Zwei spanische Reisenden auf dem Weg zum Glück!

  • Quintus sah Valeria erstaunt an, als diese ihn zur Seite schob. Besorgter Miene blieb er neben dem Bett stehen und sah auf Valeria und was sie machte. Aus den Augenwinkeln konnte Valeria sehen, dass Apollonius vom Eingang verschwand und wohl den Gang entlang ging. Die Sklavin Ylwa war inzwischen bewußtlos geworden. Quintus nickte langsam. "Ja, sie heißt Ylwa." Seine Stimme klang rau und bewegt als er die Worte sprach. Besorgt schürzte er seine Lippen und schwieg für einen Moment. "Ich...ich war schon seit längerer Zeit nicht mehr hier!" murmelte Quintus etwas planlos.


    Er lehnte sich an den Bettrahmen. "Mein Bruder hat sie immer schon gehaßt. Aber dass er soweit geht..." Quintus sah fassungslos auf Ylwa herunter. "Ich muss einen Medicus holen!" Er seuftzte schwer. "Der nächste Medicus ist erst im Soldatenlager!" Nachdenklich kratzte er sich am Kinn. "Aber die alte Edla kennt sich damit auch aus." Er richtete sich auf und machte Anstalten nach draußen zu eilen...

  • Valeria reinigte die Sklavin weiter und fragte sich verwundert, wo Apollonius hin ging. Aber sie hatte keine Zeit, weiter darüber nachzudenken, sondern lauschte den Ausführungen des Quintus. Als er von einem Medicus sprach, wünschte sie sich eigentlich Apollonius zurück. Aber wo immer er auch hin verschwunden war, er war sicher mit Absicht gegangen, um etwas zu holen oder auch, um die drei allein zu lassen. Valeria seufzte und hielt Quintus dann zurück.


    "Warte. Ich bin Medica. Und Apollonius ist ebenfalls ein Medicus. Er ist mein Lehrmeister", erklärte sie. Wieder wrang sie das Tuch aus und wischte erneut Blut und Schmutz fort, damit man wenigstens das Ausmaß der Wunden überhaupt erkennen konnte.


    "Caesantus ist dein Bruder?" fragte sie.
    "Hm...und ich glaube, die Frau namens Edla ist gestern abend getötet worden."
    Sie schauderte bei dem Gedanken an den gestrigen Abend, fing sich jedoch schnell wieder und reinigte die Sklavin vollends. Dazu drehte sie sie sachte auf die Seite, um auch auf dem Rücken den Schmutz entfernen zu können. Der Rücken sah schlimm aus. Tiefe Furchen waren in die Haut gegraben wurden und bluteten noch immer. Valeria legte schließlich das Tuch neben die Schale mit dem nun blutroten Wasser und griff nach dem Handgelenk der Sklavin. Ihr Puls raste, was angesichts des Blutverlusts und der Umstände aber auch nicht verwunderlich war.


    "Sie hat Blut verloren. Die Säfte sind im Ungleichgewicht", sagte sie zu sich selbst, denn Apollonius war ja nicht da. Sie dachte an die Therapiemaßnahmen, die ihr damals vermittelt worden waren, insbesondere an die Verwendung einer Diaita zur Wiederherstellung des Säftegleichgewischtes. Schließlich nickte sie.


    "Sie braucht Ruhe und etwas zu essen. Außerdem sollten wir diese Wunden da abdecken, damit nicht wieder Schmutz herein kommt. Frische Tücher waren gut."
    Abwartend sah sie Quintus an.

  • "Edla...umgebracht?" Quintus sah Valeria groß an und etwas ungläubig. Kopfschüttelnd fasste er sich an die Stirn, bei dem Ganzen wohl etwas überfordert. Immer wieder glitt sein Blick besorgt auf Ylwa, deren Wunden wirklich tief und böse aussahen, was wohl an den Dornen der Peitsche lag. Auch ihre Wunde an der Wade, vom Hund in der vorigen Nacht, war noch nicht versorgt worden. Die Laken des Bettes färbten sich schnell rot und auch das Wasser in Valerias Waschschüssel. Quintus blieb stehen und musterte Valeria auch noch mal mit einem verwunderten Blick, als sie Ylwa behandelte.


