Audienz für den Quaestor Principis Marcus Aurelius Antoninus

  • Antoninus betrat zum zweiten Mal in seiner Quaestur die Aula Regia. Das entscheidende Gespräch stand bevor. Anfangen wollte er aber mit den Vorschlägen für Ernennungen. Das gehörte zu seinen Aufgaben und die hatten Vorrang vor jedem privatem Anliegen. Antoninus trat weiter in die Aula ein und verhielt wenig später den Schritt. Er sammelte seine Gedanken.

  • Mit schnellen Schritten betrat der Kaiser die Aula Regia. Die Strapazen der Reise hatte er überwunden, das Tagesgeschehen nahm ihn wieder zur Gänze ein.


    "Quaestor Principis, ich grüße dich."

  • Sim-Off:

    Wenn ich könnte, würde ich mir in den Hintern beißen, denn ich habe die Antwort übersehen.:D


    "Mein Kaiser…"


    Antoninus machte bei Betreten des Kaisers eine deutliche Geste der Ehrerbietung. Bevor er mit seinen Anliegen begann, stellte sich ihm zunächst eine Frage.


    "Ich sehe es als meine Pflicht, als erstes nachzufragen, ob ich in meinem Amt umgehend einem weitergehenden Auftrag nachkommen soll, als es die Aufgaben per Gesetz beschreiben. Es gab bisher kaum Möglichkeiten der Nachfrage."

  • "Ja, es ist wahr, es gab keine Möglichkeit der Nachfrage. Aus denselbem Grund gab es für mich auch noch keine Möglichkeit mich über mögliche Aufgaben zu informieren."


    Der Kaiser lächelte verhalten um zu unterstreichen, daß seine Wort nicht allzu ernst gemeint waren.


    "Tatsächlich habe ich derzeit keine konkreten Aufgaben für dich. Ich würde es aber gut heißen, wenn du die diesjährigen Kandidaturen aufmerksam verfolgst und dich nach der Stimmung des Volkes erkundigst. Mir wurde zugetragen, daß das Interesse an der Ämterlaufbahn stark zurückgegangen wäre, ich frage mich nun, warum dies so ist."

  • Antoninus nickte bedächtig.


    "Schon aus privatem Interesse heraus verfolge ich seit Monaten die Stimmung des Volkes. Eines meiner Grundanliegen, mein Wahlversprechen, hängt eng mit der Ämterlaufbahn zusammen. Ich verfolge gern in deinem Auftrag die weitere Entwicklung. Die erfüllendste Tätigkeit ist doch immer noch die, wo sich Pflichten und eigenes Interesse vereinen."


    Zur Bekräftigung nickte Antoninus.


    "Auf das dir Zugetragene habe ich eine andere Sicht. Ein starker Rückgang des Interesses an der Ämterlaufbahn entspricht derzeit nicht den Tatsachen, weil dieses Auftreten nur bei den letzten Wahlen zu verzeichnen war. Daraus lässt sich gegenwärtig keine Tendenz ableiten, denn jegliches Gefüge unterliegt zwangsläufig periodischen Schwankungen."


    Antoninus erlaubte sich diese Schlussfolgerung, denn Lebenserfahrung und Beobachtergabe befähigten ihn dazu.


    "Mein Kaiser, ich habe eben meinen Wahlauftrag erwähnt und ich habe zu Beginn meiner Amtszeit um eine private Audienz gebeten. Beides hatte den einen Grund, ein Anliegen von großer Wichtigkeit an dich heranzutragen. Gewähre mir die Möglichkeit, als Gesandter einer Schicht ehrenwerter Bürger des Staates, mein Gesuch jetzt äußern zu dürfen."

  • Nun würde also das alles entscheidende Gespräch beginnen und Antoninus konnte eine gewisse Anspannung nicht verheimlichen. Zu vieles hing von seinem Ausgang ab. Er atmete tief ein und wieder aus, dann begann er.


