• An einem sonnigen Nachmittag suchte Furianus die Einsamkeit, welche er im Hortus wohl sicherlich finden würde.
    So beauftragte er einige Sklaven eine Kline nach draußen zu schaffen und legte sich sogleich, umhüllt von einem Mantel, auf jene.
    Die Luft war noch recht kühl, doch nicht unangenehm kalt. Die Blumen, besonders die Rosen seines Vaters, würden wohl in nächster Zeit, wenn es wärmer werden würde, aufgehen.
    Das Grün um ihn herum beruhigte Furianus ungemein, eine richtige Idylle fand er hier. Der Gegensatz zur Stadt.


    Es war die Zeit sich über einige Sachen Gedanken zu machen.
    An seiner Rede zur Wahl des Aedilis Curulis müsste er noch schreiben, aber was, das wusste er bisher noch nicht.
    Heroische Taten hatte er nicht aufzuweisen, viele Auszeichnungen ebenfalls nicht. Furianus war sich dennoch sicher als Quaestor Principis Einiges geleistet zu haben in dieser kurzen Zeit, nichts gravierendes, aber doch nützliches.
    Die Ungewissheit plagte ihn schon seit einigen Tagen, denn die Konkurenz würde sicherlich nicht unbedeutend sein.
    Er verglich die Politik mit dem Tanz, denn ein falscher Schritt verdirbt den ganzen Tanz, sowie auch ein Wort das Gleiche mit der politischen Laubahn bewirkt. Das Volk müsste ihm Vertrauen, darum sollte er Versprechen aufstellen.
    Ereignisse waren sicherlich auch erwünscht, wie Taten.
    Wie schon damals bei Achill würde man auch seine Schwachstellen suchen, würde sie im Laufe der Zeit ausfindig machen und darauf sollte er schon heute gefasst sein. Der Bedarf an Taten wuchs stetig, sowie auch die Ansprüche an die Politiker.
    Furianus müsste Vieles versprechen, doch niemals Dinge, welche er schon von vorn herein nicht ausführen können würde.


    Er ließ sich von einem Sklaven ein Wachstäfelchen und den stilus holen, notierte sich die Vorschläge.
    Spiele wären sicherlich angebracht in solch einer Zeit.
    Auch berichteten seine Klienten von vielen Attentaten und Morden, darum müsste er die Exekutive doch aufsuchen.
    Dann wären da noch die Getreidevorräte zu überprüfen, da der Winter erfahrungsgemäß einen Großteil der Vorräte Roms verschlang.


    So schrieb Furianus weiter.

  • Ein kalter Windstoß ließ ihn erschaudern. Es wär kälter als angenommen und er rief nach einem Sklaven, welcher ihm eine Decke bringen sollte. Was wäre Rom ohne sie? Sie waren ein kleines und doch notwendiges Rädchen in dem großen System, welches sich Imperium nannte...
    Der Sklave kam und Furianus war merkwürdigerweise, vermutlich durch seine letzteren Gedanken getrieben, relativ freundlich zu ihm und sagte sogar Danke. Und der Sklave, der ging verwundert ab, stellte sich aber in der Nähe bereit, falls der Dominus noch andere Wünsche hegte.


    Furianus hingegen streckte sich ein wenig und stülpte die Decke bis zum Kinn. Noch einmal sog er die frische, dennoch kalte, Luft in sich hinein und fuhr fort mit seiner Liste.


    Der Praefectus Annonae müsste für dieses Unterfangen aufgesucht werden, dies war unumgänglich. Aber noch war nicht Zeit, geschweige denn er gewählt. Das Volk wäre nun sicherlich launisch, denn die Ereignisse der letzten Monate zerrütelten schon einige Gruppierungen. Das Vertrauen in die Politiker schien nicht mehr das Alte zu sein, dank gewissen Männern. So musste sich Furianus was Besonderes einfallen lassen. Nochmals dachte er über Spiele nach. Ja, es mussten schon Außergewöhnlich sein, sonst würde er das Volk noch mehr enttäuschen. Gladiatorenkämpfe waren der Standart, auf dem Furianus aufbauen wollte, sicherlich noch ein paar Tierkämpfe. Vielleicht müsste er sich noch mit dem Praetorianerpräfekten und dem Praefectus Urbi in Verbindung setzen, denn schon lange rissen die Tiere keine Verbrecher. Es war an der Zeit die Kerker Roms zu entlassten, denn damit wären beide Parteien zufrieden. Furianus hätte seine besondere Attraktion und die Praefekten ein wenig Auslastung bezüglich der Kerker.
    Ja, so sollte es geschehen. Vielleicht könnte man auch noch eine Seeschlacht simulieren. Immense Kosten, doch Furianus müsste dies wohl in Kauf nehmen.
    Nun klopfte er sich mit dem Stilus ein wenig auf die Unterlippe, denn das Volk würde ihn nicht wegen Spielen und der Sicherheit der Stadt wählen.
    Alle Bevölkerungsschichten mussten ihm Vertrauen und aus seinem Wirken Nutzen ziehen können.
    Die Spiele wären eine gute Basis.
    Die Sicherheit der Villen- und Casaeviertel würde die Patrizier und auch einige Plebejer zufiredenstellen können.
    Die Kontrolle auf den Märkten war schon von vornherein selbstverständlich und kein Novum.
    Jedoch die Kontrolle der Gebäude nicht, das würde ihm doch Anerkennung einbringen können.
    Weiter müsste er sich wohl den Bedürfnissen der zahllosen Soldaten des Imperiums annehmen. Vielleicht könnte er beim Kaiser ja eine Aufstockung der Brotvorräte in den Einheiten erreichen, vielleicht auch ein wenig Obst als Abwechslung.


