Auf dem Weg zu weiteren dunklen Gedanken

  • Valeria schwieg zu den Worten, die Hedda sagte, lief langsamer weiter und blieb schließlich stehen. Der Regen rann an ihrem Gesicht herunter und lief in ihren Nacken, durchnässte sie bis auf die Haut und weichte auch das Seidenpapier allmählich auf. Valeria sah Hedda nur ruhig an und legte dann Verständnis in die Stimme, als sie sprach.


    "Hedda, ich kann verstehen, dass dir das alles nicht gefällt und dass du uns Römer hasst, weil dern Kaiser das Imperium ständing zu vergrößern sucht. Aber bitte wirf nicht alle in einen Topf. Es gibt gute Menschen und schlechte, es gibt solche, die für ihre Herrschaften und Vorgesetzten alles tun, weil es ihnen Spaß macht und jene, die es tun, um Ärger zu entgehen. Ich habe auch eine Weile gebraucht, bis ich unterscheiden konnte. Glaubst du mir, wenn ich behaupte, einem Cherusker einen Pfeil aus dem Arm gezogen zu haben?"


    Valeria stand im Regen und kümmerte sich nicht darum, dass sie nass wurde. Sie war es eh schon und außerdem war das Gespräch mit dieser Frau, die sie eben erst kennengelernt hatte, nun wichtiger als im Trockenen zu sein.

  • Hedda stand Valeria genau gegenüber als sie beide einfach anhielten. Es musste schon seltsam aussehen, da alle anderen Menschen, soweit überhaupt noch welche hier draussen rumliefen versuchten sich vor dem Regen zu schützen und sie beide standen mitten in ihm.
    Hedda hatte gelernt, dass man Römern nicht trauen sollte und das tat sie auch bei ihr nicht obwohl sie nicht daran zweifelte, dass sie es vielleicht getan hatte, aber wer wusste denn schon die Umstände, vielleicht war es ja ihr Sklave gewesen dem man bei der Flucht einen Pfeil hinterher geschossen hatte, so etwas hatte es schon sicher ziemlich oft gegeben.


    "Und so sind auch wir Germanen nicht alle gleich und doch schert man und ziemlich oft unter einen Hut. Mir ist es egal was euer ach so toller Kaise alles macht oder befiehlt. Ist er nicht auch hier in Germanien iregendwo?" Sie behielt lieber für sich was man mit ihm machen sollte und schluckte die Worte mit ihrem Hass einmal mehr runter.
    "Mag sein, dass du ihm geholfen hast, aber wie sagen denn die Umstände aus? Warum hatte er einen Pfeil im Arm und wer sagt mir, dass du nicht zu denen zählst die rücklinks alles verraten was man ihnen erzählt. Man kan heute kaum noch jemanden trauen und ich bin lieber auf der sicheren Seite und traue niemanden."


    Hedda wusste auch, dass man vor allem ihr selber nicht trauen sollte, denn sie war unberechenbar und hatte immer noch Interesse an dem Päckchen, wenn sie es auch nicht zeigte.

  • Valeria sah Hedda betrübt an. Eine Haarsträhne löste sich aus ihrer Hochsteckfrisur und rutschte langsam und nass in ihr Gesicht. Eigentlich war ihr spätestens jetzt klar, dass Hedda ziemlich viele Vorurteile den Römern gegenüber hatte. Und eigentlich war ihr ebenso klar, dass durch ein einfaches Gespräch, noch dazu auf der Straße, wohl nicht klar werden würde, dass sie Hedda in gewisser Weise verstand, Valeria aber fand, dass sie selbst nicht wie andere ihrer Herkunft war. So sagte sie nichts zum ersten Abschnitt von Heddas Worten.


    "Ich bin Priesterin", sagte Valeria, als erkläre das alles, was es natürlich nicht tat.
    "Ich kann dir nicht sagen, wem du trauen sollst oder nicht. Aber ich kann dir versichern, dass der Cherusker plötzlich im Tempel stand und kaum mehr laufen konnte. Natürlich sah er nicht aus wie ein Römer. Aber er brauchte Hilfe - und auch wenn es vielleicht naiv war, habe ich nur daran gedacht und nicht an seine Abstammung."


    Sie sah Hedda noch einen Moment lang mit gemischten Gefühlen an, dann setzte sie sich wieder in Bewegung und wechselte das nun feuchte Päckchen wieder über den Bauch in die andere Hand.
    "Komm. Wir sind gleich da."


    Sie ging an Hedda vorbei und weiter geradeaus. Dabei überlegte sie, ob sie Germanicus bitten sollte, sich aufwärmen zu dürfen...oder ob sie gleich in den Tempel weiterging.

  • Es fiel Hedda ziemlich schwer, dass sie glauben sollte, dass diese Frau sich einfach so um einen Germanen gekümmert hatte. Hedda war schon immer schlecht darin andere Menschen einzuschätzen, denn sie hatte bis her immer falsch gelegen, denen vertraut die es nie gut gemeint hatten, was wohl auch zu ihrem Charakter nun passte. Vielleicht war sie nicht immer so gewesen wie sie es jetzt war, vielleicht aber doch, nur dass es erst durch andere Umstände ans Tageslicht gekommen war.


    "Naj mag sein, dass du eine der wenigen bist, die nicht so sind wie die anderen, aber dann wärst du eine Ausnahme" sagte sie in einem merkwürdigen Tonfall. Sie wusste grade nicht was sie noch sagen sollte, es war etwas komplizierter als es den Anschein hatte und nicht so einfach zu bereden.


    Hedda strich sich die Nassen Haare aus ihrem Gesicht, die nun an ihren Wangen klebten und ihr in die Augen rutschten, nun war sie schon wieder bei ganz anderen Gedanken, nämlich bei denen was sie machen sollte wenn sie an der Casa der Duccias angekommen waren. Wer würde öffnen und vor allem was würde dann geschehen. Den Dolch konnte sie bei jedem Schritt spüren wie er in der Seite versteckt war. Es gab ihr ein sicheres Gefühl und ein Gefühl der Macht, das hatte sie heute schon einmal gespürt. "Wirst du mit reinkommen?" fragte sie einfach mal und konnte von Weitem eine Casa ausmachen, auf die sie genau zusteuerten. Es interessierte Hedda nur aus einem Grund.....

  • Valeria schwieg. Hedda musste erstens wissen, was sie tat, und zweitens stand es nicht in Valerias Macht, ihr eine Meinung aufzuzwingen. So sagte sie nichts, nickte aber, als Hedda sie fragte, ob sie mitkommen würde in die Casa.
    "Ja. Ich denke, etwas aufwärmen schadet nichts."
    Leicht betrübt sah sie auf das Päckchen hinab, dass sie trug. Inzwischen war das Papier durchweicht und gab die Ecke von etwas Blau-goldenem frei. So folgte sie Hedda.

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