[Perystilium] Der Garten

  • Das Perystilium der Casa Rediviva


    Der hauseigene Garten



    Der Garten der gens Rediviva ist etwas fröhlicher und natürlicher gehalten als manche anderen Gärten und besteht nicht nur aus einer glatten Rasenfläche. Die Sklaven kümmern sich zumeist sehr gut um diesen Hort, der einem hervorragende Ablenkung vom Alltag bietet.

  • Er kam aus dem Atrium und spürte wie der Kragen seiner Tunika sich mit einer Flüssigkeit tränkte, doch das war ihm in diesem Augenblick egal. Er wollte Rache. Rache für sich und seine Schwester. So durfte eine Sklavin nicht reden. So durfte eine Sklavin nicht mit ihm umgehen.


    "Serva..."


    Groß war das Perystil nicht und so hatte er sie in der Nähe eines Fensters gefunden. Er grinste triumphierend.


    "Da bist du also.."


    Vorsichtig näherte er sich ihr mit dem Dolch in der Hand.


    "Es wäre nur gerecht, wenn du nun durch meine Hand sterben würdest, aber den Gefallen werde ich dir nicht tun!"

  • In Panik war sie, nachdem sie Callidus verletzt hatte, ins Perystil gerannt und presste sich weiterhin die Kleider vor den Leib. Als sie am Fenster zu den Sklavenunterkünften der Frauen ankam, klopfte sie heftig dagegen. Doch wie sollte es anders sein? Nie waren sie da, wo man sie brauchte. Ängstlich presste sie sich an die Wand, als sie Callidus nahen hörte und blickte zu ihm. Sie machte allerdings keine Anstalten abermals zu fliehen - nun da ihr Fluchtweg abgeschnitten war, konnte er stets erahnen, wohin sie fliehen würde. Sie ließ sich zu Boden sinken und schlang die Arme um die Knie und barg den Kopf in diesem kleinen Hort des Schutzes.


    Sie antwortete nichts, denn sie musste mit sich kämpfen, nicht zu weinen. Sie wollte sich vor ihm keine Blöße geben...

  • "Vielleicht ist es nun an der Zeit diesen Disput zu beenden findest du nicht? Oder hast du noch irgendwelche Einwände?"


    Callidus glaubte kaum dass sie etwas zu erwidern hatte. Es würde nicht lange dauern, dann würde sie ihm aus der Hand fressen.


    Er packte sie grob an ihrem Arm und zog sie hoch.


    "Doch Strafe muss nun mal sein! Das wirst du einsehen müssen!"


    Ich zog sie hinter mir her in eine Kammer bei den Sklavenquartieren.

  • Sie führte Xeones in den Garten. Zugegebenermaßen hatte se keine sonderlich erfreulichen Erinnerungen an den Garten, hatte sich hier doch ein Katz - und Mausspiel abgespielt. Kaum dass sie den Garten betrat wurde ihr unbehaglich, doch dieses Mal war sie ja nicht allein. Sie bedeutete Xeones, dass er sich doch ruhig auf eine der Bänke setzen dürfte und lächelte leicht. "Ich hoffe du hast noch ein wenig Zeit um mein ödes Verweilen etwas zu verschönern." sagte sie freundlich. Und zugleich hoffte sie inständig, dass Callidus sie nicht bei ihrer Muße erwischen würde. Und wenn - in Xeones Anwesenheit würde er es nicht wagen, sie zu schlagen. Instinktiv ging ihre Hand zu der verheilenden Wunde an ihrer Schläfe, die Callidus ihr zugefügt hatte.


    "Möchtest du vielleicht etwas Wein?" bot sie mit freundlicher Stimme an. Das Mädchen im Atrium hatte sie beinahe vergessen, doch es war jetzt auch nicht wichtig. Sie sah sich kurz und beinahe gehetzt um, aber er arbeitete gewiss. Sie strich sich über ihre schlichte Tunika und dachte an den Tag zurück, an welchem sie Xeones das erste Mal getroffen hatte. Es war der gleiche Tag, an dem sie den Ärger mit Callidus hatte. Sie spürte wie unterwürfig sie sich benahm, nur mit Mühen verkniff sie sich das 'Hrr' gegenüber ihres Freundes.