    Furianus seufzte, es war viel. Doch wer ihn kannte wusste, dass er sich diesen Sachen annehmen würde.
    Ein weiterer Windstoß ließ ihn erneut erschaudern und seine Gedanken drifteten ab. Er hatte schon seit längerer Zeit nicht geopfert.
    Mercurius Facundus müsste er wohl vor seiner Rede opfern. Den Göttern im Tempel seiner Familie wohl kurz vor der Wahl. Seine Klienten würde er sicherlich in nächster Zeit häufiger zu Gesicht bekommen, denn sie würden die Gunst der Stunde nutzen. Er seufzte erneut, da er an das Geld dachte, welches die Klienten verlangen würden.


    Seine Gedanken drifteten immer mehr ab und er dachte an seinen Vater, was er wohl machte in Sardinien. Vermutlich hatte er dort bereits einen Garten mit Rosenstöcken angelegt. Sogar sehr wahrscheinlich, denn das Klima war dort sicherlich milder als in dem caput mundi. Vermutlich stand sein Vater erst zur späten Stunde auf, ging zu seinem Strand, um ein wenig zu schwimmen, opferte danach den Ahnen und machte sich daran seine Rosen zu pflege. Sicherlich tat er nicht mehr und nicht weniger, genoss sein Leben.
    Furianus seufzte, denn er war noch weit davon entfernt.
    Er würde wohl immer im Schatten seines Vaters stehen, denn der Weg war lang und beschwerrlich. Man würde sagen: "Schau, der Sohn des Senators Flavius Felix.". Man würde Furianus`Namen nicht kennen.
    Dies musste verhindert werden und Furianus würde mit seinem letzten Atemzug kämpfen, um solch ein Szenario nicht entstehen zu lassen. Das Leben eines Sohnes war nicht leicht. Man hatte zwar Privilegien solch einen Vater zu haben, doch die Nachteile waren gravierend, die Ziele immens.
    Seine größte Angst, im Schatten zu stehen, musste Furianus besiegen.
    Er würde mit Claudia nun über seine Pläne und Ziele sprechen müssen. Sie würde binnen einiger Wochen wohl zu einem Teil seines Lebens werden. Schon jetzt rannen ihm die Schweißperlen die Stirn herunter, wenn er an die nuptia dachte. Es durfte kein Makel zu erkennen sein, denn er würde wohl nur einmal solch eine Verbindung eingehen. Für eine zweite war das Leben zu kurz.


    Ein weiteres Mal schaute er sich das Wachstäfelchen an und stellte fest, dass es bereits vollgeschrieben war. Der Sklave wurde nochmal gerufen.

  • Doch nun verstand Furianus so langsam, warum es schon seit anbeginn der Zeit gepflegt wurde in einem warmen Raume zu sitzen und sich solcherlei Dinge zu fragen.
    Italia war zwar nicht Britannia und Rom war auch keine ordinäre Stadt, doch das Wetter schien sich in den letzten Tagen nicht von dem im Norden zu unterscheiden.
    So nahm ihm der Sklave die warme Decke ab und Furianus begab sich in das Hausinnere, denn es war an der Zeit seine Rede zu verfassen und die neue Toga schonmal anzuprobieren.

  • Sica führte den Mann in den Garten, wo sich Furianus gerade aufhielt. Er dachte dieses Mal jedoch nicht daran sich zurückzuziehen, sondern hielt sich vorsichtshalber in der Nähe. Einen völlig Unbekannten wollte er so schnell nicht ganz ohne Bewachung lassen.

  • Der Bote trat ein paar Schritte an den Flavier ran und verbeugte sich. "Herr, ich bringe eine Nachricht von meiner Herrin Tiberia Claudia," sagte er leise genug, das Sica nicht alles hören konnte und laut genug um den Herren aus seinen Gedanken zu reißen.

