• Sie nickte dem Sklaven freundlich zu und blieb in dem Gartenabschnitt stehen, den er ihr zugewiesen hatte, sich in aller Ruhe umblickend. Der Lärm der Stadt war hier nicht mehr zu hören, und die Stille dieses sorgsam gehegten Orts ließ sie für einige Momente in Gedanken versinken.


    Als Imperiosus dann den Garten betrat, schrak sie kurz zusammen, um dann umso erfreuter zu lächeln. Sie neigte den Kopf in seine Richtung und ergriff das Wort. "Salve, werter Verwandter - Du wirst mich wahrscheinlich nicht mehr kennen, aber man sagte mir, dass Du nun hier wohnst, und ich wollte Dich einmal begrüßen." Auf den ersten Moment eines fragenden Blicks harrend, führte sie weiter aus: "Ich bin Iulia Helena, die Tochter des Marcus Iulius Lepidus."

  • Eine wunderschöne Frau stand im Garten, gar eine Nymphe?
    Iulianus schüttelte über solch Gedanken innerlich das Haupt und lächelte ein wenig, während er auf sie zuschrat.


    "Salve, Iulia Helena. Lepidus, sagst du? Ich muss mit ihm sprechen, wie kann er solch eine wunderschöne Tochter verstecken."


    Sagte er mit einem leichten Zwinkern.


    "Sei hier willkommen."

  • Ihr Lachen klang hell und weich, als sie sein Zwinkern vergnügt erwiederte. "Ah, er hat mich nicht versteckt - aber ich war die letzten Jahre mit meinem Gemahl auf Reisen, da ihn seine Arbeit beim Militär stets an die unmöglichsten Orte geführt hat. Da kann man schlecht alle Verwandten besuchen, auch wenn man es gern möchte."


    Auch sie trat auf ihn zu und blickte sich nochmals um. "Man sagte mir, ich würde dich hier finden, und jetzt verstehe ich auch wieso - dies ist doch bedeutend größer als die Casa Iulia." Noch immer leicht schmunzelnd, machte sie eine Geste zum Garten hin. "Sehr schön hast Du es hier, Imperiosus - aber es wird Dir stets auch ein Raum in der Casa Iulia bereitstehen, wenn Du es möchtest. Es ist ein bisschen viel Platz für meinen Bruder Constantius und mich."

  • War Lepidus schon so alt? Ach, der Glückliche, konnte man ihm sein Alter doch nicht ansehen.
    Die Casa Iulia? Bliebe sie denn länger?
    Iulianus hatte viele Fragen, doch der Anstand verlangte Ruhe und keine Überschwemmung mit Fragen.


    "Ja, es ist sehr schön hier, obwohl ich mitlerweile packen lasse. Und ich danke dir für das Angebot, noch vor etwa einem Jahr bewohnte ich dies Haus selbst. Es ist schon alt, doch Caesar hatte einen guten Geschmack."

  • "Es atmet die Vergangenheit, genau wie wir Iulier die Vergangenheit Roms sind. Ich kann mir keinen anderen Ort für uns denken als Rom, und doch scheint es alle anderen nach Hispania oder Germania zu ziehen - oder noch viel weiter. Du sagst, Du packst? Wohin führt Dich denn Deine Reise, wenn ich fragen darf?" Sie hatten begonnen, etwas im Garten zu schlendern, sehr langsam freilich, um dabei bequem sprechen zu können - und so tat sich die Schönheit des Gartens Schritt für Schritt den Augen der Iulierin kund.

  • "Ich hoffe doch nicht, dass die Vergangenheit immer nur nach hinten blickt, sondern auch die Zukunft in sich erkennt."


    Sagte er milde Lächelnd und ging, mit den Händen verschränkt hinter dem Rücken, neben ihr.


    "Man könnte dies als Reise bezeichnen, doch ganz zutreffend ist dies Wort nicht. Ich ziehe nach Germania."


