• Livia und Hungi sind allein. Endlich. Er war müde von diesem aufregenden Tag und empfand das ständige Freundlich-Sein heute schon als strapaziös. Als die Tür sich schloss, fiel ihm diese Last ab wie ein Umhang, den er in eine Ecke schmiss. Apropos Umhang, diese unbequeme Toga, nicht rühren konnte man sich darin, er zog sich diese ab und legte sie auf eine Truhe. So ging es ihm gleich besser, er hatte das Gefühl, er könne schon freier aufatmen. Schon um einiges gelassener ging er zum Tisch, auf dem Kannen mit Wein und Wasser sowie einige Früchte bereitstanden, außerdem zwei Kelche, in die er Wein goss, puren Wein.


    Hier, probiere. Der hier schmeckt sehr gut. hielt Hungi seiner Frau einen der Becher hin. Danach schaute er kurz zum Fenster hinaus und trat dann zu diesem. Die Götter hatten ihnen heute einen schönen und warmen Tag geschenkt und auch jetzt in der Nacht waren sie gnädig und ließen kaum eine Wolke am Himmel erblicken. Vom Atrium hörte man Stimmen und Gelächter. Hungi schmunzelte und wandte sich dann wieder zu seiner Frau. Und? Wie ist er?

  • Livia kaut nervös auf ihrer Unterlippe und behält Hungaricus im Auge. Mit einem mulmigen Gefühl im Magen sieht sie ihm regungslos dabei zu, wie er seine Toga auszieht und in der schlichten Tunika zum Fenster geht. Den Weinbecher nimmt sie wortlos entgegen und weiß zuerst nichts so recht damit anzufangen. Als er sich ihr wieder zuwendet und sie anspricht, braucht Livia einige Sekunden, um den Inhalt seiner Frage zu verstehen. Sie stellt den Becher beiseite und legt ihren Schleier ab, da die Zeit dafür ohnehin gekommen ist. Dass der Wein unverdünnt ist, hat sie mitbekommen und ein Teil von ihr protestiert auch vehement dagegen. Ein anderer Teil von Livia ist jedoch der festen Überzeugung, dass immer mehr Wein die ganze Sache auch immer einfacher machen würde. So nimmt sie den Becher wieder auf und trinkt vorsichtig einige Schlucke.


    "Er ist gut."


    Sie will den Becher wieder abstellen, hält jedoch inne und trinkt noch ein paar große Schlucke mehr. Den schützenden Schleier hat sie nicht mehr und allzu gut weiß Livia, dass der nächste Schritt das Lösen des Wollgürtels um ihre Tunika ist. Sie trinkt den Becher bis auf den Grund leer und redet sich Mut ein. Erst jetzt stellt sie ihn wieder ab und entledigt sich der palla galbeata. Einzig der Herkulesknoten, in welchem der Gürtel gebunden ist, hält ihre weiße tunica recta nun noch zusammen. Das Herz klopft Livia bis zum Hals, doch sie versucht fieberhaft sich ihre Angst nicht anmerken zu lassen. Dies gelingt ihr mäßig und sie sieht unschlüssig zu Hungaricus auf.


    "Und nun?"

  • Sie wirkte längst nicht so souverän wie sonst. Das nicht zu bemerken würde bedeuten, blind und taub zugleich zu sein. Etwas belustigt, sich aber nichts davon anmerkend beobachtete er sie, wie den Becher fast ex leertrinkt. Schweigend trat er zu ihr hinzu, stellte den Becher seinerseits ab und musterte sie ein wenig. Wozu etwas sagen? Es war ohnehin klar, was kommen würde, für ihn zumindest. Und für sie wahrscheinlich auch.


