• Macer war mit einem Gehilfen auf den Märkten unterwegs, um auch im Außendienst seinen Aufsichtspflichten nachzukommen. So hatte er es auf der Rostra vor der Wahl angekündigt, so stellte er sich das Amt eines Aedilen vor und so führte er es auch aus. Dass das Wetter gut war, erleichterte ihm diese Entscheidung. Sein Gehilfte trug zwei unterschiedlich große Tongefäße mit sich, denn Macer hatte es heute auf die Weinverkäufe abgesehen. Deshalb waren sie auch in einem Viertel unterwegs, in dem sich teileweise ein Weinverkauf neben den anderen reihte. Viele Läden hatten eine Theke, in die Trichter eingelassen waren. Die Kunden konnten dann eine Amphore oder ein anderes Gefäß von zu Hause mitbringen und es füllen lassen. Die Händler hatten dazu genormte Schöpfbecher zu verwenden, um den Wein aus ihren Behältern an die Kunden weiterzugeben. Eine sehr sinnvolle Sache, denn so bekamen und bezahlten die Kunden unabhängig von der Größe ihres Gefäßes immer die bestellte Menge. Wenn denn die Messbecher der Händler stimmten.


    "Salve, als amtierender Aedil möchte ich eine Kontrolle der Messgefäße durchführen", kam Macer im ersten Laden gleich zur Sache. Den griechischen Händler, der das Geschäft betrieb, schien dies nicht sonderlich zu beeindrucken, hatte er solche Kontrollen doch schon häufiger erlebt. Er schob Macer den gerade eben noch benutzten Schöpfbecher herüber und holte dann die weiteren, die gut sichtbar an der Wand neben der Theke hingen. Macer füllte einen Becher nach dem anderen mit Wasser und goss es in seine Normbecher um. Stets stimmte das auf den Bechern angegebene Maß. "Äußerst zufriedenstellend" urteilte er und der Händler räumte die Becher ebenso zufrieden wie routiniert wieder weg.

  • Einige Stände weiter verlief die Kontrolle nicht ganz so reibungslos. Der Händler zeigte sich nach Macers Begrüßung besonders freundlich, rief lautstark in Latein und anderen Sprachen seine Angestellten herbei und vertrieb einen Kunden, den er eben noch freundlich bedient hatte, damit der Aedil mehr Platz habe. Wenig später wurden Macer dann ebenfalls einige Messbecher zur Prüfung vorgesetzt. Macer blickte hinein und schob sie weg. "Die sind trocken."


    "Ja, Herr, das sind sie. Ist das schlimm?"


    "Gib mir die, die Du eben benutzt hast."


    "Das sind sie. Ich habe keine anderen."


    "Warum sind sie dann alle trocken, obwohl Du eben noch einen in der Hand hattest, als ich kam?"


    Der Händler zog eine Grimasse und holte einen weiteren Becher unter der Theke hervor, der von innen eindeutig feucht war. Macer holte daraufhin ein kleines weißes Tuch unter seiner Toga hervor und wischte durch den Becher.


    "Weißwein. Du hast eben Rotwein verkauft."


    "Herr, wollt ihr behaupte, ich betrüge?"


    "Ich will es nicht behaupten, dass es so ist. Aber ich will es beweisen, wenn es so ist. Jetzt zeig' mir endlich die verdammten Becher, die Du benutzt hast, oder ich lasse deinen Laden sofort schließen."


    Mit einer weiteren Grimasse im Gesicht holte der Händler weitere Messgefäße hervor. Mit seiner Sammlung hätte man problemlos ein Topfgeschäft eröffnen können. Macer nahm die Gefäße, ließ sich einen Bottich mit Wasser zeigen und testet die Inhaltsangaben. Wie er erwartet hatte, fassten die Gefäße weniger als angegeben. Wortlos nahm er von seinem Gehilfen einen Hammer entgegen und zerschlug sie auf der Stelle.


    "Für jeden falschen Becher 100 Sesterzen an die Staatskasse", verhängte er als Strafe, bevor er den Laden verließ. Er rechnete damit, dass der Händler noch mehr falsche Becher haben würde und nahm sich vor, später wieder zu kommen.

  • Im nächsten kontrollierten Laden verkauften zwei iberische Brüder Wein und andere Getränke aus ihrer Heimat. Auch für sie schien es nicht die erste Kontrolle zu sein und eifrig zeigten sie ihre Messgefäße her. Wieder schöpfte Macer Wasser und füllte es in seine Normgefäße um. Die Ergebnisse stimmten mit seinen Erwartungen überein. Trotzdem war er nicht ganz zufrieden und hielt einen Krug hoch.


    "Hier, wieviel passt hier rein?"


    "Ein Sextarius"


    "Woher weißt Du das?"


