Ein leerstehendes Officium


  • Mit dem Auguren, dem sie kaum die Möglichkeit einer anderen Entscheidung gelassen hatte, kam Turia im leerstehenden Officium an und öffnete dieses, um ihn hereinzubitten. "Kann ich dir vielleicht noch etwas zu trinken bringen?" bot sie sich freundlich an.


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  • Tiberius war der Priesterin wortlos gefolgt, hatte bloß genickt und war dann - den versammelten Personen vor dem Officium ansichtig - mit ihr zu eben diesem Officium gegangen, dass er nun betreten hatte. Er sah sich in dem Raum um und entsann sich erst dann der Frage, die man ihm gestellt hatte. Er wandte sich wieder zur Priesterin um.
    "Nein, danke. Viel Erfolg bei euren weiteren Arbeiten. Vale.", sagte er schlicht und zeigte ein eher ein wenig frostiges Lächeln.
    Mit leichter Anspannung erwartete er die Ankunft der Pontifex Hispania.

  • Helena hatte sich mit der Besprechung ein wenig beeilt, damit sie rasch zu dem Auguren konnte. Es war höchste Zeit geworden, dass hier einer eintraf und sie war froh, dass man ihr Bitten wohl erhört hatte. Turia hatte sie zuverlässig informiert und so trat sie nun mit raschen Schritten in ihrer blütenreinen Tunika mit dem schmalen Purpurstreifen ein und nickte Sophus freundlich zu. "Salve! Es freut mich, dass nun doch Du hier bist." Sie schneite an ihm vorbei und setzte sich auf ihren Platz.

  • Tiberius nickte der Pontifex zu und lächelte.


    "Pontifex Helena. Es freut mich, euch wieder zu sehen. Nun, ich bin entsprechend der kaiserlichen Weisung hierhin geeilt. Offenbar haben sich eure Bemühungen in sofern ausgezahlt. Ich bin vor kurzem erst eingetroffen, habe also noch kein Bild von der momentanen Situation. Gibt es irgendwas, über das ihr mich noch informieren müsstet?"

  • "Ja. Der Tempelbau schreitet voran und die Gelder sind beisammen. Das Grundstück wurde bereits erwählt und nun fehlt nur noch dein Wort, ob der Boden auch den Göttern geweiht ist! Da hätte ich allerdings noch eine Bitte. Würde es dir etwas ausmachen, noch etwas länger Gast zu sein? Ein weiterer Tempel ist schon in der fortgeschrittenen Planungsphase, ein Tempel für den Kaiser, der ebenfalls geweiht werden muss. Hispania hat schöne Seiten und ich würde mich freuen dich als Gast in unserem Hause sehen zu können." sagte sie mit einem freundlichen Lächeln. "Ich hoffe, ich habe Dich nicht allzusehr überrumpelt." schmunzelte sie.

  • Tiberius schmunzelte.


    "Es läge durchaus in meinen finanziellen Mitteln, mir hier eine Bleibe zu besorgen, allerdings wäre ein solches Haus wohl vorzuziehen. Nun, ein längerer Aufenthalt liegt durchaus in meinem Interesse. Wisst ihr, irgendwann ödet Rom den Geiste an. Es bietet nicht eine gewisse Freiheit, die den Provinzen zu eigen ist. Freilich, für die Mittellosen ist Rom ein guter Ort, da sie dort ernährt werden können, doch für die besser Ausgestatteten ist es wohl zeitweilig eher hinderlich, dort zu sein."


    Er seufzte leicht.


    "Gut. Also ein weiteres Gebäude. Ich begrüße die Initiativen eurer Provinz und bin gern bereit, Unterstützung zu gewähren. So sei also dieser Punkt geklärt. Sagt, im Falle einer Annahme des Bauplatzes durch die Götter, wäret ihr bereit, euch noch einmal für mein Kommen einzusetzen? Es ist anzuraten, die Einweihung der Gebäude ebenfalls im Beisein eines Auguren durchzuführen. Die Inauguration als solche ist eine gute römische Tradition, an deren Erhaltung ich als ehemaliges Mitglied der Factio Albata natürlich persönliches Interesse habe."