    Erst nach ein paar Momenten griff Hungi nach dem Knoten und versuchte, diesen zu lösen. Schön fest war der Knoten, Hungi tat sich ein wenig schwer, kurz dachte er daran, es dem Alexander gleichzumachen und den Knoten einfach aufzuschneiden, doch er verzichtete darauf. So brauchte er eine kleine Weile, bis dieses vermaledeite Ding gelöst war. Ein lautes Lachen hallte zu ihnen ins Zimmer hinein. Etwas mißmutig schaute er in Richtung Türe, solche Störung behagte ihm jetzt gar nicht. Dann griff er nach seiner Tunika und zog sich diese über den Kopf. Nur wenig später landete die Tunika achtlos auf den Boden, er mochte sich nicht darum kümmern. So nackt stand er nun vor ihr, etwas auffordernd zog er an ihrer Tunika.

  • Wieder durchläuft ein kalter Schauer der Angst Livias Körper, als er sich an ihrem Gürtel zu schaffen macht. Sie spürt wie das Unvermeidliche immer näher rückt. Ihre Angst gesteht sie sich selbst inzwischen ein, doch sie weiß nicht, wie sie damit umgehen soll. So beißt sie vorerst nur fest die Zähne zusammen und verfolgt Hungaricus' Tun mit besorgten Blicken. Insgeheim spürt Livia, wie ihre sonst so gut funktionierende Fassade immer mehr zu bröckeln beginnt, doch sie sieht sich außer Stande etwas dagegen zu tun. Als der Knoten geöffnet ist, will ein Teil von Livias Anspannung schon von ihr abfallen. Doch für sie überraschenderweise zieht Hungaricus sich plötzlich aus und steht nackt vor ihr. So schnell hat Livia damit nicht gerechnet und sie zieht erschrocken die Luft ein. In ihrer Verblüffung mustert sie seinen Körper eingehend, ohne das Gesehene wirklich verarbeiten zu können. Er erscheint ihr mit seiner überlegenen Körpergröße, den breiten Schultern und den muskulösen Armen plötzlich noch größer, stärker und übermächtiger als zuvor. Deutlich sieht Livia ihm an und es wird ihr nur allzu bewusst, dass er ihr an Stärke weit überlegen ist. Sie kommt sich ungewohnt klein und schwach vor, ein leichtes Zittern geht durch ihren Körper als er an ihrer Tunika zupft. Es erscheint Livia weit außerhalb des Möglichen, dass nun auch sie sich vor seinen Augen entkleiden soll. Mit den Armen umklammert sie schützend ihren Oberkörper, weicht einen Schritt zurück und sieht ihn mit großen Augen an, als verlange er Unmögliches von ihr.


    Doch dann erwacht Livias innere Stimme der Vernunft wieder zum Leben und sie versucht sich wieder zusammenzureißen. So schlimm kann das Ganze schließlich nicht sein, wenn die anderen Frauen es auch durchstehen. Manchen scheint es immerhin sogar Spaß zu machen. Sie atmet tief ein, um wieder Mut zu fassen. Dann versucht sie sich vorzustellen, es sei nicht anders als an einem ganz normalen Tag in den Thermen, als wäre sie im Apodyterium und kleidete sich für ein anschließendes entspannendes Bad aus. So greift sie zum Saum ihrer Tunika, schließt ihre Augen und zieht sich schließlich unter dem Aufbringen von viel Überwindungskraft und Selbstbeherrschung aus. Den Stoff lässt Livia wie gewohnt achtlos zu Boden fallen. Noch immer mit geschlossenen Augen beginnt sie außerdem die Haarnadeln und vittae aus ihrer Frisur zu lösen und legt sie seitlich ab. Mit geübtem Handgriff streicht sie ein paar Mal durchs Haar, so dass es ihr wieder lang und glatt über die Schultern fällt. Erst jetzt wagt Livia wieder die Augen zu öffnen und Hungaricus anzusehen. Die Angst kriecht wieder in ihr Herz zurück und macht sich in einem Zittern am ganzen Körper bemerkbar. Unwillkürlich schlingt sie die Arme um ihren Oberkörper, als würde sie frieren. Mit großer Willensanstrengung unterdrückt Livia das Zittern und sieht Hungaricus wieder stumm und fragend an. Sie ahnt, dass sie sich nun auf das Bett begeben sollte, doch ihr Körper scheint wie gelähmt.

