"Das wars für heute. Miles Aristides, führe die Gruppe ins Castellum zurück. Probatus Decius bleibt hier und hilft Maro beim abräumen. Sorge dafür, dass alle die Thermen aufsuchen. Ich will niemanden verdreckt und verschwitzt in den Unterkünften sehen, egal wie müde sie sind. Morgen früh stehen alle wieder hier"
sagte Avitus knapp und entließ die Probati in den wohlverdienten Feierabend.

[Grundausbildung] M. Flavius Aristides
- Quintus Tiberius Vitamalacus
- Geschlossen
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"Jawohl, Optio!"
Marcus nickte bestätigend. Dabei schlich sich jedoch auch ein etwas wiederwilliges Runzeln auf seine Stirn. Es war ja nicht so, daß er Decius helfen wollte oder groß Mitleid mit ihm empfand. Doch glaubte Marcus durchaus, daß die Bestrafung viel zu hart war. Immerhin war Marcus selber nicht unschuldig an dem Konflikt. Ob der Optio das mit Absicht machte, um die anderen Soldaten gegen Marcus aufzuwiegeln? Mit zusammengepressten Lippen winkte Marcus die anderen Soldaten ihm zu folgen. Das war auch wirklich keine Schwierigkeit, denn waren die Meisten doch begierig endlich den heißen und staubigen Platz zu verlassen. Schnellen Schrittes marschierte Marcus über den Platz und auf die Thermen und Unterkünfte zu. Essen, baden und schlafen gehen, so sahen Marcus weitere Pläne für heute aus.
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Früh am Morgen, noch ehe die ersten Sonnenstrahlen die Erde berührten, war Avitus und seine Gruppe auf dem Exerzierplatz.
"Milites venite... Milites state... Aciem dirigite..." ~ Antreten... Stillgestanden... Ausrichten...
laut kamen die mittlerweile vertrauten Befehle. Wie gewohnt, ging Avitus die Reihe der Milites ab, während er erläuterte, was die Probati an diesem Tag erwartete."Heute stehen Formationen auf dem Programm. Ehe wir loslegen, eine kleine Anmerkung. Wir marschieren und wir kämpfen stets in Formation, zumindest in der offenen Feldschlacht. Warum?"
fragte er, drehte sich am Ende der Reihe um und beantwortete sie selbst.
"Ganz einfach. Es geht um drei Dinge. Disziplin, Disziplin und nochmals Disziplin. Der Massennahkampf, welches das Charakteristikum einer offenen Feldschlacht ist, ist das reinste Chaos. Eben dieses Chaos gilt es zu vermeiden. Es stellt sich die Frage, wie man es vermeiden kann. Die Antwort liegt auf der Hand. Man bringe Ordnung da rein. Und wie bringt man Ordnung in das Chaos der Schlacht? Indem die kämpfende Truppe nicht wild und unkontrolliert drauf los prescht, wie eine Horde besoffener Germanen. Sondern in dem sie formiert bleibt.
Die Disziplin in der Legion hört nicht auf, wenn es in den Kampf geht. Ganz im Gegenteil. Disziplin wird von euch vor allem im Kampf gefordert. Jeder Mann, jeder von euch, jeder Soldat in der Legion, ganz egal, ob er zur kämpfenden Truppe gehört oder zur unterstützenden, hat seinen Platz. Und solange jeder an seinem Platz bleibt, kann die Legion funktionieren.
Das erfordert drei Dinge. Disziplin, Vertrauen und Führungsqualitäten. Was bedeutet das im Einzelnen? Folgendes.
Ihr habt auf Befehle eurer Vorgesetzter zu hören. Sie sind nicht nur Vorgesetzte, in der Schlacht sind sie eure Lebensversicherung. Ein Centurio wird einen Dreck tun, als seine Soldaten zu verlieren, wenn es sich irgendwie vermeiden lässt. Um euch jedoch lebend aus der Scheiße, in der ihr bis zum Hals während einer Schlacht stecken werdet, rauszuholen und auch noch den Sieg über den Feind zu erringen, erwartet er von euch bedingungslosen Gehorsam.
