• Mittlerweile wurden die Türen zum Triclinium geöffnet und unter der Aufsicht von Alvitus wurden die Speisen aufgetragen. Erst jetzt bemerkte Modestus, dass er vergessen hatte das verabredete Signal an einen der Sklaven zu geben. Dieses Gespräch war schlichtweg zu wichtig, um über solch triviale Dinge wie Essen nachzudenken. Aber zum Glück hatte der alte treue Sklave wie immer an alles gedacht.


    "Ich sagte nicht, dass die Chatten keine Bündnispartner haben, Claudius. Aber das ist erst einmal unwichtig. Warum können uns also die Chatten gefährlich werden? Sie können derzeit schon ohne weiteres 15.000 Mann ins Feld führen, ohne ihre Gebiete ungeschützt zu lassen. Und in 10 Jahren könnten sie vielleicht noch mehr Krieger und Verbündete haben. Sollten sie das Gebiet direkt an der Grenze übernehmen, hätten wir keine Vorwarnzeit, wenn sie uns angreifen. Sie stünden schon in unserem Gebiet vielleicht sogar vor Mogontiacum, bevor wir alle Truppen versammelt haben."


    sagte Modestus und griff nun nach etwas gebratenem Huhn und lies sich einen Becher befüllen. Dem Claudier nickte er durchaus freundlich zu, sich ebenfalls zu bedienen. Er hoffte, dass der Claudier verstand, welche Gefahr von den Chatten ausgehen konnte. 15.000 Mann, drei Legionen, das war nicht wenig. Um dem zu begegnen würden sie schon den größeren Teil der stationierten Truppen zusammenziehen müssen. Und man musste ja auch an die Zukunft denken. Die Chatten würden auch noch in 10, 20 oder 50 Jahren an der Grenze siedeln. Und er wusste schon, ob sie bis dahin nicht viel mächtiger wurden. Nein, es war besser einen Verbündeten dort zu haben.


    "Denn, ja, Claudius, ich bin mir sicher, dass der Limes einen Angriff von 15.000 Germanen nicht standhalten kann. Aber das ist auch nicht die Aufgabe des Limes in seiner jetzigen Form. Er besteht aus Wachtürmen mit einem Postenweg, die von diversen Hilfscohorten bemannt werden. Er kann keinem massierten Angriff standhalten. Da dürfen wir uns keinen Illusionen hingeben. Dafür müsste man ihn erst mit Palisaden, Mauern und Gräben ausbauen. Die zwei, drei Hilfscohorten in dem angegriffen Bereich wären 1 zu 10 in der Unterzahl. Um die Chatten zurückzuschlagen und aus der Provinz heraus zu treiben müssten die Legionen sowie andere Hilfstruppen aus dem Hinterland mobilisiert werden und das benötigt Zeit. Diese Zeit erhalten wir durch die Mattiaker. Der Feind muss erst sie bewältigen, denn sie halten das Gebiet vor der Grenze, sodass wir vorgewarnt werden. Nicht zu vergessen die 10.000 germanischen Krieger, die für unsere Sache kämpfen. Warum sollten wir diese Vorteile nicht nutzen? Warum sollten wir Vorteile gegen Nachteile eintauschen?"


    sagte Modestus sehr direkt, denn er hatte das Gefühl, dass der Claudier auf die Stärke des Limes vertraute. Das Problem war, dass der Limes im Grunde mehr zur Überwachung als zur Verteidigung der Grenze ging. Der Handel und die germanische Einwanderung musste überwacht werden. Natürlich würden die dort stationierten Hilfstruppen mit kleineren Angelegenheiten auch allein fertig, aber der Angriff eines ganzen Stammes? Sicherlich nicht. Wenn die Chatten kamen, was konnten da 10 Mann in einem Wachturm oder 500 Mann in einem Castell gegen tausende von Germanen ausrichten?