  • Der erschrockene Blick, das Zurückweichen vor ihm, das Halten der Arme vor ihrem Oberkörper, das war nicht nur normale Nervosität, wie es Frauen für gewöhnlich vor dem ersten Mal haben, das war schon mehr. Das war Angst! Argh! Innerlich verfluchte Hungi die Götter. Er wußte ja, irgendwo gab es einen Haken. Daß sie beide nicht so wirklich wollten, war ihm durchaus klar, aber daß sie ihn jetzt so abwehrte, so abstoßend empfand, das war für ihn eine absolut neue Erkenntnis. Im allgemeinen hatte er keine Probleme mit Frauen, entweder wollten sie auch weil sie es wollten oder sie wollten, weil er dafür bezahlte. Aber sonst hatte er nie eine Frau gezwungen, mit ihm sein Lager zu teilen, das war bisher einfach nie notwendig gewesen.


    Etwas genervt atmete er aus. Es nutzte nichts, er wollte den Erben, er brauchte den Erben, deswegen hatte er sie geheiratet und dafür mußte man vorher etwas tun, auch wenn sie es nicht wollte... und er es jetzt auch nicht wirklich will. Aber da mußten sie wohl beide durch. Sie beide werden sich schon an diese Tatsache gewöhnen.


    An diesem Gedanken hielt er sich fest, als er zu ihr hintrat, seine Arme an ihre Schultern legte und sie nicht ganz so sanft wie gewollt zum Bettrand führte und sie darauf drückte. Sein Vorhaben, sie mit etwas Charme zu verführen, hatte er schon längst aufgegeben, mit roher Brutalität wollte er sie aber auch nicht seinem Willen gefügig machen. Also mußte er seine Routine ausspielen. Hübsch war sie ja, und das, was er bisher von ihrem Körper gesehen hatte, war nicht nur als ansehnlich zu bezeichnen. Helle Haut, wohlgeformte Brüste und ein Becken, das einiges versprach... wenn nur sie wollte. Er beugte sich zu ihr herab, küsste Livia und drückte nun ihren Körper dabei aufs Bett. Wenn sie sich jetzt nicht allzu sehr verspannte, könnte es einigermaßen zufriedenstellend für beide Parteien über die Bühne gehen.

  • Livia merkt ihm seine Unzufriedenheit deutlich an und zieht unmerklich den Kopf ein wenig ein. Ohne sich zu wehren lässt sie sich zum Bett hinschieben und herunterdrücken. Die Kraft, mit der Hungarcius sie so unsanft dirigiert, schüchtert sie ein und steigert das beklemmende Gefühl in ihrem Magen noch mehr. Ehe Livia weiß, wie ihr geschieht, beginnt er sie zu küssen und sie auf das Bett herunterzudrücken. Im ersten Moment wehrt sie sich instinktiv gegen diese Behandlung und klammert sich an seinem Körper fest, um nicht hinten über zu fallen. Seine erschreckende und so plötzliche Nähe verursachen bei ihr eine Gänsehaut und ihre Angst scheint präsenter denn je.


