[Atrium] Empfangshalle

  • "Geld werde ich nicht brauchen, ich bin bis jetzt auch ganz gut mit dem wenigen, das ich habe, hingekommen. Etwas Verpflegung hingegen wäre gar nicht schlecht. Außerdem, wenn es geht, ein Pferd, wenn es dich nicht stört. Ich schicke es dir sofort zurück, wenn ich in Germanien angekommen bin."

    Fortes Fortuna adiuvat. - Plinius der Ältere (nach Plinius)

  • "Gut ich gebe dir genug Nahrung und Wasser mit, und ein Pferd, ein richtiges, nicht diesen alten Gaul..."


    sagte ich lachend und fuhr dann fort...


    "Und vergiss nicht dich ab und an bei deinem alten Herren zu melden wenn du in Germanien angekommen bist."

  • "Na, dann bin ich beruhigt."


    Maxentius stimmte in das Gelächter ein.


    "Es sei dir versichert, dass ich mich melden werde. Danke. Leb wohl, bis wir uns wiedersehen."


    Er stand auf, nachdem er noch einen Schluck Wasser genommen hatte, und entfernte sich.

    Fortes Fortuna adiuvat. - Plinius der Ältere (nach Plinius)

  • Der Tag hatte gut begonnen, allerdings täuschte manchmal der Eindruck. Evander saß im Atrium, an einem Apfel kauend, als der Ianitor reinkam, ankündigend, dass ein Tabellarius Briefe gebracht hatte. Caius blickte auf. Ein Tabellarius, das hieß wahrscheinlich, dass ein amtliches Schreiben angekommen war.
    "Gib her"
    sagte er.
    "Aber Herr, der Brief ist an dominus Callidus adressiert"
    gab der Sklave zurück, woraufhin Evander kopfschüttelnd aufstand.
    "Gerade du solltest wissen, dass Callidus' Aufenthaltsort seit langem unbekannt ist"
    sagte er dem Sklaven und streckte den Arm aus, um den Brief zu empfangen, doch der Sklave enttäuschte ihn und hielt den Brief immer noch zurück.
    "Herr, vielleicht sollten wir warten..."
    "Schweig still"
    unterbrach ihn Evander wirsch und trat einen Schritt auf ihn zu. Dass er jung war, bedeutete noch lange nicht, dass er sich solche Frechheiten von der Dienerschaft der Domus gefallen lassen würde. Schon gar nicht jetzt, wo sie - seit dem Verschwinden Callidus' - ihm auf Gedeih und Verderb ausgeliefert waren.
    "Gib mir den Brief"
    forderte er drohend auf. Reumütig übergab ihm der Ianitor die versiegelte Schriftrolle.
    "Geh zurück auf deinen Platz"
    Er brach das Siegel und überflog die Zeilen. Evander setzte sich, als ihm klar wurde, worum es ging. Der Brief erinnerte ihn an den Tod seines Vaters. Und seines Bruders Maxentius. Evander senkte den Blick, legte das Schreiben nieder, als sich Trauer seiner bemächtigte. Er seufzte, nahm sich einen Augenblick Zeit, sich zusammenzureissen und den Brief zu Ende zu lesen.
    "Geh und hole Helena, wenn sie im Haus ist"
    sagte er einer Sklavin, woraufhin sich diese schnell entfernte, um der Anweisung Folge zu leisten.

  • Evander las den Brief erneut, als die Sklavin, die er geschickt hatte, um Helena zu suchen, hereinkam. Unsicher blieb sie stehen, den Blick zu Boden gesenkt.
    "Herr, ich kann die Herrin Helena nicht finden"
    Evander verzog das Gesicht.
    "Schon gut. Hole mir eine unbeschriebene Schriftrolle. Und Schreibzeug. Und beeil dich, der Tag währt nicht ewig"
    sagte er und deutete in Richtung des Tablinum. Die Sklavin eilte hin und kam nur kurz später mit dem Schreibzeug und reichte alles Evander, der daraufhin begann, ein Antwortschreiben zu verfassen.

