Officium et Cubiculum - Geminus

  • "Gewiss, kein Problem."


    Fabia hatte sich scheinbar in der Zwischenzeit zurückgezogen. Sie war ja ein so anständiges Mädchen und wußte, wann sie sich zurückzuziehen hatte.


    ImPeristyl standen einige Korbsessel und ein Sklave brachte etwas zu trinken.
    Tacitus wies dem Gast den Weg. Bei den derzeitigen Temperaturen war der Aufenthalt in dem luftigen Säulengang um einiges angenehmer, als in einem Triclinium oder einem sonstigen Raum.

  • Falco betritt das Arbeitszimmer seines Vaters. Auch hier Verwahrlosung.


    "Götterverdammte Sauzucht!"


    Platzt es aus Falco heraus.


    Er geht hinter Geminus Marmorschreibtisch. Riesengroß und fast weiß. Die Stützen bilden zwei imponierende Adler. Falco setzt sich. Die Dokumente wurden ganz offensichtlich immer einfach nur hier deponiert. Ungelesen. Falco blickt von dem Stapel auf. Der Nubier steht in der Türe, das Gepäck in der Hand.


    "Musa ... deponiere meine Sachen im größten Schlafzimmer, das Du finden kannst. Dann suche mir den Maiordomus dieses ... Hauses. Bring ihn her.


    Musa nickt und geht.


    Falco beginnt die Briefe zu studieren. Der oberste scheint auch der wichtigste zu sein. Und der jüngste. Vom Kaiser selbst. Geminus ist also krank. Nicht in Roma und das ganz offensichtlich schon längere Zeit.


    Musa erscheint und schleift einen zeternden Griechen vor sich her.

  • Falco schleicht von seinem Schlafgemach zum Büro des Hausherrn. Des Gebieters der Villa. Des unumschränkten Patrons .... über eine Hand voll Sklaven. Jeden Abend alleine speisen. Völlig aus dem Blickfeld der Öffentlichkeit entfernt. Eine kleine verstoßene Nummer im Tabularium. Ein Ritter ohne Aufgabe oder Position. Exil in der Heimat?


    Falco lässt sich auf den Stuhl hinter dem Schreibtisch fallen. Sein Kopf tut ihm mehr als nur weh. Er hatte dem Wein am Vortag viel zu viel zugesprochen.


    Musa hat das Erwachen seines Herrn sofort registriert und erwartet die Befehle für den Tag. Längst ist er der Maiordomus und Vertrauter des Exgardisten. Der Verwalter des ... Vermögens.


    Musa bemerkt den Zustand des Römers.


    "Ich habe nie verstanden warum man den Wein so zuspricht um sich besser zu fühlen, Herr."


    Falco wirft einen Stapel Briefe vor sich, die er sich bislang nicht angesehen hatte. Er schaut kurz zu Musa hoch und raunt.


    "Musa, ich trinke nicht um mich besser zu fühlen, sondern um nichts mehr zu fühlen.


    Danke, ich werde Dich später rufen."

  • Er nimmt das Erste Schreiben in die Hand ...


    An Caius Helvetius Tacitus, Casa Helvetia, Roma ...


    Geminus Bruder, ein seltsamer Mann, der Brief wird wohl nie zugestellt werden.


    .... Salve Caius Helvetius Tacitus!


    Wie in unserem, vor einiger Zeit stattgefundenen Gespräch zugesagt, habe ich dem Imperator Caesar Augustus Deinen damals geäußerten Wunsch vorgetragene, er möge sich zu Deiner weiteren politischen Zukunft äußern und über eine mögliche Zulassung bei künftigen Wahlen zum Cursus Honorum.
    Zu meinem Bedauern muss ich Dir jedoch mitteilen, dass der Imperator Caesar Augustus zurzeit keinerlei Anlass sieht, diesbezüglich eine Aussage zu treffen. ....


    Ha. Wieder ein kaltgestellter Helvetier. Obwohl er Tacitus nicht sonderlich leiden konnte gefiel ihm die Zurückweisung nicht. Aber da der Mann schon immer Skandale produzierte und manch fragwürdige Meinung vertrat.


    .... gez. Lucius Aelius Quarto
    ----- MAGISTER DOMUS AUGUSTI -----

  • Nächster Brief ....


    Ad Publius Helvetius Gracchus, Rom, Provincia Italia ....
    Helvetius Gracchus, der Name sagte ihm gar nichts.


