[Cubiculum] Livia

  • Irgendwie bekam ich mit, dass sich die Umgebung rund um mich veränderte. Ich hatte das Gefühl zu schlafen und konnte meine Augen nicht öffnen, aber dennoch nahm ich aus der Ferne Stimmen wahr. Auch der veränderte Geruch deutete darauf hin, dass ich mich nun nicht mehr im Freien befand. Ich spürte auch, wie ich für einen Moment lag glaubte wieder zu schweben und dann auf etwas Weichem landete. Dann kam wieder die Finsternis über mich….

  • Mit Tüchern, Kleidern und Wasser beladen schob ich mit dem Fuß die Tür auf. Ich blickte herein, trat ein und sah mich um, gespannt darauf, was und wen ich vorfinden würde. Ein junges Mädchen, das auf dem Bett lag. Ich stellte meine Ladung vorsichtig ab und kniete mich neben das Bett, das Mädchen vorsichtig anschubsend.
    "He...du..." sagte ich.

  • Ich bekam mit das mich jemand anstubste und versuchte meine Augen zu öffnen. Das Licht blendete mich so sehr, dass ich meine Augen zu zwei kleinen Schlitzen zusammenkniff. Ich sah, dass ich in einem Bett lag und einen jungen Mann, der davor stand und mich ansah. Langsam versuchte ich mich zu bewegen. Doch als die Schürfwunden am Stoff scheuerten, in den ich eingewickelt war, schmerzte dies so sehr, dass ich es lieber bleiben ließ. Ich versuchte etwas zu sagen, doch war noch zu erschöpft und so kam kein Ton aus meinem geöffneten Mund. Es war einfach alles noch zu anstrengend. Ich schloss wieder die Augen und versuchte mich etwas zu erholen.

  • Ich lächelte.
    "Sch... sag nichts. Ich bin Marius. Ich habe frische Kleider für dich", sagte ich leise.
    Dann erhob ich mich wieder, griff nach der Karaffe und goss Wasser in die Schale neben dem Bett. Ich nahm eines der Tücher und bentzte es mit Wasser, doch bevor ich damit begann, dem ausgesprochen hübschen Mädchen die Wunden zu reinigen, sagte ich:
    "Das wird etwas weh tun, aber es muss sein. Du hast ein paar ziemlich böse Wunden."
    Dann begann ich vorsichtig, ihre Wunden zu reinigen. Immer wieder wusch ich das blutige Tuch aus. Ich wusste nicht, ob das Mädchen wach war. Aber für den Fall, dass sie mich hören konnte, sagte ich immer wieder mit tiefer und leiser Stimme, die beruhigend klingen sollte, solche Dinge wie "Gut machst du das", "Gleich ist es vorbei", "Nur noch ein bisschen" und "Bald hast du es geschafft."
    Selbst bis tief in ihr Dekolleteé reichten die Wunden. Ich tupfte sie so weit ab, wie ich mich traute und legte dann das Tuch fort. Am Ende war das Wasser tiefrot und das Mädchen sah etwas besser aus. Ich seufzte. Was war nur mit ihr geschehn?

  • Ich spürte wie mir der junge Mann den Umhang, in dem ich eingewickelt war, wegnahm und mich dann langsam entkleidete. Dabei strich er immer wieder mit einem nassen Stück Stoff über die verschmutzten und blutigen Stellen meines Körpers. Am Anfang hatte ich große Angst und es war mir unangenehm, dass es ausgerechnet ein Mann war, der sich um mich kümmerte. Doch mit der Zeit war es mir egal. Die zerrissene Kleidung, die ich noch am Leib trug, erlaubte ohnehin mehr Einblicke als mir lieb war. Hin und wieder fühlte ich einen Schmerz, wenn sein Tuch über eine offene Wunde glitt, doch er war sehr vorsichtig und seine sanfte Stimme beruhigte mich immer wieder. Umso mehr er mich entkleidete, umso kälter wurde es auch und ich spürte wie mein Körper immer mehr zu zittern begann.

