[Atrium] Der Aufenthaltsraum

  • Der Eques traute sich nicht, eine entspanntere Haltung anzunehmen.
    Mit ruhiger Stimme überbrachte er die Botschaft:


    "Praefectus, ich bringe Nachrichten aus Borbetomagus.


    Unsere drei Turmae sind gut angekommen, es gab keine Zwischenfälle. Allerdings hat sich herausgestellt, dass die Versorgungslage katastrophal ist. Da die Männer dachten, sie könnten sich aus dem Umland versorgen, haben sie kaum Vorräte mitgenommen. Nun zieht sich der Einsatz hin, die Banditen müssen mühsam aus den Wäldern getrieben werden.


    Fakt ist: Unsere Truppen können der Bevölkerung keine Nahrung mehr abnehmen, weil diese selber nichts mehr haben. Die Not treibt viele Bewohner in die Arme der Banditen.
    Die Männer bitten um ausreichend Vorräte und Pferdefutter für mindestens zwei Wochen."



  • Balbus hörte sich den Bericht an. Irgendwie hatte er sowas schon geahnt als er die Männer zu diesem Auftrag losgeschickt hatte. Doch hinterher war man immer schlauer. Er nickte erneut.


    "Nimm ein paar mehr Männer mit. Und lass dir entsprechende Vorräte aushändigen."


    "Was deine Frage von eben betrifft, so kannst du dich als mein neuester Klient betrachten."

  • "Ich denke eine halbe Turma dürfte reichen. Wir wollen ja nicht, dass die mitgeführten Vorräte dann am Ende doch nicht reichen. Nimm die Hälfte der IIII. Und nimm deren Duplicarius auch mit. Du führst das Kommando, aber er wird die Männer sicherlich besser kennen."

  • Romanus nickte und lies sich von dem Melder den Weg erklären!


    Romanus salutierte dann mit dem Melder zusammen bevor sie sich vom Praefecten entfernten!


    Dann wand sich Romanus an den Melder!

    Geht und ruht euch ein wenig aus ich hohle die Männer und was wir benötigen! Ihr führt uns dann dort hin!

  • Silanus hatte es sich gerade mit einigen Schriftrollen im Atrium bequem gemacht, als einer der Sklaven an ihn herantrat und einen Brief überreichte, den man eben für ihn am Eingang abgegeben hatte. Der Präfekt bedankte sich bei seinem Sklaven, legte seine Schriftrollen beiseite und nahm den Brief an sich. Von außen war nicht zu erkennen, von wem er war, doch konnte man sehen, dass er wohl eine weite und lange Reise hinter sich hatte. Vorsichtig brach er das Siegel und entrollte den Papyrus. Es war ein Brief von Axilla. Er hatte mit allem gerechnet, aber nicht damit. Langsam begann er die Zeilen zu überfliegen. Der Brief war anscheinend nach Rom gegangen. Natürlich! In all der Aufregung um seinen neuen Posten musste er sich eingestehen, dass seine Verwandten in Alexandria nicht einmal wussten, dass er in Germanien war. Vermutlich hatten ein die Sklaven in der römischen Casa den Brief weitergeleitet. Dann begann die eigentliche Nachricht.


    Er lehnte sich zurück und ließ seine Blicke über die Zeilen schweifen. Als er am Ende des Schriftstücks angekommen war seufzte er tief und legte den Brief in seinen Schoß. Sein traurig wirkender Blick fixierte das Wasserbecken in der Mitte des Atriums und seine Gedanken schweiften nach Alexandria. Er hatte die ganze Zeit nicht mehr daran gedacht, doch nun kamen erneut die Gedanken an Axilla auf. Hatte er Richtig gehandelt als er Aegyptus verlassen hatte? Hatte er das richtige getan, als er ihr erlaubt hatte dort zu bleiben, statt ihn zu begleiten? Und auch wenn sie es durchgestrichen hatte – man konnte die Wörter noch genau erkennen. Sie vermisste ihn. Ärger stieg in ihm auf. Er ärgerte sich über sich selbst. Wie konnte er nur darauf vergessen haben einen Brief nach Alexandria zu schicken. Das musste er schleunigst nachholen. Doch was sollte er Schreiben? Was war dir richtige Antwort auf Axillas Zeilen? Wieder seufzte der Präfekt und schloss die Augen.