  • Ohne Widerworte folgte Xeones seiner Bekannten in den Garten der Casa. Dieser machte trotz seiner bescheidenen Größe einen recht ordentlichen und gepflegten Eindruck, was Xeones positiv zur Kenntnis nahm. Übertriebener Luxus manch superreicher Römer, die ihre Residenzen zuweilen pompös, mitunter jedoch auch recht geschmacklos einrichteten, war ihm nicht willkommen und er fühlte sich wohl hier. Auf Kaya' Angebot, sich hinzusetzen reagierte er wortlos und setzte sich, sich immer noch umschauend, hin.


    Sein Blick blieb bei ihr stehen, als sie ihre Schläfe berührte. " Ich nehme gerne einen kleinen Becher, wenn es dir keine Umstände bereitet" irgendwas hinderte ihn einfach daran, sie als ein willenloses, 'menschenähnliches Wesen', so wie manch Römer die Sklaven bezeichnete, zu betrachten. Mit einer Kopfbewegung deutete er auf ihre Wunde. "Du willst sicher nicht darüber reden, hm?" sagte er unvermittelt mit einem Unterton, der deutlich durchsickern ließ, dass er es ernst meinte. "Wer meinen Freunden schaden will, will mir schaden. Soll ich ihn mir vornehmen" 'diesen Bastard' wollte er hinzufügen, hielt sich jedoch rechtzeitig zurück. Er wusste nicht, wer es war und es war ihm auch egal. "Oder bist du einfach die Treppe hinuntergestürzt?" fragte er mit einem gewissen Sarkassmus, um ihr zu verstehen zu geben, dass sie ihn - wenn notwendig - belügen konnte. So lange beide wussten, dass es eine Lüge war, wussten beide auch, was dahinter stand und Xeones war bereit, zu seinem Wort zustehen und sich den 'Mistkerl' vorzuknöpfen.


    Sim-Off:

    @ Callidus: nicht persönlich gemeint :D

  • Sie konnte den Blick nicht von Xeones nehmen, solang er den Blick von ihr abgewandt hielt. Sie mochte ihn gerne, er hatte etwas an sich, was ihn männlich und zugleich auch freundlich machte. Sie wandte den Blick mit einem traurigen Lächeln in eine andere Richtung - gerade rechtzeitig, als er begann zu sprechen und sie die Hand von der Schläfe nahm. "Natürlich macht es keine Umstände. Gäste werden hier mit hoher Freundlichkeit behandelt." entgegnete sie steif. Doch andere Worte würden sie wieder strafen, so tat sie das, was als ihre Pflicht angesehen wurde.


    Gerade als sie loseilen wollte, um ihm den Wein zu holen, sprach er weiter. Es war wie ein Schlag in den Magen, als sie vernahm, dass ihm die Verletzung auffiel. Sie kannte es einfach nicht, dass sich jemand um ihre Belange kümmerte. Und ihr Herz pochte mit jedem seiner Worte mehr. "Es ist schon in Ordnung." flüsterte sie leise und senkte beinahe demütig wieder den Blick. Sie durfte Callidus nicht verpfeifen, es würde gewiss ihr Ende bedeuten. Doch ohnehin wäre die Genugtuung nicht so schön wie das Gefühl, dass sich jemand um sie sorgte. Sie entschwand rasch aus dem Perystil um ihn nicht in Verlegenheit zu bringen und machte sich auf dem Weg in die Culina, um Wein zu besorgen. Sie machte dort eine kurze Rast, um sich zu besinnen, ehe sie wieder zurückeilte. Einen Becher und eine Kanne leicht verdünnten Wein in den Händen.


    "Hier habe ich Wein!" sagte sie lächelnd, doch sie kam sich falsch dabei vor. Sie deutete auf ihre Narbe: "Das ist nur ein kleiner Küchenunfall, nicht weiter dramatisch." erklärte sie nun auf falsche Art und Weise die wohl für immer bleibende Erinnerung in ihrem Gesicht. "Und ohnehin bin ich ohne großen Wert." sagte sie mit freundlicher Stimme, aus welcher sie allerdings die Bitterniss nicht völlig herausfiltern konnte. Sie schenkte ihm Wein ein und reichte ihm den Becher. "Lass es dir schmecken!"

