Tiberius Matinius Iovianus

Helios stellte sich neben einem Korb mit Riemen, voller Steine. Sogleich war ein Grinsen auf seinem Gesicht zu sehen.

"Wie du sicherlich weißt hat ein römischer Legionär mehr als zwei Talentum ( ~ 53 kg) an Gewicht mit sich zu tragen. Daraus folgt eine physische Verfassung, die ihresgleichen sucht. Dies wird von dir verlangt, ist vonnöten."

Nun zeigte er mit seiner Handfläche auf den Korb voller Steine.

"Dies packst du dir nun auf den Rücken, die Riemen legst du dir um die Schultern, damit das Gewicht am Rücken hängt. Dies simuliert das Gewicht, welches ein Legionär trägt. Damit wirst du laufen. Eine Runde."

Sogleich fuhr er sich durch die Haare.

"Cursim!"(Im Laufschritt!)

Helios stand verblüfft da und starrte ihn an.

"Hab ich es dir erlaubt, den Befehl gegeben, diesen Korb wieder abzusetzen?! Die Übung ist nicht vorbei."

Sagte er doch für seine Verhältnisse ruhig.

Ein wenig Theorie war wohl nötig und Helios entschloss sich weiterhin die ruhige Stimmlage zu nutzen.

"Probat. Die Römer sind schon seit Menschengedenken an immer für ihre Disziplin bekannt. Diese Disziplin eroberte fast die ganze Welt. Daran solltest du dich halten, denn dies hat sich bewährt, was du sicherlich selbst weißt. Ein Soldat fragt nicht nach, wenn er noch keine Befehle hat - er wartet. Er wartet geduldig auf weiter Anweisungen und bewegt sich nicht von der Stelle. Dies sind die Grundlagen der militärischen Disziplin. Ich befehle, du führtst aus. Auch gibt es keine Fragen, nur wenn du aufgefordert wirst. Dies musst du einhalten und wir werden miteinander auskommen."

Ein Lächeln zeichnete sich ab.

"Dies war nun die erste Runde, du läufst nun eine zweite. Diese etwas langsammer. Und sogleich eine Dritte, aber wieder schneller."

Dies war wohl genug der Leibesübungen - für den Anfang.
Helios kam nun näher.

"Sarcinas deponite!"(Gepäck ablegen)

Und nachdem dies gemacht worden war...

"State!"(Stillgestanden)

Während der Mann lief wurden verschiedene Gerätschaften herbeigetragen, neben denen nun Helios stand.

"Du siehst hier nun hemae (Eimer), dolabrae (Äxte), scalae (Leitern, meist alaungetränkt), centones (Decken, in der Regel wasser- oder essiggetränkte Filzdecken) und perticae (Hakenstangen). Dies sind die Grundgeräte, wenn man es so nennen will. Wähle dir nun drei davon aus und erzähle mir was man mit ihne so alles machen kann. Ich will mehr als drei Sätze hören. Fang an."

Geduldig schaute er ihm in die Augen und verschränkte indes seine Hände hinter dem Rücken.

Helios nickte.

"Unter Anderem."

Sagte er kurz und ging einige Schritte umher.

"Mit den hamae kann man auch eine Kette bilden, um die siphones mit Wasser zu versorgen. Das ist wohl eine der grundlegenden Aufgaben, denn meist ist das Feuer zu groß, um es mit ein paar hamae löschen zu können. Die scalae benutzt man nicht nur, um in höhere Etagen zu gelangen, man gelangt durch sie auch auf die Dächer Roms, oder in die Kanalisation, sollte dort ein Feuer ausbrechen. Die centones werden auc häufig dazu benutzt, um die Dächer abzudecken. Der Funkenflug müsste dir bekannt sein und darum bedeckt man die Nachbarhäuser, jedenfalls die Dächer, mit den Decken, damit dort nicht noch Flammen entstehen. Und da du ja alleine die Grundausbildung absolvierst nimmst du auch die anderen beiden Geräte, beschreibst diese."

Helios ging unruhig auf und ab, denn der Probat machte sich nicht so gut, wie erhofft.

"Unsere Aufgabe ist es nicht nur Feuer zu löschen, nein, wir retten auch Menschen.
So, und nun stelle dir vor, dass zwischen dir und einer eingeschlossenen Person eine Wand oder Tür steht. Was machst du? Stehst du da und schaust zu wie die Person qualvoll zugrunde geht? Nein, du nimmst deine Axt und haust die Tür oder Wand kurz und klein. Du musst wissen, dass manche Wände nicht so stabil sind wie sie aussehen und es ein leichtes Unterfangen ist diese kaputt zu machen.
Die Hakenstangen, das solltest du wissen, dienen für beide Aufgaben. Mit ihnen kannst du Fenster einschlagen, wobei es in Rom nicht allzu viele Menschen gibt, die sich welche leisten können. Naja, dadurch bietest du den Menschen eine Fluchtmöglichkeit. Stell dir weiter vor, dass zwischen zwei Häusern Wäsche aufgehangen ist. Was passiert im Brandfall? Das Feuer springt von der Wäsche zum an deren Haus. Darum haben wir die Hakenstangen, mit denen wir alles erdenklich brennbare entfernen, um die Ausbreitung auf Nebengebäude zu verhindern. Verstanden?!"

Helios befand nun, bevor er zu den schweren Gerätschaften kam, dass es an der Zeit war das logische Denken und Wissen des Probaten zu testen.

"Probat, stelle dir vor, dass du zwei brennende Häuser löschen musst. Wie gehst du vor? Verwende nur die bisher genannten Gerätschaften."

"Richtig, alleine wirst du dies nicht schaffen."

Sein Gesichtsausdruck verzog sich zu einem Lächeln, da der Mann seine Worte zu genau nahm.

"Und nun stell dir die gleiche Situation vor, nur mit einer Centuria unter dir."

Helios schmunzelte und musste sich zusammenreissen nun nicht lautstark zu lachen oder doch den Probaten anzubrüllen.
Er entschied sich für keinen der Wege, sprach es lieber ruhig aus.

"Du teilst deine Centuria in zwei Teile, wenn ich das richtig verstanden habe, danach schickst du sie in die brennenden Häuser?! Willst du etwa alle töten!? Und ich frage mich auch woher du am Ende noch eine zweite Centurie herbekommst, denn du hast nur eine."

Kopfschüttelnd sah er den Mann an.

"Einen weiteren Versuch gebe ich dir, unter gleichen Bedingungen, sprich zwei brennende Häuser und eine Centurie Vigiles. Schließlich sollst du auch selbst denken können und die Abläufe einer Löschung erkennen. Fang an, nur dieses Mal ausführlicher, denn du gibst deinen Männern für jede Handlung genaue Befehle, vergiss das nicht!"