[Cubiculum] Sklavenunterkünfte I

  • Callidus nutzte die Gelegenheit ein wenig in den wenigen Habseligkeiten der Sklaven zu stöbern. Streng genommen hatten sie ja eh kein eigenes Gut. Zu seinem Ärger war alles recht ordentlich. Callidus seufzte. Er suchte die Zellen nach versteckten Gegenständen ab. Es kam nicht selten vor, dass Sklaven ihre Herren beraubten. Sie dachten, sie hätten einen Lohn verdient.

  • Bis auf ein angebissenes Brot (Daphne) und einige kleine Fläschchen mit duftender Essenz (Kaya) konnte der Römer nichts entdecken, was auf ein geheimes Schätzehorten hingedeutet hätte - das nahezu unberührte Bett wollte auch kein unentdecktes Geheimnis preis geben, sondern war und blieb ein Bett. Dass sich allerdings die Türe öffnete und die Amazone den Raum betrat, mochte die Situation ein wenig amüsanter machen. Sie hob nur die Brauen an und blickte ihm entgegen. "Kann ich dir helfen, Herr?" fragte sie, das letzte Wort ein klein wenig betonend - aber ihr Tonfall ließ offen, ob sie sich über ihn amüsierte oder ob die Respektsanrede ehrlich gemeint war.

  • Callidus schaute auf und sah die neue Sklavin, die er eigentlich nicht im Hause haben wollte. War da eine Spur von Hohn in ihren Worten?


    "Nun, ich wollte nur mal schauen, ob die Sklaven dieses Hauses zufällig zu Reichtum gekommen sind!"


    Er schaute sie einschätzend an.

  • Sie erwiederte seinen Blick mit neutralem Gesichtsausdruck, jener Miene, die fast jeder Sklave ausgesprochen schnell anzulegen lernt, wenn er den eigenen Hintern vor Ärger bewahren wollte - egal, was der Herr sagte oder tat, man blieb ruhig, nickte, sprach höflich und blieb so am Leben.
    "Ich habe in diesem Zimmer bisher keine einzige Münze gesehen, und besitze auch keine," erwiederte sie und straffte im Stehen etwas ihre kräftige Gestalt, die Muskeln einmal kurz zucken lassend. Sie war sich ziemlich sicher, in diesem Raum zumindest körperlich deutlich überlegen zu sein.

  • Er sah sie enttäuscht an. Aber was sollte sie auch anderes sagen? Sie würde wohl kaum ihre Standesgenossinen vor ihm anklagen. Aber seine Inspektion war bisher erfolglos. Hier würde er wohl nichts erreichen. Er umrundete sie langsam um sie zu verunsichern.


    "Ist das so! Und du bist dir auch ganz sicher?"


    Sie hatte einen schönen Körper, wenn auch für Callidus Geschmack etwas zu muskolös. Eine Herausforderung in seinen Augen.


    "Und wer geht hier so verschwenderisch mit Nahrung um und lässt es dort unachtsam liegen und lockt Ratten an? Geben wir euch zu viel zu essen?"


    Etr hatte einen Grund gefunden und grinste triumphierend.

  • Ihr Blick glitt langsam zu dem angebissenen Brot und sie hob die Schultern. Wahrscheinlich hatte Daphne wieder genascht, aber sie wusste es nicht.
    "Das weiss ich nicht, Herr. Ich war bis eben unterwegs und habe trainiert, um meine Aufgaben bei Deiner Mutter besser wahrnehmen zu können." In der Tat, feinste Schweißperlen standen auf ihrer Stirn, als sie sich bewegte, war es im Licht besser zu sehen. "Aber ich würde das Vorhandensein von Ratten nicht als schlecht bezeichnen. Dicke Ratten haben sehr nahrhaftes Fleisch."

  • Er fragte sich, ob der Schweiß Angstschweiß war, oder ob sie die Wahrheit sagte. Aber Angst würde sie wohl keine empfinden. Er schüttelte sich bei den Gedanken, als sie über die Ratte sprach. Da zeigte sich mal wieder der Unterschied zwischen Barbaren und Römern.


    "Da wo du herkommst, mag man vielleicht mit Ratten wohnen und sie essen. Hier sind wir auf römischen Boden, hier geht alles zivilisierter zu. Sorge dafür, dass die Essensreste entfernt werden!"

  • "Natürlich, Herr." Wieder erfuhr dieses Wort eine leichte Betonung und sie trat an ihm vorbei, geschmeidig wie eine Raubkatze, die sich auf die Pirsch begibt. Überhaupt hatten ihre Bewegungen viel von der gemächlichen Trägheit einer Pantherin, die niemals ganz gezähmt sein würde, auch wenn sie vielleicht den Kopf vor der Peitsche beugte. Eretha nahm das Brot hoch und überlegte einen kurzen Moment lang, ob sie es essen sollte - immerhin hatte er befohlen, dass es entfernt würde, aber nicht wie.
    "Möchtest Du noch etwas, Herr? Ansonsten würde ich mich in die culina begeben."

  • War da schon wieder Hohn? Sie wollte ihm das angebissene Brot geben? War sie nur so dumm oder tat sie nur so?


    "Denken ist nicht deine Stärke, wie?"


    warf er ihr entgegen. Er schüttelte nur mit dem Kopf.


    "Du willst ein von Sklaven angebissenes Brot doch nicht den Herrschaften zum Abendbrot vorlegen, oder?"