  • "Hab Dank" sagte Xeones, als er den Wein entgegennahm. Die Zeit war fortgeschritten, die Dämmerung war im Begriffe, einzubrechen und vom Tragen der - hin und wieder - bewusstlosen Helena durch die Strassen war er etwas vom Durst gequält. Mit großen Schlucken leerte er den Becher, ohne einmal abzusetzen. Der Wein schmeckte hervorragend und tat richtig Wunder, als er die trockene Kehle runterrann.


    Kaya versuchte, die Herkunft ihrer Narbe mit Geschichten zu verschleiern und Xeones runzelte leicht die Stirn, als er ihr zuhörte und sie dabei ansah. Sie deckte denjenigen, der ihr das angetan hat und Xeones wusste nur zu gut um ihre Lage bescheid. Er hatte im Leben Sklaven gesehen, die gebrochene Nasen, Finger oder Rippen hatten und es auf irgendwelche dummen Unfälle schoben... was konnten sie auch sonst tun, waren sie doch der Gnade ihrer Herren auf Gedeih und Verderb ausgeliefert.


    Dann sagte sie plötzlich etwas, was die falten auf seiner Stirn etwas mehr werden ließ. 'Ohne großen Wert'. "Das, Kaya, liegt im Auge des Betrachters" sagte er und die Erinnerungen aus eigener Vergangenheit kamen wieder hoch, als er - mittellos und ohne Ziel - die Liebe Iustina's fand. Obwohl vornehme Römerin, die ihn nicht einmal beachten hätte müssen, hatte sie in ihm etwas entdeckt, das es ihr wert war, ihr Leben auf's Spiel dafür zu setzen. Erinnerungen, als er abgestochen in der dunklen Gasse lag, der Dolch in seinem Rücken ragend. Und dennoch nahm sich seiner jemand an.


    Ein Römer sah in ihr vielleicht die Sklavin. Die Unfreie. Das Werkzeug in Gestalt einer Frau. Sie selbst wohl auch. Darüber konnte er nur den Kopf schütteln. Nur die Götter und Xeones selbst mochten wissen, welche Ereignisse in seiner Vergangenheit ihn anders denken ließen. Ihm eine andere Sicht der Dinge gaben. Doch diese Ereignisse lagen in den Nebeln der Vergangenheit gehüllt und Xeones war offenbar kein Mann, der gerne darüber sprach.


    Er richtete sich auf. "Wenn diese 'Küchenunfälle' mal überhand nehmen... dann gilt das vorhin Gesagte" sagte er und stellte den leeren Becher, den er immer noch in der Hand hielt, ab. "Wenn du mich dann suchen solltest, ich werde mich in die Gladiatorenschule einschreiben. Komm vorbei, frag nach mir... für Freunde habe ich immer Zeit." sagte Xeones in einem sicheren Ton und dachte an den heutigen Besuch in der Schule und seine Untersuchung durch den etwas merkwürdigen Medicus.


    Sim-Off:

    die zeitebene der untersuchung in der schule liegt vor dieser

  • Sie beobachtete ih verstohlen beim Trinken, wandte den Blick allerdings verlegen und sittsam ab, damit er sich nicht beobachtet fühlte. Sie sah an sich herab. Eigentlich sollte sie glücklich sein mit dem was sie hatte, lebte sie doch vielleicht sogar besser als mancher Freier. UNd doch wäre sie lieber arm, verkommen und gejagd, als nicht sie selbst, eingesperrt und einsam. Sie sog einmal tief Luft ein und wieder aus um diesen Gedanken vielleicht mit auszuhauchen und wandte sich dann lächelnd wieder Xeones zu.


    "Ich gehe nach dem römischen Recht." schmunzelte sie. Er hatte gewiss recht, doch was half es ihr, wenn sie und andere in sich einen Wert sahen? Das schützte sie auch nicht vor Callidus' Tyrannerei, ebenso wenig davor, dass sie eine Sklavin war, ist und bleiben wird. Sie strich sich ihr Haar aus dem Gesicht. Ihr Leben hier würde hart werden. Helena hatte bei ihrem Kauf große Worte geschwungen, doch niemals zur Peitsche gegriffen. Ihr Bruder hingegen hatte im genauen Gegensatz zu ihr nicht gedroht, sondern gehandelt und er würde gewiss nicht zögern, sie nach Rom in die Arena zu schicken.


