[Officium II] Princeps Praetorii

  • Es klopfte an der Tür, die Tür quietschte in den Angeln, die Tür öffnete sich, jemand trat ein, die Tür schloss sich wiederum quietschend. Sermo stand mit seinem Sklaven Issa im Schlepptau im Officium und grüßte beiläufig. "Salve Domitius, ich habe hier einen Bericht über die Umsetzung der Provinzreform für den Statthalter. Soll ich ihm das Ding selbst reinbringen, oder reicht es, wenn ich dir die Wachstafel aushändige?" Ein dezentes Schmunzeln begleitete seine Worte dabei.

  • Zitat

    Sermo: "Soll ich ihm das Ding selbst reinbringen, oder reicht es, wenn ich dir die Wachstafel aushändige?"


    Ach ja, Sermo. Er war tatsächlich nicht in den Weiten der Provinz verloren gegangen. Und brachte mir ein Wachstäfelchen. Und ich sollte entscheiden, ob ich es dem Legatus bringe oder er. Na, ich würde es selber machen oder allenfalls einen Scriba schicken.


    "Salve Quintilius Sermo. Zurück aus der Provinz? Um einige Erfahrungen reicher? Eine Freude, dich wieder zu sehen. Erzähl mir bei Gelegenheit mal ein paar Schwänke aus den Civitates, die du besucht hast".


    Ich betrachtete interessiert sein Schmunzeln. Vielleicht wollte er dem Legatus nicht zu Gesicht kommen, wer weiß. "Wenn ich's mir richtig überlege, sollte ich die Chose gelesen haben, falls der Legatus mich darauf anspricht. Also lass es hier. Ich werde nichts daran abändern, versprochen".


    Es klopfte. Ich rief: "Herein, wenn's kein Chatte ist!"

  • Serafím war etwas irritiert, ein Chatte? Ein Chatte war er nicht, also trat er ein.
    Er stand stramm im Raum und salutierte vor den beiden Männern. Er ging davon aus, dass der der am Schreibtisch saß der war, zu dem er musste, um beim LAPP vorgelassen zu werden.


    Stramm stehend sprach er sicher "Ich bin Serafím Varelas, Duplicarius der ALA II Numidia in Confluentes, ich erbitte eine Audienz beim Legati Augusti pro Praetore!"

  • Zitat

    Varelas: " ... ich erbitte eine Audienz beim Legatus Augusti pro Praetore!"


    Herein kam ein ziemlich großer Kerl und salutierte. Vor mir hatte noch nie jemand salutiert und ich stand unwillkürlich auf.


    "Salve Duplicarius. Ich bin Domitius Massula, der Princeps Praetorii. Und das ist Quintilius Sermo, der Procurator Civitatium. Du bist also einer der Männer von Terentius Primus. Nimm doch erst einmal Platz, bitte. Kommst du in seinem Auftrag? Und was ist dein Anliegen?"

  • Noch einmal grüßte er die beiden Männer mit einem Nicken.
    "Danke Princeps Praetorii, aber ich bleibe lieber stehen, ich habe acht Stunden auf meinem Pferd gesessen." er machte eine kurze Pause und fuhr fort.
    "Nein, ich komme nicht im Namen meines Präfekten, ich komme aus freien Stücken. Ich ersuche ein Patronat beim Legati Augusti pro Praetore." antwortete er knapp aber eindeutig.

  • Zitat

    Varelas: " ... Ich ersuche ein Patronat beim Legati Augusti pro Praetore."


    Ein Patronat. Kurz und bündig. Und gleich. Na ja, wenn's nützt. "Ich weiß nicht, Duplicarius, ob der Legat jetzt Zeit hat. Ich kann auch nicht weg hier, aber einen Augenblick ... "


    Ich öffnete die Tür zum offcium der Scribae. Nur Euphorbus war da. "Euphorbus, geh mal zum Legatus und frag ihn, ob er Zeit für eine Audienz hat. Hier ist Duplicarius Serafim Varelas von der Ala Numidia". Ich wiederholte den Namen. "Er möchte den Legatus um das Patronat bitten. Hast du's?".


    Man hörte, wie Euphorbus den Auftrag wiederholte.


