Hauptstall

  • Mit dem Petronier im Schlepptau betrat Leif den Hauptstall, führte den Mann an den Ställen vorbei, wobei er hier und da einen knappen Kommentar zu den darin stehenden Tieren abgab, bis er schließlich recht weit hinten vor einer Box stehen blieb...


    "Dies", sprach Leif mit nicht wenig stolz in der Stimme, "ist Asulf."



    Das Pferd stand in der Box, in die es gerade geführt worden war, und sah den Besucher mit neugierig aufgestellten Ohren an...


    "Asulf ist sieben Jahre alt, und mittlerweile das älteste unserer Tiere in der Riege. Wie sehr kennst du dich mit Pferden aus, wenn ich fragen darf? Naja, sieben Jahre sind auf jeden Fall ein gutes Alter... einige unserer Tiere werden bis zu achtzehn Jahre alt, der Schnitt liegt bei etwa 13. Asulf...", er tätschelte dem Dunkelfalben auf die Stirn, als dieser sich etwas näher an die halbhohe Tür begab, ".. ist ein recht ruhiger Charakter. Er hat einigen der Duccii das Reiten beigebracht, und ist lange Zeit als Zuchthengst in unserer Riege gewesen. Er ist ausdauernd, aber besonnen. Sein Vater wurde kürzlich erst dem Kaiser als Geschenk übersandt."

  • Crispus roch den Stallgeruch und fühlte sich wieder einmal in die Zeit bei der Legion zurückversetzt. Damals hatte er die Ställe häufig aufsuchen müssen - meist, um sich ein Maultier zu besorgen, mit dem er seine Soldaten auf ihren Märschen begleiten konnte. Doch als Decurio einer Stadt konnte er ja schlecht mit einem Maultier durch die Gegend reiten! Daher wollte er ja das Pferd...


    Bei dem Pferd tat sich allerdings ein Problem auf, das der Bursche direkt anstieß: Crispus hatte wenig bis gar keine Ahnung von Pferden! Er konnte leidlich reiten - das schon! Aber er hatte sich noch nie selbst um ein Pferd gekümmert. Eine Zeit lang musste er überlegen, woran man ein gesundes Pferd erkannte. Oder auch nur die Herkunft! Er versuchte, das Pferd fachmännisch zu betrachten.


    Das Tier war relativ schlank und groß - anders als die Ponys, die viele Bauern in den Dörfern um Mogontiacum hielten. Ob es ein Spanier war? Oder ein thessalisches Pferd? Von denen hatte Crispus aber nur gehört und hätte nicht sagen können, was genau seine Kennzeichen war. Um nicht tölpelhaft dazustehen (wer kaufte schon ein Pferd, ohne Ahnung davon zu haben?), räusperte er sich und meinte


    "Ein bisschen. Wo kommt Asulf denn her?"


    Seine drängendere Frage war allerdings, was das gute Stück denn kosten sollte...doch so etwas fragte man ja eher am Ende der Verhandlungen!

  • Leif:
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    Leicht irritiert blickte Leif den Mann an. Wie, woher kam er? Er sah den Hengst fragend an, kam dann aber doch auf die Idee dass der Mann wohl den Stammbaum meinte.


    "Alle unsere Pferde sind hier geboren. Die Hros Duccia wurde vor mehr als fünfzehn Sommern auf Basis vierer Stufen aus hiesigen Landen und dreier Hengste aus den Südlanden geboren. Die Stuten stellen sicher dass die Fohlen auch durchkommen, Tiere aus dem Süden haben oft Probleme sich an das nordische Klima anzupassen. Hengste sind da nicht so anspruchsvoll, die lassen sich von ein wenig Schnee nicht von der Fortpflanzung abschrecken, wenn du verstehst was ich meine...", er grinste breit und klopfte dem Hengst auf den starken Hals, "Unsere Tiere haben von den Stuten die Stärke und die Abhärtung gegen die Kälte, von den Hengsten die Wendigkeit und die Schnelligkeit. Natürlich können sie nicht mit Exemplaren aus Hispania mithalten, aber dafür verrecken unsere Tiere nicht beim ersten Frost, und sind schneller als die Tiere die man sonst hier im Norden bekommen kann."