    Sein Angebot ließ ihr Lächeln wärmer werden und sie wieder aufschauen. Der Blick in seine Augen verriet ihr, dass er seine Worte so meinte wie er sie sprach. Aber sie würde nicht nur ihr eigenes Leben ruinieren, sondern womöglich auch seines, würde er für sie Rache üben. "Du willst schon gehen?" fragte sie mit einem schiefgelegten Kopf und zog die Stirn kraus. Sie versuchte Emotionen aus ihrer Stimme fernzuhalten, doch die Traurigkeit, die mitschwang, konnte sie nicht verbergen. In seiner Nähe konnte sie so sein, wie sie selbst sich kannte. In Callidus Nähe hingegen schien sie jemand anderes zu werden. Xeo durfte nicht gehen.


    "Und dann auch noch zu den Gladiatoren?" fügte sie besorgt an. Er ging freiwillig dorthin. Dass er zu dieser Tat bewegt werden konnte, zeugte davon, dasss er nicht mehr viel zu verlieren hatte. Sie bemerkte erst jetzt, als sie auf ihre Hände sah, dass sie nervös ihre Finger knetete. Suchend sah sie wieder in sein Gesicht. Nicht jeder Gladiator starb, dafür waren sie einfach zu teuer, doch es konnte trotzdem jederzeit geschehen. Und sie wusste, dass es sie, sollte er eine jener Ausnahmen sein, sehr treffen würde.

  • Xeones entgegnete ihren Blick und lächelte - wenn auch gekonnt gespielt - bei ihrem etwas besorgten Anblick. Er setzte sich wieder hin. "Nein. Nein, ich denke, ich bleibe noch ein Weilchen" antwortete er auf ihre Frage und strich mit beiden Händen das Haar zurück. Ihm war nicht wirklich bewusst, dass seine Anwesenheit ihr so etwas wie ein Gefühl der Sicherheit gab.


    Das war auch nicht seine Absicht gewesen. Er war einfach nur er selbst. Xeones. Ein Gegensatz in sich. Jemand, der die - angebliche - Barbarei der Kelten und die - angebliche - Hochkultur der Hellenen in seinem Blut vereinte. Jemand, der nichts zu verlieren hatte und sich dennoch mit aller Kraft an den letzten Strohhalm festkrallte, den ihm die Götter in seinen dunkelsten Momenten gaben. Jemand, der um die Werte wie Freundschaft und Treue, aber auch Rache und Kaltblütigkeit wusste und diese in sich vereinte. Ein Mann, der zu den Gladiatoren ging, um dem Tode ins Auge zu sehen oder selbst zu töten, während er am Strand Musik spielen und Lieder singen liebte. Nein. Xeones war einfach nicht jemand, der sich verstellen wollte, konnte oder musste. Für manche war er deshalb ein offenes Buch, für andere widerrum eins mit sieben Siegeln.


    Während sie... sie war ihm wohl das, was er anderen Menschen war. Trotz ihrer schlichten, einfachen und unkomplizierten Art war sie ihm ein Rätsel. Sie redete unbeschwert in seiner Gegenwart, auch wenn manch unbewusste Geste ihre Unsicherheit verriet. Sie konnte in diesem Moment lächeln und im nächsten hörte er deutlich Trauer oder gar Angst in ihrer Stimme.


    "Hast du.. hast du vielleicht noch etwas von dem Wein?" fragte er Kaya. "Und das mit den Gladiatoren..." er zuckte mit den Schultern und zwinkerte ihr zu, während er sich am Kinn kratzte " ... ich bin nicht auf der Suche nach Ruhm oder angeblicher Ehre" sagte er leise, aber dennoch mit fester Stimme. "Dort sind sie nicht zu finden, glaube mir, ich weiß es" wieder eine unbewusste, gar ungewollte Andeutung auf seine Vergangenheit.

  • Sie atmete auf. Hoffentlich hatte er ihre Erleichterung nicht angemerkt, denn sie wollte nicht, dass ihre Hilflosigkeit zu sehr auffiel. "Das freut mich." lächelte sie ihm deshalb entgegen. Das einzige was nicht geschehen durfte, war, dass Callidus sie hier in ihrer Muße erblickte. Es wäre gefährlich für sie beide. Er würde ahnen, wie wichtig ihr dieses kurze Abtauchen mit Xeones war, einmal keine Sklavin zu sein. Und das, genau das würde er für sich nutzen.


