[Colonia Augusta Treverorum] Vorhersehung oder geisterhafte Einflüsterung?

  • Es war in der Abendämmerung an einem der Tage der germanischen Spiele. Die Sonne färbte die Dächer blutrot und die Häuser warfen lange Schatten auf die Strassen. Medeia schritt langsam und mit verschlossenem Gesicht durch eine halbverlassene Strasse. Die Menschen um sie herum schien sie nicht sonderlich wahr zu nehmen und ihr Blick war auf die wenigen Schritte vor ihr gerichtet. Seufzend blieb sie stehen und hob ganz langsam ihren Kopf. Sie sah in den Schatten hinein und schüttelte langsam den Kopf. "Quintus, das ist absurd. Ich bin ja schon auf Deine ersten Vorschläge eingegangen. Aber das?" Medeia schüttelte den Kopf als sie die Worte in den Schatten hinein sprach.


    Ihr Blick richtete sich wieder nach innen und sie strich sich langsam eine rote Locke aus der Stirn. Dann ging sie weiter. Die Gasse verschmälerte sich und führte auf einen Platz zu. Die Stände dort waren schon fast abgebaut, nur noch ein oder zwei Händler, die ihre Waren noch nicht losgeworden waren, boten diese noch feil. Auch ein Sklavenhändler war dabei, der noch einige Sklaven an Ketten gefesselt bei sich hatte. Anscheinend waren die Römer an jenem Tage doch nicht so kauffreudig gewesen. Medeia blieb am Ende der Gasse stehen und sah kurz in Richtung der Händler. Erneut fuhr sie sich fahrig durch die Haare und lehnte sich gegen die Ecke eines Hauses. "Kandieren? Gut. Das war schon ein schwerer Schritt für mich, Quintus. Aber was willst Du eigentlich? So erreiche ich nie das Ziel, was Dir vorschwebt..."


    Medeia schwieg eine Weile und verschränkte die Arme vor der Brust. Ab und an nickte sie langsam oder schüttelte unwillig den Kopf. Einige Minuten verstrichen als Medeia ruckartig den Kopf hob und zu dem Sklavenhändler sah. "Was? Ich soll einen Sklaven kaufen...aber wovon?" Entgeistert sah Medeia in Richtung einer schattenhaften Säule. "Den Nächsten...beeilen? Ja, gut!" Medeia zuckte mit der Schulter und schritt auf den Platz. Dabei straffte sie zunehmends ihre Schultern und ihre gesamte Gestalt und trat schließlich auf den Händler zu als in dem Moment ein Sklave nach vorne gezerrt wurde. Medeia musterte ihn neugierig.

  • Starr sah er vor sich auf den Boden, sein Blick war hasserfüllt und zornig. Seine Männer waren wohl größtenteils tot, diese kleinen Römer hatten ihn darauf hin verschleppt und in die Sklaverei gebracht. Das kleine Dorf, das sein zuhause war, wo er seinem Schmiedehandwerk nachging in.. wie nannten sie es? Tribus Silurii. Ein römischer Name für das Land seines Volkes. Innerlich schnaubte er kurz, doch dann starrte er wieder auf den Boden. Er richtete ein kleines Stoßgebet an Lugh und atmete tief ein, was die breite Brust ein wenig hob.


    Allgemein war seine Statur für römische Verhältnisse hünenhaft. Ungefähr sechs-einhalb Fuß groß war er, ein mächtiger Brustkorb und dicke Oberarme die von Kraft zeugten. Ein paar alte Brandnarben künden von seiner Arbeit als Schmied und diverse Tätowierungen zieren seinen Leib, auch wenn es nicht viele sind. Auf dem Rücken, zwischen seinen Schulterblättern, waren römische Ziffern eingebrannt, um seinen linken Oberarm windeten sich drei Ranken, ein typisch keltisches Flechtmuster, das in ähnlicher Weise auch hinter der Wange, in der Nähe der Schläfe eingestochen war. Der Sklavenhändler nahm ihm seine Kleidung und ließ ihn im Lendenschurz dastehen. Um besser auszusehen, meinte er. Ausserdem sei das viel passender für einen Barbaren. Er konnte froh sein, dass seine Hände in Eisenketten gelegt waren, denn er hätte diesem fett-feisten Kerl den Kopf einfach vom Hals abgerissen und den hohlen Schädel als Nachttopf benutzt. Wäre wirklich nicht schade drum gewesen.


