Besprechung mit dem Consul

  • Der Kaiser grüßt ebenso knapp zurück.


    "Kommen wir gleich zur Sache. Dein Auftritt im Senat war alles andere als einem Consul angemessen. Sowohl inhaltlich als auch von der Form her.


    Möchtest Du mir vielleicht erklären, was dich dazu bewogen hat, meine Entscheidungen öffentlich, wiederholt und trotz einer Erläuterung der selbigen in lautstarker Art und Weise in Zweifel zu ziehen?"

  • "Was nützt es noch... doch gut: Der Senat ist ein Beratungs-, Kontroll- und Abstimmungsorgan, um Dekrete durchzusetzen, zu besprechen und dem Kaiser beratend zur Seite zu stehen. Die Debatten sind nicht geprägt von Bequemlichkeit und einhelligen Nicken, sie sollen tiefgründig, scharf geführt und Ergebnis bringend sein, doch wandelt sich der Senat zu einem Haufen Jasagern. Debatten verlaufen unter wenigen Senatoren, obwohl die Curie voll ist. Abstimmungen stehen ewig in der Schwebe, weil man sich nicht bequemt.


    Als Consul wurde ich gewählt um sowohl dringliche Arbeiten in Rom einzufädeln, die Magistrate zu leiten, die Wahlen zu überwachen oder den Senat mit eiserner Hand zu führen. Ich hatte bei meiner ersten Anfrage das Klientelverhältnis vergessen anzuführen und es dann nachgereicht.


    Weiterhin ist es die Aufgabe der Gremien solche Anfragen zu stellen, wenn sie es nicht tun, warum gibt es sie dann? Ich habe zudem deutlich gemacht, das es mir weder um die Namen der beteiligten Familienmitglieder geht, noch um die Gens selber. Einzigst du Häufung geriet ins Visier.


    Sollte ein fragender Senat nicht erwünscht sein, so kann man ihn auch gleich auflösen und jeder schickt sein sicheres "ja" an die kaiserliche Kanzlei.


    Zum Schluß möchte ich noch bedeutend darauf hinweisen, das es mir in keinem Moment um eigene Vor- oder Nachteile ging, wer mich kennt, weiß warum ich nach Rom gekommen bin."


    Halblaut siniert er: "Schwäche ist die Weigerung Niederlagen zu akzeptieren."

  • Die Gedanken des Kaisers schweifen kurzzeitig ab. Er denkt an Menschen, bei deren natürlichem Tod er dabei war. Er sieht Soldaten, die in der Schlacht fallen und Offiziere, die sich im Angesicht einer Niederlage das Leben nehmen. Und er denkt an ein paar Mordanschläge auf seine Person.
    Heute hatte er offenbar das zweifelhafte Vergnügen, einen amtierenden Consul beim politischen Selbstmord beobachten zu dürfen.


    "Consul, deine Aussagen sind weitgehend zutreffend. Ich schätze Offenheit im Senat und lasse ihn sicher nicht tagen, um zu schweigen, zu nicken oder Ja zu sagen.


    Aber schon dass Du glaubst, mich über die Aufgaben des Senats belehren zu müssen, missfällt mir.


    Und im übrigen gehen deine Ausführungen allesamt an meiner Frage vorbei. Ich fragte nicht, warum Du die Debatte eröffnet hast, ich fragte auch nicht, wie Du deine Aufgaben als Consul siehst.


    Du hast im Senat nach den Gründen für meine Entscheidung gefragt und Du hast deiner Sorge Ausdruck verliehen. Beides ist berechtigt. Ich habe Dir meine Gründe dargelegt und festgestellt, dass ich deine Sorge nicht teile. Du gibst an, dass Du nicht über Namen reden möchtest und Du wirst die von mir genannten Zahlen nicht ändern können, denn sie sind Fakten. Die Frage, was ich mit Sorge betrachte, ist nicht Gegenstand der Senatsdebatte.