  • Evander saß im Atrium, trotz leichten Fiebers in Lektüre eines Buches vertieft, und griff immer wieder in eine kleine Obstschale, die mit Äpfeln, Birnen, Trauben und anderen Früchten gefüllt war. Den Brief, der ihn im Officium überreicht wurde, hatte er nicht geöffnet, sondern es auf Daheim verschoben. Das Siegel römischer Magistrate war drauf und er ahnte, dass es die Beantwortung seines Widerspruches war, auf die er gewartet hatte. Daher wollte er das Siegel erst Zuhause brechen und sich den Inhalt des Schreibens durchlesen.


    Das Schreiben lag immer noch auf dem Schreibtisch, der zu Füßen seiner Kline stand, ungeöffnet. Der Ianitor kündigte Besuch an.
    "Dominus, Valentius Tugio ist da, samt Gattin Fulla"
    Evander blickte etwas unglücklich drein. Eigentlich wollte er etwas alleine sein und den Tag in Ruhe an sich vorbeigehen lassen.
    "Soll ich sie wegschicken, dominus?"
    Nun blickte Evander unglübig auf.
    "Bist du von Sinnen? Gewähre Eintritt und geleite sie hierher, aber schnell"
    sagte er und erhob sich, um die Gäste zu begrüßen. Eine Sklavin eilte herbei, um den Sitz seiner Kleidung zu richten, was Evander wortlos geschehen ließ.
    "Ja, dominus"
    gab der Ianitor reumütig zurück und befolgte den Befehl.


    Er führte Valentius und Fulva hinein und Evander empfing die beiden freundlich und mit einem Lächeln. Evander mochte Valentius. Dieser hatte ihn damals, als er auf der Suche nach Arbeit und später Scriba war - wobei das Wort 'damals' etwas übertrieben sein mag - gut behandelt und war ein Mann, der sich nicht hatte korrumpieren lassen. Zumindest nicht sehr. Seine Frau Fulva war an die fünfzehn Jahre jünger als Valentius und - wie Evander befand - durchaus hübsch. Im Grunde war Valentius zu beneiden, dass er als ein Mann, der auf die Vierzig zusteuerte, eine Frau hatte, die nur ein paar Jahre älter als Evander sein mochte. Wirklich zu beneiden.
    "Valentius, werte Fulva. Schön, euch zu sehen. Nehmt Platz, setzt euch..."
    Evander begrüßte Valentius mit einem Handschlag, ergriff danach Fulva's Hände, traute sich aber nicht, ihr einen Kuss auf die Wange zur Begrüßung zu geben, was für einen Moment nach einer peinlichen Situation aussah... was Fulva aber geflissentlich übersah. Sie lächelte freundlich, neigte den Kopf zur Seite und Evander spürte einen Moment seltsames in sich vorgehen.
    "Salve, junger Redivivus"
    sagte Valentius. Er hatte die Angewohnheit bekommen, Evander 'junger Redivivus' zu nennen, merkte jedoch nicht, dass er in Anwesenheit Fulva's damit den Altersunterschied zu seiner Gattin umso mehr betonte.
    "Salve, Evander..."
    'Evander'... so wie sie das sagte, gefiel es dem 'jungen Redivuvus'. Sie nahmen Platz auf den Klinen, die die Sklaven bereitgestellt haben, während Evander seine Gäste begrüßt hatte.