    "Mein Kaiser, ich habe die aktuelle Stellung der Frau im Reich zu meinem Wahlkampfthema gemacht. Ich habe von vielen Römern eine unerwartete Unterstützung erfahren, bin von vielen anderen scharf kritisiert worden und dennoch bei der Wahl der Quaestoren als eindeutiger Wahlsieger hervorgegangen. So kontrovers das Thema während, vor und nach der Wahl diskutiert wurde, eines zeichnet sich ab…es werden immer mehr Stimmen laut, die eine Einschränkung der Frauenrechte befürworten. Das ist der augenblickliche Stand.


    Hättest du mir diese Audienz unmittelbar nach meinem Amtsantritt gewährt, hätte ich dir einen anderen Stand berichtet. Er hätte die Abwanderung konservativer Römer aus der ewigen Stadt beinhaltet und ein Bild des Verhaltens kurz vor der Resignation aufgezeigt. Mein Anliegen ist es, dir die Bitte nach einem Kompromiss zu überbringen, den du in deiner Güte dem konservativ eingestelltem Bürger und in deiner Weisheit unserem geliebten Reich gewähren könntest.


    Um die Problematik aufzuzeigen… Der Stand der Dinge ist, dass jede Frau jedes Amt einnehmen kann und der eine Teil der Bürger begrüßt diese Möglichkeit. Ein anderer, kleinerer Teil der Bürger lehnt jedwede Betätigung von Frauen angefangen vom Scriba ab. Wieder andere und davon werden es immer mehr, sprechen sich gegen eine Betätigung von Frauen im Cursus Honorum aus. Diese Ansichten klaffen derart auseinander, dass man meinen könnte, es gäbe keinen Kompromiss. Doch ich wäre nicht hier, wenn ich nicht mit meiner Bitte nach einem Kompromiss auch einen Lösungsvorschlag hätte.


    Mein Kaiser, ich ersuche dich im Namen der konservativen Römer um einen Aufnahmestopp für Frauen in den Senat.


    Während deines Aufenthalts in Germania habe ich einflussreiche Senatoren aufgesucht und dieses Thema angesprochen. Ich habe um Unterstützung geworben und um Einsicht gebeten und ich bin auch in dieser gehobenen Schicht auf mehr offene Ohren gestoßen als ich je annehmen konnte. Nicht alle waren meinem Anliegen geneigt, aber mehr als die Hälfte. Während Senator Aelius Quarto und seine Gattin mein Anliegen nicht unterstützen, haben sich die Senatoren Vinicius Hungaricus, Purgitius Macer und Helvetius Geminus als Befürworter erwiesen. Senator Helvetius Geminus war besonders deutlich in seinen Äußerungen. Er sagte, dass er es für Roma absolut notwendig halte, diesen Schritt in absehbarer Zeit zu gehen.
    Tiberia Livia hat sich während des Gesprächs weder positiv noch negativ geäußert, sondern in angenehm weiblicher Manier zurückgehalten. Mein Vorstoß soll auch keineswegs die bereits erworbenen Rechte der im Senat sitzenden Frauen beeinträchtigen, sondern betrifft ausschließlich zukünftige Anwärterinnen.


    Mein Kaiser, ich habe mich nicht nur für den direkten Gang zu dir entschieden, weil du die Entscheidung über mein Anliegen triffst und nicht der Senat, sondern weil die breite Masse der Römern deiner Weisheit vertraut."


    Antoninus hatte sich noch längst nicht alles von der Seele geredet, aber er wollte dem Kaiser auch nicht mit Worten erschlagen. Über alle Maßen gespannt sah er dessen Antwort entgegen.

  • "Zum augenblicklichen Zeitpunkt nicht, mein Kaiser. Mir und anderen Bürgern des Reiches geht es nicht um die Abweisung einer aktuellen Kandidatin, sondern um eine Grundsatzentscheidung, eine Zeichen von oberster Stelle, das die konservativ eingestellten Römer aufatmen und auf eine bessere Zukunft hoffen lässt."


    Antoninus war hin und hergerissen zwischen dem eigenen Wunsch, den gesamten politischen und zivilen Sektor frauenfrei zu sehen und dem diplomatischen Kompromissvorschlag, der Rücksicht auf die liberal eingestellten Bürger nahm.


