Officium des Kommandeurs

  • Genaugenommen hatte der Besucher mit seinen vielen Worten nun kein Stück mehr gesagt, als er nicht ohnehin schon zuvor gesagt hatte und Macer war sich dessen völlig bewusst. Trotzdem schätzte er in manchen Situationen die Gabe, mit vielen Worten wenig zu sagen. Was wahrscheinlich daran lag, dass er selber im Normalfall eher wenige Worte machte.


    "Nun, wenn du mir gestattest, deine Worte zusammenzufassen, dann ist dein Mut das einzige, was du derzeit anzubieten hast", erlaubte sich Macer auch ohne Antwort auf die rhetorische Frage eine Zusammenfassung. "Erzähle mir also noch ein wenig mehr über dich selbst und deine Familie."

  • Ob diese Gabe nun eine Vorteilhafte war, die Avianus hatte, darüber mochte man sich streiten. Für seine Karriere, die der junge Aurelier anstrebte, konnte sie sich eines Tages vielles als nützlich zeigen. Eines Tages würde alles seinen Nutzen erfüllen... auch zog Avianus erstaunt die Augenbrauen hob, als Macer ein vernichtendes Urteil über seine Worte sprach. Hoffentlich wurde es allmählich nicht eng.


    Avianus nickte, sich gerade noch zusammenreißend und antwortete dem Mann höflich auf seine Frage: "Nun, meinen Namen wirst du schon kennen. Ich bin 21 Jahre alt und arbeite als Scriba Personalis meines Onkels, was sich je nach Erfolg bei meinen nächsten Wahlen ändern kann. Meinen Onkel wirst du bestimmt aus dem Senat schon kennen. Marcus Aurelius Corvinus. Auch mein Vetter Titus Aurelius Ursus beschreitet den Cursus Honorum als Quaestor Consulum. Mein Vater, Varus Aurelius Regulus war zu Lebzeiten Iudex, bis er plötzlich und schlagartig von uns gegangen ist... er wurde ermordet, um genau zu sein.", sprach Avianus und konnte in seiner Stimme eine gewisse Bekümmertheit nicht verbergen, als er seinen Vater erwähnte, "Meine Mutter bewohnt zurzeit mit einem Haushalt eine Villa Rustica im nördlichen Hispania. Auch habe ich einen Bruder, Gaius Aurelius Catulus. Meine Abstammung wird demnach nicht unbedingt schlecht sein, wie ich sie selbst einschätze. Außerdem gehöre ich auch schon zum Ordo Senatorius an.".

  • Die Verwandtschaftsbilanz fiel in Macers Augen nicht schlecht aus. Mit Aurelius Corvinus verband ihn selber nicht viel mehr, als dass sie beide im Senat saßen und was ihn mit Aurelius Ursus verband, wusste er gerade nicht so genau, aber der Name war ihm nicht unbekannt. Einen Mann als Klienten zu haben, der diese beiden als Onkel und Vetter hatte, konnte kaum schaden, rechnete sich Macer aus.


    "Das mit deinem Vater tut mir leid", fand Macer ein paar höfliche Worte. "Ich weiß, dass es für einen jungen Mann nicht einfach ist, seinen Vater zu verlieren." Sein eigener Vater war schließlich auch schon seit Jahren tot, wenn auch nicht ermordet worden. "Deinen Vater kann ich dir nicht ersetzen, aber ich merke, dass du das ohnehin nicht brauchst. Warum erachtest du nicht deinen Onkel als deinen Patron, wenn du doch schon als sein Scriba aktiv bist und er dir sicher deinen Vater ein wenig ersetzt?"

  • "Du triffst es auf den Kopf, Senator. Danke.", bedankte sich Avianus für das Beileid des Purgitiers, welches er ehrlich gestanden nicht im Geringsten von ihm erwartet hatte. Dieses Thema war nun schon so lange her und der Gedanke daran belastend. So war es nicht unverständlich, dass der Aurelier sofort wieder auf das Geschäftliche zurückschwenkte!
    "Ich könnte natürlich meinen Onkel als Vater und Patron erachten... auch will ich nicht verleumden, dass ich ihn sehr respektiere für seine Taten mir gegenüber. Doch er ist nicht mein Patron und mein Vater war ist mir bis heute unersetzbar. Er hat mir bei vielen Dingen im Leben weitergeholfen. Doch nur, weil ich aus eigener Kraft etwas bezwecken will, stehe ich alleine und ohne Begelitung vor dir, Senator.". Die Antwort fiel so schlicht aus, wie sie auch war. Aufgeregt spielte Avianus mit den Zehen und wartete die Reaktion ab.

