Grundausbildung des Caius Iulius Constantius

  • Kurz darauf kam auch ich und begrüßte ihn freundlich. Die Sonne war warm und es wehte ein kleiner Wind.
    "30 Runden, 30 Stiche. Danach hier melden! ABITE!


    Ach ja: Ein Tipp zum Laufen: Achte immer auf dein Atmen, immergleichmäßig, das hilft."

  • Die kurzen Stunden des Schlafs hatten erstaunlicherweise neue Kraft gebracht. Obwohl der Körper immer noch protestierte, wenn er sich zu schnell bewegen musste, so waren es diesmal nicht mehr die kauten Protestschreie sondern eher mahnende Fingerzeige.
    Als Constantius den Princeps Prior erblickte, salutierte er zackig. Schwungvoll wurde die rechte Faust an die linke Brust geführt und ein lautes, „Salve, Princeps Prior“, ertönte.
    Der sachte Wind griff in das dunkle Haar des jungen Constantius, als dieser, wie befohlen, anfing seine Runden zu drehen. Es sollte auch diesmal nicht lange dauern bis der Schweiß der Anstrengung die Uniform ein weiteres Mal am Körper des Mannes kleben ließ.
    Runde um Runde lief er. Erst auf den letzten Runden kostete es Constantius wieder Mühe, den Atem so regelmäßig zu steuern, wie es ihm der Princeps geraten hatte.


    Die Verschnaufpause nach dem Lauftraining war nur kurz und reichte gerade dazu die Atemfrequenz auf ein schnelles aber regelmäßiges Maß zu reduzieren. Schnell war die Ausganstellung angenommen, das linke Bein vorgeschoben und der erste Stich ausgeführt. Die Augen fixierten das Ziel, in diesem Fall den Holzpfahl, unnachgiebig und der gepresste Atem am Ende eines jeden Stichs, ließ die Kraft des Stoßes zu einer tödlichen Wucht anwachsen. Und selbst beim letzten Stoß schien die Konzentration anzuhalten. Mit einem angestrengten aber entschlossenen Gesichtsausdruck nahm Constantius schließlich wieder Haltung an, als er den ersten Teil des Tagesprogramms absolviert hatte.

  • Währendessen kam ein Probatus gelaufen und übergab mir mehrere Pila. "Ah, danke Marcus!", sagte ich zu ihm und nahm einen.


    "Die CU muss auch mal im Notfall die Mauern von Rom verteidigen. Dazu benutzen wir den Pilum, allerdings es wird nicht sehr oft vorkommen, aber sicher ist sicher.


    Nimm dein Ziel in Visier und dann führ den Pilum dicht an deinem rechten Ohr vorbei darauf zu. Achte darauf, dass dein Arm am Anfang beim Ausholen und am Ende beim Wegwerfen gestreckt ist und gib zum Schluss den letzten Schwung durch dein Handgelenk! Versuch es mal."


    Ich gab ihm einen Pilum und ging einen Schritt zurück.

  • Constantius ergriff den dargebotenen Pilum. So eine Waffe hatte er bisher noch nicht in de Händen gehalten. Sie fühlte sich fremd und ungewöhnlich an.
    „So schwer wird es schon nicht sein“, dachte sich Constantius und holte mit gestrecktem Arm aus.
    Die kreisförmige Bewegung seines Armes beschleunigte die Waffe. Sein Arm schnellte nach vorne und erst als sein Arm leicht schräg zum Himmel deutete, als wolle er der Waffe den Weg weisen, entließ er den Pilum aus seiner Umklammerung.
    Kraftvoll beschleunigt, verließ die Waffe ihren Träger und flog durch die Luft. Meter um Meter legte sie zurück. Hätte die Waffe nicht damit begonnen sich seitlich einzudrehen, wäre es fast ein beeindruckender Wurf gewesen. Doch so schlug sie irgendwann auf dem sandigen Boden auf und rutschte noch einige Zentimeter über jenen Boden, bevor sie schließlich zur Ruhe kam.

  • "Mhm...", sagte ich und verfolgte die Flugbahn des Pilums. "Machen wir unsere berühmt-berüchtigte Steineübung: Dort siehst du drei Steine, deren Entfernung gestaffelt sind! jetzt wirfst du auf jeden Stein 5 mal und dann sehen wir, wie oft du triffst! LOS gehts!"

  • Mit der festen Ünerzeugung, wenn er nun kräftig genug werfen würde, würde er sein Ziel schon treffen, warf Constantius auf besagte Steine. An Kraft sollte es deshalb seinen Würfen auch nicht mangeln, eher an Treffsicherheit. Traf er den ersten Stein doch noch dreimal, so sollte er den zweiten Stein nur noch einmal treffen. Den letzten Stein traf Constantius, zu seiner eigenen Überraschung, auch einmal. Auch wenn sein Wurf in diesem Falle noch dem mittleren Stein gegolten hatte.

  • Ich kratzte mich am Kopf. Ein kurzes Schweigen, dann sagte ich: "Das musst du noch üben, aber nicht jetzt. Und sehr oft wirst du den Pilum auch nicht brauchen. Allerdings will ich, falls du mal wieder Freizeit hast, du das werfen übst."


    "Jetzt kommt ein unangenehmer Punkt, aber es muss ein:Nun üben wir wieder mit dem Gladius, aber nun mit einem sehr wichtigen Teil: Dem scutum. Hier!", ich reichte ihm ein scutum. "Du stichst jetzt exakt 30 mal auf den Pfahl ein, und zwar auf die Punkte die ich dir zeige. Und da diese übung wichtig und unvergesslich bleibt bekommst du, auch wenn ich es nicht gern mache, falls du deine Deckung vernachlässigst einen kleinen "Klaps", also streng dich an."