    War es Zufall? Sein Blick lenkte ihn kurz, als er ihn dezent anhob, in Medeias Richtung. Das rote Haar, die grünen Augen, sie sah aus wie eine seiner Göttinnen. Konnte es wahr sein, war sie eine Keltin? Er kniff die Augen zusammen, um in der Dämmerung besser sehen zu können. Wunderschön war sie allemal und das zauberte kurz ein Lächeln auf das Gesicht des grimmigen Kelten. Auch wenn er groß sein mochte, war er doch keinesfalls grobschlächtig. Und in seinen graugrünen Augen wohnte nicht nur Hass. Nein... es waren ebenso Schläue und List, die er inne hatte.

  • Die roter Abendsonne erleuchtete Medeias eine Gesichtshälfte und liess ihre roten Locken noch intensiver leuchten. Stumm betrachtete sie sich den Mann vor ihren Augen. Dabei wanderte ihr Blick hoch und runter. Interesse glomm in ihren Augen auf und ein leichtes Lächeln huschte über ihre Lippen. Kurz sah sie zu einem schattigen Teil des Platzes rüber und hob fragend die Augenbrauen. Dann nickte sie und wandte sich wieder dem Sklaven zu. Sie nickte ihm unmerklich zu ehe sie den Händler heran winkte.


    Eifrig und erfreut, doch noch einen Kunden zu haben, kam er auf Medeia zu. "Ja, meine Dame?" fragte er sie. "Wie ich sehe, hast Du Gefallen an Brennus, dem Barbaren und Schlächter der Germanen gefunden. Ja, Du hörst richtig. Brennus kommt dem berühmten Fürsten der Barbarenstämme gleich. Klug ist er..." Hastig fügte er an. "Aber nicht zu klug, ganz wie es für einen guten Sklaven sich gehört!" Dabei rieb er sich leicht die Hände. "Und die Kraft von vier Männern hat Brennus. Ja, er kann es mit vier Germanen gleichzeitig aufnehmen. So kämpfte er schon im letzten Krieg für den berühmten..." Er beugte sich zu Medeia verschwörerisch vor und grinste dabei frech. "....den berühmten Legaten der IX. Legion, Decimus Meridius, dem Triumphator. Es heißt sogar, dass er sein Leibwächter war und ihn vor jedem Angriff geschützt hat. Und danch diente er dem neuen Legaten, Decimus Livianus." Er nickte dabei falsch lächelnd. Medeia schmunzelte bei seinem Worten und es war ihr anzusehen, dass sie ihm kein Wort davon glaubte.


    Medeias Blick ging noch mal zu Ceadh und dann zu dem Sklavenhändler. "So? Wenn er so famos ist, warum hat ihn dann der Legat Decimus Livianus her gegeben?" Der Händler musterte sie einen Moment erstaunt, dann rieb er sich die Hände. "Oh, das ist eine ganz romantische und herzzerreisende Geschichte, Verehrteste. Liebe, Haß und Tragik spielen dort eine Rolle. Denn Du musst wissen, dass jener Sklave von einer der Frauen der Decima geliebt wurde. Sie war so unsterblich in ihn verliebt, dass sie ihn sogar heiraten wollte." Er beugte sich erneut an Medeia heran. "Du musst wissen...ich weiß, dass es in Deinen Ohren sich vielleicht etwas anrüchig anhört...er soll ganz umwerfend in den übrigen körperlichen Dingen sein. Nun gut, aber lassen wir das mal so stehen." Er rückte etwas von Medeia ab und beobachtete ob die Worte bei ihr gewirkt hatten. Viele Jahre der Erfahrung lehrten ihn, dass man eine Römerin so besonders gut von dem Wert eines Sklaven überzeugen konnte.