Das bedeutet, das niemand aus der Reihe tanzt. Dass niemand seinen Platz verlässt. Wenn der Mann neben euch zurück fällt, marschiert er eben im Nachzüglerzug im Troß der Legion mit. Wenn der Mann neben euch verwundet wird, sind es die capsarii, die ihn da rausholen. Nicht ihr, die ihr neben ihm kämpft. Ihr habt nur dafür zu sorgen, dass sie Formation bestehen bleibt. Denn davon hängt ab, ob ihr Futter für die Aasfresser oder siegreiche Helden an diesem eurem längsten Tag sein werdet"
sagte Avitus und blieb stehen, die Probari mit strengem Blick musternd."Milites, bevor wir loslegen, machen wir uns warm. Zehn Runden um den Exerzierplatz"
sagte Avitus. Das tägliche Lauftraining am frühen Morgen war den Männern mittlerweile vertraut.
"Milites... ad dextram... Cursim... Pergite" ~ Abteilung.. Rechts um... im Laufschritt... Marsch -
Früh am Morgen hatte Marcus die anderen Probati und Legionäre hergetrieben, was bei nur wenigen der Männer nötig war. Aber ein wenig kaltes Wasser und einen kleinen Tritt in die Seite half jedem der Probati schnell aus dem Bett zu kommen. Marcus und zwei, die er an jenem Morgen zu seinen Gehilfen ernannt hatte, waren nicht zimperlich vorgegangen. So standen die Probati fertig und in einer langen Reihe vor dem Optio als dieser sie zusammen rief. Marcus fühlte sich sogar ein klein wenig stolz darüber, daß seine Männer hier doch ein gutes Bild am Morgen boten. Nur daß mit Decius...na, das würde er noch melden müssen. Gerade wollte Marcus vortreten, um es zu melden, doch dann begann der Optio schon an zu sprechen. So blieb Marcus still und hörte lieber seinem Ausbilder zu.
Aufmerksam verfolgte Marcus die Ansprache des Optios. Disziplin? Ja das verstand er. Formation? Ja, das auch. Die Überlegenheit der römischen Kriegsführung hatte sich ja auch wunderbar hier in Germania gezeigt und in vielen anderen Teilen der Welt, was jetzt alles römisches Territorium war und alles von ihrem Kaiser beherrscht wurde. Auf die Vorgestetzten hören? Ja, wäre auch ein Wunder, wenn der Optio etwas Gegenteiliges gesagt hätte. Marcus versuchte das Gesagte zu verinnerlichen und hoffte, daß er es nicht nach der ersten Übung schon wieder vergessen hatte. Aber da fiel ihm doch noch was ein. Irgend was wollte er doch dem Optio melden?
Ah...Decius. Zu spät, schon kam der nächste Befehl. Und so zog Marcus mit den anderen Probati erst mal die Runden um den Platz, wobei er immer abwechselnd darüber nachdachte, wie er das Lageressen etwas aufpeppen, was er essen, ob man nicht einen besseren Koch organisieren könnte. Dabei vergass er schon fast erneut seine Meldung. Erst auf Tertius beharrliches Augenbrauenzucken, was Marcus erst außerordentlich mysteriös vorkam, fiel es ihm wieder ein. So trat Marcus dann doch nach vorne und hob seine Stimme an.
"Optio! Melde, daß Probatus Decius Valianus Argenteus heute morgen ins Lazarett gebracht wurde."
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"Grund?"
wollte Avitus wissen, nachdem er die Meldung des Legionärs vernommen hatte. Dass er etwas überrascht war, vermied er tunlichst nach außen hin zu zeigen, deshalb blieb seine Stimme ruhig und emotionslos, wie immer. -
Grund? Ja, warum Decius jetzt krank war, wußte Marcus auch nicht. Schließlich war er kein Medicus und ihm die Speierei von dem Legionär auch zu wider, um genauer da zu forschen. Doch langsam dämmerte Marcus, was Avitus von ihm wissen wollte.
"Der Miles Decius scheint Fieber zu haben und er übergibt sich dauernd. Aus diesem Grunde haben wir ihn ins Lazarett gebracht, was der dortige Miles Medicus auch als angemessen bezeichnet hat, Optio!"
Marcus blinzelte und spähte kurz zum Optio, um dessen Gesichtausdruck erhaschen zu können. Irgendwie hatte Marcus ja den Verdacht, daß es an dem gestrigen Tag lag, weswegen Decius heute krank war. Falls dieser überhaupt krank war und nicht simulierte.