  • Unabhängigkeit und die eigene Kraft waren wohl Klassiker, die zumindest Macer nicht zum ersten Mal hörte, auch wenn er kaum etwas anderes erwartet hatte. "Man muss immer das richtige Maß finden," stimmte er zu, "wie weit man in der Familie bleibt und wie weit man alleine in die Wlet hinaus geht. Dann soll es so sein, dass du ab nun mein Klient bist und ich dein Patron."


    Mit freundlichem Gesichtsausdruck reichte er ihm die Hand, um das Verhältnis zu besiegeln.

  • Avianus war innerlich erstaunt, dass der Senator plötzlich zusagte. Wenige Worte, die Avianus´ Welt bewegten, dachte er sich und trat näher zu Macer, welcher ihm die Hand reichte. Der Stein der Anspannung fiel Avianus vom Herzen, während er dem Purgitier näher trat und seine Hand ergriff. Dieser schlichte Händedruck machte ihm erst klar, was er erreicht hatte. Er hatte einen namhaften Senator als Patronen gewonnen... den Ausbruch der Freude musste der junge Aurelier jedoch noch im Zaum halten.


    "Ich bin dir zum Dank verpflichtet, Senator. Sollte etwas anliegen, wo ich dich unterstützen kann, so lass es mich wissen.", sprach Avianus, den freundlichen Gesichtsausdruck erwidernd. Nun war das Verhältnis besiegelt und Reif dazu, sich zu entwickeln...

  • "Das werde ich ganz sicher tun", antwortete Macer, der seine Klienten zwar selten um ausgefallene Dinge bat, dann aber auch entsprechende Leistungen erwartete. "Die üblichen Pflichten eines Klienten dürften dir ja bekannt sein. Bevor du wichtige Entscheidungen triffst, fragst du um meinen Rat. Wenn du etwas interessantes erfährst, was auch für mich von Interesse sein könnte, dann gibst du es an mich weiter." Hier rechnete sich Macer tatsächlich etwas aus, wenn nun der persönliche Schreiber des Auctors der Acta sein Klient war. "Und im Gegenzug steht dir meine Haustür immer offen, wenn du meine Hilfe brauchst."

  • "Ich verstehe. So wird es auch sein.", bestätigte Avianus mit einem freudigen Lächeln. Er sollte bei wichtigen Entscheidungen um Rat fragen. Dann konnte er ja sogleich damit anfangen!


    "Nun, wenn ich bei wichtigen Entscheidungen um Rat fragen soll, fange ich am Besten gleich damit an. Ich hatte wie gesagt vor, als Vigintivir in den Cursus Honorum einzusteigen. Hast du hier einen Rat für mich, Patron?", fragte Avianus interessiert. Immer noch musste er wirklich realisieren, dass er nun Klient von Purgitius Macer war. Was sicherlich nicht jeder schaffte.

  • Macer lehnte sich zurück, bevor er auf die Frage antwortete. Mehrere seiner politisch ambitionierten Klienten hatten das Vigintivirat schon absolviert und dabei meistens eine solide Vorstellung abgeliefert. Vor größeren Schwierigkeiten konnte er daher kaum warnen. "Zum Einstieg in den Cursus Honorum solltest du saubere Arbeit in den Vordergrund stellen und nicht hochtrabende Inhalte. Befasse dich mit den verschiedenen Ämtern und suche dir das aus, welches dir vermutlich am meisten liegt. Inhaltlich gibt es dann kaum noch Spielraum, also musst du möglichst schnell in die tägliche Arbeit herein kommen, um Spass daran zu haben." Macer hatte im Senat schon mehrere Kandidaten beobachten können, die mit großen Plänen in die Ämter starteten und dann umso härter landeten. Wenn der Senat ihren Träumen überhaupt eine Chance gab. "Und lass dich nicht von der Kandidatenvorstellung im Senat verrückt machen. Manche Kollegen fragen gerne nach einer möglichst langen Liste von Taten, die du schon vollbracht hast. Aber das Vigintivirat ist ein Einstiegsamt, da zählt die Person mehr als ihre Vergangenheit." Dass der Aurelier gut reden und von sich überzeugen konnte, wusste Macer ja schon aus dem Gespräch.

