat er es nach Corvinus. Im Gegensatz zu ihm ging er aber in die Mitte des Raumes und sah sich um. Es wurde wohl schon lange nicht mehr gereinigt. Betreten offenbar auch nicht, so gleichmäßig wie die sehr dünne Staubschicht verteilt war. Gut, dann machen wir uns an die Arbeit. Auf diesen Wink hin betraten vier Prätorianer das Zimmer und stellten es sprichwörtlich auf den Kopf.


    Es war danach nur eine Frage der Zeit bis das Testament entdeckt wurde. Einer der Prätorianer brachte es zu Crassus, dieser las es durch und gab es dann Corvinus:


    Wo wohnt dieser Lucius Aurelius Commodus?

  • Ohne mit der Wimper zu zucken betrachtete ich, wie Crassus und seine Männer jeden Schemel umdrehten, jedes Kissen begutachteten, jeden stilus skeptisch beäugten und wie sie dabei jede Menge Staub aufwirbelten. Schließlich widmete man sich auch dem Schreibtisch, und dort fand man eine Art Testament, so man es denn so nennen wollte. Ich überflog den Text. "...sowie all diejenigen Werte, die ich selbst erben werde..." Missbilligend schürzte ich die Lippen und schüttelte den Kopf. So ein Quatsch, und das von einem gebildeten Mann. Wenn man tot war, konnte man doch nichts erben, und damit erbten die nächsten Verwandten des Vererbenden. Ich vernahm die Stimme des Crassus und antwortete. "Commodus. Der wohnt außerhalb der Stadt, auf dem Land. Aber ich glaube nicht, dass er überhaupt zugegen ist. Wobei - vielleicht meinte mein Onkel dessen Landgut, als er von einem anderen Quartier schrieb? Das würde erklären, warum er Commodus alles vermacht."

  • Aha.


    Crassus ließ nach diesem ersten Fund noch weiter das Zimmer durchsuchen. Man stieß noch auf das ein oder andere Pergament, Urkunden, Briefe und ähnliches, aber nichts wirklich aktuelles oder was groß neue Einblicke oder Perspektiven bieten oder ermöglichen würde. Eingepackt wurde das ganze Zeug trotzdem: Wir werden die gesamten Pergamente, Aufschriebe und so weiter wieder vorbeibringen, sobald wir sie nicht mehr brauchen und wir gegebenenfalls Kopien gemacht haben. Das kann einige Tage dauern. stellte er fest. Denn gefragt, ob er die ganzen Papiere haben konnte, hätte er eh nicht.


    Ist das das einzige Zimmer des Titus Cicero? Und seit wann wohnt dieser Commodus nicht mehr hier, hat er hier auch ein Zimmer?

  • Ich ließ Caecilius Crassus im atrium mit seinen Männern passieren und folgte selbstverständlich ins Zimmer des Cicero, zu dem Corvinus uns nun führte. Zwar war ich mir nicht sicher, ob ich noch irgendwelche wichtigen Informationen zur Klärung des ganzen Vorganges würde beisteuern können - schließlich hatten mich all die Ereignisse seit meiner Ankunft aus Athen auch ziemlich überrollt. Aber natürlich gab es für mich, wie auch für meinen Vetter, keinerlei Grund, mich der Untersuchung zu entziehen, hatten wir doch nichts zu befürchten.


    Das Zimmer Ciceros hatte ich selbst nicht ein einziges Mal betreten; irgendetwas hatte mich immer davon abgehalten; ich hätte selbst nicht sagen können, was. So betrat auch ich das cubiculum mit einer gewissen Neugierde. Offenbar war ich nicht der Einzige gewesen, der diesen Raum in den zurückliegenden Monaten nicht betreten hatte; die dünne Staubschicht, die hier alles bedeckte, ließ daran keinen Zweifel aufkommen. Dieser Staub wurde nun gehörig aufgewirbelt, als die Prätorianer ihres Amtes walteten und alles durchsuchten. Sie stießen dabei schnell auf ein Schriftstück, das augenscheinlich das Testament unseres Onkels darstellen sollte. Er vermachte darin sein Erbe Commodus, das war dem Schreiben zu entnehmen; einiges andere aber war, vorsichtig formuliert, ein wenig unklar ausgedrückt. Dass Corvinus derselben Meinung war, konnte ich in seinem Gesicht lesen.


    Die Prätorianer suchten noch eine ganze Weile weiter, fanden aber allem Anschein nach nichts mehr von Bedeutung. Ich zweifelte daran, dass sie die Untersuchung jetzt noch lange fortsetzen wollten, denn ihr Präfekt hatte doch bisher schon so akribisch gearbeitet.

  • Wortkarg oder arrogant? Ich konnte mich nicht recht entscheiden und beließ es daher dabei, dass beides der Fall sein konnte. Den Brief hatte ich an Cotta weitergegeben, welcher ihn mit ebenso fragender Miene durchgelesen hatte wie ich selbst. Der ein oder andere Soldat hustete oder musste niesen bei all dem Staub, doch ich schämte mich nicht für diesen Mangel an Sauberkeit, denn wenn jemals ein Putzversäumnis seitens der Sklaven willkommen gewesen war, dann hier und heute - bewies doch der Dreck, dass wir die Wahrheit sagten.


    "In Ordnung", entgegnete ich auf die Beschlagnahmungsmitteilung und nickte. Es war vermutlich ohnehin nichts Wertvolles für mich oder einen anderen Aurelier dabei. "Dies ist das einzige Zimmer gewesen. Und Commodus...lass mich überlegen...das war Mitte des Jahres 102. Dementsprechend hat er kein Zimmer mehr in diesem Haus. Seine persönlichen Besitztümer ließ er damals aus Rom hinaus schaffen, und seitdem hat er die villa nicht mehr betreten."

  • In Ordnung. Mit einem flüchtigen Rundumblick vergewisserte sich Crassus, dass seine Männer jetzt jedes potentielle Versteck für irgendwelche Schreiben und so weiter überprüft hatten. Das war tatsächlich so und es wuden keinerlei neue Informationen gewonnen.


    Und wann hattet ihr beiden das letzte mal Kontakt zu diesem Commodus?


    Da Crassus davon ausging, dass er hier in dem Zimmer nichts mehr wichtiges finden würde, schlenderte er langsam los Richtung Ausgang und sah sich dabei auf dem Weg sorgsam um. Die Frage hatte er im Gehen gestellt, in der Annahme, dass ihm die beiden Patrizier folgen würden.

  • Missbilligend schürzte ich die Lippen. Mir kam es zu selbstverständlich vor, wie sich dieser Mann in einem Haus bewegte, das er nicht kannte und in welchem er nur ein Gast war. Dennoch deutete ich Cotta, ihm einfach zu folgen, und selbst tat ich das auch.


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