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"Ist notiert. Eintreten, Miles"
antwortete Avitus knapp und emotionslos. Ohne sich weiter um Decius zu kümmern, wandte er sich dem aktuellen Geschehen zu."Milites. Wir untersheiden zwischen Marsch- und Gefechtsformationen, letztere auch als Schlachtformationen bekannt. Eine Marschformation hat in der Regel 4 Mann Breite und in diesem Fall eine Länge von ca. 40 passus [simoff: 60 m], von denen ungefähr ein Drittel auf unsere Lasttiere entfällt. Wenn ein Feind herannaht, wechselt die sich auf dem Marsch befindliche Einheit, sei es eine einzelne Kohorte oder eine ganze Legion, in das agmen quadratum. Als solches bezeichnen wir einen Marsch im Karree, an dessen Front und im Rücken voll entwickelte Gefechtslinien marschieren und die Einheit so innerhalb kürzester Zeit Gefechtsbereitschaft nach allen Seiten hin herstellen kann"
erklärte Avitus.
"Den Wechsel von einer Marschkollone zu einer Gefechtslinie werden wir jetzt erlernen und üben. Folgendes ist dabei zu beachten. Der Wechsel kann auf mehrere Arten erfolgen, je nach Beschaffenheit des Geländes. Über die rechte Flanke, über die linke Flanke oder im Wege einer Wendung um den Mittelpunkt der Kolonne"
erklärte Avitus und kritzelte in den Sand des Exerzierplatzes mit dem Optiostab eine Skizze, während er sprach.
[Blockierte Grafik: http://img91.imageshack.us/img91/4584/drehungdp7.png]"Dann mal los"
sagte Avitus und sah die Rekruten an.
"Milites in agmen venite" ~ in Kolonne antreten
"Auf den Befehl 'in aciem' vollführt ihr den Wechsel zur Gefechtslinie, in dem die Milites in den vorderen Treffen sich über Rechts zurückfallen lassen, während die Milites der hinteren Treffen über Links nach vorne vorrücken. Das Zurückfallen und das Vorrücken hört dort auf, wo die Mitte der Kolonne ist bzw. war, was im Ergebnis eine Art Drehung der Marschkolonne um ihren Mittelpunkt ergeben sollte"
erklärte Avitus weiter und nahm den gewohnten Gang entlang der Reihen wieder auf.
"Milites... in aciem" -
Plautius ging über den Exerzierplatz und begutachtete die Ausbildung der einzelnen Gruppen. Dann kam er zu Optio Avitus und sprach diesen an.
"Optio Artorius! Aufgrund der immensen Temperaturen möchte ich, daß du die Männer im Moment nicht so hart heran nimmst. Reduziere etwas die Belastung und das Übungstempo!"
Plautius sah aus den Augenwinkeln, daß die Männer zu strahlen anfingen.
"Dafür setzen wir noch eine Übungseinheit 2 Stunden vor Mitternacht an. Die geht dann bis 1 Stunde nach Mitternacht.
Eine zweite Übungseinheit geht dann von der 3. Stunde nach Mitternacht bis zum Sonnenaufgang.
Natürlich wird diese Übungseinheit hier und jetzt ganz regulär beendet. Dafür verlängern wir die Siesta tagsüber um 1-2 Stunden, wenn diese Temperaturen anhalten. Damit der Feind uns nicht überrascht organisiert die Lagerwache eine weitere Wachschicht während der Siesta."Plautius sah, wie den Männern die Gesichter entglitten. Weicheier!
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"Jawohl, Centurio"
antwortete Avitus etwas erstaunt.
"Ich habe Wasser wie jeden Tag bereitstellen lassen, das den Durst der Probati löscht und ihnen wenigstens halbwegs neue Kräfte gibt. Ist zwar nur Wasser, aber besser als gar nichts. Ausserdem... sind die Temperaturen eine ganz gute Herausforderung"
er sprach leise, damit ihn die Rekruten nicht hören konnten.
"Ganz ehrlich, die verfluchte Hitze zerrt an mir genau wie an ihnen, aber im Ernstfall können wir uns das Wetter nicht aussuchen, Centurio. Ich hoffe nur, dass die Jungs sich nicht daran gewöhnen, solchen... solchen Luxus zu bekommen, nur weil es ein bißchen wärmer ist, als sonst"
als Plautius' Vertreter auf dem Exerzierplatz fühlte er sich verpflichtet, diese Bedenken auszusprechen.