  • Eigentlich hatte sich Narcissa vorgenommen den Tag draußen zu verbringen und den Soldaten beim Training zuzugucken, doch das recht kalte Wetter und der wolkenverhangene Himmel hatten ihren Freiheitsdrang vertrieben und so streifte sie durch das neue Haus, dass sie nun bewohnte. Phila war in ihrem Cubiculum zurück geblieben und räumte auf, nachdem sie eine schicke Vase fallen gelassen hatte. Die beiden Dinge reichten schon aus, Narcissa in eine leidlich miese Stimmung zu versetzen, hinzu kam die immer wieder auftretende Langeweile und so zog sie missgestimmt durch die einzelnen Räume.


    Dann sah sie Silanus im Atrium sitzen, auch er schien schlechte Laune zu haben oder wenigstens war ihm etwas über die Leber gelaufen. Er hatte die Augen geschlossen und machte ein langes Gesicht, das gefundene Fressen für die Schwarzhaarige. Jetzt würde sie ihm erstmal auf den zahn fühlen.


    "Salve Silanus, schlechte Neuigkeiten?" fragte sie und wies auf den Brief, den er in der Hand hatte.

  • Anfangs hatte Silanus die zweite Person im Atrium nicht bemerkt, so sehr war er in seinen Gedanken versunken. Erst als Narcissa vor ihm stand und ihn ansprach, sah er auf.


    "Nein…… Nein, keineswegs. Ein schreiben aus Alexandria. Mein Mündel, oder besser gesagt mein ehemaliges Mündel Axilla."


    Er sah noch einmal kurz auf das Schreiben und legte es dann vorsichtig neben sich auf einem der Beistelltischchen ab.

  • "Oh." sagte Narcissa nur und blickte Silanus einige Sekunden an. Er sah irgendwie traurig aus, außerdem war er so abgelenkt gewesen. Sie wurde das Gefühl nicht los, dass er ihr etwas verheimlichte, seine Körperhaltung, das allzu vorsichtige Ablegen des Briefes, irgendwas stimmte doch da nicht. Argwöhnisch schaute sie nochmal von Silanus zum Brief und wieder zurück, dann ging sie langsam um ihren Verlobten herum. Axilla... Axilla... Nein, der Name sagte ihr nichts, aber sie mussten verwandt sein, oder? Schließlich war diese Axilla das Mündel ihres hochgeschätzten und innig geliebten Verlobten. Mit einer hastigen und beinahe grabschenden Bewegung griff sich Narcissa den Brief und ging vorsichtshalber drei Schritte zurück, während ihre Augen bereits über die geschriebenen Zeilen herfielen. Jahrelanger Umgang mit Geschwistern hatten ihr beigebracht die richtige Taktik mit der richtigen Schnelligkeit zu kombinieren, wenn es um so etwas wie persönliche Briefe ging. Es war einfach eine zu gute Gelegenheit mehr über sein Gegenüber zu erfahren und ganz besonders Dinge, die dieser nicht publik haben wollte.


    Der erste Absatz war ja noch harmlos, irgendwie, auch wenn es bereits Andeutungen gab, die Narcissa stutzig machten. Was hatte diese Axilla denn gesagt? Bohrende Neugierde machte sich bereits in ihr breit, doch sie las schnell weiter. Wer wußte schon wie schnell Silanus aufspringen konnte und ihr den Brief entriss!? Ihre Augen flogen über das Geschriebene, während ihr Mund die Worte sanft nachformte und dann plötzlich weit aufgerissen wurden. Seine kleine Cousine Axilla vermisste ihn also. Wie süß. Warum? Warum vermisste sie ihn und warum strich sie diese Worte dann wieder durch? Da war doch was faul an der Geschichte! Argwöhnisch hob sie den Kopf und ließ den Brief achtlos auf den Tisch gleiten, neben dem sie sich nun platzierte.


    "Du hast also eine Cousine namens Axilla." Stellte sie fest und versuchte, jedwede Wertung aus ihrer Stimme zu halten. Jetzt wollte sie erstmal sehen wie ihr braunhaariger Verlobter reagierte.

