Triclinium | Furianus, Nadia

  • Sica wusste, dass der Sohn seines Herrn gleich eine Mahlzeit serviert bekommen würde. Da die Küchensklaven noch nicht so weit waren, trat er dennoch ins Triclinium, wo Furianus bereits Platz genommen hatte. In gebührendem Abstand blieb Sica stehen und verstärkte den Griff um Nadias Arm. Er zog sie neben sich, auf dass sie sich nicht von der Stelle rührt.


    Man hat eine entlaufene Sklavin von Euch vorbeigebracht, Herr. Soll ich sie brandmarken lassen?

  • Ja, Herr.


    Sica ließ sich nicht anmerken, wie wenig ihm das gefiel. Doch allein um die Disziplin im Haushalt aufrecht zu erhalten, würde er im Anschluss möglicherweise noch persönlich dafür sorgen müssen, dass die Sklavin in ihre Schranken gewiesen wurde. Er ließ ihren Arm los und verließ den Raum gewohnt lautlos.

  • Nadia verzog ihr Gesicht je mehr er ihren Arm drückte und weil er ihn teilweise so hoch hielt stand sie bald auf ihren Zehenspitzen. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals und sie sah Furianus an, der schon an seinem Platz saß. "Nein" flüsterte sie wegen der Brandmarkung. Nein, das durfte er nicht zu lassen, das durfte er einfach nicht. Wieder einmal mehr konnte sie nicht erkennen was Furianus dachte oder nicht und das machte ihr Angst zumal sie zuvor noch nie weggelaufen war. Sie zog kurz an ihrem Arm, was aber nichts weiter brachte. Als er sie dann los gelassen hatte stand sie wie angewurzelt auf dem Platz und sah auf den Boden.

  • Nadia sah auf und schluckte. Diese Frage hatte kommen müssen, aber sie hatte darauf keine Ahnung, auch wenn sie sich noch genau an den Tag erinnerte als sie nicht mehr zurückgekehrt war. "Ich weiß es nicht....Ich weiß es einfach nicht Furianus." Sie rieb sich ihren Arm wo Sica sie eben noch gehalten hatte und strich sich nervös ihre Haare immer wieder zur Seite. "Es tut mir leid" brachte sie noch grade so hervor und wusste zugleich, dass ihn das sicher nicht interessieren würde.

  • Furianus lächelte.


    "Es tut dir also leid?"


    Doch wie schnell er lächelte versteiften sich seine Gesichtszüge auch wieder.


    "Weißt du eigentlich welch eine Schande es war zu den Vigiles zu gehen und sie zu bitten dich zu finden? Weißt du wie viel mich das gekostet hätte, hätte ich keine so guten Freunde dort? Und ich will bei den Göttern eine Antwort auf meine Frage!"

  • Sein Lächeln ließ sie tatsächlich für einen Moment entspannter wirken, aber auch nur für einen Moment. In diesem kurzen Moment sah sie wieder den Freund von damals den sie hatte. Jedoch war dieser Moment auch so schnell wieder vorbei wie er gekommen war. Wieder diese Vorwürfe und wieder ging es nur darum, dass er in Schande gekommen war, keine Frage was mit ihr ist oder war, ob es ihr gut ging oder nicht. In seinen Augen war sie wirklich nur eine Sklavin, ein Gegenstand. "Nein ich weiß es nicht, aber es tut mir leid Furianus, wirklich." Nadia sah immer wieder von ihm weg und dann wieder zu ihm hin. "Ich habe keine Antwort darauf." Eigentlich hatte sie diese doch, aber wenn sie wieder damit anfangen würe....es war ein ewiger Kreislauf zwischen ihnen und alles was sie ihm sagen würde, würde er so auslegen wie er es wollte, dennoch versuchte sie sich ein Herz zu fassen. "Ich hab es nicht mehr ausgehalten, das alles hier, wie du zu mir warst, was du gemacht hast." Die Bilder von der Kammer kamen ihr wieder in den Sinn und sie schluckte, bewegte sich ein wenig und verharrte sogleich auch wieder. "Schon lange hörst du mir nicht mehr zu oder glaubst mir kein Wort mehr obwohl ich dir immer treu gewesen war. Immer Furianus." Sie konnte nur noch flüstern und immer noch war eine unaussprechliche Angst in ihrem Nacken, die sich dort festgefressen hatte.

  • Furianus verzog sein Gesicht noch immer nicht.
    Die Frage war nicht beantwortet worden und sie ging auf seine Fragen überhaupt nicht ein...


    "Was ich gemacht habe? Was hast du gemacht! Du hast dich mit einem Claudier vergnügt, welchen ich sogar aus der Villa schmeissen musste, da du ihm scheinbar den Kopf verdreht hast. Und das übersiehst du nun einfach?"