"Reicht es nicht, wenn sie einfach die Rüstungen ablegen und in Tunken fortfahren?" -
"Nein! In einer Schlacht können sie ihre Rüstungen auch nicht ausziehen. Außerdem ist der große Plinus mit seinem Rheumabein der Meinung, daß es spätestens morgen Mittag noch ein Gewitter gibt. In dem Fall machen wir natürlich dann keine Siesta, sondern nutzen das Wetter für einen kleinen Marsch nach CCAA und zurück. Im Regen marschiert es sich angenehm. Das mit dem Wasser ist eine gute Idee. Die Männer sollen aber auch nach der Übungseinheit ausreichend trinken. Ansonsten immer nur weiter so, Optio. Das sieht gut aus.
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"Selbstverständlich, Centurio"
sagte Avitus in bezug auf die Tuniken. Das mit dem Marschieren im Regen war gut und Avitus konnte nicht umhin, als laut aufzulachen. In der Tat sehnte er sich nach Regen und konnte sich nicht vorstellen, dass es hier in Germania darart heiß sein konnte über einen derart langen Zeitraum. Einen Unterschied zu Afrika gab es wohl nicht und die einzigen Legionen, die wahrscheinlich mehr Regen hatten, als ihnen lieb war, waren die in Britannien stationierten."Jawohl. Ich danke dir, Centurio"
sagte er auf das Lob und wandte sich wieder den Milites zu. -
Nach seiner Meldung nickte Marcus knapp und trat in die Reihe zurück. Aufmerksam verfolgte Marcus die Worte des Optios. Wiedereinmal mußte Marcus auch sehr aufpassen, da die Beschreibungen für ihn schwer verständlich waren. Mars sei Dank würden sie das alles auch erst mal üben. So auf Anhieb hätte er das nicht hinbekommen. Die Hitze machte ihm wirklich schon zu schaffen. Gerade da bekamen sie den Befehl die Marschkolonne einzunehmen. Marcus spickte zu seinen Mitsoldaten und folgte seinem rechtem Nachbarmann einfach in die passende Reihe. Würde schon nicht falsch sein, so hoffte Marcus!
Dann fing es jedoch an kompliziert zu werden. Der Befehl kam, der Wechsel sollte statt finden und Marcus hatte keine Ahnung, ob er jetzt vor oder zurück treten sollte. Er entschied sich mal für Vorne. Der vor ihm entschied sich genau umgekehrt. Beide prallten gegeneinander, ein kleines Chaos entstand und dann wurde daraus ein wildes Durcheinander. Gerade noch rechtzeitig bevor der Centurio heran kam, konnten sie sich entwirren und einigermaßen wieder die passenden Linien bilden.
Erleichtert nahm Marcus hin, daß der Optio erst mal abgelenkt war. Dabei spitzte Marcus wie die Anderen die Ohren und versuchte mitzubekommen, was da gesprochen wurde. Längere Tagespause, viel trinken...klang nicht schlecht. Doch Marcus bekam wie die Meisten ein langes Gesicht als es darum ging, daß sie nachts trainieren sollten. Ja, bei den Göttern, wann sollte man denn da schlafen können? Stumm verfolgte er das Zwiegespräch, was man gen Ende nicht wirklich verstehen konnte und wartete auf die Rückkehr des Optios. Fragend, wie die meisten Mienen es ausdrückte, sah er in Richtung seines Vorgesetzten.
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"Milites state..." ~ Stillgestanden
fauchte Avitus die Gruppe an, die ihm etwas zu neugierig dreinblickte. Er konnte Plautius Absichten beim besten Willen nicht verstehen. Wenn man hier bei Hitze derlei Vergünstigungen bekam, müssten die Legionen in Mauretania, Aegyptus und Syria in Luxus schwelgen. Aber Befehl war Befehl und er beugte sich dem."Milites, wie ihr bestimmt mitbekommen habt, werden wir die Mittagsruh etwas verlängern, um anschließend bei Nacht zu exerzieren. Doch bis zum Mittag ist es noch lange hin und wir werden mit der Übung fortfahren"
erklärte Avitus knapp und sichtlich schlecht gelaunt. Allerdings dachte er nicht daran, seine schlechte Laune an den Rekruten auszulassen. Sie hart zu trainieren und dauernd anzuschnauzen gehörte zum Programm und war nicht Ausdruck seiner Launen... auch wenn die Versuchung, alles an diesem armseligen Haufen, der noch nicht einmal einen vernünftigen und schnellen Wechsel zustande brachte, auszulassen, groß war.Er ging etwas auf Abstand.
