Plautius betrat das Officium des Kommandanten der Militärakademie und nahm Haltung an nachdem der Scriba ihn hinein geführt hatte.
"Primus Pilus Matinius Plautius, Legio I" stellte er sich dem Kommandanten vor.
Plautius betrat das Officium des Kommandanten der Militärakademie und nahm Haltung an nachdem der Scriba ihn hinein geführt hatte.
"Primus Pilus Matinius Plautius, Legio I" stellte er sich dem Kommandanten vor.
Macer erwiderte den Gruß mit der nötigen Routine. "Salve, Primus Pilus. Du kannst Platz nehmen. Du wurdest mir wegen militärrechtlicher Fragen gemeldet. Was genau kann ich für dich tun?"
verdammt! ich habe dich ganz vergessen. hättest ja auch mal was im icq sagen können.
Plautius setzte sich.
"Kommandant Purgitius! Ich habe Interesse an Unterlagen in Sachen Straf- und Offiziersrecht in der Legio. Was sind die Rechte eines Soldaten? Was sind die möglichen Strafen, die ich als Offizier verhängen kann? Ich habe den Eindruck, daß es hier vielleicht an einer einheitlichen Grudnlage fehlt. Zumindest hat man mir keine vermittelt und in der Legio IX und der Legio I scheint es gravierende Unterschiede bei den Offizieren zu geben. Beim selben Vergehen wird einmal Gerste statt Weizen angeordnet und der andere lässt Auspeitschen. Einmal wurde ein Mann halb tot geschlagen. Gibt es keinen einheitlichen Strafkatalog?
Meine 2. Frage bezieht sich auf das Thema Soldat und Heirat. Im Wesentlichen heißt es immer, daß ein Soldat erst ab dem Rang eines Tribunus heiraten darf. Wie sieht es mit Sondergenehmigungen aus? Und was ist, wenn ein Soldat als Centurio sich in der Legio beurlauben lässt um als Quaestor und dann als Aedil in den CH geht um höhere militärische Ämter belegen zu können. In dieser Zeit heiratet der Zivilist und kehrt dann in die Legio wieder als Centurio zurück. Was dann? Muß er sich scheiden lassen?"
Macer lehnte sich zurück und hörte sich die beiden ausführlichen Fragen an.
"Nun, die erste ist einfach zu beantworten. Die Antwort lautet 'Nein'. Die Disziplinargewalt liegt bei leichten Vergehen beim Centurio, bei schwereren Vergehen beim Imperator bzw. dessen Legaten. Nur diese können die Todesstrafe als Höchststrafe oder die Entlassung aus der Armee anordnen, ferner läuft natürlich auch eine unehrenhafte Entlassung oder eine Strafversetzung genauso wie die ehrenhafte Entlassung oder eine reguläre Versetzung über diese Stellen. Aber gerade bei den geringeren Strafen gibt es keinen festen Strafenkatalog, soweit der Codex Militaris nicht konkrete Vorgaben macht."
Macer erhebt sich und geht zu einem Regal. Einige Augenblicke studiert er mehrere der kleinen Schildchen an den Schriftrollen, bevor er eine herauszieht.
"Den Codex wirst du ja kennen, das hier wird dich vielleicht ergänzend dazu weiterbringen", sagt er zum Primus Pilus und überreicht ihm eine Rolle.
Dann setzt er sich wieder.
"Zu deiner zweiten Frage. Offen gesagt halte ich es für eine dämlich Unsitte, Soldaten zu 'beurlauben', um im Cursus Honorum zu kandidieren. Die Armee ist keine Therme, die man betritt und verlässt wie man es möchte. Entweder man dient dort, oder man dient nicht dort. Und an dieser Stelle ist der Codex Militaris unmissverständlich: der Soldat ist ledig. Punkt.
Auf dein Beispiel bezogen gibt es damit zwei Möglichkeiten: entweder wir betrachten einen beurlaubten Soldaten als weiterhin im Armeedienst befindlich, dann darf er schlicht nicht heiraten. Oder wir betrachten ihr als nicht im Armeedienst befindlich, dann müsste er danach wieder eintreten und das kann er als Verheirateter nicht.
Mit anderen Worten: wer nicht Stabsoffizier ist und heiratet, ist raus aus der Armee."
Soweit zumindest Macer prinzipielle Sichtweise - dass die Praxis die seltsamsten anderen Konstellationen kannte, war ihm nur zu gut bekannt.