    Furianus war wütend, sehr wütend, darum nahm er sogleich einen Schluck. Und fügte leise hinzu.


    "Hast du Hunger?"

  • Wieder konnte sie es ihm nicht recht machen, es war egal was sie sagte und sie behilet ihren Kopf gesenkt und sah sich den Boden an. Doch das konnte sie nicht auf sich sitzen lassen, er fing schon wieder damit an, diese ewigen Vorwürfe, sie waren wieder beim alten Thema."Ich habe mich nicht mit einem Claudier vergnügt, was kann ich dafür wenn er so auf mich reagiert? Warum gibst du mir daran die Schuld? Warum gibst du mir nicht gleich die Schuld an allem was auf dieser Welt geschieht? Mach mich doch einfach für alles verantwortlich, das scheinst du ja am besten zu können, alle Schuld auf andere abzuladen. WARUM? Warum verdammt glaubst du mir kein einziges Wort was ich zu dir sage?"
    Ihre Hände fassten noch fester ihre Arme und sie wollte sich zurückhalten, hatte sie das nicht Strabo versprochen? Nadia versuchte an ihn zu denken und spürte die Kette auf ihrer Haut. "Ich habe schon gegessen."

  • "Hätte ich dich für alles verantwortlich gemacht, so wärst du schon im Elysium."


    Er nahm noch einen Schluck.


    "Weißt du, dass man die Sklaven, welche fliehen, normalerweise tötet? Man will nicht zulassen, dass andere Sklaven dem Beispiel folge leisten."

  • Nadia ließ ihre Arme neben sich sinken und kam einige Schritte näher zu ihm hin. Sicher wusste sie was mit solchen Sklaven passieren würde und diese Ahnung hatte sie auch schon bei Ganymed ausgesprochen gehabt. "Ich weiß das" flüsterte sie "Dann tu es und bring es hinter dich, wenn du dich das traust" provozierte sie ihn mit Absicht und für diesen Moment war wieder einmal die Angst aus ihren Augen gewichen und machte einer Art Trotz platz.

  • Sie seufzte, denn sie hatte gewusst, dass er es nicht tun würde, sie kannte ihn einfach zu gut. Ihr Blick fiel auf den freien Platz und sie hielt erst etwas inne bevor sie sich dann neben ihm nieder ließ und ihre Hände in ihren Schoß legte. Nadia faltete ihre Hände ineinander und spielte mit ihren Fingern. Sie konnte nicht abstreiten, dass sie nervös war, denn auf der einen Seite war er ziemlich unberechenbar geworden, was ihr wieder Angst machte. Ihre Haare fielen ihr über ihre Schultern nach vorne und sie sah auf ihre Hände und schwieg.

  • Er stellte den Becher ab und schaute geradeaus.


    "Als du hierher kamst habe ich dich zu meiner Leibsklavin gemacht, da du mir treu ergeben warst. Du hättest auch nicht zu mir zurückkehren können."


    Was auch wahrscheinlich für Beide besser gewesen wäre, doch das sagte er nicht.


    "Ich nahm dich auf. Dann dieser Zwischenfall auf der Sponsalia, gut, vielleicht ist an deinen Aussagen wirklich ein Fünkchen Wahrheit, doch dessen bin ich mir nicht sicher. Nun, wie du weißt habe ich es mir durch dich mit einem Claudier verdorben oder auch er mit mir, was jedoch egal ist, da du der Anlass warst. Danach, liebe Nadia, hast du mich kaltblütig beleidigt. Und nicht nur mich, auch meine Familia. Was soltel ich deiner Meinung nach tun? Man riet mir dich in einen Lupanar zu stecken, da du ja auch noch bestimmt Einnahmen erbringen würdest. Seien wir ehrlich, du bist wunderschön, die Männer dort hätten sich um dich gerissen. Aber, Nadia, das wollte ich dir nicht antun. Doch Strafe muss eben sein. Und wie dankst du mir dafür? Du machst mir noch mehr Probleme. Findest du diese Vorgehensweise gut? Wenn ich dich wieder bestrafe, was ich ohnehin tun muss, wirst du es mir dann wieder mit einer dummen Tat danken? Und dann geht es wieder von vorne los."


    Er seufzte und lächelte als er auf den Boden schaute.


    "Während du weg warst habe ich mich verlobt. Gerne hätte ich dich dort gesehen, aber naja, das ist nun nicht von Bedeutung."


    Natürlich würde er ihr niemals verraten, dass er es -als er damals mit ihr zusammen war- in Erwägung zog sie in Britannia zu heiraten.


    "Die Vergangenheit kann ich nicht verdrängen, auch wenn ich es so gerne tun würde. Gerne wollte ich hier neu anfangen und du erinnerst mich an Britannia."