    "Ich glaube, du überschätzt die Gefahr einer Vereinigung der Stämme. Und zwar sehr. Natürlich muss man sich immer dieser Gefahr bewusst sein und dahingehend mit Bedacht handeln, aber wie wurde diese Provinz erobert, wenn die Stämme wegen jeder kleinen Provokation sofort vereinigen würden? Haben sich plötzlich alle Stämme zusammengetan, als Kaiser Domitian vor 25 Jahren gegen die Chatten ins Feld gezogen ist? Als er den Germanen ganze Gebiete abgerungen hat? Oder beim Bau des Limes? Nein, und hier geht es lediglich darum unsere Ansprüche und unsere Verbündeten gegenüber den Chatten zu verteidigen, nicht zu vermehren. Du darfst die politischen Verhältnisse hier nicht außer acht lassen, wenn es um die Germanen geht. Sie sind Barbaren, aber doch keine wilden Tiere ohne Verstand, die auf jeden Reiz sofort mit Gewalt reagieren. Zumal sich die Gesamtsituation mit den Stämmen, von den Chatten einmal abgesehen, sogar noch etwas entspannt hat. Oder warum glaubst du, wurden auf Anordnung des Princeps zwei Legionen aus diesem Gebiet abgezogen?"

  • "Und was deine ursprünglichen Wunsch angeht, so denke ich nicht es wäre gerecht, wenn Männer der Legio II die Plätze von Männer einnehmen, die ihren Dienst bisher vorbildlich verrichtet haben. Allerdings ließe sich den Pedites Singulares eine Centurie hinzufügen."


    sagte Modestus, nachdem er sich mittlerweile noch den einen oder anderen Gedanken zu der Forderung des Claudiers gemachte hatte. Er vertraute dem Claudiers nicht. Dafür war bisher zu viel vorgefallen. Deswegen würde man auch sicher gehen müssen, dass keine Gefahr von den Männern des Claudiers ausgehen würde. Aber deswegen würder Claudier die Kandidaten für die Pedites Singulares auch nicht selbst auswählen dürfen.


    "Wenn du mich nun einen Moment entschuldigen würdest, Claudius, im Atrium warten offenbar Nachrichten aus Rom auf mich. Sehr dringende Nachrichten offenbar. Phoebe wird dich mit ihrer Musik, während meiner Abwesenheit, unterhalten. Bitte halte dich, was das Essen angeht, meinetwegen nicht zurück."


    sagte Modestus, dem es sogar wirklich ein wenig unangenehm war nun den Raum verlassen zu müssen. Aber er vertraute auf Alvitus. Wegen Nichtigkeiten würde er ihn nicht stören. Dann winkte er Phoebe herbei, die sich auf einem kleinen Hocker niederließ und zu spielen begann, während Modestus sich erhob und das Triclinium verließ. Die Musik sollte den Claudier aber nicht nur unterhalten, sondern auch verhindern, dass dieser hörte was im Atrium gesprochen wurde.

  • Wie so oft im Leben trafen Ereignisse dann ein, wenn sie kurz zuvor vermisst wurden. Mit der Bewirtung verhielt es sich jedenfalls so. Manches Mal glaubte Menecrates deswegen schon, er habe die Fähigkeit zur Beeinflussung des Lebens, obwohl er wusste, alleine die Götter vermochten dies. Vielleicht gehörte er jedoch zu ihren Lieblingen, sodass sie ihn hin und wieder erhörten. In dem Bewusstsein, Speisen und Service genießen zu können, schaffte es Menecrates tatsächlich, den wiederrum langen Ausführungen des Statthalters zu folgen. Und noch etwas stellte er fest: Irgendetwas hatte sich im Gesprächsverlauf geändert. Während Modestus sprach, grübelte Menecrates nebenbei darüber nach, ohne jedoch zu einem Ergebnis zu kommen. Tatsache war, er fühlte sich weniger abgestoßen.


    "Ich versuche deinen Argumenten zu folgen, auch wenn es mir nicht leicht fällt", sicherte er zu. Die Dopplung von persönlicher Abneigung und fragwürdigen Entscheidungen belastete seine Beziehung zum Statthalter bisher erheblich. "Völlig klar ist, dass wir gänzlich unterschiedliche Standpunkte vertreten. Auch die Schlussfolgerungen und Taktiken, die wir aus der Lage ableiten, sind völlig konträr. Nichts destotrotz, ich halte es nicht für zwingend notwendig, mit dir einer Meinung zu sein. Du besitzt die Befehlsgewalt, du triffst die Entscheidungen. Für mich zählt nur eins: Solange ich glauben kann, dass dein Antrieb ausschließlich Roms Wohl gilt, werde ich mich nicht querstellen. Ich muss allerdings sagen, wenn unsere Meinungen derart stark differieren, benötige ich tatsächlich Einblick in deine Gedankenwelt, um Sicherheit in diesem Punkt zu finden."


