"Für einen Kaledonier sind diese Frauen sicherlich schön, weil er sie so empfindet. Es kommt doch immer auf den Blickwinkel an, oder etwa nicht? Du wirst andere Frauen schön finden als dein bester Freund, ebenso, wie ich anderen Männern nachblicke als meine Tochter es tut. Wahrscheinlich fände ein Kaledonier die römischen Frauen nicht anziehend," meinte sie schmunzelnd und zuckte mit den Schultern. Mit einem Römer über Schönheit zu diskutieren war ihrer Meinung nach ohnehin fast sinnlos, denn wann sahen sie jemals die wirklichen Gesichter ihrer Frauen unter dicken Schichten Schminke, Farben und Parfums? Fast konnten einem die Römer leidtun, denn anscheinend mochten sie es, auf diese Weise von weiblichen Schönheitsmittelchen getäuscht zu werden. "Welche Art Frauen findest Du denn schön?"
Morgendlicher Lauf
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"Na ja. Vielleicht hast du recht. Obwohl ich mir nur schwer einen Mann vorstellen kann, der an diesen psychologischen Massenvernichtungswaffen Gefallen findet...aber die Kaledonier sind ja etwas härter gesotten.
Du hast eine Tochter? Wirklich? Ist sie auch in der...nun...selben Situation wie du? In der Sklaverei?"
Bei der letzten Frage wurde er etwas rot und lächelte etwas verlegen. "Denkst du, dass wir schon so dicke Freunde sind, dass wir einfach so darüber reden können?" -
Der Gedanke an ihre Tochter liess ihre Züge für einige Momente lang weich werden, ein leichtes Lächeln zeigte sich gar auf den eher herben Zügen der Amazone. "Nun, sie ist noch frei, zumindest ist das das letzte, was ich von ihr vernahm - und sie führt unseren kleinen Stamm nun an meiner Stelle, wie es für sie gefügt war. Wenn die Muttergöttin ihr gnädig ist, wird sie niemals eine Sklavin sein, wie ich es geworden bin. Dafür bete ich jeden Abend."
Die Worte klangen sehnsüchtig, fast ein wenig traurig, aber seine augenscheinliche Verlegenheit riss sie recht bald aus ihren Gedanken. Eretha stutzte für einige Momente und blickte ihn dann reichlich verwirrt an. "Du hast mir doch bereits gesagt, was Du nicht schön findest - Kaledonierinnen - und wieso ist es nun so viel schwerer zu sagen, was Du schön findest? Ich meine, jeder hat doch einen gewissen Geschmack, dafür musst Du Dich doch nicht schämen. Und mit Freundschaft hat Geschmack auch nicht allzu viel zu tun, oder?" Zudem bezweifelte sie recht stark, dass es zwischen einem Römer und einer Sklavin überhaupt etwas wie Freundschaft geben konnte - das brachte der Status der Unfreiheit stets mit sich.
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"Na schön. Ihr Amazonen" - er betonte das Wort etwas komisch, denn 100%ig glaubte er ihr noch immer nicht "scheint da eine andere Einstellung zu haben als wir Römer. Aber gut, meine Traumfrau ist schlank, groß gewachsen, sie hat ihre natürliche Haarfarbe und läuft nicht mit so einer komischen Perücke durch die Weltgeschichte, sie schmiert sich nicht so unsagbar viel Puder aufs Gesicht - ich bekomme davon oft mal einen allergischen Schnupfen - und sie ist gescheit und hat was im Hirn, also, dass man mit ihr etwas Ordentliches und Intelligentes anfangen kann!"
Dann meinte er: "So, jetzt bist du am Zug. Quid pro Quo, wie man sagt. Beschreibe deinen Traummann!", grinste er. Dann fügte er hinzu: "Es hat doch sicher schon einmal einen Mann in deinem Leben gegeben, deine Tochter ist ja nicht vom Himmel gefallen! Und gibt es ihn immer noch?"