    .... Lieber Publius,


    Bruderherz, lang ist es schon wieder her, dass wir uns nach Jahrzehnten wiedergesehen haben. Es hat sich seither in meinem Leben viel verändert und ich schreibe Dir in großer Not. Du weißt ja, dass ich nach Baetica gegangen bin um eine Stelle als Magister Scriniorum zu bekleiden. Es war ein Versuch wieder ein angepasstes Leben zu führen, doch ich sah die Möglichkeiten, die sich mir boten und habe so gehandelt wie ich es eigentlich auch die letzten 10 Jahren meines Lebens getan habe: Alles dafür zu tun, die Republik wiederherzustellen. ....


    Falcos Augen weiteten sich.
    Bleibt mir denn nichts erspart? Eine republikanische Verschwörung von jemandem mit dem Namen Helvetius? In der heutigen Lage könnte die Gens eine solche Scahde schwerlich überleben. Die Lorbeeren des Namens waren zu alt, als dass sie derartiges abfangen könnten.


    .... Ich bin mir durchaus bewusst, dass der Aufstand, an dem ich teilnehme, nicht die Wende bringen wird, doch er soll ein Zeichen sein. ....


    Falco schloß die Augen und atmete tief durch.


    .... Eigentlich war alles durchgeplant, doch nun ist mire twas folgenschweres dazwischen geraten: Ich hab Dir nicht erzählt, dass ich einst 3 Jahre lang verheiratet war. Meine Frau hieß Elva und kam aus reichem Haus. Sie war ein wahrer Schatz an Tugend und Anmut. Leider war ich damals ziemlich dumm und habe mich von ihr geschieden und bin daraufhin wieder zu den Legionen nach Germanien zurückgereist. Ich wusste damals nicht, dass sie zur Zeit der Trennung schwanger war. Ich habe Elva nie wieder gesehen(und nun ist sie verstorben), doch vor einigen Tagen stand ihre Tochter vor meiner Tür. Ich war mehr als nur überrascht. Meine Tochter heißt Laevina und ist ein wahres Juwel, sie ist intelligent, gebildet, hübsch und von gutherzigem Wesen. Es ist möglich, dass ich die nächsten Wochen nicht überleben werde, Prätorianer sind in Spanien gelandet um uns zu besiegen. .....


    Was ja auch nur zu nötig ist, wie mir scheint. Wie kann man so dumm sein und einen Brief mit derartigem Inhalt hierher schicken? Wie kann man so dumm sein, einen derartigen Brief überhaupt jemandem zu schicken?


    ..... Es wird schwierig. Ich würde dich im Falle des Falles darum bitten, Laevina bei dir aufzunehmen; ich werde sie finanziell so austatten, dass sie dir nicht zur Last fällt. Ich würde dich nur darum bitten gut auf sie aufzupassen. Sie ist in heiratsfähigem Alter und sollte selbst ihren Gatten auswählen. Achte nur darauf, dass sie dabei keine Dummheiten begeht.


    Falco stützt seine Stirn auf seine Hände. Das könnte ein ernstes Problem werden.

  • Durchatmen, nächster Brief.


    Helvetia Severina, Casa Helvetia, Roma .....
    Eine Tochter von Tacitus.


    .... Decemvir litibus iudicandis Manius Flavius Gracchus Helvetiae Severinae s.d.


    Tiefes Mitgefühl über den Verlust deines Bruders Gnaeus Helvetius Tranquillus sei dir mit diesem Schreiben versichert. ....


    Der Name sagte ihm wieder nichts. Aber er hatte sich nie sonderlich für die Helvetier interessiert.


    .... Die Erinnerungen an jene Zeit, welche wir mit ihnen teilen durften, sind sicherlich das Wertvollste, was die Verstorbenen uns zurücklassen. Doch obwohl es dir im Augenblicke womöglich unerheblich erscheinen mag, so hat dein Bruder gleichsam weltliche Güter hinterlassen, deren Verteilung unter den Erben meine Aufgabe als Decemvir litibus iudicandis ist. Nach den gesetzlichen Richtlinien kommt dir als Bruder des Verstorbenen ein Anteil von 59.99 Sesterzen zu, welchen es dir gestattet ist, abzulehnen. ....


