[Ante Castellum] Mit Pfeil und Bogen...

  • Viele Pfeile gab es für Avitus nicht herauszulösen, da die meisten eh irgendwo im Feld steckten, das sich hinter der Baumgruppe ausbreitete. Er sammelte sie schnell auf und kehrte zurück, die Spitzen vom Dreck befreiend.


    Hinter jedem Gesicht steckte eine eigene Geschichte. Schießen selbst vom gallopierenden Pferd aus... er grübelte. Verwendeten nicht die Parther berittene Bogenschützen, mit deren Hilfe sie Crassus und seine Legionen in eine Falle lockten und sie dann vernichteten. Auch die Skythen, die in den unendlichen, unwirklichen Weiten hinter Dacia lebten waren berühmt für ihre beritteten Schützen. Konnte so jemand tatsächlich der Adoptivbruder eines römischen Ritters und Befehlshabers der Rheinflotte sein... Avitus schwieg sich dazu aus, denn er fand nicht wirklich etwas Passendes, dass sich sagen ließ.


    Seine Augenbrauen wanderten etwas nach oben, als er hörte, dass der Praefectus bei der Ala gedient hatte, denn der Optio fand es etwas ungewöhnlich, dass ein Mann der Reiterei plötzlich bei der Classis diente... eine völlig andere Art von Kriegsführung. Oder doch nicht. Seine Neugier war geweckt und so wandte sich Avitus mit einer weiteren Frage an den Praefectus.
    "Ich muss sagen, dass ich das etwas ungewöhnlich finde, wenn ein Soldat, der zu denjenigen gehört, die quasi auf ihren Pferden leben, in den Reihen der Classis dient. Das muss eine große Umstellung bedeutet haben"

  • Ja, das war es wirklich. Nur blieb mir damals keine andere Wahl. Meine Gens galt als ausgestorben, da ich zu lange auf Reisen gewesen war und die Ala war der einzige Weg, das Bürgerrecht zurückzuerlangen. Doch das wäre eine viel zu lange Geschichte, um sie noch heute abschliessen zu können.


    Auf jeden Fall kam ich nach der Ala zur Legio IX und von da bot sich mir eine weitere Möglichkeit aufzusteigen mit dem Umstieg zur Classis. Da sich die Flotte in 2 Teile gliedert, einen militärischen und einen nautischen, bin ich da nicht ganz so fehl am Platz und wie du siehst bin ich noch oft zu Pferd unterwegs.


    Wir hatten nun alle Pfeile gefunden und stellten uns wieder auf.


    Die Umstellung war schon gross, ja, und ich vermisse die Übungen zu Pferd oder im Feld, doch das lässt sich nicht ändern.

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  • Na immerhin konnte der Praefectus hin und wieder ausreiten, obwohl man sich leicht vorstellen konnte, dass die Pflichten des Befehlshabers einen voll in Anspruch nahmen. Aber dass der Mann auch bei der Legio IX war, wunderte den Optio nun nicht mehr. Viele Soldaten schienen in mehreren Einheiten zu dienen bzw. gedient zu haben, er selbst war da keine Ausnahme.
    "Ich selbst bin ja auch nicht von Anfang an bei der Legio gewesen, Praefecte"
    sagte er.
    "Ich war zunächst in Rom, bei den Stadtkohorten. Dort auch unter dem Befehl meines jetzigen Legatus, Senator Livianus"
    mit einer kopfbewegung deutete er in Richtung, in der das Castellum der Legio lag.


    Avitus legte einen der Pfeile rein und spannte den Bogen. Er versuchte locker zu bleiben und sich nicht durch das Bestreben das Ziel zu treffen, das sich heimlich einschleichen wollte, überrumpeln zu lassen. Dann ließ er los und hörte die Sehne und den davonfliegenden Pfeil die Luft schneiden, der sich im nächsten Augenblick mit einem Geräusch des Aufschlags in den Baum bohrte.