Daneben dachte er sich, dass seine Beschreibung vorhin irgendwie auf sein Gegenüber passte... -
Während sie seinen Worten lauschte, entspannte sich ihre Miene mehr und mehr - und schließlich lachte sie laut heraus, musste gar einige Momente lang einfach stehen bleiben und kichern, denn die in ihrem Kopf auftauchenden Bilder verursachten ihr einen nachhaltigen Lachkrampf im Zwerchfell. "Verzeih, ich lache nicht über Dich ... aber stell Dir einmal vor, was passiert, wenn Du wirklich eine wohlgeborene Frau im Arm hältst und wegen ihrem Puder niesen musst. Meinst Du, die Farbe blättert dann in Staubwolken ab und am Ende hast Du eine ganz andere Frau vor Dir als am Anfang? Es wäre sicher ein sehr seltsames Bild ..." Sie schüttelte kichernd den Kopf und blinzelte ihm vergnügt zu. "Die meisten Römerinnen hocken doch ohnehin viel zu sehr im Haus, die meisten sind bleich wie geschältes Ahornholz ...naja, jedem, wie es ihm gefällt, für mich wär' das nichts," meinte sie und zuckte mit den Schultern. "Ohne Sonne kann man doch nicht leben und ohne die Nähe zur Erdmutter genausowenig."
Dass er dann ihren Traummann wissen wollte, ließ sie wieder etwas ruhiger werden. "Ich habe keinen Traummann ... wir Amazonen leben nicht mit Männern, und wenn man sich trifft, dann für das Liebeslager, in der Hoffnung, dass man ein Kind empfängt. Unsere Männer sind die Kentauren, die wie wir wild durch die Steppen ziehen und sich vor allem um ihre Pferde kümmern ... eine Tochter aus solch einer Begegnung bleibt bei uns, ein Sohn wächst bei den Kentauren auf und wird selbst einer, so bleiben beide Stämme stark. Ein Mann muss stark sein, um mir zu gefallen, und kein Idiot ... er sollte etwas stolzes an sich haben ... aber die äussere Erscheinung, nunja. So wichtig finde ich das nicht. Entweder sein Wesen hat etwas einnehmendes, oder eben nicht." Wieder zuckte sie mit den Schultern, ganz, als hätte dieses Thema wirklich nicht viel Wichtigkeit für sie.
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Auch Valens musste grinsen, als er Eretha's Überlegungen hörte. "Ja, in der nacht schrecke ich manchmal auf bei diesem Gedanken! Und jedesmal endet so ein Traum damit, dass eine kaledonierin zum Vorschein kommt!" Nun lachte auch er los.
Dann fasste er sich wieder und sagte: "Was...Kentauren? Meinst du damit nur Steppenreiter oder wirklich diese Sagengestalten, die am Pferd fest gewachsen sind?"Sim-Off: Tschuldigung für meine kurzen Posts - stehe ein bisschen unter Zeitdruck.
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"Ich meine die Steppenreiter," sagte sie schmunzelnd und schüttelte dann den Kopf. "Oder glaubst Du wirklich, dass wir uns mit Sagengestalten paaren? Mit Pferdeleibern und Männerkörpern? Ich weiss ja nicht, ob Du schon einmal einen Blick auf einen Hengst geworfen hast, aber allein ein guter Blick für die Natur sollte Dir schon sagen, dass das unmöglich ist." Sie stemmte eine Hand in die Seite und blickte ihn grinsend an. Auf was für Ideen diese Römer manchmal kamen, es war doch kaum zu glauben. Echte Kentauren!
Sim-Off: wir können auch eine eile Pause machen der Thread läuft ja nicht weg.
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Also so frech war sie dann doch wieder nicht, ihn anzulügen...hätte sie jetzt echte Kentauren gemeint, hätte er sie ausgelacht. Das mit den Amazonen ist ja schon unglaubhaft genug...
"Natürlich glaube ich nicht an Kentauren, aber ich wollte jetzt nur noch wissen, ob es etwas gibt, was deine seltsame Geschichte noch ein bisschen übertrumpfen könne." Kentauren!
Er musste gerade an die alten griechischen Sagentexte denken, die er als Halbstarker immer hatte übersetzen müssen...dort war von Kentauren die Rede gewesen, und als Valens dem griechischen Lehrer gesagt hatte, dass er nicht daran glaubte, hatte ihn der so ausgeschimpft...ein Grieche halt. Da war Metellus, sein Neffe, echt arm gewesen, als er zu denen musste...er schaute kurz unwillkürlich nach rechts, aufs Meer. In die Richtung, wo Griechenland lag. Und er musste schmunzeln. Wie es dem alten Lehrer von damals jetzt wohl geht?
