Ein Dank und ein Gespräch

  • Einer der ersten Wege Macers führten ihn nach der Bekanntgabe des Wahlergebnisses zum Tempel des Mars Ultor. Er wollte den Göttern für seine Wahl danken und da er sich Mars besonders verbunden fühlte und im übrigen einen Wahlkampf hinter sich hatte, schien es ihm recht passend, dies eben am Tempel des Mars zu tun. Außerdem wollte er ohnehin mit dem Sacerdos sprechen, da konnte er das gleich miteinander verbinden.


    Auf dem Weg kaufte er bei einem der Händler ein schönes Schwein als Opfertier, welches von einem Helfer zum Tempel gebracht wurde. Macer schaute sich währenddessen nach dem Sacerdos umschaute, da er blutige Opfer aus Gewohnheit lieber gemeinsam mit einem Priester darbrachte.

  • Lang muss er nicht schauen, denn der Tempel des Mars Ultor ist zwar groß, doch besteht das eigentliche aedes nur aus der cella und dem Gang drumherum. Es gibt, außer versteckt hinter einer Säule, also nicht viel Platz, wo sich ein Sacerdos aufhalten könnte, ohne dass er gesehen wird. 8)


    Und mit einem Besucher ist es umgekehrt genau so, daher sieht Vic den Senator beinahe im gleichen Augenblick wie dieser ihn, und kommt zu ihm hinüber.


    "Salve Senator Purgitius. Meine Glückwünsche zum Wahlsieg!"

  • Als der Sacerdos hinter einer Säule hervorkommt, tritt Macer auf ihn zu und erwidert seine Begrüßung freundlich.


    "Salve Sacerdos Valerius. Danke für deine Glückwünsche. Ich hoffe, dem Vertrauen der Wähler entsprechen zu können.


    Das Wahlergebnis ist auch einer der Gründe, die mich hier hin führen - ich möchte Mars für seine Unterstützung danken."


    An dem hinter ihm her geführten Schwein hätte der Priester das aber sicher sowieso erkannt, dachte sich Macer.

  • Dass der Senator Mars danken will, hätte Vic an dem hinter ihm her geführten Schwein sowieso erkannt. 8)


    "Ich glaub nicht, dass du dir Sorgen um die Wähler machen musst. Was man aus Germania über dich hörte, war nur Gutes und wenn du in gleicher Weise hier in Rom weitermachst, dann bin ich sicher, der Wähler wird am Ende deiner Amtszeit zufrieden sein. Wo wir schon bei Zufriedenheit sind, hast du schon darüber nachgedacht, welche Spiele du ausrichten wirst?"


    Vic lässt sich kurz durch den Kopf gehen, was demnächst ansteht. Die Floralia sind natürlich ganz nett, aber nichts für einen Mann wie Macer. Die Ludi Martiales schon eher.

  • "Ich danke für deine optimistischen Worte. Es freut mich, dass man in Rom überhaupt darüber spricht, was ich in Germania getan habe."


    Tatsächlich hätte Macer nicht unbedingt erwartet, dass der Sacerdos so gut informiert war, aber es freute ihn ehrlich.


    "Das Ende meiner Amtszeit fällt in den beginnenden Juni, da sind keine rituellen Ludi vorgesehen. Auch wenn es mich reizt, die Ludi Martialis zur Mitte meiner Amtszeit auszurichten, wird es wohl eher so sein, dass ich zusammen mit meinem curulischen Kollegen einfach so mehrtägig Spiele veranstalte."

  • "Die Acta Diurna berichtet immer recht ausführlich über Germania. Zumindest, wenn man es mit den Neuigkeiten aus Hispania vergleicht."


    Victor nickt auf die Worte des Senators hin. Das würde nochmal zusätzliche Spiele bedeuten, und das ist nie verkehrt.


    "Dann bin ich gespannt." Er schaut an Macer vorbei auf das Schwein, dann zurück zum Aedil. "Brauchst du Hilfe beim Opfer?" Schweine sind zwar nicht so groß wie Ochsen, doch auch das Opfer eines Schweines bedarf einer ruhigen Hand.

  • "Ahja, die Acta Diurna. Die hat mich auch in Germania immer sehr gut unterrichtet, was in Rom passiert. Man ist dort doch sonst schon etwas abgeschieden."