    Medeia sah für einen Moment zum Boden und hob ihre Hand vor dem Mund. Aber nur um eine amüsiertes Lachen zu verbergen. Der Händler blinzelte und versuchte auszuloten, ob er seine möglichen Kundin zum Erröten gebracht hatte. Medeia sah zu dem Sklaven und meinte dabei zu dem Händler. "Was soll er denn kosten?" Der Händler rieb sich schon siegesgewiss die Hände. "Der Legat hat sich trotz dieser Geschichte nur schweren Herzens von dem Mann trennen können. Und ich soll ich nicht unter 1500 Sesterzen verkaufen. Denn der Mann ist gut das Dreifache von dem Preis wert, wenn nicht sogar mehr!"


    Medeia schwieg für einige Herzschläge. Sie sah dabei Ceadh in die Augen und schien ihn zu ergründen zu wollen. Dabei rührte sie sich nicht vom Fleck und stand wie eine Statue. Der Händler sah sie etwas unruhig an und seuftzte erleichtert als Medeia meinte: "Ich denke, der Legat würde sich freuen, wenn jener Mann nun auf mich aufpassen würde." Sie wandte ihren Blick zu dem Händler und sah ihn schon fast boshaft lächelnd an. "Der Legat ist nämlich der Patron meiner Familie. Wahrscheinlich hätte er mir diesen Sklaven sowieso überlassen, wenn ich ihn darum gebeten hätte!"


    Der Händler wurde blass und starrte sie stumm an. Schließlich lachte er nervös. "Du beliebst zu scherzen, nicht wahr? Hihi...guter Scherz, sagen wir 900 Sesterzen?" Medeia musterte den Händler. "Vor kurzem traf ich den Triumphator Decimus Meridius auf dem kaiserlichen Bankett. Vielleicht soll ich ihn auch von Dir grüßen." Medeia grinste nun breit. "150 Sesterzen!" fügte sie kühl an. Der Sklavenhändler, nun ein Deut kleiner geworden, sah sie noch weißer an. "Kaiserliches Bankett?" Medeia nickte. "Ja, ich diene dem Kaiser und begleite ihn auf der Reise!" Der Mann bekam einen heftigen Hustenanfall. "Ja, das wäre zu freundlich!" konterte er schwach und holte ein Taschentuch hervor. "Unter 300 Sesterzen ist nichts zu machen, verehrte Dame!" Dabei wischte er sich die schweißgenässte Stirn ab. Medeia sah ihn lange an. "Ich habe aber nicht mehr als 180 Sesterzen bei mir!" gab sie als Antwort. "Dann wirst Du mich wohl zur Residenz des Kaisers begleiten müssen, um das restliche Geld zu bekommen. Und wer weiß, wahrscheinlich begegnen wir dem Legaten Decimus Livianus dort."


    Der Sklavenhändler sah sie geschlagen an. Vielleicht lag es auch an den Legionären, die in der Ferne vorbei liefen. Er nickte blass. "Oh, Du ruinierst mich noch...meine arme Familie. Also gut! Er gehört Dir!" Medeia nickte langsam und reichte nach einigem Abzählen dem Händler einen Geldbeutel. Medeia sah zu Ceadh. "Wenn ich Dir die Fesseln abnehmen lassse, wirst Du mir versprechen, nicht zu fliehen?" fragte sie ihren neuerworbenen Sklaven.

  • Ein kurzes, kehliges Knurren entrang seiner Kehle, als der Händler ihr etwas von Brennus dem Schlächter vorlog. Er musste zugeben, es schmeichelte ihm etwas, was er da sagte, aber das war nicht, weil ihn loben wollte, sondern nur, um einen noch besseren Preis für seinen exotischen Sklaven zu erzielen. Ihr Nicken ließ ihn hoffen und er spannte sogar brav die Muskeln an, wie der Sklavenhändler es von ihm gefordert hatte, um seine Erzählungen zu untermalen. Er kam sich so furchtbar lächerlich vor, mit diesem Lendenschurz und den übertrieben dicken Ketten.