    Menecrates hätte sich auch anders ausdrücken können: Einem vermuteten Egotrip des Statthalters würde er nicht unterstützen, wohl aber das Bestreben, das Reich zu schützen, selbst bei einem fehlerbehafteten Vorgehen aus seiner Sicht. Ob der Statthalter diesen Hinweis in Zukunft berücksichtigte, ob er der Klugheit den Vorrang gab oder auf die Hierarchie pochte, blieb abzuwarten.


    Die musikalische Umrahmung des Abends nahte in Form einer griechischen Sklavin. Eine aparte Sklavin und offensichtlich begabt. Menecrates riss den Blick von ihr los, als Modestus fortfuhr. Das Angebot zur Aufstockung der Pedites Singulares durch Soldaten der LEGIO II kam überraschend, weswegen Menecrates einen Moment lang schwieg.


    "Das wäre ein erstes Entgegenkommen und Zeichen von aktiver Zusammenarbeit", erwiderte er schließlich und verbuchte das Zugeständnis als ersten Gewinn. Dann trat ein Sklave zu Modestus. Seine Nachricht bewirkte zu Menecrates‘ erneuter Überraschung den Aufschub des gemeinsamen Speisens bei künstlerischer Unterhaltung. Er neigte den Kopf zum Zeichen, dass er verstanden hatte und ließ sich erste Speisen anbieten, als der Statthalter das Triclinium verlassen hatte.


    Er rechnete mit Nachrichten aus germanischem Gebiet, womöglich einem Vorstoß der Chatten, die Modestus soeben erreichten.

  • Sein Blick war gefasst, aber auch voller Sorge, als Modestus das Triclinium betrat. Die nächsten Tage würden entscheidend sein. Phoebe sah ihn und mit einer kurzen Geste sorgte er dafür, dass sie mit spielen aufhörte und sich daran machte den Raum zu verlassen. Sorgsam schloss sie die Tür, als Modestus zum Claudier herantrat und leise aber deutlich zu sprechen begann.


    "Claudius, hör mir gut zu, denn wir haben wenig Zeit. Der Imperator Caesar Augustus und sein Sohn sind tot. Sie wurden in Misenum ermordet. Der Praefectus Urbi glaubt an eine Verschwörung von Senatoren. Mehr ist im Moment nicht bekannt."


    sagte er und machte dann eine Pause, damit der Claudier das Gesagte verarbeiten und sich wieder fassen konnte. Dann fuhr er fort.


    "Bei dem Boten im Atrium handelt es sich um einen Praetorianer, der neben der Nachricht auch Befehle von Potitius Vescularius Salinator für mich hatte. Du, Herius Claudius Menecrates, wirst von ihm verdächtigt ein Mitglied dieser Verschwörung zu sein. Ich habe Anweisung erhalten dich verhaften und verhören zu lassen. Auch ich soll Rache für den Mord üben. Ich nehme an du verstehst die Implikation."


    sagte Modestus zu Menecrates, denn die Implikation war sehr deutlich. Menecrates sollte das Verhör nicht überleben. Damit die Machtübernahme des Vesculariers gesichert war, musste die Opposition sterben. Aber das lag nicht in seinem Interesse. Die Einstellung des Claudiers zu gewissen Personen war bekannt. Er würde sicherlich ein unbestechlicher Gegner des Salinator sein.


    "Doch sei ohne Sorge. Ich glaube an keine Verschwörung von irgendwelchen Senatoren. Ich und andere Männer haben schon lange befürchtet, dass der Vescularier sich eines Tages auch die Titel aneignen will, deren Macht er bis jetzt schon ausgeübt hat. Und wir haben uns auf diesen Tag vorbereitet, damit wir uns diesem Ursupator entgegenstellen können."