Dann schaute er sie wieder an.
"Sag einmal, erzähle mir ein bisschen mehr über deine Tochter und dem Mann, der sie zeugte. Mich interessieren solche Geschichten, ich habe mich schon immer für die wandernden Völker des Ostens interessiert.", meinte er freundlich. -
"Meine Geschichte ist meine Geschichte," beharrte Eretha und trat etwas beiseite, um sich gemütlich auf die Kante eines aufragenden Klippenteils zu setzen, die Beine etwas ausstreckend, die von der hinauf klatschenden Gischt immer wieder befeuchtet wurden und von abertausend winzigen Wassertröpfchen zu schimmern begonnen hatten. "Du musst sie nicht glauben, wenn Du das nicht willst, genauso wie ich manche römische Geschichten nicht glaube." Sich mit einer Hand abstützend, neigte sie sich etwas vor, um das im Wind peitschende Haar zurückzustreichen.
"Aber wenn Du meine Geschichte seltsam findest, warum fragst Du dann nach dem Vater meiner Tochter und meiner Tochter selbst? Denkst Du, Dir erscheint alles glaubhafter, wenn Du mehr über mich erfährst? Ich denke eher, Du hast Dir Dein Urteil schon gebildet - dass Du mir nicht glaubst - und dass alles, was ich sage, dieses Urteil nicht verändern wird. In sofern ist es doch ganz und gar unnötig, Dir mehr zu erzählen." Sie kickte mit der Sandale ein Steinchen weg und blickte ihn aufmerksam an. "Ausserdem weiss ich über Dich ja auch nichts. Wenn Du etwas über mich wissen willst, wirst Du mir auch dafür etwas über Dich erzählen müssen."
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Valens grinste. Hartnäckig war sie. "Ach, weißt du, ich bin kein so guter Erzähler mit leerem Magen...ich kenne einen stand, der nicht weit von hier entfernt ist, und wo man gut frühstücken kann! Wenn du nichts dagegen hast, würde ich dich gerne einladen!", meinte er. Er hatte ja noch ein paar Sesterzen übrig. Außerdem - heute war ja ein ziemlich windiger Tag, das Meer war aufgepeitscht und sowohl Valens als auch Eretha schon recht nass.
"Du hast vielleicht recht, dass ich dir nicht alles glaube, aber gehen wir doch mal erst frühstücken, wenn du denn genug Zeit hast." -
Dieser Römer war wirklich gut darin, einer klaren Antwort auszuweichen, soviel war sicher - aber was hatte sie auch von einem Römer erwartet? Langsam zog sie beide Brauen auf der Stirn in die Höhe und blickte ihn abschätzend an. Frühstück klang ausgesprochen gut, und wenn er unbedingt bezahlen wollte, dann erwuchs ihr daraus auch kein allzu großer Nachteil - schuldig sein wollte sie keinem Römer etwas, soviel war sicher.
"Ich habe noch Zeit, so früh am Morgen braucht mich meine Herrin nicht," antwortete sie und schob sich von der Klippe, sich nun wieder aufrichtend, ohne wirklich zu registrieren, dass die leichte Tunika durch die Nässe der Gischt fast an ihrem Körper klebte - und nun keinen Zweifel mehr darüber zuließ, dass sie auch unter dem Stoff durchtrainiert war wie ein Krieger. "Aber Du musst vorangehen, ich kenne mich nicht so gut aus."
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"Gut!", rief Valens und sagte: "Folge mir, diese Richtung hier. Es ist nicht weit, höchstens 10 Minuten!" Uns so ging er los. Sein Magen knurrte schon, und er freute sich auf das Frühstück zu Zweit ...
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Sie folgte dem Römer, fast ein wenig kopfschüttelnd über seine plötzliche Eile - man sollte sich eben nie von den Bedürfnissen des eigenen Körpers knechten lassen. Aber so waren sie eben, die Römer, dachte Eretha und schmunzelte, während sie sich der Stadt näherten.
