• Mitten in der Nacht fing es an. Erst langsam, dann zunehmen mehr, tänzelten kleine zarte weiße Flocken im Nachthimmel und legten sich über die Erde, bedeckten Dächer, Ziegel, Steine und Pflanzen mit einem Hauch von Weiß. Der Wind zwirbelte sie in spielerischer Form - wie zum Tanz bittend - vereinzelt auch in offene Räume, in welchen sie jedoch - wegen dem mediteranen Klima der Küste - nicht lange am Leben blieben. Der Winter hatte begonnen. Und was so sanft über Tarraco kam, war Schnee. Seit Jahren wieder einmal Schnee.

  • Balbus war, nachdem er Livianus Officium verlassen hatte in die Unterkünfte der Soldaten gegangen und hatte die, die sich bereits wieder dort befanden auf den Exerzierplatz bestellt.


    Er stand nun dort und wartete, dass die Soldaten ankamen. Als sie einige Minuten später den Platz erreichten und sich aufstellten schüttelte Balbus den Kopf. Einige von denen würde ich ja nicht mal mehr zum Küchendienst einsetzen. dachte er.


    Er wartete bis alle sich aufgestellt hatte und trat dann vor sie. Er liess kurz den Blick über die kleine Gruppe schweifen und zählte sie kurz. Es waren sehr wenige und gerade genug um eine Wachmannschaft für das Castellum zu stellen.
    "Männer, ich weiss, dass ihr euch lieber noch ausruhen würdet, aber wir haben ein paar neue Aufgaben erhalten. Nichts weltbewegendes, aber Aufgaben die gemacht werden müssen."


    Er schritt die Reihen einmal ab. Dann blieb er vor einem Legionär und drei Probati stehen.
    "Die erste Aufgabe ist etwas für euch. Etwas recht simples. Ihr vier werdet einen Rundgang durch das Castellum machen und nach Schäden schauen, die während des Winters entstanden sind. Ihr notiert alles und erstattet mir dann Meldung. Und wenn ich sage alles, dann meine ich alles. Jede noch so kleine Ritze im Mauerwerk, egal wie unwichtig euch das erscheint. Verstanden?"
    Jawohl, Centurio. riefen die Vier.
    "Gut."


    Er ging weiter, dann trat er wieder einen Schritt zurück und liess die Hälfte der Soldaten einen Schritt nach links gehen. Er deutete nun auf die eine Hälfte und sagte: "Ihr werdet die neue Wachmannschaft für die Regia stellen." Dann deutete er auf die andere Hälfte: "Und ihr werdet im Hafen und in der Stadt patroulieren. Das werde ich jedoch noch genauestens mit dem Regionarius absprechen. Daher werden wir erst morgen beginnen."


    "Habt ihr alles verstanden?"
    "Jawohl, Centurio!" riefen alle wie aus einem Mund.
    "Gut, dann wegtreten. Die Wachmannschaften für die Regia treten in zwei Stunden am Tor an. Dann werden wir uns gemeinsam zur Regia begeben und ihr erhaltet eine Einführung und werdet eingeteilt. Und jetzt wegtreten!"


    Die Soldaten traten weg.
    Balbus machte sich auf den Weg zur Curia.

  • Balbus betrat wieder den Exerzierplatz und war erfreut, dass die Soldaten bereits anwesend waren und sich gerade aufstellten. Er schritt kurz die Reihen ab und kontrollierte ob alle korrekt ausgerüstet waren.


    Dann trat er vor sie: "So Männer, dann wollen wir mal. ABMARSCH!"


    Die Männer machten sich unter Balbus Führung auf den Weg zur Regia.

  • Balbus hatte die Männer, die er für die Patroulien in der Stadt eingeteilt hatte, antreten lassen. Sie standen bereits in Formation auf dem Exerzierplatz als Balbus ihn betrat.


    Er freute sich darüber, dass auch diesmal alles so gut klappte und konnte ein kleines Lächeln nicht unterdrücken.


    "Guten Morgen, Männer!"


    "Guten Morgen, Centurio!"