    Das Sacerdosdasein brachte Freude und so manch Privilegien, doch bei weitem war der Prestigegewinn des Pontifex Germania größer. Ja, der Cultus Deorum bräuchte mal einen neuen Pontifex, am besten Iulianus. :D

  • "Germania?" Ihre Brauen hoben sich, dann lachte sie leise und amüsiert auf. "Mir scheint, derzeit wandert halb Rom nach Germania aus. Aber ich wünsche Dir viel Glück dort, und hoffentlich wenig Ärger mit den Germanen, die ja nun wirklich sehr wild sein sollen. Vielleicht findest Du auch die Zeit, meinen Vater in Mogontiacum zu besuchen, ich bin mir sicher, er würde sich sehr freuen, Dich zu sehen."


    Sie blieb kurz stehen und betrachtete ein sorgfältig angelegtes Blumenbeet, bevor sie an seiner Seite dem weiter Weg folgte. "Nun, die Zukunft ... ich hoffe, es wird Constantius und mir gelingen, dem Namen der Iulier hier in Rom wieder Gewicht zu verleihen, aber das wird die Zeit zeigen müssen."

  • "Ich habe gehört sie seien zahm geworden in letzter Zeit. Aber wo wird ein Priester denn mehr gebraucht? In Rom, dem alles überdrüssigen Loch, oder der von Schlachten geschändeten Provinz, die sich an alles zu klammern scheint, was Hoffnung aufkeimen könnte? Wahrlich, so diene ich den Menschen und Göttern mehr, als wenn ich hier nur die Tempel betreue und ab und an Discipuli ausbilde."


    sinnierte er leise und lächelte dann auf, blickte zu ihr.


    "Ich hoffe ihr schafft das, was ich nicht schaffte. Nun bin ich hier, im Schosse meiner anderen Familie, der meiner Mutter. Aber wir reden nur von mir. Welche Tätigkeit strebst du an? Welche dein Bruder?"

  • "Gerade vor vielleicht einer halben Stunde hörte ich eine schreckliche Geschichte über ausgesprochen angriffslustige Germanen von einem Senator, der hier ebenso für einen Besuch zur Villa Claudia kam - ich würde fast vermuten, Dir steht einiges an Arbeit bevor, wenn Du diese Wilden auch noch bekehren möchtest," bemerkte sie und überlegte kurz, wie es wohl aussehen würde, wenn Germanen zu kultischen Festen wie den ludi florales kommen würden - kaum auszumalen. "Aber was die Herausforderungen angeht, so sind sie doch überall. In eine übersättigte Stadt wie Rom den wahren Glaubensfunken zu tragen, stelle ich mir ebenso herausfordernd vor wie in einem so vielgesichtigen Land wie der Provinz Germania."


    Ihr Blick folgte einigen umherjagenden Vögeln und verlor sich für einige Momente im Himmel, bevor sie wieder zu ihm blickte. "Mein Bruder möchte zu den Cohortes - und ich denke, er wird dabei durchaus finden, was er sucht, er möchte sich in den Dienst der Stadt stellen. Für mich selbst ... nun, Du wirst wahrscheinlich lachen, aber ich strebe den Weg an, der für Dich schon seit langem wohl beschritten wurde - den des Diensts an den Göttern."

  • "Man hört so allerlei, doch muss es nicht zwangaft stimmen. Ich bin ein Mensch, der glaubt, an das Positive glaubt. Ich halte an meinem naiven Bild fest und werde nur allzu schnell meiner Welt entrissen."


    Sagte er lächelnd und hob sein Kinn, um sich die Sonne darauf scheinen zu lassen. Dann wandte er sich plötzlich um, als sie geendet hatte.


    "Du siehst, ich lache, doch nicht über dich. Es freut mich, macht mich stolz, dass du jenen tugendhaften Pfad beschreiten möchtest. Das Wichtigste, was du beachten solltest ist die Hingebung, denn ohne sie dienst du den Göttern nicht so, wie man es erwarten würde. Lasse sie dich leiten.
    Aber dein Bruder, zu den Kohorten? Nun, ich hielt nie viel vom Militär, doch wenn er es für richtig hält, so wird ihn nichts daran hindern. Er sollte sich aufopfern können, denn ihm wird so mancher Stein in den Weg gelegt werden und das unerbittliche Schicksal ihn plagen, da er sich nie gewiss sein würde die Patroullie zu überleben."


