Wenn der Praetor hier persönlich erschien, war die Erbsache wohl noch interessanter als gedacht.
"Salve Lucius Flavius Furianus. Sie ist hier, ja. Was möchtest Du denn von ihr?"
Wenn der Praetor hier persönlich erschien, war die Erbsache wohl noch interessanter als gedacht.
"Salve Lucius Flavius Furianus. Sie ist hier, ja. Was möchtest Du denn von ihr?"
Salve, Helvetius Falco. Ich hätte sie gerne bezüglich ihres verstorbenen Vaters gesprochen. Wenn du dies einrichten könntest, wäre das Gericht und auch ich dir sehr dankbar."
Dass Falco eine Aufsicht beordern würde, dies hielt Furianus für wahrscheinlich, würde jedoch diese Geste als Misstrauen auffassen müssen und hoffte, dass Falco wusste wie anständig der Praetor war, der hierher nicht als Privatmann stand, sondern als Magistrat im Sinne des Staates.
Sorry, habe es übersehen.
"Praetor, ich verstehe. Ich werde nach ihr schicken."
Winkt einen Sklaven herbei.
"Hole Helvetia Saeverina her!"
Zum Praetor gewandt.
"Ich hoffe Du hast nichts dagegen, dass ich dem Gespräch beiwohne, oder?"
"Da es sich um eine vertrauliche Nachricht handelt, Helvetius Falco, hoffe ich, dass du meine Bitte, nicht in deiner Anwesenheit mit der Tochter darüber zu sprechen, verstehst. Natürlich gebührt der Anstand, dass mindestens ein Sklave unserem Gespräch beiwohnt, wenn du mir oder der Angesprochenen misstraust."
Natürlich hielt Furianus noch an seiner Version fest es könnte Helvetius Falco sein, der da hinter dem ganzen stand. Es war eine Vermutung, doch sie konnte ebenso zur Realität werden.
Der Sklave hatte Severina in ihrem Cubiculum angetroffen, welches sie seit ihrer Ankunft in Rom kaum verliess. Ihre Trauer war zwar nicht mehr ganz so gross wie nach dem Tode ihres Vaters, dennoch war sie noch weit davon entfernt, in Rom lustwandeln zu können. Daher war sie sehr erstaunt, als der Sklave ihr vom Besuch des Prätors erzählte. Severina hatte keine Ahnung, worum es gehen könnte, war doch die Erbschaft ihres Vaters für sie schon vollkommen abgehakt gewesen. Sie zupfte ihre Kleidung zurecht, sah sich noch einmal im Spiegel an und kam dann ins Atrium.
"Du hast mich rufen lassen, Falco?" fragte sie leise ihren Anverwandten. Die Begrüssung des Magistraten unterliess sie, bis sie ihm der Sitte gemäss vorgestellt wurde.
"Helvetia Severina, dies hier ist Praetor Lucius Flavius Furianus. Er wünscht Dich zu sprechen. Es geht um das Testament Deines Vaters."
Er wartet deren Begrüßung ab und wendet sich dann an den Praetor.
"Ich werde mich jetzt zurückziehen. Und verstehe Dein Ansuchen. Weder misstraue ich Dir, noch Severina. Nur der Anstand verlangt von mir eine Sklavin hinzuzusetzen."
Winkt eine junge Sklavin herbei, die sich in eine Ecke stellt und den Blick senkt. Falco nickt dem Praetor nocheinmal zu, dreht sich um, lächelt Severina aufmunternd an und verässt dann das Atrium.
"Sehr erfreut, Helvetia Severina."
Antwortete er charmant und verbeugte sich leicht. Bevor er fortfuhr, wartete er ab, bis sich Falco vollständig zurück gezogen hatte.
"Wie du dir sicherlich denken kannst ist mein Besuch auf deinen verstorbenen Vater zurück zu führen.
Ich erhielt kürzlich neuere Informationen die besagen, dass dein Vater im Hause des Proconsuls des öfteren zu Gast war oder dort auch für längere Zeit ansässig. Stimmt diese Information?"
Severina begrüsste den Prätor, wie es die Sitte von ihr beanstandete, denn immerhin war der Besucher ein hoher Magistrat und man verlangte von ihr den ihm gebührenden Respekt. Sie nickte, als ihr Verwandter das Atrium verliess und bemerkte im Augenwinkel beruhigt das Beisein der Sklavin. Die Frage des Prätors aber verwirrte sie ein wenig. Mittlerweile wusste sie ja schon sicher, dass es um den Nachlass ihres Vaters gehe, doch seine Frage verwunderte sie.
"Aber ja." antwortete sie. "Der Proconsul Matinius ist... verzeih mir, er war ein guter Freund meines Vaters. Vor dem Tod Papas wohnten wir sogar im Haus des Proconsuls, er hatte uns grosszügigerweise Logis angeboten, und auch nach dem Tod Vaters war der Proconsul in dieser Hinsicht sehr kulant zu mir."
"Dann bestätigst du diese Information, gut."