  • Der junge Avianus nahm die Ratschläge und Erklärungen seines neuen Patronen mit ernsthaftem Nicken zur Kenntnis. So wie er es verstand, sollte er effizient arbeiten, ohne einen auf Überflieger zu tun. Das konnte dem Aurelier gerade recht sein, denn er wollte nicht zu sehr durchstarten, um anschließend den Kilometerlangen Rückweg antreten zu müssen. Deshalb nahm er sich bewusst auch mit dem Gedanken vorlieb, allem seine Zeit einzuräumen und auf lange Hinsicht weit zu kommen.


    "Das ist gut zu wissen, Patron. Ich bin dir jetzt schon doppelt zum Dank verpflichtet!", schmunzelte Avianus, "Somit wären meine Anliegen zunächst erledigt. Wenn dir nichts mehr auf dem Herzen liegt, würde ich wieder gehen.".

  • Da Macer vor weniger als einer Stunde noch nicht einmal wusste, dass er gleich einen neuen Klienten hinzu bekommen würde, war es nicht allzu verwunderlich, dass er keine weiteren Anliegen hatte, die es zu besprechen galt.


    "Nein," sagte er daher, "aber wir werden uns in Zukunft ja häufiger sehen, falls etwas anliegt."

  • "Das hoffe ich doch!", entgegnete der Aurelier knapp und trat einige Schritte zurück.
    "In dem Falle bedanke ich mich für deine Zeit und verabschiede mich. Vale, Patron! Bis bald!", verabschiedete sich Avianus und wandte sich, um wieder zu gehen. Als er die Tür hinter sich gelassen hatte, atmete Avianus tief ein. Er hatte es geschafft! Der Mann war so überzeugt von ihm, dass er ihn als Klienten akzeptiert hatte!

  • ... überbrachte zwei Briefe


    An den
    KOMMANDEUR
    der
    ACADEMIA MILITARIS VLPIA DIVINA
    SPVRIVS PVRGITIVS MACER


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    Lucius Artorius Avitus grüßt den ehrenwerten Senator Purgitius.


    Anlässlich der bevorstehenden Verabschiedung des Praefectus Praetorio Gaius Caecilius Crassus wirst du hiermit zu der Verabschiedungszeremonie auf dem Campus Martius ANTE DIEM VI ID NOV DCCCLVIII A.U.C. (8.11.2008/105 n.Chr.) eingeladen. Es steht dir selbstverständlich frei, Gäste, die du für würdig erachtest, der Zeremonie beizuwohnen, mitzubringen.



    Sim-Off:

    das Datum als "Ungefähr-Angabe" gemeint, evtl. Verzögerung nicht ausgeschlossen


    An den
    STELLVERTRETENDEN KOMMANDEUR
    der
    ACADEMIA MILITARIS VLPIA DIVINA
    LVCIVS ANNAEVS FLORVS


    [Blockierte Grafik: http://img76.imageshack.us/img76/6909/001ga4.png]
    Lucius Artorius Avitus grüßt den ehrenwerten Praefectus Annaeus.


    Anlässlich der bevorstehenden Verabschiedung des Praefectus Praetorio Gaius Caecilius Crassus wirst du hiermit zu der Verabschiedungszeremonie auf dem Campus Martius ANTE DIEM VI ID NOV DCCCLVIII A.U.C. (8.11.2008/105 n.Chr.) eingeladen. Es steht dir frei, Offiziere, die du für würdig erachtest, der Zeremonie beizuwohnen, mitzubringen.



    Sim-Off:

    das Datum als "Ungefähr-Angabe" gemeint, evtl. Verzögerung nicht ausgeschlossen

  • Macer las die Einladung zwar nicht an dem Tag, an dem sie gebracht wurde, da er nicht jeden Tag in seinem Büro in der Academia war, aber trotzdem noch rechtzeitig vorher, um sich ausgiebig Gedanken über die Einladung zu machen. Ein wenig schmunzeln musste er über den Zusatz, dass er Personen mitbringen durfte, die er für würdig erachtete. Vom Schreiber im Vorraum erfuhr er, dass es auch eine Einladung für Annaeus Florus gab, so dass er ihn also nicht als Begleiter auf seine Einladung einplanen musste. Über andere würdige Begleiter würde er dann in den nächsten Tagen in Ruhe nachdenken.