    Die Frage nach Hilfe beim Opfer beantwortete Macer mit einem Nicken. "Ja, bei blutigen Opfern habe ich ein wenig Hilfe immer gerne dabei. Und hier, so unmittelbar vor dem Hause Mars Ultors möchte ich mir natürlich erst Recht keinen Fehler erlauben."


    Er griff mit einem Arm unter seine Toga, blickte ein wenig genervt von dem vielen störenden Stoff in den Himmel und hielt dann schließlich doch den Beutel mit den Gaben für das Voropfer in der Hand, den er an seinem Gürtel befestigt hatte. "Für das Voropfer habe ich alles nötige dabei; das führe ich alleine aus."

  • Victor nickt. "Gut, dann werde ich am Altar alles für das Opfer vorbereiten und einem Popa Bescheid geben. Lass dir in der Cella soviel Zeit wie du brauchst."


    Vic weist den Mann mit dem Schwein an, ihm zu folgen. Vor dem Tempel am Altar wird das Seil, an welchem das Tier festgebunden ist, an einen im Boden befestigten Ring gebunden. Den inzwischen herbeigekommenen Popa weist Vic an, das Tier zu reinigen. Ein Tempeldiener bringt die Opferutensilien herbei: Die mola salsa, das Opfermesser und einige Opferschalen. Victor selbst wäscht sich die Hände und wartet dann geduldig auf den Opferherr.

  • Macer sah den Männern kurz nach, wie sie mit den Vorbereitungen begannen, fasste den Beutel dann fester und schritt vom Tempelvorplatz die Stufen zum Tempel hoch und passierte die Tempeltüre.


    Einen Moment verharrte er kurz hinter der Schwelle und blickte das Kultbild des Mars an. Dann durchquerte er den Raum zum Opferaltar, bedeckte sein Haupt mit der Toga und legte etwas Weihrauch auf die glimmenden Kohlen im Opferbecken. Während der Rauch nach oben stieg, sprach er leise ein Gebet an Mars.
    Dann griff er wieder in den Beutel und holte einige Opferkekse hervor. Einen nach dem anderen legte er in die Schale und mit jedem verband er einen Dank an den Kriegsgott. Er dankte für seine Zeit in Germania, für den Schutz des Mars für die Truppen, für die problemlose Rückreise nach Rom und für den erfolgreichen Wahlkampf.
    Danach schwieg er einen Moment und hörte nur auf das Knistern der Flammen, bevor er ein weiteres Gebet sprach. Ein letzter Blick auf das Kultbild des Gottes, dann wandte er sich nach rechts ab und verliess die Cella wieder.


    Auf dem Tempelplatz ging er zum Altar hinüber und erkundigte sich, ob für das Hauptopfer alles bereit sei.

  • Und es ist alles bereit. Nachdem das Schwein zuerst etwas nervös hin und hergetänzelt ist, hat es eine Schüssel mit einer Mischung aus Weizen, Kräutern und Wein zum Fressen bekommen und stiert nun gelangweilt, beinah glücklich vor sich hin. Ein Popa steht bereit, das culter, das Opfermesser hängt in einer Scheide an seinem Gürtel. Zusätzlich hat Vic noch zwei ministri zum Opferdienst herangezogen. Die beiden junge Männer würden Weihrauch, mola salsa und Wein anreichen und später die Spendenschalen für die Innereien des Opfers bereit halten.


    Vic tritt an Macer heran. "Möchtest du die Eingeweide nach der Schlachtung selbst begutachten, oder möchtest du, dass ich dies übernehme?"

  • "Die Begutachtung der Eingeweide würde ich gerne deinem geübten Auge überlassen. Der Ort hier und die Angelegenheit ist zu wichtig, als dass ich das Urteil des Gottes durch meine ungeübten Augen verfälschen möchte." Er spricht mit ernster Stimme, aber durchaus nicht verunsichert - immerhin würde er es auch alleine hinbekommen, wenn kein Priester da wäre.