    "Ihr seid die Männer, die das Schicksal getroffen hat die Patroulien in der Stadt zu übernehmen. Bevor ihr damit beginnt gibt es einige Grundregeln die ich euch auferlegen muss."


    Er schaute über die Gruppe.


    "Erstens: Ihr seid dazu da, die Präsenz der Legion zu zeigen, also die subversiven Elemente daran zu erinnern, das die Legion sie sieht und den guten Bürger zu zeigen, dass sie sich hier sicher fühlen können. Ihr seid also nicht dazu da, wie die Wilden durch die Straßen zu rennen und euch daneben zu benehmen.
    Zweitens: Ihr werdet Männern der Stadtwache begegnen. Es kann sein, dass sie euch nicht unbedingt ganz so freundlich gesinnt sind, schliesslich werdet ihr ihnen quasi vor die Nase gesetzt. Seid trotzdem nett zu ihnen oder noch besser, geht ihnen aus dem Weg.
    Drittens: Ich habe keine Lust darauf, dass hier der Regionarius oder jemand von der Stadtverwaltung auftaucht um sich über die Legionäre zu beklagen. Ich erwarte von euch, dass ihr euch benehmt! Wenn ich Klagen über meine Legionäre höre, dann werdet ihr mich kennenlernen!
    Verstanden?"


    "JAWOHL, CENTURIO!"


    "Gut, dann kommen wir zur Einteilung. Ich will euch in 8 Gruppen zu je 8 Mann vor mir haben. In jeder Gruppe muss mindestens ein Legionär sein! Los, aufteilen!"


    Die Reihen wurden unruhig und brachen sich auf. Ein paar Minuten später standen vor ihm 8 Gruppen. Er schaute zufrieden über den Platz.


    "Sehr gut, Männer."


    Er deutete auf 2 der Gruppen: "Ihr werdet durch das Stadtzentrum patroulieren."


    Dann deutete er auf die nächsten 2 Gruppen: "Ihr werdet den Hafen übernehmen."


    Auf eine weitere Gruppe deutend: "Ihr übernehmt das Wohnviertel."


    Auf noch eine Gruppe deutend: "Ihr übernehmt den Marktplatz."


    Er zeigte auf die letzten 2 Gruppen: "Ihr übernehmt die direkte Umgebung der Stadt. Also direkt ausserhalb der Befestigung."


    "Noch ein Letztes. Auch wenn es euch etwas merkwürdig vorkommt, erwarte ich von euch, dass die Abstände zwischen den Patrouliengängen sich ändern. Ich will nicht, dass ihr regelmäßig die gleichen Wege ablauft, sondern dass ihr zu unterschiedlichen Zeiten differierende Routen nehmt. Ich überlasse die Entscheidung darüber, wann und wie ihr laufen werdet den jeweiligen Gruppenführern, aber nutzt das nicht aus um euch auszuruhen, denn ich werde euch im Auge behalten. Habt ihr das verstanden?"


    "Jawohl, Centurio!"


    "Gut, dann gehts jetzt los, ihr wisst was ihr zu tun habt. ABMARSCH!"


    Er beobachtete, wie die Gruppen losgingen.


    Er blieb noch ein paar Minuten auf dem Platz stehen und beschloss dann, nach einem kurzen Zwischenstopp im Lazarett in die Stadt zu gehen um zu sehen, ob die Patroulien so verliefen wie er es sich gedacht hatte.


    Er verliess den Platz.

  • Livianus lies heute die Reparaturarbeiten am Castellum unterbrechen und am frühen Morgen alle einsatzfähigen Männer in blank polierter Rüstung am Exerzierplatz antreten. Für heute erwartete man die Legionen aus dem Feldzug zurück und Livianus wollte sich mit den Legionen vor der Parade vereinen um gemeinsam in die Stadt einziehen. Als alle angetreten waren, setzte er sich auf sein Pferd und marschierte mit der Truppe Richtung Hauptstraße, den Legionen entgegen.