    Ich wandte mich zu Varelas: "Du wirst dich einen Augenblick gedulden müssen. Eine Audienz beim Legatus kann man eigentlich nicht so mir nichts dir nichts aus dem Boden stampfen. Im schlimmsten Fall musst du nochmal herkommen".


    Ich sah ihn mir nochmal an. "Dein Name klingt griechisch, kommst du dort her?"

  • Der Legat musste Zeit haben, jetzt oder nie. Decurio Ocellus würde Varelas erstmal keinen Tag Urlaub mehr geben, wenn das jetzt hier nicht klappen sollte, müsste er sich wohl noch ein paar Monate gedulden.
    Trotzdem entgegnete Varelas dem Princeps ruhig, gelassen und respektvoll.


    "Ich verstehe Princeps Praetorii."


    Während der Scriba versuchte, Serafím den Zugang zum Legaten zu ermöglichen, begann Massula den Smalltalk.


    "Ja Princeps Praetorii. Ich bin auf Kreta geboren und aufgewachsen." erwiderte er kurz und knapp.

  • Zitat

    Varelas: "Ja Princeps Praetorii. Ich bin auf Kreta geboren und aufgewachsen."


    Euphorbus kam zurück und sagte, dass der Duplicarius gleich zum Legatus rein könnte. "Na also, sagt man nicht in Griechenland, dass Kreter immer unverschämtes Glück haben?" Ich zeigte auf die Verbindungstür zum officium des Legaten: "Nimm diese Tür. Die geht stracks ins Officium des Legatus Augusti. Klopf kurz an, geh rein und warte nicht auf das 'Herein'. Vale, Serafim Varelas".

  • Unverschämtes Glück? Das konnte Varelas von sich selber nicht behaupten..
    "Nicht mehr Glück, als andere Pech haben Princeps." antwortete er kühl ohne eine Miene zu verziehen. Er nickte Massula zu und verabschiedete sich. "Efcharisto Princeps. Vale." dann ging er zu der Türe, klopfte und trat ein.


  • "Zurück in die Provinz meinst du wohl," gab Sermo zurück, eindeutig auf die mangelnden Stadtrechte Mogontiacums und die geringe Größe der Civitas im Vergleich zur Urbs Aeterna anspielend.


    "Ist gut," kommentierte Sermo daraufhin nur Massulas Anweisung, woraufhin er Issa einen Wink gab, der die Wachstafeln dem Princeps Praetorii anreichte.
    "Wenn du mich entschuldigst, ich habe dann noch Arbeit vor mir. Wir sprechen uns später," verabschiedete er sich schließlich in der Absicht erkennen zu lassen, dass er in Eile sei und die Zeit, die er nun den Göttern sei Dank nicht beim Statthalter verschwenden musste, anderweitig nutzen konnte.


    Bericht des Procurator Civitatium über die Umsetzung der Provinzreform für Germania Superior


    Die Provinzreform konnte im Allgemeinen erfolgreich umgesetzt werden. Die Stadtverwaltungen haben mit Freuden die Ausarbeitung von Leges Civitates auf sich genommen, die auch zu weiten Teilen den Bestimmungen der Lex Provincialis entsprechen.


    Mit Princeps Praetorii Domitius Massula und Duumvir Mogontiaci Duccius Marsus konnten die Kompetenzen der ehemaligen Regionalverwaltung und ihrer untergliederten Behörden zügig und größtenteils unkompliziert auf die Städte aufgeteilt werden. Lediglich hinsichtlich der Verteilung der Arbeitskräfte, die den geschlossenen Abteilungen der Regionalverwaltung entstammen, offenbarten sich gewisse Problematiken.
    Es stellte sich heraus, dass die Anzahl der Aquarii und Agrimensores die nun in den Civitates anfallenden Stellen zahlenmäßig nicht abdecken können. Die Ausbildung neuer Fachkräfte auf dem Gebiet der Landvermessung und der Wasserversorgung wird dementsprechend noch einige Zeit auf intensivem Niveau andauern müssen, bis sämtliche Gemeinden mit einer ausreichenden Beamtenzahl ausgestattet ist, die einen reibungslosen Ablauf in diesem Gebiet zu gewährleisten.
    Der benötigte Zeitraum wird auf mindestens zwei bis maximal vier Jahre erwägt.


