Officium des Scriba [hier möge man sich anmelden bevor man die Praetoren belagert]

  • Die Arme leicht von mir gestreckt, mit einer etwas ernsthafteren Miene, sprach ich: "Wenn Du es sagst - mögen also die Götter unserem Herrscherr die nötige Langmut verleihen!"


    Alsdann legte auch ich meine Hände ineinander.


    "So kann es also noch recht lange dauern, bis in den iulius oder augustus hinein. Vielleicht könntest Du mir helfen: Ich bin nun schon seit Monaten in Rom und kam ursprünglich zum Ablegen des ius iurandum um einst in den Dienst der Götter treten zu können... mit anderen Worten, es erwartet mich die Pontifex dringlichst in Hispania. Ohne ein Wort und heiliges Versprechen werde ich das Pomerium Romas allerdings nicht in Richtung Hispanias übertreten. So möchte ich Dich fragen, an wen ich mich wenden könnte, um mich rechtsverbindlich und vorübergehend abzumelden."


    Ich blickte freundlich in das Gesicht des vielleicht zehn Jahre Älteren und hoffte, er würde mir auf diese doch recht einfache Frage eine Antwort geben können.

  • Corvinus sah den jungen Mann an. Nein, er starrte. Dazu zog er langsam die rechte Braue in Zeitlupentempo hoch.


    "Was meinst du nun genau? Du hast vor, nicht zu Gericht zu erscheinen? In dem Fall wende dich doch bitte an die Praetrix." meinte er und ließ den Kopf etwas nach rechts kippen. 'Die dir ordentlich den Hintern versohlen wird', fügte er in Gedanken an und strich nachdenklich über das Holz seines Griffels.

  • Von Ostia hatte er sich früh am Morgen aufgemacht um ein leidliches Thema nun auf anderem Wege zu klären, als das gesprochene Wort, das im Winde verpuffte.


    Er suchte einen dieser Scriba auf, die im Schweiße ihrer Füße dafür verantwortlich waren für einen geordneten Ablauf zu sorgen.


    "Salve, ich bin gekommen um eine Anzeige aufzugeben. Sie bezieht sich auf den Codex Militaris § 10 (1[2]) und § 10 (3)"


    "IN FUGA FOEDA MORS EST: IN VICTORIA GLORIOSA."

  • Da Corvinus sich gerade in einem anderen Teil der Basilica Ulpia aufhält, ist es ein anderer Scriba, welcher dem Besucher entgegen tritt. Sogleich nimmt er eine frische Wachstafel hervor, um sich gegebenenfalls entsprechende Notizen zu machen.


    "Der Codex Militaris? Fällt das Anliegen dann nicht vielmehr in die Zuständigkeit des Disziplinarvorgesetzten?"

  • "Nun ich denke nicht, ich wurde nach eigenem Wunsch am KAL MAI DCCCLVI A.U.C. mittels HONESTA MISSIO aus dem aktiven Militärdienst bei der Legio II Germanica entlassen. Seit dem warte ich auf mein Donativum und genau um dieses einzufordern bin ich nun nach so langer Zeit des Wartens hier."


    "IN FUGA FOEDA MORS EST: IN VICTORIA GLORIOSA."

  • Der Scriba hörte sich das Anliegen genau an, schüttelte jedoch den Kopf.


    "Tut mir leid, das fällt eindeutig nicht in unsere Zuständigkeit. Wir sind für zivil- und strafrechtliche Streitigkeiten zuständig. Du solltest dich an den Disziplinarvorgesetzten des Betroffenen wenden. Im Falle eines Legatus Legionis wäre dies wohl sein übergeordneter Legatus Augusti pro Praetore, oder eben der Imperator Caesar Augustus selbst."

  • Im Rahmen seiner Arbeiten an der Chronik wollte er auch eine kurze Übersicht der Gerichtsakten bekommen. Dabei kam er mit dem Scriba ins Gespräch und erfuhr von dieser Anfechtungssache. Das muss dann wohl zum Consul, meinte er. Wenn ich nur die Zeit auch noch dafür hätte.
    "Zum Consul? Kein Problem, ich komme an dessen Haus fast vorbei. Wenn es Dir recht ist, nehme ich es mit." Dafür war der Scriba natürlich sehr dankbar und so geschah es.

