Ansprache vor dem Volk

  • Mattiacus kam zufällig über das Forum geschlendert und hörte eine große Anzahl Menschen heftig über etwas diskutieren, an dem er nicht ganz unbeteiligt war.


    Er sah dort auch den neuen Advocatus Imperialis.


    "Salve Tiberius Durus, die Leute hier scheinen ja heftig zu diskutieren."

  • Da kam ja schon der Mann, den er brauchte!
    "Salve, Decimus Mattiacus! Wie gut, dass du gerade hier bist! Es geht um den Freispruch von Germanicus Avarus. Scheinbar bin ich nicht der einzige, dem dieses Urteil nicht gefällt. Jetzt stellt sich mir und Lucius Flavius Furianus die Frage, ob man ihn wegen anderer Vergehen verklagen könnte beziehungsweise die Advocatio Imperialis tätig werden müsste."
    Der frischgebackene Adv. Imp. bemühte sich, seine Emotionen vor seinem Dienstherrn zu zähmen, doch eigentlich fand er, dass dieses Urteil zum Himmel stank und nur auf den Werteverfall - sogar in seiner eigenen Familie - und die Klüngelei im Senat zurückzuführen war.

  • "Mir gefällt das Urteil auch überhaupt nicht, wenigstens eine symbolische Geldstrafe hätte man verhängen sollen. Ich habe auch schon einen Verfahrensfehler entdeckt, der zu einer Revision führen kann. Aber um ehrlich zu sein, ich glaube nicht, dass sich am momentanen Ergebnis irgendwas ändern sollte. Ich hatte alle Argumente für eine Bestrafung vorgebracht und ich glaube bis heute, dass es gute, stichhaltige Argumente waren, die für eine Strafe gereicht hätten."

  • Furianus, welcher doch neben Durus stand, wandte sich an den Quaestor Sacri Palatii, um jegliche Missdeutungen zu unterbinden.


    "Salve, Decimus Mattiacus. Ja, du hast unseren Standpunkt tadellos verteidigt, doch schien das Gericht nicht - sei es nur in meinen Augen so - sich um diese weitreichenden Folgen bewusst gewesen zu sein. Ich hätte wahrlich mehr Augenmaß erwartet, als die Klage abzuweise aufgrund nicht erfolgtem Tatbestandes."

  • Zitat

    Original von Manius Tiberius Durus
    Durus horchte auf. Einerseits klang es vielversprechend, andererseits schien er auch gleichzeitig zu resignieren.
    "Ein Verfahrensfehler? Welcher denn?"


    "Mir und dem Verteidiger wurde keine Gelegenheit gegeben ein abschliessendes Plädoyer zu halten und ein Vorschlag für das Strafmaß zu geben."


    Dann wandte er sich an Furianus.


    "Ihr kennt ja das Sprichwort, vor Gericht und auf hoher See ist man in den Händen der Götter, aber das Gericht hätte wahrlich geschickter entscheiden können."

  • Zitat

    Original von Lucius Aelius Quarto
    “Ah, salve Purgitius Macer! Es ging um den Freispruch für Senator Germanicus Avarus wegen seiner inzwischen berühmten Rede als Konsul. Einigen gefällt dieses Urteil nicht besonders.“


    Macer ließ noch einmal seinen Blick über den Platz gleiten und die kleinen Gruppen von Leuten, die zusammenstanden und diskutierten erschienen ihm mit dieser Hintergrundinformation nur allzu passend.


    "Es hat ja fast ein wenig lange gedauert, bis die öffentliche Meinung auf dieses Urteil reagierte. Kontrovers ist es zweifellos. Ich muss zugeben, dass ich vorher keine Vorhersage über eure Entscheidung gewagt hätte."


    Was wohl auch daran lag, dass er den Prozess nicht allzu aufmerksam hatte verfolgen können, weshalb er sich bei diesem Thema insgesamt etwas zurück hielt.


    "Du warst wegen dieser Diskussion hier oder nur zufällig auf dem Weg zum Palatin hier stehen geblieben?" erkundigte er sich, da er selber ja auch nur auf der Durchreise zu seinem Büro war.

  • Zitat

    Original von Marcus Decimus Mattiacus


    "Mir und dem Verteidiger wurde keine Gelegenheit gegeben ein abschliessendes Plädoyer zu halten und ein Vorschlag für das Strafmaß zu geben."


    Milo schlenderte in seiner zweitbesten Toga über das Forum und lauschte den Gesprächen der Umstehenden zum Zeitvertreib. Er entdeckte eine größere Menschenansammlung, die scheinbar erregt diskutierte. So trat er näher und hörte ein paar Gesprächsfetzen mit. Zwei ihm unbekannte Herren schienen über ein Gerichtsverfahren zu debattieren und die letzten Aussagen ließen den Patrizier aufhorchen. Er trat hinzu und sprach die Herren respektvoll an.
    "Salvete. Entschuldigt, dass ich mich einmische. Aber ist ein solches Plädoyer überhaupt im Gesetz verankert? Wenn ich mich recht an mein letztes Studium des Codex Iuridicalis erinnere, dann ist die Art und Weise der Beweisaufnahme ganz und gar dem Gericht überlassen. Oder irre ich mich?"