  • Getränke wurden gereicht und in der Küche machten sich Sklaven daran, ein Mahl zuzubereiten. Evander hatte die mittlere Kline belegt, links von ihm war Valentius, zu seiner Rechten dessen Gattin. Beim letzten Besuch hatte noch Valentius die mittlere Kline für sich beansprucht. Diesmal ließ sich Evander diesen Platz nicht streitig machen. Er wuchs immer mehr in seine - ihm anfangs ungewohnte - Rolle als Hausherr hinein.
    "Wie geht es euch?"
    begann Evander die Unterhaltung. Er ahnte, warum Valetius und Fulva eigentlich hier waren. Den beiden schien es in finanzieller Hinsicht in letzter Zeit nicht gut zu gehen und darum nutzte Valentius jede Gelegenheit auf ein Mahl, die er kriegte. Nur kam das Thema Geld natürlich nie zur Sprache, zumindest nicht, wenn es nach Valentius ging. Es wäre seiner Meinung nach eine Schande, wenn er dies gestehen würde.
    "Gut gut"
    antwortete Valentius. Diese Antwort überraschte Evander nicht.
    "Wie ich höre, hat Tarraco einen neuen magistratus bekommen"
    Dahin wollte er also. Evander war erst vor wenigen Tagen ernannt worden. Er nickte.
    "Zwei sogar"
    antwortete Evander.
    "Ja richtig... zwei"
    Eine gewisse Bitterkeit war in seiner Stimme verborgen. Er hatte wohl Hoffnungen auf das Amt gehabt, das nun Evander bekleidete.
    "Aber du bist einer von ihnen"
    Aber? Wieso aber? Evander meinte, einen leisen Vorwurf in dem letzten Satz Valentius' herausgehört zu haben. Er schwieg, nickte nur und nahm einen Schluck Wein. Derweil wurde frisches Brot gereicht, dazu frisches Obst, Eier, kaltes Fleisch und Käse.
    "Mein Gatte und ich wollen dir herzlich dazu gratulieren"
    mischte sich Fulva ein.
    "Ich danke euch. Es ehrt mich, dass ihr den Weg hierher auf euch genommen habt, nur um mir dies auszusprechen"
    antwortete Evander, versuchte mit dieser Antwort seine beiden Gäste etwas zu provozieren. Wenn sie wirklich nur deswegen hergekommen waren, würden langweilige Gespräche über dieses und jenes folgen. Wenn nicht, waren sie gezwungen, gleich zum Thema zu kommen.
    "Greift zu..."
    sagte er und nahm sich etwas Käse.
    "Um ganz ehrlich zu sein, junger Redivivus, sind wir nicht nur deswegen hier"
    sagte Valentius schließlich und warf einen Blick zu seiner ihm gegenüber liegenden Gattin, die in diesem Moment einen Schluck Wein zu sich nahm. Sie erwiederte seinen Blick, so als wollte sie ihn ermutigen.
    "Ich habe eine Bitte an dich, junger Redivivus. In letzter Zeit gehen meine Geschäfte..."
    als Evander 'Geschäfte' hörte, ahnte er, was kommen mochte. Entweder liefen sie nicht gut und Valentius wollte sich etwas geld borgen. Oder sie liefen noch schlechter und Valentius wollte ihn als Partner haben. Wie auch immer, der Tag war kein guter und Evander erinnerte sich an den Vorschlag des Ianitors, die Gäste wegzuschicken. Erwünschte sich jetzt im Nachhinein, er hätte auf den Sklaven gehört.
    "... schlecht, sehr schlecht. Du weißt ja, ich bin am Handel mit Gewürzen und Sklaven beteiligt"
    eine interessante Mischung, dachte sich Evander. Valentius hatte, nachdem Evander zum Scriba ernannt worden war, von seinem verstorbenen Bruder dessen Geschäft übernommen und seine Stelle als Beamter aufgegeben.
    "Aber meine ganze Schiffsladung, eine wirklich, wirklich große Schifsladung, die ich vor mehr als einer Woche erwartete..."
    er seufzte
    "... kam hier nie an. Ich vermute, das Schiff ist entweder gesunken oder aber entführt worden."
    An letzteres glaubte Evander nicht wirklich, glaubte er doch, dass die Flotte die Gewässer des Mare Internum völlig unter Kontrolle hatte.
    "Wie auch immer, ich habe wirklich eine Menge Geld, reingesteckt. Fast mein ganzes Geld. Wenn die Schiffsladung nicht ankommt, bin ich... sind wir ruiniert"
    er blickte zu seinr Gattin, was ihm Evander gleichtat. Fulva veramt zu wissen war Evander ein unerträglicher Gedanke.
    "Mein Mann und ich, Evander..."
    schon wieder dieses 'Evander' und der Rediviver erkannte in diesem Augenblick, warum Valentius nicht alleine kam. Vermutlich hatte der schlaue Fuchs längst erkannt, dass Evander eine kleine Schwäche für seine Gattin hatte und nutzte das hier schamlos aus. Und sie? Nutzte sie ihn ebenfalls nur aus? Nein, daran mochte der 'junge Redivivus' nicht denken.
    "... möchten dich um deinen Beistand bitten, falls es wirklich zum Schlimmsten kommen sollte"
    sagte sie.
    "Ja. Oder am besten, du steigst ins Geschäft mit ein. Man kann eine Menge Geld mit Gewürzen und Sklaven machen, junger Redivivus"
    sagte er.
    "Ja. Vor allem, wenn die Ladung auch ankommt."
    murmelte Evander und trank etwas Wein.
    "Sag, wie groß war eigentlich die Schiffsladung, von der wir hier sprechen?"
    fragte er dann laut.
    "Vierzig Sklaven, allerfeinste Ware. Alle gut ausgebildet, ob im Kampfe oder Haushalt. Manche sogar im Lesen und schreiben. Die kann man hier für ein kleines Vermögen wieder verkaufen, sag ich dir. Ausserdem noch dreihundert Säcke voller Gewürze"
    Evander priff aus.
    "Dreihundert? Das ist nicht wenig"
    und muss dich wirklich ein Vermögen gekostet haben, fügte er gedanklich hinzu. Valentius wollte auf einen Schlag ein reicher Mann werden, hatte wohl vieles auf eine Karte gesetzt.
    "Wie viel willst du von mir haben?"
    fragte er daher direkt. Valentius zögerte etwas mit der Antwort, blickte wieder zu Fulva.
    "Fünftausend Sesterzen"
    brachte er dann etwas geqält hervor, worauf sich Evander verschluckte und zu husten begann...

