• Kurz ist ein echtes, erleichtertes Lächeln auf Livias Gesicht zu sehen. Ihr ist sichtlich ein Stein vom Herzen gefallen. Sein ahnungsloses Gesicht spricht Bände und sie glaubt ihm voll und ganz, dass er tatsächlich unschuldig ist. In ihrer Erleichterung steht sie von ihrem Platz auf, geht auf ihren Mann zu, umarmt ihn und drückt ihn kurz an sich. Sogar einen kleinen, dankbaren Kuss auf die Wange bekommt er, bevor sie ihn wieder loslässt und sich zum Schreibtisch begibt. Dort nimmt sie den ominösen Brief auf und bringt ihn ihrem Gemahl. Sie reicht ihm das Schreiben und bleibt neben ihm stehen, die Hand auf seine Schulter gelegt, die Augen auf die Schriftrolle gerichtet.


    "Heute nachmittag kam dieser Brief für dich in der Casa an. Durch einige unglückliche Umstände gelangte er wohl ungewollt in meine Hände. Da kein Siegel oder sonstiger Hinweis auf ein offizielles Schreiben daran zu finden war, öffnete ich ihn in einem gedankenlosen Moment. Ich hoffe, du verzeihst es mir. Das übrige wird dir der Inhalt des Schreibens erklären."

  • Starr vor Überraschung und ungläubig starrte er seine Frau dabei an. Jetzt hatte die wohl voll eine an der Waffel. Noch immer etwas verwirrt schaute er auf die Schriftrolle, die seine Frau ihm brachte und nahm diese entgegen. Die Hand an seiner Schulter spürte er zwar, beachtete sie aber nicht weiter. Stattdessen las er den Brief...



    ... und fing laut zu lachen an. Es dauerte ein paar Momente, bis er sich wieder einkriegte und genügend Luft geholt hatte, um ihr zu antworten.


    Du glaubst doch wohl nicht wirklich, daß ich auf dieses ominöse Angebot eingegangen wäre? Also bitte! Deine Meinung von mir muß ja wirklich so tief angesiedelt sein, daß man eine Schaufel dazu bräuchte um auf deren Niveau zu gelangen.

  • Sein Lachen bringt Livia nun vollends aus dem Konzept. Völlig verwirrt sieht sie ihn an und ist mehrere Sekunden lang sprachlos. Die Wahrheit in seinen Worten trifft sie, so unverblümt wie sie nun ausgesprochen wird. Schockiert lässt sie von ihm ab, geht zu ihrem Platz zurück und setzt sich stumm. Den Blick gen Boden gerichtet findet sie allmählich eine leise, tonlose Stimme wieder.


    "Ja, anscheinend. Es tut mir leid... Doch ich habe es dir wirklich voll und ganz zugetraut. Ich weiß allmählich nicht mehr, was ich glauben soll. Doch weshalb sollte dir jemand solche Briefe schicken, wenn sie nicht schon einmal Erfolg gehabt hätten? Ist dies tatsächlich das erste Exemplar seiner Art? Ich verstehe das alles nicht..."


    Fragend sieht sie zu ihm auf und hofft, dass er eine Erklärung für all das parat hat. Livia hat das Gefühl, dass ihr dieses Phänomen namens 'Ehe' ziemlich über den Kopf wächst. Sie fühlt sich plötzlich unsagbar müde und sehnt sich nach ihrem Bett.

  • Inzwischen hatte Hungi sich ausgelacht, die Erheiterung war nur von kurzer Dauer und die Stimmung in seinem Inneren sank bereits. Die Worte seiner Frau halfen dabei. Gründlich.


    Was verstehst du nicht? Daß ich mich sehr wohl unter Kontrolle haben kann und nicht gleich jedem Rock nachhänge? Daß ich ein Mann mit Verstand bin und mich nicht von meinem Trieben beherrschen lasse? Oder daß es auch Frauen gibt, die auf das Eine aus sein können?


    Er stand auf, ging an seinen Tisch und schenkte sich etwas Wein ein und dazu Wasser. Dann nahm er den Becher, drehte sich zu seiner Frau um und schaute sie gelassen, man konnte es sogar fast kalt nennen, an.