  • "Du bist immer willkommen, Annaeus Sophus. Ich habe dich als guten und vor Allem ehrbaren Bürger kennengelernt und auch nie etwas negatives über dich vernommen. Ich kann deine Einstellung zu Roma sehr gut verstehen, denn ich selbst schätze diese Stadt auch nicht sehr, obwohl ich dort aufwuchs. Tarraco hat mich vom ersten Tage an gebannt und ich bin hier kaum mehr wegzuholen." lächelte sie und legte sich die Palla etwas zurecht, während sie sprach. "Und gern würde ich mich für dein Kommen einsetzen. Ich bin froh ob deines Angebotes, denn so kann ich dem Pontifex Maximus direkt auch ein Lob bezüglich deiner Bemühungen aussprechen. Ich hoffe ich falle jetzt mit all meinen Bitten nicht zu sehr mit der Tür ins Haus. Ich schätze mehr als wenige Monate kann Rom dich nicht entbehren, ansonsten würde ich dir anbieten, den Tempelbau mitzuverfolgen und dir die weitere Reise zu ersparen."

  • Tiberius zuckte mit den Schultern.


    "Ich weiß es nicht. Meiner bescheidenen Meinung nach sind die Dinge, die ich in Rom in der momentanen Situation zu tun habe nicht der Rede wert und es handelt sich vornehmlich um Dinge, bei denen sich schlicht auf die alten Urteile der Vorgänger in diesem Amt berufen werden kann, während das hiesige Projekt durchaus persönliche Begutachtung erfordert und ein wichtiger Grundstein der Weiterentwicklung der Provinzen ist. Wir dürfen schließlich nicht vergessen, dass mit dem Schwert vielleicht das Land erobert wird, aber nur mit unserer Zivilisation und mit unserer ganzen Konzentration werden auch die Geister der dort lebenden Menschen erobert."


    Er lächelte wieder.


    "In jedem Falle würde es einer weiteren Rücksprache mit dem Pontifex Maximus bedürfen, nehme ich an. Allerdings wird es ihm wohl zweifellos leichter fallen, einen Auguren in der Prozvinz zu belassen, als ihn ein zweites mal dorthin zu entsenden. In sofern wäre wohl die Beaufsichtigung der Bauarbeiten ein guter Ansatz."

  • Je weiter das Gespräch führte, desto interessanter wurde es aus ihrer Sicht. "In der Tat dürfen wir das alles nicht vergessen und ich bin mir sicher, dass der Pontifex Maximus und das Collegium Pontificium dafür Verständnis haben werden. Ich werde einen Brief aufsetzen und darin die Bitte ausführen, dass Du einen verlängerten Aufenthalt genehmigt bekommst. Du hättest nicht viel vom ständigen Umherreisen und ich bin mir sicher, dass die Priesterschaft in Rom das nicht anders sieht. Es wäre sehr gut, wenn ich jemanden an meiner Seite hätte, der mir bei Hispanias Adminstration unter die Arme greift und vor Allem als Begutachter der Bauprojekte hier ist." Helena stellte ihr eines Bein in leichtem Winkel hinter das Andere - eine Geste die sie dann machte, wenn sie ein Gespräch als interessant empfand und mit einer weiteren Ausführung dessen rechnete.


    "Gut, also ich nehme zu Protokoll: Argumente sind die Beobachtung der Baufortschritte, die beschwerlichen Reisen und auch die Mithilfe bei der Betreuung Hispania's." schmunzelte Helena und stand auf, um eine Weinkaraffe von einem Seitenschrank zu holen, die vor dem Beginn des heutigen Tages dort abgestellt wurde. Sie goss sich einen Becher ein und verdünnte den Wein. "Möchtest du auch einen?" fragte sie mit freundlicher Stimme und deutete auf die Kanne.

  • Er stockte kurz, als er den Mund öffnete, um instinktiv die für ihn gewöhnliche Ablehnung des Getränkeangebots auszusprechen, doch das deutlich wärmere Klima der Provinz hatte seine Kehle ausgetrocknet, und so besann er sich eines besseren.