  • Valentius war beinahe aufgesprungen, um Evander auf den Rücken zu klopfen, aber dieser - etwas rot angelaufen - winkte nur ab, nahm sich stattdessen etwas Wein. Die Summe, die Valentius von ihm haben wollte, war geradezu astronomisch hoch, zumindest für Evander's die Verhältnisse. Er trank wieder etwas Wein, während eine beklemmende Stille entstand, die Valentius durchbrach, nachdem er sich abermals moralischer Unterstützung seiner Frau durch einen Blick in ihre - nach Evander's Auffassung wunderschöne - Augen vergesichert hatte.
    "Ich weiß, die Summe ist etwas hoch, aber..."
    Evander sah ihn ungläubig an und unterbrach ihn.
    "Etwas hoch? Etwas? Mein lieber Valentius, du sprichst von fünf... tausend... Sesterzen... Das ist eine verdammt hohe Summe, nicht eine etwas hohe Summe. Und überhaupt, wie kommst du darauf, ich hätte so viel Geld?"
    sagte Evander und merkte, dass er wütend zu werden begann. Er mochte Valentius, ja. Er schwärmte für Fulva, vielleicht. Aber dass die beiden hierher kamen, und mir nichs dir nichts fünftausend Sesterzen haben wollten...
    "An welche Konditionen hast du dabei gedacht? Welche Sicherheiten kannst du mir bieten?"
    fragte er weiter und sah abwechselnd zu Valentius und Fulva.
    "Nun ja, für gute Bekannte wie wir es sind, dachte ich, dass wir uns einig werden könnten, ein, gewissermaßen..."
    stotterte Valentius, ohne zum Kern der Sache zu kommen.
    "Ich verstehe..."
    unterbrach ihn Evander daher. Ein zinsloses Darlehen also, ohne Sicherheiten und das bei einer Summe im Spiel, die ausreichte, um für den Fall, dass man nicht vorhatte, die Schuld zu begleichen, sich absetzen und irgendwo in der Ferne ein neues, schönes Leben beginnen zu können. Langsam bekam Evander den Eindruck, dass man ihn hier für dumm verkaufen wollte. Er atmete tief durch und sein Blick fiel auf den Brief, der immer noch ungeöffnet auf dem kleinen Tischchen lag. Die Antwort aus Rom, sein Erbe betreffend...