  • Crispus machte ein interessiertes Gesicht und fragte sich, inwieweit Tiere eigentlich ihre Anlagen mitgaben und ob es da gewisse Gesetzmäßigkeiten gab. Doch alles in allem schien ihm die Erklärung doch plausibel: Auch bei Menschen konnte man schließlich erkennen, dass eine robuste Frau und ein athletischer Mann Kinder bekamen, die beide Eigenschaften vereinten!


    Eine Frage quälte ihn aber doch...


    "Und...was würde dann dieses Tier so kosten?"


    er legte den Kopf ein wenig schief und versuchte, möglichst beiläufig zu klingen. Er glaubte, dass er sich solch ein Pferd schon leisten konnte, doch noch immer war er eher geizig (was er sich natürlich nicht anmerken lassen wollte).

  • Leif:
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    Die Frage nach dem Preis kam für Leif etwas zu schnell... eigentlich hatte er sich darauf eingestellt noch etwas über das Training von Asulf zu erzählen, das sich schließlich in Stil und Benehmen bemerkbar machte, doch das wollte der Kunde wohl nicht hören... so kratzte er sich nur am Kopf, was hatte Lando noch einmal gesagt? Achja, hoch stapeln, in der Mitte treffen...


    "Nun, da Asulf eins der Tiere ist, die bei uns am längsten im Training sind, und von daher auch zu unseren best-ausgebildesten gehören, wäre ein Preis von 315 Sesterzen nur angebracht.", und los ging's... Leif fragte sich wie gut der Mann im Feilschen war.

  • 315 Sesterzen? Das war doch eine ganze Menge Geld für einen einzelnen Gaul! Crispus runzelte die Stirn. Andererseits hatte er keine Ahnung, wie der Pferdepreis für Reitpferde sich entwickelt hatte: Er war so von 200 Sesterzen ausgegangen. War es nun wirklich um ein Drittel teurer oder war das nur Gefeilsche? Der Petronier hatte immer Schwierigkeiten dabei, zu erkennen, ob Germanen nun feilschten oder nicht...


    "315 Sesterzen für das Pferd? Ich hab' ja noch nicht 'mal 'ne Garantie, ob es überhaupt hält, was du mir versprichst! Und es wirkt mir schon ein bisschen dürr für ein wetterfestes Tier!"


    Ob das genügen würde, um den Preis etwas zu verbessern? Sicherheitshalber gab er noch ein Gegen-Angebot:


    "Ich glaube, 180 Sesterzen wären viel vernünftiger!"

  • Leif:
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    Leif schmunzelte. Der Mann war entweder ein dreister Feilscher, und hatte einfach nur keine Ahnung. Das versprach interessant zu werden...


    "Lieber Freund, das ist nicht dürr, das sind Muskeln die du da siehst. Und ich denke ich übertreibe nicht wenn der Name Hros Duccia für die Tauglichkeit unserer Tiere garantiert, der auch die Ala in Confluentes ihre Soldaten anvertraut. Aber da du ein redlicher Pferdekenner zu sein scheinst, bin ich gewillt dir einen kleinen Bonus zu geben, und überlasse dir das Pferd für 305 Sesterzen."

  • Da sein Angebot den Verhandlungspartner zum Lächeln brachte, nahm Crispus an, dass er doch ein wenig zu niedrig gepokert. Noch war er eben doch noch kein besonders guter Händler - vielleicht sollte er noch ein bisschen üben!


    Er strich dem Pferd über den Leib. Es fühlte sich tatsächlich fest an - wie ein muskulöser Arm!


    "Naja, vielleicht hast du recht - aber das Tier ist trotzdem keine 300 Sesterzen wert! Eher vielleicht 200!"

  • Leif:
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    "Oh, ich bin mir absolut sicher dass es das wert ist. Immerhin: sieben Jahre volles Training. Das ist kein Jungspund ohne Erfahrung den du dir hier zulegen willst, Asulf ist ein verdienter Veteran und Vater einiger unserer vielversprechendsten Fohlen. Die alleine geben wir schon nicht für 200 Sesterzen her, mit Verlaub. Es ist ja nicht so als würden wir erst seit gestern an unserem Stall arbeiten...", sprach Leif mit fast schon belehrendem Tonfall. Das Erstgebot des Mannes hatte er ja noch für einen dreisten Witz gehalten, doch weigerte sich der Kerl immernoch über die 200 zu gehen...

