Ich erhob mich von meinen Platz und trat in die Mitte des Raumes. Ich sortierte kurz noch mal meine Gedanken, bevor ich anfing zu sprechen.
„Verehrte Kollegen und Kolleginnen! Heute trete ich mit einem neuen Vorschlag vor euch, der unsere Provinz bereichern und uns dem Kaiser noch näher bringen soll.
Schon seit fast 100 Jahren hält man es so, dass man besondere Ereignisse den Kaiser betreffend überall im Imperium feiert und für sein Heil betet, denn von ihm hängt die Stabilität des Reiches ab. Besonders in den östlichen Provinzen des Reiches wurden ihm persönlich Tempel gestiftet, da sie es dort gewöhnt sind, ihre Herrscher zu verehren, doch auch im Westen hält dies Einzug, so steht in der Colonia Claudia Ara Agrippinensium der zentrale Altar des Kaisers für Germanien.
Nun finde ich, sollten auch wir in Hispania unseren Kaiser mit einem Tempel ehren, in dem man für sein Wohl beten kann. Zugleich würde dieser Tempel einen zentralen Punkt bilden, wo man die Kaiserfeste feiern könnte und zu deren Einhaltung man einen Priester einstellen kann, der über die Feiertage wacht.
Wie könnten wir besser unsere Treue zum Kaiser beweisen? Vor allem, da Hispania schon des öfteren Opfer einer Diffamierungspolitik war!“
Mein Blick ging durch die Runde der Anwesenden, blieb kurz bei meinem Vater stehen, den man insgeheim vorwarf, er sei ein Republikaner. Ein Vorwurf der so nicht nur auf ihm lasten würde, sondern auf der ganzen Familie. Bald wohl nicht mehr.
Dann ging mein Blick weiter zum Procurator, dem Spitzel des Kaisers. Auch wenn wir es in dieser Position mit einem Freund Agrippas zu tun haben, so war er dennoch hier, um dem Kaiser von unseren Tätigkeiten zu berichten.
„Ich habe schon mit dem Pontifex über dieses Projekt gesprochen und sie befindet es für gut. Und ich denke auch Rom wird nichts gegen dieses Projekt haben, wenn wir über den Antrag hier abstimmen werden!“
Ich räusperte mich.
“Aber nun werde ich einige Details zu meinem Vorschlag erläutern:
Ich plane einen Tempel am Provinzforum von Tarraco zu errichten, welcher als zentrales Kaiserheiligtum für Hispania dienen soll. In dem Tempel soll man dem Genius des Kaisers huldigen können und der Göttin Roma. Dieses Gespann ist mir schon häufig in den Provinzen begegnet.
Die Finanzierung sollten wir selbst in Hispania übernehmen und ein Spendenkonto hierfür einrichten. Benötigt werden 20.000 Sesterzen! Doch wird dies sicherlich kaum ein Problem sein, denn hierfür kämen sicherlich auch besonders unsere Stadtpatrone in Frage. Als Anreiz sollen die Spender auf einer Tafel am Tempel veröffentlicht werden.
Auch eine Priesterstelle sollten wir für den Tempel einrichten. Ich habe hierfür aber keinen normalen Bürger für diesen Provinzkult vorgesehen, sondern finde, dass nur eine Person aus unserem Kreise dieses Amt einnehmen sollte. So verstärkt sich noch die Wirkung auf den Kaiser, denn immerhin repräsentieren wir die Provinz Hispania und stehen für seine Bürger. Das dieses Amt große Ehre bringt und vielleicht die Aufmerksamkeit des Kaisers erregt, brauche ich wohl kaum erwähnen. Dieses Amt sollten wir dann genauso wie alle unsere Ämter jedes Jahr [2 Monate] neu wählen, damit auch andere in den Genuss dieser Ehre kommen können. Als Aufwandsentschädigung habe ich 400 Sesterzen vorgesehen. Darüber hinaus sollte nur ein gewesener Duumvir dieses Amt einnehmen dürfen.
Dadurch garantieren wir, dass diese Person schon bekannt ist und seine Tatkraft unter beweis gestellt hat. Darüber hinaus schaffen wir ein wenig Luft in der Ämterreihenfolge.
Dieser Priester wird den Rang eines Flamen divi Augustalis innehaben, der aber keinesfalls mit dem des Pontifex provinciales vergleichbar ist. Der Flamen divi Augustalis ist nur für die Durchführung des Kaiserkultes in der Provinz zuständig und sorgt für die Einhaltung der Kaiserfeste und Kaiseropfer und untersteht dabei wie jeder Priester in Hispania dem Pontifex provincialis.
Für dieses Amt soll außer der Mitgliedschaft im Ordo Decurionum und dem Stand eines gewesenen Duumvirs keine andere Vorraussetzung dienen. Denn so ist es auch für die Ämter der Flamen in Rom, welche den Senatoren vorbehalten sind. Daher sehe ich da keine Konflikte mit dem Cultus Deorum.
So, dass wäre also nun mein Vorschlag, der Hispanias Treue zum Kaiser noch mehr verdeutlichen soll und uns hier noch mehr Möglichkeiten einbringt, zu Ehre zu kommen!“
Ich holte ein Schriftstück hervor, auf dem mein Vorschlag noch mal nachzulesen war.
Einrichtung eines Kaiserkultes für Hispania
Zum Wohle des Kaisers möge in der Provincia Hispania folgende Regelung eines Kaiserkultes in Kraft treten:
Ein Tempel für den Genius des Kaisers und der Göttin Roma soll am Forum provincialis in Tarraco errichtet werden um als zentrales Kaiserheiligtum in Hispania zu dienen.
Der Tempelbau soll durch Spenden der Bevölkerung finanziert werden (20.000 Sz), welche am fertigen Tempel auf einer Tafel verewigt werden sollen.
Es soll eine Priesterstelle im Rang eines Flamen divi Augustalis eingerichtet werden, mit einer Aufwandsentschädigung von 400 Sesterzen und einer Amtszeit von einem Jahr [2 Monate], gewählt durch den Ordo Decurionum. Ferner soll der Kandidat diesem Ordo entstammen und mindestens einmal das Amt eines Duumvirs innegehabt haben.
Der Flamen hat für das Wohl des Kaisers und des Reiches zu beten und leitet die Bürger Hispanias ebenfalls zu diesem an. Er sorgt für die Einhaltung der Kaiserfeste und –opfer in der Provinz und leitet die Zeremonien.
Der Flamen untersteht, wie alle anderen Priester Hispanias auch, der Aufsicht des Pontifex provincialis.
„Ferner würde ich mich als Architekt für dieses Projekt zur Verfügung stellen! Sicher mag die Curia über die Vergabe dieses Auftrages entscheiden, wenn ihr meinen Vorschlag annimmt, doch darf ich darauf hinweisen, dass dieses Projekt mein Kind ist und ich schon Erfahrung am Capitol gesammelt habe, dessen Entwurf euch ja auch mittlerweile vorliegt. Darüber hinaus würde ich meine Arbeit als Architekt unentgeltlich durchführen und sie so auch als Opfer bzw. Spende für dieses Projekt ansehen!“