    Und bevor der Probatus auch etwas sagen konnte zeigte ich den ersten Punkt.

  • Constantius fasste das Scutum und hob es an. Der etwa 120 cm hohe Schild deckte seine linke Flanke vorzüglich ab als er mit dem Gladius zum Stoß auf den gezeigten Punkt ansetzte. Noch vermochte der kräftige linke Arm des jungen Rekruten die 9 kg des Scutum mit Leichtigkeit zu halten. Doch bereits jetzt ahnte Constantius, dass es nicht bei nur ein paar Schlagübungen bleiben würde.

  • Der Probatus machte sich nicht übel, allerdings, wie es bei allen war, bekam auch er ein paar "Klapse", nicht fest, da er sich anstrengte und immerhin die Leistung nicht verweigerte.


    Sim-Off:

    Tob dich ruhig aus!

  • Die ersten Schläge mit dem Gladius gaben Constantius ein Fundament der Selbstzufriedenheit. Das Scutum fühlte sich zwar schwer in seiner Hand an, doch war es zu beherrschen. Den Fingerzeigen des Princeps vermochte ebenfalls noch zu fogen. So folgte einem jeden Fingerzeig noch ein sorgfältig ausgeführter Stoß.
    Doch die Götter hatten den jungen Rekruten scheinbar ein ganz besonderes Scutum gegeben. Es schien mit jeden Stoß, mit jedem Hieb etwas an Gewicht zuzulegen. Und so sollte es bald sein, dass der linke Arm protestierend unter dem, inzwischen scheinbar gewaltigen Gewicht, zu zittern begann. Als wäre das nicht bereits ausreichend um erneut den Schweiß auf die Stirn des jungen Mannes zu treiben, erhöhte der Princeps die Geschwindigkeit seiner Zielanzeigen.
    Dort wo noch zu Beginn der Übung ein konzentrierter Gesichtsausdruck vorherrschte, sollte schon bald Anstrengung das Gesicht des Probatus zieren. Schweiß lief ihm über das Gesicht und brannte in den Augen. Immer schwieriger wurde es das Scutum in der richtigen Position zu halten. Ließ die Kraft schließlich einen Moment nach, erinnerte ihn ein gut gemeinter Rat in Form eines kleinen Schlages daran, dass er das Scutum nicht absinken lassen durfte.
    Schlag um Schlag wurde nun mit vor Anstrengung zusammengebissen Zähne ausgeführt. Scharf wurde die Luft durch selbige eingezogen und wieder ausgestoßen. Die Welt um Constantius verlor an Farbe als er schließlich die letzten Schläge ausführte. Sein Blick galt nur noch dem Ziel vor seinen Augen, während seine Gedanken den Schmerz im linken Arm auszublenden versuchten. Für den Moment gelang es ihm – was vielleicht an gut gemeinten Erinnerungshinweisen seines Ausbilders liegen mochte-

  • "Halt hier!", rief ich, nachdem ich dachte, dass er genug geschunden wurde. "Laufe noch mal 15 Runden, aber locker ohne Sprint und dann morgen wieder hier!", sagte ich. "Achja, falls du irgendetwas Gesundheitliches hast – lass es mich wissen."

  • Der Gesang einer lieblichen römischen Schönheit hätte in diesem Moment nicht angenehmer klingen können. Der linke Arm des jungen Rekruten zitterte selbst noch einen Moment nachdem er das Scutum abgesetzt hatte. Die Muskeln seines linken Arms hatten sich unter der Anspannung verkrampft und schmerzten als der Arm wieder seine Normalposition einnehmen sollte. Trotzdem salutierte Constantius so, wie er es gelernt hatte und antwortete mit müder Stimme:


    „Zu Befehl, Princeps Prior. 15 Runden laufen“


    Um dann anzufügen:


    „Ich bin völlig gesund und bei Kräften, Prnceps Prior!“


    Und als ob er den Beweis seiner Worte antreten wolle, drehte sich der junge Rekrut um und begann die angeordneten Runden zu laufen. Constantius nutzte die Zeit um seinen linken Arm während des Laufens zu lockern und den Krampf zu vertreiben. Er hatte sicherlich nicht gedacht, dass er sich einmal über das Lauftraining freuen würde.

  • Der Schmerz in seinem linken Arm hatte Constantius bereits früh aus den Unterkünften getrieben. Es würde noch eine Weile dauern bis er zum morgendlichen Appell würde antreten müssen. Deshalb begab sich der junge Iulier auf den Exerzierplatz, der in der morgendlichen Frühe, so friedlich im Zwielicht des anbrechenden Tages dalag.
    Mit dem Pilum in der rechten Hand machte er sich daran die Zielübungen zu wiederholen, bei denen er bisher nur geringes Talent offenbart hatte. Der Princeps Prior hätte ihn nicht einmal zu zusätzlichen Übungsstunden auffordern müssen. Der Ehrgeiz des jungen Mannes würde eine solche Blamage nicht dulden und ihn so lange üben lassen, bis ein jeder Wurf einen Treffer nach sich ziehen würde.
    Zudem muste er dabei nicht seinen linken Arm belasten und die Kühle des Morgens schien den flammenden Schmerz langsam aber sicher verstummen zu lassen.


    Wurf um Wurf übte sich der junge Probatus mit dem Pilum. Seinen Zielen langsam aber sicher näher kommend.

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