  • "Einen Augenblick..."
    sagte Evander und winkte einen Sklaven heran. Mit leicht gesenktem Kopf näherte sich der Diener dem Triclinium.
    "Dominus?"
    fragte er leise.
    "Reiche mir den Brief. Den da drüben... nein, nicht den, den anderen"
    Der Sklave griff nach der richtigen Schriftrolle und brachte sie Evander, der das Siegel brach. Er las die Zeilen durch, nahm sich Zeit, den Brief gleich zwei Mal zu lesen. Die Stille, die dabei entstanden war, war seinen Gästen sichtlich unangenehm, aber Evander ignorierte es. Sollten sie ruhig etwas warten, schließlich waren sie es, die etwas von ihm wollten, nicht umgekehrt. Schließlich legte er das Schreiben weg.
    "Nun, Valentius... ich werde folgendes tun. Ich überlasse dir eine taberna, die ich von meinem Vater geerbt habe"
    sagte er nachdenklich und nahm einen Schluck Wein.
    "Ich... ich verstehe nicht ganz..."
    begann dieser, doch Evander unterbrach.
    "Ist gar nicht schwer. Du bekommst statt des Geldes die taberna praecipua, die du ein Jahr lang ohne mir eine Pachzins zahlen zu müssen af eigene Kosten betreiben kannst. Sollte dein... dein Schif nicht ankommen, stehst du so nicht mit leeren Händen da. Du kannst sie auch verkaufen, allerdings verlange ich in diesem Falle am Geschäft beteiligt zu werden. Sagen wir mit zwei Dritteln"
    schlug Evander vor.
    "Zwei Drittel?"
    Evander zog seine linke Augenbraue hoch.
    "Ja, zwei Drittel. Das letzte Drittel betrachten wir als Provision für den erfolgreichen Geschäftsabschluss. Was sagst du?"
    Ein kurzer Blikc zu seiner Gattin, dann zuckte Valentius mit den Schultern
    "Das... das kann ich spontan nicht entscheiden, Evander, das musst du verstehen..."
    Er hatte sogar vergessen, Evander 'junger Redivivus' zu nennen. Er wollte Zeit schinden, doch Evander ließ nicht locker.
    "Valentius. Ich weiß, wir sind Freunde..."
    dahinter steckte wohl die Aussage, dass sobald Geld im Spiel war, Freundschaften schon mal die zweite Geige spielen konnten
    "... aber du verlangst eine Summe, die ich einfach nicht aufbringen kann"
    und nicht aufbringen will
    "Was ich aber habe, ist eine taberna, die zu führen ich selbst aber nicht gewillt bin. Und diese ist doch Geld wert. Auf die eine oder andere Weise. Aber ich will dich nicht drängen. Nimm dir Zeit, schlaf darüber und sage mir morgen bescheid..."


    Valentius stotterte noch etwas. Da das unangenehme Thema Geld vom Tisch war, konnte der Tag entspannt verbracht werden, auch, wenn man die Nachdenklichkeit Valentius deutich ansah. Evander war sich jedoch sicher, dass wenn es so ernst aussah, wie die beiden ihm das dargestellt hatten, er auf sein Angebot eingehen würde. Ob er die Taberna führen würde oder verkaufen, war ihm egal. Er würde so so oder so zu seinem Geld kommen.


    Evander war daher überrascht, als ihm Valentius am nächsten Morgen sagte, dass er die Taberna nicht anzunehmen bereit sei. So hatte der 'junge Rediviver' sich genötigt gesehen, sie zum freien Verkauf anzubieten. Bereits einige Tage später stand Valentius wieder im Atrium mit der Bitte, die Taberna doch noch zu bekommen. Evander lächelte geheimnisvoll. Auf die Frage, ob er sie bewirtschaften würde, schüttelte Valentius nur den Kopf. Ein Verkauf also. Sollte ihm egal sein...

  • Evander saß gerade im Atrium und empfing einige Bürger in der Stadt, die sich über die Zustände am Hafen beschwerten.
    "So kann es dort nicht weitergehen"
    "Da muss endlich was getan werden"
    "Wann unternimmt da mal endlich jemand was"
    Solche Phrasen musste sich Evander anhören. Er bemerkte, dass der Ianitor einen bekannten Gast reinführte und hob beschwichtigend die Hände. Anders als viele Beamte in der Stadtverwaltung glaubte er nicht, dass mangelhafte Zustände am Hafen gleich zu einer Rebellion führen würden... eigentlich eine geradezu absurde Vorstellung... aber sie zu ignorieren wäre falsch und konnte ihn sein Ansehen und seine Karriere kosten.
    "Cives... ich habe verstanden und seid versichert, die Zustände am Hafen sind mir bekannt, Pläne zum Umbau existieren bereits. Eine Hafensanierung muss vorbereitet werden und kann nicht..."
    sprach er, doch wurde unterbrochen.
    "Ja, aber wie lange dauert dass denn noch? Wie lange sollen wir noch warten, bis sich endlich was tut?"
    Evander verstand den Unmut der Bittsteller, doch in seinem Hause unterbrochen zu werden, mochte er ganz und gar nicht. Er mochte jünger sein, als sie, mochte in ihren Augen als unerfahren gelten und das war er wohl auch. Aber er war der Herr in diesem Haus und ließ sich so etwas nicht gefallen. Doch seinen Zorn darüber spielte er runter, lächelte stattdessen.
    "Wenn du mich ausreden lassen würdest, civis, würdest du es erfahren. Willst du es tatsächlich wissen? Oder bist du bloß in mein Haus gekommen, um deinen Unmut an jemandem abreagieren zu können? Wenn ja, sei gewarnt, ich lasse mir vieles gefallen, aber nicht alles"
    Eine Warnung von jemandem, dem sie als Händler praktisch auf Gedeih und Verderb ausgeliefert waren, reichte hier offenbar aus und der Schreihals verstummte. Zumindest für eine Weile.
    "So denn, wie ich bereits sagte, euer Anliegen ist mir wohlbekannt und es wird etwas getan. Schon bald. Die Vorbereitungen laufen und lange wird eure Geduld nicht mehr auf die Probe gestellt werden. Ich gebe euch mein Wort als duumvir dieser Stadt"
    sagte er. Naja, das war nicht viel, aber genug, um die Männer wenigstens für eine Weile zu vertrösten.