  • Sieben Jahre Training? Wenn das Pferd erst sieben Jahre alt war, fragte er sich, wie man es gleich nach der Geburt trainiert hatte. Allerdings wusste er auch nicht, wann man genau mit der Erziehung eines Fohlens beginnen konnte. Daher beschloss er, doch noch ein wenig entgegenkommender zu sein.


    "Na gut, ich wäre auch mit 250 Sesterzen zufrieden."

  • Leif:
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    Leif arbeitete hart daran, sich ein siegessicheres Grinsen zu verkneifen. Das hatte ja doch noch richtig Spaß gemacht... dennoch, für 250 konnte er das Tier nicht verkaufen.


    "Sagen wir 275, ich muss mich auch noch meinem Lohnherren gegenüber verantworten. Und der wird es nicht gerne sehen wenn ich eins unserer besten Tiere für den Preis verkauft habe, den wir normalerweise für einen Vierjährigen nehmen.", ging er ein letztes Mal auf den Mann zu, und erreichte damit die für ihn persönlich vertretbare Schmerzgrenze.

  • 275 Sesterzen...das war wesentlich mehr, als er erwartet hatte - wenn es allerdings stimmte, was der Bursche ihm versprach, würde es das Geld wert sein: Ein Pferd in den besten Jahren mit einer guten Ausbildung! Ein wenig absichern wollte er sich dann aber doch...er musste das Tier mal dem alten Legions-Veterinär vorführen!


    "Also gut - aber nur, wenn ich ihn zurückgeben darf, wenn er nicht hält, was er verspricht. Ich will ihn gern überprüfen lassen."

  • Leif:
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    Zurückgeben? Leif klappte der Kiefer beinahe nach unten, als der Römer redete...


    "Wie, zurückgeben?", stammelte er ungläubig, doch dann verstand er. Der Römer wollte sicher gehen... na, da hatte er schon mehr Vertrauen erfahren. Gleichsam wurde er vorsichtig.
    "Das wird kompliziert. Solltest du auf ein Rückgaberecht bestehen, was ehrlich gesagt mehr als exotisch und äußerst unüblich ist, muss ich dich an Duccius Lando verweisen, welcher die Geschäfte abwickelt die ein wenig mehr...", er suchte einige Sekunden lang nach dem richtigen Wort, "Detailreichtum besitzen. Solltest du also darauf aus sein das Pferd sofort mitzunehmen, muss ich dich mit deiner Forderung nach Rückgaberecht leider zurückweisen."

  • "Naja, ich bin kein Veterinarius. Nicht, dass ich euch nicht trauen würde - ich würde nur gern sichergehen, dass er nicht irgendwie krank ist. Sonst hätte ich am Ende fast 300 Sesterzen dafür ausgegeben, ohne was von ihm zu haben."


    erklärte Crispus und sah einen Hoffnungsblitz aufblinken, doch noch mit einem der Duccier sprechen zu können.


    "Ich kann auch gern mit Duccius Lando reden, wenn es erforderlich ist."

  • Leif nickte bedächtig, er würde wohl auch auf Nummer sicher gehen, und Lando holen. Wenn dieser überhaupt zuhause war... es war immer ein Glücksspiel, auf die Anwesenheit des rothaarigen Hrosbesitzers zu wetten. Nichtsdestotrotz machte er sich auf zum Bereich des Anwesens auf dem die Casa stand, und kehrte wenige Minuten später mit einem sichtlich überraschten Lando zurück...


    "Petronius Crispus. Ich bin überrascht, aber gleichsam erfreut dass du dich für ein Pferd aus unserer Zucht entschieden hast... Leif erzählte es gäbe da Details die zu regeln sind?"