  • "Nein, Herr. Hinter der culina ist der Abfallhaufen, und dort gehört angebissenes Brot hin, wenn es für niemanden mehr bestimmt ist." Nach einer kurzen Pause fügte sie an: "Und ich wollte Dir nichts von diesem Brot geben, sondern wissen, ob Du von mir noch etwas möchtest. Ob Du noch eine Aufgabe hast, bevor ich dieses Brot wegbringe."
    Wie dumm musste man eigentlich sein, um auf so eine Idee zu kommen? Als ob sie einem Römer ein angebissenes Brot gegeben hätte, aber dass dieser Römer nicht so ganz auf der Höhe der Zeit war, hatte sie schon auf dem Sklavenmarkt vermutet. Dennoch, sie behielt die ruhige Miene bei, eine Auseinandersetzung würde ihr nichts bringen.

  • "Nun, wer Ratten ist, kann doch sicherlich auch ein angebissenes Brot essen! Ich überlasse es dir, iß ruhig!"


    Sie wich jeder seiner versteckten Attacken aus. Langsam langweilte sie ihn. Er schüttelte nur den Kopf.


    "Nein, ich habe keine Aufgabe für dich!"


    '... aber erwischen tue ich dich doch noch irgendwann', dachte er sich und drehte sich wütend um und verließ den Raum. Man gönte ihm auch keine Spaß.

  • Um sich erwischen zu lassen, hatte sie schon zu viele und bedeutend grausamere Herren gehabt - so nickte die Amazone nur und wandte sich von ihm ab, ein ruhiges "Ich danke Dir, Herr," sprechend, um sich dann in die Richtung der culina zu begeben. Heute abend würde sie ein ernstes Wort mit Daphne über deren Essgewohnheiten sprechen müssen, soviel war sicher ... der junge Römer war gekommen, um etwas zu finden und wenn es so weiter ging, würde er sicher auch etwas zu finden wissen, das mehr Ärger verursachen würde als ein Stück nicht fertig gegessenes Brot.

  • "Eretha?!"


    rief ich durch die Kammer und wartete auf die Antwort der Sklavin, denn einige Hausarbeiten standen an, und erstens hatte ich genug zutun als das ich diese erledigen könnte, und als zweites war ja Eretha sowieso dafür da.

  • Sie war nicht anwesend, denn während des Tages befand sie sich höchst selten im Sklavenzimmer. Müßiggang lag ihr nicht, und so nutzte sie jede freie Stunde, in welcher sie ihre Herrin nicht zu ihrem Arbeitsplatz, dem Tempel, begleitete oder sie dort abholte, zur Übung. Den Ruf des Hausherrn allerdings hatte sie sehr wohl vernommen, und so erschien sie nach recht kurzer Zeit auch im Gang, von dem das Zimmer abzweigte, um schweißüberströmt und mit ihrer einfachen Tunika und den Sandalen angetan, vor ihm stehen zu bleiben.


    "Du hast mich gerufen, dominus?" sagte sie ruhig. Würde das jetzt der nächste Versuch sein, sie zu piesacken, oder hatte sie von Redivivus Romanus eine andere Behandlung zu erwarten? Augenscheinlich hatte sie gerade trainiert, ihre Knie trugen Erdflecken, und die gesamte, kräftige Gestalt offenbarte in etwa so viele alte Narben wie der Körper eines Legionärs nach mehreren Jahren Frontdienst.

  • "Ich habe nur gerade unter der Nachmittagsonne trainiert, dominus," erklärte sie und blickte ihm ansonsten fast ausdruckslos entgegen. Kein Lächeln, kein Blinzeln, nichts. Zu oft hatte sich die Hand eines Hausherrn gegen sie erhoben, zu oft war sie gezwungen worden, Dinge zu tun, von denen sie heute noch träumte. "Was kann ich für Dich tun, dominus?"

  • "Nun, in meinem Tablinium müssen einige Möbel verrückt werden, damit ich bald Platz für einen größeren Schreibtisch habe. Und da du ja recht, sportlich, bist, und sonst niemand im Haus ist, dachte ich mir dass du mir eventuell zur Hand gehen könntest und mit mir ein wenig umräumst."


    sagte ich zu der Sklavin, welche mir irgendwie schon immer Suspekt vorkam...

  • "Natürlich, dominus. Ich werde Dir helfen. Darf ich mir kurz den Schweiß abwischen, damit Deine Möbel nicht befleckt werden?" fragte sie, sicherheitshalber. Römer wurden wegen den kleinsten Sachen ungeduldig, und mit dem Hausherrn wollte sie es sich nicht verderben, schon gar nicht wegen ein paar Schweißtropfen oder einem eventuell für ihn wahrnehmbaren Körpergeruch.

  • Sie nickte langsam und wandte sich, nachdem er den Raum verlassen hatte, zu der auf der Truhe deponierten Waschschüssel, um sich an dieser kurz zu erfrischen. Deutlich mehr Zeit verging damit, dass sie sich Arme, Beine und Achselhöhlen sorgsam mit dem Waschtuch reinigte, das dafür bereit lag - er sollte keinen Grund zur Klage haben, dafür war vom Wohlwollen des Hausherrn zuviel abhängig. Als sie fertig war, eilte sie ihm mit schnellem Schritt hinterher, in Richtung des Raumes, den er ihr genannt hatte.

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