Manche Tage waren ausgesprochen harmlos, fast langweilig, manche angefüllt mit hektischer Hast und Betriebsamkeit, die kaum Raum für freie Gedanken ließ. Die letzten Tage, ja nun Wochen hatten für eine bestimmte Römerin genug Aufregungen bereit gehalten, sodass sie nun, an ihrem ersten wirklich freien Tag ohne irgendeine Pflicht die Gelegenheit nutzte, um ihre Gedanken zu sammeln und einige Dinge, die sich in den vergangenen Tagen ereignet hatten, zumindest im Kopf ein wenig zu sortieren. So viele Menschen, so viele Ereignisse ... in der Casa Iulia war ihr die Luft zu eng geworden, sodass sie kurzerhand mit einer Dienerin als Begleitung in die Stadt gegangen war, um dort einen der kleinen Gärten in der Nähe des Forums aufzusuchen. Hier wetteiferten alte Bäume und noch ältere, im griechischen Stil geformte Statuen darum, sich den meist eher müßig dahin wandelnden Besuchern darzubieten, die in den seltensten Fällen überhaupt wegen des Kunstgenusses gekommen waren. Auch Iulia Helena bildete dabei keine wirkliche Ausnahme - sie mochte zwar die griechische Kunst, aber das tobende Gedankenwirrwar in ihrem Kopf lenkte sie davon ziemlich gut ab.
Es gab so viel zu tun und sie wünschte, sie hätte jetzt die Möglichkeit, mit ihrem verstorbenen Gemahl zu sprechen. Dabei hatten sich die Knoten der Gedanken immer irgendwie aufgelöst, immer zumindest die nächsten Schritte deutlicher und klarer vor ihre Augen gelegt, aber es war nicht mehr möglich. "Titus, Du fehlst mir," flüsterte sie leise vor sich hin und blickte seufzend in den Himmel. Es war ein schöner, warmer und vor allem sonniger Tag, im Grunde ideale Bedingungen, um sich zu vergnügen und zufrieden zu sein, aber sie fühlte, dass ihr etwas fehlte. Seit der Fahrt auf dem Streitwagen hatte sich so vieles verändert. Nur zwei Berührungen, und doch tauchten sie alles in ein gänzlich anderes Licht, das sie mehr verwirrte als ihr helfen konnte, einen Weg für sich zu finden. Und dieser seltsame Traum ... sie blinzelte etwas und schritt langsam auf dem gepflasterten Weg zwischen den kleinen Rasenflächeln aus, die Dienerin im respektvollen Abstand, wie es sich gehörte, während ihre Herrin fast taub und blind für die Umgebung blieb ...