    Danach nimmt er von einem der Ministri den Weihrauch entgegen, streift wieder die Toga über seinen Kopf und gibt ein wenig vom Weihrauch auf die glimmenden Kohlen im Foculus neben dem Opferaltar. Er wartet, bis sich eine leichte Rauchsäule entwickelt hat und lässt sich dann Mola Salsa und Wein reichen. Das Schwein macht einen recht unbeteiligten Eindruck und lässt es weitgehend regungslos über sich ergehen, dass Macer es zunächst mit dem einen und dann mit dem anderen bestreicht. Macer gibt beides wieder zurück an den Minister und lässt sich das Opfermesser reichen. Er betrachtet es kurz, bevor er den Griff wechselt und dem Schwein mit der stumpfen Seite über den Rücken streicht. Auch dies führt beim Schwein zu keiner besonderen Regung und nur einem müden Grunzer.


    Macer gibt das Messer wieder zurück und tritt einen Schritt zurück, um dem Opferstecher Platz zu machen. Er wirft einen kurzen Blick zum Tempelgiebel, bevor er die Frage "Agene?" mit einem präzisen "Age" beantwortet, woraufhin vom Schwein die letzten aufgeregten Töne und Bewegungen zu verbuchen sind, bevor sein Blut in die bereit gehaltene Schalte rinnt.

  • Als das "Age!" des Opferherrn ertönt, öffnet der Popa mit einem schnellen Schnitt die Halsschlagader des Opfers. Das Blick des Schweins wird glasig und während das Blut bald über die Schale überläuft und sich auf den Boden ergießt, kippt das Tier zur Seite und bleibt reglos liegen. Der Popa wartet noch einen Augenblick, bis das Tier mehr oder weniger ausgeblutet ist, dann dreht er das Schwein auf den Rücken und öffnet die Bauchdecke. Die ministri eilen heran und nehmen die Eingeweide, welche der Popa sorgsam aus dem Opfertier schneidet, entgegen, um sie Vic zu bringen.


    Victor greift zuerst die Leber, dreht sie, um sie von allen Seiten zu begutachten und legt sie in die Schale zurück. Das Herz folgt, dann die Galle, die Lunge, bis zum letzten Stück. Jedes wird mit kritischem Blick auf krankhafte Veränderungen oder Anomalien geprüft.

  • Einige fröhliche Schattierungen auf der Galle erregen zunächst die Aufmerksamkeit des Sacerdos, erweisen sich dann aber doch als harmlos. Auch die anderen Innereien sind keine Prachtstücke ihrer Art, aber insgesamt alle unbedenklich.

  • Victors Blick wird ziemlich kritisch, als er über die Galle schaut. Nachdem er die Leber für unbedenklich bewertet hat, bleibt sein Blick nochmal an der Galle hängen. Er nimmt sie erneut in die Hand und hält sie besser ins trübe Sonnenlicht. Vielleicht ist es nur ein Schatten, vielleicht aber auch nicht. Er streicht mit einem Finger über die Oberfläche des Organs, doch der kleine Fleck will einfach nicht weggehen.


    "Ououou." murmelt Victor leise. Er ist versucht, einfach darüber hinwegzugehen. Doch wär dies im Sinn des Gottes hätte der seinen Blick sicher nicht nochmal auf das schadhafte Organ gelenkt. Also schaut Vic zu Senator Purgitius hin, schüttelt den Kopf und hebt die Schweinegalle. "Ich fürchte, das Opfer war noch nicht ausreichend." Eigentlich kein Wunder, wenn man bedenkt, wie gut für den Senator in der letzten Zeit alles gelaufen ist. Da ist es schließlich das gute Recht der Götter, noch etwas mehr einzufordern.

  • Mit besorgtem Blick tritt Macer auf die Worte des Sacerdos hin näher zu der Schale mit den Eingeweiden. "Du siehst ein schlechtes Zeichen?" fragt er vorsichtig und in seinem Kopf kreisen schon die Gedanken, wo er jetzt schnell einen Stier für ein zweites Opfer herbekommt.

  • "Die Galle." Vic legt das Organ in die Schüssel zurück und zeigt Macer den dunklen Fleck. "Hier. Gerade die Galle, die dem Mars zugeordnet wird, sollte man bei einem Opfer an ihn nicht leichtfertig bewerten. Ich würde ein weiteres Schwein vorschlagen. Wenn du möchtest schicke ich einen ministri los, wir kennen für solche Fälle genügend Händler."