    Diese ganzen Namen, sie sagten ihm nichts. Vielleicht hatte er sie einmal auf dem Schlachtfeld gehört, aber er war sich dessen nicht sicher. Kurz richtete er seinen Blick gen Sonne, dann sah er wieder zu Medeia, die mit dem Händler feilschte. Ob sie einen Schmied brauchen würde? Einen Leibwächter? Oder sollte sein Leben gar als Gladiator enden... er hatte viel gehört über den römischen Lebenswandel. Ob er.. nein, daran mochte er nicht denken. Er war ein Schmied, ein stolzer Krieger, aber gewiss kein Mörder. Vor allem nicht an Frauen und Kindern, auch wenn es römische waren. Ob sie eine Römerin ist? Ihr leuchtend rotes Haar spricht dagegen und es vernebelte ihm auch ein wenig die Sinne, das konnte er sich eingestehen. Wurde er nun durch eine Frau in die Knie gezwungen? Vielleicht.


    Pass auf, Ceadh. Reg dich. Sie kommt näher. Er reckte seine Brust etwas, um stärker auszusehen, sah aber gleich in ihren Augen, dass es keinen Sinn hätte. Was nicht viel von seiner Statur abtat. Sein ganzer Körper war leicht mit Staub, aber auch mit Schweiß bedeckt, die Kombination davon und dazu noch das rote Licht der Abendsonne, tat ihr übriges, um ihn doch etwas verdreckt wirken zu lassen. Als sie vor ihm stand, senkte er den Blick, sah ihr in die Augen... und bestätigte ihre Frage schließlich mit einem Nicken. Einerseits wäre es dumm gewesen, in der Stadt zu fliehen... es waren einfach zuviele Legionäre hier. Andererseits... er konnte sich kaum vorstellen, dass sie ihn zu Fronarbeit oder ähnlichem zwingen würde. Er atmete tief durch und wartete ab.

  • Der Händler verzog skeptisch seinen Gesichtsausdruck als Medeia die Frage an Ceadh richtete. Er kniff die Augen zusammen, die schon vorher wie kleine Mausäuglein nur groß waren. Jetzt verschwanden sie fast ganz zwischen seinen dicken Augenbrauen und seinem herunterhängedem Augenlied. Schließlich grummelte er, wegen des schlechten Geschäftes und der Gefahr, dass Ceadh sich auf ihn stürzen könnte. "Soll ich ihn Dir nicht lieber in Ketten mitschicken?" Er kratzte sich am glattrasierten Kinn und zog seine Perrücke, die etwas dreckig war, zurecht.


    Medeia sah Ceadh aufmerksam an und sah nicht mehr zu dem Händler, nachdem sie Ceadh einmal bezahlt hatte. "Nein, mach seine Ketten los. Ach, und vergiss nicht die Steintafel mit der Urkunde! Soetwas gibt es doch hoffentlich?" Nun richtete Medeia doch wieder ihren Blick auf den Händler, der hastig nickte und schnell in seiner Tasche nach einer kleinen Tafel kramte. Diese reichte er Medeia. Medeia sah kurz darauf, lächelte leicht spöttisch und nickte schließlich. "Los, schließ ihn auf! Die Sonne ist gleich hinter dem Horizont verschwunden und ich möchte nicht im Dunkeln zurück laufen!" Der Händler warf ihr einen halb wütenden, halb schmeichlerischen Blick zu und winkte einem anderen Sklaven zu. Dieser hatte die Schlüssel zu den Ketten, die er nun benutzte, um Ceadh zu befreien. Schnell trat der Sklave zurück als die Ketten ab waren und reichte Ceadh seine alte Tunika.


    Medeia wartete ruhig, bis Ceadh befreit wurde. Dann deutete sie Ceadh ihr zu folgen. Dem Händler nickte sie nur knapp zum Abschied zu ehe sie den Platz entlang lief und dem Stand den Rücken zukehrte. Hinter ihr war noch ein leises und derbes Fluchen vom Händler zu hören. Medeias Lippen umspielte ein fast diabolisches Lächeln, dann wandte sie ihre Aufmerksamkeit ihrem neuen Sklaven zu. Sie musterte ihn und hob fragend die linke Augenbraue. "Heißt Du wirklich Brennus?"