    Deine Meinung von mir mag nicht die höchste sein, aber ich bin kein hirnloser Idiot. In so einem Falle hätte ich einen meiner Männer losgeschickt und erkunden lassen, wer die Absenderin ist. Und dann hätte ich mir überlegt, was zu tun wäre. Entweder ist das hier ein kleines verträumtes Mädchen, das mal was gehört hatte und jetzt unbedingt ausprobieren will, oder eine unbefriedigte Ehefrau oder ein intrigantes Weib, das auf solch plumpe Weise irgendein Ziel erreichen will, welches auch immer.


    Soviel reden macht durstig, also genehmigte er sich einen Schluck.


    Oder es ist eine Falle. Wie auch immer.

  • Livia seufzt entmutigt und würde am liebsten umgehend den Raum verlassen, um sich in ihrem Cubiculum zu verkriechen. Sie hat das Gefühl, erst einmal gründlich über all dies nachdenken zu müssen. Doch in diesem Moment geht das nicht und mit unguter Vorahnung erinnert sie sich an den losgeschickten Sklaven. Seinem Blick hält sie nicht lange stand und sieht beschämt zur Seite.


    "Ja... Du bist doch sonst so... so interessiert... an diesen Dingen. Hast du denn nicht fast in jeder Nacht eine Sklavin bei dir? Besuchst du nicht noch immer regelmäßig das Etablissement deines Bruders? Zumindest einen sehr großen Appetit kann man daraus doch ableiten... Ich dachte..."


    Sie seufzt und schüttelt traurig den Kopf. Hat sie sich tatsächlich so sehr in ihm geirrt? Auch wenn Livia ihren Mann sonst großen Respekt entgegen bringt, hat sie ihm in Bezug auf diese eine Sache bisher alles zugetraut. Ihr Weltbild gerät ins Wanken und sie tut sich überaus schwer damit zu akzeptieren, dass er im Grunde kein ganz so schlechter Mensch ist, wie es ihr manches Mal erschienen ist. Es fröstelt sie und ratlos betrachtet Livia ihre Hände, die ineinander verschränkt auf ihrem Schoß ruhen. Doch jetzt hilft alles nichts und die Wahrheit muss heraus.


    "Ich... Ich habe einen Sklaven losgeschickt. Er... Er sollte herausfinden, was es mit dieser Frau auf sich hat..."


    Sie hält inne und sieht vorsichtig zu ihm auf, um seine Reaktion abzuwarten. Rechnen tut sie bereits mit dem Schlimmsten.

  • Hungi schüttelte entnervt den Kopf, wollte aber dazu nichts mehr sagen. Das große Vertrauen, das sie in ihn hatte, sprach für sich selber. Sicher besuchte er noch regelmäßig das Lupanar von seinem Bruder, warum auch nicht? Solch hübsche Sklavinnen und Lupas mußten einfach besucht werden, es wäre doch jammerschade, wenn die dort so dahinvegetierten, ohne daß ein Mann sie erblicken würde. Und warum sollte er auch nicht seine Sklavinnen für seine Bedürfnisse ausnutzen? Ob sie jetzt schufteten oder Liebesdienste verrichteten, im Endeffekt kam es sowieso ihm zugute. Immerhin war er der Herr im Haus. Appetit ja, aber blinde Völlerei? Definitiv nicht. Wieder schüttelte Hungi den Kopf. Das würde sie wohl nie verstehen.


    Er spürte wieder die Müdigkeit, die ihn eigentlich ins Bett zog. Doch daraus wurde nichts, denn ihr Nachsatz machte ihn zum zweitenmal wieder munter.


    Bitte, du hast was? Du hast einen Sklaven losgeschickt? Wen? Und vor allem: Wieso?