  • Mattiacus wandte sich an den Hinzugetretenen.


    "Es mag vielleicht nicht im Gesetz aufgezeichnet sein, doch gehört es zum guten Ton und unserer Rechts- und Gerichtskultur, dass den Parteien Gelegenheit zur Stellungnahme gegeben wird."

  • "Stimmt. Aber das Plädoyer hätte wohl kaum etwas geändert - die Richter haben sich ohnehin ewig beraten - sie werden sicher alles durchgegangen sein. Allerdings spricht das Urteil dagegen - ich bin der Meinung, dass eine Beleidigung der Ahnen - besonders derer eines Patriziers - eindeutig diesem seine Legitimation entziehen. Wenn das nicht Verächtlichmachung ist, dann kenne ich keine!"


    /edit: hab was überlesen :D

  • Wie ein Schatten folgte Hannibal dem Neffen seines Herren. Interessierten Blickes besah sich Hannibal den Auflauf auf dem Forum und ein amüsiertes Grinsen machte sich auf seinem Gesicht breit. Hach, er liebte doch die römische Politik, aber besonders wie römische Bürger in ihren weißen Togen sich ereiferten und dabei wie ein prallroter Apfel anliefen. Immer wieder herrlich, zumal nur die wenigsten Männer wirklich stichhaltigen Argumenten aufweisen konnten. Aber Hannibal war wirklich gespannt worum es hier ging, empörte Mienen sah er ja schon genug. Dabei hoffte er, dass es nicht um das übliche Sittenblabla ging, was er in den letzten Wochen genug verfolgen konnte und ihn schon anödete. Aber schon Sokrates beschwerte sich über die Sittenlosigkeit der Jugend, warum sollte sich das bis heute geändert haben? Hannibal tastete mal sicherhaltshalber unter seine Tunika, ob sein Sica und sein Caestus auch fest genug an seinen Körper gepresst waren. Schließlich wollte er nicht unbedingt mit seinen Waffen mitten auf dem Forum erwischt werden. Schweigend blieb er hinter Milo stehen, um ihn vor Anrempelungen oder Pöbeleien zu schützen, aber auch um dem Gespräch zu folgen.

  • Verwunderung zeichnete sich auf Milos Miene ab.
    "Und diese Gelegenheit hat es im gesamten Verfahren nicht gegeben? Reicht dieser Punkt denn ohne eine konkrete gesetzliche Grundlage aus, als Verfahrensfehler zu gelten und das Urteil zu revidieren?"

  • Furianus räusperte sich, als sein Bruder hinzu gekommen war.


    "Darf ich vorstellen? Meine Herren, dies ist mein Bruder Titus Flavius Milo."


    Sogleich wandte er sich an Milo, welchem er nicht gerade zulächeln mochte, dies aber aufgrund des guten Scheines, tat. Sich nicht vorzustellen, das kannte er an seinem Bruder noch nicht und würde wohl mit ihm sprechen müssen.


    "Dies, Bruder, sind zwei ehrenvolle Juristen. Der Advocatus Imperialis, Manius Tiberius Durus und der Quaestor Sacri Palatii, Marcus Decimus Mattiacus, mit welchem du gerade sprichst."


    Milo musste sich schließlich einen Namen machen, dies zu verhindern lag in Furianus`entferntesten Interessen.


  • “Zufällig. Ich hatte drüben in der Nähe des Tempels der Venus und der Roma zu tun. Dort, wo nach meinem Dafürhalten das Ulpianum gebaut werden soll.


    Wäre die Sprache nicht auf das Gericht gekommen und hätte ein Redner nicht behauptet, das Iudicum Maior hätte ein Fehlurteil gefällt oder noch besser, ein Gefälligkeitsurteil, wie er sagte, dann hätte ich mich wohl auch gar nicht an der Diskussion beteiligt.
    Naja, du weißt wie schnell einige Leute mit solchen Behauptungen bei der Hand sind.“


    Er schüttelte etwas resigniert den Kopf.


  • Überrascht nahm Milo die Gegenwart seines Bruders zur Kenntnis. Die Konzentration auf rechtliche Details hatte ihn ganz von seiner Umgebung abgelenkt. Er nickte Furianus dankbar zu, dass dieser ihn so elegant aus seinem Säumnis errettete.
    "Oh, entschuldige. Salve, Furianus. Mein Dank ist dir gewiss."
    Die beiden Herren grüßte er mit einem respektvollem Nicken. Siedendheiß wurde es ihm klar, dass er gerade Personen von höchstem juristischen Rang in ausgerechnet rechtlichen Dingen zu belehren versucht hatte. Beschämt verkniff er sich weitere Kommentare und hoffte, dass man es ihm nicht übel nehmen würde. Die Anwesenheit von Hannibal nahm er von Zeit zu Zeit wahr. Da dieser jedoch unentwegt in unregelmäßigen Abständen zu verschwinden und wieder aufzutauchen schien, richtete er sich bei seinem Rundgang und den Gesprächen nach eigenem Tempo und Interessen. Dieses galt nun wieder dem Tiberius Durus, welcher eine nicht zu überhörende Bemerkung gemacht hatte.
    "Entschuldige mein Interesse. Ich bin noch neu auf diesem Metier und versuche täglich hinzu zu lernen. Du sprichst von einer Beleidigung der Ahnen? Auf was lautete die Anklage? Mit welcher Begründung wurde sie abgewiesen?"