  • Furianus schrak hoch, als er eine fremde Stimme hinter sich vernahm.
    Bei dem Namen seiner Verlobten legte er das Schriftstück behutsam beiseite und gab dem Boten einen Wink, dass dieser vortreten möge.


    "So sprich."


    Ließ er verlauten und war schon gespannt auf die Nachricht. Vermutlich würde ihm Claudia nun erklären, wozu sie verreist und ihm keine Nachricht hat zukommen lassen.

  • "Herr," begann der Bote leise. "Meine Herrin ist aus Hispania zurück und bittet Dich umgehend ihr die Ehre und Freude zu erweisen sie auf dem Landsitz der Gens Tiberia zu besuchen."

  • Furianus traute wohl seinen Ohren nicht. Nun sollte er sie noch besuchen, er, nachdem sie ihm nichts von der Abreise gesagt hatte, er sogar lügen musste, sich etwas zusammenreimen. Diese Worte stießen bei ihm nicht gerade auf Wohwollen oder Freude, nein, er blieb regungslos sitzen und würfelte sich die Worte zusammen, nur damit sie nicht zu wütend klangen.


    "Sage ihr, dass ich kommen werde."


    Sagte er kurz und knapp. Ein guter Satz, neutral, sachlich, einfach emotionslos.
    Sogleich gab er dem Boten mit einem Wink zu verstehen, dass dieser sich zu entfernen hatte.

  • "Ich werde es umgehend ausrichten, Herr. Ich bin sicher, sie wird sich freuen." Mit diesen Worten verneigte sich der Bote und verabschiedete sich, wie es sich gehörte, um auf das Landgut der Tiberia zu eilen.

  • Sica wollte den Garten gerade wieder verlassen, als ihn die Worte des Sohns seines Herrn noch erreichten. Er hielt inne und kam wieder zurück, sich in respektvollem Abstand aufrecht hinstellend. Sein Blick war auf Furianus gerichtet, ging jedoch ausdruckslos an diesem vorbei.


    Ja, Herr?

  • "Wenn ich recht informiert bin, Sica, so stehst du allen Sklaven in diesem Haushalt voran. Stimmt das?"


    Er fragte sich, ob Sica nun schon zum atriensis avanciert war, ohne dass es Furianus mitbekommen haben sollte.

  • "Dann müsstest du sicherlich von dem Vorfall um meinen Besitz gehört haben, eine Sklavin, die man Nadia nennt. Erinnerst du dich?"


    Die Frage war provokant, deutete er doch indirekt an, dass es mitunter Sicas Verantwortung war, was an jenem Tage passiert ist.

  • Sica fielen gleich mehrere Vorfälle in Bezug auf diese nichtsnutzige Sklavin ein. Bei keinem der Vorfälle hatte sie sich als besonders fleißig oder arbeitsam hervorgetan. Im Gegenteil. Der Vilicus hatte schon zu Beginn geahnt, dass sie ihm nichts als Ärger einbringen würde. Sogleich kamen ihm mehrere ansprechende Möglichkeiten einer angemessenen Bestrafung für sie in den Sinn. Er ließ sich vorerst jedoch nichts anmerken und blickte starr weiter geradeaus.


    Von welchem Vorfall sprecht Ihr, Herr?

  • Furianus legte die Schrift sorgfältig auf die Kline und stand auf. Er war gereizt, denn der Sklave wusste genau was er meinte und solch Frechheiten belasteten heute sein Gemüt nur allzu sehr.


    "Von dem Vorfall, in welchem mein Besitz zu Schaden kam. Wie heißt der Sklave, der sich an meinem Besitz vergriff?"

  • Sica blieb ruhig an seinem Platz stehen und sah weiterhin unbeeindruckt geradeaus.


    Die Sklavin Nadia zerstörte eine beachtliche Menge Geschirr in der Culina. Der Schaden konnte inzwischen nach und nach aus dem regulären Haushaltsetat wieder ersetzt werden. Sie gab sich bei alldem leider äußerst uneinsichtig und stur. Um eine Beschädigung ihres Körpers zu vermeiden, sah ich bislang von einer harten Strafe gegen sie ab. Wenn du es es jedoch wünschst, werde ich sie angemessen für ihre Tat bestrafen, Herr.

  • Sica löste seinen Blick von der Ferne und sah den Sohn seines Herrn direkt und abweisend an. Er hasste es, wenn man ihm einfach nicht zuhörte.


    Nadia, Herr.


    Es war seinem Tonfall deutlich anzuhören, dass auch er die Geduld mit diesem Schatten von einem Herrn zu verlieren begann.

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