[Grundausbildung] M. Flavius Aristides

  • Monoton erklangen die Befehle, die Avitus den Männern an den Kopf warf. Die ersten paar Minuten brauchten sie, um ihren Rhtymus halbwegs zu finden. Die letzten Minuten wurden sie lustlos und ihre Hiebe wirkten seelenlos und geleingweilt. Avitus stellte allerdings fest, dass dies nicht auf alle zu traf. Neben dem frische gebackenen Legionär Aristides waren es noch einige weitere, die die Übung als eine Art Aufwärmrunde betrachteten.


    Derweil kam Maro mit dem Karren an, auf dem einige Eimer mit Wasser standen. Mittlerweile war Maro dahintergekommen, dass er die Aufgaben des Laufburschen auch ruhig weiterdelegieren konnte. Avitus war es egal, ob er sie selbst ausführte oder weitergab. Hauptsache war, dass die Aufgabe rechtzeitig und zur Zufriedenheit erfüllt war. So bediente er sich der Hilfe des Mulio, der allerdings keinen glücklichen Eindruck machte. Sie stellte das Wasser im Schatten ab und warteten dann, mit einem desinteressierten Blick die Rekruten betrachtend...


    "Also gut. Jetzt machen wir das Ganze nochmal, aber diesmal werdet ihr eure Scuta aufnehmen. Abite"
    sagte Avitus. Nachdem die Männer die Schilde aufgenommen und sich wieder aufgestellt hatten, fuhr Avitus fort.
    "Milites... Scuta sursum... Gladios stringite... Gladios extollore" ~ Abteilung... Schilde auf... Zieht blank... Schwerter heben...
    Und wieder folgten die Befehle. Laut... Monoton... ca. alle fünf Sekunden kam ein Befehl, der die Milites zwang, einen Ausfallschritt und einen 'Hieb', gefolgt von einer Rückzugsbewegung zurück in die Ausgangsstellung, auszuführen.

  • Marcus Atem ging nach dem vielen Luft- oder Schattenschlagen dann doch etwas schneller und sein Gesicht war ein wenig gerötet, da es schon am Morgen recht warm geworden war. Aber insgesamt war er guter Dinge, befördert, kämpfend mit seiner Lieblingswaffe machte es ihm zur Zeit eigentlich sogar Spaß. Außerdem mußte er dabei nicht denken und das war immer sehr schön, da es ihn nicht überforderte. So griff er sich gleich das schwere Holzschild und schnallte es sich an seinem linken Arm fest. Probeweise hob er das Schild hoch und ließ das Schwert an seiner Seite entlang sausen. Ja, das ging doch. Zwar etwas zu schwer in der Kombination, doch insgesamt brauchbar. Er steckte sein Schwert wieder in die Schwertscheide und trat an seinen Übungsplatz zurück.


    Auf Befehl hin hob er das Schild hoch und zog sein Schwert heraus. Und erneut Oben, Unten, Rechts und Links...oder Links und Recht, Oben und Unten, schneller Ausfallschritt. Anfangs brauchte auch Marcus einige Bewegungen um wieder in seinen Rhythmus zu kommen, doch es ging schnell bis die einzelnen Hiebe wieder zu einer einzelnen Abfolge wurde. Und so fingen seine Gedanken an, doch zu arbeiten und abzuschweifen. Ob sein Sklave endlich mal nachkommen würde? Wo er wohl blieb? Ob Marcus bald seinen ersten Lohn bekommen würde? Es war wirklich schon viel zu lange her, daß er mit einer Frau das Lager geteilt hatte. Seufzend überlegte er, ob er sein Glück in der Stadt oder gleich in einem Lupanar versuchen sollte. Vielleicht würde Tertius ja ein guter Kumpan werden mit dem man durchzechen konnte. Oder dieser junge Varus aus seiner Unterkunft. Oben und Unten...Ausfallschritt und wieder Rechts und Links....Nun, das würde die Zeit schon zeigen.

  • Irgendwann hielt Avitus die Übung wieder an. Er sah sich die Milites an.
    "Im Eifer des Gefechts kommt es immer wieder vor, dass ihr euren rechten Unterarm an der Kante des Scutum verletzt... wer feststellt, dass es auf ihn zutrifft, sollte nicht davor scheuen, sich eine manica zu improvisieren... beim nächsten Mal"
    er machte eine Pause.


    "Fahren wir fort. Dort drüben..."
    Avitus zeigte in die Richtung
    "...seht ihr die Pfähle stehen, an denen ihr nun üben werdet. Zwei Mann pro Pfahl. Stellt euch so auf, dass sich je zwei gegenüberstehen und den Pfahl dabei zwischen sich haben. Zunächst führt der eine eine Bewegung aus, dann der andere. Abite"
    sagte er, wartete ab, bis sich alle verteilt hatten und fuhr mit der Befehlskette, die die Hiebe leitete, fort...

  • Schwer atmend ließ Marcus das Schild und das Schwert heruntersinken und wandte seine Aufmerksamkeit seinem Ausbilder zu. Doch die nächsten Worte stürtzten Marcus nur in heillose Verwirrung. Sich den Unterarm am Schild verletzen? Mit seinen Armschienen ist ihm das noch nie passiert. Marcus unterdrückte den Impuls sich verwirrt den Nacken zu reiben, denn das mit dem Ärmel verstand er auch nicht. Warum dann einen Ärmel improvisieren? Sollte er fragen? Marcus sah sich nach rechts und nach links um, aber die Anderen schienen wohl sofort begriffen zu haben, was Avitus meint. So ließ Marcus es lieber auf sich beruhen und folgte dem Strom zu dem Pfahl.


    Kaum merklich nickte er Tertius zu, daß er sich ihm gegenüber stellte. Doch jemand anders war schneller. Als Marcus sich aufstellte und auf die andere Seite sah, bemerkte er Decius. Dieser hob das Schild und sah Marcus mit undurchschaubarer Miene an. Für Marcus war es auf jeden Fall undurchschaubar. Als die Befehle kamen, schlug Decius schneller auf den Pfahl ein ehe Marcus bereit war. Er schlug mit solcher Wucht darauf, dass ein Pfahlstück absplitterte und vor die Füße von Marcus flog. Marcus sah auf das Holz zu seinen Füßen, hob seinen Blick und dann langsam auch seine Augenbrauen. Dann machte er sich ebenfalls bereit und begann seinerseits, nach Decius, mit dem Schwerthagel auf den Pfahl. Decius trat etwas näher an den Pfahl.