  • Nach den beiden Gesprächen mit den Senatoren in deren Casae, machte sich der Bote auch auf den Weg in die Academia Militaris. Gemäss Auskunft seines Praefectus wäre der Senator Macer dort am ehesten anzutreffen.


    So trat er also an das Büro des Kommandanten und klopfte.

    ir-senator.png annaea2.png

    CIVIS

    SODALIS FACTIO ALBATA - FACTIO ALBATA

  • Die Wahrscheinlichkeit, dass man Macer zufällig im Büro in der Academia antreffen konnte, war zwar eher gering, aber tatsächlich hatte der Bote Glück. Macer ließ ihn eintreten.

  • Der Bote atmete tief durch, trat ein und salutierte:


    Kommandant, Senator, ...... er strauchelte und sammelte sich erneut.


    Spurius Purgitius Macer, ich komme vom Praefectus Classis in Misenum und bringe dir eine Nachricht. Der Praefectus hielt mich an, sie nur dir persönlich zu geben.


    Er zog den Papyrus hervor, auf welchen der Praefectus ausnahmsweise geschrieben hatte:


    An den Senator und Kommandanten der Academia Militaris, Spurius Purgitius Macer, vom Praefectus der römischen Flotte in Misenum, Lucius Annaeus Florus.


    Salve Senator Purgitius Macer,


    Ich schreibe dich heute an, in der Sache des Centurio Classicus Titus Decimus Verus aus der Familie des Senator Decimus Meridius.


    Bei meiner letzten Audienz mit dem Kaiser habe ich diesen Mann für eine Erhebung in den Ritterstand vorgeschlagen. Leider reichte es damals noch nicht, gemäss Auskunft des Centurio vorallem deswegen, weil es mir nicht möglich war, ihn für einen bestimmten Posten zu empfehlen.


    In der Zwischenzeit hat sich der Centurio bei einem Einsatz gegen Piraten erneut ausgezeichnet und ich denke, es ist an der Zeit, ihn erneut ins Gespräch zu bringen. Sein Einsatz für das Imperium geht über das Übliche hinaus, er entstammt aus einer grossen und bekannten Familie und er weiss in der Zwischenzeit auch, für welche Position er sich besonders interessieren würde.


    Leider bin ich genau jetzt auf Befehl des Kaisers in Misenum gebunden und kann mich nicht nach Roma begeben. Ich möchte dich daher darum bitten, den Centurio Titus Decimus Verus für eine Erhebung in den Ritterstand und den Posten als Curator kalendarii oder als Procurator a rationibus zu empfehlen.


    Entsprechende Anfragen und Briefe ergehen ebenfalls an meinen Patron Decimus Meridius und an den Senator Germanicus Sedulus, mit welchem der Centurio selbst auch schon Kontakt hatte.


    In der Hoffnung auf positiven Bescheid in dieser Sache verbleibe ich bis zu meiner Ablösung in Misenum,


    Lucius Annaeus Florus

  • Macer nahm den Brief entgegen, ohne weiter auf die Unsicherheit des Boten einzugehen. Er überflog die ersten Zeilen und blickte dann wieder den Boten an. "Hat Annaeus Florus dir aufgetragen, auf Antwort zu warten?"

  • Der Bote war äusserst froh, dass sein Strauchler bis dahin noch keine Konsequenzen gehabt hatte und antwortete wahrheitsgetreu:


    Er hat mir aufgetragen abzuwarten, ob du mir eine Antwort mitgeben würdest oder nicht. Er würde es sehr begrüssen, falls er eine Antwort erhalten würde.

    ir-senator.png annaea2.png

    CIVIS

    SODALIS FACTIO ALBATA - FACTIO ALBATA

  • "In Ordnung. Dann werde ich dir eine Antwort für ihn mitgeben. Aber ein bisschen Zeit brauche ich dafür bestimmt." Der Brief war immerhin nicht ganz kurz. "Lass' dir vom Schreiber draußen sagen, wo es die nächste günstige Garküche gibt, falls du dich stärken möchtest und komm dann in einer Stunde wieder."

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