    "Kann ich dir vielleicht noch einen anderen Wunsch erfüllen?" fragte sie mit sanfter Stimme. Und sie fragte nicht als Sklavin, sondern als Freundin, Gastgeberin. Sie ergriff seinen Becher und schenkte noch ein wenig Wein aus der Kanne nach. Nachdenklich blickte sie ihn dann an. "Du sprichst stets als habest du großen Schmerz erleiden müssen." sprach sie ihn nun direkt an und wandte auch die Augen erst nach kurzer Zeit wieder ab. "Verzeih, es gehört sich nicht." fügte sie rasch mit niedergeschlagenen Augen an. "Du musst mir natürlich gar nichts sagen." fand sie sich wieder in die Rolle ein, die man ihr für gewöhnlich zuschrieb und stellte die selbstbewusste, junge Frau nach hinten.


    Sie schwieg nun und versuchte, wieder ihre Gedanken zu sammeln. Er musste selbst wissen, dass er ihr nichts sagen brauchte. Stünde sie Callidus gegenüber, würde er vermutlich wieder ausholen und sie ihrer Worte strafen. Für ihren angeborenen Stand nahm sie sich einfach zuviel heraus. Und doch... aus den Augenwinkeln sah sie zu ihm. Die in eine Aussage versteckte Frage, interessierte sie fürwahr. Er wirkte sehr melancholisch und vielleicht auch des Lebens müde auf sie. Warum sonst sollte er den Gladiatoren beitreten und sein Leben dem Kampf in der Arena verschreiben?

  • Xeones lächelte und drückte ihren Kopf sanft leicht nach oben, um ihr in die Augen zu schauen, nachdem sie ihren Blick plötzlich gesenkt hatte. "Schon vergessen? Ich bin's. Xeo" sagte er mit lockerer Stimme, um die Anspannung zu nehmen. "Ich muss dir nicht antworten, da hast du recht. Aber es ist ein gutes Gefühl, wenn du mit jemandem reden kannst" Er überlegte einen Moment, was er sagen sollte. Wie konnte man ein Leben in wenigen Worten beschreiben? Wieder einmal strich er sich das Haar zurück.


    "Bestimmt war es nichts im Vergleich zu dem was du erliten haben musst" sagte Xeones frei heraus. Er hoffte damit keine allzu schmerzliche Erinnerungen bei Kaya wachzurufen. "Und dennoch habe ich - wenn überhaupt - ein paar Lektionen lernen müssen. Manche auf die sanfte, andere widerrum auf die harte Tour. Ich habe gelernt, dass nichts so schmerzhaft sein kann, wie Verrat" er nahm mit einem nachdenklichen, vor sich hinstarrendem Blick einen Schluck Wein. "Ich habe gelernt, dass nicht der Kampf in einer Arena, sondern das Leben die wirkliche Herausforderung ist. Und dass sowohl römisches als auch sonstiges Blut stets rot ist. Ich habe gelernt den Tod nicht zu fürchten, aber zu respektieren. Und die Römer zu fürchten... aber niemals zu respektieren." Beim letzten Satz musste er unweigerlich schmunzeln, ebenso wie beim nächsten. "Na ja. Nicht alle Römer, aber du weiß sicher, wie ich das meine."


    Damit hatte er die Frage Kaya's nicht wirklich beantwortet, ihr aber dennoch wenigstens ansatzweise zu verstehen gegeben, dass er wusste, wovon er sprach, wenn er hin und wieder so etwas wie vorhin sagte. Dann starrte er in den Himmel, hin zum Horizont. "Aber nirgendwo bist du so lebendig, wie kurz vor dem Tod" sagte er mit einem seltsam verträumten Unterton. "Der Ehemann der römischen Frau, die am Strand bei mir war und mich dort allein ließ, heuerte einige Leute an, um mich um die Ecke zu bringen" er wusste selbst nicht warum er das tat, erzählte aber trotzdem weiter. "Sie waren zu dritt. Zwei konnte ich... 'überzeugen', dass es keine gute Idee war, mich anzugreifen. Die dritte allerdings war gerissen. Heimtückisch und verstohlen." Xeones schwieg eine Zeit lang, ehe er - nach einem weiteren Schluck Wein - fortfuhr. "Aber ich lebe, wie du siehst. Doch in dem Moment, da ich so nahe am Abgrund stand, habe ich wahrhaftig gelebt... verrückt hm?"