    Doch noch immer ist die Stimme der Vernunft nicht gänzlich verstummt. Unermüdlich versucht Livia sich einzureden, dass es nicht so schlimm sein kann. Ein verzweifelter Appell an ihr eigenes Pflichtbewusstsein schafft es schließlich, dass sie wieder etwas ruhiger wird. Sie schließt die Augen und versucht das Ganze einfach nur geschehen zu lassen. Ihr vorher umklammernder Griff lockert sich wieder ein wenig und ungeholfen versucht sie seine Küsse zu erwidern. Eine vage Erinnerung an die zwei Male, wo sie sich bereits einmal geküsst haben, steigt in ihr auf. Sie versucht sich an die seltsame damals empfundene Leidenschaft zu erinnern. Es gelingt ihr jedoch nicht so recht und obwohl sie sich nun nicht mehr wehrt und sich behutsam auf das Bett legen lässt, verspürt sie einen inneren Aufruhr gegen all diese Vorgänge. Livia wird bewusst, dass sie überhaupt nicht weiß, was nun wie zu tun ist. Ihr bleibt nichts anderes übrig, als ihrem Mann die Initiative zu überlassen, so gut wie möglich zu reagieren und einfach zu hoffen...

  • Na wenigstens stieß sie ihn nicht weg, das war schon mal ein Anfang, fand er. Also ließ er sich Zeit und küsste sie weiter, nicht ganz aus uneigennützigen Gründen, da auch er nach der vorigen Enttäuschung etwas Motivation brauchte, um in die Gänge zu kommen. Damit sie nicht gar zu sehr zitterte, ob aus Aufregung oder wirklich wegen der frischeren Luft, zog er die Bettdecke über ihrer beider Unterkörper. Wärme sollte angeblich helfen, so hoffte er. Weiter schweigend fuhr er fort, sie zu liebkosen und bemerkte dabei, wie die Schatten der Öllampen ihre spielerischen Tänze auf ihrem Oberkörper verrichteten. Aus irgendeinem seltsamen Grund, den er wirklich nicht selber definieren konnte, gab ihm das Auftrieb. Er lächelte und küsste sie weiter, die Spannung, die sich in seinem Körper ausbreitete dabei wohl bemerkend. Schön langsam war es soweit, so legte sich Hungi nun endgültig auf sie. Er wollte sich nicht mehr zuviel Zeit lassen, der heutige Tag hatte ihn stark ermüdet und wenn er noch länger warten würde... naja, dann würde er einschlafen und das wollte er nun wirklich nicht. Langsam begann er, noch ohne Hast, aber seine Frau wurde jetzt wirklich zu "seiner" Frau.

  • Zwar hat Livia ihren Körper mittlerweile wieder unter Kontrolle, doch ihr Innenleben gleicht einem Chaos. Die Liebkosungen ihres Gemahls gefallen ihr zum Teil sogar, zum größeren Teil beängstigen und irritieren sie sie jedoch. Allzu deutlich merkt sie ihm seine Routine und die gekonnten, lang geübten Bewegungen und Handlungen an. Plötzlich fühlt sie sich wie eine von vielen, vermutlich hunderten von Frauen. Livia schluckt beklommen und versucht diese Gedanken zu vertreiben. Ihr Pulsschlag bleibt auf dem Niveau der Angst und an eine innere Entspannung ist nicht zu denken. Allein die Wärme von Hungaricus Körper und der Bettdecke scheint ihr einen Hauch von Geborgenheit zu vermitteln. Doch sie wehrt sich nicht mehr und versucht ihn vor allem nicht in seinem Tun zu behindern. Hin und wieder probiert sie zwar auf ihn einzugehen, doch gegenüber seinem so selbstbewussten Vorgehen ist sie sehr schüchtern und vorsichtig.


