Kandidatur zum Quaestor

  • So betrat Tacitus die Rostra, verspätet. Doch er hoffte, der Imperator würde sich gnädig erweisen und seine Kandidatur zulassen. Er glättete seine Toga und schritt würdevoll die Stufen hinauf zum Podium.


    "Erhabener Imperator, verehrter Consul, Volk von Rom !


    mein Name ist Caius Helvetius Tacitus, Abkömmling aus dem ehrbaren Geschlecht der Helvetier, einer Gens deren Mitglieder durch ruhmreiche Taten Meriten für sich und den römischen Staat erworben haben.
    Meinen Ahnen es gleich zu tun, will ich auch meine Pflicht erfüllen und meine Aufgabe in Cursus Honorum suchen. Römer, ich kündige hiermit meine Kandidatur für das Amt des Quaestors an.
    Mir ist bewusst, daß ich die Frist zur ordnungsgemäßen Kandidatur versäumt habe. Doch nicht minder vertraue ich auf das weise und gnädige Urteil des Imperators und des Consuls, daß ich hoffen möge, daß mir meine nachträgliche Kandidatur genehmigt werde.


    Gesetz den Falle der göttliche Imperator befinde meine Kandidatur für gültig, möchte ich euch, Römern, nun meine Kandidaturabsicht bekräftigen.


    Als wahrer Römer ist es meine Pflicht, die stolzen Tugenden, die uns von den Völkern im Norden und Osten unterscheidet, hochzuhalten.
    Als wichtige Virtutes, die ich hochhalten möchte, sind zu nennen die firmitas, die geistliche Stärke seine eigenen Ideale hochzuhalten. Nie habe ich meine Ideale verraten. Sie brachten mir eher Schwierigkeiten, als daß ich einen Freund wegen dieser verraten hätte. Wählt ihr mich, so seid gewiss, daß ich mein Wort halte und standhaft wie eine Zypresse dem Wind trotze.
    Als weitere Tugend römischen Ursprungs lehrt uns die Tradition die clementia. Die Milde, aber auch die Besonnenheit. Nun, auch ich bin ein Mensch und mir passieren zuweilen Fehler. Wäre ich unfehlbar, so wäre ich ein Gott. Also gestattet mir, daß ich mich bessere. ;)
    Die Veritas, die Wahrheit, halte ich für eine sehr wichtige Errungenschaft, doch leider geht sie in letzter Zeit immer mehr verloren. Und je mehr man in öffentliche Ämter rückt, desto weniger scheint von ihr übrig zu bleiben. Der eiserne Wille vermag Berge versetzen und mich gepaart mit dem festen Glauben an unsere Götter, behüten, das Schiff auf Kurs zu halten.
    So möchte ich zur letzten Virtus kommen, die ich als unabkömmlich für das Erblühen und Bestehen der Civitas romana erachte, der pietas. Die Frömmigkeit vor unseren Göttern, vor dem allmächtigen Imperator, dem kriegerischen Mars, dem leuchtenden Apollo, der gütigen Iuno, aber auch der Glaube an unsere Maiores, die Ahnen unsere Familien und der vergöttlichten Imperatoren bilden den Abschluß jener Eigenschaften, die einem Politiker zu eigen sein sollten, die er sich zu eigen machen sollte.
    Letztlich entscheidet der Senat und der Imperator, so meine Kandidatur hier vor euch für rechtens empfunden wird, wo er mich aufstellt und so will ich gleich welche Funktion das sein wird getreu den oben aufgelisteten Tugenden stets handeln.
    Mit diesen Worten möchte ich meine kurze Rede schließen und mich bei euch für eure Aufmerksamkeit bedanken."

  • "Es ist bedauerlich."


    Er seufzte.


    "Pflichten hielten mich davon ab rechtzeitig meine Kandidatur bekanntzugeben. Pflichten, die freilich hinten anstehen werden, sollte ich gewählt werden.
    Und so hoffe ich auf den Großmut des Imperators mir diese Gelegenheit nicht zu versagen."

  • Macer betrachtete auch diese verspätete Kandidatur mit Interesse. "Hast du den Kaiser denn schon aufgesucht und ihn um Erlaubnis gefragt?" kam ihm als spontane Frage in den Sinn und genauso spontan stellte er sie auch tatsächlich. Immerhin konnte er sich nicht vorstellen, dass der Kandidat davon ausging, der Kaiser würde sich schon von sich aus rechtzeitig melden.

  • "Man riet mir einen Brief an den göttlichen Augustus zu schreiben, indem ich mein Anliegen darlegen sollte. So hoffe ich auf das Urteil des Imperators, er möge über meine Kandidatur entscheiden."

  • Ein Bediensteter des Kaiserhofes, offensichtlich ein Bote, eilte zum Forum Romanum und hielt Ausschau nach dem Consul. Er entdeckte ihn am Fuße der Rostra und drängte sich durch die umstehende Menge um zu ihm zu gelangen.
    Endlich angekommen, erwies der Bote dem Consuln die angebrachte Ehrerbietung und streckte ihm eine Schriftrolle entgegen. Es war ein Schreiben des Kaisers. Jener war gewillt, dem Helvetier die zur Kandidatur nötige Sonderzulassung zu erteilen.

  • Kurz überfliegt der Consul die wenigen Zeilen und beschaut das Siegel, dann strebt er nach vorn zum Podium.


    "Caius Helvetius Tacitus ich bestätige dir, mit meinen Worten die Rechtmäßigkeit der Kandidatur zum Quaestor laut § 39 Codex Universalis Pars Quinta - Cursus Honorum. Die Ausnahmegenehmigung ist erteilt."

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