    Nun wurde er doch sentimentaler und es galt schnell vom Thema abzukommen.


    "Willst du wirklich nichts essen?"

  • Nervös schlugen ihre Finger immer wieder gegeneinander und zu gerne hätte sie ihm gesagt, dass sie ihm auch weiterhin gerne treu ergeben wäre wenn doch einiges anders gelaufen wäre. Er hatte Recht, als seine Stiefeltern getötet wurden hätte sie ein anderes Leben führen können, aber sie hatte sich freiwillig auf den Weg gemacht um IHN wiederzufinden und hatte viel auf sich genommen dafür, das meißte wusste er nicht einmal. Und sicher wusste sie, dass wenn sie nicht unter seinem "Schutz" gestanden hätte, viel schlimmeres mit ihr passiert wäre, wobei das auch schon schlimm war, dieses Erlebnis in der Kammer, was sie niemals vergessen würde. Aber sie war stark und das würde sie auch beweisen, sie würde alles schaffen auch wenn sie an sich teilweise zweifelte.
    "Furianus" begann sie leise und sah ihn an "Ich habe mich schon entschuldigt für das was ich dir alles gesagt habe und es tut mir leid, dass ich es getan habe, wie so vieles andere auch. Ich würde mir einfach wünschen, dass du mir etwas Glauben schenkst. Ich habe dich in meinem ganzen Leben niemals belogen. Nie! Und ich hatte es auch bei dem Claudier nicht getan." Ihre Stimme war ruhig und dennoch schwang ein Zittern in ihr mit. Hände schienen nach ihr zu greifen und sie geriet fast in Versuchung nach seiner Hand zu greifen, auch wenn sich ihre schon bewegte ließ sie es dann doch sein.
    "Ich weiß auch was mich da erwartet hätte und ich bin dir auch dafür dankbar, dass du das nicht zugelassen hast auch wenn du mir das nicht glauben willst."


    Ihre finger gruben sich in den Stoff ihrer Tunika, als er von seiner Verlobung hörte und dann auch den Rest. Ihren Blick richtete sie in die Ferne und auch vor ihren Augen kamen ihr dir Bilder von damals wieder in den Sinn. Sie hatte nie vergessen können und würde es auch nie. Wenn sie ehrlich war hatte sie, als sie hier her kam gehofft es würde alles so sein wie es damals gewesen war, aber schnell hatte sie festgestellt, dass es nicht so war und nie wieder so sein würde. Wieder diese Schuldzuweisungen die ihr Herz noch schwerer werden ließ als es schon war. "Es tut mir leid wenn ich dich verletzt habe" kam es wieder flüsternd und kaum hörbar von ihr. Er hatte sie wieder so weit, dass sie sich für alles entschuldigte und sie schien neben ihm kleiner zu werden als sie es schon war.


    "Nein ich möchte nichts" brachte sie grade noch so vor, als ihr eine einzige Träne über ihre Wange lief, bis zu ihren Lippen.

  • Furianus blickte wieder empor.


    "Wenn du nicht essen willst, so sei es. Doch verrate mir wo du warst."


    Nicht, dass es ihn sonderlich interessierte, doch er wusste nur zu gerne warum sie sich so lange verstecken konnte. ;)

  • Einmal mehr ging er nicht auf ihr Gesagtes ein und sie schaute an die Wand und spannte sich ziemlich an. Sie würde wieder lügen müssen, denn sie konnte schlecht erzählen, dass sie esStrabo zu verdanken hatte, dass sie noch fast eine Woche länger davor verschont geblieben war hier her zurückzukehren.
    "Ein Freund hat mir geholfen und hielt mich auf der Tiberinsel versteckt bis sie uns letztednlich fanden. Wir waren dort in einer alten Insula und er wollte mich wegbringen aus Roma, vielleicht sogar zurück nach Britannia, das wussten wir noch nicht." Nadia wusste nicht was aus Ganymed geworden war, seit dem sie getrennt wurden hatte sie ihn nicht mehr gesehen. "Dann kamen die Vigiles und ich war wohl zu auffällig als sie mit uns sprachen" flüsterte sie. Den Rest erzählte sie lieber nicht und auch nicht, dass sie schon lange im Carcer gesessen hatte.

  • Nadia wusste nicht was er mit dieser Frage bezwecken wollte, aber sie wollte sie ihm beantworten so gut sie es konnt. "Er war ein anderer Sklave, den ich einmal kennengelernt hatte. An diesem Tag hatte ich ihn zufällig wieder getroffen und er sagte mir dann, dass er mir helfen würde, mehr nicht. Ich weiß jetzt nicht wo er ist oder was aus ihm geworden ist. Als man uns festnahm wurden wir getrennt und ich habe ihn nicht mehr gesehen" sagte sie ihm wahrheitsgemäß.

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