[Hortulus] Bei den Horti Luculliani am Tiber

  • Hannibal aß mit gutem Appetit weiter und sah Nadia eher unbekümmert an. Ein Grinsen huschte über sein Gesicht. "Aber klar doch, werden wir es noch mal versuchen. Und was den Mut angeht, das kommt schon. Mach Dir erst mal keine Gedanken! Genieße statt dessen diesen Tag und fühle dass wir wenigstens in solchen Momenten frei sein können!" Hannibal reichte ihr zum Wein auch ein Stück Käse. Dabei betrachtete er gedankenverloren den Tiber. Rom gefiel ihm wirklich gut und er war froh, dass er Marcus nicht hat begleiten müssen. Aber was wollte er schon in Germania?


    Kaltes Wetter, wenig schöne Frauen und wenig zivilisierte Menschen erschienen ihm nicht sehr verlockend. Außerdem glaubte er daran, dass die Umgebung Menschen prägte und er wollte nicht so werden, wie die Germanen es waren. Schweigend genoß Hannibal die Sonne und den warmen Sommertag, der am Flußrand genau richtig war und nicht zu heiß. "Erzähl Nadia, was machst Du am liebsten?"

  • Nadia nahm noch einen Schluck von dem Wein dessen Wirkung sich langsam bei ihr bemerkbar machte. Auch den Käse nahm sie entgegen und biss ein kleines Stückchen aber, aber das war es dann auch schon und sie legte ihn zurück auf das Tuch. "Ich werde versuchen diesen Tag zu genießen, soweit das möglich ist." Es war wirklich eine schöne Freiheit, die sie mit ihm zusammen hier hatte. Sie lehnte sich etwas an den Baum, der ja gleich neben der Decke war und die Äste die fast den Boden berührten wurden von dem Wind hin und her getrieben und das ein oder andere mal trafen sie leicht ihren Kopf und zerzausten ihre Haare.


    Grade nachdem sie noch einen Schluck von dem Wein genommen hatte stellte sie ihn wieder zurück und beobachtete Hannibal, als er diese Frage stellte. "Darüber habe ich mir nie Gedanken gemacht. Ich mache nicht viel, aber ich genieße sehr gerne die Ruhe und sehe mir den Sonnenuntergang an. Er hat etwas Besonderes. Ansonsten mache ich wirklich nicht viel.Ich bin immer für Furianus da wenn er etwas braucht oder so."

  • Hannibal wandte seinen Blick zu ihr bei dem letzten Satz und hob langsam seine Augenbrauen. Meinte sie das tatsächlich, wie sie es sagte? Fassungslosigkeit machte sich in ihn breit. Wie konnte man nur so leben? Immer nur für einen Menschen da sein, wissend, dass man ihn nie wirklich erreichen konnte. Der Standesunterschied war einfach zu groß. Hannibal wußte nicht, ob er mitleidig oder einfach nur resigniert sein sollte. Er schob den Gedanken beiseite. "Du musst an Dich denken, Nadia. Wie ich Dir schon einmal sagte, kannst Du auf dem Pfad des Lebens nur Dir vertrauen. Und niemandem sonst. Nehmen wir doch mal mich. Ich bin bereit, Dir zu helfen. Kann man mir aber vertrauen? Eigentlich nicht, denn Du ahnst nicht, was ich in meinem Leben schon alles getan habe." Hannibal musterte sie bei seinen Worten.