    60 Sesterzen?
    Falco schnaubte nur verächtlich.


    ... Ich bitte dich, mir bis zum Tag vor den Kalenden des Aprilis DCCCLVII A.U.C. (31.3.2007/104 n.Chr.) mitzuteilen, ob du gewillt bist, dieses Erbe anzutreten, welches gleichsam keinerlei weitere Verpflichtungen nach sich zieht. Solltest du diesen Termin versäumen, so wird dein Anteil dem zu verteilenden Erbe hinzugefügt werden, ebenso wie sich der deinige Anteil durch den Verzeicht eines der anderen Erben erhöhen kann. .....


    Für 60 Sesterzen werde ich sicher nicht nach dieser Dame suchen lassen. Sollte sie je auftauchen, so geb ich ihr die Summe.


    ..... Zum Trost über den erlittenen Verlust bleiben letztlich einzig die Worte der Weisen unserer Welt, so sprach denn schon Seneca: »Der Tod ist die Befreiung und das Ende von allen Uebel, über ihn gehen unsere Leiden nicht hinaus, der uns in jene Ruhe zurückversetzt, in der wir lagen, ehe wir geboren wurden.«


    Philosophen .... schrecklich.

  • Helvetia Severina, Casa Helvetia, Roma ....
    Schon wieder.


    Decemvir litibus iudicandis Manius Flavius Gracchus Helvetiae Severinae s.p.d. ...
    SCHON WIEDER!!!


    ..... Mit großem Bedauern muss ich dir mitteilen, dass zwar die Erbangelegenheit Caius Helvetius Tacituset liberi an sich nicht korrekt durchgeführt wurde, ....


    Tacitus ist tot? Eine Information darüber kam nie bei ihm an.


    .... das Faktum jedoch, dass dein Bruder Gnaeus Helvetius Tranquillus verstorben ist, den Tatsachen entsprach. Sein Tod wurde durch die Ala II Numidia aus Germania für den zehnten Tag vor den Kalenden des Martius* nach Rom gemeldet. Aufgrund der Tatsache, dass die Bearbeitung des Erbfalles Helvetius Tranquillus erst nach der Meldung bezüglich des Todes des Helvetius Tacitus getätigt wurde, geriet die Bestimmung der Erbfolge durcheinander, wofür ich nochmals um Verzeihung bitten möchte.


    Nach erneuter Überprüfung wurde die Erbverteilung folgendermaßen bestimmt: Das Erbe des Gnaeus Helvetius Tranquillus fällt aufgrund dessen Familienstand zum Todeszeitpunkt gänzlich an den Besitzer Caius Helvetius Tacitus zurück, welchem zu diesem Zeitpunkt die Patria Potestas über seinen Sohn oblag. Das Vermögen des Gnaeus Helvetius Tranquillus fließt damit in jene Erbmasse ein, welche Caius Helvetius Tacitus bei seinem Tod vier Tage später hinterließ und für deren Verteilung er testamentarisch Sorge trug.


    Und wie sieht dieses Testament aus? Ich werde den Mann besuchen müssen.
    Manius Flavius Gracchus, Vigintivir. Wo findet man den denn wohl? Wessen Vigintivir ist er denn? Erbangelegenheiten. Wohl der des Praetors.

  • Und der Brief vom Kaiser.


    L. ULPIUS IULIANUS T. HEVETIO GEMINO SUO
    Lange habe ich von dir, mein geschätzter Geminus, keine Beschwerden über deine Krankheit gehört, die du, wie mir scheint, mit großer Würde und Kraft erträgst. Deine Genesung, die ich dir wünsche, wird sich mit Geduld einstellen, sobald auch der Gott seine Zustimmung geben wird. Wie es Sitte ist, wird bald das consilium principis stattfinden, welches ich ANTE DIEM IV KAL MAR DCCCLVII A.U.C. (26.2.2007/104 n.Chr.) einzuberufen gedenke. Deine Anwesenheit, mein Freund, würde ich ebenso begrüßen wie deine Ratschläge. Solltest du dich bei angemessener Gesundheit in Rom befinden, so teile meiner Kanzlei dein Erscheinen doch umgehend mit, solltest du jedoch deine Gesundheit auf deinem Landsitz pflegen, so unterlasse eine anstrengende Reise und schone deine Kräfte für Zukünftiges. Vale.


    Falco streicht sich nachdenklich über die Bartstoppeln am Kinn. Er musste etwas tun. Die Stellung der Helvetia und daher seine eigene sichern und endlich wieder ausbauen. Wegen Tacitus Testament musste er zum Praetor, bei Geminus Arzt war er gestern gewesen, der Mann schien immer mehr in seine eigene Welt abzugleiten. Stetig mehr gebrechlich werdend reagiert er nurmehr auf das, wes er hören will. Er selber ist also kein Faktor mehr, aber sein Name hat noch immer Gewicht. Das könnte man nutzen ...

