Gladiatorenkämpfe: Antike-Moderne

  • Vor einigen Tagen habe ich ein interesantes Buch in die Finger bekommen, in diesem werden die Gladiatorenkämpfe näher beschrieben.
    Was mich zum Denken angeregt hat, war die Einführung, in der, der Vergleich zwichen den antiken Kämpfen und den modernen Sportarten gezogen wird. Interresant fand ich besonders, dass behauptet wird unsere moderne Gesellschaft sei, was vorallem die zur Schaustellung von Gewalt angeht, den Römern ähnlich, bloß, dass es bei uns durch aus verbreiteter ist, durch die Massenmedien, und das wir genauso 'Blutdürstig' wie die Römer sind.


    Hier ein Zitat, dass mich besonders Nachdenklich gestimmt hat:


    Was das römische Vergnügen an der Gewallt betrifft, könnten auch wir nicht ernsthaft behaupten, dass unsere eigene Kultur Gewalt verabscheut. Mehr als ein Kommentator antikens Lebens hat festgestellt, dass auch in modernen Gesellschaften das Bedürfniss danach existiert, gewalttätige Ereignisse mitzuerleben, wobei es egal ist, ob diese sich im Boxring oder aud der Kinoleinwand abspielen..... Daher sollten wir uns fragen, ob es nicht zu einfach ist, antike Kulturen wie die römische wegen ihrer Brutalität zu verurteilen, wenn unsere eigenen Politiker mit gleichgültiger Miene Bombenangriffe rechtfertigen, bei denen anderorts unschuldige Zivilisten im Feuer umkommen, oder vom Verkauf von Waffen an totalitäre Regimes im Ausland profitiere.


    Was denkt ihr dazu, stimmt es, dass unsere Gesellschaft von Gewalt beherrscht wird, oder ist dies eine übertriebene Darstellung von uns?

  • Also dem ersten Satz deines Zitates kann ich durchaus zustimmen. Das Fernsehen geht immer mehr in die Richtung schneller weiter brutaler und ich warte ja nur noch bis RTL und Endemol zusammen die erste Gladiatorenshow im Deutschen Fernsehen anbieten :D


  • Stammt das Zitat aus "Colosseum" von Peter Connolly?

  • Das hast du auch wieder recht.


    Damals waren die Gladiatorenkämpfe nicht nur ein öffentliches Spektakel, sondern auch eine Bestrafung für Verbrecher und sie nutzten die Kämpfe auch zur Abschreckung.

  • Zur Abschreckung dienten die Spiele nicht. Einzig zur Belustigung des Volkes wie später die öffentlichen Hinrichtungen im Mittelalter auch. Nicht umsonst waren diese oftmals mit Volksfesten verbunden. ;)


    Heute pilgern die Leute mangels öffentlichen blutigen Ereignissen zu Unfall- und Mordorten. Sehr schön ist die Sensationsgier z.B. immer auf Autobahnen zu beobachten, wenn auf der Gegenfahrbahn trotz freier Fahrt ein Stau ensteht, weil man ja gaffen muß, ob man vielleicht eine Leiche, ein absolut verbeultes Auto oder was man auch immer sehen will beschauen muß.


    Hierin unterscheiden wir uns von der römischen Gesellschaft in keinster Weise.

  • Gut die Gladiatorenspiele lassen sich nicht mit den panhellenischen Spielen vergleichen, dennoch handelt es sich um einen Sport mit festen Regeln. In den seltensten Fällen bezahlte der Gladiator aber wirklich mit seinem Leben (man denke an die kostenintensive Ausbildung eines Gladiators). Viele waren Privatleute, die um des Ruhmes willen aus freien Stücken Gladiator wurden. Und selbst der heilige Augustinus soll einst als ihn seine Feunde zu den Spielen schleppten zum Schluss doch mitgefiebert haben. So verwerflich finde ich das also nicht.

  • Viele Gladiatoren waren aber auch Kriegsgefangene, Sklaven, Verbrecher, die buchstäblich den wilden Tieren zum Frass vorgeworfen wurden nur damit die Zuschauermenge ihren Spaß hat. Einige dieser Gladiatoren haben, damit sie nicht gegen die wilden Tiere antreten mussten, Selbstmord begangen.
    Das Leben als Gladiator war nur selten ruhmreich, oft konnten sie nur drei Kämpfe bestehen, bevor sie dann getötet wurden.

  • Zitat

    Original von Sabbatia Livilla
    Viele Gladiatoren waren aber auch Kriegsgefangene, Sklaven, Verbrecher, die buchstäblich den wilden Tieren zum Frass vorgeworfen wurden nur damit die Zuschauermenge ihren Spaß hat. Einige dieser Gladiatoren haben, damit sie nicht gegen die wilden Tiere antreten mussten, Selbstmord begangen.
    Das Leben als Gladiator war nur selten ruhmreich, oft konnten sie nur drei Kämpfe bestehen, bevor sie dann getötet wurden.