  • Noch ehe er etwas sagen oder tun konnte, hatte sich Narcissa das Schriftstück bereits geschnappt und begann es zu lesen. Im ersten Moment dachte Silanus daran, es ihr wieder aus den Händen zu reißen, doch hätte das nur mehr Neugierde und vermutlich auch ihren Unmut geweckt – vor allem Zweiteres wollte der Iunier keinesfalls riskieren. Er ließ sie daher gewähren und wartete ab, bis sie wieder zu ihm aufsah und den Brief zurück auf den Tisch legte. Ihr Kommentar fiel überraschend kurz aus und er nickte.


    "So ist es. Sie war auch mein Mündel, bis zu dem Zeitpunkt wo ich Aegyptus verlassen musste. Nun lebt sie gemeinsam mit der Cousine deines Vaters Urgulania in unserem Haus in Alexandria."

  • ALexandria, da wäre sie jetzt auch gern. Da war es warm und sonnig und die griechischen Sklaven liefen oben ohne herum. Diese Axilla hatte wirklich Glück! Doch sie wollte sich nicht ablenken lassen, denn da gab es noch was, wo sie nachhaken wollte. Ihre Stimme war immer noch ruhig, denn sie wollte nicht zu erkennen geben, wie interessiert sie in Wahrheit war. Das Silanus auch ruhig war, störte sie etwas, sie hatte irgendwie angenommen er hätte ein schlechtes Gewissen und würde sich vielleicht verplappern. Daher bohrte sie noch nach.


    "Und wieso vermisst sie dich so? Klingt ja fast als hätte sie dich wirklich sehr gemocht."


    Und damit war Narcissa schon nah an der Wahrheit.

  • Diese Frage, die zwar voraus zu ahnen war aber dennoch einen wunden Punkt bei ihm traf, ließ Silanus kurz stocken. Er selbst wusste natürlich die Antwort auf diese recht direkte Frage, doch dachte er nicht daran dieses Wissen mit Narcissa zu teilen. Stattdessen versuchte er sich bereits eine passende Ausrede zu Recht zu legen, was ihm seiner Meinung nach auch recht gut gelang.


    "Nun, sie ist noch sehr jung und hat mit mir eine wichtige Bezugsperson verloren. Mir war es jedoch sehr wichtig das sie in Alexandria bleibt und dort ihre Ausbildung beendet. Und auch bei Urgulania ist sie in guten Händen."

  • Obwohl Narcissa wußte, dass da noch mehr war, ließ sich Silanus nicht so einfach aufs Glatteis führen. Sie hatte gehofft sie könne mehr aus ihm rauskitzeln, aber er war beherrscht genug und verplapperte sich nicht. Die Schwarzhaarige liebte Geheimnisse, oder besser gesagt, sie liebte es Geheimnisse von anderen Leuten zu wissen. Doch was Silanus und Axilla betraf würde sie sich gedulden müssen.


    "Verstehe. Auf jeden Fall hat Axilla das Land mit dem besseren Wetter erwischt."

  • Silanus kam dieser Themenwechsel äußerst gelegen und er versuchte rasch die Gedanken an Axilla und diesen Brief zumindest vorerst von sich abzustreifen. Ein kleines Lächeln trat dabei wieder in sein Gesicht.


    "Da wäre ich mir nicht so sicher. Vielleicht im Moment, zugegeben. Aber ich habe gehört das auch der Frühling und der Sommer hier in Germanien sehr sehens- und erlebenswert sein sollen. Sehr farbenfroh und mitunter auch sehr angenehme Temperaturen. Die Hitze und die meist kahle Landschaft in Aegyptus kann mitunter auch sehr bedrückend sein."

  • "Aber Agyptus ist viel ähnlicher zu meiner Heimat. Hier friere ich den ganzen Tag, egal wie viel ich anziehe oder mich bewege. Ich hoffe sehr, dass der Frühling und der Sommer halten, was du versprichst."


    Das Lächeln von Silanus wurde erwidert, aber Narcissa war nicht fröhlich. Nein, sie war sogar traurig, wenn man es genau nahm und das sah man ihr auch an. Wo sie sich eigentlich immer sehr unter Kontrolle hatte und ihren Unmut hinter einem eisigen Gesicht versteckte, so hatte sie heute Heimweh und die Langeweile verstärkte das noch. Da sie jetzt wieder an ihre Heimat dachte, an ihre Familie und nicht nur das Wetter, versetzte ihr einen Stich. Wahrscheinlich würde sie sie nie wieder sehen und das war ja auch das, was sie gewollt hatte. Was sie ihnen an den Kopf geworfen hatte, als man sie gegen ihren Willen nach Rom verschiffte um dort Silanus zu heiraten. Wenn sie doch nur Zenon noch hätte, der riesige Fellball hätte ihr über das schlimmste weghelfen können.