    "Ja, Caesantus ist mein Bruder. Was sollte er sonst sein...?" murmelte Quintus und setzte sich auf den Bettrand. Er schürzte seine Lippen und sah Valeria musternd an. Nach einer Weil lehnte er sich gegen den Bettpfosten. "Ich war schon seit zwei Jahren nicht mehr hier..." murmelt er, verstummte jedoch bei Valerias Diagnose und Therapie. Er nickte und sprang gleich auf, um nach Tüchern zu suchen. Als er zur Tür lief, prallte er gegen den zurück kommenden Apollonius, der seine alte Ledertasche in der Hand hielt. "Verzeih..." raunte Quintus abwesend und ging an ihm vorbei. Apollonius sah ihm mit hochgezogenen Augenbrauen hinter her und trat dann neben Valeria. Er stellte seine Tasche auf einen Schemel neben das Bett und öffnete. Kurz warf er einen Blick auf die Sklavin und fragte dann leise: "Und, Valeria? Welche Kräuter und Mixturen würdest Du bei so einer Verletzung verordnen, um die Geschwürbildung zu unterbinden?"

  • Valeria beachtete die Verwirrung von Quintus nicht weiter, sondern kümmerte sich weiterhin um die Sklavin, die blutete uind die Laken allmählich rot färbte. Plötzlich entstand draußen auf dem Gang ein kurzer Lärm, gefolgt von Apollonius, der nun ins Cubiculum kam und seine Tasche mitgebracht hatte. Valeria wandte den Kopf und lächelte ihn an.
    "Nun"; antwortete sie auf seine Frage.
    "Verschiedene Öle wären von Vorteil, da sie die Geschwürbildung verringern oder ganz verhindern, aber auch Saft der Aristolochia könnte dementsprechen wirken, wenn man ihn aufträgt. Wobei man in dieser Gegend wohl eher Tausendgüldenkraut findet, vermute ich....das Erythraea centaurium sollte außerdem bei der Narbenbildung helfen."

  • Apollonius griff gezielt in seine Tasche, holte eine kleine Instrumentenrolle hervor, die er auf den Tisch ablegte, und nahm ein kleines Holzdöschen heraus. Dabei hörte er Valeria zu und hob schließlich den Kopf. "Das mit dem Saft der Aristolchia lassen wir lieber mal. Und mit Tausendgüldenkraut meinst Du das Kraut des Chirons?" Apollonius kratzte sich den Bart und nickte leicht. "Hätten wir Hydrablut wäre die Pflanze wohl noch effektiver. Leider habe ich Beides nicht. Aber gut gedacht, Valeria."


    Apollonius öffenete das Döschen in der eine nicht gerade wohlriechende, dunkle Pampe drin war. "Eine Salbe aus Seeigelextrakt. Ich habe den Seeigel, den ich noch aus Hispania habe, vor dem Beifügen gebrannt und dann zerstoßen. Er reinigt insbesondere schmutzige Wunden und hält Fleischwucherungen zurück. Sehr nützlich in diesem Fall, da wir die Wunden nicht wirklich nähen können. In solchen Fällen wuchtert das Fleisch sehr gerne. Aber mit dem Kraut des Chirons wäre auch eine gute Behandlung möglich. Vielleicht können wir auf dem Weg etwas finden davon!" Mit den Worten reichte Apollonius Valeria das Döschen. Dann wandte er sich wieder seiner Tasche zu und holte einen kleinen Mörser hervor. Aus einem Säcklein tat er einige schwarze trockene Klumpen in den Mörser und fing an, die Klumpen zu zerreiben. "Schlafmohn, denn ein guter Schlaf wird ihr wichtige Kräfte zurück geben."


    In jenem Moment trat Quintus wieder herein. Er hatte einige strahlendweiße Leinenlacken in seiner Hand, die er neben Ylwa auf das Bett legte. Er rieb sich fahrig die Hände und sah auf Valeria und auch auf Apollonius. "Kann ich noch etwas tun?" fragte er schließlich, wobei seine Stimme unruhig wirkte.

  • Valeria verfolgte die Bewegungen des Medicus mit großem Interesse. Sie wunderte sich etwas über seine Worte, ließ es aber bei dem Stirnrunzeln bleiben und nahm dem Medicus dann die kleine Dose ab. Nachdem sie daran gerochen hatte, zog sie die Nase kraus.
    "Urgh....Seeigelextrakt, sagst du? Puh, was müssen diese Viecher stinken!"
    Ekel stand auf ihrem Gesicht, aber dennoch tauchte sie den Finger in der Zeugs und begann, die Salbe auf dem Rücken der Sklavin zu verteilen, während Apollonius den Mohn im Mörser bearbeitete. Als Quintus zurückkam, sah Valeria auf und ihn an. Er wirkte nervös.
    "Du könntest dich neben sie setzen und für sie da sein", sagte sie schlicht und vertraute darauf, dass sie sein Verhalten richtig gedeutet hatte und Ylwa mehr als eine Sklavin für Quintus war.