    "Wir haben es immer noch nicht geklärt! Und weil Du gelogen hast, bilde Dir ja nicht darauf ein, daß Du zu uns gehörst, Patrizier!"


    Ausfallschritt und Hieb...Marcus war so näher an dem Pfahl. Seine Augen funkelten und er sah Decius festen Blickes an.


    "Du kannst von Glück sagen, daß der Scriba gekommen ist. Sonst hätte ich Dir Deine Nase gebrochen!"


    Dann machte Marcus einen schnellen Schritt zurück in der Bewegung des Aufallschrittes und schlug in erneuter Reihenfolge auf das Holz. Schließlich senkte er das Schwert, um Decius die Gelegenheit des Schlagens zu geben. Dieser tat es auch und kam wieder nach vorne dabei.


    "Das nächste Mal in der Stadt...dann sehen wir, wer wem die Nase bricht!"


    Marcus sah Decius grimmig an und nickte dann langsam. So hob er das Schwert und machte seinerseits wieder die Übungen.

  • Schon nach wenigen Minuten war die Haut am Unterarm bei dem einen oder anderen abgeschabt und bis aufs Blut zerkratzt. Immer wieder kamen die Milites an die Kante des Scutum. Avitus hatte nur ein müdes Lächeln übrig...


    Dann bekam er die letzten Wortfetzen mit, die Probatus Decius äußerte. Er hörte zu wenig, um den zusammenhang zu erkennen, allerdings war ihm dieser auch ziemlich egal.
    "Eine Erlaubnis zum Reden wurde nicht erteilt, Milites. Probatus Decius, du legst deinen Gladius nieder und nimmst dir einen zweiten Schild. Fünf Runden um den Campus... Im Laufschritt. Deine Wasserration während dieser Trainingseinheit ist gestrichen. Abite"
    sagte er lautstark, jedoch beherrscht. Das System der Legion besierte auf dem Auszeichnung-Strafe-Prinzip. Irgendwann würden diese Probati es schon begreifen.


    "Miles Aristides, du machst alleine weiter..."
    was so viel bedeutete, dass Aristides sich nun doppelt ins Zeug legen musste, da er nun mit jedem Befehl einen Hieb ausführen musste, ohne dass zwischenzeitlich eine kleine Pause entstand.


    Die Sonne war derweil aufgegangen und der Morgen recht fortgeschritten. Unbarmherzig strahlte sie auf den Exerzierplatz hinab, heizte ihn und die Rüstungen der Probati auf, machte das Training zur Tortur. Irgendwann - Decius war bereits wieder seit einer guten Weile mit dem Gladius beschäftigt - hielt Avitus die Übung an.
    "Milites, ihr habt zwei Minuten Zeit, um Wasser zu fassen. Ausgenommen ist Probatus Decius. Trinkt nicht zu schnell und nicht zu viel. Danach in Linie antreten"
    er deutete mit der Hand in die Richtung, wo früh sie am Morgen an diesem Tag angetreten waren.
    "Miles Aristides. Wenn die Milites angetreten sind, machst du Meldung. Abite"

  • Sowohl Marcus als auch Decius zogen finstere Mienen bei Avitus Worten. Sie funkelten sich beide kurz an ehe sich Decius abwandte und mit einem zweiten Schild bewaffnet loslief. Marcus beneidete ihn darum nicht wirklich. Lieber schlug er noch etwas mehr auf diesen Pfahl ein, wobei er auch seine Wut auf Decius abreagieren konnte. Aber warte nur, dachte sich Marcus, Dir zeig ich es noch! Grimmig schlug Marcus auf den Holzpfahl ein und war froh, daß ihm die Wasserration nicht gestrichen wurde. Denn es wurde immer heißer und der Schweiß rann ihm wie in Strömen über den Rücken. Dadurch, daß er keine Pausen hatte, wurde sein Gesicht in der Hitze auch immer röter und sein Atem immer heftiger. Marcus Lippen trockneten aus und seine Kehle verlangte schon früh nach einem Schluck Wasser. Rechts und Links, Oben und Unten...da er immer erschöpfter wurde, wurden an manchen Stellen seine Bewegungen auch etwas fahriger und schlechter ausgeführt. Dann schlug auch er mit seinem Unterarm das ein oder andere Mal an das Schild und er erfuhr, was sein Ausbilder mit seinen vorigen Worten gemeint hatte.


    Das mit dem Ärmel war Marcus jedoch nicht klar. Erst als er sah, wie sich jemand etwas um den Arm wickelte in der Pause, ging ihm ein inneres Licht auf. Ja, das hatte er auch schon gemacht. Wenn auch nicht um seinen Arm gegen das Schild zu schützen, sondern als er in Baiae mal auf dem Nachhauseweg nachts angegriffen wurde. Dort hatte er seinen Umhand als Schutz gegen einen Dolch verwendet gehabt. Marcus lächelte froh über diese Erkenntnis und schlug dann etwas eifriger auf den Pfahl ein. Ausfallschritt...Rechts und Links, Oben und Unten. Endlich wurden sie zu einer Pause gerufen.


    Marcus wollte sich wie die anderen dem Wasser zuwenden, vernahm dann jedoch den Befehl von Avitus. Marcus nickte zur Bestätigung und machte sich dann selbst daran, Wasser zu trinken. Wie gut das Wasser tat! Dabei war Marcus schon der Meinung, daß nur Tiere Wasser trinken sollte. Einem Menschen konnte das doch nicht sonderlich gut tun. Aber im Moment war ihm das egal, denn sein Durst war groß genug, daß ihm das lauwarme Wasser wie der beste Wein vorkam. Ehe sie wieder zurück in die Linie mußten, spritzte sich Marcus noch Wasser über den Nacken und die Haare, dann folgte er den Anderen. Als dann schließlich alle angetreten waren, sah Marcus seine Aufgabe gekommen und er meldete mit kräftiger Stimme das Antreten an.


    "Optio Artorius Avitus, ich melde die Probati wie befohlen angetreten!"