    "Ich weiß, Praefecte, ich stelle wahrscheinlich ungewöhnlich viele Fragen, aber noch sind sie mir nicht ausgegangen"
    sagte er nach dem Schuss.
    "Auf welche Entfernung kann der Bogen eingesetzt werden? Und kann man damit gegen, hm, sagen mir mit einem Kettenhemd gepanzerte Körper etwas ausrichten?"

  • Es tat gut, sich einmal auch wieder einigermassen frei mit einem anderen Mann unterhalten zu können. Viel zu wenig hatte ich das scheinbar in den letzten Monaten getan.


    Ein guter Schuss! Kommentierte ich den ersten Treffer.


    Fragen sind nicht verboten, nur muss man akzeptieren, wenn man keine Antwort erhält. Doch soweit sind wir hier noch nicht. Ich antworte dir gerne.


    Ich selbst habe bisher meinen Bogen fast nur auf 100 Schritt benutzt im Enrstfall. Doch weiss ich von meinem Lehrer, dass man je nach Bauart und Härte des Bogens bis zu 300 Schritt weit schiessen kann. Je nach Menge der Schützen muss man da nicht einmal mehr sehr genau sein, der Pfeilhagel alleine erledigt schon seinen Sinn.


    Die Sache mit den Spitzen ist aber nicht ganz so einfach. Es gibt nämlich ganz verschiedene Pfeilspitzen. Diejenigen welche du hier schiesst, mit den Wiederhacken, das sind eigentlich Jagdpfeile, hergestellt um sich im Fleisch eines Tieres festzusetzen.


    Dann gibt es aber auch Brandpfeile und auch Spitzen, welche 4 flache Seiten haben, welche spitz zulaufen, wie die Spitze eines Pilums oder eine Pyramide. Diese Pfeile können ohne Problem ein Kettenhemd oder einen Schild durchschlagen. Bei einem Treffer auf dem Kettenhemd kann die Verletzung dann schon noch tödlich sein. Bei Treffern auf dem Schild geht der Pfeil durch den Schild und bleibt etwas Mitte des Schaftes, vor den Federn hängen. Ziemlich unangenehm, so dann noch zu kämpfen. :D

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  • "Danke, Praefecte"
    sagte Avitus auf das Lob des Offiziers.


    Er blieb kurz stehen und fuhr sich mit der Hand über das Kinn, die Bartstoppeln an den Fingerspitzen spürend.
    "Vielleicht hatte der Miles bei der Ausgabe des Bogens an mich ja gedacht, dass ich jagen gehen wollte"
    sagte er lachend, als er hörte, dass seine Pfeile eigentlich für die Jagd bestimmt waren. Es war nicht ungewöhnlich, dass sich Milites hin und wieder Feisch gönnten, das sie selbst erlegt hatten. So blieben sie in Übung und bekamen ein kleines Erfolgserlebnis, was ihre Moral im sonst routinierten Lagerleben aufrechthielt.


    Die Aussicht, mal in einen Dauerbeschuss zu geraten, bei dem die Pfeile selbst die Schilde durchlagen können, erschien ihm wenig verlockend. Er legte an und schoss erneut, diesmal ohne viel Zeit mit der Ausrichtung des Pfeils zu verschwenden und stattdessen lieber langsam das Gefühl für den Bogen entwickelnd. Der Pfeil ging zwar daneben... doch Avitus nahm den nächsten. Irgendwie hatte er das gute Gefühl, dass er diesmal wenn schon nicht gar keinen, so wenigstens nur einen kleinen Teil der Pfeile würd wieder aufsammeln können. Der dritte Schuss klappte wunderbar, gehörte gar zu den besten an diesem Tag. Er feuerte schnell, ohne lange nachzudenken, ohne zu verkrampfen. Ganz frei, aus dem gefühl heraus. Auch wenn er nicht so präzise war, wie der erste Schuss von vorhin, so fand auch er sein Ziel.

  • Du machst das gut, Optio! Jetzt versuche einfach nur ein ganz kleines bischen zu zielen. Nicht mit dem Kopf, nicht daran denken, sondern einfach mit den Augen machen!