  • Livia seufzt und schlägt die Augen nieder. Zwar ist ihr Gemahl nicht ganz so triebgesteuert, wie sie vermutet hatte, doch davon ein netter Mensch zu sein, scheint er ihr ebenso weit entfernt wie schon immer. Die Härte in seinen Worten lässt ihr keinen Raum für Zweifel. Sie atmet einmal tief durch, schluckt die Bestürzung und das Gefühl der Unterlegenheit herunter, und sieht dann wieder zu ihm auf. Ihr Blick ist nun wieder verschlossen, der Gesichtsausdruck emotionslos. Der Ton ihrer Stimme ist wieder ruhig und sachlich, doch dieses Mal ohne die Freundlichkeit von zuvor.


    "Aus den selben Gründen, aus denen du jemanden dorthin geschickt hättest. Er wird die Wahrheit erkunden, die hinter diesem Schreiben steht."


    In diesem Moment klopft es an die Tür des Officiums. Livia funkelt Hungaricus noch einen Augenblick an und geht dann zur Tür, um diese zu öffnen. Es ist der Sklave Dillo. Er trägt eine fremde Tunika und sieht sichtlich schuldbewusst von der Herrin zum Herrn. Livia nickt ihm zu und nimmt wieder auf einem Korbsessel Platz. Auf einen Wink hin wartet er noch mit seinem Bericht und Livia sieht fragend zu ihrem Mann.


    "Wollen wir ihn nun anhören?"

  • Als Dillo bei der Tür reinkam, fing Hungi endgültig an, am Verstand seiner Frau zu zweifeln. Den Idioten irgendwohin außerhalb der Casa zu schicken war eigentlich komplette Zeitverschwendung. Und wenn er von diesem Auftrag nicht zurückgekommen wäre, sogar absolute Geldverschwendung, denn Dillo war zwar dumm, aber eine gute Kraft, wenn man auch freilich seine Arbeit ein wenig überwachen mußte. Außerdem brauchte Hungi ihn noch für eine ganz andere Sache, aber daran dachte er jetzt im Moment nicht.


    Sicher. Warum nicht. sprach er tonlos. Er hatte große Lust darauf, den Sklaven danach auszupeitschen, aber das würde nichts bringen, der Sklave konnte ja nichts dafür. Ob er stattdessen die eigene Frau auspeitschen sollte? Doch diesen Gedanken verwarf er wieder, das würde ihre Stellung bei den Sklaven doch erheblich mindern und das mußte ebenso vermieden werden.


    Mit abweisendem Gesicht wartete er den Bericht des Sklaven ab.

  • Livia gibt ihm einen Wink und Dillo beginnt langsam zu berichten. Den Blick hat er gesenkt und seiner Stimme ist die Sorge um eine harte Bestrafung deutlich anzuhören.


    "Es handelte sich tatsächlich um eine Frau. Ich wurde ein weites Stück durch Rom geführt. Die Augen habe ich mir nicht verbinden lassen, obwohl sie das wollten. Zwar kann ich nicht genau sagen, wo dieser Ort war, doch ich bin mir sicher ich könnte mich wieder an den Weg erinnern. Ich wurde in einen Raum gebracht, in dem gleich mehrere wunderschöne und kaum bekleidete Sklavinnen um mich herum waren. Sie tanzten und boten sich mir an. Bevor jedoch viel passieren konnte, drang die Stimme einer Frau zu mir. Sie verbarg sich hinter einem Vorhang und begrüßte mich mit dem Namen des Herrn. Ich ging zu ihr und fand sie ebenso wie die Sklavinnen kaum bekleidet auf einem Lager liegend. Ihre Absichten waren eindeutig. Doch plötzlich veränderte sich ihr Gesichtsausdruck und ich weiß nicht warum, aber sie erkannte den Schwindel. Man schlug mich nieder und fesselte mich, versuchte mich nach meinen Absichten zu befragen. Ich gab an, dass ich geschickt wurde, um die Wahrheit hinter diesem Schreiben festzustellen. Ich verriet nicht, wer mich schickte. Dann gab sie mir eine Nachricht mit. Ihren Namen verriet sie nicht. Ich soll dem Herrn ausrichten, dass das Angebot weiter gilt und er in der morgigen Nacht am selben Ort nochmal erscheinen könne. Sie meinte, dass sie jeden anderen töten würde, der an seiner statt käme. Daraufhin ließ man mich gehen..."