  • Er atmete tief durch. Sie roch anders. So frei. Das hatte er schon ewig nicht mehr gerochen, nur Geruch des Schweißes, von Öl und verbranntem Holz, das war ihm in den letzten Monaten untergekommen. Finster wurde sein Blick, als ihm klar wurde, dass der Sklavenhändler ihm noch nicht die Ketten abnehmen wollte und dementsprechend zerrte und rasselte er kurz mit ihnen, den Mann mit einem finsteren Blick bedenkend. Doch erneut atmete er tief durch und sah Medeia dann ruhigen Blickes an.


    Erst streckte er seine Hände etwas, dann fuhr er sich mit jenen über seine Armgelenke, die so lange die Ketten tragen mussten. Nach einem dankbaren Blick gen Medeia nahm er seine Tunika entgegen und schlüpfte in sie hinein, dann gürtete er sie mit einem dünnen Seil. Es dürstete ihm danach, den Händler noch ein letztes Mal so richtig einzuschüchtern, aber er wollte nicht sofort bestraft werden, darum ließ er es lieber und folgte ihr langsam. Dennoch ließ er es sich nicht nehmen, die Augen zu schmalen Schlitzen zu machen und dem Händler einen finsteren Blick zu schenken. Könnten Blicke töten, würden ihm einhundertundeine Todesarten widerfahren, von denen der normale Römer nicht einmal zu träumen wagen würde. Langsam senkte er sein Haupt ab und wagte es, ihr ins Gesicht zu blicken. Brennus. Das ließ ihn nun leicht schmunzeln, dann schüttelt er sein Haupt Schließlich erhob er seine raue Stimme, für ein einzelnes Wort.


    "Ceadh."

  • Langsamen Schrittes verließ Medeia mit Ceadh den Marktplatz und trat wieder in die Gasse hinein, in der sie schon hergekommen war. Für einen Moment standen Beide im Schatten eines Hauses. Medeia blieb stehen als Ceadh seinen Namen nannte. Im Dunkel konnte man zwar sehen, dass sie ihr Gesicht ihm zuwandte, aber nicht welchen Ausdruck sie sie zeigte. Doch gleich ging sie weiter und sie kamen wieder in die Strahlen der untergehenden Sonne, die nur noch eine Handbreit am Horizont zu sehen war. "Cey..adh?" wiederholte Medeia, wobei sie sich durchaus Mühe mit der Aussprache gab, aber es klang aus ihrem Mund völlig anders. "Ceadh!" wiederholte sie und sprach den Namen schon etwas besser aus. "Ein schwieriger Name. Ich bin Artoria Medeia!" Sie deutete dabei auf sich.


    Nachdenklich musterte Medeia Ceadh als sie weiter die Gasse entlang kamen. Mit jedem Schritt ging Medeia jedoch etwas langsamer. Einmal fuhr sie sich fahrig über die Stirn und atmete tief ein. Auch rieb Medeia sich immer mal wieder die Schläfe. "Verstehst Du mich überhaupt?" fragte sie Ceadh. Dann blieb Medeia stehen. Sie binzelte und holte wieder tief Luft. Ihr Blick ging hinter Ceadh und einen Moment stand ein hilfloser Ausdruck au fihrem Gesicht. Sie hob die Hand zu ihrer Schläfe und wankte plötzlich. Dann brach Medeia plötzlich zusammen...

