Varenus war erfreut über den Besucher. "Tritt ruhig ein, Furius. Es ehrt mich, dass du persönlich vorbeischaust und mir die Urkunden übergibst. Und so wie ich dich kenne, bestimmt in einer der schönsten Schriftformen." Er zeigte zu einem kleinen Tisch. "Nimm dir ruhig etwas zum feierlichen Anlass zu trinken." Varenus stand auf. "Dein Auftritt in der Taberna Palindromos war grandios. Mit deinen Fähigkeiten solltest du eigentlich in dieser Abteilung für die Öffentlichkeitsarbeit tätig sein. Du bist im Gegensatz zu vielen anderen, sogar gegenüber meiner Person, sehr sprachgewandt. Verschwende bloß dein Talent nicht! Nutze deine Stärken!" Furius war einer der wenigen Beamten am Palatium den er von Anfang an ins Herz geschlossen hatte.
- Officium XXIII
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- Officium - Primicerius et Notarii a libellis
- Lucius Aelius Quarto
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Ich nahm mir etwas zu trinken und gleichzeitig bewunderte ich Varenus. Mich beeindruckte seine Ruhe, seine Abgeklärtheit und dass er stets seine Meinung vertrat, auch wenn er damit alleine stand. Ihm hatte meine Rede gefallen, zumindest hatte er in der Taberna applaudiert.
"Danke für das Lob und dass du mir so viel zutraust, Varenus", sagte ich und ...nun, ich wurde immer noch etwas rot, wenn man mich lobte: " Meine Rede war das, was herauskommt, wenn man bei Ciceros Lektüre einigermaßen aufgepasst hat, mehr docere, belehren, allerdings statt delectare, erfreuen und gewogen machen. Das ich die passenden Zahlen hatte, hat mich wiederum gefreut, doch am meisten movere, bewegend, war wohl die Schweinsblase."
ich hob den Becher: "Auf Dich und deine Ernennung", sagte ich und opferte einige Tropfen dem Iuppiter, dem Retter.
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"Schau, du verwendest Wörter, die mein Vokabular nicht einmal kennen. Dokeere, irgendwas. Ich kann es noch nicht einmal richtig aussprechen, mein Kleiner. Dafür benötige ich tatsächlich die Semantik." Die Zunge tat schon bei der bloßen Vorstellung weh. "Ja, die Schweinblase. Diese hatte mich angetan. Vielleicht solltest du daran arbeiten diese zu entschärfen. Ich hörte so einige Leute darüber sprechen. Nicht, dass dir das gleiche Schicksal wie so manch einer am Palatin ereilt. Du kennst doch sicher den Notarius im Officium XIV? Der als Wurm bezeichnet wird. Die Geschichte sollte dir bekannt sein. Pflichtlektüre.
Auf uns, Furius!" Varenus trank den Becher in einem Atemzug aus. "Hast du eigentlichen einen Fürsprecher? Ich halte eigentlich nichts von der Gesellschaftsform Arschkriecherei. Doch in Roma wird Fleiß alleine nicht reichen. Schau mich an. Ich bin Ritter mit fast sechzig geworden. Eine Glanzleistung, oder? Ich bin bestimmt der Älteste der jemals Ritter geworden ist."
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Die angesprochene Geschichte weckte meine Neugier. Varenus nannte sie gar eine Pflichtlektüre.
Ich sagte: "Dieses Rhetorikzeug bekommt jeder römische Junge eingebimst, ob er will oder nicht",
mein alter Rhetor in Parthenope war ein Freund von Effekten gewesen, so hatte er einmal eine Rede zu dem Thema " Wen hättest du an Stelle des trojanischen Prinzen Paris gewählt?" als Venus verkleidet begonnen:
"Was ist mit dem Notarius aus dem Officium XV geschehen? Ich kenne die Geschichte nicht."
Auf die nächste Frage erwiderte ich: "Ich bin seit kurzem Klient des Senators Aennaeus Florus minor. Zum Ritter möchte ich es auch mal bringen, und gewiss werde ich in deinem Alter sein, wenn es mal so weit ist."
Beim Ausdruck "Gesellschaftsform Arschkriecherei" lachte ich: "Dennoch ziehe ich das langsame Arschkriechen der tyrannis vor, in der ein Herrscher einen Günstling schnell erhebt, um ihn dann genau so schnell wieder fallen zu lassen. So ist es besser für die Gesundheit - auf dein Wohl, Ritter Titus Decimus Varenus!"
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Er erhob den Becher. "Mein Segen hast du auf jeden Fall. Und das mit dem Notarius, erzähle ich dir gerne bei eine, zwei, drei Karaffen Wein." Varenus lächelte ihn an. "Du wirst es nicht glauben, doch ich habe zu tun." Das war das Stichwort, um sich zu entfernen.
Sim-Off: Ich beende es.
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