  • Falco betrat sein ... mittlerweile -sein- Büro. Er zog einen Zettel hervor, den ihm ein Sklave auf dem Forum zugesteckt hatte.



    Einladung


    Mit dieser Einladung lade ich dich Lucius Helvetius Falco herzlich zu einem kleinen Umtrung in der Casa Decima Roma ein.Für Trinken und leichte Verköstigung ist gesorgt ,ebenso für Musik.Ich würde mich sehr über ein Kommen freuen.


    In Ehre,
    Titus Decimus Verus


    Er erinenrte sich. Decimus Verus. Der Mann aus der Taverne. Falco war schon länger auf keiner gesellschaftlichen Veranstaltung mehr gewesen, darum machte er promt kehrt und ging wieder in die Stadt.

  • Wieder zu Hause begann Falco mit seinen ganz persönlichen Planungen. Der Kaiser hatte im Weggehen noch nach dem Befinden von Geminus gefragt. Und ihm gesagt, dass seine erste Aufgabe als Berater des Legaten der Legio Prima bei den Feldzugsvorbereitungen sei. Also war er sofort zu einem ihm bekannten kaiserlichen Agenten gegangen und hatte sich einige Informationen über die Führung der Legio Prima besorgt. Einige Namen und Besonderheiten hatte er sich kurzerhand notiert.



    Legatus Legionis
    Marcus Decimus Livianus
    Karriere in der Legio IX Hispana, Quaestor, Praefectus Urbi, Pater Factionis - Factio Aurata, Aedilis Plebis
    Tribunus Laticlavius
    Quintus Tiberius Vitamalacus
    Laufbahn ebenso in der Legio IX Hispana, Quaestor Consulum, Aedilis Curulis
    Praefectus Castrorum
    Camillus Matinius Plautius
    Karrierestart ebenso LEG IX, Wechsel zur Prima
    Tribunus Angusticlavius
    - Herius Claudius Vesuvianus
    Info erhalten, scheidet wohl bald aus
    - Tiberius Iulius Numerianuns
    Start auch in LEG IX, Kommandant der Legionsreiterei
    Centurio
    - Lucius Artorius Avitus
    Ex-Urbauer, Wechsel IX, Wechsel I, Primus Pilus
    - Marcus Flavius Aristides
    LEG IX, dann LEG I


    Standort war noch immer Mantua. Letzter Kampfeinsatz liegt lange zurück. Bislang nicht im Osten eingesetzt. Der Kaiser würde sie mitnehmen. Er nahm immer die Prima mit, wenn er selber in den Krieg zog. Er würde dem Kommandeur Reitertaktiken, Angriff und Verteidigung, das agmen Quadratum und Belagerung als Übung empfehlen. Aber die Erste wurde sicher stets umfassend gedrillt.

  • Falco hatte bereits alle Sachen gepackt. Obenauf in die Truhe legte er sein Schwert. Er hatte immer zwei baugleiche gehabt. Doch eines hatte er ja im Osten verloren. Der Gladius steckte in einer mit schwarzem Leder bezogenen Scheide. Beschlagen und umrandet mit Silber. Kaiserliche Embleme und Scorpione verzieren sie. Der Griff endet in einem Adlerkopf, ebenso aus Silber. Eine Waffe eines Praefecten würdig, der er ja wieder war ... nur eben anders. Als Militärberater würde er Tunika tragen. Unbewaffnet. Waffen zu tragen wäre ... unpassend. Was ihn allerdings wehmütig machte. Als Römer in den Kireg ziehen sah anders aus ...


    Er würde mit Severina reden müssen. Er würde es ihr freistellen, ob sie hier bliebe oder mit ihm gen Osten zog. Sie könnte dann in Damascus bleiben, oder woanders. Er war sich nicht sicher.

  • Ein Bote brachte eine Nachricht. Falco wusste wohl als einziger, dass sie eintreffen würde und auch worum es geht.


    An den Lucius Helvetius Falco
    Roma



    Salve Lucius Helvetius Falco,


    Du möchtest bitte als bald unseren Augustus Lucius Ulpius Iulianus zwecks einer dringenden Besprechung aufsuchen.



    I.A.


    gez.
    Appius Tiberius Iuvenalis



    ANTE DIEM V KAL MAI DCCCLVII A.U.C. (27.4.2007/104 n.Chr.)


