Quarto betrat das Officium.
“Salve!“, grüßte er.
Da saß ein Beamter den er noch nicht kannte.
Also stellte er sich vor: “Ich bin Lucius Aelius Quarto und suche den primicerius a libellis. Habe ich ihn in dir gefunden?“
- Officium XXIII
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- Officium - Primicerius et Notarii a libellis
- Lucius Aelius Quarto
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Ach, die Zeit. Stürmisch fegte sie dahin und vernichtete so viel... die Jugend war nur ein Beispiel, einhergehend damit war natürlich auch die Hirnkapazität. Wäre Aelius Quarto jünger gewesen, hätte er sich vielleicht eher noch an damals, an das Gespräch zwischen ihm und Piso damals im aelischen Atrium, wo sie über Aelius Archias redeten, erinnert. Doch der Mann schien sich wirklich nicht an ihn zu erinnern. Piso hingegen war der alte Grummelbart aber sofort bekannt, als dieser eintrat.
„Oh! Aelius Quarto! Welch Freude!“, rief er mit breitem Lächeln aus. „Ich bin tatsächlich der Primicerius a libellis. Aulus Flavius Piso mein Name. Vielleicht erinnerst du dich noch daran, wie wir einst in deinem Haus redeten? Es muss schon ewig her sein. Was kann ich für dich tun?“ -
“Flavius?“
Dieses nomen gentile war noch immer keines, mit dem man Quartos Herz gewinnen konnte. Eine alte Geschichte war das. Sie lag lange zurück. Der junge Beamte ihm gegenüber war damals zweifellos noch ein Kind gewesen, wenn er denn überhaupt schon geboren war. Er konnte nichts dazu.
Aelius Quarto rang sich ein Lächeln ab.
“Oh, wir kennen uns. In meinem Haus haben wir miteinander gesprochen?“Er sah sich den jungen Mann genauer an.
“Ja, dein Gesicht kommt mir bekannt vor. Aber in meinem Alter... nun, manchmal vergesse ich schon etwas.“
Er tat einen Schritt auf den primicerius zu und wedelte mit dem Papyrus, den er in der Hand hielt.
“Ich habe hier einen Brief des Imperators Caesar Augustus bei mir. Deshalb bin ich gekommen. Hier, du wirst ihn lesen wollen, bevor ich fortfahre.“
Damit reichte er dem Beamten das Schreiben:
Lucius Aelius Quarto
Palatinus Mons, RomaG. Ulpius Aelianus Valerianus fratri suo m.s.d.
Ich danke dir für deine sorgenvollen Worte, dich mich neben all der Post mit Pflichten und Fragen an die angenehmen Zeiten in Rom erinnert. Ich wollte, alle deine guten Wünsche wären schon wahr geworden und ich könnte zurück nach Rom kehren, doch die Besserung schreitet nur quälend langsam voran. Doch ich spüre, wie mir die Ruhe von Misenum gut tut. Meine Frau und mein Sohn sind tatsächlich bei mir und leisten mir Gesellschaft in den Stunden, in denen ich danach verlange.
So braucht auch das Volk nicht besorgt um mich zu sein. Man informiert mich über alles, was ich wissen muss und ich weiss Rom bei dir und Salinator in guten Händen. Welche schlechten Gerüchte auch immer über mich kursieren, wirst du sie schon zu zerstreuen wissen.
Bezüglich deiner Klienten scheint mir ein Aquarius ein recht niedriges Amt zu sein, um den Cursus Honorum zu beschreiten. Aber du wirst zweifellos wissen, was du tust und so soll die Kanzlei die nötigen Ernennungen ausstellen für jene Männer, bei denen du es für angemessen hältst.
Zu den anstehenden Ludi Romani soll Brot und Wein in meinem Namen verteilt werden. Veranlasse das nötige, damit Rom weiß, dass ich tatsächlich bei ihr bin.
“Du erlaubst, wenn ich mich setze? Ich komme wegen des vorletzten Absatzes zu dir, wegen der Ernennungen. Gemeint sind die Ernennungen in den ordo senatorius.“
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Mit dem Namen Flavius konnte man den alten Aelier vermutlich jagen. Piso konnte es ihm dann doch nicht verdenken – Domitian hatte ja den Aeliern das Bürgerrecht entzogen. Diese hatten sich aber ausführlich damit gerächt, indem sie Domintians Andenken geschmäht hatten. Doch wie auch Quarto, dachte Piso, dass dies alte Geschichten wären, und man in die Gegenwart, nicht in die Vergangenheit blicken sollte.