  • Die musikalische Unterhaltung endete abrupt, aber nicht nur das weckte Menecrates‘ Aufmerksamkeit, denn der Statthalter trat nahe an Menecrates‘ Liege heran und sprach mit gesenkter Stimme. Die einleitenden Worte gaben Gewissheit: Hier stimmte etwas ganz und gar nicht. Womöglich doch ein Germanenangriff? Menecrates lag bequem, richtete sich aber nunmehr auf, um den nächsten Worten zu lauschen. Die Nachricht vom Tod des Kaisers und dessen Sohn schlug ein wie der Blitz in eine alte Eiche - zerstörerisch, denn Menecrates begriff nicht, wieso beide verstorben waren, wo einzig der Kaiser an Krankheiten litt. Der Wirrwarr in seinem Kopf musste jedoch eine weitere Nachricht verarbeiten, die so unglaublich war, dass sich Belag auf Menecrates‘ Stimmbändern bildete.


    "Was?!" , krächzte er. Unverständnis und Entsetzen lagen auf seinem Gesicht, während er die Beine von der Liege nahm und sich hinsetzte. Die nachfolgenden Worte über den PU und dessen Glaube an eine Verschwörung rauschten heran. Er nahm sie auf und nickte. Er erinnerte sich an sein Bauchgefühl, das ihn vor Monaten dazu veranlasste, einem Prätorianer zu bitten, verlässlich für die Sicherheit des Kaisers zu sorgen.


    "Wie kann die Garde nur so unfähig sein!?", schimpfte er, immer noch mit belegter Stimme, während er beide Hände anklagend nach oben richtete. Die Wut holte ihn von der Liege. Er musste laufen, so arbeitete sein Hirn schneller. Dann blieb er stehen und wetterte: "Wozu ist eine Garde gut, wenn sie die simpelsten Sicherheitsanforderungen nicht erfüllt!?" Die Todesnachricht hätte ihn selbst dann hart getroffen, wenn der Kaiser eines natürlichen Todes gestorben wäre.
    Statt einer Antwort fuhr der Statthalter fort und Menecrates wollte schon ins Atrium eilen, um dem Prätorianer stellvertretend für alle Gardesoldaten seine Entrüstung entgegenzuschleudern, als er den Sinn der Worte erfasste.


    "Ich werde was?" Er fuhr herum und starrte den Statthalter an. "Das ist ein Witz!" Menecrates musste sich nicht verteidigen, seine Haltung war allseits bekannt. Ihm blieb aber nicht genug Zeit, über die Tragweite und vor allem den Tiefgang der Information nachzudenken, weil der Statthalter weitersprach und eine vorbereitete Gegenwehr gegen den Usurpator ankündigte.
    Eigentlich interessierte Menecrates nur eins: "Vermutest du, der Vescularier hat die Morde begangen?" Denn genaue Informationen lagen ja noch nicht vor, wie Modestus eingangs erwähnte.

  • "Ja, das vermute ich, Claudius. Der Princeps wurde in Misenum dermaßen abgeschottet, sodass ihn nicht einmal Briefe ohne die Zustimmung des Vesculariers erreichten. Es fällt mir daher schwer zu glauben, dass es jemand ohne das Zutun des Vesculariers es schaffen konnte in die Villa einzudringen und ihn zu ermorden. Vielleicht wollte der Princeps sich endlich vom Joch des Vesculariers befreien... Vorerst dürfen wir uns nicht darüber den Kopf zerbrechen, denn die Wahrheit werden so schnell nicht in Erfahrung bringen können."


    sagte Modestus und dachte an Cyprianus, den Praefekten der Praetorianer. Er war sicherlich auf der Seite des Vesculariers. Das hatte bestimmt ein hübsches Sümmchen gekostet. Sollte der Praefectus Urbi also tatsächlich den Kaiser beseitigt haben, dann war es kein Versagen der Praetorianer. Vielmehr hatten diese die Seiten gewechselt. Der Vescularier hatte viele Posten an seine Spießgesellen vergeben und sich dadurch direkte Kontrolle über genügend Institutionen und Provinzen verschafft, sodass er ohne weiteres in der Lage war das Reich zu übernehmen. Letztlich war Modestus selbst auf diesem Weg an seine Statthalterschaft gelangt, doch er hatte nie im Sinn gehabt, den Vescularier auf Dauer zu unterstützen, Doch es war der einzige Weg gewesen, um an eine Statthalterschaft zu gelangen.