  • Langsam war die Routine ins Lagerleben zurückgekehrt. Während der Zeit des Feldzugs war die Ausbildung junger Probati etwas zu kurz gekommen. Dies sollte sich mit dem heutigen Tage wieder ändern: Zwar lernte man nirgends besser als inmitten einer Schlacht, trotzdem ging doch nichts über eine solide Grundausbildung.
    Nach dem Abschluss dieser viermonatigen Ausbildung durften sich die Rekruten, die durchgehalten hatten, Soldaten nennen, milites. Wer den Anforderungen nicht gewachsen war, wurde nicht in die Legion aufgenommen. Cotta hatte sich den Trainingsplan für die nächsten Wochen und Monate genau überlegt:
    Zuerst würden die Probati lernen im Gleichschritt um den Exerzierplatz zu marschieren. Dann kämen die Übungsmärsche an die Reihe, bei denen sie 20 römische Meilen in fünf Stunden schaffen mussten. Bald darauf würden sie die Strecke in voller Ausrüstung mit Marschgepäck zurücklegen müssen: Rüstung, Waffen, Kochgeschirr, Palisadenstangen, Schanzwerkzeug und Proviant für mehrere Tage. Insgesamt nicht weniger als 50 kg. Die Rekrutenausbildung erschöpfte sich freilich nicht im Marschieren, sie umfasste auch Laufen Springen und Reiten. Auch Schwimmen gehörte dazu. Dem Waffentraining würden sie sich erst zum Schluss der Ausbildung widmen.


    "Probati in Reih und Glied angetreten!", schrie Cotta über den Platz. "Mit dem heutigen Tag beginnt Eure Grundausbildung. Ich werde aus Euch eine schlagkräftige Truppe formen.... Leider haben die Götter vor den Erfolg den Schweiß gesetzt. Wir beginnen also mit fünf Runden Dauerlauf um den Platz..."

  • Zusammen mit den Männern lief Cotta um den Platz. Als Optio wollte er immerhin ein gutes Beispiel für seine Leute abgeben. Als er merkte, dass sich einige der Rekruten anscheinend unterfordert fühlten und sich zu unterhalten begannen, wurde Cotta wütend:
    "Ruhe dahinten!", zischte er einen besonders leutseligen Probatus an. Mit strengem Blick maß er den Neuling, dann richtete er das Wort an die übrigen: "Anscheinend meinen einige von Euch Ihrem Kaiser besser mit spitzer Zunge als dem Schwert zu dienen. Wer weiß, vielleicht fühlt sich der ein oder andere gar zu Höherem berufen? Diplomat... oder gar Poltiker?
    Denjenigen von Euch, die so denken, sei gesagt: Die Barbaren werden mit Freuden mit Euch verhandeln. Nämlich dann, wenn sie Euch die Zunge herausgerissen und Euch für immer zum Schweigen gebracht haben! Nein, die einzige Sprache die diese Menschen verstehen ist die der Gewalt - die Sprache des Schwertes. Und damit Ihr genug Zeit habt darüber nachzudenken erhöhen wir jetzt Rundenzahl und Tempo. Bedankt euch bei Eurem Freund dem "Politiker" hier. Abschätzig maß er den Rekruten. Wenn Euch die Worte schon nicht ausgehen, dann vielleicht die Puste."
    Mit diesen Worten setzte Cotta sich an das Ende des Trupps. Von hier aus hatte er die Männer im Blick und konnte sie besser antreiben. Es war still geworden, keiner wagte mehr zu sprechen. Nur noch das Scheppern der Rüstungen gab den Takt an.

  • Der Primus Pilus stand am Rande des Exerzierplatzes und beobachtete die Centurione und Optiones bei ihrer Arbeit. Nachdenklich blickte er über den Platz. Es gefiel ihm nicht alles, was er sah.


    "grmmml, die Offiziere sollten entschiedener sein..."


    murmelte er vor sich hin.

  • Cotta ließ die Probati nun zu sechst nebeneinander im Gleichschritt marschieren. Dies war die typische Marschordnung, die jeder Legionär beherrschen musste. Mit dem Stock in der Hand überwachte er das niemand aus der Reihe tanzte.


    "Links, zwei, drei, vier... Halt!!! Ihr marschiert schon recht annehmbar. Zeit also mit dem Formationtrainig zu beginnen."