  • Quintus sah Valeria einen Moment unschlüssig an. Er blieb starr am Bett stehen und sah auf die Sklavin herunter, die sich auf dem Bett wälzte und unruhig leise Worte von sich gab. Schließlich gab er sich jedoch einen Ruck und trat auf die andere Seite des Bettes. Dort setzte er sich auf die Bettkante und griff nach der Hand von Ylwa. Traurig und besorgt strich er ihr über die Handkuppe. Dann beobachtete er Valerias tun.


    Apollonius derweil reichte Valeria nur die Sachen, die sie zum verarzten brauchte. Anscheinend wollte er die Versorgung der Sklavin ihr überlassen. So blieb er auch schweigend im Hintergrund, während sein Blick ab und an verwundert zu dem Patrizier ging. Der schwieg ebenso für einen Moment. Doch dann schien es als ob Quintus weiter verlegen wurde und den Drang bekam, etwas erklären zu wollen. So hob er den Blick und sah Valeria an. „Ich glaube, es sind schlechte Zeiten, in denen Du meine Familie kennen lernst. Mein Bruder ist zwar ein arroganter Dreckskerl, aber grausam war er eigentlich früher nicht gewesen. Und ich glaub, er wollte sich bloß an mir rächen.“ Quintus lächelte Valeria an. „Ich danke Dir, dass Du so mutig eingeschritten bist.“

  • Valeri nahm nach und nach die Dinge entgegen, die Apollonius ihr anreichte, und verarztete so die junge Sklavin weitestgehend allein. Als es aber an den großen, letzten Verband ging, der den ganzen Rücken abdecken sollte, brauchte sie Hilfe. Sie sah Apollonius nur kurz an und verharrte dann mit dem Verband in den Händen.


    "Eigentlich war es eher dumm als mutig", sagte Valeria und musste schmunzeln.
    "Ich neige nur dazu, mich in Dinge einzumischen, die mich eigentlich nichts angehen, die entweder nicht zu ändern oder aber aussichtslos sind. Ob das daran liegt, dass ich Priesterin bin, oder daran, dass ich einfach so bin wie ich bin....ich kann es dir nicht sagen."

  • Quintus seufzte und nickte langsam. „Ja, es ist immer heikel, wenn es um Besitz anderer geht. Aber...“ Er zögerte und strich Ylwa eine Strähne zurück. Ylwa stöhnte vor Schmerzen. Doch dann beugte sich Apollonius zu Quintus rüber und reichte ihm das Gefäß mit dem Mohn. „Gebt ihr das zu trinken. Sie kennt Euch ja wohl besser!“ Quintus sah auf und musterte den Medicus. Schließlich nickte er langsam und nahm das Gefäß entgegen. Vorsichtig hob er Ylwas Kopf ein wenig an, so weit es die Lage erlaubte. Leise flüsterte er einige Worte zu ihr. Es klang nach germanisch, was Quintus sprach. Und er sprach es fließend und ohne lateinischen Akzent. Ylwa öffnete flatternd die Augen. Sie sah Quintus erst verständnislos an, dann huschte ein tief erleichterter Ausdruck über ihr Gesicht. Sie murmelte etwas. Quintus nickte und lächelte sie recht liebevoll an. Dann setzte er das Gefäß an ihre Lippen. Gehorsam trank Ylwa den Mohnsaft. Mit dem Daumen strich Quintus ihre etwas Saft vom Mundwinkel und legte ihren Kopf wieder sanft auf das Kissen zurück. Ylwa seufzte tief auf und schon nach kurzer Zeit war sie hinweg entschlummert. Für eine Weile betrachtete Quintus die junge Frau.


    Erst dann hob er seine Augen und sah zu Valeria. „Du bist Priesterin?“ Verblüffung huschte über sein Gesicht und er betrachtete sie aufmerksam. „Du bist schwanger, die Nichte des Legaten der Provinz und Priesterin! Warum bist Du hier, mitten im Nichts der Welt?“ Er sah sie bei den Fragen einfach nur verwundert an, insgesamt wirkte er jedoch erschöpft, mitgenommen und verwirrt.