  • Noch immer wusste er nicht, wie ihm nun geschah, doch beschloss er, ihr zu folgen. Immer wieder löste sich für kurze Moment sein Blick von ihr, um sich umzusehen, die Stadt zu mustern, in die er gebracht wurde. Zwei Tage war er erst hier und schon hatte er eine gewisse Regelmäßigkeit bei den Wachdiensten wahrgenommen. Eins musste man den Römern lassen, ihre Soldaten waren gut organisiert. Schwach, aber viele... wie Ameisen. So gingen ihm die Gedanken durch den Kopf, bis er wieder an Medeia hängen blieb. Ihr Duft machte ihn verrückt. Ihr Haar zog ihn in seinen Bann. Herrje, Ceadh, beherrsch dich. Du hast vielem widerstanden und sie hat dich gekauft. Narr. Du bist ihr Sklave. Ob sie Kinder hat? Unsicher runzelte er die Stirn und blieb kurz stehen, dann folgte er ihr jedoch wieder auf dem Fuß. Es war kein Problem für ihn, da er 'etwas' größer als sie war, fielen seine Schritte auch größer aus. Kinder... darüber hatte er nicht nachgedacht. Nein, für Kinder kauft man sich eine Sklavin. Eine kleine zarte, die sie umhegt und pflegt. Keinen keltischen Waffenschmied von den Inseln. ... oder? Als sie versuchte, seinen Namen auszusprechen, schmunzelte er nur, dann nickte er ihr leicht zu.


    "Du bist Artoria Medeia."


    entgegnete er gebrochen. Latein war eine simple Sprache, eigentlich. So sortiert, genormt und wohlüberlegt. Es würde wohl nicht lange dauern, bis er es gelernt hätte. Nicht perfekt und für rhetorische Auftritte, aber das war ohnehin nichts, was ihm liegen würde. Ob sie einen Türsklaven wollte? Einen, der den ganzen Tag die Türe öffnen und schließen würde... und artig 'ja herr, nein herr, sofort herr' sagen würde? Der Gedanke ließ ihm eine Gänsehaut über den Rücken jagen. Schmiedearbeit. Das hatte er gelernt, das hatte er geliebt. Eisen verhütten, die Barren zu Klingen formen. Jedes Stück ein Einzelstück. Nein, Schwerter würde sie nicht brauchen. Auch keine Pfeilspitzen, höchstens vielleicht einen Dolch.
    Ihre Frage riss sie nun völlig aus dem Konzept. Was sollte er nun antworten? Wie waren diese verdammten lateinischen Worte dafür? Er dachte scharf nach, dann sah er sie blinzelnd an. Was jetzt? Bei Lugh, was war mit ihr? Geistesgegenwärtig griff er nach ihr, lockerte den Griff aber kurz, als er bemerkte, wo er sie hielt. Schließlich hielt er sie vorsichtig an der Stola und hob sie auf beide Arme. Wasser. Wo bei Lugh war hier Wasser zu finden? Ah, ein Brunnen. Vorsichtig trug er sie zum Brunnen, ein paar vorbeischreitende Römer sahen ihn seltsam an. Ein Germane grinste. Sollte er nur. Vorsichtig setzte er sie beim Brunnen ab, zog den Kubel mit etwas Wasser hoch und benetzte ihr Gesicht.

  • Ein tiefer Seufzer löste sich aus Medeia. Ihr Gesicht war sehr blass, ihre Augen wanderten unter den geschlossenen Augenliedern, trotz der Bewusstlosigkeit, unruhig hin und her. Ihr Atem ging stoßweise und ihre eine Hand, die an Ceadh Oberarm stieß, war recht kühl. Das Wasser spritzte in ihr Gesicht und kleine Tropfen rannen über ihre Wange, glitzerten kurz wie Tränen auf und sammelten sich an der Spitze ihres fein gerundeten Kinnes. Ihre Augenlieder zitterten leicht und langsam hoben sich die langen Wimpern. Verwirrt und orientierungslos wanderten ihre Augen hin und her und sie sah auf Ceadh. Erschrocken weiteten sich ihre Augen und sie sah Ceadh ohne Verständnis an.