    Cotta teilte die Probati in Gruppen zu 24 Mann. Er wandte sich an die erste Gruppe.


    "Wir bilden jetzt die testudo. Ihr macht es vor. die anderen folgen. Wir üben so lange bis die Formation perfekt ist..."


    Zu viert nahmen die angesprochenen Probati Aufstellung im Rechteck... eine sechs Reihen tiefe Viererlinie.


    "Schilde raus!!!", befahl Cotta

  • Die Probati und Legionäre hatten sich endlich zusammengerauft

    "Marcus Tiberius Germanus, achte darauf, dass Dein Schild den Nachbarn mitdeckt! So ist die Formation nicht geschlossen! Versucht jetzt einmal in Formation vorzurücken. Denkt daran: Rücken und rechte Seite sind ungedeckt. Achtet in der Schlacht immer darauf von wo der feindliche Beschuss kommt!"


    Cotta winkte ein paar Legionären, die eine Rampe aufbauten. Dann schickte er zwei weitere mit einem Spezialauftrag zu den Ställen.


    "Nun werden wir sehen, wie stabil diese Formation sein kann... vorausgesetzt sie wird richtig ausgeführt..."


    Inzwischen waren die beiden Legionäre mit einem Streitwagen auf den Platz gefahren.


    "Stellt Euch so neben der Rampe auf! Ein bisschen zackig!", wies er die Testudo an. "Der Streiwagen wird gleich über Eure Köpfe fahren. Dann sehen wir endlich, ob das Schilddach wirklich geschlossen ist..."

  • Der Primus Pilus nickte mit dem Kopf und blickte dann in Richtung der Rekruten.


    "Centurio. Die Männer sollten ersteinmal die grundlegenden Regeln des Exerzierens üben. Nimm Dir Cotta und nimm die Männer ran. Ich will, dass sie das bis Ende der Woche aus dem FF können. Sonst bringt das alles nichts. Und jeder einzelne Probatus soll da zweimal am Tag durch. Und nimm auch die gestandenen Legionäre. Urlaub war gestern!"

    Primus Pilus der Legio IX
    I. Centurio der I. Cohorte

    leg9-centurio.png

  • Subaquatus hörte dem Primus Pilus aufmerksam zu.


    Verstanden, sagte er, als Geta seine Ausführungen beendet hatte,wir werden sie bis zum Ende der Woche soweit geschliffen haben, daß sie Befehle im Schlaf ausführen werden.
    Er lachte, salutierte und begab sich hinüber zum Optio Cotta.


    Salve Optio, laß die Männer antreten! rief er ihm schon von Weitem zu.
    Als er dem Optio gegenüberstand, sagte Subaquatus: Cotta, Geta möchte, daß wir mit den Männern ersteinmal das Grundsächlichste mit den Männern exerzieren sollen.Also Antreten, Ausrichten, Wenden, und in Formation marschieren. Testudo und andere Verteidigungs- und Angriffsformationen kommen danach an die Reihe, wenn die Grundbegriffe sitzen. Was meinst Du dazu?

  • Cotta war etwas verblüfft, dass ihn der Centurio nach seiner Meinung fragte, war er doch gewöhnt Befehle einfach nur auszuführen. Dankbar für die klaren Anweisungen salutierte er deshalb schnell und befahl:


    "Männer, die Aktion sofort abbrechen! Das können wir noch später üben. Der Centurio wünscht, dass Ihr erst mal die Grundlagen des Exerzierens von der Pieke auf lernt."


    Cotta ließ die Formation auflösen und befahl den Streitwagen zu den Ställen zurückzubringen.


    „Wir machen also weiter mit Antreten, Ausrichten, Wenden, und in Formation marschieren.“


    Cotta baute sich vor den Männern auf:


    „milites state! - in duos ordines! - aciem dirigite!“


    „scuta sursum! - pila sursum! - pila inclinite! - pila sursum! - scuta dorsum! - scuta sursum! - pila sursum! - pila inclinite! - pila sursum! - scuta dorsum! - scuta sursum! - pila sursum! - pila inclinite! - pila sursum! - scuta dorsum! .....“


    Während Cotta die Befehle gab, beobachtete er die Männer.

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