  • Valeria beobachtete das Tun des jungen Mannes und nickte dann nachsichtig. Sie lächelte ihn an und erklärte:
    "Vielleicht bin ich hier, weil die Götter es so wollten. Aber eigentlich sind wir auf dem Weg nach Mogontiacum, zu meinem Onkel. Dass ich schwanger bin, hat damit aber nichts zu tun", sagte sie und musste schmunzeln.
    "Verwundert es dich denn, dass ich als schwangere Priesterin von Hispania nach Germania reise?" stellte sie die Gegenfrage, während sie sich mit einem letzten sauberen Tuch diese widerliche Paste von den Fingern wischte.

  • "Nun, es ist nicht der Umstand, dass Du nach Germania reist. Es ist der Umstand, wie Du reist, was mich verwundert, Decima Valeria!" Quintus sah sie noch mal verwirrt an. Doch dann kamen Schritte näher und Quintus Bruder, Publius Domitius Caesantus, trat in den Türrahmen. Sein Gesicht war von mühevoll beherrschter Wut geprägt. Sein Blick glitt von der Sklavin zu Quintus und dann zu Valeria. Seine Nasenflügel bebten leicht und er trat in den Raum hinein. Schweigend stand Publius für einen Moment dort still. Dann sagte er leise und sehr kalt. "Decima Valeria, ich tue es als eine Verwirrung Deines Zustandes ab, dass Du Dich in meine Belange eingemischt und die Gastfreundschaft, die ich Dir angeboten habe, so mit Füßen getreten hast. Aber vielleicht verstehst Du, dass ich um den Hausfrieden willen, Dich doch bitten möchte, meine Villa zu verlassen. Natürlich begleitet Dich ein Trupp meiner Soldaten gerne bis zu Deinem Ziel. Germania ist kein friedfertiges Land, wie sehr es auch verkündet wird!"


    Publius wandte sich zu Quintus. "Und Du verschwindest von hier!" Quintus starrte seinen Bruder finster an. "Ich gehe nicht ohne Ylwa!" Publius winkte genervt ab. "Nimm sie mit, aber lass Dich hier nicht mehr blicken!" Publius wandte sich wieder Valeria zu und deutete eine höfliche, wenn auch etwas brüske Verbeugung an. "Ich werde Dich bei deiner Abreise noch mal verabschieden. Vale!" Genauso brüsk wandte sich Publius ab und ging schnellen Schrittes und mit rauschender Toga aus dem Zimmer.

  • Valeria hatte gerade etwas entgegnen wollen, als der Hausherr das Zimmer betrat. Er sah aus, als unterdrücke er nur mühsam den Zorn und als er die Worte sprach, blieb Valeria nichts anderes als ihn entgeistert anzuschauen. Sie wollte gerade wütend erwidern, dass es mehr die Menschlichkeit als die Verwirrung ihres Zustandes gewesen war, der sie dazu bewegt hatte, einzuschreibten, als der Mann nach einer steifen und mehr lächerlich als höflich wirkenden Verbeugung wieder verschwand. Valeria seufzte und ließ so die angestaute Luft entweichen. Fragend sah sie zuerst zu Apollonius und dann zu Quintus.


    "Was war denn das? Wie kann er gutheißen, dass man Sklaven schlechter als Hunde behandelt?" fragte sie in die Stille hinein und schüttelte aufgebracht den Kopf. Sie sah zu Ylwa und dann wieder zu Quintus.
    "Wo willst du denn mit ihr hin? Ich wage zu bezweifeln, dass sie in dem Zustand reiten kann..."

  • Auf Valerias Frage erntete sie verwirrte Blicke von sowohl Quintus als auch Apollonius. Es war dann jedoch Apollonius, der sie beantwortete. „Natürlich ist es von niederen Trieben bestimmt, wenn man so mit seinen Sklaven umgeht, Valeria. Aber sie sind nun mal Sklaven! Für viele sind sie nicht mehr als Besitz! Nicht dass ich soetwas tun würde!“ Apollonius hob entschuldigend seine Arme. Dann kratzte er sich den Bart und seufzte tief.