Piso, auf jeden Fall, entgegnete den freundlichen Blick des Consulars, dem er nun wirklich nicht nachtrug, ihn vergessen zu haben. Wer war er denn; ein Niemand! Doch bevor er sich in weitere Gedanken diesbezüglich versteigen konnte, wurde ihm eine Schriftrolle in die Hand gedrückt. Piso blickte Quarto seltsam an, bevor er den Brief studierte. Ohne Zweifel war dieser vom Kaiser, dies wusste er, bevor er die Unterschrift las, niemand sonst sprach so hoch von Salinator. Er sprach von irgendeinem Aquarius, wer das wohl sein sollte? Er schloss ab mit dem Lesen. Es hatte wohl nichts mit ihm zu tun, es sah wohl nur so aus, als ob eine Menge Arbeit auf ihn wartete.
„Natürlich, Senator, setz dich doch.“, meinte Piso hastig, über sich selbst ein bisschen erschrocken, dass er dem Alten nicht schon vorher einen Stuhl angeboten hatte. Er machte ein unwirsches Signal an einen Notarius, der schnell davoneilte und einen komfortablen Stuhl zum Aelier hinrückte.
„Aha.“, meinte Piso nach den Ausführungen des Mannes und nickte, als ob ihm alles verständlich wäre. Hmm, er müsste wohl einen Brief an diesen Aquarius schreiben, wie es aussah. Aber wieso wandte sich der Aelier direkt an ihn? Dies hatte er noch nie getan. „Welche Rolle spiele ich dabei?“, fragte er vorsichtig nach, nicht, dass er jetzt mit irgendeiner Annahme herausplatzte... denn tief in ihm steckte schon eine, ein vages Fünkchen Hoffnung, welches er gar nicht zu entfachen wagte... -
“Du wirst die entsprechenden Urkunden ausfertigen und öffentlich bekannt machen“, antwortete Aelius Quarto lächelnd, aber bestimmt.
“Die Namen lauten Titus Decimus Verus und Lucius Iulius Centho, zu erheben in den ordo senatorius.“
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Und schon wieder sprang nichts für ihn heraus als Arbeit! Nichts! Piso hätte vor Enttäuschung mit der Faust auf den Tisch hämmern können und einen bizarren Tanz vor den Augen eines sicherlich erstaunten Aelius Quarto aufführen können. Er hatte schon gedacht, der Consular käme zu ihm, um ihm mitzuteilen, dass ihm ein Senatorensitz und eine Landvilla dazu angeboten wird... aoder wenigstens ein besserer Posten mit Aussicht auf den ordo senatorius. Nichts dergleichen. Ein seine Enttäuschung herunterschluckenender, sicher nun ein wenig müder aussehender Flavius Piso nickte kurz, wurde aber hellhörig, als er sich die Namen nochmals durch sein Gedächtnis gehen ließ. Lucius Iulius Centho, das sagte ihm rein gar nichts. Der andere Name aber... „Titus Decimus Verus?“, fragte er nach, sicherheitshalber. „Das ist ja interessant... nun gut, ich mache mich sofort an die Arbeit. Vale, Senator... oder gab es noch etwas?“, fragte er und blickte so dienstbeflissen wie nur möglich den Aelier an.
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Begeisterung sah anders aus. Quarto bemerkte durchaus den Mangel an Enthusiasmus, den seine Worte auslösten und der kurze Kommentar entging ihm ebenfalls nicht.
“Du findest das interessant? Kennst du den curator kalendarii?“, wollte er wissen.
Sim-Off: Wo Du schon dabei bist, könntest Du auch gleich noch diese Anweisung des praefectus urbi mit umsetzen: Epistolae (FÜR BRIEFE AN DEN IMPERATOR & DIE ADMINISTRATIO – Nicht für Privatpost an die Gens Aelia) Danke.