Ein leichtes Lächeln zierte seine Lippen, denn es war doch eine gewisse Erleichterung gewesen nun endlich einen triftigen Grund zu haben das Testament anzuerkennen.
"Ich habe zu erfahren gesucht, ob es noch andere Mitglieder der Helvetier mit dem Namen Agrippa gibt oder gab. Und die Nachforschungen ergaben nichts, kannst du dies auch bestätigen?"
Severina dachte schon, dass dies alles wäre, doch dem war wohl nicht so. Noch verwirrter als bei seiner ersten Frage sah sie ihn an.
"Aber... Nein. Es gibt keinen Agrippa in meiner Familie. Nicht, dass ich wüsste." Sie verstand den Sinn seines Besuches nicht, erst recht nicht die seiner Fragen. Daher entkam ihr wenig eloquent ein "Wieso eigentlich?"
"Gut, dann wurde auch dies bestätigt."
Da er auf ihre Tugend hoffte, welche auch Ehrlichkeit mit einschloss, befand er es nicht für nötig diese Aussage von einem Scriba schriftlich fest zu halten.
"Primär geht es mir natürlich über das Testament deines verstorbenen Vaters und die Frage, ob ich dieses lückenhafte Testament als Dokument anerkennen lassen kann oder nicht. Deshalb war es mir wichtig, dass du diese Informationen bestätigst. Du weißt sicherlich, dass dein Onkel Helvetius Falco bei mir erschien und Zweifel an der Echtheit des Testamentes zu verstehen gab?"
Vielleicht steckten sie beide unter einer Decke, auszuschließen war dies auch bei einem so lieblichen Gesicht nicht.
Severina war jetzt nicht mehr ganz so verunsichert, da der Prätor ihre Angaben so hinnahm, wie sie es sagte, war es doch die ganze Wahrheit. Doch dieses Gefühl dauerte nicht lange, schon kam der nächste Hieb.
"Falco? Er ... zweifelte?" stotterte sie ein wenig. Nein, davon wußte sie wirklich nichts. Warum tat er das? Sie verstand es nicht. Sie hatte doch seinen letzten Willen gelesen, es war seine Unterschrift! Wieso? Warum? Nein, sie verstand es wirklich nicht, und genau dieser Ausdruck spiegelte sich in ihrem Gesicht wider.
"Nein. Ich hatte keine Ahnung..." Warum hatte Falco ihr nichts gesagt? Traute er ihrem Vater nicht? Oder ihrem Bericht?
Entweder war sie eine gute Schauspielerin, nein, das konnte nicht sein, denn sonst würde sie ganz anders spielen müssen, wenn es so war, wie er vermutet hatte. Sie schien wirklich ahnungslos und der Besuch Falcos war wohl daher auch kein Teil eines zusammen geschmiedeten Planes.
"Er hegte Zweifel an dem Testament, da seine Kinder nicht beerbt wurden. Diese Frage ist zwar sehr direkt und privat, daher steht es dir frei sie zu beantworten oder auch nicht, aber gibt es einen Grund für die fehlende Erwähnung der Namen der Kinder deines Vaters als Erben?"
Hätte sie in diesem Moment logisch denken können, so hätte sie die Beweggründe von Falco sicher erahnen oder zumindest Vermutungen anstellen können. So aber war sie schlicht ratlos und konnte sich nicht erklären, warum Falco das Testament ihres Vaters anzweifelte oder gar anfechten wollte.
"Nun ja... Es war so..." begann sie erneut, während sie es vermied, den Prätor in die Augen zu sehen, zu sehr schämte sie sich. "Ein Bruder, Tranquillus, war in Germania stationiert, bei der Ala. Meine anderen Brüder starben bereits vorher und Gabor..." Sollt sie ihm wirklich sagen, dass Gabor kriminell wurde? Nein, das konnte sie nicht. "Gabor verschwand auch, ich liess ihn zwar suchen, doch es war erfolglos. Und was mich angeht... mein Vater hatte wohl gedacht, dass ich den Sohn des Proconsuls heiraten werde. Vielleicht war das seine Art, mich an sein Versprechen des Proconsuls zu binden."
Er war zwar nur hierher gekommen, weil es seine Pflicht war und ihn ein wenig interessierte, persönliche Anteilnahme wollte er jedoch vermieden wissen. So fühlte er ein wenig Unbehagen in ihm aufkommen, als sie anfing die familiäre Situation zu beschreiben und vielleicht wohl noch ein wenig Mitleid zu erwarten.
"Ein kluger Schritt deines Vaters, nicht unüberlegt. So werden beide Parteien durch den letzten Wunsch, der als heiligster gelten mag, aneinander gebunden."
War sein einziger Kommentar dazu. Was hätte er auch sagen sollen, er selbst war zu keiner Anteilnahme bereit, noch imstande irgend ein Mitgefühl auszusprechen, hatte er sich doch nur in die Arbeit gestürzt, um seine Nöte selbst zu vergessen.
Zumindest war nun ein wenig Klarheit da und seine Meinung hinreichend gefestigt, dass er das Testament für geltend erklären konnte.