    Evander entließ sie und nickte dem Ianitor, er solle den Artorier näher treten lassen.
    "Salve, Artorius Nero"
    sagte er, sichtlich müde von der Arbeit an diesem Tag. Es war bereits Nachmittag, und eigentlich wäre es jetzt lieber in den Thermen oder in seinem Garten. Er wandte sich an den Ianitor.
    "Keine weiteren 'Besucher' mehr heute"
    was natürlich nur hieß, keine weiteren Bittsteller mehr.
    "Ja Herr"
    Evander wandte sich wieder dem Artorier zu.
    "Nun, was führt dich in mein bescheidenes Heim?"

  • Nun stand Marcus im Atrium und hörte sich an, wie der Pöpel den Duumvir anschriehen, doch waren sie wahrscheinlich ungebildete und dumme Bürger, die gerade mal das verstanden, was sie von ihrem Vater erlernt haben. Wahrscheinlich waren es Händler, die vom Hafen abhängig waren.


    Dann, als Evander die ganzen Bürger weggeschickt hatte und seinem Sklaven befahl, keinen mehr hineinzulassen, trat Nero vor.


    " Naja, Redivivus Evander, recht haben die Bürger ja, der Hafen ist wirklich in einem schlechten zustand. "


    Zwar war der Atrorier deswegen nicht gekommen, aber auch er würde später wahrscheinlich einige seiner Waren übers Schiff transpotieren lassen, also musste der Hafen in einem guten Zustand sein.


    Marcus sah aber schnell, dass Evander über dieses Problem wohl nicht würde reden wollen, darum wechselte er schnell das Thema.


    " Und, wie läuft es mit dem Amt zur Förderung der einheimischen Wirtschaft ? "
    fragte er, da er dort anknüpfen wollte, wo er den Duumvir zuletzt gesehen hate.

  • Evander schüttelte den Kopf.
    "Fang nicht auch du noch damit an, Artorius Nero"
    sagte er.
    "Recht mögen sie haben, aber sie erwarten Wunder und hören einem nicht zu"


    Dann, als der Artorier sich erkundigte, wie es lief, sah er etwas erstaunt auf und fragte sich, warum ihn das interessierte.
    "Alles in bester Ordnung..."
    sagte er. Der Tag war lang und anstrengend gewesen und Evander - der vermutete, dass der Artorier aus einem bestimmten Grund hier war - hoffte, dass der er nicht lange drum herum reden, sondern bald zum eigentlichen Grund seines Besuchs kommen würde. Und um sicher zu gehen, half er etwas nach.
    "Aber ich nehme an, du bist wegen etwas bestimmten hier?"
    fragte er, während er auf einen Stuhl deutete. Sklaven, die diese Geste gesehen hatten, machten sich sogleich auf, um Getränke und leichte Speisen zu servieren.

  • Nero beobachtete Evander und merkte, dass er doch schon ganz schön erschöpft gewesen sein musste. Als er ihm dann einen Sitz anbot, setzte er sich zu ihm. Anscheinend wollte Caius nicht lange drum herum reden und wolte sofort wissen, worum der Artorier gekommen war.