    Roma
    Palatium Augusti


    Er brach sofort auf.

  • Laevina hat heute früh noch keinen gesehen, weder Falco noch ihren Onkel. Sie wußte nicht einmal wie lange noch das Gespräch nbeider Männer dauerte, oder zu welchem Ergebnis beide kamen. Eigentlich wollte sie es nicht einmal wissen. Oder andersum. Sie wollte es schon wissen, doch sie hatte auch eine gewisse Angst vor der Entscheidung, welche beide Männer möglicherweise über ihre Person getroffen haben. Laevinas Vater sagte ihr, sie soll ihrem Onkel und der Gens ihr Gehorsam, alle Kräfte und ihr Können anbieten. Daran hielt Laevina fest. Alles andere war für diesen Moment unwichtig. Sie klopfte an die Tür zum Cubiculum von Helvetius Geminus. Dasia hinter ihr hielt ein Tablett mit Wein, Käse, Brot, einer Schale Oliven und einer frischgepflückten roten Rose. Mutig klopfte sie an die Tür und wartete auf das Zeichen. Als sie durch Officium ging, bemerkte Laevina, dass viel Arbeit unerledigt liegen blieb. Ihr kamen die Worte von Falco ins Gedächtnis "Ich gehe mit dem Kaiser in den Osten, in den Krieg" Laevina dachte an seine aufrichtigen Worte und konnte ihm weder böse sein noch sich ungerecht behandelt zu fühlen. Sie konnte noch nicht die ganzen Geschicke und Gründe verstehen. Jedoch war heute nicht der gestrige Tag und je mehr sie sich mit Falcos Worten auseinandersetzte, um so mehr verstand sie seine Reaktion. Vielleicht nicht so sehr mit dem Verstand, aber mit dem Herzen. Im nachinein kamen tausende Gedanken, Worte, Sätze, Tiraden, die sie Falco gesagt hätte können, doch die Zeit dazu war abgelaufen, verpasst. Obwohl vielleicht war es sogar zum Besten. Jetzt stand sie vor der Tür, frisch, jung, mit sanftem zurückhaltendem Lächeln auf den rosa Lippen und freute sich, einen Helvetia-Gensmitglied kennenzulernen. Ein wenmig Furcht hatte sie auch, aber er war auch nur ein Mensch, also wird sie von ihm nicht gefressen :P

  • Geminus sitzt auf einem Schaukelstuhl auf einem großen Balkon. Er erkennt Roma wieder. Doch gibt es einiges, an dass er sich nicht erinnern kann. Auch wenn er es versuch. Manche Dinge sind gleich, manche Dinge sind anders.


    Es klopft.


    "Jaaa?"

  • Danke, dass ich reinkommen darf. Die Köchin wäre bitter enttäuscht, wenn ich das volle Tablett wieder zurückgebracht hätte. Laevina stellte das Tablett auf den Tisch und schloß die Tür hinter sich. Da standen beide da, Jung und alt, aus einer Familie entstanden, einander so ähnlich und so anders. Laevina hob die ein paar Blätter, die auf dem Boden lagen, ein paar Schriftrollen fanden wieder ihren Platz. Dann kam sie zu Geminus. Sie stand hinter ihm und schwieg. Es war ihr egal, ob der alte Mann ihre Aufregung spürte. Sie sah das wunderschöne Panorama der Stadt, das satte Grün der Bäume, die Vögel zwitschern ihre Lieder, es roch nach den ersten Blumen und Frühling. Soll ich dir eine Decke und ein weiches Kissen bringen? Laevina stellte sich nicht vor, sie sprach, als ob beide einander sehr gut kannten. In ihrer Stimme lag die Bewunderung der Natur und sanfte Klänge der Fürsorge. Ihre Stimme war angenehm anzuhören, keine krähenden und hohen Noten. sie bot ihre Kraft an, als sei es das üblichste und selbstverständlichste Sache der Welt.

  • "Und wir wollen die Köchin doch nicht enttäuschen, oder?"


    Er lächelt.


    "Eine Decke und ein Kissen ....... ja, das wäre sehr nett von Dir, mein Kind."


    Er sah sie an.


    "Ich kenne Dein Gesicht."


    Er hatte sie schonmal gesehen, nur wo. Und wann.