    "Ganz gleich was in Misenum passiert ist, Potitius Vescularius Salinator darf nicht die Nachfolge von Valerianus antreten. Es darf keinen neuen Caligula geben. Stimmst du darin mit mir überein?"

  • Während der Statthalter seine Ansicht kundtat, arbeitete es in Menecrates. Er musste trotz des Zeitdrucks und der niederschlagenden Nachrichten eine Entscheidung treffen, sich positionieren, und zwar richtig und sofort. Eine spätere Korrektur würde nicht möglich sein. Der Weg geradeaus, der bislang eingeschlagene, schien gekappt, jetzt gab es eine Gabelung - Vescularius auf der einen Seite, der Statthalter auf der anderen. Beiden Männern vertraute Menecrates nicht, beide schätzte er nicht.


    Der leichteste Ausschluss lag auf der Hand: Vescularius. Es war indiskutabel, diesem Mann zu folgen. Ganz abgesehen davon, dass er ihm nicht folgen konnte, weil jener ihn festsetzen und beiseite schaffen wollte. Die Vorstellung, der Princeps wollte sich tatsächlich vom Joch dieses Mannes befreien und musste deswegen sterben, verursachte Menecrates Magenschmerzen.


    Blieb noch der Statthalter und dessen Vorbereitungen auf diesen Tag. Auch da rebellierte Menecrates‘ Magen, denn er glaubte die Männer zu kennen, die ihn unterstützten, zumindest zum Teil. Und bereits damals teilte er nicht ihre Ansichten, weil sie sich gegen die Reichsführung und damit nicht nur gegen Vescularius, sondern auch gegen Valerianus richteten. Aber spielte das gerade eine Rolle? Die Alternative wäre der Carcer, aus dem heraus Menecrates nichts für die Gerechtigkeit würde tun können.


    In dieser Situation wäre eine Gerichtsverhandlung sein Wunsch, bei der er der Wahrheit ans Tageslicht verhelfen könnte, doch niemand wollte sein Wissen, niemand schien es zu brauchen. Der eine wollte ihn aus dem Weg räumen, der andere ihn als Werkzeug gebrauchen.
    Plötzlich ging ihm ein Licht auf und SEIN Weg stand ihm klar vor Augen: Es war weder die eine noch die andere Seite der Gabelung, es war nach wie vor der Weg geradeaus. Er wollte helfen, den Tod des Princeps aufzuklären, den Schuldigen zu richten und den Weg für einen würdigen Nachfolger Valerianus' zu bereiten. Das war er sich selbst und Rom schuldig. Egal, wer ihm dabei half, ob gewollt oder ungewollt.



    Der Statthalter wartete noch auf eine Antwort, und die sollte er haben, aus tiefster Überzeugung:


    "Die einzige Nachfolge Valerianus', die VESCULARIUS antreten darf, ist die Reise über den Styx. Er gehört abgesetzt!"

  • "Sehr richtig, Claudius. Aber so einfach wird er es uns nicht machen, denn die Truppen in Pannonia, Dacia und Moesia stehen mit Sicherheit auf seiner Seite, denn es sind deine Anhänger die dort die Statthalterschaften inne haben. Von Pannonia ist es nicht weit nach Germania und dort sind mehrere Legionen stationiert. Wir dürfen also keine Zeit verlieren."


    sagte Modestus zufrieden, dass der Claudier sich einsichtig zeigte. Aber nachdem Salinator ihn sogar beseitigen lassen wollte, wäre etwas anderes auch zu absurd gewesen. Aber die Gefahr war durchaus präsent. In Pannonien waren genug Einheiten stationiert, um Germania Superior, selbst mit der Unterstützung von Germania Inferior, große Probleme zu bereiten.