"Ad dextram... Pergite... ... ... ... In aciem" ~ Rechts um... Marsch... ... ... ... Schlachtreihe bilden -
Beim ersteren Befehl richtete sich Marcus, dessen Schultern automatisch etwas herunter gesackt waren, wieder auf. Der Schweiß brannte ihm auf dem Rücken, die Rüstung juckte und sein Mund schien ständig trocken zu sein. Was für eine mörderische Hitze! Zwar war Marcus so eine Hitze aus Baiae durchaus gewöhnt, aber das ständige Trainieren von morgens bis abends in der prallen Sonne dann doch wieder nicht. Hatte er doch bis in sein Mannesalter in kühlen und schattigen Hallen geübt, wenn die Sommerhitze die Stadt plagte. Doch weiter ging es. Marcus nahm wieder seine Position ein, marschierte und hoffte, daß es dieses Mal besser klapte. Ja, das mit dem Marschieren ging sehr gut. Aber das hatten sie auch wirklich lange genug geübt. Und prompt kam wieder der Befehl, die Schlachtreihe zu bilden. Marcus sah schnell zu seinem Nachbarmann. Würde der nach vorne treten oder zurück? Marcus folgte dessen Beispiel und war dann doch froh, daß jener es anscheinend wußte. Der Wechsel vollzog sich dieses Mal deswegen auch besser.
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"Ad dextram" ~ Rechts um
rief Avitus, um aus der Linie wieder eine Kolonne zu machen.
"Pergite" ~ Marsch
donnerte der nächste Befehl. Avitus wartete einige Schritt ab, bis er den Wachsel befahl. Nach einem Dutzend Schritte schrieb er plötzlich
"Feind naaaht von vorne"
und wartete gespannt die Reaktion der Gruppe ab. -
Prompt drehte sich Marcus nach rechts um und marschierte los. Sein Vorder- und Hintermann tat es ihm gleich und aus den Augenwinkeln bemerkte Marcus, daß der Rest der Soldaten es gleich taten. Das sah doch gar nicht mal schlecht aus. Doch schon nach wenigen Schritten kam der Ruf des Optios. Feind vorraus? Wo? Marcus spähte nach vorne und eine Verwirrungsfalte bildete sich zwischen seinen Augenbrauen. Einige der Männer an seiner Seite traten in die Schlachtformation. Andere prallten erschrocken gegeinandern, zogen hastig ihr Schwert und sahen sich genauso verwirrt wie Marcus um. Der trat einen Schritt nach vorne und sah sich nicht genötigt, sein Schwert zu ziehen. Schließlich stand kein Germane, Pirat oder Wegelagerer vor ihnen. Fragend sah Marcus zu Tertius. Dieser deutete auf die wenigen Männer, die wohl den Hinweis verstanden hatte. Marcus warf einen Blick zu Avitus, dann machte er einen Schritt an Tertius Seite. Der würde schon wissen, was richtig war.
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Mit einem mißbilligenden Blick sah Avitus auf die Gruppe, die ihm irgendetwas präsentierte, nur keinen schnellen Wechsel zur Schlachtreihe.
"Männer. Ihr seid 'tot'. Und eure Nächsten dürfen um euch trauern, so denn ihr welche habt..."
sagte er kalt.
"Eigentlich dachte ich, es war nicht zu viel verlangt, dass ihr das bisher Erlernte mal umsetzt. Die Flanken schwenken wie gehabt und aus einer Kolonne wird ein Schildwall... aber wie es aussieht, habe ich mich geirrt"
ein grollender Unterton war in Avitus' Stimme nicht zu überhören.
"Machen wir also weiter, bis ihr es könnt"
fuhr er fort.
"Ad dextram... Pergite..." ~ Rechts um... MarschEr ließ die Männer einige Schritt laufen, ehe er den Befehl gab.
"Ad aciem" ~ Zur Linie
Kaum, dass die Männer standen, folgten die nächsten Befehle, von der harten, donnernden Kasernenhofstimme getragen.
"Ad sinistram... Pergite... Ad aciem... Ad dextram... Pergite... Ad aciem..."
setzte sich die Befehlskette fort. -
Etwas entmutigt sackten Marcus Schultern herunter. So wie es aussah würden sie wohl den ganzen Tag Formationen üben müssen. Aber in so einer großen Gruppe fand er es auch recht schwer, die Ordnung einzuhalten. Die Flanken! Merk Dir das, Marcus!, schollt er sich innerlich. Hatte es eine Minute später jedoch gleich wieder vergessen. Aber dann übten sie auch schon wieder und die Befehle waren ja eindeutig genug. Da Marcus links stand, trat er recht schnell nach vorne und übte die Schildreihe zu bilden. So geleitet ging es dann durchaus schon besser. Doch verbesserungswürdig, gerade was die Reaktionen war, schien es allemal zu sein. Doch auch Rom wurde nicht an einem Tag gebaut.
