[Peristylium] Säulengang

  • Auch an Arria schrieb sie.



    Petronia Arria
    Casa Petronia
    Tarraco, HISPANIA



    Liebe Arria,


    als ich nach Germanien aufbrach, weiltest du leider noch bei den Floralia in Rom, sodass ich mich nicht verabschieden konnte. Die Reise war sehr lang und, wie ich im Nachhinein zugeben muss, der Schwangerschaft nicht gerade zuträglich. Aber inzwischen bin ich gut angekommen und habe meine Arbeit als Sacerdos aufgenommen.


    Ich war kaum in Mogontiacum angekommen, da traf ich Imperiosus. Ich wusste gar nicht, dass man ihn auch abgesandt hatte, da er doch eigentlich den Weg eines Flamen einschlagen wollte? Nun ja, wenig später reiste ich nach Colonia Claudia Ara Agrippinensium ins Castellum der Legio IX. Dort brachte ich auch meinen Sohn zur Welt, doch die Götter haben ihm kein Leben geschenkt, sodass sein kleiner Körper tot zur Welt kam. Trauer und Schmerz erfüllen mich dieser Tage; und ich wünsche mir nichts sehnlicher, als meinen Kleinen lebendig auf dem Arm halten zu können. Verzeih, wenn ich weine und die Tränen das Pergament an einigen Stellen unlesbar machen, doch...


    Ach Arria, ich hätte nie gedacht, dass mir so etwas Schreckliches passiert! Doch es ist der Wille der Götter und Livianus hilft mir, alles zu verkraften. Auch er hat kürzlich einen Verlust erlitten, denn seine geliebte Aemilia starb an einer schleichenden Krankheit im fernen Britannien.


    Sag, wirst du Imperiosus besuchen kommen in Germanien? Wenn ja, so würde ich dich gern ebenfalls sehen. Es gibt sicher viel zu erzählen. Schreibe mir doch, wie es dir ergangen ist und wie die Floralia waren.


    Ich wünsche dir alles Liebe und hoffe, dass wir uns bald wiedersehen werden.
    Mögen die Götter mit dir sein.


    Valeria

  • ...Medeia bekam auch einen Brief...



    Artoria Medeia
    Casa Artoria
    Roma, ITALIA



    Salve Medeia,


    wie versprochen schicke ich dir einen Brief.
    Die Reise war lang und beschwerlich und ich konnte von Glück reden, dass Apollonius mich begleitete. Er ist ein sehr fähiger Mann und ohne ihn hätte ich das Kind sicher schon auf der Reise bekommen, mitten im Nirgendwo in der Wildnis.


    Doch mit seiner Hilfe habe ich es wenigstens bis ins etwas zivilisiertere Germanien geschafft und dort im Castellum der Legio IX meinen Sohn geboren, wenngleich die Götter ihm kein Leben einhauchen wollten. Der Tod eines so kleinen, unschuldigen Wesens ist etwas Trauriges, das seinesgleichen sucht. Ach Medeia, ich habe lange geweint und getrauert, doch Livianus hilft mir, über den Schmerz hinwegzukommen, den er selbst auch verspürt, denn seine geliebte Frau erlag in Britannien den Folgen ihrer Krankheit.


    Doch nun zu Valentin Duccius Germanicus: Du wolltest doch wissen, wie seine Familie das Bürgerrecht erlangte? Nun, er berichtete mir nicht Genaues, doch soviel sei gesagt: Sein Vater erlangte wohl kurz nach der Ankunft im Imperium etwas nicht Alltägliches tat und damit die Gunst eines einflussreichen Mannes gewann und über diesen letztendlich das Bürgerrecht. Ich vermute, dass er vom Retten eines Lebens sprach, doch sicher bin ich mir nicht.


    Ich hoffe, dass wir uns recht bald wiedersehen und einen so angenehmen Tag wie den in den Thermae traiani wiederholen können, doch bis dahin seien die Götter mit dir.


    Liebe Grüße,
    Valeria



    Und die Pontifex würde auch einen Brief bekommen.



    Rediviva Helena
    Casa Rediviva
    Tarraco, HISPANIA




    Salve Helena,


    inzwischen bin ich gut in Germanien angekommen und habe auch meine Arbeit als Sacerdos schon aufgenommen. Der Cultus Deorum hat mir eine weitere Schülerin zugeteilt, Petronia Fabia, also eine Verwandte von Livia. Diese Fügungen sind schon seltsam, denn die beiden scheinen sich nicht zu kennen. Doch werden sich die Götter sicher etwas dabei gedacht haben und ich werde mein Bestes geben, sie so zu unterrichten, dass sie eines Tages würdige Sacerdotes sind.


    Es gibt leider auch ein nicht so freudiges Ereignis. Im Castellum der Legio IX gebar ich meinen Sohn, doch sein kleines Gesichtchen war blau angelaufen und es war kein Leben in ihm. Es fällt mir schwer, darüber zu reden oder auch nur zu schreiben; und ich bin froh, dass mir so viele beistehen und mir die Kraft geben, dieses schreckliche Ereignis zu überwinden. Ich habe mir vorgenommen, niemals wieder schwanger zu werden. Noch eine Todgeburt würde ich nicht ertragen, auch wenn die Götter mir dies als Prüfung auferlegt haben.