  • Nadia zog ihre Beine an sich und umschloss diese mit ihren Armen, ganz fest und schützend. Sie wusste, dass sie ihn wohl etwas geschockt hatte, aber was sollte sie ihm erzählen? Lügen? Nein das tat sie nicht und wollte es auch nicht tun, lieber hinterließ sie ein ehrliches schlechtes Bild von sich, da sie ja eh wusste, dass man sie nicht so oft verstand. Ihre Finger klopften etwas auf ihren Armen umher und sie schaute ihm in die Augen. "Ich denke doch an mich, aber es sieht eben anders aus als du es vielleicht machen würdest. Ich kann nichts dafür und es tut mir leid. " Nadia schwieg einen Augenblick bevor sie etwas weiteres darauf erwiederte. "Ich hoffe, dass ich dir vertrauen kann, ich hatte es auch schon, das sagte ich vorhin bis du.......Nein ich weiß nicht was du schon alles getan hast. Erzählst du es mir?" Wollte sie es überhaupt wissen? Diese Frage versuchte sie sich lieber nicht zu stellen, aber sie sah ihn abwartend an und glaubte nicht, dass er etwas schlimmes bis jetzt getan hatte, aber sie täuschte sich ja immer wieder in Menschen denn das wäre nicht das erste Mal dann. Sie nahm das Tuch welches er ihr gegeben hatte und legte es einen Moment neben sich in das Gras um sich etwas anders zu setzen und dabei spürte sie erneut die Wirkung des Weines.

  • Hannibal legte den Kopf in den Nacken und lachte leise und etwas kehlig. Kopfschüttelnd sah er zu Nadia. "Ich glaube kaum, dass es Dir gefallen wird. Aber gut, warum nicht? Ich habe es wenigen Menschen vorher erzählt. Marcus weiß noch nicht mal alles von dem, was ich in meinem Leben schon für Missetaten vollbracht habe!"


    Hannibal schwieg und dachte an Baiae zurück. Dort hatte es angefangen, als er siebzehn Jahre alt war. Dort war es keine Frau, die ihm den Kopf verdreht hatte, sondern ein Mann. Und auch dieser hatte ihm das Herz gebrochen. Wie später es einige Frauen getan hatten. Bis auf eine, waren jedoch keine mehr davon am Leben. Hannibals Gesichtszüge verhärteten sich. "Ich habe schon getötet. Ich habe viele Menschen getötet, teils aus Haß heraus, weil sie mich verletzt haben, teilweise aber weil es mir Spaß gemacht hat. Als ich 17 Jahre alt war, habe ich einen Mann getötet. Er war zehn Jahre älter als ich und ich hatte ihn mal geliebt gehabt. Aber als er tot war, fühlte ich eine tiefe Befriedigung. Das nächste Mal verliebte ich mich in eine Frau. Sie tat mir weh und ich tötete sie daraufhin. Es ging immer weiter und weiter. Wir mussten deswegen aus Baiae weg....weißt Du..." Hannibal wandte seine Augen zu Nadia. "...Marcus hatte mich sogar geschützt gehabt. Er braucht mich nun mal und ich bin sein bester Freund. Obwohl er manchmal es sehr verachtet hat, was ich getan habe. Aber wir sind zusammen aufgewachsen."


    Lächelnd sah er auf die Flußoberfläche. Dabei verfolgte er die Strudel und es erschien ein wenig bizarr, wenn man an einem solchen Sommertag soetwas gestand. Hannibal lächelte stumm und sah wieder zu Nadia. Seine Augen wirkten nicht kalt oder brutal. Auch waren es nicht die Augen eines Mörders. "Hab keine Angst, Nadia. Ich verspreche Dir, dass ich Dir nichts tun werde. Im Gegenteil, ich werde jene bestrafen, die Dir etwas antun wollen. Möchtest Du noch mehr erfahren?"

  • Nadia erstarrte irgendwie als er begann zu erzählen. Sie hatte wohl mit viel gerechnet aber nicht mit einem solchen Geständnis. Nadia konnte sich nicht mehr bewegen und man sah ihre Angst in ihren Augen, aber sie hörte ihm genau zu und sah seine Opfer vor sich. Warum geriet sie immer wieder an solche Leute. Der Drang in ihr einfach aufzuspringen und wegzulaufen war unheimlich groß, aber etwas hielt sie zurück auch wenn sie nicht wusste was es war. Vielleicht das Vertrauen was sie schon zu ihm hatte, auch wenn er es fast zerstört hatte mit seiner Aktion.