  • Als ich so da hockte und das Mädchen musterte, fiel mir erst nach einem Moment auf, dass sie zitterte wie Espenlaub. Ich hatte einfach nur dagehockt und sie angestarrt. Das wurde mir erst jetzt klar. Ich schüttelte kurz den Kopf, um den Gedanken, sie einfach nur zu berühren, loszuwerden und holte dann die frische Tunika. Mit der stand ich dann vor ihrem Bett und fragte mich, wie ich sie ausziehen sollte, ohne ihr ihre Würde zu nehmen. Gut, vielleicht würde sie es nicht einmal merken, aber...irgendwie war es mir unangenehm, zumal ich somit sicher gegen ihren Willen gehandelt hätte. Ich überlegte, während sie weiterzitterte. Hm.
    Schließlich legte ich die Tunika fort und holte stattdessen die zwei Decken, die ich mitgebracht hatte. Damit deckte sich sie zu und setzte mich neben sie auf die Bettkante. Ich betrachtete ihr Gesicht.
    "Engelsgleich..." kam es über meine Lippen.

  • Ich spürte wie es plötzlich wärmer wurde und wie dicke Stoffdecken meinen Körper bedeckten. Es war ein angenehmes Gefühl der Geborgenheit, dass mich in diesem Moment durchströmte. Es dauerte nicht sehr lange und ich schlief völlig erschöpft ein.....

  • Ich seufzte, als ihr Atem ruhiger ging, Scheinbar war sie eingeschlafen.
    Das brachte mich vor die nächste Frage: Was sollte ich nun tun? Bei ihr bleiben oder..? Oder was. Außer der Suche nach Ilaria hatte ich momentan nichts zu tun. Also entschloss ich mich, bei ihr zu bleiben. Allerdings erhob ich mich und zog dafür einen Korbsessel an das Bett heran, in den ich mich setzte und das Mädchen beobachtete.
    So saß ich da. Eine Stunde. Zwei. Hin und wieder tupfte ich ihr mit (mittlerweile frischem) Wasser die Stirn ab, auf der sich feine Schweißperlen gebildet hatten.
    Dann nickte ich schließlich selbst ein, halb im Sessel sitzend, halb liegend.

  • Mein Schlaf war tief und fest, doch immer wieder träumte ich von den Ereignissen der letzten Nacht. Grauenvolle Bilder liefen vor meinem geistigen Auge ab und ich musste alles immer und immer von neuem miterleben. Irgendwann wachte ich schweißgebadet auf und schnellte in die Höhe. Noch ganz außer Atem sah ich mich um. Erstaunt stellte ich fest, dass ich in einem weichen Bett lag, dass in einem vornehm aussehenden Zimmer stand. Neben den Bett saß ein Junger Mann, der anscheinend schlief.

  • Ich träumte nichts, denn ich schlief nicht tief genug dafür. Plötzlich wurde ich einer Bewegung neben mir gewahr und sah mich verschlafen um. Das Mädchen. Sie war wach. Ich fuhr mir rasch mit einer Hand über die Augen und fragte dann freundlich:
    "Na, ausgeschlafen? Wie geht es dir?"

  • Noch völlig verwirrt sah ich mich im Raum um und fixierte den Mann dann mit einem eingeschüchterten Blick. Nun bemerkte ich auch, dass ich halb nackt war und presste die Decke fester an meinen Körper. Ohne auf seine Fragen einzugehen antwortete ich zögerlich "Wo bin ich und wer bist du?"

  • Ich blieb einen Moment so sitzen, dann stand ich auf und ging zu der kleinen Anrichte hinüber, auf der eine blaue, fein säuberlich zusammengefaltete Tunika lag. Ich nahm sie und ging zum Bett, um sie dem Mädchen zu reichen. Dabei erkärte ich:
    "Du bist im Castellum der Legio IX Hispania. Mein Name ist Marius."
    Die Tunika hatte nun den Besitzer gewechselt und ich drehte mich zur Tür, damit das Mädchen sich umziehen konnte, ohne meinen Blicken standhalten zu müssen. Zur Tür gewandt fuhr ich fort:
    "Du wurdest auf der Via von Agrippinensium nach Mogontiacum gefunden und hierher gebracht. Du sahst schlimm aus. Ich habe deine Wunden gereinigt, so gut ich konnte. Hoffentlich war icht nicht zu grob. Bist du fertig?"