    Nur langsam klärte sich Medeias Blick und sie blinzelte einige Male. Verwundert sah sie Ceadh an und an sich herunter. Dann richtete sie sich auf und löste sich aus Ceadhs Armen. Dabei strich sie sich über die Stirn und schloss noch einmal die Augen. Verlegen wandte sie den Blick zu Ceadh und hielt sich an dem Brunnenrand fest, da sich um sie herum die Welt noch etwas zu drehen schien. „Es tut mir leid...“ murmelte Medeia. Als Medeia aufstand, hielt sie sich unwillkürlich an Ceadh starkem Arm fest und lächelte ihn dankbar an. Tief durchatmend blieb Medeia neben dem Brunnenrand stehen. Unwillkürlich schüttelte Medeia über sich und ihre Schwäche den Kopf. Dabei sah sie sich um und wo sie sich befanden. „Gehen wir weiter! Ich treffe mich heute noch mit meinem Neffen und ich möchte nicht so spät kommen.“ Sie war noch recht blass, hielt sich jedoch schon wieder tapfer auf den Beinen.

  • Mit gerunzelter Stirn sah er sie an, dann strich er kurz über ihre Wange, bis er sicher gehen konnte, dass sie bei Sinnen war. Sie war seine Herrin, so ließ er rasch wieder ab, nicht, dass sie ihn auspeitschen lassen würde oder dergleiche. Er hatte schlimme Geschichten gehört, wie Frauen mit ihren Sklaven umgehen, aber irgendwie traute er ihr das nicht so wirklich zu. Mit dem Daumen fuhr er über ihre Wange, um ein paar Wassertropfen wegzuwischen, als sie sich aus seinen Armen befreien wollte, hielt er sie nicht fest, sondern versuchte sie leicht zu stützen.. was sie dann auch tat, als sie sich an seinem Arm hielt.


    "Is minic a bhí fear maith í seanbhríste..."


    murmelte er vor sich hin, als er ihr folgte. Diesmal würde er mehr aufpassen. Bei den Göttern, sie hatte tatsächlich geschafft, eine Art Beschützerinstinkt in ihm zu wecken. Ob sie das absichtlich gemacht hatte? War sie so berechnend? Er wusste es nicht, aber er trottete ihr hinterher, in recht engem Abstand, damit er sie, falls sie wieder in Ohnmacht fallen sollte, auffangen konnte. Ein Leben als Sklave. Das wird gewöhnungsbedürftig.


    "...is fearr an t-imreas ná an t-uaigneas."


    Meinte er leise zu sich selbst und sah kurz ihre 'Hinteransicht' an. Die wallenden roten Locken sprachen wirklich für sie. Auch wenn es ihm immer noch ein Rätsel war, was sie mit einem Sklaven wie ihm anstellen wollte. Die Zeit wird es erzählen, doch hoffentlich glaubte sie nicht, einen zahmen Ochsen mit ihm erworben zu haben. Oh nein, seine Hörner hatte er noch.

  • Verwundert blieb Medeia noch einen Moment stehen und drehte sich zu Ceadh. Sein Worte waren ihm erst jetzt aufgefallen. In der Verwirrung von vor einigen Herzschlägen hatte sie diese nicht wahr genommen. Sie sah ihn an und schien sich wohl zu fragen, ob er Latein mit ihr gesprochen hatte. Die wenigen Schritte hatten ihr wieder etwas mehr Farbe ins Gesicht gebracht und sie sah nicht mehr wie eine gekalkte Wand aus. Ein verlegenes Lächeln huschte über Medeias Gesicht und sie strich sich eine der roten Locken aus der Stirn. Für einen Moment wollte sie wohl etwas sagen und öffnete schon ihren Mund, doch dann schüttelte sie den Kopf und ging statt dessen weiter.


    Die Sonne verschwand mit ihren letzten Strahlen hinter dem Horizont. Auf der anderen Seite schob sich die Dunkelheit der Nacht über die Stadt und die Gassen wurden noch dunkler. Keine Zeit, um alleine durch die Gassen zu gehen. "Um unser Gespräch von vorhin aufzugreifen...Ceadh!" Der Name ging ihr schon eindeutig viel besser über die Lippen. "Ich bin Artoria Medeia aus der Gens Artoria. Ich bin in Germanien nur wegen meiner Arbeit, da ich im Gefolge des Kaisers reise." Medeia sprach betont und klar die Worte. "In einigen Tagen werde ich, und somit Du auch, nach Rom reisen, da ich dort wohne. Warst Du schon einmal in Rom?"