    Als er sie ansprach mit ihrem Namen zuckte sie in sich zusammen, erschreck richtig und umklammerte ihre Beine noch etwas fester. Sie wollte nicht wissen wie die Bestrafung für die anderen aussehen würde, wenn er sie sich vornahm. "Ich habe keine Angst" flüsterte sie auch wenn sie es hatte und er es wissen müsste. "Erzähl weiter" kam es noch leiser über ihre Lippen "Und warum hast du das alles getan? Du nimmst das Leben von anderen...." Sie hatte eine Gänsehaut auf ihren Armen.

  • Hannibal seufzte tief. Ja, wie Nadia richtig vermutete, sah er ihre Angst. Er roch sie förmlich. Schließlich war er ein Flaviersklave und jene konnten Angst schon von weitem wahrnehmen. Hannibal streckte sich, seine Knochen knackten leise und er lächelte still vor sich hin. Er schwieg einige Minuten. "Es gibt nun mal böse Menschen. Böse Menschen, die nun mal sterben müssen. Oftmals, Nadia, stell ich mich vor als ein Werkzeug der Furien. Ich richte über sie, weil sie sovielen Menschen weh getan haben. Dann gehören sie bestraft. Und das tue ich dann! Irgendjemand muss es nun mal machen..."


    Hannibal lächelte selig und war für einen Moment in dem Bild gefangen, von sich als Rachegeist. Ja, das gefiel ihm. Hannibal, der Rächer der Unterdrückten, wollte er durchaus sein. Dass er eher Hannibal, der Mörder, war, erschien ihm unwichtig. "Keiner der Menschen, die ich getötet habe, hat es nicht auch verdient. Und deswegen, Nadia, musst Du auch keine Angst haben. Denn Du bist ein guter Mensch, das sehe ich Dir an. Du bist anders als die meisten Frauen, die ich kenne!" Hannibal schloß die Augen und wandte seinen Kopf wieder ab. Geschlossenen Auges sprach er weiter. "In Athen habe ich sogar für eine Frau gemordet. Ich dachte, sie liebt mich, aber sie hat mich nur bentutzt. Aber sie war schlau...ich konnte sie nicht töten, weil sie die Stadtwache auf mich gehetzt hatte. Wieder mußten wir fliehen. Weißt Du, in jenen Tagen habe ich sogar Marcus gehaßt, denn er hatte auch ein Auge auf sie geworfen. Aber Marcus ist mein bester Freund. Ihm würde ich niemals etwas antun...Für ihn würde ich auch mein Leben geben!"

  • Sie hatte ihn die ganze Zeit irgendwie anders gesehen. Nicht wie einen Mörder, eher fast wie einen Gelehrten, als er ihr mit den Schriftrollen entgegen kam.Es erschreckte sie wirklich das alles von ihm zu hören, vor allem hörte sie fast nur davon, dass er Frauen tötete, Frauen die ihn nicht liebten oder nicht mehr liebten. Vielleicht irrte sie sich auch, aber auf der anderen Seite hatte sie sogar etwas Mitleid mit ihm falls man das so nennen konnte.
    War sie denn wirklich anders wie er es sagte? Wie anders? Sie seufzte und kämpfte immer noch gegen den Drang an aufzustehen und zu gehen, auch wenn sie nicht daran glaubte, dass er sie gehen lassen würde.
    "Es gibt zu viele böse Menschen, sie sind überall um einen rum. Jeden Tag begegnet man ihnen und es scheinen immer mehr von ihnen zu werden, aber du kannst nicht über sie alle einfach so richten, denn du bist dann nicht besser als sie, nicht besser als auch Sica." Ein trauriger Ausdruck machte sich in ihren Augen breit, wenn sie daran dachte.
    "Warum soviele Frauen? Es muss doch einen Grund haben? Weil sie dich abweisen? Deswegen? Ich verstehe es nicht, ich kann das nicht verstehen. Soviel Gewalt überall." Sie erinnerte sich an Marcus wie er sie kurz in seinen Armengehalten hate, schließlich hatte er sie gerettet. "Was sagt die, dass ich anders bin als die anderen? Und warum bin ich anders?" Auch das konnte sie nicht verstehen. Vielleicht weil sie sich nicht wehrte und somit ein leichtes Opfer für alles und jeden war. Oder war es weil, wenn sie liebte war es eine andauernde Liebe?