Severina errötete blitzschnell und blickte zu Boden. Ihr Vater wollte, dass sie den jungen Agrippa heiratete. Sie hatte es geahnt, doch sie wollte auf keinen Fall den Proconsul damit belasten, dass dieser für eine für ihn nunmehr uninteressante Verbindung einstehen musste. Aber der Prätor hatte ganz ins Schwarze getroffen. Sie schluckte.
"In der Tat." antwortete sie etwas leiser als zuvor. Mit einem Schlag war die Erinnerung an ihren Vater schmerzhafter als noch vor ein paar Momenten. Sie hatte einen seiner letzten Wünsche nicht erfüllt und jetzt gab es keine Möglichkeit, diesen Fehler wieder rückgängig zu machen. Ihr wurde heiss und gerade in diesem Augenblick hatte sie nur einen Wunsch.
"Prätor Flavius, ich möchte nicht unhöflich erscheinen." richtete sie ihre Stimme an ihn, während sie wieder ihr Gesicht hob und in das Gesicht des Prätors blickte. "Aber hast du noch viele Fragen?"
"Ich bin im Zuge zu gehen, keine Sorge."
Antwortete Furianus lächelnd, da es der jungen Frau deutlich anzusehen war, wie unangenehm und kräftezehrend der Gesprächsverlauf für sie wurde.
So verbeugte er sich leicht mit einem ebenso leichten Lächeln.
"Ich danke dir, für deine Zeit. Nun kann ich guten Gewissens meine Entscheidung treffen. Ich wünsche dir den Segen der Götter und eine glückliche Ehe."
Es kam für ihn natürlich nicht in Frage, dass der letzte Wille des Vaters angezweifelt, gar nicht vollzogen wurde. Daher war die Ehe ja fast so gut wie geschlossen und ihm blieb nichts anderes mehr übrig, als der jungen Dame Glück zu wünschen.
Der Senator schreitet auf den Gast zu und nickt ihm freundlich zu.
Salve Aquarius. Ich bin Helvetius Geminus. Du wünschst mich zu sehen?"
Vom Sklaven wurde ich in das Atrium geführt. Geduldig wartete ich ab, bis der Senator eintrat. Höflich grüßte ich ihn.
Salve Senator. Ich hoffe, dich nicht gestört zu haben. Ich behellige dich auch ungern, es wird allerdings nicht lange dauern. Du ahnst es vielleicht schon, das Wassergeld für dieses Jahr wird fällig. In deinen Dokumenten müssten sich die nötigen Angaben befinden, die mir sagen, welche Abgabe genau zu zahlen ist. Keine Angst, es handelt sich um eine jährliche Gebühr und fällt daher kaum ins Gewicht.
Siehe PN
Das passte ja wie die Faust aufs Auge. Gerade war Geminus seine Finanzen durchgegangen. Und es sah recht düster aus. Es waren wohl einige Mittel abgeflossen. Durch seine eigene Vollmacht. Durch Falco. Er erinnerte sich an nichts .... doch seine Unterschrift war es gewesen, alles völlig korrekt.
Ebenso hatte Falco einen neuen Maiordomus eingestellt, einen gewissen Musa. Der war verschwunden, seit einigen Wochen nun schon. Man musste sehen, ob sich das Geld noch finden ließ.
Und bei seiner Suche hatte er auch Unterlagen zum Wassergeld der Vorjahre gefunden, ihm war also sehr präsent, was er zu zahlen hatte.
"Nein nein, Du hast mich keineswegs gestört, meine Arbeitsbelastung ist derzeit nicht so hoch ...."
Was er ändern musste um die Gens nicht der völligen Bedeutungslosigkeit hinzugeben, der sie jetzt schon fast gänzlich anheim gefallen war. Falco war verschwunden, er war eingeplant als Berater im Feldzug, doch selbst im Verladehafen war er nie eingetroffen. Keiner wusste etwas. Und seine Lorbeeren waren mehr als nur verdorrt. Und jetzt da Julian tot war, war es noch umso schwerer diese wieder zu erneuern. Seine Aedilität war armseelig gewesen, um es gnädig zu sagen, aber sie war anerkannt worden. Ihm stand also die Praetur offen. Fast jedenfalls. Den Cursus Iuris würde er absolvieren müssen. Als Ex-Oberstaatsanwalt und Mitautor des Codex sollte es eigentlich ja machbar sein. Aber er war lange aus dem Geschäft heraus. Er hatte aber auch noch Zeit bis zu den nächsten Wahlen. Für den Cursus und um sich wieder bekannt zu machen. Arbeit im Senat und einen Posten, am besten am Kaiserhof, doch wer entschied dort nun? Er hatte den Mann vor sich fast vergessen .... doch er fing sich grade noch, bevor die Denkpause peinlich wurde.
"Das Wassergeld, ja. Wie der Zufall es wll, fiel mir eben die Abrechnung des letzten Jahres in die Hände. Dort war ... Denariam und 350 Sz. veranschlagt. So der Satz noch immer gilt, müsste das die Gebühr sein, oder?"
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