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Nicht Mangel an Enthusiasmus war es, welches den patrizischen beamten in seinem Stuhl zurücksacken ließ, sondern die Gewissheit, dass er wieder leer ausgegangen war, während andere an ihm vorbeirauschten. Es musste dagegen was getan werden, er würde sich innert kurzer Zeit mit Balbus kurzschließen. Währenddessen dachte er sich, er sollte wirklich einen guten Patron suchen. Wenn er bloß wüsste, wen...
Er versuchte, sich nichts von seinen Gedanken anmerken zu lassen, und lächelte den Senatoren so freundlich an, wie er konnte, das hier war nicht die Zeit für Extravaganzen. „Oh, ja, ich kenne ihn.“, beantwortete er die Frage des Senatoren und dachte sich dabei: Wenn du wüsstest. „Ich würde ihn durchaus als guten Freund bezeichnen. Doch mir gegenüber hat er noch nie die Intention erwähnt, in die Politik gehen zu wollen.“, merkte Piso an. „Er wird schon wissen, was er tut.“ Hoffte er einmal. Ob Verus den Druck in der Politik aushalten würde, fragte er sich unwillkürlich.Sim-Off: Wird doch glatt gemacht.
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“Er ist also ein Freund von dir? Dann weißt du vielleicht, dass er mein client ist. Darum hoffe ich, dass er seinen Schritt gut bedacht hat und das die Göttin Fortuna ihm gegenüber gnädig gestimmt ist. Es ist immer ein Wagnis, den cursus honorum einzuschlagen.“
Sim-Off: Danke.
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„Oh, das weiß ich.“, meinte Piso lächelnd. „Ich bin sicher, dass er es schaffen wird, und zwar erfolgreich. Ich selber habe da auch schon Pläne in die Richtung. Doch zuerst will ich mir einen Namen machen... und nicht zuletzt muss ich in den ordo senatorius.“ Er beschloss, sich dem Alten anzuvertrauen, hatte Verus doch so eine hohe Meinung von ihm. „Politik mag ein Wagnis sein, aber sie kennzeichnet Rom und seine Größe.“, war sich Piso ganz sicher. Rom und seine Größe, die nicht zuletzt auch die flavischen Kaiser mit aufgebaut hatten
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“Oh ja.“, meinte Aelius Quarto.
“Der cursus honorum ist Ausdruck unserer alten und bewährten Traditionen und er heißt nicht umsonst 'Der Weg der Ehre'. Denn wer ihn beschreitet, der tut dies im besten Fall nicht nur um des eigenen Vorteils willen, sondern um Rom zu dienen und den eigenen Ehrgeiz in den Dienst der Allgemeinheit zu stellen.“ -
Piso nickte andächtig. „Wahre Worte, Senator! Wer sich im cursus honorum betätigt, nur auf eigenen Profit auf, wird fallen, denn die Wählerschaft durchschaut dies. Nur die Selbstlosen und Uneigennützigen schaffen es weit hinauf, bis zum Consul.“, meinte er. Dass dies durchaus als Schmeichelei gewertet werden konnte, kam ihm erst jetzt. Doch, um so besser. „Wie hast du deinen Weg bis an die Spitze empfunden, Aelius Quarto?“, fragte er interessiert. Informationen einem solch distinguiertem Politiker abzugewinnen war immer hilfreich, dachte er sich.
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Auf die Frage hin hätte Quarto natürlich von den Mühen reden können, die er für seinen Aufstieg auf sich genommen hatte.
Die harten Bandagen, mit denen damals bei den Wahlkämpfen gerungen wurde, hätte er erwähnen können, oder die Furcht, einen unbedachten Schritt zu tun oder einen Fehler zu mache, den die politischen Gegner – zu jener Zeit vor allem die von der factio praesina – zweifellos gnadenlos ausgenutzt hätten.
Er hätte auch den Fleiß ins Feld führen können, den er aufgewendet hatte, um sich schon als quaestor einen guten Namen zu machen.
Auch das Glück hätte er eingestehen können, dass er gehabt hatte, oder das gute Gefühl erlebter Zuneigung, denn immer hatte er sich über außergewöhnlich gute Wahlergebnisse freuen können.Aber er sagte etwas anderes: “Genugtuung.“
Er sah den Anderen durchaus herausfordernd an.