    "Ich würde daher vorschlagen, dass du dich daher gleich zu deiner Einheit begibst und sie bei einem Appell den Mord an dem Princeps verkündest. Du musst dafür sorgen, dass es nicht zu Ausschreitungen kommt. Auch solltest du den Vescularier vorerst nicht erwähnen. Es gibt diverse Anhänger von ihm in dieser Provinz... Ich werde mich derweil darum kümmern, dass alle anderen Einheiten informiert werden. Danach treffen wir uns in der Regia um das weitere Vorgehen zu besprechen. In Ordnung?"


    sagte Modestus, denn es gab viel zu tun. Es musste sich um die Stabsoffiziere und Kommendeure in der Provinz gekümmert werden, die der Partei des Vesculariers angehörten. Und das musste passieren, bevor diese Kommandeure und Stabsoffizere erfahren würden, dass Germania sich gegen den Vescularier erheben würde. Danach mussten die Truppen versammelt werden und das strategische Vorgehen bedacht werden. Und nicht zuletzt durfte auch die Angelegenheit mit den Chatten nicht vergessen werden.


    "Der Praetorianer muss natürlich in Haft genommen werden, wie auch etwaige andere Mitglieder der Garde in Germania. Offenbar befinden sich weitere Boten auf dem Weg hierher. Die Tatsache, dass du in den Mord verwickelt sein sollst, darf nicht unter den Mannschaften bekannt werden. Hast du Männer, denen du eine solche Aufgabe anvertrauen kannst?"


    fragte Modestus abschließend. Um den Praetorianer in seinem Atrium würde sich natürlich seine Leibwache kümmern können, die auch vor solchen Aufgaben nicht zurückscheuten. Aber die Männer seiner Leibwache würden für viele andere Dinge gebraucht werden, sodass der Claudier auch diverse Dinge selbst erledigen musste.

  • Nach der Aufzählung der Truppen, die vermutlich dem PU folgen würden, sagte Menecrates: "Es ist uns selbst anzulasten", und er meinte damit alle Senatoren, "dass sich Vescularius mit einem Gerüst an Unterstützung umgeben konnte. Sollte sich vor Gericht erweisen, dass ihn die Habgier sogar zum Kaisermord getrieben hat, dann soll ihn der Zorn der Götter und die ganze Härte des römischen Rechtswesens treffen." Menecrates‘ Zorn über die Todesnachricht kanalisierte und richtete sich auf Vescularius. Zudem hatte der sich gerade unter den Patriziern keinerlei Freunde gemacht. "Gehen wir es an."


    Nach den Vorschlägen zum weiteren Vorgehen erwiderte Menecrates: "Ein Appell ist selbstverständlich, Ausschreitungen erwarte ich nicht. Ich werde den Mannschaften und Offizieren ein Ziel geben. Es gilt, durch militärische Stabilität in Germania dafür zu sorgen, dass sich der Senat ganz auf die Wahl von Valerianus' Nachfolger bzw. die Strafverfolgung seines Mörders konzentrieren kann. Eine automatische Thronfolge ist ja unter den gegebenen Umständen ausgeschlossen.
    Danach ein Treffen in der Regia."
    Menecrates nickte. Für ihn war das Vorgehen völlig in Ordnung, zumal die Nachfrage danach eine neue Seite des Statthalters zeigte. Es sah ganz nach Kooperation aus, nicht mehr nach Zwangsherrschaft.
    "Die Benachrichtigung der ALA Numidia können meine Männer übernehmen", schlug Menecrates vor und blickte abwartend.

    Sim-Off:

    Der Inhalt deiner PN passt nicht zum obigen Beitrag. ;)

    Zitat

    Original von Kaeso Annaeus Modestus
    "(...)Ich werde mich derweil darum kümmern, dass alle anderen Einheiten informiert werden. (...)"


    Zitat

    Original von Kaeso Annaeus Modestus
    Die Boten (von der Legio II), die der Ala II die Todesnachricht überbringen(...)



    "Die Festsetzungen nachfolgender Prätorianer können selbstverständlich eingeweihte Männer meiner Einheit an den Stadttoren vornehmen. Dafür ist es jedoch unerlässlich, die Offiziere, für die ich bürgen würde, und auch verlässliche Legionäre über meine Situation zu informieren. Ansonsten dürfte der Befehl zur Verhaftung eines Gardesoldaten starkes Befremden auslösen und möglicherweise kommt es infolgedessen zu Ausschreitungen. Ich werde die Aufstellung der Torbesetzung selbst vornehmen."