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"Consistite" ~ Halt
hallte es schließlich, als die Männer wiedereinmal in Kolonne marschierten.
"Ad sinistram... movemini" ~ Links um... Rührt euch"Wenn ihr diesen Wechsel beherrscht, dann auch die deiden anderen Arten, bei denen man jeweils über die linke oder die rechte Flanke aufschließt. Ihr seid weit davon entfernt, es perfekt hinzukriegen, da wir noch am Anfang dieses Trainings stehen, aber da die nächsten Tage damit ausgefüllt sein werden, Frormationen zu erlernen, werdet ihr schon bald die Wechsel draufhaben, das garantiere ich euch... und wer nicht, den befördere ich persönlich mit einem Arschtritt aus dem Castellum oder lasse ihn als Maultierpfleger einteilen"
sagte Avitus mit einem grimmigen Lächeln. Was schlimmer war, musste jeder für sich selbst entscheiden."Aber heute... heute geht es uns darum, die verschiedenen Formationen, derer wir uns im Gefecht bedienen, einmal kennenzulernen. Wir fahren fort und zwar mit der 'Testudo'. Bei der Testudo bilden die Männer des ersten Glieds und der beiden äußeren Aussenrotten eine dichte Schildmauer, während die Legionäre in der Mitte ihre Scuta dachartig über die Köpfe halten. Angewandt wird diese Formation beim Vorrücken auf eine befestige Stellung eines Feindes, insbesondere überhöhte Stellungen."
sagte Avitus, den gewohnten Gang entlang der Reihe aufnehmend, die Arme auf dem Rücken verschränkt."Der Sturm auf eine befestigte, von einem zur Abwehr bereiten und entschlossenen Feind ist eine riskante und verlustreiche Aktion. Die Sturmtruppen sind zahlreichen Gefahren bereits im Vorfeld des ersten Kontakts mit dem Feind ausgesetzt. Kurz gesagt... es ist ein verdamtes Gemetzel"
er machte am Ende der Reihe kehrt und setzte den Gang langsam fort.
"Die 'Testudo' ist ein zweischeidiges Schwert. Sie verschafft einerseits einen gewissen Schutz vor Fernwaffen, macht die Einheit allerdings sehr langsam und besonders träge. Das 'Dach' bieten den Sturmtruppen einen Schutz vor Fernwaffen wie Speeren, Pfeilen und Schleudergeschossen"
erläuterte Avitus langsam, laut und deutlich.
"Wenn ihr die Testudo nicht beherrscht und wir werden zum Sturm auf eine befestigte Stellung befohlen... werden viele von euch fallen"
sagte er zum Schluß mit einer steinernen Mine und einer todernsten Stimme, die nichts mehr vom üblichen Gebahren eines Schinders inne hatte. Diese Worte meinte der Artorier so, wie er sie sagte. -
Gehorsam folgte Marcus den Befehlen des Centurios (=)) und drehte sich nach links, stellte sich auf und entspannte sich schließlich. Ein Zeichen dafür, daß wohl wieder eine Lektion anstand. Heute mußte Marcus sich wahrlich viel merken. Gut, daß er ordentlich heute morgen was gegessen hatte. Eine Angewohnheit, die er als äußerst unrömisch empfand. Aber etwas, was sich bei der Ausbildung als notwendig erwiesen hatte. Marcus hatte sowieso das Gefühl, daß er enorm abgenommen hatte, seitdem er hier im Training war. So schrumpften die Folgen der Orgien langsam von seinem Körper.
Die Schildkröte! Marcus nickte aufmerksam. Ja, die hatte er schon einmal im Einsatz gesehen, wenn auch nur von weiter verne und recht kurz. Marcus nickte und folgte gedanklich den Ausführungen seines Vorgesetzten. Doch, Marcus konnte das wirklich nachvollziehen, denn sterben und zwar auch so unnötig, das wollte er wahrlich nicht. Deswegen war Marcus durchaus froh um das Training dieser Formationen, die zwar von außen recht einfach aussahen, aber doch viel der Übung beduften.
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