  • Avitus nickte, als Aristides ihm die Meldung machte.
    "Gut, danke Miles. Regredere" ~ Eintreten
    dann ging er die Reihe wieder auf und ab.
    "Allerdings ein paar Kleinigkeiten. Eine Meldung hat zwei Eigenschaften..."
    er hielt zwei Finger in die Luft.
    "Erstens... sie enthält keine überflüssigen Datails, daher wäre die Anrede 'Optio' völlig ausreichend gewesen. Und zweitens... sie lässt widerum nichts aus, was irgendwie von Bedeutung ist"
    er blieb stehen.
    "Es gibt zwei unterschiedliche Befehle, die wiederum zwei verschiedene Meldungen zur Folge haben, wenn es ums Antreten geht. Die erste Möglichkeit, der Offizier oder Unteroffizier selbst lässt die Milites antreten und verlangt bei Ausführung eine Meldung. Miles Aristides hat also richtig gehandelt."
    Eine kurze Pause schlich sich ein.
    "Die zweite Möglichkeit ist, dass der Offizier einem Miles oder einem anderen Offizier bzw. Unteroffizier befiehlt, die Milites antreten zu lassen... Dann hat sich der Befohlene folgendermaßen zu verhalten. Er gibt Befehl..."
    Avitus baute sich auf, nahm Haltung an und sprach die befehle langsam, laut und deutlich
    "Milites venite... Milites state... Aciem dirigite... Oculos prosam" ~ Abteilung antreten... Stillgestanden... Ausrichten... [simoff: wenn ich ehrlich bin, weiß ich selbst nicht ganau, wie das letzte übersetzt wird, gehe aber mal von 'Augen gerade aus...' aus]
    "Nuntio... Oculos vostros ad sinistram..." ~ Zur Meldung... die Augen links
    "'Miles Flavius Aristides... ich melde die Gruppe wie befohlen angetreten' wäre dann der Text gewesen, den Miles Aristides hätte sprechen müssen."


    "Wenn die Meldung abgenommen ist, ohne dass weitere Befehle folgen, folgt ein 'Oculos prosam... Movemini'" ~ Augen gerade aus*... Rührt euch

    Sim-Off:

    *Diese Angabe ohne Gewähr :D


    Diese kleine Theorieeinlage sollte fürs Erste genügen. Gelegenheiten, das Gesagte praktisch anzuwenden würden noch mehr kommen, als den Milites lieb sein würde.


    "Gut, alle Mann runter in den Liegestütz..."
    Avitus selbst ging auch in den Liegestütz.
    "Wir machen saubere zehn. Nur zehn, nicht mehr"
    sagte er mit einem Unterton, der allerdings vermuten ließ, dass es keine einfachen zehn sin würden.


    "Und runter..."
    sagte er ging runter und blieb in der Position.
    "und halten..."
    er blieb an die zehn Sekunden in der Position, kam dann wieder in die Ausgangsstellung.
    "...und eins... Und runter..."
    Langsam und fordernd waren die Liegstütze, laut und deutlich die Befehle, die hin und wieder von einem 'ich sagte halten, Probatus Cato. Aufstehen, Schild aufnehmen und fünf Runden um den Platz, im Laufschritt... Danach zehn Liegstütze selbstständig' oder 'ruhig, Männer, kein verdammtes Gestöne hier, ihr seid auf dem Campus, nicht im Bett mit einer Lupa' unterbrochen wurden.

  • Aufmerksam verfolgte Marcus die Theorieeinlage von Optio Artorius. Bemüht versuchte er den Unterschied der zwei Meldungen im Kopf zu behalten. Wann war seine Ansprache noch richtig gewesen? Wenn ein Offizier den Befehl gibt und einen Untergebenen einen Meldebefehl erteilt. Gut, kapiert. Marcus nickte langsam und schon kam das Nächste. Uiui! Das wurde schon etwas heikler. Wie war das noch mal? Soldaten antreten, Augen gerade aus, ausrichten und stillstehen? Nein, so war es nicht. Marcus grübelte hin und her, doch Avitus war schon viel weiter. Warum, in den tartarischen Hallen Plutos, sollte er bei der Meldung seinen Namen nennen? Marcus hätte sich am liebsten den Kopf gekratzt und war etwas aufgeschmissen. Wahrscheinlich hatte er einige Worte nicht mitbekommen als er sich die Reihenfolge der Befehle überlegt hatte. Tertius musste heute Abend her halten, da dieser irgendwie aufmerksam aussah. Marcus musterte ihn von der Seite. Ja, Tertius schien es zu kapieren! Was war noch mit Augen gerade aus und so weiter? Nun ja, Tertius würde sicher ihm die Problematik des Antretens eröffnen können am Abend. Erleichtert darüber, daß es ihm noch einer erklären konnte, widmete er sich wieder den praktischen Übungen.


    Eins, zwei...herrlich. Wieder mußte Marcus nicht denken, sondern konnte einfach machen. Wirklich angenehm. Aber irgendwas mußte er an der Situation ändern, befand er. Irgendwie hatte er jetzt schon das Gefühl in der Theorie hinter her zu hinken und er verstand auch nur die Hälfte von dem was Avitus ihnen vorher erläutert hatte. Aber wenn er Karriere machen wollte, mußte das fixer gehen....drei, vier, fünf...hah! Bei den Göttern des Olymp, immerhin mußte nicht Marcus laufen. Sechs, sieben, acht....Lupa? Ach ja, da wäre er gerne. Verbissen stemmte sich Marcus weiter hoch und runter und das mit auch gutem Erfolg. Was die Körperbeherrschung anging, war Marcus nicht schlecht bei der Sache und die zehn Liegestütze überforderten ihn in keinster Weise. Neun und Zehn, finito, Marcus sprang federnd auf und stellte sich wieder gerade auf. Dabei hoffte er, genug Theorie gehört zu haben. Aber Marcus wußte schon, daß es wichtig war. Aber ihm machte das mit der Befehlskette immer noch leichte Kopfschmerzen.