    Ich stimme dir vollkommen zu. Allerdings muss man - wie du es oben auch tust - zwischen Tierhetzen (Abschlachten Wehrloser) und Gladiatorenkämpfen (Profisport) unterscheiden. Die Gladiatoren bildeten einen eigenen Berufsstand und hatten - wie die römischen Legionen - einen eigenen Eid...

  • Auch bei den Gladiatoren untereinander gab es ein rangsystem. Vielleicht vergleichbar den Fußballligen.


    Einen Kämpfer der 1. Liga ließ man noicht so einfach abschlachten, während der aus der Kreis- oder Bezirksliga schon mal in einem der vielen nachgestellten Massenschlachten schnell sein Leben aushauchen durfte. ;)



    PS: Tierhetzen wurden in der Regel nicht von Gladiatoren bestritten.

  • Marcus Petronius Cotta: Wie kommst Du darauf, dass die meisten Gladiatoren Privatleute waren? Wo hast Du das gelesen? Die Masse an Gladiatoren, so hab ich es immer gehört, die insbesondere für die Spiele während der Kaiserzeit gebraucht wurden, sind wohl kaum aus den Reihen von freien Männern rekrutiert worden. Und während der Kaiserzeit starben auch immer mehr Männer in der Arena. Eine Seltenheit war es da bestimmt nicht.


    Manius Horatius Toxis: Menschen und sich nicht ändern? Das kommt drauf an. Instinkte, Triebe und bestimmte psychologische Verhaltensweisen ändern sich sicherlich nicht sonderlich, aber moralische und ethische Grundwerte. Und das hat sich durch die humanistsichen Grundwerte doch seit dem Römerreich massiv geändert, zBsp. Sklaverei und die menschenverachtenden Handlungen der Römer gegenüber von Sklaven. Aber auch was die Spiele angeht. Ethik ist ja nicht nur etwas aufgesetztes. Sie ist ebenso in dem Verhalten, dem Bedürfnis und den Gedanken eines Menschen verankert. Hat man bestimmte moralische Grundstrukturen nicht, wie zum Beispiel, dass die Römer nichts verachtendes in der Sklaverei gesehen hat, empfindet man wohl diesbezüglich anders als ein Mensch von heute. Wobei man da auch bei den verschiedenen Ländern noch differenzieren muss, was Moral und Ethik heutzutage angeht.


    Und damit hab ich eigentlich auch meine Ansicht zum Ausdruck gebracht. Sicherlich gibt es sensationslustige Menschen auch heute noch. Doch dies mit der Sensationslust bei Gladiatorenspielen zu vergleichen, halte ich für etwas unsinnig. Auch ist ein Gladiatorenkampf nicht mit einem brutalen Film zu vergleichen. In einem Film ist man sich doch bewußt, dass es Schauspieler sind und keiner dabei stirbt. Wenn jedoch ein Mensch tatsächlich vor einem ermordet wird, ist das wohl eine ganz andere Sache.

  • Schade, daß man darauf keine Wette halten kann. Ich würde darauf setzen, daß ein Gladiatorenkampf ein wesentlich besserer Quotenbringer im Fernsehen wäre, als Boxen oder Wrestling.


    Somit wäre bewiesen, daß der Mensch im Grunde genommen immer noch von denselben niederen Instinkten gesteuert wird wie vor 2000 Jahren. Humanismus hin oder her.


    PS: Ist auf MTV nicht ein ähnlicher Quotenhit, wo ein paar Chaoten möglichst gefährliche Stunts und anderen möglichst weh tun und Schmerzen aushalten Blödsinn fabrizieren ? Und das nicht als Schauspielerei, sondern Live und in Farbe? ;)

  • Siehst Du nicht einen Unterschied zwischen Fiktion und Realität. Sich Jackass anzuschauen oder zuzuschauen, wie ein Mensch umgebracht wird, ist doch ein Unterschied. Ich will nicht abstreiten, dass es Menschen gibt, die soetwas anschauen würden. (Siehe Hinrichtungsvideos via Internet in den USA) Aber ob nicht auch ein guter Teil davon abgestossen wäre? Würden solche Massen bewegt werden können, wie damals in Rom? Ich bezweifel es doch arg...

  • [quote]Original von Apollonius von Samothrake
    Marcus Petronius Cotta: Wie kommst Du darauf, dass die meisten Gladiatoren Privatleute waren? Wo hast Du das gelesen? Die Masse an Gladiatoren, so hab ich es immer gehört, die insbesondere für die Spiele während der Kaiserzeit gebraucht wurden, sind wohl kaum aus den Reihen von freien Männern rekrutiert worden. Und während der Kaiserzeit starben auch immer mehr Männer in der Arena. Eine Seltenheit war es da bestimmt nicht.


    Du hast recht =). Ich hab es gerade noch mal nachgelesen. Die meisten Gladiatoren waren tatsächlich Unfreie. Freie (und Verbrecher) als Gladiatoren waren eher die Ausnahme, kamen aber vor.