    Im Übrigen begab ich mich auf eine Reise durch die Provinz, um einen Einblick in die vielen größeren Gemeinden des Territoriums Germania Superior zu erhalten. Dabei fanden die Mißstände in Confluentes ein Ende. Über die Gemeinden südlich von Mogontiacum entlang des Rhenus bis hinauf zu Argentoratum ist nichts außergewöhnliches zu berichten. Borbetomagus leidet immer noch unter den Auswirkungen des niedergeschlagenen Aufstandes, wobei die Honoratioren die Provinzreform jedoch positiv aufgenommen haben. Weiter südlich bis Augusta Raurica ist eine starke Steigung des wirtschaftlichen Niveaus zu beobachten. Das ist natürlich auf das überdurschnittliche Wachstum Augusta Rauricas zurückzuführen, deren Gemeinderat gut organisiert und sehr wohlhabend ist und dementsprechend auch in der Vergangenheit bereits einer gewissen Korruptionsgefahr unterlag. Es wird hier eine verstärkte Kontrolle einzuhalten sein.
    Des weiteren ist auch westlich und südlich von Augusta Raurica nichts weiter Außergewöhnlich problematisches festzustellen. Die Gemeinden sind entweder noch im Prozess der Satzungsformungen oder haben diesen bereits abgeschlossen. Letztlich wird eine zukünftige Untersuchung hinsichtlich der Entwicklung der Gemeindeverfassungen und deren praktischer Umsetzung weitere Einblicke sichern können.


    Als eine der ersten Civitates, die die Provinzreform und die neuen Bestimmungen der Lex Provincialis in die Praxis umgesetzt haben, sei Mogontiacum genannt. Hervorzuheben sei hier die Schnelligkeit und gleichzeitige Präzision, mit der der Ordo Decurionum die Reformen dem Imperator vorlegte. Beachtlich wirkt diese Leistung insbesondere im Lichte der Ermangelung eines höheren Stadtrechtes. So hat Mogontiacum doch lediglich den Status eines Vicus inne.




    I. QVINTILIVS SERMO
    PROCURATOR CIVITATIUM


    ANTE DIEM IV KAL IUL DCCCLXI A.U.C. (28.6.2011/108 n.Chr.)

  • Zitat

    Sermo: "Zurück in die Provinz meinst du wohl ..."


    Immer diese Römer, die jedesmal am Mogontiacum herummäkelten. Klar gegen Roma war Mogontiacum ein provinzielles Kaff, daran war nichts zu ändern.


    "Provinz, Provinz! Mogontiacum war schon immer Provinz, Mogontiacum ist Provinz und Mogontiacum wird auch immer Provinz bleiben. Und das lassen wir uns auch ums Verrecken nicht nehmen!" rief ich Sermo noch hinterher.


    Dann nahm ich mir seinen Bericht vor. Ich war nicht zufrieden aber auch nicht unzufrieden. Amtliche Berichte sind eben keine Weltliteratur. Erst wollte ich einen Scriba rufen, aber dann beschloss ich, den Bericht selber zum Legatus zu bringen.

  • Scarpus ballte die Hand zu einer Faust und ließ die Knöchel gegen die Türe knallen. Er hoffte nicht allzulange warten zu müssen denn es warteten einige Aufgaben die keinen Aufschub erlaubten

  • Die Wache vom Tor führte Quintus mit seinen Männern bis zur Schwelle der Tür zum Officium des Princeps Praetorii, an welcher nun einer der Sklaven des Flaviers vortrat und seinen Herrn kräftig klopfend ankündigte.

  • Luca und die zwei anderen Sklaven waren ihrem Herren schliesslich gefolgt und Luca war froh, dass man sie ohne Nachfragen durchliess. Aber wie sollte er auch auf seinen Dominus aufpassen, wenn man ihn nicht mitgehen liess? Auf dem Weg aber schaute sich Luca immer wieder unauffällig um, denn er nahm seine Aufgabe sehr ernst. Doch er ging nun erst einmal davon aus, dass sie gerade hier wohl sicher waren. Aber sicher konnte man sich eigentlich niemals sein, dass wusste der Hüne nur zu gut.
    Und so war es schliesslich Luca, der beherzt an die Tür klopfte und daarauf wartete, dass jemand diese öffnete, damit er seinen Dominus ankündigen konnte.