  • Hannibal öffnete langsam seine Augen, sah jedoch nicht zu Nadia. Wieder musterte er das Wasser und seine Strömung. Warum so viele Frauen? Aber er hatte auch einige Männer getötet, sogar recht viele Männer. Männer, die ihn verletzt hatten, Männer, die Frauen geschändet hatten, die Hannibal wertvoll waren oder schienen. Männer, die einfach es verdient hatten. Kinder hatte er jedoch nie getötet und das würde er auch nicht. "Ich habe viele Männer getötet!" sprach Hannibal seinen Gedanken aus. "Aber warum Frauen? Weil sie mich abgewiesen haben? Nein, soetwas vertrag ich schon. Es ist auch in Ordnung, wenn ich einer Frau nicht gefalle oder sie mich abstoßend findet. Aber wenn eine Frau mir die Liebe vorgauckelt, wenn sie wie eine falsche Schlange mit gespaltener Zunge spricht und böse handelt, dann hat sie den Tod verdient!"


    Jetzt sah er doch zu Nadia und lächelte. "Ich sehe es doch, Nadia. Ich glaube du bist einfach eine treue und gutherzige Frau. Solche wie Du sind sehr selten geworden in unserer Zeit!" Hannibal schwieg und dachte nach. Dann räuspterte er sich. "Ich glaube, es sind 14 Menschen durch meine Hand gestorben. Ein Soldat tötet mehr. Ist er auch ein Mörder?" Hannibal sah fragend zu Nadia. "War Dein Herr nicht Soldat?"

  • Nadia ließ von ihren Beinen ab und kniete sich etwas umständlich hin und legte ihre Hände auf ihre Knie. Nein er hatte ja Recht im Gegensatz zu einem Soldaten waren 14 Menschen nicht viel, aber ein Soldat tötete aus anderen Gründen als er es getan hatte. Auch wenn sie ihn vielleicht verstehen konnte bis zu einem gewissen Grad. Nadia selber würde niemals töten können zumindest keinen anderen. Leben geben ja, aber Leben nehmen niemals, wahrscheinlich wäre sie dazu nicht einmal in der Lage wenn ihr eigenes davon betroffen wäre, auch wenn sie wüsste, dass sie dafür sterben würde. Sie hatte sich ja nicht einmal bei Sica gewehrt, als dieser sie am würgen war und sie das Ende hatte schon kommen sehen.


    Sein Lächeln erwiederte sie erst einmal nicht, das schaffte sie nicht. "Furianus war Soldat. Aber ist es nicht etwas anderes was er getan hat? Ich meine er handelte dann nicht eigenmächtig. Vielleicht denke ich wirklich anders in dieser Sache." Sie sah ihn immer noch an, auch wenn ihr Blick zwischendrinne mal verschwand zumindest sah es dann so aus als würde sie irgendwo ganz anders hinsehen, aber dann traf ihn ihr Blick dann doch. "Ich bin nur ich. Nichts besonderes und nicht mehr wert als andere, nicht in meinen Augen." Langsam strichen ihre Finger durch das Gras und begannen an diesem zu rupfen. Sie konnte nicht verstehen, dass er sie als so anders ansah, schließlich schienen es andere nicht zu tun, aber er. "Aber du hast auch Recht, vielleicht habe ich ein gutes Herz. Ich würde alles tun für den, den ich liebe, sogar mich aufgeben. Aber was bringt einem ein gutes Herz wenn es einen zerstört?"