  • "In der Tat. Was die Ala II Numidia angeht, so muss besonders vorsichtig vorgegangen werden. Wie du sicherlich weißt ist Terentius Primus der Vetter des Praefectus Praetorio. Und die Garde steht zum Vescularier, soweit wir wissen. Zumal er noch dazu einen Decurio der Praetorianer beherbergt. Ob man Terentius Primus also vertrauen kann steht also noch zur Diskussion, wie bei diversen anderen Männer auch. Aber dazu kommen wir nach dem Apell.


    sagte Modestus, denn gerade die Situation bei der Ala II Numidia war heikel und ungewiss. Man würde später entscheiden müssen, was mit dem Terentier passieren würde.


    "Vorerst darf Terentius Primus und die Ala II Numidia nichts von unserem Vorhaben erfahren. Entsprechend sollte nur die Todesbotschaft überbracht werden. Der Decurio muss natürlich auch umgehend inhaftiert werden. Deine Boten sollen ihm ausrichten, dass auch neue Befehle für ihn eingetroffen sind und er daher umgehend mit ihnen nach Mogontiacum zurückkehren muss. Dann lassen wir ihn hier inhaftieren."


    erklärte Modestus, was im Hinblick auf die Ala II Numidia passieren musste. Eine große Gefahr ging nicht von ihr aus. Es waren nur 500 Mann und die Legio XXI war in der Nähe. Aber 500 Mann Kavallerie würden im Kampf gegen den Vescularier sehr wertvoll sein.


    "Du kannst deine engsten Vertrauten unter den Offizieren einweihen, aber die Mannschaften auf keinen Fall. Wenn sie sich verplappern könnte das schlimme Folgen haben. Hast du keine Männer, die tun was man ihnen sagt, ohne Fragen zu stellen? Andernfalls nutze einen Vorwand. Es handelt sich um gefälschte Nachrichten, die für großen Aufruhr sorgen können. So falsch ist das nicht einmal."


    Sim-Off:

    Ich weiß, aber deswegen unterscheidet man zwischen SimOff und SimOn ;)

  • Sim-Off:

    Aha. :D Ich hoffe, ich muss nicht nach Fallstricken suchen. :P


    Menecrates hörte sich den Standpunkt des Statthalters zum ALA-Präfekten an. Er konnte den Ausführungen sogar aufmerksam folgen, weil er sich weder geknebelt noch eingeschnürt fühlte.
    Aus der Sicht des Statthalters lag Vorsicht nahe. Er konnte diese Skepsis sogar nachvollziehen und würde ähnlich denken, wenn er Primus so wenig wie der Statthalter kannte. Menecrates hingegen besaß ein gutes Bild von Primus, dem ALA-Präfekten. Sie verbanden gleiche Werte, eine Übereinstimmung in der Loyalität und in den Ansichten, wohl spielte auch Sympathie und Vertrauen eine Rolle. All das bildete eine tragfähige Basis, der allerdings die Blutsverwandtschaft mit dem Gardepräfekten gegenüberstand. Wie würde Primus entscheiden, wenn er vor die Wahl gestellt werden würde? Stellte Blut das Dickste für ihn dar? Oder überwog die Loyalität zum Kaiser? Falls Letzteres zutraf, wen würde Primus aktuell unterstützen? Die Garde als Leibwache des Kaisers, ungeachtet dessen, wer dort das Kommando innehatte? Den PU, weil er schon zu Lebzeiten den Kaiser vertrat? Oder gerade nicht Salinator, weil der zu den Verdächtigen zählte, denn immerhin hatte er ein Motiv für den Mord? Fragen, die Menecrates nicht auf Anhieb zu beantworten wusste, denen er aber gedachte, auf den Grund zu gehen. Und er trug die Zuversicht in sich, von Primus eine edle Entscheidung zu erhalten.