    "Ein Weinhändler hat so etwas zu wissen. Wir verkaufen Wein seit drei Generationen. Wir wachsen damit auf, wir können seinen Jahrgang an der Farbe erkennen und das das dort ein Sextarius ist hätte ich dir schon als Kind sagen können, bevor ich schreiben konnte..."


    "Kannst Du jetzt schreiben?"


    "Natürlich kann ich schreiben!"


    "Dann schreib' auf den Krug drauf, wieviel herein passt."


    Natürlich hätte auch Macer an der Größe des Gefäßes erkannt, wieviel herein passen müsste, aber die Maßangaben waren im Verkauf Vorschrift, also bestand er darauf, dass sie angebracht wurden. Der Weinhändler zückte einen spitzen Griffel und ritzte die Maßangabe in den Ton.


    "Sehr gut, jetzt ist alles in bester Ordnung. Ich wünsche noch gute Geschäfte an diesem fast hispanisch sonnigen Tag heute."

  • Ich lief wieder über den Markt und erkannte unseren Ädil, der gerade seine Kontrollen durchführte. Erfreut sah ich ihm zu und erfreut war ich auch, dass er keine alzu große Hilfe brauchte. Die Menschen hatten wohl einen großen Respekt vor ihm, naja, aber wer will sich auch schon mit einem Ädil anlegen. Mit meinem paar Miles ging ich weiter meine Patrullie.

  • Macer setzte seinen Weg fort und stellte zufrieden fest, dass auch die Cohortes Urbanae regelmäßig in den Straßen patroullierten. In der nächsten Seitenstraße wurde gerade ein neuer Laden eingerichtet. Macer nahm sich einige Augenblicke Zeit, den Arbeitern zuzuschauen. Zufrieden stellte er fest, dass die Plätze für die Regale, in denen Weinamphoren und Fässer gelagert werden sollten, so ausgewählt waren, dass ein Kunde immer sehen konnte, was der Händler dort schöpfte. Das war nicht unwichtig, denn unehrliche Händler schöpften gerne auch mal aus anderen Amphoren als der Kunde gewünscht hatte.


    "Netter Laden, wann eröffnet ihr?" erkundigte er sich beim mutmaßlichen Ladeninhaber. "In zwei Tagen, wenn meine Lieferungen bis dahin angekommen sind."


    Macer dankte für die Information und wies seinen Gehilfen an, den Namen des Verkaufs für einen der nächsten Rundgänge auf die Liste zu setzen. Dann beschloß er, den Rundgang zu beenden und machte sich auf den Weg zurück zu seinem Büro.

  • Bei einer anderen Runde durch die Straßen entlang der großen Plätze standen die Tabernen auf Macers Kontrollplan. Er überließ es dem Zufall und dem ersten Eindruck, den eine Garküche von außen machte, ob er sie genauer kontrollierte oder an ihr vorbei ging.


    Hatte er sich dann für eine Kontrolle entschieden, war der Ablauf meist immer der gleiche: Zunächst betrachtete er die Theke und die dort angebotenen Speisen, ob sie in einwandfreiem Zustand waren. Die Lex Mercatus verbot es, verdorbene Speisen zu verkaufen, was manche Händler natürlich nicht davon abhielt, es trotzdem zu versuchen. Oder eine Ware wurde unglücklich auf der Theke platziert, lag in der Sonne und wurde dadurch schneller schlecht, als der Anbieter es dachte. Tatsächlich von den Speisen kosten tat Macer nur selten. Ersten wäre er dann vermutlich nach ein paar Kontrollen schon satt und zweitens wollte er sich nicht durch eine wilde Mischung der verschiedensten Nahrungsmittel den Appetit verderben.
    Nach der Kontrolle der Waren schaute Macer, ob die Angestellten auch mit sauberen Fingern bedienten. Nicht ohne Grund war Rom stolz auf seine gute Wasserversorgung, die jedem Zugang zu frischem Wasser ermöglichte, wenn er sich nur darum bemühte. Und von einem Koch oder Wirt erwartet Macer, dass er sich tatsächlich die Mühe machte. Sein nächster Blick galt dem Geschirr, in dem Speisen zubereitet wurden und serviert wurden, falls die Küche nicht nur Speisen zum Mitnehmen anbot. Wenn er kein Wasserbecken vorfand, in dem Becher und Teller abgespült wurden, dann verhängte er meistens gleich eine Strafzahlung.
    Zuletzt ließ er sich die Lagerräume zeigen, in denen die Vorräte gestapelt wurden. Auch hier schaute er auf die Qualität und prüfte, ob die Herkunft mit den Angaben des Wirtes überein stimmte. Wer seinen Kunden hispanischen Wein versprach, der sollte auch ebensolche Amphoren in seinem Lager haben und keine Fässer mit gallischem Wein.

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