    Als er ihre Beine auseinanderdrückt und sich auf sie legt, spürt Livia ihren Puls wieder in die Höhe schnellen. Sie beherrscht sich, schließt die Augen und lässt ihn gewähren. Der stechende Schmerz, welcher sie dann plötzlich durchfährt, kommt jedoch völlig unerwartet. Unvermittelt stöhnt Livia leise auf und ihr Inneres verkrampft sich. Äußerlich beißt sie jedoch nur die Zähne fest aufeinander und ihre rechte Hand krallt sich im Bettlaken fest. Sie spürt wie ihr die Tränen in die Augen schießen wollen, kämpft diese jedoch entschieden zurück, während ihr Mann sich auf ihr zu bewegen beginnt. Vorsichtig öffnet sie die Augen wieder und blinzelt. Innerlich ganz und gar aufgewühlt durch den Schmerz und dieses vollkommen neue und gänzlich fremde Gefühl blickt sie ihn an und versucht vergeblich zu begreifen. Er hat die Augen geschlossen und einen Gesichtsausdruck, welchen sie so noch nie auf seinem oder einem anderen Gesicht gesehen hat. So fremd er ihr auch scheint, findet Livia ganz unerwartet darin doch noch eine einzige Sache, die sie nun weiter durchhalten lässt. Was auch immer sie in diesem Moment in diesem Gesichtsaudruck alles liest, so findet sie darunter doch keinerlei bösen Willen. Schicksalsergeben schließt Livia die Augen wieder, so rasch wie sie sie geöffnet hat, und streckt sich ihm sogar ein wenig entgegen, auf dass er diese Sache mit ihrem Einverständnis baldmöglichst zu einem Abschluss bringe.

  • Baldmöglichst... diesem Gefallen konnte Hungi ihr nicht so ohne weiteres machen. Er bemerkte durchaus ihre Verkrampfung und ahnte, warum sie das tat, allerdings hatte er keine Ahnung, wie sehr es sie schmerzte. Wie auch? Nachfühlen konnte er es ihr schon aus anatomischen Gründen nicht, außerdem war er doch ein wenig zu sehr mit sich selber beschäftigt, als daß er groß ihr schmerzliches Aufstöhnen registrieren konnte. So machte er weiter, die Spannung weiter in sich aufbauend, bis die gesuchte Erlösung seinen Weg fand, was er mit einem erleichterten Aufstöhnen quittierte. Keuchend sank er nieder, jetzt brauchte er ein paar Momente, bis er sich wieder ein wenig gesammelt hatte und dann von ihr abließ. Noch immer etwas außer Atem säuberte er sich und legte sich dann neben ihr hin, die Augen zur Decke fixierend, seinen Atem beruhigend. Schon spürte er, wie die Müdigkeit ihn übermannen wollte, doch noch sträubte er sich dagegen.

  • Wegen des Schmerzes beißt Livia ihre Zähne weiterhin fest zusammen. Teilweise erleichtert merkt sie allmählich, dass der Schmerz an sich nachzulassen beginnt und hauptsächlich dieses überaus fremde Gefühl der Vereinigung noch bleibt. Emotional kann sie dieses im derzeitigen Moment aber auf keine Weise einordnen. So lässt sie die Augen geschlossen, nimmt einfach nur wahr und erduldet. Erst als Hungaricus erschöpft auf ihr niedersinkt wagt Livia die Augen wieder vorsichtig zu öffnen. Sie beginnt zu realisieren, dass es nun vorbei ist und allmählich entspannt sich ihre Hand wieder, die vorher sich tief in das Bettuch gekrallt hat. Auch der Druck, mit dem sie die Zähne aufeinandergepresst hat, lässt nach und über die ganzen Vorgänge verblüfft, irritiert und ratlos sieht sie auf ihren erschöpften Mann herab. Ihr eigener Atem geht, wenn auch aus anderen Gründen, nun genau so schwer wie seiner.