  • "Milites surgite" ~ Aufstehen
    sagte Avitus, als sie die Liegestütze hinter sich hatten.
    "Ad arma... State...Aciem dirigite... Movemini..." ~ Zu den Waffen... Stillgestanden... Ausrichten... Rührt euch


    Er stellte sich vor die Milites.
    "Wir werden die Übungen mit dem Gladius fortsetzen... diesmal ohne Pfahl. Je zwei Mann miteinander. Miteinander, nicht... gegeneinander"
    er blieb stehen und sah die Milites streng an.
    "Milites, bei dieser Übung geht es nicht darum, euer Gegenüber zu verletzen. Es geht darum, miteinander zu lernen. Ich will niemanden den Helden spielen sehen. Wenn ihr merkt, dass ihr besser seid, als euer Trainingspartner, erwarte ich von euch, dass ihr ihm helft. Diese Gruppe ist nur so stark, wie ihr schwächster Mann. Vergesst das nicht"
    Avitus musterte die Milites streng.
    "Miles Aristides... Progredere" ~ Vortreten
    sagte er und als Aristides vorgetreten war
    "Miles, du und Probatus Decius. Abite... Probatus Tertius... Progredere... Probatus, du und Probatus..."
    Avitus fuhr fort, teilte die Gruppe auf und winkte Miles Maro zu sich, der mit Scutum und Übungsgladii ausgerüstet war, von denen er einen Avitus übergab. Avitus ging zum Probatus Decius, nahm sich dessen Scutum und stellte sich gegenüber Maro auf.


    "Ein Mann greift an. Genau so, wie ihr es am Pfahl gemacht habt, Hals und Unterleib. Der andere pariert diesen Angriff mit seinem Scutum"
    er nickte Maro zu und dieser griff an, während Avitus dessen Stich mit dem Scutum abwehrte und seinerseits angriff.
    "Angiff, Deckung, Gegenangriff"
    sagte er und gab den Übungsgladius an Maro und den Scutum an Decius zurück.
    "Los"

  • Marcus strich sich an seiner schon verschwitzten Tunika seine dreckigen Hände ab ehe er nach den Waffen griff. Das Scutum schnallte er wieder an seinen Arm und nahm noch eher locker das Gladius in seine Hand, ehe er es in seine Waffenscheide zurücksteckte. Dann stellte er sich aufrecht auf, um die weitere Lektion zu erwarten. Ah, Waffenübungen, sehr schön! Marcus lächelte und freute sich auf die weiteren praktischen Tätigkeiten. Mann gegen Mann, das würde sicherlich sehr viel spannender werden als den Pfahl zu bearbeiten. Und Marcus, der durchaus von seinem Kampfesfähigkeiten mit dem Gladius viel hielt, konnte sich durchaus vorstellen, dem schwächsten Mitglied der Truppe etwas beizubringen. Wer das wohl war. Er dachte kurz darüber nach, was er an dem Pfahl gesehen hatte? Jener etwas schlacksige junge Mann war eher tolpatschig gewesen. Wie war sein Name noch mal gewesen? Ein Kaiserlicher Name...ah ja, Tiberius!


    Ah, sein eigener Name! Schnell trat Marcus nach vorne und sah gerade aus. Doch die nächsten Worte waren fast wie ein Schlag für Marcus. Decius? Mit dem Kerl sollte er einen 'kameradschaftlichen' Kampf ausfechten. Marcus' Augen weiteten sich und er mußte schlucken. Das würde ein Fiasko werden! Mit zusammengepressten Augen musterte er Decius von der Seite, der seines Schildes beraubt wurde. Auf die Vorführung von Avitus und Maro achtete er wenig. Erst als sie aufgefordert wurden anzufangen, löste sich Marcus aus seiner angespannten Starre und stellte sich langsam Decius gegenüber. Dessen Gesichtsausdruck war genauso wenig von Freude gezeichnet.


    Marcus zog sein Schwert als in dem Moment Decius schon nach vorne sprang. Marcus Gladius war noch halb in der Schwertscheide und er riß schnell sein Schild nach oben. Mit einem lauten Klong landete Decius Schwert auf dem Holzschild, doch die Wucht ließ Marcus etwas nach hinten taumeln. Decius derweil nutzte das aus und setzte mit seinem Knie nach im Schutze des Schildes. Wuchtig traf er Marcus am Bauch, der aufkeuchte und die Augen aufriß. Doch da Marcus Schild dazwischen war, war es für keinen sonst sichtbar. Marcus machte mit einem leicht schmerzverzerrtem Gesicht einen Sprung nach hinten und riß sein Gladius hervor. So kalt wollte er sich bestimmt nicht noch mal erschwischen lassen.


    Deswegen trat Marcus selber seinen Gegenangriff an. Er machte einen schnellen Ausfallschritt und täuschte einen Angriff auf Decius Bein an. Doch in einer schnellen Bewegung riß er sein Gladius elegant nach oben und schlug über dessen Schildrand auf dessen Schulter ein. So sah es aus, doch in Wirklichkeit schlug er heftig auf die Stelle zwischen Schulter und Hals und auch noch an das empfindliche Halsdreieck. Mit einem Grinsen nahm Marcus hin, daß Decius nun seinerseits mit einer Schmerzenwelle kämpfen musste. Doch Decius war auch kein unerfahrener Kämpfer und auch kein Weichling, so setzte sich Angriffs und Gegangriffsserie fort. Beide kämpften miteinander verbissen und versuchten die eigenen Vorteile und die fremden Nachteile auszunutzen.

  • Avitus beobachtete eine Zeit lang die Probati bei den Übungen. Hin und wieder ging er dazwischen, unterbrach kurz, wenn er Fehler und Unsicherheiten entdeckte, nahm selbst das Schwert in die Hand und machte es vor. Wenn die Männer nickten, dass sie verstanden hatte, ließ er sie weiter üben und ging zum nächsten Paar.


    Irgendwann kam er auch zu Aristides und Decius, die sich einen harten Kapmf lieferten. Einen Moment lang wollte er dazwischengehen, als es ihm etwas zu heftig erschien, ließ aber davon ab. Beide waren auf ca. gleicher Höhe, zumindest seiner groben Einschätzung nach, und so beobachtete das Training eine Weile schweigend, ging irgendwann weiter zum nächsten Paar.


    Bald ertönte seine Stimme wieder.
    "Halt"
    sagte er, um die Milites zum Einhalt zu bewegen.
    "Gut. Arma deponite..." ~ Waffen niederlegen
    sagte er und ging runter in den Liegestütz.
    "Los Männer, oder soll ich der einzige sein, der pumpt?"
    fragte er.
    "Saubere zehn. Und laut mitzählen... eins... zwei..."