  • Laevina lachte und verdeckte ihren Mund mit den Fingern ihrer rechten Hand. Die Köchin hier in der Casa ist aber eine sehr resolute Person. Erst als ich ihr sagte, für wen das Tablett ist, gab sie mir ihr Segen. Laevina sprach langsamer als sonst. Dann ging sie in das Zimmer und holte eine warme Decke und ein paar Kissen. Liebevoll deckte sie die Beine des alten Mannes und steckte ihm das Kissen unter den Rücken. Mein Name ist Laevina und mein Vater ist Sulla. Sie zog einen kleinen Schemel und Geminus brauchte nicht seinen Kopf nach oben heben. Gleichzeitig versuchte sie von seinem Gesicht zu lesen, ob sich Geminus an Sulla, an diesen Namen erinnern konnte. Ich bin vor ein paar Tagen aus Hispania hierher gekommen. Falco war so gastfreundlich, dass ich hier mein eigenes Cubiculum bekommen hatte. Sie wollte sich nicht als Plappermaul zeigen, aber auch den Anstand bewahren und erzählen, mit wem Geminus zu tun hatte.

  • "Albia ist eine kulinarische Furie. Ein Wunder, dass man nicht mit dem Stock geschlagen wird, wenn man nicht aufißt."


    Geminus ließ seine Einbettung wortlos über sich ergehen.


    "Ich danke Dir mein Kind.
    Laevina?
    L a e v i n a .....
    Ich kenne auch Deinen Namen.
    Helvetius Sulla."


    Geminus meinte sich zu erinnern. An ein junges Mädchen. Scheu und schön. Doch in letzter Zeit hatte er sich zu oft falsch erinnert und platzte mit derartigen Erkenntnissen nicht mehr ohne weiteres heraus.


    "Aus Hispania? Es ist schön dort. Ich war mit dem Kaiser zusammen in Italica, das ist im Norden, weißt Du."


    Falco ....
    Geminus wurde ernst.


    "Nimm Dich vor Falco in Acht, er ist gefährlich, musst Du wissen. Traue ihm nie, niemals, hörst Du?"


    Doch schon schienen seine Gedanken wieder woanders zu sein.


    "Wie die Dinge wohl im Senat stehen? Das frage ich mich manchmal."

  • Ich liebe Hispania! Ein leiser begeisterter Aufschrei und das Lächeln wie rosa Hibiskusblume. Es ist wunderschön dort, man verehrt Ceres und Götter, die Leute sind fleißig und einfach. Sehr hilfsbereit. Die Gastfreundschaft kennt keine Grenzen. Ich habe mich dort sehr wohl gefühlt. Ihre Hand streichelte seine, als ob Laevina den Schutz bei Geminus suchte, den Schutz vor ihren Gedanken und Ängsten. Falco nicht trauen? Aber wem denn??? Ich..ich habe keine andere Wahl. sagte sie leise. Und er erwies sich als sehr ritterlich. Ich habe keinen Grund ihm mißtrauen. Er ist ein Helvetier, wie ich. Und Senat... ich denke, wie immer, es wird geredet und nichts gemacht Laevina lächelte. So sagte immer mein Vater. aber wenn es dein Wunsch ist, so werde ich mich schlau machen und dir berichten. Oder die Zeitung bringen und dir vorlesen. Wie du wünschst

  • Geminus freut sich über Laevinas Liebe zu Hispania. Sie ist erfrischend offen, ehrlich und unbekümmert.


    "Dann wird Dir Roma schwerlich gefallen. Es ist groß, anonym, kalt. Zumindest oft. Es sterben Menschen, ohne, dass es jemand merkt. Es werden Menschen verurteilt, nur weil die Ankläger scharf auf deren Reichtum sind. Intrigen werden geschmiedet, um andere Menschen zu vernichten. Und oft zerstören die schlechteren Männer die besseren. Ich hoffe und wünsche Dir, dass Dir diese Welt erspart bleibt.


    Ritterlich ist er. Er folgt einem Ehrencodex, allerdings einem sehr eigenwilligen. In gewisser Weise ist er ein Ehrenmann, der aber zu vielem fähig ist. Und eigentlich ... ist er auch kein Helvetier. Er ist adoptiert. Ich warne Dich nur, dass Du ihm nicht zu sehr trauen solltest. Letztlich hat er nur einen Verbündeten und das ist er selbst."


    Geminus muss über ihre Bemerkung lachen.


    "Ja, so war es im Senat leider tatsächlich all zu oft.
    Es würde mich freuen, wenn Du mir aus der Acta Diurna vorlesen würdest."

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