  • Zitat

    Scarpus ballte die Hand zu einer Faust und ließ die Knöchel gegen die Türe knallen. Er hoffte nicht allzulange warten zu müssen denn es warteten einige Aufgaben die keinen Aufschub erlaubten


    Als ich aus dem officium von Modestus zurückkam, sah ich, dass die Katze Felix sich in den Papyri mit den alten Berichten der Civitates (noch aus der Zeit von Marcus Vincius Hungaricus) eingenistet hatte. Ich überlegte gerade, ob ich sie bitten sollte, sich einen Platz im officium der Scribae zu suchen, da klopfte es kräftig, ja geradezu militärisch an meine Tür.


    "Herein!"

  • Zitat

    Und so war es schliesslich Luca, der beherzt an die Tür klopfte und daarauf wartete, dass jemand diese öffnete, damit er seinen Dominus ankündigen konnte.


    Ich griff mir meine tabula mit den Notizen über die Raumbelegung und versuchte, etwas System in die Situation zu bringen, die durch die Zusammenlegung der officia entstanden war. Aber es war heute nicht der Tag der Geistesblitze. Und so dankte ich den Göttern, dass just jemand an die Tür klopfte.


    "Herein!"

  • Luca stand noch wartend an der Tür, als er von innen hörte, das jemand ihnen gestattete einzutreten. Und so öffnete Luca die Tür und trat als erster herein, gefolgt von Flaccus und den zwei anderen Sklaven.
    Luca blickte dann auf einen Mann, der in Lucas Augen genauso aussah, wie er sich einen Germanen vorstellte und innerlich musste er kurz schmunzeln, dabei meinte er es gar nicht böse. Denn eigentlich hasste es Luca, die Menschen in Schubladen zu packen. Aber sehr hervor ragte dessen breiter Schnauzbart. Und auch der Kopf wirkte irgendwie sehr breit und ziemlich kernig. Er war nicht sehr groß, wirkte aber auf seine Weise.
    Er war um einiges älter als Luca, nur eben kleiner. Luca grüsste den Mann schliesslich und sprach in seinem gebrochenen Latein:
    »Salve! Mein Dominus Quintus Flavius Flaccus wünschen zu sprechen den legatus Augusti, er haben wichtige Nachricht aus Rom!«


    Dann trat Luca bei Seite, und machte Platz, damit sein Herr vortreten und sich weiter um sein Anliegen kümmern konnte. Luca trat dann zu den zwei anderen Sklaven und wartete wieder geduldig ab. Er hoffte, dass sie nicht noch zu einem halben Dutzend anderer Menschen mussten, damit sie und besonders sein Herr endlich nach der strapaziösen Reise an sein Ziel gelangte.


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    Signatur für Luca's Sprache in Posts: Luca spricht griechisch | Luca spricht gebrochen Latein

  • Dicht hinter Luca trat auch der junge Flavius ein, um während der Worte seines Sklaven den princeps praetorii, einen offensichtlichen Wolf im Schafs ... äh, Germanen im Römerpelz, zu mustern, keineswegs herrisch oder unfreundlich, sondern vielmehr interessiert und mit verhohlener Neugier. Ähnlich wie dem Dalmaten fiel auch Quintus zunächst der prächtige Bart ins Auge, ein Anblick, der in der Stadt unter römischen Bürgern ein überaus seltener war, trug man doch der Mode entsprechend schon seit längerer Zeit keinen Bart mehr. Doch hier im provinzialen Norden des Reiches schien man es mit den aktuellen Modetrends nicht so streng zu halten, oder aber der Domitier, dieses Gentilnomen hatte der junge Mann sich von der Wache an der porta gemerkt, war - und das schien möglicherweise die viel plausiblere Erklärung - ganz einfach ein etwas verschrobener Eigenbrötler mit nostalgischer Affinität zu seiner germanischen Vergangenheit. Dennoch mochte Quintus sich nicht allzu viele Vorstellungen machen, bevor der Sekretär nicht einmal zu sprechen begonnen hatte, sodass er sich schließlich darauf verlegte, die Worte Lucas mit bedeutungsvollem Nicken zu unterstreichen.

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