  • Kaya registrierte, erleichtert, seine recht lockere Erwiderung und lächelte wieder sacht. Vermutlich wollte er damit erreichen, was er auch damals am Strand erreicht hatte. Und es glückte ihm, denn sie entspannte sich zunehmend, was ihr selbst nur recht war. Sacht strich sie sich ihr Haar nach hinten. Callidus würde es gewiss nicht wagen, ihr jetzt etwas zu tun. Selbst dann nicht, wenn sie Xeones all ihr Leid klagen würde - was sie allerdings nicht wagte. Die Rache wenige Stunden später würde grauenhaft werden. "Ich werde mein Bestes geben dir zu helfen." sagte sie also nur leicht. Wenn es ihn befreite zu sprechen, dann sollte er es nur tun.


    "Ich glaube nicht, dass ich eine härtere Erfahrung sammeln musste als du." sagte sie nur zweifelnd, als er berichtete wieviel Schmerz ihm zugefgt wurde. Sie selbst wäre solcher Worte nicht fähig, wo sie doch eigentlich sehr redegewandt war. "Ja, sicher verstehe ich, wie du das meinst." nickte sie lähelnd. "Römer sind gewiss keine besseren Menschen als manch anderer, auch wenn sie es anders sehen. Ich werde mich selbst sicherlich nicht verraten. Doch zumindest nach außen hin muss ich dieb Römer respektieren. Sonst könnte ich rasch mein Leben an einem Kreuz aushauchen." meinte sie und zuckte mit den Schultern. Doch so gleichgültig war sie nicht, so egal die Situation nicht.


    Dann begann er seine Geschichte und sie lauschte ruhig und aufmerksam seinen Worten. Nur in ihren Augen verönderte sich etwas. Etwas wie Verachtung schlich sich in den so sanften Blick, Verachtung für den Mann, der Xeones so etwas antun wollte. "Menschen sind korrupt." sagte sie so nur leise und nickte. Doch als er auslegte, dass der Abgrund ihn hatte aufblühen lassen, sah sie überrascht auf. Doch die Überraschung wich einem Lächeln als sie sagte: "So verrückt ist es gar nicht. Du wolltest nicht sterben und gewiss hat sich durch diese innere Wehr dein Lebenswille wieder eingestellt, der sich möglicherweise zuvor etwas zurückgezogen hat. Ich jedenfalls bin sehr froh, dass du lebend aus dieser Stuation entkommen konntest." meinte sie und was sie sagte, war ehrlich. Sie fragte auch nicht weiter nach der 'römischen Frau', denn sie konnte sich denken, was da lief und wollte in ihm den Schmerz nicht neu aufflackern lassen.


    "Meine Geschichte ist gewiss nicht so tragisch. In einem Wettbewerb würde ich gewiss dir gegenüber den Kürzeren ziehen." schmunzelte sie und zuckte wieder mit den Schultern. Doch dann begann sie zu sprechen, wenngleich sie ein paar Details auch auslassen würde. "Geboren wurde ich als Tochter einer ägyptischen Sklavin und eines römischen Herrn in der Weltstadt. Dort habe ich eine fast ebenso gute Ausbildung wie seine Kinder erhalten. Allerdings verkaufte er mich eines Tages, ich verstehe noch immer nicht warum. So gelangte ich in die Dienste der damaligen Matinia Helena. Ich habe sie damals sehr gemocht." Doch heute mochte sie sie nicht mehr. Und wie kaya fand, war dies aus einem guten Grund. Hier schon ließ sie ihre Geschichte enden und ließ den Schmerz aus dieser heraus. Mit einem sachten Lächeln blickte sie zu Xeo auf.

  • Er senkte seinen Blick. Starrte den Becher, der noch zum Teil mit Wein gefüllt war, an. Dann nahm er den letzten Schluck und stellte ihn ab, drehte ihn mit Schwung, so dass der Becher auf dem Tisch tanzte, während die ihm seine Geschichte erzählte. Er hörte ihr aufmerksam zu. Von dem Mann verkauft, dessen Blut in ihren Adern floss. Nicht zu wissen, warum er ihr dieses grausame Schicksal der Sklaverei aufgezwungen hatte.