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Eretha hatte sich die Laufstrecke gemerkt, auf der sie am Vortag unterwegs gewesen war, und so schlug sie auch an diesem, deutlich graueren und regnerischer wirkenden Morgen den Weg ein, der sich schon als gute Strecke erwiesen hatte. Es war deutlich kühler an diesem Morgen, aber das störte sie nicht sonderlich, sie war an rauhe Witterung schließlich sehr lange gewöhnt gewesen und hatte viele Jahre im Freien gelebt. Nun den rauhen Seewind spüren zu können, tat gut und befreite ihre Gedanken vom Ballast der letzten Jahre. Endlich konnte sie sich wieder befreit fühlen, vielleicht nicht frei, aber doch befreit von der täglichen Sorge um die unvorhersehbaren Launen ihrer Herren. Rediviva Helena war anders, auch wenn die Amazone sich nicht erklären konnte, wieso sie sich so benahm, als könnte sie in den Sklaven auch den Menschen sehen, das war für Römer selten, sehr selten. Aber auch Matinius Valens hatte sie anständig behandelt - sollte dies endlich ein Zeichen sein, dass nicht alle Römer so waren wie ihre einstigen Herren?
Aber darüber dachte sie nicht allzu viel nach, sie hatte gelernt, im Moment zu leben und sich über die Zukunft nicht den Kopf zu zerbrechen, denn ändern konnte man die Zukunft nicht immer so, wie man sie sich wünschte. Valens' Worte fielen ihr ein, als er danach gefragt hatte, was sie tun würde, wenn sie frei wäre und sie stellte fest, dass sie es noch immer nicht wusste. In die Heimat zurückkehren, nach all dem, was sie gesehen und erlebt hatte? Es gab noch so vieles, das man entdecken konnte und sie spürte eine gewisse Neugierde darauf, wie dieses Hispania wohl allgemein sein mochte, in das es sie nun verschlagen hatte.
So lief sie an den Klippen entlang und ertappte sich ab und an dabei, nach dem Römer Ausschau zu halten, der gesagt hatte, er würde erscheinen. Ob er sein Wort halten würde? -
Heute hatte Valens eigentlich ausgezeichnet geschlafen, doch ein Hahn, der irgendwo in den Nachbarhäusern wohnte, krähte schon so früh, dass es nicht mehr feierlich war, und er war davon aufgewacht. Eigenartig - wäre das nicht passiert, hätte er es versäumt, ein zweites Mal zum Strand zu gehen. So aber tat er das.
Obwohl er dem Hahn vielleicht ein zweites Treffen mit der Steppenfrau zu verdanken hatte, fluchte er in Gedanken auf den ganzen Weg Richtung Meer. Das blöde Mistvieh, lebendig soll man es am Rost grillen! Während er noch in gedanken Mordpläne für das tier ausheckte und sich überlegte, wie man es marinieren müsste, damit es richtig gut schmecken würde, öffnete sich die Gasse, durch die er gegangen war, und erreichte das Meer. Dann blickte er nach links und sah einen Menschen auf ihn zukommen. Er wäre schon fast zu dieser Person gegangen und sie freudig begrüßt, da bemerkte er, dass es gar nicht eretha war, sondern eine alte, nach Eingeweiden stinkende Fischerin, die an ihn vorbeihumpelte. Valens wartete nun, dann sah er wieder nach rechts, wieder nach links, und diesmal sah er wieder in der Ferne einen Punkt, der in seine Richtung gerannt kam. Als er das sah, setzte er sich in Richtung Meer in Bewegung. Das Meer war heute etwas aufgewühlt, es hatte kaum mehr Ähnlichkeit mit dem Meer von gestern, dass...ja, eine Steppe ausgesehen hatte, mit Steppengras statt den kleinen Wellen. Nun schäumte und brodelte und rauschte und zischte das Meer.