Wie bereits im Examen Primum fand Claudius eine Stelle innerhalb der Vorlesung, an der er sich aufhielt. Das mochte daran liegen, weil er stets Gehörtes einer schlüssigen Prüfung unterzog und ihm selbst unbeabsichtigte Versprecher auffielen. Um den Veranstaltungsplan aber nicht mit Kleinigkeiten aufzuhalten, suchte er den Kommandeur in einer Pause auf.
Er klopfte ans Officium.
Sorry, bin erst heute dazu gekommen, den Text mal zu lesen.
"Salve, Claudius Vesuvianus", grüßte Macer, als der Offizier der Legio I eintrat. "Was kann ich für dich tun?"
Claudius trat ein und schickte ein "Salve, Purgitius Macer" den Erklärungen voraus.
"Ich habe einen Vorwand genommen, um meinen ehemaligen Legaten in einem persönlicheren Rahmen noch einmal grüßen zu können als es der in den Vorlesungen hergibt", begann Claudius schmunzelnd, denn da war schon was Wahres dran.
"Besagter Vorwand ist nur ein Versprecher, der bei genauer Betrachtung schon klar ist, den ich aber dennoch ansprechen wollte. Nur eben nicht vor versammelter Mannschaft."
Schließlich wollte er die Vorlesungen nicht mit Kleinkram aufhalten.
"Bitte, dann nimm' doch Platz", antwortete Macer seinem ehemaligen Untergebenen und deutete auf eine Sitzgelegenheit.
"Du hättest einen Versprecher ruhig in der Vorlesung ansprechen können, dann hätten alle direkt etwas von der Korrektur gehabt. Wo habe ich mir denn einen Schnitzer geleistet?"
Der Tribun nahm dankend Platz.
"Es ist ja nichts Gravierendes, nur eben … wer genau hinhört, kommt erst einmal ins Trudeln. Ich versuche die Stelle mal zu rekonstruieren. Du hast von der Aufstellung der Truppen gesprochen und dass es vorteilhaft ist, sie leicht bergab kämpfen zu lassen. Einschränkend hast du dann gesagt, aber nur so leicht bergab, wie es dem Gegner Mühe macht, seinerseits bergab kämpfen zu müssen. Beide bergab, das kannst du nicht gemeint haben, denn dann wär’s kein Kampf sondern eine Verfolgung."
Claudius schmunzelte.
Macer fand es erstaunlich, dass jemand wegen so einer Kleinigkeit extra das Officium aufsuchte, aber Vesuvianus hatte es ja auch ausdrücklich als Vorwand klassifizert. "Sicher, das war nur ein Versprecher. Es musste natürlich bergan heißen."
Claudius schmunzelte, wechselte aber alsbald das Thema, denn wegen der Korrektur war er nicht vorrangig hier.
"Es hat sich nie die Möglichkeit ergeben, dir meine Hochachtung auszusprechen. Unter deinem Kommando war die beste Zeit meiner bisherigen militärischen Laufbahn. Ich gestehe, ich habe aufgehorcht, als du bereits in der ersten Vorlesung auf die Qualität eines Feldherrn zu sprechen gekommen bist. Sicherlich sind die Bedingungen eines Feldzuges nicht mit denen eines Standlagers zu vergleichen, aber in beiden Fällen kann die ungeschickte Arbeit eines Legaten zu Unmut in der Truppe führen. Mein Respekt für deine Legionsführung. Das wollte ich bei der Gelegenheit einfach einmal sagen."
Claudius machte Anstalten aufzustehen.
"Wenn du sonst kein Anliegen an mich hast ..."
Während der Tribun sprach, zogen verschiedenen gedanken durch Macers Kopf. Natürlich freute er sich über das Lob, aber es kam so unerwartet und unvermittelt und gleichzeitig doch sehr offensichtlich aus einem bestimmten Anlass heraus.
"Auch dieses Lob für meine leisutng ist nur ein Vorwand, nicht wahr? Du suchst eine Möglichkeit, Unzufriedenheit über deinen jetzigen Kommandeur auszudrücken, scheint mir. Was ist los bei der Legio I?"
Seine Stimme klang nicht übertrieben neugierig, aber auch nicht gleichgültig, sondern bestimmt.
Uff, damit hatte Claudius jetzt nicht gerechnet. Er ließ sich aus bereits halberhobener Position wieder fallen und wich zunächst dem Blick seines ehemaligen Legaten für Augenblicke aus.