    Sie drückten ihre zehn recht flott und nachdem das vorbei war, folgte prompt das nächste Kommando.
    "Ad arma" ~ Zu den Waffen
    sagte Avitus und wartete einen Moment, bis alle ihre Waffen wieder aufgenommen hatten.
    "Wechsel, Männer. Jeder sucht sich einen neuen Trainingspartner... los los. Du da, was überlegst du noch, verdammt noch mal"
    er zeigte auf Tertius.
    "Du und Probatus Decius. Abite"
    sagte er und als endlich alle ihre neuen Trainingspartner hatten, schallte auch schon
    "Los"
    über den Campus.

  • Marcus bemerkte von Avitus gar nichts. Verbissen kämpfte er mit Decius weiter und steckte einige verborgene Hiebe und Schläge ein, die er ebenso an Decius verteilte. Sein Atem ging nun heftig und er spürte, daß sein Schwertarm nicht mehr ganz so flink wie am Anfang war. Aber sein Zorn und seine Wut verliehen ihm noch mehr Kraft und er kämpfte weiter. Als das Signal zum Aufhören kam, schlugen Decius und Marcus sich noch einige Sekunden weiter ehe ihre Schwerter sich kreuzten, mit einem hölzernen Aufschlag, und dann verharrten. Über die Schwerter hinweg funkelten die beiden Männer sich an und ließen gleichzeitig ihr Schwert sinken. Beide legten ihre Waffen herunter und wandten ihre Aufmerksamkeit wieder ihrem Optio zu.


    Verblüfft starrte Marcus seinen Optio an als dieser zu Boden ging. Was bei Mars Stiefelabsätzen hatte denn das nun wieder zu bedeuten? Sollte das nicht irgendwie umgekehrt sein? Marcus grübelte und da kam schon Avitus Aufforderung es ihm gleich zu tun. Zögerlich kam Marcus dem nach und fing an ebenfalls Liegestützen zu stemmen. Was für seltsame Methoden. Na, sollte er mal ein paar Probati ausbilden, würde Marcus sich bestimmt nicht mit denen so abplagen. Nein, ganz bestimmt nicht! Dafür stieg man doch schließlich auf! Immer noch verwundert kam er auf seine Beine und gehorchte. Unvermittelt stand er dem jungen, etwas schlaksigen Mann gegenüber, der unsicher das Holzschwert ergriff. Aus den Augenwinkeln beobachtete er, wie Tertius mit unbehaglicher Miene zu Decius trat.


    Doch dann wurde Marcus von seinem eigenen Übungspartner abgelenkt, der zu seinem Ausfallschritt ansetzte und fast über seine eigenen Füße gestolpert wäre. Marcus machte einen Schritt zur Seite und mußte fast lachen.


    “He! He! Warte erst mal bis ich meine Waffen habe!“


    Marcus griff kopfschüttelnd und lächelnd nach seinem Schild und dem Gladius. Kopfnickend deutete er dem jungen Mann, der hochroten Kopfes ihm gegenüber stand, seinen Angriff erneut zu versuchen. Nach einigen Sekunden rang sich dieser auch dazu durch und vollführte die Übung. Marcus hob nur leicht sein Schild, um die Hiebe abzufangen und startete seinerseits verschiedene Angriffe. Doch mit wenig Kraft hinter den Schlägen und er bewegte das Schwert langsamer als er es gewohnt war. Aber so gab er seinem Gegenüber die Gelegenheit, die Schlagfolge zu parieren und auch so konnte man durchaus lernen. Marcus sah auch mal zu Tertius rüber und runzelte die Stirn als er sah, daß Decius ihn in arge Bedrängnis brachte. In dem Moment sah er nicht den Hieb des jungen Mannes, der ihn wuchtig ins Gesicht traf. Der Schmerz schoß durch Marcus Kiefer und er taumelte keuchend zurück.


    „Bei Iuppiters Donnerschlag! Kannst Du nicht aufpassen?“


    Marcus murrte den jungen Probatus wütend an und faste sich an seine Lippe. Etwas Blut blieb an seiner Hand zurück und kopfschüttelnd stellte sich Marcus wieder auf. Der Schlag war eher unbeholfen gewesen und ein Glückstreffer. Marcus verfluchte sich trotzdem nicht aufgepasst zu haben. Und so griff er den anderen Probatus an und versetzte ihm eine schnelle Schlagreihenfolge und gab ihm anschließend einen Klaps mit dem Schild auf die Schulter. Zu dem Zeitpunkt war Marcus Zorn wieder verflogen und er nickte dem, immer noch eingeschüchterten Probatus, wieder freundlicher zu.

  • Avitus sah, wie der Flavier plötzlich mit blutender Lippe übte. Wie es kam hatte er nicht mitbekommen, aber sicherlich würde ihm Maro, der mit aufpasste, später sagen können, was genau da vorgefallen war. Dass Aristides und sein Trainingspartner dennoch ohne viel Aggression weiterübten, war zu seiner Zufriedenheit.


    Er ließ die Männer noch eine ganze Weile lang üben, hatte zwischendurch zwei Wechsel, eingeleitet durch Liegestütze, die er selbst mitmachte, befohlen. Die Sonne brannte während dieser Zeit unerbittlich auf sie herab, nicht ein einziges Wöklchen zog am Himmel vorbei. Desweiteren plagte die Windstille die Männer zusätzlich.


    Irgendwann wurde es Nachmittag und Avitus beendete die Übung.
    "Milites venite... State... Aciem dirigite... Movemini" ~ Abteilung antreten... Stillgestanden... Ausrichten... Rühren
    sagte er.
    "Miles Aristides... Progredere" ~ Vortreten
    befahl er lautstark und als Aristides dem Folge geleistet hatte, sprach er weiter.
    "Miles, führe die Probati zurück ins Castellum. Lass sie essen und ausruhen. In einer Stunde stehen alle wieder hier. Abite" ~ Wegtreten
    Vielleicht war die Pause von immerhin einer ganzen Stunde zu viel des Guten, aber die mörderische Hitze wiederum ließ sie als angemessen erscheinen. Die Männer sahen jetzt schon fertig aus und sie erwartete noch mal eine ganze Ausbildungseinheit... und bei der wollte sie Avitus nicht mehr schonen.