    Doch nun genug davon. Allein diese wenigen Worte lassen mich wieder weinen.
    Sag, wie geht es dir und deinem Metellus? Wie läuft die Arbeit in Tarraco? Und bist du mir noch böse, weil ich gegangen bin? Ich hoffe, es geht dir gut, Helena.
    Mögen die Götter mit dir sein auf all deinen Wegen.


    Vale bene,
    Valeria


    Valerias Hand tat schon weh, als sie endlich fertig war und sich erhob, um die Briefe allesamt zm Postofficium zu bringen.

  • Gemeinsam mit Valeria betrat Cicero des Peristylium, blieb direkt nach dem Eingang stehen und zeigte einladend mit der Hand in Richtung der Anlage. Der Anblick, der sich Valeria nun auftat musste atemberaubend sein. Die kleine Gartenanlage in der Mitte wurde vom flackernden Schein mehrerer Fackeln ausgeleuchtet. An den Seitenwänden hingen, wie bei einem festlichen Anlass, geraffte Stoffe in dunklen und wunderschönen Farben herab. Die Gehwege waren auf beiden Seiten, durchgehend bis zum anderen Ende des Säulenganges, mit Kerzen gesäumt und mit Blumenblüten bedeckt. Sogar das Wetter spielte in dieser lauen Sommernacht mit und über dem unüberdachten Peristylium funkelte der klare Sternenhimmel herab.

  • In der Mitte des Peristyliums war ein Tisch mit zwei Stühlen aufgestellt und davor stand Livianus in einer weißen und fein bestickten Toga. Lächelnd sah er in ihre Richtung, als Valeria den Säulengang betrat und wartete auf ihre Reaktion.

  • Valeria war Cicero neugierig und verwundert gefolgt, doch nun wurde sie immer langsamer und ihre Augen wurden immer größer. Das Bild, das sich ihr bot, war atemberaubend, sodass Valeria schließlich sogar ganz stehen blieb und sich umsah. Livianus nahm sie erst gar nicht war. Die Fackeln ließen ihr flackerndes Licht über die bunten Blütenblätter auf dem Boden gleiten. Somit wirkte das Spiel der Farben der Blütenblätter im Licht und Schatten der Fackeln noch geheimnisvoller und verzauberter. Als Valeria den Blick hob, entdeckte sie auch Livianus, der eine wunderbare Tunika trug und sie bereits erwartete. Damit hätte sie nicht gerechnet. Das war ein Empfang, den man der Augusta bereitet hätte, aber doch nicht ihr! Ein schöner Sternen


    Schließlich warf sie Cicero ein kurzens Lächeln zu und nickte sachte, dann setzte sie sich mit glänzenden Augen wieder in Bewegung, bis sie zwei Schritt vor Livianus zum Stehen kam.


    "Ich glaube mich in einem Traum", sagte sie leise und mit einem warmen Lächeln auf den Lippen.

  • Livianus sah sie freudestrahlend an und reichte ihr die Hand.


    „Keine Angst…. es ist kein Traum.... nur ein nettes Abendessen für Zwei.“


    Er gab ihr einen kleinen Kuss auf die Wange und führte sie dann zu einem der Stühle, auf dem sie Platz nehmen sollte.


    „Ich hoffe du hast auch einiges an Hunger mitgebracht.“


    Er ließ Valeria los und schob den Stuhl für sie so zurecht, dass sie sich hinsetzen konnte.

  • Valeria lächelte erfreut und schloss kurz die Augen, als Livianus sie auf die Wange küsste. Ganz verwundert ließ sie sich zu dem Stuhl führen und ließ sich dann darauf nieder. Ihr Blick glitt zurück zu dem Gang, durch den sie eben gekommen war, und zu den ganzen Blütenblättern. Dann sah sie Livianus wieder an und ihre Augen glänzten.
    "Aber...so viele Blumen... Und du bist so gut angezogen und ich.."
    Sie sah an sich herunter und dann wieder zu Livianus.

  • Livianus lächelte.


    "Das war doch auch eine Überraschung und im Gegensatz zu mir bist du immer wunderschön, egal was du anhast."


    Dann ging er auf die andere Seite des Tisches und nahm auf dem zweiten Stuhl platz. Sein Blick ging kurz zu Cicero, der immer noch ganz still neben dem Eingang stand und auf Anweisungen zu warten schien.


    "Cicero! Du kannst nun das Essen bringen lassen."

  • Valeria schaute Livianus glücklich an und ließ den Blick dann nocheinmal schweifen. Leicht schüttelte sie den Kopf und musste schmunzeln.
    "Du bist wahnsinnig", murmelte sie.
    "Als ich das sah, dachte ich zuerst, die Augusta selbst würde erwartet werden. Ich hoffe doch, dass du dich nicht zu sehr in Unkosten gestürzt hast?"