    "Ich möchte mit Terentius Primus sprechen", sagte Menecrates. "Entschuldige die Offenheit, aber ich glaube nicht, dass du ihn für dich gewinnen kannst. Ich hätte immerhin eine fünfzigprozentige Chance." Menecrates blickte den Statthalter offen an. Im Grunde hatte der Annaeer keine Wahl, wenn er die Situation realistisch betrachtete. Und Menecrates würde ohnehin das Gespräch mit Primus suchen, ob nun mit oder ohne Erlaubnis.
    "Ich lasse die Todesbotschaft überbringen und bitte Primus zu einem Gespräch. Der Decurio der Praetorianer, wie war sein Name übrigens?, ist zu diesem Zeitpunkt längst festgesetzt und die anderen diverse Anhänger Salinators hoffentlich auch", führte Menecrates weiter aus. Darum wollte und sollte sich der Statthalter umgehend kümmern. Ein aufmunterndes Nicken sollte um Zustimmung werben, dann widmete sich Menecrates einem ihm besonders wichtigen Punkt.


    "Was meine Offiziere, Soldaten und generell meine Vertrauten betrifft, treffe ich alleine die Entscheidungen, was ich offenlege und wie ich Befehle bei Bedarf erkläre. Du kannst mir Empfehlungen geben, aber entscheiden werde ich. Du kannst das Ziel bestimmen, aber den Weg für meine Männer finde ich." An diesem Punkt gab es keinen Verhandlungsspielraum, das machte Menecrates' Gesichtsausdruck deutlich. Wenn der Statthalter einen fähigen Legionskommandanten auf seiner Seite haben wollte, dann nicht entmündigt, sondern mit allen Ecken und Kanten.

  • "Wenn du dieser Meinung bist, dann solltest du auf jeden Fall mit ihm sprechen. Allerdings lade ihn besser nicht gleich zum Gespräch ein. Er könnte zusammen mit dem Praetorianer, sein Name ist übrigens Decimus Atius Romanus, nach Mogontiacum reisen und ist es sehr wahrscheinlich, dass er von der Verhaftung des Atiers erfährt. Und das würde seine Entscheidung wohl zu unseren Ungunsten verändern, wie du mir sicher zustimmen. Von daher solltest ein, zwei Tage später einen anderen Boten schicken."


    erklärte Modestus, der mittlerweile wusste, dass es sich bei dem Praetorianer um einen Veteran der Ala II Numidia handelte. Der Terentier würde ihn vielleicht sogar näher kennen und daher eine Verhaftung sehr schlecht aufnehmen. Wenn sie getrennt kamen, konnte man den Atier verhaften und es verheimlichen, dann würde es keine Probleme geben.


    "Claudius, du verstehst mich falsch. Du musst am Besten wissen, wem du vertraust. Aber es geht vielmehr darum, dass in den nächsten Tagen allerhöchste Geheimhaltung herrschen muss. Selbst wenn sofort Männer ausgesandt werden, um die Anhänger des Salinator zu ergreifen, dann wissen wir dennoch erst in 3 bis 4 Tagen, ob alles geklappt hat. Und bis dahin müssen wir sehr vorsichtig vorgehen. Aber gut lassen wir das vorerst, denn wir haben uns schon zu lange Zeit gelassen. Wir sollten nun los. Der Praetorianer wartet noch im Atrium und deine Legion in ihrem Lager."


    sagte Modestus und wandte sich nun wieder der Tür zum Atrium zu. Er wartete noch auf den Claudier, bevor er die Türen öffnete und das Atrium betrat.

  • Den Argumenten des Statthalters konnte Menecrates folgen, danach erfasste er den Namen des Prätorianers im Lager der ALA. Er kam ihm bekannt vor und kurz darauf fiel ihm ein, woher. Der Mann hatte keinen schlechten Eindruck bei ihm hinterlassen, als er vor einiger Zeit wegen einer Befragung bei ihm im Castellum erschienen war. Damals schien unendlich fern, denn die Lage sah heute gänzlich anders aus. Menecrates strich den Gedanken weg und konzentrierte sich auf dem Moment. Zu klären gab es allerdings nichts mehr und auch die Akzeptanz des Statthalters, was ihn betraf, passte in das neue Bild.


    Menecrates antwortete mit einen schlichten: "Gut.", denn es war alles geklärt und gesagt. Als der Statthalter wartete, verstand Menecrates und trat neben ihn, bevor sich die Tür zum Atrium öffnete.

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