“Mit großer Genugtuung. Meine Sippe blickt auf zahlreiche Ahnen zurück, die Rom in den höchsten Ämtern gedient haben. Schon in der Republik waren viele von ihnen consuln. Ihre Totenmasken bedecken die Wände meines atriums. Aber als ich noch jung war, wurde meiner Sippe übel mitgespielt. Meinem Onkel Lucius Aelius Lamia wurde Unrecht angetan, meinem Vater wurde Unrecht angetan und mir und meinen Brüdern auch. Wir mussten Rom verlassen und konnten lange Jahre nicht hoffen jemals wieder...“Er stockte kurz.
“Nun, der Mann, dem mein Onkel und mein Vater Treue geschworen hatten und der ihnen das so schlecht entlohnte, seinen Namen... ich werde ihn nicht nennen. Niemand nennt mehr seinen Namen.
Genugtuung! Ich habe den Weg beschritten, der mir bei meiner Geburt zugedacht war. Ich habe den Namen meiner gens wieder Geltung verschafft.
Aber ich wünschte, mein Vater hätte das noch Zeit seines Lebens miterleben dürfen.“ -
Piso lehnte sich ein wenig zurück, als der Senator eine Sekunde lang über eine Antwort nachzudenken schien. Als jene kam, setzte er sich wieder auf. Genugtuung? Das konnte ja was Schönes werden. Nur nicht die Nerven verlieren. Der junge Flavier lächelte höflich, als Quarto ihm seine Familiengeschichte erzählte. Die Piso wohl vertraut war.
„Ich weiß um dieses Unrecht.“, begann er als Antwort. „Ich weiß auch, dass es erst beseitigt wurde, als Senator Helvetius Geminus dir wieder die Bürgerschaft zurückverlieh. Und ich glaube fast, den Namen des betreffenden Kaisers willst du nicht nur nicht aussprechen aus Prinzip... sondern auch, weil er meinen Familiennamen enthält.“ Er atmete scharf aus, war es ein Seufzen, oder doch nur ein Atemzug? Niemand nennt mehr seinen Namen, hatte der Senator gesagt. Fast hätte Piso gelächelt, glaubte der Senator das wirklich, war er so naiv anzunehmen, dass in der Villa Flavia nicht mit großem Respekt über jenen großen Verwandten gesprochen wurde? Vermutlich nicht. Vermutlich sagte Quarto jenes, um den Idealzustand zu schildern, das Gesetz.
Er schüttelte langsam den Kopf. „Ich frage mich manchmal wirklich, wieso es so weit kommen musste. Dass sich unsere Familien, einst engste Verbündete, sich so weit entfremden konnten.“ In seinen Augen sah man nicht, was er sich im Innersten dachte. Dass Quarto seinen Teil zur Entfremdung beigetragen hatte, durch die Damnatio Memoriae, welche damals alle Flavier gegen ihn aufgebracht hatte. -
“Wie es sich leider immer wieder zuträgt: Das Zerwürfnis zweier Männer hat damals tiefe Wunden gerissen und zog alles andere nach sich. Es ist schwer, einen solch klaffenden Abgrund zu überbrücken und eine Freundschaft zu erneuern, die einst unter so vielen Tränen und Verletzungen zerbrochen ist. Zumal für einen alten Mann wie mich, der dass alles noch selbst, wenn auch vor langer Zeit, miterlebt hat.“
Das war ein sehr persönliches Eingeständnis. Vor Jahren hätte sich Quarto sicherlich niemals dazu durchgerungen. Aber die Zeiten änderten sich und vielleicht sah er die Gegenwart in einem neuen Licht. Angesichts neuer Herausforderungen und neuer Gegner räumte er in diesem Gespräch erstmals die wage Möglichkeit einer Verständigung ein. Denn gab es mit dem praefectus urbi Potitus Vescularius Salinator nicht einen Mann, gegen den sich ein Bündnis mit den nach wie vor einflussreichen Flaviern lohnen würde?