    Medeia blieb kurz unschlüssig stehen und sah sich um. Sie hatte zwar den Weg zur Taberna erklärt bekommen, wußte jetzt jedoch nicht mehr Bescheid. Vielleicht hätte sie doch auf die Soldaten, die ihr als Begleitschutz angeboten worden waren, zurück greifen sollen. Im letzten Licht kam eine Frau die Gasse entlang mit einem Wäschekorb. Medeia trat an sie heran. "Entschuldige, wo ist die Taberna zum Heulenden Wolf?" Die Frau sah sie kurz stumm an und deutete auf eine Gasse. "Dort rein und am Ende!" Medeia nickte ihr dankbar zu und winkte Ceadh ihr zu folgen. Medeia folgte der Beschreibung in Richtung des Heulenden Wolfes.

  • Er zog die Brauen leicht zusammen und musterte sie misstrauisch, ob ihrer Reaktion wegen. Konnte sie etwa seine Sprache? Eine Römerin, die die Sprache der Kelten sprach? Konnte er sich nicht vorstellen. Waren sie doch so stolz und so... hm. Er musterte sie noch einmal kurz von der Seite. Nein, eine Römerin ist sie nicht, von denen hatte er schon genug gesehen. Sie erinnerte ihn eher an eine Griechin, aber er war sich nicht sicher.


    "... An dtuigeann mé?"


    Unterbewusst strich er sich wieder über die Unterarme, die Handgelenke, wo das Metall die Haut aufgescheuert hatte. Seine Mundwinkel hoben sich leicht, als ihr Gesicht wieder an Farbe gewann, dann nickte er leicht, als sie auf latein fortfuhr zu sprechen. Scheinbar wollte sie ihm sagen, dass sie Artoria Medeia hieß, aber was bei Taranis war eine "Gens"? Das galt es noch herauszufinden.


    "Ceadh an t-ainm atá orm. Ich.. bin.. Ceadh. Is mise an 'Keltoi'. Ich bin.. Keltoi."


    Er versuchte sich bewusst am griechischen Wort für sein Volk, da er das der Römer nicht kannte, aber in der letzten Stadt von einem gebildeten Mann das Wort 'Keltoi' aufgeschnappt hatte.


    "Rom? Roma? Tú as Roma? Du.. kommst aus Rom? Ni.. Neh.. Nein. Nein, ich war nie in Roma."


    erwiderte er und folgte ihr in die Richtung des heulenden Wolfes. Auf dem Weg passte er auf, dass niemand zudringlich wurde... nicht nur ihr war in den dunklen Gassen unwohl. Aber er würde aufpassen.

  • Erneut blieb Medeia stehen. Sie betrachtete Ceadh kurz nachdenklich und versuchte seine Worte zu ergründen. Ein kurzer verwirrter Ausdruck huschte über ihre Miene, doch immerhin ein Wort, neben Ceadhs Namen, konnte sie aufschnappen. "Du bist ein Kelte?" fragte sie und sprach erneut sehr langsam und sehr klar. Sie nickte. "Ich sehe schon, an Deinem Latein müssen wir noch ein wenig arbeiten." Medeia schmunzelte leicht und bog mit Ceadh in die Gasse ein, die ihnen gewiesen wurde.


    Am Ende der Gasse war ein Haus mit einem hölzernen Schild zu sehen. Runensymbole, aber auch die lateinischen Buchstaben 'Zum heulenden Wolf' war zu sehen. Medeia lächelte und deutete auf die Taberna. "Dort müssen wir hin!" Bei den letzten Metern nickte Medeia auf Ceadhs Frage hin. "Ja, ich bin eine Römerin!" Es war zwar nicht ganz so, schließlich war sie nur zur Hälfte Römerin. Aber das schien ihr etwas zu kompleziert, jetzt zu erklären. Sie sah zu Ceadh und hob fragend die Augenbrauen. "Sprichst Du Griechisch?" Vor der Tür angekommen, zog sie ihre elfenbeinfarbene Palla über die Haare und trat hinein.

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