  • Hannibal seufzte schwer und nickte langsam bei ihren Worten. Ja, was brachte es einem? Vorhin hatte er doch noch versucht, ihr zu erklären, dass sie etwas egoistischer sein sollte. Aber würde es sie nicht kaputt machen?
    Nadia brauchte einfach jemanden, der sie anders behandelte, der ihr den Respekt entgegenbrachte, den er auch von Frauen umgekehrt verlangte. Aber das Schicksal und Fortuna war manchmal sehr grausam. So auch zu Nadia.


    "Ein Soldat ist auch nur ein Mörder. Er tötet wahllos, nicht gezielt. Alle sogenannten Feinde, die sich ihm in den Weg stellen. Dabei ist es ihm egal, ob sein Gegenüber eigentlich ein aufrechter Mann war, ob er Weib und Familie hat. Auch solltest Du sehen, zu was für Bestien sie werden, wenn sie gesiegt haben und über ein Dorf herfallen, Frauen und Kinder sind nicht mehr vor ihnen sicher." Hannibal sah zu Nadia. "Ich habe noch nie eine Frau gezwungen, sich mir herzugeben. Niemals! Das wäre schändlich!" Hannibal sah sie mit treuen braunen Augen an und meinte es auch sehr ehrlich. Solche ehrlichen Worte wie heute hatte er selten ausgesprochen. Schließlich gestand er schon einiges, was sonst keiner wußte.


    "Aber ich würde Dich beschützen, Nadia. Dann wird Dir Sica nichts mehr antun. Eher spürt er meinen sica." Hannibal lachte leise, aber freudlos. "Und was Dein Herz angeht. Bewahre es so, wie es ist. Gut und ehrlich, denn so jemand wie Dich gibt es nicht oft. Und die, die Dich lieben, werden es auch erkennen!"

  • Wahrscheinlich war Nadia wirklich ein Mensch, der nicht so recht an sich selber denken konnte und immer wieder auf die anderen kam und eher ihnen etwas geben würde als es selber zu nehmen. Warum sie so war wussten anscheinend nur die Götter und diese gaben ihr Wissen nicht immer preis. Sie dachte lange nach über seine Worte ehe sie etwas sagte und sie versuchte ihre Worte bedacht zu wählen wenn das überhaupt möglich war.


    "Ein Soldat muss aber Befehle annehmen und diese ausführen oder? Haben sie eine Wahl? Ich weiß die Vergleiche sind irgendwie nichts, denn es sind doch zwei verschiedene Welten ob ich nun eigenmächtig handel oder Befehlen gehorchen muss." SIe sah ihm direkt in seine braunen Augen. "Ich mag vielleicht Angst vor dir haben, aber ich spüre, dass deine Worte mir gegenüber wahr sind und du mir nichts tun wirst. Frag mich nicht warum ich das weiß oder meine zu wissen, es ist aber so. Und die Hoffnung ist da nicht wieder enttäuscht zu werden, denn ich habe schon oft Dinge gedacht die dann ganz anders wurden."


    Und sie würde dafür beten, dass diese jetzigen Dinge endlich mal etwas Gutes für sie bereit hielten. "Von denen die mich lieben gibt es wohl nicht viel" flüsterte sie und sah von ihm weg in das ausgerupfte Gras. Ein rötlicher Schimmer hatte sich mittlerweile über ihrem Gesicht ausgebreitet, sie schien etwas verlegen zu sein, da sie solche Worte nicht oft hörte. "Habe ich nun als Sklavin einen Leibwächter an meiner Seite?"