  • Marcus war dann doch sehr froh, daß er endlich seinen Trainingpartner wechseln konnte. Zwar war es nicht sehr anstrengend mit dem jungen Mann und ihm das Kämpfen zu zeigen war ja ganz nett, aber letztendlich wollte Marcus auch trainieren und üben. Als nächstes konnte Marcus mit Tertius üben. Beide nickten sich freundlich zu als sie voreinander traten und tauschten miteinander die Schläge aus, nicht lasch, aber nicht unnötig hart. Die Sonne brannte und plagte mit ihren Strahlen Marcus wie mit tausend kleinen Nadelstichen. Nach der langen Plackerei war Marcus Gesicht puderrot und seine Tunika verschwitzt und salzig von seinem Schweiß. Auch Marcus stöhnte bei den letzten Liegestützen. So war Marcus sehr erleichtert als sie schließlich wieder zusammen gerufen wurden. Auf Befehl trat er vor, reckte sich gerade auf, Blick nach vorne und harrte der Befehle.


    "Jawohl, Optio!"


    Mit dem Abtrittbefehl lief Marcus, die anderen Soldaten wegführend vom Apellplatz davon, dabei löste sich auch die Formation und die Männer fingen an untereinander zu sprechen. Marcus und Tertius redeten wieder miteinander.


    ~Eine Stunde später~


    Die Männer trotteten erfrischt und gestärkt wieder auf den Platz. Marcus kam mit einem grimmigen Blick zurück und schien nicht sonderlich zufrieden zu sein. Kein Wunder! Wieder war er mit Decius beim Essen aneinander geraten. Dabei hatte Marcus ihn wider der Befehle des Optios etwas trinken lassen. Marcus befand, dass es bei der Hitze unmöglich war, daß Decius nichts zu trinken bekam. Sonst würde der Probatus den Tag nicht mehr überstehen. Doch tstatt eines Fünkchens von Anstandsdank hat er von Decius nur wieder einen haßerfüllten Blick geerntet. Langsam machte es Marcus wirklich fuchsig. Immerhin machten ihm die Probati jetzt keine Scherereien und stellten sich sogar alle an der Linie auf. Marcus trat wieder vor und sah in Avitus Richtung als er die Anwesenheit der Probati meldete.


    "Optio, melde alle Probati wieder angetreten!"

  • "Danke, Miles. Regredere"
    antwortete Avitus knapp und nickte Aristides zu. Hinter ihm waren mehrere Pfähle in einer Reihe aufgestellt, zwischen denen knapp ein Schritt Entfernung war.
    "Fein. Milites, ihr werdet nun je ein zweites Scutum aufnehmen und dann wieder antreten. Es geht zwei Runden um den Exerzierplatz. Abite"



    ~~~


    Nachdem die Probati wieder standen, fuhr Avitus fort.
    "Miles Aristides. Du bildest das Schlußlicht. Wenn jemand genug Luft haben wird, um während des Laufs noch zu plappern, erwarte ich eine Meldung"
    sagte er und wandte sich wieder an die ganze Einheit.
    "Es fällt niemand um oder zurück. Beißt die Zähne zusammen, Männer, betet, flucht, tut was ihr wollt, aber ihr fallt nicht um oder zurück. Für jeden Mann, der zurückbleibt oder umfällt wird die Laufdistanz jeweils verdoppelt. Jeweils... verdoppelt..."
    wiederholte er, um den rechnerisch begabten zu verstehen zu geben, dass die Entfernung gefährlich schnell ins Unermeßliche wachsen konnte. Avitus setzte sich an die Spitze der Formation und führte sie im Laufschritt zwei Runden um den Exerzierplatz.



    ~~~


    "Milites. Nun, nachdem ihr die Grundzüge des Schwertkampfes kennengelernt habt, werden wir den Formationskampf üben. Auf dem Schlachtfeld vermeiden wir wilde Mann-gegen-Mann-Duelle. Diese sind ineffektiv und führen zu hohen Verlusten an Mannstärke und Moral. Stattdessen bleibt die Einheit in enger Formation, bildet einen Schildwall und kämpft in geschlossener Reihe"
    sagte Avitus.


    "Milites state... Corpora premite... Aciem dirigite..." ~ Stillgestanden... Glieder schließen... Ausrichten
    hallte der Befehl über den Exerzierplatz und ließ die Männer eine enge, vier Treffen tiefe Formation einnehmen, die nun auf die Pfahlreihe ausgerichtet war.


    "Gladios stringite" ~ Zieht blank
    folgte der Vefehl.
    "Aequatis passibus... Pergite" ~ Im Gleichschritt... Marsch
    setzte er die vier Treffen tiefe Formation in Bewegung, die sich langsam den Pfählen näherte. Als die Entfernung sich derart verringerte, dass diese in Reichweite der Gladii kamen, hielt Avitus die Formation an.
    "Consistite" ~ Halt.
    "Milites. Übung fortsetzen"
    sagte Avitus und ließ die Männer wieder Hiebe gene den Pfahl austeilen. Diesmal allerdings in enger Formation, die es einzuhalten ging...

  • Wieder mal verwunderte Marcus die Angehensweise seines Vorgesetzen! Was mit den zwei Schilden erschien ihm immer noch seltsam. Einfach unnatürlich fürs Training und außerdem sehr unhandlich zum laufen. Immer schlugen beide riesige Schilde gegeneinander und man konnte sie kaum halten. Wie sollte man da noch laufen können? Innerlich grummelnd gehorchte Marcus natürlich und kämpfte sich mit den Schilden ab.


    Runde Eins war eher ärgerlich, weil sich Marcus erneut einige blaue Flecken holte. So konnte man sich doch nicht mehr sehen lassen, wenn man nur eine Tunika und Sandalen trug. Und dann diese Hitze! Mörderisch. Schon nach der ersten Runde war Marcus wieder völlig verschwitzt und das, obwohl er vorhin sich noch eine Schöpfkelle Wasser über den Kopf hat laufen lassen. Die zweite Runde ging auch irgendwie rüber und sie standen wieder still. Marcus lauschte dem Optio und nickte auf dessen Befehl hin. Das mit dem Verdoppeln kam bei Marcus, der nicht sonderlich rechenbegabt war, schlecht an. 2 Runden, fällt einer zurück, wären es anschließend...hmmm....zwei verdoppelt sind...Fünf...und fällt noch einer...ja, bei Mars goldenen Sandalen, das waren ja Dreißig Runden!! Marcus stöhnte wieder innerlich und hoffte, daß es den anderen auch so 'klar' war. So rannte Marcus hinter den Männern her und achtete darauf, daß keiner zurück blieb. Erleichtert bemerkte er, daß keiner der Probati zurück fiel, trotz der Hitze und der Anstrengung und ihnen so, wie Marcus es glaubte, 30 Runden erspart blieb.