  • Der Patrizier ließ sich von einem seiner Sklaven die Türe zum Officium öffnen und deutete ihm dann vor der Türe zu warten. Er selbst betrat aufrecht und selbstsicher den Raum und ging auf den Scriba zu, den er mit einem kaum sichtbaren Kopfnicken grüßte. Auch ansonsten ließ er durch die Art seines Auftretens und seiner Aussprache keinen Zweifel aufkommen, dass er sich aufgrund seiner Abstammung für etwas besseres hielt.


    "Salve! Ich bin Claudius Marcellus, der Quaestor Consulum und wurde vom Consul geschickt um mich über den aktuellen stand der offenen Anträge zu erkundigen und gegebenenfalls in diese Einsicht zu nehmen."

  • Der Scriba überreichte dem Quaestor einen Akt über die offene Anfechtungsklage eines gewissen Ioshua Hraluch gegen das Edikt des Aedilis Curulis M. Tiberius Durus sowie die Erklärung des Consuls M. Vinicius Lucianus, welche dieses Edikt gegen Ioshua Hraluch für rechtens erklärte.

  • Marcellus sah sich die Dokumente kurz durch. Es ging hier also um eine Anfechtung eines Edictes. Dies kam häufig vor und war nichts weiter Ungewöhnliches. Bei diesem Fall wollte der Kläger jedoch trotz der bereits abgegebenen Erklärung des Consuls klagen. Nun ja, man würde sehen ob er damit durchkam. Der Patrizier nahm die Unterlagen an sich, dankte den Scriba und verließ die Basilica wieder.

  • Ein Bote betrat das Arbeitszimmer und übergab dem scriba einen Brief, dann ging er wieder.


    PRIVATE EINTRAGUNG


    Provincia Italia
    Roma
    Basilica Ulpia
    Praetor Urbanus


    Salve Praetor,


    ich bitte dich hiermit Quintus Germanicus Octavianus als Sohn des Marcus Octavius Augustinus eintragen zu lassen und ihm dadurch die Aufnahme in die Gens Octavia zu gewähren. Er möchte von nun an unter dem Namen Quintus Octavius Germanius durch das Leben gehen.



    gez.:


    Marcus Octavius Augustinus et Quintus Germanicus Octavianus


    Confluentes, den PRIDIE NON FEB DCCCLVII A.U.C. (4.2.2007/104 n.Chr.)

  • Tiberius betrat das Officium und schaute sich um. Ein zufriedenes Lächeln huschte über sein Gesicht, hier würde es sich aushalten lassen.


    "Ausgezeichnet, ich werde mich sofort an die Arbeit machen."


    Dann setzte er sich an den Schreibtisch und räumte ihn auf, bevor er dann mit der eigentlichen Arbeit begann.

  • Nacdhem Tiberius sich vollständig in dem Officium einegrichtet hatte, kramte er eine Wachstafel hervor und machte sich daran, einen Formbrief zu verfassen.


    Nach einigem Hin und Her hatte er sich für eine Formulierung entschlossen und kritzelte den Entwurf auf die Tafel.


    Administratio Imperatoris - Roma - Regio Italia - Provincia Italia


    EPISTVLA PRAETOR PEREGRINUS
    *Datum*


    Praetor Peregrinus Gaius Prudentius Commodus *Empfänger* s.d.


    Aufgrund einer gerichtlichen Anordnung (s. Anlage) sind alle zugelassenen Advocati dazu aufgerufen, sich bei den Praetoren zu melden und darüber Auskunft zu erteilen, ob sie als Pflichtverteidiger zuer Verfügung stehen.