  • Aber sind wir doch einmal erlich: Die Leute früher waren schon etwas anderes als wir heute.


    Stellt euch doch nur einmal vor, dass ihr wöchentlich einmal ins Theater oder die Allianzarena gehen würdet, um dort zu sehen, wie zig Menschen und Tiere sinnlos abgeschlachtet werden.
    Auch wenn sie Verbrecher sind, das ist doch eine Sache der Moral.


    Es ist natürlich richtig, dass die Meschen heute auch ein gewisses Maß an Gewalt absichtlich zu sehen bekommen, sei es im Boxring oder im Kino.
    Aber in der Antike war das doch noch um einiges extremer.


    Was würdet ihr sagen, wenn z.B. Schröder oder Merkel einige Leute aus dem Gefängnis geholt hätten und sie zu Wahlkampfzwecken in irgend einer Arena hätten hinrichten lassen?
    Wie gesagt, dass war in der Antike einfach extremer als heute.
    Vielleicht liegt das daran, dass man täglich mit der Gealt konfrontiert wurde........

  • Zitat

    Original von Apollonius von Samothrake
    Siehst Du nicht einen Unterschied zwischen Fiktion und Realität. Sich Jackass anzuschauen oder zuzuschauen, wie ein Mensch umgebracht wird, ist doch ein Unterschied. Ich will nicht abstreiten, dass es Menschen gibt, die soetwas anschauen würden. (Siehe Hinrichtungsvideos via Internet in den USA) Aber ob nicht auch ein guter Teil davon abgestossen wäre? Würden solche Massen bewegt werden können, wie damals in Rom? Ich bezweifel es doch arg...


    In Jackass (der Name war mir doch glatt entfallen :D) gibt es nur sdeswegen keine realen Toten zu sehen, weil dies per Gesetz verboten ist. Stichworte Menschenrechte und dergleichen mehr.


    Aber mal ernsthaft: Meinst du wirklich, daß der Mensch sich durch Gesetze in seinem innersten Wesen ändert?
    Ich sage nein, weil es ansonsten schon seit längerem überhaupt keine Kriminalität, Sensationslust und dergleichen überaus menschliche Eigenschaften mehr geben dürfte.
    Sendungen wie Jackass, Big Brother, Notruf oder Zeitungen wie die Bild beweisen aber eindeutig das Gegenteil: soweit es eben im gesetzlichem Rahmen zulässig ist, während damals ein solcher Rahmen nicht gegeben war.


    Rhetorisch könnte man fragen: Warum füllen sich die Gefängnisse immer mehr mit Straftätern, wenn das humanistische Ideal sich durch die Zeit im Menschen verfestigt hat?


    Darum nimm es als gegeben hin und warte auf den nächsten Unfall mit einem Toten: Du wirst staunen, wieviele Menschen sich binnen kürzester Zeit aufgrund ihrer Sensationslust dort einfinden werden. Und der große Rest der Daheimgebliebenen wird die zurückkehrenden fragen: Na, was haste denn gesehen? Hat sich das gelohnt dorthin zu gehen?

  • Stellt euch doch nur einmal vor, dass ihr wöchentlich einmal ins Theater oder die Allianzarena gehen würdet, um dort zu sehen, wie zig Menschen und Tiere sinnlos abgeschlachtet werden.
    Auch wenn sie Verbrecher sind, das ist doch eine Sache der Moral.
    +++


    Sind Stier-, Hahnen- und Hundekämpfe denn heutzutage völlig ohne Zuschauer oder gehören diese "Sportarten" nicht zu den Publikumsmagneten?


    Warum ist denn Boxen so ein beliebter Sport? Eben, weils Sport für Männer ist und dort auch mal Blut fließt. Dem richtigen Mann würde es noch besser gefallen, wenn nicht mal nur ein Nasenbein bricht, sondern ein paar Knochen mehr dürften es schon sein. Aber das wiederum ist dann schon wieder nicht erlaubt und darum bleibts bei dem allseits bekanntem Boxen... .

  • In den Industriestaaten im Westen gehören Hahnenkämpfe glaube nich nicht zum Publikumsmagneten, aber natürlich in anderen Staaten.



    Würde man bekanntgeben, dass in der Allianzarena eine öffentliche Hinrichtung stattfinden würde, würde sicher, ich bin überzeugt davon, die Arena ausverkauft sein.

  • Zitat

    Original von Apollonius von Samothrake
    Siehst Du nicht einen Unterschied zwischen Fiktion und Realität. Sich Jackass anzuschauen oder zuzuschauen, wie ein Mensch umgebracht wird, ist doch ein Unterschied. Ich will nicht abstreiten, dass es Menschen gibt, die soetwas anschauen würden. (Siehe Hinrichtungsvideos via Internet in den USA) Aber ob nicht auch ein guter Teil davon abgestossen wäre? Würden solche Massen bewegt werden können, wie damals in Rom? Ich bezweifel es doch arg...


    "Wird sie geköpft?" Wurde sie nicht. - - - Offener geht nicht.

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