    Weider angekommen, hatte Marcus erneut Gelegenheit der Stimme seines Optios zu lauschen. Ja, man merkte, daß dieser nicht so rethorisch geschult war wie Marcus. Aber Avitus hatte durchaus eine gute Stimme. Ob er sie wohl mal in der Politik nutzen würde? Ah! Nicht denken, Marcus! schollt sich Marcus und hätte am liebsten sich selber einen kleinen Klabs auf den Schädel gegeben. Formationskampf? Herrlich. Aber immer wenn es um den Kampf ging, strahlte Marcus Gesicht auf, selbst ohne ein Lächeln.


    Eifrig stellte er sich auf, bildete mit seinen Nachbarn einen Schildwall und zog schließlich sein Schwert, was leider nicht so blank war, sondern stumpf und hölzern. Aber auch mit so einer Waffe, konnte man tödliche Streiche austeilen und Marcus unterschätzte so eine Übungswaffe gewiß nicht. Entschlossen, dem feindlichen Holz den Gar aus zu machen, näherte sich Marcus wie die Anderen dem Übungspfahl. Dann schlug er zu. Dabei bemerkte er schnell, daß er seinen üblichen Kampfstil verändern mußte. Marcus hatte einfach nicht genug Platz zum Ausholen. So begrenzte er sich und begnügte sich mit dem wenigen Platz, der ihm gegeben war. Immer wieder spürte er den Schlag eines Holzschwertes an seinem Schildrand, wenn wieder mal jemand zu sehr ausholte. Oben, unten, Rechts und Links...das übliche Spiel hatte wieder begonnen!

  • Avitus ließ die Männer des ersten Treffens etwa eine Vierteilstunde auf die Pfähle einstechen, beobachtete sie mit Adleraugen, unterstützt durch Miles Maro. Dann hielt er die Übung an.
    "Milites. Ihr seht, dass sich der Formationskampf von einem Duell unterscheidet. Es geht nicht nur darum, euren Feind auszuschalten, sondern auch darum, die Linie zu halten. Es geht darum, dass jeder einzelne dort bleibt, wo er hingehört, damit die Formation bestehen bleibt. So chaotisch der Massennahkampf dem Laien auch erscheint... wenn die Formationen bestehen bleiben, wenn die Linie um jeden Preis gehalten wird, kommt ein gewisses Maß an Ordnung in dieses Chaos und ihr habt so etwas wie eine Chance, eine Schlacht zu überstehen"
    erklärte Avitus und nahm seinen gewohnten Gang entlang der Linie auf, die Arme auf dem Rücken verschränkt.
    "Doch eine Linie kann nicht unendlich lange von ein und denselben Männern gehalten werden. Unweigerlich kommt es im Verlauf eines Gefechts zu Ermüdungs-, ja Erschöpfungserscheinungen. Diese versuchen wir zwar auf ein Mindestmaß zu reduzieren, in dem wir unsere Fitness steigern. Indem wir unsere Muskulatur und Kondition ausbauen. Aber vermeiden lassen sich diese Erscheinungen nicht..."
    sagte er.
    "Um sie auch im Verlauf eines Gefechts irgendwie auszugleichen, wenden wir den Wechsel der kämpfenden Glieder an. Das bedeutet, dass wenn der Befehl dazu kommt, sich die erste Linie unter Deckung ihrer Scuta schnell und plötzlich zurückzieht. Die Männer des zweiten Glieds nehmen den Kampf ohne eine Verzögerung auf. Sie sind ausgeruht und kampfstark und können den Kampf gegen einen immer müder werdenden Gegner fortsetzen. Der Moment des Wechselns ist kritisch, darum wird nicht großzügig damit verfahren. Aber umso notwendiger ist, dass ihr den Wechsel beherrscht, denn in einem Gefecht verschafft er der römischen Armee einen unschätzbaren Vorteil. Der Befehl dazu lautet Mutate..."
    sagte Avitus und winkte Maro heran. Dieser nahm den Platz von einem der Männer in der ersten Reihe ein. Avitus gab den Befehl
    "Mutate"
    und daraufhin machte Maro einen Schritt zur Linken und zog sich eiligst zwischen den Rotten in die hinterste Reihe zurück. Avitus ging zum Probatus, der direkt hinter Maro gestanden hatte.
    "Probatus, es wäre deine Aufgabe gewesen, den Platz ohne Verzögerung einzunehmen. Aber gut, das weren wir jetzt üben..."
    sagte Avitus.
    "Milites. Übung fortsetzen..."
    gab er den Befehl und ließ die Männer weiter auf die Pfähle einstechen. Irgendwann im Verlaufe der Übung folgte der Befehl.
    "Mutate..."


    Sim-Off:

    ob das tatsächlich so gemacht wurde, ist, wie so ziemlich alles, unter den wissenschaftlern umstritten. ich habe mal eine sendung darüber gesehen, in der diese taktik erfolgreich vorgestellt und vorgeführt wurde. mir ersheint sie vor dem hintergrund, dass die römer stets nach höchstmöglicher effizienz und beherrschung des massennahkampfs strebten, sinnvoll und deshalb hab ich sie mal aufgenommen

  • Sim-Off:

    Ist zwar nicht sehr qualifiziert, aber in der Serie HBO Rome haben sie das auch mit dem Abwechseln der Reihen gemacht, wie Du es beschrieben hast!