    Bevor Livia weiter reagieren kann, löst er sich wieder von ihr und legt sich daneben aufs Bett. Ihr Blick folgt ihm, irgendwie fühlt sie sich wie in einer unwirklichen Welt, deren Eindrücke sie einfach nicht verarbeiten kann. Noch immer spürt sie die Verkrampfung ihres Unterkörpers und eine Nachhall der eben noch so präsenten Vereinigung. Der Schmerz ist zwar noch da, hat aber schon stark nachgelassen und wirkt mehr wie eine Erinnerung. Livia fühlt sich mit all diesen neuen Eindrücken schlichtweg überfordert und seufzt leise. Nach der fast panischen Angst, die sie vorher gehabt hat, scheint ihr das Ganze nun doch einigermaßen glimpflich abgelaufen zu sein. Doch sie will jetzt nicht länger darüber nachdenken. Sie sehnt sich nach Ruhe und Geborgenheit. Vielleicht aus Verzweiflung, vielleicht aus Mangel an anderen Gelegenheiten sucht sie diese an ungewohntem Ort. Mit einer leichten Drehung rutscht sie wortlos an Hungaricus heran und schmiegt ihren Rücken an seine Seite. Das wärmende Bettuch zieht sie weiter hoch und verbirgt ihr Gesicht darunter. Sie kann die Tränen, welche ihr nun stumm aus den Augen fließen, nicht verhindern, doch sie will ebenso wenig, dass ihr Mann sie bemerkt.

  • Hungi sinnierte gerade über das Geschehene. Sie hatten es hinter sich gebracht. Ein Hochgefühl empfand er nicht wirklich, aber es war auch nicht so schlecht gewesen, wie er am Anfang befürchtete. Er hatte seine Pflicht erfüllt, so einfach war das. Hungi war erleichtert, daß dieses Thema nun abgehakt war, die nächsten Male würde es einfacher sein, sie weiß jetzt, was in einem solchen Falle passiert, und wer weiß, vielleicht hätten sie mit der Zeit sogar Spaß daran.


    Etwas überrascht nahm Hungi zur Kenntnis, daß seine Frau zu ihm kam, wenn auch noch distanziert. Er hatte eigentlich angenommen, daß sie sich von ihm fernhalten würde, so wie es eigentlich bisher immer so war. Dann erinnerte er sich daran, daß viele Frauen danach ein immenses Bedürfnis nach Kuscheln hatten, allerdings hatte Hungi das seit Aemilia keiner mehr erlaubt. Es widerstrebte ihm auch jetzt, seiner Frau diesen augenscheinlichen Wunsch zu erfüllen, er sah aber durchaus ein, daß sie nach diesem Erlebnis wohl ein gewisses Maß an Zuneigung benötigte. Als er kurz aufsah und ihr Gesicht unter der Bettdecke versteckt sah, revidierte er aber seine Meinung grundlegend. Sie brauchte wohl mehr als nur ein gewisses Maß, denn hier lag nicht die Frau, die er ansonsten kannte, kühl, distanziert und erhaben. Langsam dämmerte ihm, daß ihr das gerade Geschehene nicht nur einfach peinlich war, und er ahnte, was er gerade angerichtet hatte. Er seufzte unhörbar, über sich selbst, über das Geschehene, legte sich nah hinter seiner Frau hin und umarmte sie. Seine Hand auf ihrem Bauch ruhend, begann er diesen mit seinem Daumen leicht zu streicheln, sanft, zur Beruhigung. Innerlich jedoch wartete er darauf, daß sie ihn zurückstoßen würde...

  • Erschöpft liegt Livia auf der Seite und spürt die Anspannung langsam von sich abfallen, während die Tränen weiter aus ihren Augen fließen. Dass sie plötzlich umarmt wird, damit hat sie nicht gerechnet. Reflexartig zuckt sie im ersten Moment leicht zusammen, entspannt sich jedoch gleich wieder. Sie ist einfach zu erschöpft, sich noch groß gegen irgendetwas zu wehren und die Wärme, die von dem Körper ihres Mannes ausgeht, hat trotz allem etwas beruhigendes. Einige Sekunden lang hält sie noch angstvoll die Luft an, spürt seine Hand auf ihrem Bauch und wartet ab, was er weiter tun wird. Doch da er es dabei belässt und sie einfach nur vorsichtig streichelt, atmet Livia langsam weiter und versucht sich an dieses neue Gefühl zu gewöhnen. Zeit ihres Lebens hat sie allein in einem Bett geschlafen. Umarmungen haben sich stets auf verwandtschaftlich-keusche und vor allem bekleidete Anlässe beschränkt. In vollkommener Nacktheit ist sie in dieser Form mit einem Mann nicht einmal ansatzweise zusammen gewesen.