    Hiermit wird höflichst gebeten, der Aufforderung schnellstmöglich Folge zu leisten.


    i.A.
    T. Caecilius Metellus
    Scriba Personalis G. Prudentius Commodus


    Anlage



      [*]Aelia Adria
      [*]Caius Iulius Seneca
      [*]Flavia Calpurnia
      [*]Gaius Caecilius Crassus
      [*]Gaius Decimus Maior
      [*]Gaius Octavius Victor
      [*]Lucius Aelius Quarto
      [*]Marcus Caecilius Decius
      [*]Marcus Decimus Livianus
      [*]Marcus Decimus Mattiacus
      [*]Marcus Vinicius Lucianus
      [*]Medicus Germanicus Avarus
      [*]Tiberia Livia


      [*]Antonia Annaea Minervina
      [*]Lucius Annaeus Florus
      [*]Marcus Decimus Livianus
      [*]Quintus Tiberius Vitamalacus


    IN NOMINE IMPERII ROMANI
    ET IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTI


    GERICHTLICHE ANORDNUNG


    SUBPARS QUINTA - Advocatio
    § 17 Formalien zum Advocatus
    (2) Zugelassener Advocatus ist man mit Bestehen des Cursus Iuris an der Schola Atheniensis Phoebi Apollonis Divinis und wenn man zeitgleich nicht zum Advocatus Imperialis nominiert ist.


    Per Decretum Imperatoris wird durch das Iudicium Imperialis angeordnet, dass sich alle zugelassenen Advocati hier melden und ebenso erklären ob sie allgemein für Fälle als Pflichtverteidiger zur Verfügung stehen.



    - DCCCLV AB URBE CONDITA -


    Als er damit fertig war, holte er die von seinem neuen Arbeitgeber erhaltene Wachstafel mit der Adressatenliste sowie einen Stapel Papyrii hervor un begann, die Briefe zu schreiben. Nachdem er das erledigt hatte, legte er zu jedem och eine Abschrift der Anordnung hinzu und legte sie zu dem Stapel der zu verschickenden Post.

  • Aelius Quarto betrat die Basilica Ulpia. Er war schon länger nicht mehr hier gewesen, seit dem Prozess gegen Helvetius Tacitus, wie er sich zu erinnern meinte.


    Nach kurzer Suche fand er einen Scriba, den er für den richtigen Ansprechpartner hielt.


    “Salve! Mein Name ist Lucius Aelius Quarto. Ich habe einen Brief von Praetor Peregrinus Gaius Prudentius Commodus erhalten. Er bat mich darin, hier vorstellig zu werden, ob ich als Pflichtverteidiger zur Verfügung stünde.“

  • Tiberius saß hinter seinem Schreibtisch und sichtete einige Unterlagen als ein Besucher in sein Officium trat. Er hörte den Namen un dmeinte sich zu erinnern, ihn gestern auf der Liste mit den anzuschreibenden Advocati gesehen zu haben.


    "Salve, Aelius Quarto."


    Tiberius schaute noch einmal kurz auf der Liste nach, sah den Namen und nickte.


    "Richtig, du solltest einen Brief erhalten haben... wie lautet deine Entscheidung?"

  • Der Bote von der Classis kam hier an und zog den Brief hervor, den er transportiert hatte:


    Salve Praetor,


    Sollte es zu einem Fall kommen, in welchem meine Hilfe notwendig wird, dann werde ich mich nicht weigern, diese auch zu leisten. Doch ist mein Erscheinen als Pflichtvertreter vor Gericht nicht immer mit den Einsätzen als Praefectus Classis zu vereinen. Sollte ich im Auftrag unseres Kaisers im Ausland weilen, kann ich natürlich nicht nach Roma kommen.


    Doch erneut versichere ich euch, dass ich, sollte meine Hilfe benötigt werden, diese auch leisten werde.


    Für Rom und unseren Kaiser,
    Praefectus Classis
    Lucius Annaeus Florus


    Salve, diese Mitteilung muss ich als Antwort des Praefectus Classis von Misenum hier abgeben.

    ir-senator.png annaea2.png

    CIVIS

    SODALIS FACTIO ALBATA - FACTIO ALBATA

  • Tiberius nahm den Brief entgegen und dankte dem Boten, dann las er sich das Schreiben durch. Dann legte er es auf den Schreibtisch und nahm sich vor, es bald mit dem Praetor zu besprechen. Dieser Advocatus schien ein Sonderfall zu sein.


  • “Ich stehe zur Verfügung, wenn Rom mich braucht.“, antwortete der Senator und es klang mehr wie eine Feststellung – zumindest sollte es so klingen.

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