  • Im Castellum der Legio! Ein Stein viel mir vom Herzen. Ich war also in Sicherheit. Als Marius sich umdrehte und weiter sprach, schob ich die Decke etwas beiseite und sah etwas entsetzt an mir hinunter. Ich war doch halb nackt und er hatte mich gereinigt! Zuerst wollte ich meinen Entsetzen Ausdruck verleihen "Du hast….." Doch dann ließ ich es. Langsam kamen auch meine Erinnerungen zurück und mir viel ein, wie führsorglich und nett er sich um mich gekümmert hatte. Das er dabei auch mehr Einblick hatte als mir lieb war, verdrängte ich deshalb. "Du warst nicht zu grob….Ich danke dir!" sagte ich Kleinlaut, huschte schnell aus dem Bett, streifte meine alten zerrissenen Kleider ab und zog mir die neue Tunika über den Kopf. „Ja! Ich bin nun fertig.“ Dabei ließ ich mich wieder auf das Bett fallen.

  • Ich drehte mich herum, als sie mir die Erlaubnis erteilte, und setzte mich wieder in den Korbsessel.
    "Ich habe dich nur dort angefasst, wo es nötig war", beruhigte ich sie.
    "Aber nun zu dir: Wie heißt du? Und wer hat dich so zugerichtet und warum? Ah, und das wichtigste: Hast du Hunger?"
    Ich legte den Kopf schief und musterte das Mädchen vor mir. Die Tunika stand ihr gut....schnell senkte ich den Blick und hob ihn wieder, um in ihre Augen zu sehen.

  • Ich zog die Beide an und breitete die Decke darüber aus. Marius war zwar nett, aber irgendwie fühlte ich mich im Bett etwas sicherer. Als er mich so direkt ansprach und seine ganzen Fragen stellte wurde ich wieder etwas unsicherer und sah zu Boden. „Mein Name ist Livia.“ Als er mich danach fragte, warum ich so zugerichtet war bildeten sich Tränen in meinen Augen. „Meine Eltern…. sie hatten einen Hof nahe der Grenze! Gestern Nacht wurden wir überfallen. Es war schon sehr spät und ich war bereits zu Bett gegangen als ich draußen vor dem Haus Lärm hörte und mein Zimmer plötzlich hell erleuchtet wurde. Als ich zum Fenster ging sah ich mehrere Reiter. Sie hatten die Scheune in Brand gesteckt und hielten meinen Vater fest. Plötzlich standen auch schon welche in meinem Zimmer und zerrten mich ebenfalls nach unten….“ Mir stockte der Atem bei meinen nächsten Gedanken und brach in bitteren Tränen aus.

  • Livia hieß sie also. Ich wollte gerade etwas entgegnen, als sie anfing zu weinen. Ich kniff die Augen leicht zusammen, unterbrach sie aber nicht, sondern ließ sie weitererzählen. Aus eigener Erfahrung wusste ich, dass es besser war, wenn man ersteinmal alles heraus ließ. Und so nickte ich nur, als Livia geendet hatte. Als sie dann vollends in Tränen ausbrach, konnte ich nicht einfach so sitzen bleiben. Ich stand auf und setzte mich neben sie aufs Bett, streckte die Hände aus und umarmte sie kurzerhand. Sachte strich ich über ihren Rücken.
    "Ist ja gut...ist alles vorbei. Hier tut dir niemand mehr was..." murmelte ich.

  • Als Marius sich zu mir setzte, ließ ich meinen Tränen freien Lauf. "Sie sind tod!" Alles, das sich seit dieser furchtbaren Nacht in mir aufgestaut hatte, brach nun mit einem Mal aus mir heraus. Es dauerte einige Zeit bis ich mich wieder so halbwegs gefangen hatte und weitererzählen konnte. "… diese Männer haben meine Elter getötet und dann….. dann wollten sie über mich herfallen…. Sie haben mir versucht die Kleider vom Leib zu reißen…. Ich habe mich, so gut es ging, gewährt und um mich geschlagen…. Dann habe ich einen so stark getroffen, dass er mich los ließ und dann bin ich nur noch gerannt… hinein in den Wald. Zuerst haben sie mich verfolgt und gesucht, doch ich habe mich einige Zeit im Unterholz verkrochen…. Dann haben sie irgendwann aufgegeben und ich bin weiter durch den Wald." Auch wenn ich Marius nicht kannte, so vermittelte mir seine Freundlichkeit doch ein gewisses Gefühl von Geborgenheit und ich drückte meinen Körper fester an den seinen. "An mehr kann ich mich nicht mehr erinnern." Traurig senkte ich meinen Kopf, während wieder Tränen von meinen Wangen auf die Decke tropften.

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