    "Du fragst zur Bestätigung nach, ob ich keine weiteren Frauen mehr zu Senatorinnen ernannt sehen möchte? Ja, um diese Zusage habe ich dich gebeten. Zwar habe ich selbst weiter reichende Wünsche, aber ich weiß um das Erfordernis, gute Politik braucht kleine Schritte. Mein Vorschlag wäre von geringer Güte, würde ich das nicht beachten."

  • "Du wirst mich sicher verstehen, wenn ich dir nun sage, daß es keine derartige Ankündigung geben wird. Schließlich würde ich so dem Volke unweigerlich vermitteln, daß ich es war, der die Frauen in den Senat ließ.


    Das ist aber nicht wahr.


    In jenem Jahr, als Livia Drusilla vom Volke zum Praetor gewählt wurde, wurde ich zum Tribun der I ernannt. Du siehst, ich kann nicht der Urheber für die jetzige Situation sein.


    Nun, wenn ich mich entscheide, das Erbe meines Onkels abzuändern, werde ich dies nicht öffentlich tun. Ob ich weiterhin Frauen in den Senat einlasse, kann ich dir jetzt noch nicht sagen. Da es derzeit keine Kandidatinnen gibt, und mir auch keine Frau im Cursus Honorum bekannt ist, die ich aufgrund ihrer Leistungen zwingend in den Senat berufen müsste... habe ich offensichtlich noch sehr viel Zeit um über mein weiteres Handeln nachzudenken."

  • Antoninus hatte befürchtet, dass er aus diesem Gespräch mit keiner klaren Antwort herausgehen würde, aber das machte es nicht leichter.


    "Nein, ich kann dich in dieser Sache nicht verstehen."


    Er schüttelte den Kopf und die Enttäuschung war seiner Stimme anzuhören. Ein Geraderücken der Situation war aus Antoninus Sicht längst überfällig.


    "Ich sehe derzeit Null Prozent Entgegenkommen an die Konservativen und demgegenüber 100 Prozent Freiheiten für die Frauen. Vor allem verstehe ich nicht, dass du eine Frau aufgrund ihrer Leistungen >zwingend< in den Senat berufen >musst<."


    Der Glaube an die Macht des Kaisers war in Antoninus erschüttert.

  • "Mach dir nichts vor, nach dem Bürgerkrieg und der Separation Hispanias befand sich der Senat in einem desolaten Zustand. Ehrenwerte Senatoren probten den Aufstand gegen Traianus. Das Vertrauen in sie und ihre Familien war nach ihrer Niederlage natürlich zerstört.
    Nur jene Familien, die der Kaiserfamilie in jener Zeit treu zur Seite standen, stellten Senatoren. Und das waren wahrlich nicht viele. Ich sah damals keinen Grund, von der eingeschlagenen Linie meines Onkels abzuweichen. Schließlich liegt es doch im Interesse Roms, einen funktionierenden Senat aufzuweisen, oder?


    Nun, du bist nicht hier um von mir Unterricht in Geschichte zu erhalten. Ein Aurelier sollte Bescheid wissen. Die Aurelia wurde schließlich aufgrund der damaligen Geschehnisse geadelt. Du weißt doch, weshalb du dich Patrizier nennen darfst?


    Wie dem auch sei, der Senat hat mittlerweile eine einigermassen gesunde Größe erreicht. Es besteht keine zwingende Notwendigkeit mehr, jeden verdienten Magistrate zum Senator zu ernennen. Das betrifft natürlich auch Frauen."

  • "Die Gens Aurelia ist stolz, einen Senator Crassus in ihren Reihen gehabt zu haben. Die gesamte Geschichte ist mir wahrlich bekannt und gerade darum vertrete ich ja, weil der Senat inzwischen gesundet ist, die Meinung, dass Rom über ausreichend fähige und verlässliche Männer verfügt, um nicht auf Frauen zurückgreifen zu müssen. Du hast damals dem Wort und dem Handeln eines Aureliers vertraut und so hoffe ich doch, dass du meinem Wort ebenso Vertrauen schenkst wie dem meines Bruders."


    Fast war aus dem Gespräch zwischen Kaiser und Sekretär ein Gespräch von Patrizier zu Patrizier geworden. Es war alles gesagt und nun konzentrierte sich Antoninus wieder auf sein aktuelles Amt.