    Xeones setzte sich wieder, als Kaya mit ihrer Geschichte geendet hatte. Er hatte verstanden, dass sie – wie er selbst – vieles ausgelassen hatte. Ihr Lächeln – wenngleich dieses auch verhalten war – erwiderte er mit einem eigenen. Dass sie ihm die Gründe, weshalb sie ihre frühere Herrin nicht mehr mochte, nicht verraten wollte, akzeptierte er als feststehende, unverrückbare Tatsache. Sie würde schon ihre Gründe haben.


    "Und was… was empfindest du für Helena?" fragte er etwas verhalten und zeigte mit einer Kopfbewegung in die Richtung, aus der sie in den Garten kamen. Kaya's gleichgültige, kühle Art in Helena’s Cubiculum war Xeones nicht entgangen. "Du bedauerst es doch nicht, dass ich ihr geholfen habe?"

  • Sie war ein wenig überrascht, weil der Becher so unsanft abgestellt wurde, doch hoffte sie sehr, dass er das leichte Zusammenzucken nicht bemerkt hatte. Stattdessen setzte sie wieder ihr Lächeln auf und knetete an dem Stoff in ihrem Schoß herum. Doch ihr Lächeln erkaltete rasch, als das Thema wieder auf Helena kam. Immer nur vernahm sie diesen Namen. Was interessierte sie Helena? Und zu antworten wusste sie auch nicht so recht. Sie konnte unmöglich ihre wahre Meinung zum Ausdruck bringen, wenn ihre Mimik auch genau zeigte, was sie empfand. "Schön möglich, dass ich es bedauere." sagte sie ein wenig kurz angebunden, was sie auch beinahe sogleich wieder bedauerte.


    "Aber du hättest sie schlecht liegenlassen können." fügte sie rasch versöhnlicher an und blickte dabei an Xeones vorbei. Ihr Blick ging zur Wand, wo Callidus sie damals aufgelesen hatte. Sie kam einfach nicht mit dem Gedanken zurecht, nun sein Eigentum zu sein. Von diesem Schwein. Sie schüttelte sich kaum merklich, doch ein geschultes Auge konnte durchaus ihre Abscheu bemerken. "Ich stehe auf keinem besonders guten Fuß mit ihr, das brauche ich dir gewiss nicht weiter verschweigen, ist es doch zu offensichtlich." schmunzelte sie, doch war es kein sonderlich freundliches seiner Art. Ihr Blick hing immer noch verbittert im Hintergrund und war von Kälte erfüllt. Sie stellte beinahe völlig auf Abwehr und dies sah man auch ihrer angespannten Körperhaltung an.

  • Xeones regte sich nicht, als Kaya sich ihm antwortete. Was in diesem Moment in ihm vorging, wusste nur er. "Dann hoffe ich, dass das unserer Freundschaft nicht schadet" sagte er.


    Xeones war von Natur aus ein Mensch, der auf mehr achtete, als nur das gesprochene Wort. Manchmal konnte der Gesichtsausdruck, die Gestik oder einfach nur ein Blick in die Augen einem mehr verraten, als die Worte, die vom Menschen ohnehin nur erfunden wurden, um lügen zu können. Dass Kaya dieses Thema unangenehm war, hatte er bereits vorhin im Cubiculum Helena's bemerkt. Jetzt war ihre Körpersprache so deutlich, dass selbst die römische Justitia es hätte sehen können.


    Um die sich aufbauende Spannung in der Luft etwas zu nehmen, lächelte Xeones sie freundlich an. Mit einer sanften Bewegung drückte er ihren Kopf am Kinn etwas hoch, um sie besser anzuschauen. "Ich werd dann wohl doch besser gehen. Was ich gesagt habe gilt uneingeschränkt. Wenn du irgendwas brauchst, weißt du, wo du mich findest. Du kannst mir... vertrauen, Kaya. Und wenn ich bis dahin gefallen bin..." er lächelte nachdenklich "...trauere nicht, sondern freue dich für mich, denn ich bin dann bei den Meinen"

  • Sie blickte ihn tiefgründig an, als sie schließlich antwortete: "Das hoffe ich auch. Bislang konnte Helena noch jeden Mann von ihrer Reinheit und Unschuld überzeugen." Man konnte gut die Ironie aus ihren Worten herausfiltern, die in etwa unterstrich, dass Kaya ihre Herrin für eine hinterhältige Schlange hielt. Doch weiter sagte sie nichts. Sie versuchte sich aus ihren zornvergifteten Gedanken loszureißen und lächelte ihn allerdings etwas geziert, wieder an.