    Trotzdem widersprichst Du.


    Meine einfache Frage lautet: warum?"

  • "Weil ich getrieben von der Sucht bin Rom zu etwas Besseren zu machen. Das Imperium mehr zu stärken, als zu schwächen. Sümpfe trocken zu legen und Macht der Gentes zu dezentraliseren."


    Er denkt in diesem Moment an seinen Bruder offiziell fiel er hier einem Schwächeanfall zum Opfer, doch wie sicher war das? Hatte jemand nach geholfen, ihm die Entscheidung für einen Selbstmord nahe gelegt?

  • "Auch wenn manche Senatoren in der Tat mehr schweigen als sie sollten, hoffe ich doch, dass sie ebenfalls von dieser Sucht getrieben sind - und doch zieht das bei ihnen nicht solche Vorfälle mit sich.


    Und ich hoffe für dich, dass Du nicht noch von ganz anderen Süchten getrieben wirst."


    Er schweigt einen Moment und denkt kurz über Schritte nach, die er eigentlich nur sehr ungerne einleiten würde.


    "Nun gut, wie dem auch sei. Eines steht fest: das Imperium stärken zu wollen ist noch lange kein Anlass, verdiente Kommandeure öffentlich und grundlos in die Nähe des Hochverrates zu rücken! Ich betone: grundlos! Ich habe keinen Grund, an der Loyalität des jetzt von mir zu meinem Statthalter ernannten ehemaligen Kommandeurs der Legio IX zu zweifeln. Und du hast keinen Grund genannt. Ich habe auch keinen Grund, an der Loyalität des jetzt von mir zum Kommandeur der Legio IX ernannten ehemaligen Praefectus Urbi zu zweifeln. Und du hast keinen Grund genannt. Ich habe keinen Grund, an der Loyalität des noch von Purgitius Macer vorgeschlagenen Praefecten der Ala II zu zweifeln. Und du hast keinen Grund genannt.


    Alles was du nanntest, war pure Spekulation, wilde Ideen. Die Männer tragen denselben Nomen gentile, ja, aber nicht einmal durch Patria Potestas sind sie untereinander verbunden.


    Wenn es wirklich Roms Untergang sein soll, wenn zwei oder drei Männer der selben Gens ein Kommando inne haben, dann frage ich mich, wieso Titus Flavius Vespasianus in seiner damaligen Zeit als Statthalter von Syrien gemeinsam mit seinem Sohn nicht sofort auf Rom marschiert ist, als ihm drei Legionen unterstanden, sondern pflichtbewusst den judäischen Aufstand niedergeschlagen hat.


    Aber dass du ein nicht gerade freundschaftliches Verhältnis zur römischen Geschichte hast, wissen wir ja auch."

  • "Das liegt wohl daran, das der Zukunft mein Augenmerk gilt und ich es ausreichend finde die Vergangenheit in Schriften zu lagern. Sie mag uns gebährt haben, doch muß ein wachsendes Reich in das Jetzt und Morgen mehr investieren, als in alte Geschichten und Mythen."

  • "Eine interessante Einstellung, Consul.


    Dann wird es dir sicherlich nichts ausmachen, wenn ich dein Consulat nicht in die Bücher der Geschichtsschreiber eingehen lassen werde. Deine Respektlosigkeit gegenüber den Göttern, der Geschichte und meinen Entscheidungen erscheint mir Grund genug, dass ich dein Consulat nicht anerkennen werde.


    Gehe und denke über das Morgen nach, wenn du nicht gewillt bist, über die Vergangenheit nachzudenken - und sei es, um aus ihr zu lernen."

  • Eine sehr lange Weile blickt der Kaiser dem Consul nach. Er fragt sich, wie sich ein Mensch mit seinem ungehobelten Benehmen nur so im Wege stehen kann.


    Dann lässt er einen Palastdiener einige Akten bringen und wendet sich seinen Regierungsgeschäften zu.

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