  • Spätestens jetzt war Macer froh, tatsächlich einen Priester zu diesem Opfer hinzu gezogen zu haben. Ohne ihn wäre sicher irgend etwas noch schlimmeres passiert. "Ja, da hast Du wohl Recht", murmelt er mit einem Blick auf die Galle. "Und Du meinst, ein zweites Schwein reicht? Muss es dann nicht ein größeres Tier sein, wenn man damit ein misslungenes Opfer tilgen will?"

  • "Wenn du jeden Zweifel ausschließen willst, dann kannst du natürlich gleich ein größeres Tier opfern, doch da kommt nur noch der Stier. Allerdings war der Makel ja nicht so groß, zu einem Stier würde ich dir raten, wenn ein Organ vollkommen schwarz, zerfressen oder gar nicht vorhanden wäre. So jedoch denke ich, dass ein weiteres Schwein angemessen ist. Müsste das Tier immer größer sein, dann hätten wir wohl ein Problem, wenn ein Stieropfer misslingt."


    Natürlich kann Victor Macers Sorge ein Stück weit nachvollziehen. Andererseits hat er schon einige Opfer erlebt, bei denen kleinere Makel aufgetaucht sind, doch dass mehr als eine weitere Opfergabe von Nöten war, um den Gott zufrieden zu stellen, ist ihm noch nicht untergekommen.

  • Macer war einigermaßen beruhigt und redet sich ein, dass er es bei der Legion auch nicht anders gemacht hätte, wenn ihm dort so etwas mal passiert wäre. Wenn es mit einem Schwein nicht klappt, nimmt man halt ein zweites. Eigentlich konnt es so einfach sein.


    Er nickte also zustimmen und nahm das Angebot des Sacerdos gerne an, dass sich die Ministri um ein geeignetes Tier bemühen. Einen Moment lang schaute er zu, wie die reste des misslungenen Opfers weggeräumt werden und fragte sich, was wohl mit dem Tier nun gemacht wird. Dass das Fleisch eines gelungenen Opfers verspeist wird, war ihm bekannt. Misslungene Opfer hatte er zwar auch schon erlebt, war dieser Frage aber nie nachgegangen. Er hob sie sich für später auf - sie jetzt zwischen den Opfern zu stellen, wäre womöglich auch ein schlechtes Omen. Stattdessen ließ er seinen Blick über die Tempelfront gleiten und ertappte sich dabei, nicht nur an Mars zu denken, sondern auch an ein paar ganz profane Aspekte der Tempelarchitektur und seiner zukünftigen Aufgaben als Aedilen. Ob dieser Tempel bei aller Sorge, die er nun auch dafür trug, in hunderten oder tausenden Jahren noch stehen würde? Ob man noch zwischen den Säulen unter dem Giebel hindurch schreiten würde?


    Ein schrilles Quieken holte ihn aus der Zukunft zurück in die Gegenwart, als das neue Schwein geliefert wurde. Es war ein Stück größer und machte einen deutlich lebendigeren Eindruck als sein Vorgänger. Macer schritt wieder zum Altar herüber, bedeckte erneut sein Haupt und sorgte noch einmal für eine leichte Weihrauchsäule. Erneut reichte man ihm Mola salsa und Wein und er gab sich alle Mühe, damit sehr sorgfältig umzugehen. Das Schwein machte ihm seine Aufgabe nicht gerade leicht, aber vielleicht war es ja ein gutes Zeichen, dass er diesmal ein kämpferisches Exemplar opfern sollte. Auch das Ritual mit dem Culter brachte Macer konzentriert hinter sich und machte erneut dem Opferstecher Platz. Kurz schloss er die Augen für einige Gebetsworte an Mars, dann beantwortete er die Frage "Agene?" erneut laut und deutlich mit "Age!"

  • Der Popa sticht sorgsam, aber flink, in die Halsschlagader des Opfers. Erneut fließt das Blut in die bereitgehaltene Opferschüssel hinein und schließlich auf den Boden. Das Schwein kippt und es dauert unmerklich länger als beim ersten Tier, bis es ausgeblutet ist. Der Popa wartet geduldig, denn es ist immer ein gutes Zeichen, wenn viel Blut fließt, dann schneidet er den Bauch des Tieres auf. Wieder entnimmt er die Eingeweide, diesmal mit noch mehr Sorgfalt als zuvor und die ministri tragen die Schüssel zu Victor. Und Vic schaut sich alles genau an.

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