    Quintus strich derweil Ylwa eine Haarsträhne zurück und zuckte gleichmütig mit der Schulter. „Es gibt hier in der Nähe ein kleines Dorf, ein germanisches Dorf. Ich kenn dort einige Leute sehr gut. Ich werde mit Ylwa dort erst mal hingehen. Und was danach ist? Ich weiß es noch nicht. Nur, dass Ylwa jetzt frei sein wird.“ Quintus lächelte leicht und schien nicht sonderlich darüber bekümmert zu sein, dass er gerade rausgeworfen wurde. Eher das Gegenteil war der Fall. „Und Du? Wirst Du das Angebot von meinem Bruder annehmen? Ich würde es tun, denn er hat Recht. Germania ist kein ungefährlicher Ort.“

  • Valeria sah Apollonius an und dachte an Phokas. Ja, der Medicus legte sich lieber zum Zeitvertreib mit seinen Sklaven an, als dass er sie schlecht behandelte. :D
    Sie beließ es dabei. Manche Leute quälten ihre Sklaven zu Tode, manche behandelten sie einfach wie Angestellte. Ihr war letzteres viel lieber, denn wenn man Sklaven als Menschen behandelte, liefen sie nicht weg, weil es ihnen gut ging. Das war Valerias Meinung.
    Dann wandte sie sich wieder Quintus und Ylwa zu, nickte.
    "Hm. Dann wollen wir mal hoffen, dass dein Bruder seine Schergen nicht in dieses Dorf schickt. Immerhin hat er sie auch verfolgen lassen, oder eher selbst verfolgt. Und das ein ziemliches Stück."
    Was das Angebot von Quintus' Bruder anging...
    "Ich weiß es noch nicht. Du magst recht haben, aber um ehrlich zu sein, ist dein Bruder mir unsympathisch. Ich weiß nicht, ob er Wort halten würde. Ich...naja, traue ihm nicht."
    Sie sah kurz zu Apollonius und versuchte zu lesen, ob er genauso dachte.

  • Apollonius Gesichtsausdruck war in dem Moment sehr gemischt. Valeria, die ihn doch mittlerweile recht gut kannte, konnte dort Zustimmung sehen. Er schien dem Patrizier auch nicht sonderlich zu trauen. Aber andererseits wirkte er auch etwas nachdenklich und er wiegte den Kopf hin und her. Quintus brach die Stille, die sich kurz über alle Drei legte. „Ich halte nicht viel von meinem Bruder. Doch eines weiß ich, wenn er sein Wort gibt, kann man sich darauf verlassen. Seine Ehre, so bizarr sie im Moment erscheint, ist ihm äußerst wichtig. Wenn er Dir Begleitschutz angeboten hast, dann meint er es auch so!“ Quintus lächelte leicht und strich Ylwa dabei über die Wange. „Kann ich sie so mitnehmen?“ Quintus sah Valeria fragend an.


    Apollonius schien bei den Worten nicht mehr ganz abgeneigt zu sein. Derweil packte der Medicus die wenigen Sachen wieder in seine Tasche hinein, mitsamt des Seeigelextraktes. Dabei murmelte er leise griechische Worte vor sich hin. Etwas selbstvergessen und nachdenklich.

  • Valeria überlegte. Sie trauten dem Patrizier also beide nicht. Aber andererseits war sie in ihrem Zustand auch auf Hilfe angewiesen; und dass Germanien ein raues Pflaster war, das hatte der Überfall gezeigt. Also nickte sie.
    "Gut. Ich will dir glauben. Wir nehmen den Begleitschutz an."


    Dann sah sie nachdenklich auf Ylwa herunter, die seelig schlief.
    "Hmm. Zu Pferd sicherlich nicht. Die Wunden würden in Kürze aufbrechen und die Verbände durchnässen. Aber...hm...in einer Sänfte oder auf einem Wagen müsste es gehen."
    Wobei eigentlich ersteres ausschied, wenn die beiden allein fort wollten.

  • Quintus sah auf Ylwa und dann wieder zu Valeria. "Gut, dann nehme ich einen Wagen." Er lächelte schief und stand auf. "Könntest Du kurz auf sie acht geben?" Quintus stand auf und verließ den Raum. Apollonius kratzte sich wieder mal etwas zerstreut den Bart und ging zum Fenster, welches er öffnete. Sein Blick ging suchend über den Platz und dann winkte er. Einige Sekunden später kam Brutus an das Fenster heran getreten. "Hol die Wägen vor und spann sie mit den Anderen zusammen an. Wir brechen gleich auf!" Brutus nickte und verschwand wieder vom Fenster. Apollonius schloss das Fenster und drehte sich zu Valeria um. "Es ist auch ganz gut, wenn wir weiterreisen."