    " Ja... natürlich kamich nicht deswegen. "
    Kurz machte Marcus eine Pause, sortierte seine Worte, die wohl überlegt sein wollten, da er nicht wie einer dieser Bittsteller sein wollte.
    " Ich habe das Geld vom Amt mittlerweile fürmeine Betriebe ausgeben, doch da ich mich nicht nur auf sie verlassen möchte, auch wenn ich davon ausgehe Gewinn zu machen, dachte ich mir, dass ich vielleicht bei der Verwaltung arbeiten könnte. Darum bin ich zu dir gekommen. Sicherlich weißt du, wo ein junger unerfahrener Mann, wie ich es bin, arbeiten könnte, in der Verwaltung. Ich kann überall arbeiten, kann natürlich auch lesen und schreiben. "


    Erwartungsvoll schaute Nero den Duumvir an und wusste nicht, wie dieser darauf reagieren würde. Es dauerte nicht lange, da kamen auch bereits die Sklaven wieder. Sie brachten etwas Trauben und Obst, sowie zwei Becher und etwas zu trinken.

  • "Du musst wissen, dass ich als duumvir der Stadt nicht befugt bin, ranghohe Beamte in ihren Dienst zu stellen"
    antwortete Evander.
    "Alles, was ich dir anbieten kann, ist eine Arbeit als einfacher vigil oder scriba. Ersteres ist eigentlich unter der Würde eines römischen Bürgers, aber es gibt und gab durchaus Fälle, wo cives als vigiles gearbeitet haben"
    Die Sklaven reichten Wein und Obst.
    "Greif zu... das andere wäre eine Einstellung als sciba. Keine gut bezahlte Arbeit, aber nicht unangemessen für einen civis. Ich selbst habe als scriba regionalis angefangen und du siehst... ich habe es innerhalb recht kurzer Zeit zu was gebracht"
    sagte er. Das weckte bestimmt eine gewisse Hoffnung im Artorier, aber versprechen konnte Evander da nichts, denn der Rest hing von Nero selbst und dem Wohlwollen des Proconsuls ab.
    "Wir haben derzeit in der Tat sogar einigen Bedarf an neuen scribae... würde dich eine solche Tätigkeit interessieren?"

  • Nero hörte, wie der Duumvir ihm alles erkläre und ihm anbot. Der Artorier nahm sie einige Weintrauben und aß einige, als er Evander weiter zuhörte. Vigil ? Nein, dass wollte er nun wirklich nicht werden, dachte sich Marcus, doch Scriba klang fürden Anfang doch ganz gut. Sicherlich würde es auch seinen Vater erfreuen, dass er nicht den gleichen Weg gehen würde, wie er es tat.


    " Ich habe gelesen, von deinem Werdegang... es gab eine Bericht in der Acta Diurna über dich. Vigil ist wirklich eine Sache, die unter Würde liegt. Scriba hingegen kling für mich annehmbar und ich bin bereit, alles zu tun, um diese Arbeit gut zu machen. "


    Die Bezahlung war erst einmal nebensache, da er immer noch seine Betriebe hatte, was natürlich nicht heißen sollte, dass er nicht weiter hinaus wollte, doch so bekam er schonmal eine guten Einblick in dem, was später machen würde, wenn er es schaffte Magistratus zu werden.


    " Was die Einstellung betrifft, muss ich noch zu dir ins Officium kommen oder regeln wir das alles hier und jetzt. "


    Nero wusste sehrwohl, dass der Duumvir auch vieles zu Hause erledigte, doch wollte er da nochmals nachfragen, da er doch recht jung war und eben keinen hatte, den er deswegen fragen konnte. Sein Vater war schließlich weit weg in Parthia.

  • Evander lachte.
    "Ja, ich war selbst überrascht, als ich die acta aufschlug. Einen Artikel zu lesen, der - und sei es nur zum Teil - von einem selbst handelt, ist schon eine gute Sache. Solange da positives steht und insgesamt hatte ich dann doch diesen Eindruck"
    sagte er. Zwar gab es einige Zeilen, die sich mit der Politik des Proconsuls befassten und dieman durchaus als leise Kritik verstehen konnte, aber er letztlich... er profitierte von dieser Politik.