    "Ja, danke. Diese Argumente wären aufzuführen, das denke ich auch. Die Betreuung Hispania, ja... eine konkrete Maßnahme wäre die Einrichtung eines provisorischen Auguraculums. Im Grunde reicht natürlich einfach eine freie Fläche, auf der ein Templum zu ziehen ist, um die Beobachtungen durchzuführen, doch es ist freilich eine etwas... aufwändigere Einrichtung vorzuziehen. Hättet ihr einen Vorschlag für einen passenden Platz hier in der Stadt? Idealerweise natürlich im Tempelbezirk selbst, um lange Wege zu vermeiden."


    Er schmunzelte, als er die nächsten Worte hinzufügte.


    "Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass besonders die Bauern sich mit dem Rat eines Auguren besser fühlen."

  • "Sehr gut." sagte sie und goss hier ebenfalls den Wein ein, verdünnte ihn abermals mit Wasser. Dann kam sie langsam mit den beiden Becher wieder zum Tisch zurück und stellte ihm seinen Becher auf seine Seite des Tisches. Sie vergoss einen kleinen Schlck für die Götter, ehe sie ihn an den Mund führte und ein paar kleine Schlücke trank, während sie seinen Worten lauschte. "Das mit dem Auguraculum lässt sich gewiss einrichten, solange kein extra Bauwunsch vorliegt sondern ein leerstehendes Gebäude bezogen werden kann." sagte sie ebenfalls mit einem Schmunzeln auf den Lippen und stellte den Weinbecher wieder ab. Mit interessierter Stimme fragte sie dann: "Wie sieht denn diese eigene Erfahrung aus?" Sie glaubte, da lag ihm eine kleine Geschichte auf der Zunge, da er diese eigene Erfahrung so betonte und wartete gespannt.

  • Er nickte ihr dankbar zu, als sie den Becher vor ihn stellte. Er erhob ihn, tat es seiner Gastgeberin gleich, indem er etwas verschüttete, "Für die Götter." murmelte und dann einen Schluck trank. Er runzelte kurz die Stirn über den ungewohnten Geschmack. Er wurde sich bewusst, wie lange schon sein letzter Schluck Wein her war. Seine Gesicht entspannte sich aber rasch wieder. Die Pontifex verfügte über weitaus bessere Weine als man sie oftmals in Rom selbst bekam. Er musterte den Becher noch einmal kurz, stellte ihn dann ab und antwortete auf die Frage:
    "Nun, entgegen der gemeinhin üblichen Vorstellung besteht die Arbeit eines Auguren nicht nur daraus, am Auguraculum zu stehen und dort den Menschen Rat zu geben. Zweifellos, das ist die Hauptaufgabe, aber viel Zeit nimmt einerseits auch die Archivierung jedes Ratsspruchs und zweitens auch die Untersuchung der Briefe aus dem ganzen Imperium in Anspruch, die über Phänomene in der Natur berichten. Ihr würdet erstaunt sein, welche Phantasie die Bauern zeitweise entwickeln. Da lassen Bauern von ihrem vielleicht im Rausch verwirrten Geist bewegt von einem gutmütigen Scriba Briefe nach Rom schicken, die von zweiköpfigen Adlern, von Vögeln, die einen Blitzeinschlag überstehen und derlei Dingen berichten. Einerseits natürlich in den meisten Fällen Unsinn. Wir dürfen davon ausgehen, dass die Götter zumeist eher im Verborgenen wirken und sich - sollten sie sich zeigen wollen - das eher in deutlicherer Weise und im Beisein des Kaisers oder zumindest eines Priesters tun werden."


    Er räusperte sich.


    "Andererseits aber stellt eben auch diese Arbeit eine wichtige Stütze für die Absender dieser Briefe dar. Sie glauben daran, die Götter gesehen zu haben, glauben eben dadurch auch an ihre Existenz und an ihre weltliche Wirkung. Kurz: Sie glauben an unsere Götter und akzeptieren die Autorität des Cultus Deorum und damit auch an die Autorität des Kaisers. Man kann davon ausgehen, dass ich einige dieser Geschichten auch hier zu hören bekommen werde. Das wird sicher auch Aufschluss darüber geben, in welchen Regionen vielleicht noch Arbeiten im Sinne des Imperiums zu tun sind."


    Er nahm noch einen Schluck.