    Auch jetzt gleicht Livias Inneres noch einer einzigen Wunde. Doch die beruhigende Wärme und seine Nähe beginnen ihr einen Teil des Leides zu nehmen. Zwar reagiert sie äußerlich nicht auf Hungaricus Umarmung, doch innerlich ist ein kleiner Teil von ihr ihm dankbar dafür. Selbst wenn sie einander in vielerlei Hinsicht so fern sind, scheint er in diesem Moment der einzige Mensch auf der Welt zu sein, der ihr ein wenig Verständnis entgegenbringt. Livias Atem wird langsam ruhiger. Sie weint zwar noch lautlos in sich hinein, beginnt sich unter seinem Streicheln jedoch allmählich zu entspannen und fällt schließlich in einen tiefen und erschöpften Schlaf.

  • Hungi indes blieb noch einige Zeit wach. Zwar war auch er sehr müde vom heutigen Tag, aber er konnte irgendwie noch nicht einschlafen. Zuviele Gedanken schwirrten ihm in diesem Moment im Kopf herum, Gedanken, die er einfach nicht los wurde. Irgendetwas passte ihm nicht, doch wenn man ihn gefragt hätte was, hätte er nicht antworten können. War es die Hochzeit? Die Tatsache, daß er verheiratet war? Die Tatsache, daß er mit ihr verheiratet war? Oder die Hochzeitsnacht, die irgendwie komplett anders verlief als die damals mit Adria?


    Um Livia nicht aufzuwecken, bewegte er so sachte wie möglich den Arm weg von ihr und legte sich auf den Rücken. Mit den Händen fuhr er sich durch das Gesicht und schnaufte einmal viel zu laut auf. Sofort erschrak er ein wenig und schaute, ob er Livia dadurch aufgeweckt hatte. Doch die schlief mit ruhigem Atem weiter, so daß er sich gleich wieder beruhigte und weiter seinen Gedanken nachhing, solange bis er doch endlich einschlief. Doch einen ähnlichen Schlaf wie seine Frau fand er dabei nicht, immer wieder wachte er kurz auf, und wenn er in Morpheus Armen weilte, so träumte er unruhig, doch die Träume selber verschwanden sofort und mit ihnen auch die Erinnerung daran, sobald er aufwachte.


    Als der Morgen graute und Hungi gerade wieder aufwachte, reichte es ihm endgültig. Livia schlief noch, kurz blickte er sie an, streichelte ein wenig ihre Seite - warum er dies tat, konnte er nicht sagen - und stand dann auf. Gleich als er das Bett verließ, merkte er auch, daß er sich wie erschlagen fühlte. Sämtliche Muskeln im Nacken und Rücken schmerzten und er lechzte förmlich nach einem lauen Bad und einer kräftigen Massage von einem nubischen Sklaven. Das Bad war an sich nicht so ein Problem, schon eher das Fehlen eines kräftigen der Massage kundigen Sklaven im Hause Vinicia. Ein Manko, das er bei nächster Gelegenheit zu beheben gedachte. Hungi trat zum Tisch, schenkte sich dort etwas Wasser in seinen Kelch ein und trank, während er zum Fenster hinausschaute. Noch war es ruhig in Rom, doch bald schon würde sich das ändern und der alltägliche Lärm würde beginnen zu erschallen. Der Kelch war leer, als er diesen auf den Tisch leise zurückstellte, sich eine Tunika überzog und das Ehegemach verließ Richtung Atrium, wo er auch schon einen Sklaven anfand und diesen anwies, dem Hausherrn ein Bad einzulassen und seine Gewänder für den heutigen Tag dorthin zu bringen. Er wollte seine Frau nicht früher begegnen als notwendig und er glaubte, nein, er wußte, daß sie wohl ebenso darüber dachte.

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