  • Während der Junge den Hros-Besitzer holte, betrachtete Crispus das Pferd ein wenig, strich ihm über die Stirn und freundete sich langsam mit dem Gedanken an, das Tier zu besitzen. Es dauerte jedoch nicht lang, bis Duccius Lando erschien, der ganz offensichtlich überrascht war, den Petronier zu sehen.


    "Richtig, danke, dass du Zeit hast, Duccius."


    beantwortete und kommentierte er die Anrede des Germanen.


    "Wir haben uns auf einen Preis von 275 Sesterzen für das Pferd hier geeinigt. Ich würde es zu dem Preis nehmen, allerdings würde ich es gern untersuchen lassen - nicht, dass es krank ist.


    Das ist kein Misstrauen gegen dich, ich kenne mich nur nicht ganz so gut mit Pferden aus und würde das Pferd für den Preis gern überprüfen lassen und das Recht bekommen, es zurückzugeben, falls es irgendwie krank ist.


    Im Grunde hast du daran keinen Schaden: Entweder ich kaufe es oder es ist so, als hätte ich es für einen Tag ausgeliehen."

  • 275 Sesterzen, für Asulf. Lando war kurz versucht die Luft zwischen den Zähnen einzuziehen, doch er beließ es dabei. Ein moderater Preis, für den Hengst wären gerne noch einmal 25 Sesterzen drin gewesen... aber das war nun nichtmehr seine Sorge, das Tier war so gut wie verkauft.


    Der Wunsch des Petroniers war schon sehr speziell, und Lando legte beim überlegen die Stirn in Falten. Rückgaberecht? Bei einem Pferd? Noch nie gehört... er konnte die Zweifel des Kunden verstehen, wo war der Mann gewesen? Centurio... was hatte Brutus mal erzählt? Der Centurio war Fusssoldat? Und Decurio war man bei der Reiterei... zumindest glaubte er das so in Erinnerung behalten zu haben. Lando seufzte kurz auf.. das konnte ja heiter werden.


    "Ein Rückgaberecht ist speziell, das weißt du sicherlich selbst, aber wir können uns darauf einigen, dass das Tier in körperlich unversehrtem Zustand und offensichtlich gesund übergeben wurde. Wenn dir sein Stil nicht zusagt, kannst du das Tier innert der ersten zwei Tage zurückgeben wenn es diesselben Vorraussetzungen immernoch besitzt.", sagte er schließlich. Das war Zeit genug um Krankheiten oder Verletzungen, die in der Hros ihren Ursprung hatten, früh genug zu bemerken, und solche, die in der Haltung des neuen Besitzern hatten, nicht in diesselbe Zeitspanne fallen zu lassen.

  • Crispus nickte. Wenn sein Veterinarius etwas bemerken würde, würde er das rasch erfahren und konnte ihn zurückgeben, weil ihm sein 'Stil' nicht gefiel. Damit konnte er zufrieden sein.


    "Einverstanden. Möchtest du einen Vertrag aufsetzen oder reicht es dir, wenn ich dir das Geld gebe und Asulf mitnehme?"


    Er holte seinen Geldbeutel hervor (zu diesem Zweck hatte er Goldmünzen, die von seinem Entlassungsdonativum stammten, in seinen Soldatengeldbeutel gelegt). Es war eine Art Metall-Armband mit einer Aushöhlung, deren Öffnung zum Arm blickte - man musste ihn also abnehmen, um etwas herauszuholen.

  • "Solltest du besonderen Wert auf ein Vertragswerk legen, würde ich natürlich auch einen aufsetzen. Allerdings sehe ich das nicht als nötig an, den mündlichen Vertrag gibt es nicht nur in der Gegend meiner Heimat.", er streckte dem Petronier die Hand hin, "Also zweihundertfünfundsiebzig Sesterzen für Asulf, und zwei Tage Zeit dich zu entscheiden."

  • "Einverstanden."


    erwiderte Crispus und schlug ein. 275 Sesterzen war zwar nicht übermäßig billig - vielleicht fast sogar etwas teuer für seinen Geschmack - doch wenn Asulf hielt, was er versprach, würde es ein guter Kauf sein.


    Nachdem die beiden eingeschlagen hatten, fragte der Petronier noch


    "Ich kann ihn gleich mitnehmen?"

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