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  • "Sehr wohl, Praefecte"
    sagte Avitus und legte den nächsten Pfeil rein. Er spannte die Sehne und nahm den mittlerein Baum ins Visier. Es erwies sich als etwas schwierig, die Ballance zwischen der reinen Konzentration auf das Ziel und dem vollkommenen Vertrauen auf sein Gefühl zu wahren. So ging auch dieser Schuss knapp daneben, wieder einmal leicht nach oben rechts verzogen, doch Avitus merkte diesmal wenigstens, dass - und vor allem was - er falsch gemacht hatte.


    Er legte einen Pfeil Rein, und zielte, während er versuchte ruhig zu atmen und sich nicht zu verkrampfen. Diesmal gelang es schon besser und obgleich er nicht traf, gab er einen sicheren Schuss ab, bei dem er nicht verzoge hatte. Dass er diesmal nicht traf, war eben einfach nur kleines bißchen Pech.


    Ein neuer Pfeil, ein weiterer Schuss. Avitus versuchte, eins mit dem Bogen zu werden, seine kleinsten Bewegungen instinktiv zu spüren und dabei locker und geschmeidig zu reagieren, statt gehetzt und überzogen zu reagieren. Die Sehne nahm den Pfeil beim Entspannen mit, gab ihre Kraft an ihn weiter und schickte ihn auf die kurze Reise, die im Baumstamm ein abrupptes Ende fand.


    Avitus verschoss auch die nächsten Pfeile, immer mehr das gute Gefühl für die Handhabung mit dem Bogen entwickelnd und immer besser die Ballance wahrend...

  • Bravo Optio! Du lernst sehr schnell! Ich hoffe bloss, du wirst auch weiterhin üben, denn nur zu schnell verlernt man wieder, auf sein Gefühl zu hören.


    sprach ich als die letzten Pfeile meist im Baumstamm steckten. Mittlerweile war es zu dunkel geworden um noch weiter zu schiessen und so machten wir uns auf, die Pfeile zu sammeln.


    Denke einfach immer wieder daran, dass die Probati es nicht so einfach haben wie du. Viele von ihnen werden den Bogen hassen, ihn als unrömische Waffe verabscheuen. Versuche ihnen beizubringen, dass sie auch mit dieser Waffe töten können und dies sogar noch bevor sie sich selbst in Gefahr bringen müssen.


    Und wenn du weitere Stunden benötigst, dann suche mich entweder in der Classis Germanica, oder meiner Casa auf.

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  • "Das werde ich, Praefecte. Ich muss noch viel üben, denn... gut ist nur der, der trainiert, wie man so schön sagt"
    sagte Avitus. Mittlerweile verschwand die glühende Scheibe hinter dem Horizont und die Dunkelheit würde alsbald über die Landschaft hereinbrechen. Sie sammelten die Pfeile auf und Avitus merkte sich die Tipps, die ihm der Praefectus zum Schluss gab.


    "Praefectus, ich muss mich bei dir bedanken. Dafür, dass du dir Zeit genommen hats, mit mir zu üben und für das Angebot, mich an dich zu wenden, falls ich noch... hm, 'Nachhilfe' beim Bogenschießen brauchen sollte"
    Avitus wusste nicht recht, ob er salutieren sollte oder dem Offizier einfach die Hand zum Abschied drücken sollte. Hin und her gerissen zwischen den verdammten Formalia entschied er sich für beides, salutierte erst und streckte dann die Hand zum Abschied aus
    "Vale bene, Praefecte..."

  • Keine Ursache, ich habe es genossen, wieder einmal etwas für meine Lieblingswaffe tun zu können.


    Ich hoffe bloss, es hat genützt.


    Ich erwiderte den Gruss und drückte die mir angebotene Hand während die Sonne ihre allerletzten Strahlen auf die Baumwipfel warf.


    Nun sollten wir aber eiligst los, damit wir unseren Weg noch finden, zurück zu den Castella. Vale in pace deorum, Optio.


    Dann zog ich die Pfeile vor mir aus dem Boden, steckte sie zurück in den Köcher, schwang mich auf das Pferd, versorgte den Bogen und ritt von dannen.

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