    "Ins officium? Wozu denn das?"
    fragte er, etwas überrascht.
    "Du bist doch hier, oder? Carpe diem, Artorius Nero. Das regeln wir hier und jetzt"
    sagte er.
    "Sag, wie laufen deine Betriebe. Erzähl mir ein bißchen davon. Fährst du Gewinne ein? Führst du selber Buch?"
    Die Fragen dienten natürlich nicht dazu, Evander's Neugier zu befriedigen. Von den Antworten versprach er sich einige Rückschlüsse auf des Artorier's Fähigkeiten und Qualifikationen.

  • Nero war froh, dass der Duumvir alles hier und jetzt regeln wollte, so muste er nicht noch länger warten, bis er eine antwort darauf hatte, ob er eine einstellung bekommen würde. Beim Amt war dies anders, da musste er bis zum nächsten Tag erstmal warten, was ein wenig qäulend war.


    Als dann der Duumvir von den Geschäften anfing, wunderte er sich schon ein wenig. Aber wahrscheinlich war es nur die neugierde, die der REdiviver befriedigen wollte.


    " Oh danke... man kann nicht klagen. Ich habe schnell zwei Orte gefunden, wo ich meine Betriebe eröffnen konnte. Auch die Bestellungen, die ich aufgegeben habe, waren schnell geliefert wurden, wenn auch die Lieferung recht teuer war. Doch ich schaue mich bereits um, ob nicht einer billiger liefern kann, damit ich meinem Gewinn noch vergrößern kann. "


    Dann lachte Marcus kurz...


    " Und die meisten kommen lieber in meine Schenke und trinke die Cervisia vor Ort. "
    Warum sagte der Artorier nicht, denn so konnte er den Duumvir zu seiner Schenke locken.


    " Bei meinem Lupanar hingegen kann ich noch nicht viel sagen, denn ich habe es erst nach meiner Schneke eröffnet und es ist noch nicht so lange auf. Man muss sehen, ob es gut läuft. Und zu deiner Frage... ich führe selebr Buch, doch in meinem Geschäft kauft und verkauft mein Freigelassener Sklave... aber auch nur, wenn man es sich nach Hause liefern lassen möchte. Ansonsten habe ich mir was einfallen lassen, wenn man vor Ort die Cervisia trinken möchte. "


    Jetzt hätte er sich beinahe doch noch verraten, fluchte Nero innerlich, doch zum Glück konnte er das Ruder noch rumreißen.

  • Evander hörte den Ausführungen des Artorius Nero zu. Die größte Aufmerksamkeit hatten die Worte erregt, denen zu folge er selbst Buch führe. Das war doch schon etwas.
    "Du führst selber Buch, sagst du... interessant. Und hilft schon mal weiter. Als scriba wirst du viel Papierkram zu erledigen haben. Genaues und ordentliches Arbeiten ist Voraussetzung, ebenso ein gutes Gedächtnis"
    sagte er.
    "Ich bin sicher, du erfüllst diese Voraussetzungen, Artorius Nero. Ich würde sagen, wir sind uns einig"
    sagte er und nahm einen Schluck Wein.
    "Du wirst mir bei der Hafensanierung behilflich sein. Dann kannst du mal sehen, wie es ist, wenn man dir grundlose Vorwürfe entgegenwirft und wie man sich dabei fühlt"
    Eine kleine Rache für die eben geäußerte vorlaute Bemerkung des Artoriers.


    Evander nahm einen weiteren Schluck Wein.
    "Was hast du dir nun einfallen lassen... für den Fall, dass man das Bier vor Ort trinken möchte, meine ich"

  • Nero nahm einen Schluck Wein und steckte sich eine Traube in den Mund. Hörte sich an, was Evander daraufhin sagte. Es war also vom Vorteil, dass er selber Buch führte. Ein leichtes grinsen fuhr ihm ins Gesicht.
    Doch was das Grundlose beschimpfen betrat, glaubte er nicht, das die Bürger... der Pöpel zu ihm kam, da er ja nur einfach Scriba werden würde, doch wollte er dies nun jetzt nicht sagen, schließlich war er ja froh, dass er dies machen durfte, um sich zu bewähren.


    Doch als er ihn darauf ansprach, was er sich ahtte einfallen lassen, wurde sein grinsen etwas größer.


    " Tja, um das zu erfahren, müsstest du schon zu meiner Schenke kommen ! Ich kann es doch nicht verraten... will ja schließlich, dass meine Kunden zu mir kommen. "


    Dies war wahrscheinlich ein guter Schachtzug gewesen. Gute Werbung, wenn man es so sehen wollte.

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