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„Ich stimme dir vollends bei.“, machte Piso und nickte bedeutungsvoll. „Ja, das Zerwürfnis zweier Männer hat schon das Schicksal von Nationen besiegelt.“ Er nickte nochmals bedeutungsvoll. Jetzt galt es diplomatisch vorzugehen. Es schien fast so, aus hätte Quarto der Gens Flavia für eine Sekunde die Hand nur ein kleines bisschen ausgestreckt. Piso musste etwas auftun, womit er die Bereitschaft der Gens Flavia signalisierte, geschehenes Unrecht für einen Augenblick zu vergessen.
„Es sind zwei Männer, die tot sind. Sie haben ihren Groll aufeinander ins Grab mitgenommen. Hie und da beschäftigt mich der Gedanke, was unsere Gentes erreichen wollen, indem dieser alte Groll auf junge Generationen übertragen wird. Ich meine, das Unrecht, was deiner Familie angetan wurde, ist ausgebügelt, die Ehre deiner Gens wieder hergestellt. Wir, die Gens Flavia, wir haben gebüßt, sind von der Macht gefallen. Damals, als Domi... der Kaiser, von dem du sprachst, fiel, war ich noch ein Bursche. Ich kann mich da nicht mehr an viel erinnern. Beide Gentes haben Höhen und Tiefen erlebt... ein Grund, alten Groll beiseite zu stellen. Meine Familie wäre sicher dazu bereit.“, war er sich sicher. „Ich auf jeden Fall, hat mich doch meine Jugendfreundschaft zu deinem Verwandten Aelius Archias sehr geprägt. Und besonders, da jetzt Rom der Bedrohung von so vielen Feinden und Schädlingen ausgesetzt ist... die Parther und die Christen sind nur einige davon.“ Einen Namen ließ er unerwähnt. Einen gewichtigen Namen, der einem gewichtigen Herrn gehörte, welcher wohl nun durch die Köpfe des alten Aeliers und des jungen Flaviers spukte. -
“Mmh.“, machte Aelius Quarto da.
“So. Ja. Das mag sein.“
Er fuhr sich über den Bart.
“In der Tat. Es gibt Gegner und vielleicht auch gemeinsame.“Er sah den jungen Piso fest in die Augen.
“Du sagst also, die Flavier würden sich gerne mit meinem Haus aussöhnen? Sprichst du nur für dich? Oder kannst du im Namen deiner ganzen Sippe sprechen? Manius Flavius Gracchus, Lucius Flavius Furianus und Marcus Flavius Aristides, wie stehen die dazu?“Er nannte die Namen der, wie er glaubte, prominentesten und einflussreichsten Flavier.
Nur Secundus Flavius Felix erwähnte er nicht. Ihn hielt er für einen unverbesserlichen und böswilligen Intriganten und Strippenzieher, dem man nicht vertrauen konnte. Aber Flavius Felix hatte sich schon vor Jahren auf die Insel Sardinia zurückgezogen, wo er, wie es hieß, ein ausgedehntes Landgut besaß. -
Er musste all seine Beherrschung aufbringen, um dem festen Blick nicht auszuweichen. Er schluckte, als der Senator ihm aufforderte, zu sagen, was die anderen Familienmitglieder von ihm dachten. Er ließ hastig die Augäpfel herumschweifen, als suche er nach einem Souffleur, der ihm die Lösung zu der verzwickten Aufgabe, eine Antwort zu suchen, helfen könnte. Doch da war niemand. Nur ein paar müde Notarii, die nichts von der Konversation zwischen Piso und Quarto mitbekamen.
„Also... Gracchus hat mir gegenüber einmal impliziert, dass er es bedauert, wie unsere Gentes zueinander stehen. Als Feind sehen will er dich garantiert nicht, das hat er mir selbst gesagt. Über Aristides‘ Meinung weiß ich nichts Bestimmtes... aber er ist kein Typus von Mann, der Groll hegt. Er ist eine sehr amikable Persönlichkeit, und vor allem, friedvoll. Und dann noch Furianus... ich habe mich einmal mit ihm unterhalten, und es gibt so eine Persönlichkeit... wenn er zwischen dir und jenem anderen Mann entscheiden müsste, fiele seine Wahl auf dich, ohne Zweifel.“, vertraute er Quarto an. Vielleicht machte er damit den Fehler des Jahrhunderts. Vielleicht schuf er damit eine winzige Basis, auf der man aufbauen konnte.