    Immer wieder splitterte einiges Holz von den Pfählen als die Soldaten auf sie eindroschen. Doch auch bei Marcus setzte dann irgendwann eine Ermüdung seines Armes ein und seine Hiebe wurden etwas lascher und damit auch weniger gut kontrolliert, sogar manchmal etwas schludrig, wenn er sich auch im Allgemeinen ganz gut hielt. Doch trotzdem war er über eine kleine Verschnaufpause ganz froh. Marcus wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Optio zu und lauschte ihm. Anfangs konnte er ihm recht gut folgen, aber dann mußte Marcus wieder seinen Geist anstrengen. Mühsam verfolgte er die Erläuterungen des Optios und war um der Demonstration dann doch ganz froh. Es dämmerte in Marcus langsam arbeitenden Verstand und ihm war das Prinzip dann doch klar. Nur, daß jetzt auch umsetzen. Hmm! Bei Mars roter Tunika, das wird doch wohl schon gehen. Nicht denken, dann klappte es schon!


    Marcus trat hinter die erste Reihe, die sich formierte. Er klärte seinen Geist von all den unnötigen Gedanken. War auch nicht weiter schwierig, denn viel denken, das tat Marcus eigentlich die meiste Zeit nicht. Ruhig wartete Marcus in der zweiten Reihe und sah auf seinem Vordermann, der sich mit dem Pfahl abmühte. Einmal wischte Marcus sich den Schweiß von der Stirn und leckte sich über seine ausgetrockneten Lippen. Dann ertönte schon der Befehl des Optios. Prompt schlängelte sich einer der Soldaten an ihm vorbei und Marcus trat nach vorne. Dabei schützte er mit seinem Schild seinen Vordermann, bis er an Marcus vorbei war. In einer fließenden Bewegung bildete Marcus die erste Linie mit einigen wenigen Anderen auch, die genauso schnell reagierten. Zu Marcus Ärger war es auch Decius, der es genauso schnell drauf hatte. Marcus hob sein Schwert um an der Stelle seines früheren Vordermannes auf den Pfahl einzuschlagen. Hah! Wenn das jetzt ein Germane wäre...! Dann hob Marcus sein Holzgladius und schlug auf den Pfahl ein. Ein großes Holzstück brach ab und sauste durch die Luft, knapp an Marcus vorbei, der das jedoch nicht bemerkte. Schließlich wollte er gerade einem imaginären Germanen den gar aus machen.

  • Avitus legte sich die Hand ans Kinn, während er den Probati zusah, wie sie den Wechsel vollführten und gleich darauf die Pfähle erneut Angriffen. Hier und da flogen Holzsplitter, wenn sich mancher richtig ins Zeug legte und Avitus nickte jedesmal zufrieden, wenn derartiges passierte. Dass Holzschwerter abgenutzt wurde zeugte, dass die Männer richtig zustachen, weder sich noch das Material allzu sehr schonten.


    "Mutate"
    folgte wieder der Befehl und zwang die Männer, den Wechsel der kämpfenden Reihe vorzunehmen. Avitus beobachtete alles mit scharfem Blick, um, wenn nötig, Korrekturen vorzunehmen. Er ließ die Männer immer wieder kämpfen und wechseln, verband die Aufgabe, in enger geschlossener Reihe zu fechten mit der eines Wechsels des ersten Treffens.


    Hin und wieder, wenn mancher Probatus die Bewegung nicht richtig machte, nahm er ein Scutum auf, stellte sich in die erste oder zweite Reihe und führte die Übung erneut vor, meist von Miles Maro unterstützt. Er blieb ruhig und sachlich, verzichtete diesmal auf unnötige Floskeln, sondern beschränkte sich auf sachliche Erklärungen. Die Übung war viel zu wichtig und vor allem in der Anfangsphase, die am meisten prägte, war es wichtiger, dass jeder Mann, ausnahmslos, es begriff und richtig machte. Geduldig sorgte Avitus dafür.


    Ab und zu wurde das Training unterbrochen, um es durch Liegestütze oder eine kleine Runde, also eine Runde um den Exerzierplatz, zu 'bereichern' oder den Männern eine Gelegenheit zu geben, den quälenden Durst zu stillen. Beim letzteren war Probatus Decius selbstverständlich ausgenommen. Jedesmal machte Avitus den Lauf und die Liegestütze mit. Langsam, jedoch fordernd hallten die Befehle und Sprüche wie 'und runter... und halten... halten, Männer, halten... und hoch... wie viele?... was schon drei?' über den Platz. Dann hieß es wieder 'ad arma' und 'mutate'. Eine schier endlose, qüälende, fordernde Abfolge der einzelnen Übungen...


    Irgendwann neigte sich der Tag dem Ende zu und das für diesen erforderliche Ausbildungspensum schien erreicht, so dass Avitus die Übung beendete.
    "Milites... Gladios condite... Scuta dorsum...Movemini" ~ Abteilung... Schwerter in die Scheide... Schilde ab... Steht bequem
    "Miles Aristides... Progredere" ~ Vortreten

  • Je öfters Marcus mit den Anderen die Übungen wiederholte, desto selbstverständlicher ging es in seine Bewegungen hinein. Doch er brauchte auch nicht solange, um den Wechsel routiniert und fließend hinzubekommen. Trotzdem geriet er immer mehr außer Atem und schwitzte heftig, was sich in einer enormen Gesichtsröte bei ihm zeigte. Immer wieder verfluchte er innerlich die letzten Jahre des Müßigganges und der Gelage. Aber diese Orgien waren nun mal eine Quintessenz des Lebens. Doch sie rächten sich hier und heute auf dem Platz, wie auch schon in letzter Zeit. Nur langsam näherte sich Marcus von Tag zu Tag seiner früheren Form. Die Liegestützen und die Runden um den Platz taten ihren Teil dazu.


    Je weiter das Training voran ging, desto mitleidiger wurde Marcus mit Decius, der ziemlich erledigt aussah. Aber kein Wunder! Bei der Hitze und dann nicht trinken dürfen. Marcus fragte sich, wie lange es wohl dauern würde bis Decius umkiptte und im Lazarett landete. Ob er mit Tertius darüber wetten sollte? Schließlich hatte er sogar einige Sesterzen vom letzten Lohn noch gerettet gehabt. Mit einer gewissen Enttäuschung bemerkte jedoch Marcus, daß Decius viel zu verbißen auf den Beinen blieb. Als dann die Schwalben schon flogen, die Sonne tief stand und die Hitzte nicht mehr so schlimm war, schien endlich Schluß mit der Plackerei zu sein. Auf den Befehl hin, ließ Marcus seine Schild auf den Boden runter sinken, steckte sein Schwert weg und trat anschließen vor.

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