  • Hannibal erwiederte den Blick und sah ihr unverwandt in die Augen. Das mit den Soldaten war wirklich ein verzwicktes Thema. Schließlich war sein Herr auch ein Soldat und Hannibal glaubte durchaus, dass er ein guter Mensch war. Zwar etwas einfältig, aber doch mit ebenso einem guten Herzen ausgestatte wie Nadia es hatte. Aber der Krieg holte aus Männern die schlimmsten Dinge hervor. Auf Nadias letzte Frage hin, lachte Hannibal warm. "Ja, Nadia, das kannst Du annehmen. Mein Herr ist sowieso in Germania und ich habe Zeit auf Dich aufzupassen und Dich zu trainieren." Er lächelte und griff nach dem Käse, den Nadia nicht mehr essen wollte. Er biß herzhaft ab und kaute lächelnd. "Wenn Du willst, natürlich!"

  • Ihr Lächeln welches so einfach auf ihren Lippen lag, war das erste seit längerer Zeit wieder und man konnte nun eine ganz andere Nadia sehen. Für wenige Sekunden war es die Nadia die sie damals gewesen war, als alles noch seinen geregelten Lauf gegangen war und keiner es auf sie abgesehen hatte. Doch leider hielt es nicht lange an und der Schatten der Gegenwart umhüllte sie wieder, wie ein transparentes Tuch, welches ihr noch genug Luft zum atmen ließ, damit sie nicht zugrunde ging.
    "Sehr gerne möchte ich das, solange ich hier bin." Etwas seltsames war in ihren Augen und der Schatten hüllte sie immer mehr ein und begann seine Fäden um sie zu weben. Sie musste aufstehen, konnte ihm einfach nicht länger in die Augen sehen, etwas war eben in ihrem Kopf vorgegangen, etwas wofür sie keine Worte hatte. Ihr Weg führte sie wieder zu dem Stamm des Baumes an dem sie eine Hand anlehnte und dann durch die sich wiegenden Blätter schaute.

  • Hannibal folgte mit seinem Blick Nadia. Ob sie Angst vor ihm hatte? Oder warum wandte sie so plötzlich den Blick ab. Vielleicht hätte er ihr doch nicht die Wahrheit sagen sollen. Aber sein Töten machte ihn doch nicht zu einem schlechten oder bösen Menschen. Schließlich tötete er nur diejenigen, die es auch verdient hatten. Die Furien standen auf seiner Seite, dessen war sich Hannibal sicher. Er lächelte etwas traurig und wandte seinen Blick auf das Wasser. Vielleicht würden es eines Tages die Menschen um ihn herum verstehen. Wenn sie erkannten, was er Gutes damit tat. Und auch Nadia und Marcus würden es erkennen.


    "Was meinst Du damit, solange Du da bist? Dein Herr wird Dich wegschicken, wegen Sica und den Anderen?" Hannibal wandte seinen Blick zu Nadia und die Fragen, die nach Antworten suchten, standen in sein Gesicht geschrieben.

  • Nadia wusste selber nicht so genau wie sie das gemeint hatte, aber es war zweideutig und das war eindeutig. Sie sah weiter durch die Blätter und als seine Frage kam schaute sie sich zu ihm um und ihr Blick traf den seinigen. Ihre Augen wirkten so verändert, als hätte sie wieder ein kleines Stückchen von sich selbst aufgegeben.
    "Ja wenn ich noch hier bin wird er mich nach Misenum bringen um dort zu leben und zu bleiben. Er will mich in Sicherheit wissen" lächelte sie auf seltsame Art und Weise "Es ist schon seltsam die Wege, die man auf einmal gehen muss, aber vielleicht gehe ich auch einen anderen" sprach sie ganz leiseund wandte dann wieder ihren Blick von ihm ab. Sie konnte ihm nicht in die Augen sehen, denn bei ihr war etwas wie Angst ihn enttäuscht zu haben, denn das schaffte sie in letzter Zeit ja immer wieder andere zu enttäuschen.