    Mit einem unterdrückten Seufzer ging Narcissa vom Tisch weg und schaute aus einer Fensteröffnung hinaus in den Hof, so dass Silanus nur ihren Rücken sah. Sie wollte nicht, dass er mitkriegte wie traurig - und somit verletzlich - sie eigentlich war.

  • Selbstverständlich konnte Silanus nicht wissen wie sehr es die junge aufgeweckte Frau tatsächlich belastete hier so fern ab von ihrer Heimat in einem goldenen Käfig zu sitzen und zu lernen sich mit der Entscheidung ihres Vaters abzufinden. Dennoch war er klug und sensibel genug zu erkennen, dass es ihr in diesem Moment nicht besonders gut ging. Unschlüssig kratzte er sich zuerst fragend am Kopf und sah Narcissa hinterher, als sie ihm den Rücken zugewandt zum Fenster ging. Sollte er nun irgendwie reagieren, ihr Mut zureden oder……..


    Langsam erhob er sich und ging etwas zaghaft auf Narcissa zu. Sie konnte ihn zwar nicht sehen, aber vermutlich hörte sie es, dass er sich auf die junge Frau zu bewegte. Nach wenigen Schritten stand er schließlich hinter ihr. Er hatte zwar eine Entscheidung darüber gefällt was zu tun war, doch hatte er nun auch tatsächlich den Mut dazu es zu machen? Vielleicht würde es wieder eine negative Reaktion bei Narcissa auslösen und das wollte er auf jeden Fall vermeiden. Er hielt noch kurz Inne und rang mit sich selbst, ehe er sich hinter die junge Frau stellte und langsam und sanft seine Arme um sie legte.

  • Eine Weile passierte gar nichts und Narcissa schaute hinaus, mit den Gedanken noch ganz bei Vestina und Zenon und auch dem Rest ihrer Familie. Wobei nur die blonde Schwester es geschafft hatte das Herz der störrischen Narcissa zu erobern, so fehlte sie ihr am meisten. Auf den Rest ihrer Familie konnte die junge Römerin gut verzichten. Dann hörte sie wie sich Silanus erhob, das typische Kratzen des Stuhls über den Boden war unverkennbar und auch seine schweren Schritte. Sie hörte wie er näher kam und wollte sich eigentlich schon umdrehen, als sie plötzlich und für sie völlig unerwartet spürte, wie er sie umarmte. Im ersten Moment versteifte sie sich total und riss erschrocken die Augen auf, was er aber nicht sehen konnte. Jedenfalls hoffte sie, dass er es nicht sah. Sie hielt die Luft an und drückte ihren Rücken durch, wodurch sie noch steifer da stand. Außer ihren Brüdern oder früher auch mal ihr Vater war sie noch nie von einem Mann umarmt worden, mit dem sie nicht nah verwandt war. Und umarmt wurde sie schon lange nicht mehr, dafür war sie viel zu sehr eine Kratzbürste. Nur Zenon, ihr Hund, war immer zum kuscheln und knuddeln bereit gewesen und der riesige, weiße Fellball hatte die Streicheleinheiten sehr genossen. Bis ihr Vater ihn mit einem Knüppel erschlagen hatte. Damit sie in das Schiff stieg um Silanus zu heiraten.


    Eine dicke Träne rollte unaufhaltsam über Narcissas Wange, bis sie es nicht mehr aushielt und einfach atmen musste, denn sonst wäre sie wahrscheinlich erstickt. Silanus hatte starke, muskulöse Arme, ganz anders als ihr Vater. Und er war sehr sanft, auch ganz anders als ihr Vater. Narcissa wußte immer noch nicht ob sie das jetzt gut finden wollte oder nicht und sie war völlig überfordert. Daher machte sie es wie ein Reh, sie hielt still und stellte sich tot, tat gar nichts und hoffte darauf, dass die Situation einfach schnell vorbei sein würde.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!