  • "Geschichten können schon erstaunlich werden, ja. Besonders dann, wenn sie über verschiedene Münder ihren Weg zum Ohr suchen und die Gestalten und Ereignisse dabei immer kurioser werden." bestätigte Helena den Auguren nickend und führte den Wein ein weiteres Mal an ihren Mund. Sie schien einen wirklich weisen Mann vor sich zu haben - einen guten Priester und echten Auguren. Dieser Gedanke bewegte sie zu einem warmen Lächeln. "Ich denke ebenfalls, dass die Götter so handeln. Es sei denn sie wollen den Sterblichen einen kleinen Streich einjagen und gerne solche Geschichten beobachten. Ich könnte mir gut vorstellen dass dies zu mancher Wirrung beim einfachen und häufig ahnungslosen Volk führen kann." scherzte Helena ein wenig.


    "Die Religiosität war in Hispania einst nicht besonders gut. Eine Zeit lang hatten wir nicht besonders viele Priester, denn einige starben und viele verließen die Provinz. Die letzten Jahre waren nicht besonders gut. Erst seit vielleicht zwei Jahren erfreut sich der Cultus Deorum wieder eines höheren Ansehens. Die Leute besuchen die Tempel wieder öfter und es gibt auch wieder mehr Interessenten, die in den Dienst der Götter treten wollen." erklärte Helena die Lage in Hispania. "Erst gestern habe ich eine hervorragende Sacerdos mit ihrer Discipula nach Germanien verabschieden müssen, aber andererseits brauchen sie dort wirklich jeden der den Götterkult stärken kann." Sie legte ihre Hände auf den Tisch und flocht sie ineinander, während sie das Gesicht des Auguren musterte. Eine widersinnige Frage kam ihr in den Kopf: Wie kam er wohl mit der Flaminca zurecht? Es waren ja nur wenige die sich mit ihr wirklich verstanden. Sie konnte sich gut vorstellen dass dieser Augur genau Claudias Wünschen entsprach. "Aber ich jedenfalls bin froh, einen Auguren hier zu wissen." bestätigte Helena Sophus in seinem Vorhaben ein wenig zu erkunden. "Hast du vielleicht eine Idee, wie man noch mehr junge und ruhig auch ältere Menschen in den Dienst der Götter ziehen könnte?"

  • Er musterte kurz einen unbestimmten Punkt an der Wand, sich anscheinend eine Antwort zurechtlegend.


    "Eine schwierige Frage. Der Wille der Götter kann logischerweise nur von dem erahnt werden, der diesen Willen auch erfahren möchte und gleichzeitig die Übermenschlichkeit der Götter begreift. Die Frage ist also: Wie begeistert man eben jene klugen jungen Menschen, die vielleicht soeben erst ihre ersten Gehversuche im geordneten Denken an der Schola Atheniensis gemacht haben aber trotzdem damit rechnen, in der Politik erfolgreich zu sein für diesen Pfad der göttlichen Tugenden und Arbeiten? Als Anreiz Geld oder ähnliches zu stellen, wäre sicher der falsche Weg. Denn die Menschen müssen an der Arbeit selbst interessiert sein, wenn diese Arbeit gut sein soll."


    Er schmunzelte leicht.


    "Das wiederum mag bei der Politik anders sein. Wie also begeistert man einen vielleicht schon etwas dekadenten jungen Römer für Arbeit? Ich persönlich glaube an die Lehren des Annaeus Seneca, der eine gewisse Genügsamkeit anstrebte. Die Beseitigung der Dekadenz stellt den ersten Schritt dar. Was aber mag jemanden davon überzeugen, diese Annehmlichkeiten aufzugeben? Das einfache Wort, dass dieses Imperium eben nicht von denen errichtet wurde, die herumliegen und exotische Speisen essen, ist zwar wahr, hat jedoch auf die meisten keine Wirkung. Man müsste eine Möglichkeit finden, die für den Cultus Deorum idealen Weg als erfolgreich und eben besser darzustellen und das nicht nur theoretisch sondern praktisch. Man müsste also die Erfolge des Priestertums beweisen. Und das, Pontifex, tut ihr in gewissem Sinne bereits. Die ambitionierten Bauprojekte hier sind ein klarer Beweis für euren Erfolg. Seht, Volk von Rom, der Cultus Deorum hat etwas geschaffen."


    Er lächelte.