Er riss sich vom Anblick des Meeres los und tat es genau so, wie er es gestern getan hatte - er winkte der Person, die er nun schemenhaft als Eretha erkannte, zu. -
Sie sah ihn schon von weitem, denn ihre Augen waren noch immer gut, auch wenn sie langsam fühlte, dass ihr Körper nicht mehr so geschmeidig und locker war wie in ihrer Jugend. Die vergangenen Jahre der Gefangenschaft waren nicht spurlos an ihr vorüber gegangen, und auch wenn man ihr manches nicht ansah, sie fühlte es doch. Ihr Leib war stets ein verlässliches Präzisionsinstrument gewesen, und nun begann es langsam aber sicher zu offenbaren, dass nichts auf ewig perfekt sein konnte.
Doch noch konnte sie recht unbelastet von all diesen Gedanken die Küste entlang laufen. Kurz überlegte sie, einfach weiter zu rennen, ihn zu ignorieren, um zu sehen, ob er ihr folgen würde, aber diese Art Spielchen waren nicht ihre Sache. So steuerte sie ihn mit lockerem Schritt an, ebenso die Hand hebend, um das Winken zu erwiedern, und legte noch etwas an Geschwindigkeit zu, bis sie ihn erreicht hatte.
"Salve, Matinius Valens!" sagte sie, als sie vor ihm stand, der Atem schneller als sonst - man sah ihr an, dass sie schon eine Weile lief, denn Gesicht und Arme glänzten vom Schweiß. "Du bist früh auf." -
"Du auch!", grinste er. "Das wird langsam zur Volkskrankheit. Guten Morgen wünsche ich. Sag mal, hört ihr in der Casa Rediviva auch den Hahn, der mich heute ganz früh am Morgen geweckt hat? Ein schlimmes Vieh, ganz laut und schallend lärmte es durch die Gassen. Na ja, immerhin habe ich dich dadurch nicht verpasst."
Dann schaute er kurz hinauf. "Kein nettes wetter heute, aber eine Abkühlung von dieser ständigen Hitze. Hispania im Sommer...immerhin muss man nicht erfrieren.", meinte er mit einem leichten Lächeln.
Plötzlich fühlte er etwas auf seinem linken Arm. Dann auf seiner stirn, auf seinen Händen, seinem rechten Arm, seinen Füßen...und es war nass. Regen? Das Wetter spielt verrückt. Aus dem Himmel sah man jene dicken Tropfen hinunterfallen, die einen Regenguss ankündigten. Immerhin etwas, die Bauern jammerten schon die längste Zeit über die Hitze.
Er sagte zu eretha: "Es wird gleich einmal zum regnen beginnen. Lass uns wo unterstellen..." Sein Blick wanderte zur Gasse, aus der er gekommen war und die partiell von großen Erkern überdacht war. "Da. Los, komm, sonst schaust du aus, als ob ich dich ins Meer geworfen hätte!", rief er und begann, wieder die Gasse, aus der er gekommen war, anzusteuern. -
Sie lachte leise auf, als er von dem krakeelenden Hahn berichtete, schüttelte aber den Kopf. "Nein, einen Hahn habe ich nicht gehört, aber ich wache um diese Zeit auch immer von selbst auf. Wir haben früher in der Steppe immer die Sonne begrüßt und sind mit dem Einbruch der Nacht schlafen gegangen, wie es der Brauch wollte. Ihr Römer seid hingegen die Beherrscher der Kunst, die Nacht zum Tag zu machen," meinte sie in einem neckenden Ton. "Wenn Du früher schlafen gingest, würde Dir das frühe Aufstehen auch nichts ausmachen." Doch als die ersten kühlen Tropfen auf ihre nackten Arme herab fielen, blickte auch sie nach oben und runzelte die Stirn. Nicht, dass ihr der Regen viel ausgemacht hätte, aber sie wollte nun auch nicht unbedingt in einen absoluten Guss kommen - und so nickte sie zu seinen Worten und setzte sich schon in Bewegung, bevor der Himmel noch auf dumme Gedanken kommen konnte.