    Abwartend sieht er abwechselnd zum Herrn und der Herrin.

  • Schon bei den ersten Sätzen hätte Hungi nur mehr Kopfschütteln können. Sieht den Weg, weiß aber net wo er war, aber vielleicht kann er sich noch an den Weg erinnern. Hungi wußte schon, warum Dillo nie außerhalb der Casa eingesetzt wurde. Aber er hörte sich ruhig weiter den Bericht an. Das, was er erzählte, klang fast wie der Traum eines jeden Mannes. Viele Frauen auf einem Haufen, nur zu seinem Vergnügen... definitiv zu schön, um wahr zu sein. Hungi schmunzelte.


    Ich hoffe wohl, daß du dich auch an das Gesicht dieser... Frau erinnerst?

  • Dillo nickt heftig.


    "Ja, Herr. Natürlich, Herr. Sie war noch recht jung und schien mir insgesamt durchaus von hoher Geburt. Ihre Kleider, der Schmuck und die ganze Ausstattung der Räumlichkeiten war kostbar und prunkvoll. Sie geizte weder mit Geld, noch mit ihren Reizen. Sie schien mir auch trotz ihres jungen Alters überaus erfahren mit der Kunst der Verführung. Sie ist sicher versierter in alldem, als so manche professionelle Lupa. Ihre Körpergröße war normal und sie war von schlankem Wuchs. Die Augen waren grün und ihre Haare flammend rot. Ob sie gefärbt oder wirklich rot waren, ist mir nicht bekannt. Doch die Farbe an sich war schon relativ auffällig."

  • Je mehr der Sklave von dieser ... Dame sprach, desto mehr runzelte sich die Stirn Hungis. Er kannte eigentlich keine, auf die diese Beschreibung passen würde, zumindest fiel ihm keine ein in diesem Moment.


    Gut. Du kannst gehen. befahl Hungi und machte eine dementsprechende Handbewegung zu seinen Worten. Er wartete, bis der Sklave den Raum verließ, sinnierte kurz und sah dann seine Frau an, nüchtern und so gar nicht begeistert über ihr Tun. Doch nicht gleich fing er an zu sprechen, sondern ließ ein paar Momente verstreichen, in denen er seinen Blick nicht von seiner Frau abwandte und sie regelrecht fixierte. Hungi atmete durch, schloß ganz kurz die Augen und schüttelte verständnislos den Kopf.


    Heute abend noch wen dort hinschicken dürfte wohl sinnlos sein. Ich werde morgen ein paar meiner Leute damit beauftragen, sofern ich dran denke. Damit war auch schon fast alles gesagt, bis auf das eine: Und in Zukunft bitte ich dich, liebes Eheweib, daß du die Finger von solchen "Experimenten" lässt.

  • Livia erwidert den Blick ihres Mannes voller Kälte und offener Abneigung. In diesem Moment hasst sie ihn und seine Art über alles. Keine weitere Minute hält sie es mit ihm in einem Raum aus. Sie atmet tief durch und will zuerst etwas erwidern. Sie verkneift es sich jedoch und starrt ihn noch mehrere Sekunden wütend an. Dann steht sie von ihrem Platz auf und schickt sich an, den Raum zu verlassen.


    "Vale, Vinicius."

  • Grußlos ließ er sie ziehen. Endlich ging sie. Und er hoffte, es war ihre eine Lehre. Na wirklich, so ein Blödsinn zu veranstalten und dann den größten Idioten der Casa dorthin zu schicken. Es ärgerte ihn schon, daß sie ihm quasi hinterherspionierte bzw. in diesem Fall vorherspionierte, ohne seine Erlaubnis. Noch immer voller Unverständnis ob ihr Tun blieb er noch kurz sitzen, dann verließ auch er den Raum. Er wollte endlich schlafen gehen, die Müdigkeit hatte ihn wieder gepackt zerrte ihn förmlich in sein Bett.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!