  • Sie lauschte mit INteresse seinen Worten und nickte nur ab und zu zustimmend. Er hatte Recht, Geld ist gewiss der falsche Weg. Damit kann man Sicherheitsbeamte und auch Stadtbeamte locken, aber der Dienst an den Göttern ist etwas, was aus dem Herzen kommen muss und was man sich wünscht, zu tun. "Du sprichst wieder einmal wahr, Augur. Niemand könnte den Göttern wirklich dienen, wenn die Liebe und der Glaube zu ihnen nicht echt ist." sagte sie darum und nickte noch einmal. Sie hob ihren Becher an und nippte dieses Mal etwas weniger sicher, sondern eher nachdenklich an diesem.


    Als er weiter ausführte, was seine Meinung war, bildete sich ein weiteres warmes Lächeln in ihrem Gesicht und sie nickte. "Ja, damit wirst du gewiss Recht haben. Aber ich wiederhole mich. Ich habe bereits auch schon einen Schüler, der später in dem Capitol dem Iuppiter dienen wird. Er ist mir sehr viel Eifer dabei. Wir sind dabei, nun viele Projekte auf die Beine zu stellen, um zum einen die Provinz interessanter zu machen. Vielleicht muss nicht nur der Cultus Deorum erfolgreich sein. In unserem Falle ist die ganze Provinz ein wenig missmutig, was daher rührt, dass, wie ich glaube, hier eine Zeit lang einiges schief gelaufen ist. Doch nun haben wir eine sehr kompetente Verwaltung." Sie strich sich ihre eine widerspenstige Strähne, die sich immer wieder löste, zurück und setzte wieder an: "Nicht jede Gottheit wird in jeder Provinz verehrt. Ich würde gerne deine Meinung wissen, welche Gottheiten für Hispania besonders wichtig sind. Gesorgt haben wir bislang für Venus, Mercurius und Mars, nun auch für die capitolinische Trias und den Kaiserkult. Aus einer privaten Aktion heraus erwuchs eine aedicula aesculapus und bald so der Proconsul, wird sich um einen Fortunatempel gekümmert. Ceres oder Diana wären ebenfalls gut zu integrieren, doch welche von ihnen?" Sie sah ihn gespannt an.

  • "Ceres oder Diana. Eine nicht ganz einfache Frage und sicher auch eine der persönlichen Neigung. Aber wenn ihr meine Meinung hören wollt, so würde ich eher Ceres wählen. Ich halte die Landwirtschaft trotz aller großen Zivilisation, die das Imperium hat immer noch für eine der wichtigsten Stützen. Eine Verbundenheit mit den Bauern durch die Integration des Ceres-Kultes in Hispania zu demonstrieren wäre also sicher nicht falsch. Vielleicht könnte damit sogar der hin und wieder entstehende Zwist zwischen den Großgrundbesitzern und Kleinbauern ein wenig entschärft werden, da beide Parteien sich in ihrer Arbeit und in ihrem Glauben einig sind. Das ist aber selbstverständlich nur Spekulation.
    Welche Gottheiten besonders wichtig seien fragtet ihr noch. Nun, zweifellos ist die capitolinische Trias ein Grundpfeiler der römischen Religion, daher kann man ihre Bedeutung gar nicht hoch genug einschätzen. Mercurius ist in den momentanen Zeiten des Wohlstandes und der großen Ausdehnung des Imperiums sicher auch nicht unbedeutend, gerade für die Provinzen. Venus und der Kaiserkult ergänzen sich nach den Lehren Iulius Cäsars und können die Autorität der römischen Administration stärken, eine wichtige Aufgaben jeder Provinzregierung.
    Mars... nun, Mars kommt bei der Expansion des Reiches sicher immer eine vestärkte Bedeutung zu, doch muss ich sagen, dass ich ihn für Hispania eher weniger zentral sehe. Um die Verbundenheit mit den Legionen zu demonstrieren ist es sicherlich ein gutes Beispiel, doch sollten die militärischen Handlungen in Hispania vorrüber sein und es ist in meinen Augen auch wichtig, das Volk diesen Punkt bewusst zu machen. Wenn der Eindruck von Sicherheit entsteht, ist mehr Platz für andere Schwerpunkte und der Lebensstandart der Bevölkerung hebt sich über den nackten Überlebenskampf. Und das sollte schließlich das Ziel jeder römischen Expansion sein: Die Länder zu verbessern.
    Aesculaps nun zuletzt. Ich kann dazu nicht viel sagen, da ich mich zugegebenermaßen nicht viel damit beschäftige. Es ist sicher sinnvoll, diesen Kult am Leben zu erhalten, doch sollte man ihn wohl nicht als zu zentral gewichten.
    Soweit meine Meinung."