Es fiel ihm auf, dass es einen Flavier gab, über den Quarto nicht fragte. Piso wusste wenig über Felix, und es war wohl diese Tatsache, die ihm Vertrauen gab, dass man eine Brücke zwischen den Flaviern und den Aeliern schlagen könnte. -
„Du!“, ertönte Pisos Stimme wie die eines wütenden Gottes durch sein Officium, nachdem er eingetreten war. „Du! Du machst mir jetzt...“ Sein Zeigefinger, zitternd vor gerechtem Zorn, zitterte, in die Richtung eines armen Notarius deutend. „...mein MITTAGESSEN! Ich habe HUNGER! Ich will... ähm... SCHWEINSBRATEN! ABER FLOTT! Bitte.“ Der Notarius katzbuckelte, nickte eifrig und verschwand durch die Tür des Officiums. Piso seufzte, ließ sich auf seinen Primiceriussessel fallen, zog eine Wachstafel hervor und begann zu schreiben.
„Schwafelschwafel salutem dicit.“, meinte er halblaut vor sich hin, als er schrieb. „Ich schreibe dir im Auftrag des Procurator a libellis, Tib. Prudentius Balbus, zum Zwecke der Beantwortung deines Audienzgesuches. Bedauerlicherweise muss ich dir mitteilen, dass die Kanzlei für die Vergabe von Terminen beim Praefectus Urbi keinerlei Kompetenzen hat. Bitte, melde dein Gesuch beim Officium des Praefectus Urbi an, und lass dir von einem zuständigen Scriba oder vom Praefectus selber einen Termin geben.“
So, das war alles!
Jetzt konnte es ja ans Mittagessen gehen, welches der Notarius gerade durch die Tür brachte... hmm, das würde gut sein... -
Zitat
Original von Aulus Flavius Piso
Er musste all seine Beherrschung aufbringen, um dem festen Blick nicht auszuweichen. Er schluckte, als der Senator ihm aufforderte, zu sagen, was die anderen Familienmitglieder von ihm dachten. Er ließ hastig die Augäpfel herumschweifen, als suche er nach einem Souffleur, der ihm die Lösung zu der verzwickten Aufgabe, eine Antwort zu suchen, helfen könnte. Doch da war niemand. Nur ein paar müde Notarii, die nichts von der Konversation zwischen Piso und Quarto mitbekamen.
„Also... Gracchus hat mir gegenüber einmal impliziert, dass er es bedauert, wie unsere Gentes zueinander stehen. Als Feind sehen will er dich garantiert nicht, das hat er mir selbst gesagt. Über Aristides‘ Meinung weiß ich nichts Bestimmtes... aber er ist kein Typus von Mann, der Groll hegt. Er ist eine sehr amikable Persönlichkeit, und vor allem, friedvoll. Und dann noch Furianus... ich habe mich einmal mit ihm unterhalten, und es gibt so eine Persönlichkeit... wenn er zwischen dir und jenem anderen Mann entscheiden müsste, fiele seine Wahl auf dich, ohne Zweifel.“, vertraute er Quarto an. Vielleicht machte er damit den Fehler des Jahrhunderts. Vielleicht schuf er damit eine winzige Basis, auf der man aufbauen konnte.
Es fiel ihm auf, dass es einen Flavier gab, über den Quarto nicht fragte. Piso wusste wenig über Felix, und es war wohl diese Tatsache, die ihm Vertrauen gab, dass man eine Brücke zwischen den Flaviern und den Aeliern schlagen könnte.
“Ich glaube zu wissen von wem du sprichst, auch wenn du den Namen nicht nennst. Zwar hoffe ich, dass sich dein Verwandter niemals wird entscheiden müssen, zwischen dieser Person und mir, unter welchen Umständen auch immer. Aber deine Zusicherung höre ich gerne und werde mir deine Worte merken.“Quarto strich sich nachdenklich über den Bart.
“Also gut. Ich bin zur Aussöhnung bereit. Die Zeiten erfordern es und die Dinge, die geschehen sind, liegen lange zurück und sollen die Jüngeren nicht mehr gegeneinander einnehmen. Wenn die Deinen zu einer Annäherung bereit sind, dann werde ich mich dem nicht verweigern.“
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