  • Livianus schmunzelte.


    „Für dich ist mir nichts gut genug Valeria. Und um die Kosten mach dir keine Sorgen. Wie du bestimmt schon mitbekommen hast führt man nicht gerade das schlechteste Leben als Legionslegat. Wichtig ist mir nur, dass es dir auch gefällt.“

  • Valeria errötete leicht und hoffte, dass Livianus das im schwachen Licht der Fackeln und Kerzen nicht sehen würde. Ihr Herz pochte heftig. Er hatte das alles nur für sie gemacht! Sie strahlte ihn an.
    "Ja", sagte sie fasziniert.
    "Ja, es gefällt mir...es ist...umwerfend."


    Wieder sah sie sich um. Wenn er schon für dieses wunderschöne Ambiente sorgte - was mochte es dann erst zu essen geben?

  • Zitat

    Original von Marcus Decimus Livianus
    "Cicero! Du kannst nun das Essen bringen lassen."


    "Sehr gerne Herr."


    Cicero ging nach draußen.

  • Kurze Zeit später traten einige Sklaven ein, die auf ihren Schultern Tabletts mit den verschiedensten Speisen trugen. Hühner- und Schweinefleisch, Fisch, Datteln und Oliven, Würste, verschiedenstes Obst, Feigen, zwei Amphoren mit Falerner und Honigwein,… und vieles mehr war darauf zu sehen. Die Speisen waren ebenfalls reichlich verziert und wurden auf einem Nebentisch abgestellt. Livianus beobachtete zufrieden, wie die Sklaven das Mahl servierten und wandte sich dann an Valeria.


    “Ich hoffe es ist etwas dabei, dass die schmeckt.“

  • Valerias Augen wurden groß, als sie sah, was da aufgefahren wurde. Verdutzt sah sie von dem reich gedeckten Beistelltisch zu Livianus. Ob sie da etwas finden würde? Das Essen hätte gereicht, um der halbe Legio ein Festmahl zu kredenzen! Wieder schwenkte ihr Blick hin und her, und wieder schüttelte sie leicht den Kopf.
    "Das machst du alles wegen mir?" fragte sie verwundert.
    "Aber...ich meine....Wahnsinn."

  • Livianus Hand rutschte über den Tisch und Griff nach Valerias. Glücklich sah er sie an und streichelte dabei sanft über ihren Handrücken.


    "Für wem den sonst! Ich möchte das du Glücklich bist und das es dir gut geht. Es soll dir hier an nichts fehlen."

  • Valeria lächelte Livianus an.
    "Es geht mir gut. Und glücklich bin ich auch", bestätigte sie.
    "Und außerdem hab ich Hunger."


    Sie grinste schelmisch und langte nach einer Dattel, mit der sie das Abendessen begann.

  • „Das ist gut.“


    Livianus stand lächelnd auf, nahm eine Amphore Honigwein vom Nebentisch und schenkte zuerst Valeria und dann sich selbst ein. Dann stellte er die Amphore wieder zurück und sah Valeria fragend an.


    “Heute wirst du von mir bedient. Also was möchtest du essen?“

  • "Danke"; sagte sie, als er ihr eingoss. Dass sie von ihm bedient wurde, fand sie irgendwie witzig. So überlegte sie einen Moment, ehe sie sagte:
    "Na wenn das so ist: Huhn, bitte."


    Sie beobachtete seine Bewegungen und Handgriffe.
    "Weißt du, dass an dir ein guter Diener verlorengegangen ist?" fragte sie ihn grinsend."

  • Livianus lachte bei ihrer letzten Bemerkung und schnitt dabei ein Stück des Hühnerfleisches ab, dass er auf einen Teller legte.


    "Meinst du? Tja! Sollte ich einmal meinen Posten als Legatus verlieren, dann kann ich ja über diesen Karriereweg nachdenken."


    Er drehte sich um und stellte ihr den Teller auf den Tisch.


    "Hier bitte. Was möchtest du trinken?"

  • "Ja, vielleicht solltest du das"; sagte Valeria schmunzelnd.
    "Danke, der Honigwein reicht vollkommen."


    Sie wartete einen Moment, bis Livianus sich auch etwas genommen hatte, dann widmete sie sich ihrem Hühnchen. Der Koch hatte sich wieder einmal selbst übertroffen, stellte sie fest.
    "Mmh.... Hier schmeckt es immer so lecker, dass ich Gefahr laufe, wieder so kugelrund zu werden wie vor ein paar Wochen", spielte sie auf ihre Schwangerschaft an. Dem Fleisch folgten einige Oliven, dann musterte sie Livianus.


    "Du Marcus, ich muss dir noch was sagen.... Ich bin nicht hergeschickt worden vom Pontifex. Ich bin einfach gegangen. Ich bat ihn darum, versetzt zu werden, um bei..hm....Maximian zu sein, wenn das Kind geboren wird und auch danach, aber er hat meinem Gesuch nicht stattgegeben. Ich habe einen Brief nach Rom entsandt, aber noch keine Antwort erhalten."
    Betrübt sah sie Livianus an.

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