    Er nahm noch einen größeren Schluck Wein.

  • Sie hatte sich während seiner Worte zustimmend nickend ein wenig nach hinten gelehnt. "So sehe ich das auch. Mit der Ceres und der Diana werde ich mir noch die Meinung des Duumvir einholen, doch die deinige schwer gewichten. Ich sehe es auch ähnlich und denke an eine nähere Integration beider Göttinnen, sind sie beide doch nicht unwichtig." bestätigte sie seine Worte. "Soweit gebe ich auch deiner restlichen Meinung recht. Mars wird hier aufgrund der einst hier stationierten Legio IX verehrt und es wäre keine höfliche Geste den Tempel abtragen zu lassen." schmunzelte Helena. Es war eine gute Sache, wenn er länger hierbleiben könnte. Er war erfahrener als sie und gewiss auch weit weiser. Er würde während der Zeit einen hervorragenden Ratgeber und manches Mal gewiss auch Lehrer geben. "Aber gut, kommen wir erst einmal zu dem Thema zurück, weshalb ich dich überhaupt hierhergeholt habe - das Capitol. Der Duumvir wünscht dieses Gebäude so bald wie möglich zu errichten und alles wartet nur noch auf dein Wort, Augur. Nun würde ich gern von dir hören - wie würdest du die Weihe vornehmen? Ein kleines Fest daraus machen? Im rein priesterlichen Rahmen..?"

  • Er lehnte sich etwas zurück und legte nachdenklich die Fingerspitzen zusammen.


    "Meine Erfahrung dazu ist begrenzt, also kann ich diesbezüglich nur spekulieren, was sinnvoll wäre. Aber ich hielte eine Feier für angebracht. Einerseits zu Ehren der Götter, sicherlich, andererseits auch um das Gebäude besser zu präsentieren. Einige der reichen Bürger der Stadt und der Umgebung könnten eingeladen werden. Ihr sagtet ja schon selbst, wenn ich mich recht entsinne, dass die Gebäude vornehmlich durch private Spenden finanziert werden müssen. So könntet ihr neue Spender finden. Und natürlich auch die Namen der Spender noch einmal offizieller bekannt geben um zu zeigen, dass der Cultus Deorum auch Hilfe zu schätzen weiß. Meine eigene Anwesenheit und die Inauguration könnten die entsprechenden Personen natürlich noch im Sinn des Gebäudes bestärken, doch unabhängig davon wäre ich gern bei der Weihe anwesend. Der Tradition wegen.
    Nun aber noch zum Bau des Capitols. Ich bin grundsätzlich bereit, die Zeremonie durchzuführen, alles was ich brauche ist mein lituus und meine Toga."

  • "Genau. Das Capitolium lasse ich für meinen verstorbenen Mann erbauen. Er hat Minerva immer besonders geehrt und auf diesem Wege komme ich ihm und den Göttern entgegen, wenngleich ich ob der größe meine eigenen Gelder mit einfließen lassen musss. Ich möchte sein Andenken bewahren. Sein Ziel war es immer, einen Tempel für Minerva zu errichten." erzählte Helena die Beweggründe. Letztlich würden als Spender sie und Maximus aufgelistet werden, was sie zum Lächeln brachte. Er wäre sicher glücklich darum, wenn er davon wüsste.


    "Nun gut, ich nehme an das Wichtigste ist besprochen. Gibt es noch von deiner Seite etwas? Ansonsten würde ich mich nun um den Duumvir kümmern, der ebenfalls bereits wartet. Ich würde mich allerdings sehr über ein weiteres anregendes Gespräch zu Abend freuen." lud Helena ihn ein. "Solltest du also nun wünschen, in mein Heim einzukehren, werde ich einen Sklaven anweisen, Dich dorthin zu geleiten und dir ein Zimmer bereitzustellen."

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