  • Hannibal schwieg und sah über den Fluß hinweg auf das andere Uferstück. Wie die Sklaven doch dort hart arbeiteten und sie waren hier und konnten über solche Dinge sinnieren. Hannibal war schon froh darüber nicht dort Sklave zu sein, sondern bei seinem Herren. Schließlich hatte er dadurch viele Freiheiten, die die meisten Sklaven niemals in ihrem Leben erfahren würden. "Nach Misenum?" murmelte Hannibal und sah zu Nadia. "Ein sehr schöner Ort, ich war früher oft dort. Als ich noch in der Villa in Baiae gelebt habe. Es wird Dir dort mit Sicherheit gefallen!"


    Hannibal lächelte. "Dein Herr will Dich in Sicherheit wissen? Dann scheint es mir doch ein Licht für Dich am Horizont zu sein. Die Nacht der Albträume hat ihr Ende und Du kannst in einen neuen Morgen schreiten." Hannibal betrachtete sie dabei nachdenklich und neigte den Kopf etwas zur Seite. "Aber mir scheint, Du hast etwas anderes im Sinn! Du willst doch nicht etwa noch mal fliehen, oder?"

  • "Vielleicht ist es wirklich ein schöner Ort, aber ist es auch nicht gleichzeitig soetwas wie ein Gefängnis? Ich weiß nicht. Ja ich werde da hingehen und hoffen, dass ich wieder ich werden kann." Überzeugt von ihren Worten war sie auf keinen Fall und sie fühlte sich erwischt als er sie direkt auf ihre vorherigen Worte angesprochen hatte. "Ich habe nicht vor einfach wieder zu fliehen. Sie würden mich wieder bekommen und wer weiß was dann passierenb würde, sicher nur schlimmere Dinge als es jetzt schon der Fall ist." Kurz schaute sie zu ihm rüber und dann wieder auf das Wasser, das sie magisch anzuziehen schien, aber sie würde es nicht machen, noch nicht und nicht hier.
    Ihre Stimme hörte sich recht merkwürdig an und man konnte fast spüren, das noch etwas ganz anderes in ihr vor sich ging.

  • "Das ist gut!" Hannibal lächelte freundlich. "Ich bin mir sicher, daß Dir der Süden Italias bald sehr gut gefallen wird. Es ist wirklich sehr schön dort unten. Und die Menschen sind anders als hier in Roma. Weniger gehetzt und oftmals sehr gastfreundlich." Hannibal lächelte sie zuversichtlich an. Mit einer geschmeidigen Bewegung stand er auf und reichte Nadia die Hand. "Komm! Lass uns noch etwas spazieren gehen! Dorthinten an den Hügeln sieht es noch sehr schön aus. Außerdem sollten wir wohl langsam wieder zurück, sonst glauben sie noch, dass wir miteinander durchgebrannt sind!" Hannibal schmunzelte und ließ die Reste ihres Picknicks einfach dort für die Nachwelt und die Ameisen liegen.

  • Nadia hatte ihn etwas beobachtet und sah nun seine Hand an, die er ihr reichte. Es dauerte wieder bis sie ihre Hand in seine legte, wobei ihre wieder einmal ziemlich kalt war. Sanft fasste sie um seine Hand und sah einen Moment lang in seine Augen. Sie wusste, dass sie ihm vertraute, denn sie glaubte ihm, dass er ihr nie etwas tun würde. Gleich darauf dreht sie sich halb um, um zu edn Hügeln zu sehen. Es war wirklich schön dort hinten und sie nickte ihm zu. "Dann lass uns gehen. Warst du schon einmal dort?" fragte sie ihn und ging langsam los und schaffte es sogar etwas zu lächeln wegen seiner Aussage des Durchbrennens. "Würden sie das denken? Ich weiß nicht." Sie drückte leicht seine Hand etwas, was aber vielleicht auch nur ein Reflex hätte sein können.

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