  • Durus wandte sich an den jungen Mann, der da hinzugekommen war. Der Name ließ bei ihm unangenehme Erinnerungen an einen Gastgeber aufkeimen.
    "Salve, Flavius Milo! Er wurde wegen § 84 angeklagt. Also wegen übler Nachrede. Das Gericht befand jedoch, dass der Tatumstand nicht gegeben sei und hat Germanicus Avarus freigesprochen.
    Da ich jedoch wie gesagt der Meinung bin, dass, wenn jemand meine Ahnen als Banditen und Räuber tituliert, ich selbst herabgewürdigt werde - die Taten meiner Ahnen strahlen schließlich auf mich ab - dies sehr wohl ein Fall von übler Nachrede ist."

  • Sein Bruder war wohl nicht recht informiert und so fügte Furianus schnell ein paar Sätze ein, die dessen Meinung und Fragen ins andere Licht rücken sollten.


    "Wie es Tiberius Durus sagt, so war es auch. Es wäre noch gesagt, dass der werte Senator dies einige Schritte von mir entfernt von sich gab, Milo, unsere Ahnen, die Flavische Dynastie, damit herabwürdigte. Ich war Mitkläger."


    Er sah den Bruder und dessen Reaktion schon vor seinen Augen.

  • Hannibals Gesicht versteinerte sich. Nach außen hin wirkte er dadurch sehr kühl, sogar etwas empört als er die Worte von Durus vernahm. Doch innerlich musste er lachen, lachen über die Empörung der Römer. Banditen und Räuber? Herrlich, schade, dass er die Rede dieses Germanicus Avarus verpasst hatte, aber das musste ein denkwürdiger Tag gewesen sein als er durchaus die Wahrheit ausgesprochen hatte. Aber die Wahrheit war durchaus unterschiedlich, je nach Auge des Betrachters. Spontan fiel ihm der Raub der Sabinerinnen ein, die doch so gerne von den Römern selber erzählt wurde. Gedanken verloren sah sich Hannibal auf dem Forum um und hoffte, dass jener Avarus noch auftauchen würde, vielleicht würde es sogar noch zu einer Schlägerei kommen.

  • Zitat

    Original von Lucius Aelius Quarto
    “Zufällig. Ich hatte drüben in der Nähe des Tempels der Venus und der Roma zu tun. Dort, wo nach meinem Dafürhalten das Ulpianum gebaut werden soll.


    Wäre die Sprache nicht auf das Gericht gekommen und hätte ein Redner nicht behauptet, das Iudicum Maior hätte ein Fehlurteil gefällt oder noch besser, ein Gefälligkeitsurteil, wie er sagte, dann hätte ich mich wohl auch gar nicht an der Diskussion beteiligt.
    Naja, du weißt wie schnell einige Leute mit solchen Behauptungen bei der Hand sind.“


    Er schüttelte etwas resigniert den Kopf.


    "Ja, wenn sie vor großen Menschenmengen sprechen, leidet bei manchen die Diskussionskultur spürbar", stimmte Macer zu. "Aber wie ich sehe, haben die lauten Redner den Platz schon wieder verlassen. Die Anwesenden scheinen das gesittetere Gespräch zu pflegen", fügte er hinzu, nachdem er in der Ferne seinen curulischen Kollegen und dessen Bruder entdeckt hatte.


    "Apropos gesittetes Gespräch: ich nehme an, Du wirst den Kaiser nach seiner Rückkehr über diverse Ereignisse in Rom und Italia informieren oder hast das schon getan?"

  • Zitat

    Original von Spurius Purgitius Macer
    "Ja, wenn sie vor großen Menschenmengen sprechen, leidet bei manchen die Diskussionskultur spürbar", stimmte Macer zu. "Aber wie ich sehe, haben die lauten Redner den Platz schon wieder verlassen. Die Anwesenden scheinen das gesittetere Gespräch zu pflegen", fügte er hinzu, nachdem er in der Ferne seinen curulischen Kollegen und dessen Bruder entdeckt hatte.


    "Apropos gesittetes Gespräch: ich nehme an, Du wirst den Kaiser nach seiner Rückkehr über diverse Ereignisse in Rom und Italia informieren oder hast das schon getan?"


    “Ich habe ihn bereits über die Veränderungen im Palast berichtet. Aber Rom und Italia waren in seiner Abwesenheit doch vergleichsweise ruhig.“

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