Tiberius Lupus

  • Tiberius Lupus sah seinem Ausbilder nach und begann dann etwas lustlos auf die Holzphäle einzustechen. Stechübungen gegen einen Holzkotz. Hm. Wirklich interessant wird das erst, wenn der Holzklotz sich bewegt.


    Als sein Ausbilder im Gebäude verschwunden war, legte er eine Pause ein, ohne dabei die Tür aus den Augen zu lassen.

  • Als Tiberius Lupus seinen Ausbilder wieder aus dem Gebäude kommen sah, sprang er auf, wischte sich den immaginären Schweiß von der Stirn und machte Anstalten, weiter auf den Holzklotz einzustechen.

  • Helios blieb der Sprung, sowie das undisziplinierte Verhalten verborgen, so dass er nur stumm nickte und den Holzphal betrachtete.
    Seine Augen waren dem Phal sehr nahe, er beobachtete die Abnutzung, die er vor seinem Weggang noch im Kopfe hatte.


    Mit dem Rücken zum Probaten gerichtet, war seine Stimme tief und ruhig.


    "Hast du diesen Holzphal wie befohlen bearbeitet?"

  • Er selbst sah, ohne annähernd gut sehen zu müssen, dass der Phal keine sonderlich neuen Anzeichen von "Bearbeitung" aufwies.


    "Nun, mir scheint, dass du deinen Gegner ungeschoren davon hast kommen lassen - sprich nichts gemacht. Ist das wahr, Probat?!"

  • "Ähmnemnem..." sagte Tiberius Lupus und begann, sich zu winden, wie ein Fisch an der Angel."Ich bin, wie gesagt, nicht sonderlich talentiert mit einem Gladius. Hätte man mir erlaubt, es wie eine Axt zu führen, so würde man das auch am Pfahl erkennen. Doch ein Holzgladius gegen einen Holzpfahl zu stechen,...was soll man da schon groß erkennen. Und außerdem: Der Pfahl ist schmal und danach zu stechen nicht einfach. Mal stimmt die Schrittlänge nicht, dann fehlte dem Stoß die Kraft oder ich habe schlicht verfehlt. Schließlich gab ich auf und ruhte mich etwas aus, wie Ihr es gesagt habt. Aber ich werde es sicher noch lernen." sprudelte es aus ihm heraus, in der Hoffnung, daß der Ausbilder den Brocken schlucken würde.

  • Helios musste schmunzeln und große Falten bildeten sich auf der Stirn.


    "Du hast den Phal also verfehlt? Nun, Probat, in diesem Falle wärst du tot. Du musst an Präzision gewinnen, außerdem wäre es sinnvoll dich in Kraftübungen zu stürzen, wenn du es nicht schaffst einem Phal einige Druckstellen zu verschaffen - sowas kommt nicht oft vor."


    Helios wusste nicht, wie er die Kraft des Probaten fördern konnte - so überlegte er. Nach einiger Zeit der Stille fasste er den Entschluss, welchen er noch nie realisieren musste.


    "Gehe zu den Getreidespeichern und hole dir einen großen Sack Weizen - nein, zwei Säcke. Abite."

  • Da hab ich mir ja was Schönes eingehandelt. dachte Tiberius Lupus bei sich als er davonstapfte. Warum konnte ich nicht einfach sagen, daß ich eine Pause eingelegt habe? Naja, vorbei. Jetzt muß ich da durch. Und naja am Ende: Es wird mich nur härter machen. Andererseits: Der hat mich doch reingelegt? Er kann unmöglich meine Muskeln übersehen haben? Außerdem hat er mich ja schon mit den Gewichten laufen sehen. Naja, ist ja meine eigene Schuld.


    Nach einer Weile kehrte Tiberius mit zwei großen Sack Weizen zurück und setzte sie vor seinem Ausbilder ab..

  • Ohje, was mach ich denn jetzt: weiter den Schwachen miemen oder meinen Schwindel entlarven? Ich behalte die Säcke mal oben und lasse mich von den Ereignissen überrollen. dachte Tiberius Lupus bei sich und begann damit, sich eine Begründung für seine doch vorhandene Stärke einfallen zu lassen.

  • "Wartest du auf etwas Bestimmtes?"


    Brüllte er den Mann an, welcher noch immer keine Anstalten machte sich zu bewegen.


    "Den Sack ober den Kopf stemmen, kurz verharren, dann ruhig auf den Boden legen und wieder hoch stemmen. Los!"

  • Gehorsam begann Tiberius Lupus damit, den Sack über den Kopf zu stemmen und in dann wieder zum Boden zu bewegen...bis er nach einiger Zeit nicht mehr konnte und den Sack absetzen mußte.

  • Helios sah den verschwitzten Mann, der nun seinen Kräften beraubt schien.


    "Keiner hat dir gesagt, dass du aufhören sollst, Probat."


    Erklang es nun ruhiger aus seiner Kehle. Befehle waren da, um sie zu vollführen und nicht, um eigenständig deren Aufhebung zu erwirken, indem man einfach aufhörte.

  • Der Strafe schien nun genug zu sein.


    "Ruh dich aus."


    Sogleich kam ihm eine Idee. Vielleicht war diese Erschöpfung ja nur gespielt. Der Mann sah aus, als wäre er sicherlich noch zu mehr fähig. Helios würde dies noch zu untersuchen wissen und betrachtete ihn kritisch.

  • Tiberius beugte sich vor, stützte sich auf seinen Knien ab und begann damit, kräftig durchzuatmen. Als ihm der Schweiß in die Augen lief richtete er sich wieder auf und schüttelte die Arme etwas aus, in die nach und nach die Kräfte zurückkehrten.

  • "Du scheinst heute nicht bei Kräften. Gehe in die Unterkünfte und ruhe dich aus. Morgen geht es weiter."


    Er sah, dass dem Mann nun Schweiß über die Stirn bis zu den Augen lief. Natürlich war er streng, aber er wusste auch wann genug war.

  • Tiberius nickte und trabte hinüber zu den Unterkünften. Dort ließ er sich auf seine Pritsche fallen und schlief sogleich ein.


    Noch vor Sonnenaufgang, wie er es gewohnt war, erwachte er wieder. Daraufhin ging er zum Brunnen, wo er sich wusch und erfrischte. Dann kehrte er in die Unerkunft zurück und erwartete den Dienstbeginn.

  • Ein Vigil wurde nach dem Probaten geschickt, denn der Centurio erwartete ihn auf dem Übungsplatz, wie am gestrigen Tage.


    Helios stand ruhig und geduldig vor den Holzphalen und zählte in Gedanken wie lange der Probat bis hierher brauchen würde.

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