"Eher würdest Du im Meer landen," gab sie provokant zurück, während sie in Richtung eines breit in die Gasse ragenden Erkers rannten, und als sie diesen Unterstand erreicht hatten, war Erethas Tunika durch den einsetzenden Regen schon ziemlich gut durchnässt. "Wir waren nicht schnell genug," sagte sie und schüttelte lachend den Kopf, um an dem nassen Stoff zu zupfen, blickte dann schmunzelnd zu ihm. "Aber wenigstens bin ich jetzt nicht alleine nass geworden, dieses frühe Laufen hat eindeutig seine Vorteile." Sie lehnte sich an die Wand der Casa, die ihnen den Regenschutz bot, und verschränkte die Arme grinsend vor der Brust, seine Reaktion abwartend.
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"Du redest von Nacht-zum-Tag-machen? Ich bin doch gestern ganz früh ins Bett gegangen...sicher nicht nach Mitternacht! Oder wenn, dann nur ein bisschen nachher! Absolut zeitig!", behauptete er, während er sich unter dem Erker positionierte. "Im übrigen - gestern Abend habe ich ein hervorragendes Hähnchen gegessen, und ich beabsichtige, das auch heute zu tun!", meinte er mit einem grimmigen, fast schon teuflischen Grinsen. "Ja, und bevor du fragen kannst, das werde ich bis spät in die Nacht tun! Gehst du wirklich schon ins Bett, wenn die Sonne untergeht? Ach, da verschläft man ja sein ganzes Leben!"
Plötzlich hörte er auf, denn der laute Regen, der auf einmal einsetzte, übertönte seine Worte. "Ach, welche Sonne meinst du eigentlich? Die, die man heute nicht sehen konnte?", sagte er.
Dann meinte er: "Hm...im Meer landen, das wäre keine schlechte Idee...wenn es an einem richtig heißen Tag passieren würde, was heute ja nicht so war.", und begann plötzlich zu lachen. "Eigentlich sollte man doch dankbar sein für den Regen! Ohne ihn würden wir verdursten! Also hören wir jetzt auf, hier Trübsal blasend zu stehen!" Er hatte aus Erethas Blick sehen können, dass sie irgendetwas von ihm wollte. "Weißt du was? Was würdest du davon halten, wenn wir heute am Morgen zum Hafen gehen und den Hafenarbeitern zuschauen, wie sie immer pitschnasser werden?" -
"Mitternacht? Kein Wunder, dass Du müde bist," meinte sie kopfschüttelnd und grinste leicht vor sich hin. Diese Römer hatten schon sehr seltsame Angewohnheiten. "Ausserdem wird man fett, wenn man dauernd nach dem Einbruch der Nacht isst, schau Dir nur Deine Landsleute einmal genau an. Die meisten haben mehr auf den Rippen, als ihnen guttut." So schnell ließ sie sich nicht von ihrer Meinung über das frühe Schlafengehen abbringen. "Ja, tue ich. Was soll ich denn auch nachts groß tun? Meine Herrin geht abends nicht aus und ansonsten gibt es für einen Leibwächter nichts im Haus zu erledigen ausser den anderen Mitgliedern der Familie aus dem Weg zu gehen, damit sie nicht glauben, man wäre untätig." Kurz schweiften ihre Gedanken zu Redivivus Callidus, der Kerl hatte eindeutig Streit gesucht, soviel war sicher. Irgendwann würde das sicher noch einen Zusammenstoß geben, und sie würde höchstwahrscheinlich den Kürzeren ziehen, welche Chance hatte ein Sklave schon gegen einen Römer?
"Ich kann mir das gar nicht vorstellen, bis tief in die Nacht Hühnchen zu essen und ... was auch immer zu machen ..." Sie zuckte leicht mit den Schultern und blickte unter dem Erker hervor zum grauen Himmel. Es sah wirklich nicht danach aus, als würde es so schnell aufhören zu regnen. "Ich habe auch nichts gegen den Regen, weisst Du? Aber wenn Du jetzt zum Hafen willst, werden wir wohl schwimmen müssen, und ehrlich gesagt finde ich es nicht so spannend, anderen beim arbeiten zuzusehen. Musst Du heute keine Akten stemmen oder mit Stempeln werfen?" Der Tofnall war wieder neckend geworden, und die Vorstellung, ihn beim Akten stemmen zu sehen, hatte durchaus etwas sehr amüsantes an sich. Oder was auch immer ein Schreiber so täglich trieb. "Du kannst mir doch zeigen, wie Du arbeitest."
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