"Es war ein Lob an dich, keine verdeckte Beschwerde an der falschen Stelle", begann Claudius, während er wieder Blickkontakt aufnahm. "Ob nun der jetzige oder der davor, es spielt keine Rolle, was ich darüber denke, ich mache das mit mir ab. Aber offensichtlich hast du erkannt, dass ich derzeit uneins mit vielem bin - ein weiteres Beispiel für deine Menschenkenntnis und Qualität als Vorgesetzter.
Vielleicht eins noch: Wenn du einen Grund für meine Bemerkung suchst, dann nimm den, dass viele Menschen erst im Nachhinein schätzen lernen, was sie einmal hatten und obwohl ich mich bereits damals glücklich geschätzt habe, unter deinem Kommando gedient zu haben, ist diese Erkenntnis im Laufe der Zeit immer stärker zu Tage getreten. Belassen wir es dabei. Bitte!"
Die Miene des Tribuns zeigte Entschlossenheit, er würde sich weder hier noch sonstwo in Details verlieren.
Macer zuckte nach dieser Bitte mit den Schultern. Der Tribun schien etwas sagen zu wollen, ohne etwas sagen zu wollen. Nun gut, dass musste er wissen, als Offizier sollte er dazu in der Lage sein.
"Nun, vielleicht habe ich dich dann auch missverstanden und danke noch einmal für das Lob. Wenn du den Punkt nicht vertiefen willst, dann lassen wir es eben."
"Gern geschehen."
Nach kurzer Überlegung fügte Claudius noch etwas an: "Die Qualität eines Feldherrn …" Er strich mit den Fingern über das Kinn, bevor er weiter sprach. "Diese Thematik hatte bei mir voll ins Schwarze getroffen. Man kann aber ein und dieselbe Sache verschieden ausdrücken und ich habe mich für das Lob an dich und gegen eine Kritik an unpassender Stelle entschieden. Auf jeden Fall war es wert, erwähnt zu werden.
Übrigens: Interessante Thematik für dieses Examen, aber nun ist es gut mit der Loberei. Ich möchte mich dann gern verabschieden."
"Nun, dann will ich dich auch nicht länger aufhalten." Macer ehob sich. "Wir sehen uns in der nächsten Vorlesung."
Mit der Korrektur der Abgaben des letzten Examen Tertium hatte sich Macer deutlich mehr Zeit gelassen als üblich. Mal hatten ihn andere Pflichten ganz von der Academia fern gehalten, mal hatte er die Zeit für Arbeiten an anderen Dokumenten benötigt und dann waren auch noch die Saturnalia gewesen. Aber letztlich konnte er die Kandidaten wohl nicht ewig auf ihre Ergebnisse warten lassen und machte sich daran, die Abgaben zu studieren und zu bewerten. Lang waren sie, was ihn aber nicht überraschte, denn schon während des Planspiels hatten sich die Teilnehmer sehr ausführlich und debattierfreudig gezeigt. Langsam arbeitete er sich vor und konnte eine Prüfungsfrage nach der anderen abhaken.
Sedulus betrat das Officium des Kommandeurs.
Salve Senator Purgitius Macer. Du wolltest mich sprechen?
Sedulus nahm sofort Haltung an.
Macer grüßte ebenfalls militärisch zurück, immerhin war die Academia seine einzige derzeitige Möglichkeit für ein solches Verhalten, was er manchmal doch vermisste.
"Ja, das wollte ich. Bitte, du darfst bequem stehen oder dich sitzen, wie du möchtest."
Er deutete auf einen Platz und setzte sich selber ebenfalls.
"Mein Schreiber berichtete mir etwas stockend von deiner Anmeldung. Du bist derzeit Princeps Prior bei den Cohortes Urbanae und möchtest jetzt das Examen Primum ablegen, weil du die Cohortes Urbanae verlassen möchtest? Du gedenkst, die Vorteile zu nutzen, die du durch den Ordo deines Vaters genießt?"
Sedulus nahm den gebotenen Platz dankend mit einem Nicken an und setzte sich.
Ja, Dein Scriba und ich hatten wohl unsere Schwierigkeiten. Er grinste.
Ja so ist es. Ich bin zur Zeit Princeps Prior bei den Cohortes Urbanae und möchte wenn machbar das Examen Primum ablegen. Und ja ich möchte diesen Vorteil nutzen.
Wenn er schon sonst nichts von seinem Vater zu Lebzeiten bekommen hatte...
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