    Apollonius trat an Vals Seite und nahm sich die Ledertasche, die schon arg ausgebeult war. Etwas später kam auch Quintus wieder hinein. Er nickte lächelnd Valeira zu und beugte sich zu Ylwa herunter. Vorsichtig hob er sich hoch und nahm sie auf seine Arme. Ylwa stöhnte leise auf und schmiegte sich schutzsuchend an Quintus. "Ich danke Dir, Decima Valeria. Ich wünsche Dir noch eine gute Reise und alles Gute für Dich und Dein Kind!" Er lächelte sie dankbar an und wandte sich zum Gehen um. Apollonius reichte Valeria seine Hand, um ihr aufzuhelfen.

  • Nun ging alles Schlag auf Schlag. Quintus verließ den Raum, Apollonius befahl seinen Sklaven, anzuspannen und Valeria wunderte sich immer noch über das Verhalten dieses Caesantus'. Dann kam Quintus auch schon zurück und bedankte sich bei ihr, nachdem er Ylwa aufgenommen hatte. Valeria blinzelte ihn verwirrt an.


    "Nichts...hm....zu danken", sagte sie etwas durcheinander und sah Quintus und Ylwa nach. Dann griff sie nach Apollonius' Hand und stand auf.
    Zusammen verließen sie ohne Gruß und Wort des Dankes diese seltsame Villa und fanden sich auf dem Hof wieder. Valeria ließ sich auf den Wagen helfen und sah sich um.

  • Es war wieder Marcus, der neben Valeria auf dem Kutschbock saß. Er lächelte sie freundlich und auch aufmunternd an. Dabei wartete er bis auch die Anderen auf die Wägen aufgestiegen waren. Apollonius trat noch mal schnell zu einem der Wägen und hob besorgt ein Tuch. Darunter war ein Kasten zu sehen. Darin waren seine Bienen, die Apollonius hegte und pflegte und jeden Tag mit Honigwasser versorgte. Erleichtert ließ er das Tuch wieder sinken und stieg ebenfalls auf den Wagen.


    In dem Moment trat Caesantus heran. Er schritt mit kühler Miene zu den Wägen, wobei seine Toga um ihn herum rauschte. Er blieb stehen und sah zu Valeria. "Decima Valeria, ich wünsche Dir eine gute und sichere Reise. Mögen die Götter über Dich wachen. Desweiteren richte doch bitte meine Grüsse an den Legaten und Deinem Onkel aus." Es kamen einige Soldaten, gerüstet und gut bewaffnet herbei. Serpens war jedoch nicht unter ihnen. "Meine Männer werden Dich bis nach Mogontiacum begleiten. Vale!" Er nickte ihr knapp zu und wandte sich zum Gehen um. Schnellen Schrittes war er wieder im Haus verschwunden. Marcus sah zu Apollonius, der kurz nickte. Dann trieb Marcus die Maulesel an und die Wägen setzten sich in Bewegung.


    Valeria, Apollonius, die Sklaven und die Soldaten verließen das Landgut wieder, fuhren auch an dem Gekreuzigten vorbei, der am Tage noch scheußlicher wirkte. Besonders die Krähe, die auf seiner Schulter saß und an seinem Gesicht pickte, verstärkte den grauenhaften Anblick noch mehr. Doch schnell ließen sie das Gut, die grünen Felder hinter sich und die Wälder Germania nahm sie wieder in ihre Mitte auf. So ging es weiter Richtung Mogontiacum.

  • "Ihm etwas ausrichten werde ich ganz sicher", sagte Valeria kühl. Und damit meinte sie sicherlich nicht die Grüße dieses abscheulichen Mannes, sondern alles, was sie auf seinem Grund und Boden erlebt hatte.


    Mit einem Ruck setzten sich die Wagen in Bewegung. Valeria ging es inzwischen wieder nicht so gut, aber das zeigte sie nicht so. Sie hielt sich fest und versuchte sich abzulenken. Doch der Anblick der Krähe sollte sie so schnell nicht mehr vergessen. Sie unterdrückte den Würgereiz und zog den Umhang fester um die Schultern.


    Mogontiacum rückte nun wieder näher.



    ENDE DES ERSTEN TEILS. :D

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!