    Die Worte klangen kalt, besonders in letzter Zeit, doch er hatte gelernt und gesehn. In Rom besonders viel.

  • Mit nachdenklicher Miene lauschte sie seinen Ausführungen, denn der Stimmungswechsel im Klang seiner Stimme hätte wohl nur einem ausgesprochen unsensiblen Menschen entgehen können. Die Worte klangen nach schmerzlichen Erfahrungen, und insgeheim vermutete sie, dass auch diese ein Grund dafür sein mochten, dass er sein Glück nun in einem anderen Land auf die Probe stellte.


    "Er klingt zumindest sehr begeistert davon, und ich wünsche ihm sehr viel Glück bei dieser Arbeit. Ob er nun in den Legionen dient oder bei den Kohorten, welchen Unterschied macht es schon? Es ist überall gefährlich, wo ein Mann ein gladius braucht, um dem Gesetz und Recht Geltung zu verschaffen, hier in Rom werde ich ihn dann wenigstens ab und an sehen können ... es reicht schon, dass mein Gemahl für die Legion vor dem Feind blieb." Sie lächelte leicht, aber auch ihre Miene war ernst geworden, als sei die Erinnerung auch jetzt noch zu einem guten Teil schmerzlich.

  • Iulianus musste lächeln.


    "Da ist ein großer Unterschied von 60kg, die ein Legionär tragen muss und ein Miles der Stadtkohorten eben nicht."


    Dann schaute er kurz nach hinten und wieder zu Helena.


    "Du bist jung, Helena, wo und wann starb dein Mann, wenn ich das wissen dürfte?"

  • "Letztlich ist es doch gleich, wieviel ein Mann tragen muss, wenn er mit der Waffe in der Hand stirbt," sagte sie leise und atmete ein, den Blick wieder zum Himmel hebend, als könnte sie dort ein vertrautes Antlitz wahrnehmen. Aber es waren doch nur einige Wölkchen, die schnell vom Wind zerstreut wurden.
    "Zuletzt war er in Syria stationiert und dort blieb er auch vor dem Feind ...das ist nun zwei Jahre her, und trotz allem vermisse ich ihn noch sehr. Ich war stets an seiner Seite, soweit es seine Karriere im Militär zuließ, aber nun ..." Sie hob leicht die Schultern und seufzte etwas. "Es ist eben vieles anders, wenn man sich zehn Sommer aneinander gewöhnt hat und dieser Mensch plötzlich fehlt."

  • 10 Sommer? Mensch, Lepidus war alt, wirklich alt. ;)
    Doch Iulianus ließ dies nicht erkennen und nickte.


    "Die Liebe macht abhängig, das kenne ich. Und wenn sie dir das Liebe entreisst, so ereilen den Menschen Qualen, die nicht mit denen eines Gladius vergleichbar sind."


    Er räusperte sich ein wenig.


    "Ich könnte behaupten, dass sie unsere Seele zerstört, doch bin ich kein Philosoph."

  • "Liebe würde ich es nicht nennen," sagte sie nachdenklich und lächelte unvermittelt. "Als wir heirateten, fand ich ihn schrecklich, eine Ehe, die unsere Familie stärken sollte - er war ein Soldat und dachte wie einer. Es hat lange gedauert, bis wir mehr aneinander fanden als das tägliche Leben und die üblichen Sorgen eines Ehepaars. Irgendwann haben wir uns angefreundet, Sorgen miteinander durchzustehen verbindet zwei Menschen wohl leichter und dauerhafter als die flatterhafte Liebe es tun kann ... und darob vermisse ich ihn. Den Freund, den Begleiter, den Mann, mit dem ich über so vieles sprechen konnte und der sich nicht daran gestört hat, dass ich Militärtaktik immer sehr interessant fand." Ihre Stimme hatte einen recht sanften, weichen Klang angenommen - anscheinend erinnerte sie sich gerne an ihren verstorbenen Gemahl.

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