    "Zwei Magistrate haben in Kürze die formellen Voraussetzungen für die Ernennung zu Senatoren erreicht. Das wäre einmal der Aedilis Curulis Lucius Flavius Furianus und der Tribunus Plebis Marcus Vinicius Lucianus. Meines Wissens stammen beide aus verlässlichen Häusern. Den Aedilis Curulis habe ich oft tätig gesehen und den Tribunus Plebis kann ich keinerlei Angaben machen. Der amtierende Aedilis Plebis Spurius Purgitius Macer gehört bereits dem Senat an."


    Antoninus wollte dem Kaiser Gelegenheit geben, etwas zu erwidern, bevor er weitere Vorschläge machte.

  • Antoninus nickte mit dem Kopf.


    "Einen Peregrinus habe ich für die Erteilung des Bürgerrechts nicht vorzuschlagen, denn mögliche Anwärter haben sich als noch nicht reif oder trotz untypischem Namen als bereits eingebürgert erwiesen. Ich habe allerdings noch einige Bürger, die ich für eine Erhebung in den Status eines Ritters vorschlagen möchte."


    Antoninus hielt wieder inne, um eine Reaktion des Kaisers zu ermöglichen.


    Sim-Off:

    Zählt die SR-Änderung zur Erhebung in den Ritterstand bereits für mich? Falls ja, muss ich meine Antwort entsprechend formulieren.

  • Weil der Kaiser keine Anstalten machte, etwas zu erwidern, fuhr Antoninus fort.


    "Ich habe vier Kandidaten, für die ich mich einsetzen möchte, dass sie in den Ordo Equester erhoben werden. Zwei sind Klienten der Gens Aurelia und bei zwei weiteren habe ich ein persönliches Interesse daran, auch wenn sie nicht meine Klienten sind. Sie unterstützen mich in meinem Bestreben, zurück zu den überlieferten Werten zu finden und das möchte ich mit meinem Einsatz für sie honorieren.


    Sämtliche Anwärter, die ich gleich benenne, sind vorbildlich in ihrem Standpunkt. Für mich ist das eine Grundvoraussetzung für Ehrbarkeit. Ich hoffe, mein Kaiser, du siehst das ähnlich.


    Es handelt sich um die Klienten der Gens Aurelia Quintus Didius Albinus, Magistratus in Mantua, und Marcus Annaeus Metellus, langjähriger Vigil, jetzt außer Dienst. Die beiden anderen Bürger sind Caius Helvetius Tacitus, mein Quaestorkollege, Titus Petronius Varus, der sich für die kommende Periode als Quaestor bewirbt."


    Abwartend blickte Antoninus den Kaiser an und war bereit für eventuelle Nachfragen.

  • "Helvetius Tacitus kenne ich, von den anderen dreien hörte ich noch nichts. Nun, ich werde mir diese Namen merken.


    Da du die Wahlen ansprichst, fällt mir eine Aufgabe für dich ein. Die Kandidaturen müssen überprüft und genehmigt werden. In Ermangelung eines Consuls erteile ich dir diesen Auftrag."

  • "Das werde ich tun, mein Kaiser. Ich habe bereits damit gerechnet, weil es ebenso keinen Quaestor Consulum gibt."


    Antoninus ging kurz in sich. Er hatte die Vorschläge erbracht und wie es schien, gab es nichts mehr zu besprechen, aber es schien nur so. Ihm war klar, dass er aus seiner Position heraus den Kaiser unmöglich bedrängen konnte, aber es war ihm ebenso unmöglich, das für ihn wichtigste Unterfangen derart kurz abgehandelt zu haben. Es könnte der Eindruck entstehen, dass es ihm nicht so wichtig war wie er vorgab.


    "Mein Kaiser, gibt es irgendetwas für mich zu tun, um dich in dem Fall der Entscheidung über die Versagung der Frauen für den Senat positiv zu stimmen? Mir liegt äußerst viel an einem Wandel in Rom. Vor allem deswegen, weil ich die Stimme von vielen Bürgern bin und ich immer wieder gefragt werde, ob ich etwas in ihrem Sinne erreichen konnte. Mein Kaiser, diese Bürger hoffen auf deine Weisheit und auf mein Geschick, dich in dieser Thematik sensibilisieren zu können."

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