    Seine Hand ruhte an ihrem Kinn, doch sie fühlte sich dabei nicht unwohl. Ganz im Gegenteil behagte ihr diese Geste sogar recht gut. "Oh ich werde trauern, glaube mir. Du bist der erste Mensch in meinem Leben der mir so viel Achtung entgegen brachte. Und dies wäre schon Grund genug, käme nicht auch noch meine Achtung für dich dazu. Gib auf dein Leben Acht Xeones." sagte sie, ohne einen weiteren Versuch zu machen, ihn aufzuhalten. Schüchtern senkte sie ihre Lider wieder, damit sie ihm nicht direkt in die Augen blickte - schließlich ziemte es sich nicht.

  • Mit raschem Schritt eilte Minervina ins Atrium. Sie suchte nach ihrer Mutter, hatte sie doch nicht den blassesten Schimmer, wo diese sich befand. Ebenso ahnungslos war sie heute noch, was den Tod ihres Vaters anging. Manchmal saß Helena allein im Perystil und blickte in den Himmel. Minervina hoffte sehr, dass es auch am heutigen Tage so war. "Mutter?" rief sie in den mittelgroßen Garten, doch eine Antwort erhielt sie nicht. Vielleicht hatte sie Minervina nicht gehört, auch wenn das kleine Mädchen dies schwer anzweifelte. Als sie um einen etwas breiteren Busch zur Sitzecke kam, bot sich ihr ein merkwürdiges Bild. Da war die Sklavin Kaya doch direkt dabei, mit einem Fremden anzubandeln. Hier in der Casa Rediviva. Minervina wusste mittlerweile, dass dies ziemlich dreistes Verhalten war. Doch noch fehlte ihr das patrizische Selbstbewusstsein um einzugreifen und so fragte sie nur freundlich. "Entschuldigung, ich hoffe ich störe nicht?"

  • Xeones machte sich schon auf, den Garten zu verlassen, als sie plötzlich eine jugendhafte Stimme eines Kindes ansprach. Er nahm die Hand langsam zurück, um nicht einzugestehen, dass er von dem unerwarteten und plötzlichen Erscheinen des Mädchens überrascht worden war. Dann drehte sich Xeones langsamzu Kind um, musterte die Kleine einige Augenblicke lang, während sich der erste Eindruck in seinem Verstand bereits formte.


    Sich sicher sein konnte er nicht, doch war es durchaus möglich, dass vor ihm die Tochter Helena's stand. Und wenn Publius, dessen Namen Helena immer wieder aussprach, während ihre Kräfte sie im Stich gelassen hatten, ihr Ehemann gewesen war, um den sie trauerte, dann war dieses Kind wohl... er führte den Gedanken nicht zu Ende. Das Mädchen machte einen zu freundlichen, unbekümmerten Eindruck, als dass sie von der Trauer irgendwie erfasst worden war. Oder wusste sie noch nicht?


    Doch alle Spekulationen nützten nichts und so antwortete Xeones mit freundlicher Stimme auf die von Neugier getragene Frage. "Keinesfalls, Kind. Obwohl ich es wohl sein müsste, der dich das fragt. Doch sag, willst du mir deinen Namen nicht verraten?"


    [SIZE=7]edit: au backe, hab doch glatt den falschen namen für den ehemann helenas benutz[/SIZE]

  • Als Kaya die Tochter Helena's erblickte, wurde sie für einen Moment starr. Minervina selbst hatte ihr nichts weiter getan, doch Kaya hasste Kinder. Das junge Mädchen war mittlerweile dem verabscheuungswürdigen Alter entwachsen, doch stören tat sie dennoch. Aber was sollte eine Sklavin ihrer Herrin schon die Wahrheit sagen, wenn diese Rügen oder gar Ärger bedeuten konnte. "Nein, Kleines. Du störst nicht." sagte sie also freundlich und hielt sich nun aus dem Gespräch der beiden heraus. Als sie die Fragen in Minervinas Augen erblickte, erahnte Kaya, was das kleine Ding dachte. Es ließ ihre einen leichten Rotschimmer auf die Wangen zaubern, doch gekonnt sah sie ausweichend im Garten umher, als genieße sie das warme Wetter. Auf keinen Fall sollten die beiden sehen, dass sie errötete.

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