Frühstück zu Zweit

  • Sim-Off:

    Fortsetzung von: Morgendlicher Lauf


    Nach einem kurzen Spaziergang erreichten Valens und Eretha den Laden, den Valens vorgeschlagen hatte. Es war nicht einer von den Nobelschuppen Tarracos, aber doch ein angenehmes und gutes Lokal. Valens legte sich auf eine der Klinen hin und bedeutete Eretha, es ihm gleich zu tun. Dann kam ein Sklave hinzu, um die Bestellung aufzunehmen. Valens erkannte, dass er sehr fremdartige Züge trug - er sah aus wie die wilden Steppenmänner des Ostens, die Valens schon gesehen hatte. Ausgerechnet!, dachte sich Valens gerade noch und konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen - da blieb plötzlich der Sklave stehen und schaute Eretha entgeistert an. "A...a...eine Amazone!" Nun wr es an Valens, entgeistert zu schauen. Er sagte zum Sklaven: "Wiederhole das!" "Dies hier ist eine Amazone! Wie lange ist es schon her, dass ich eine gesehen habe! Wie ich noch ein ganz junger Kerl war und ein Krieger meines Stammes! Ich kann mich noch ganz genau erinnern, wie sie immer jährlich zu uns gekommen sind und uns befohlen haben, sie zu schwängern! Und mit welchen Freuden wir das getan haben! Oh ja, die Amazonen von Themiskyra!" Der Wirt, der weiter vorne stand, rief dem Sklaven zu: "Quassel nicht die Gäster voll, Tudmicen, nimm lieber ihre Bestellungen auf!" Da rief Valens, begierig mehr zu hören, dem Wirt zu: "Nein, das passt schon!"
    Dann wandte er sich wieder Tudmicen zu. "Erzähle mehr!" "Ja, Domine, auf jeden Fall, immer kamen sie zu uns, bis schließlich diese abscheulichen roxolanischen Sklavenjäger kamen und uns einfingen...und immer waren sie so gut zu uns..." Dann wandte sich der Sklave, komplett aufgeregt, an Eretha und sagte: "Wie schön es doch ist, wieder eine Amazone zu sehen! Immer wart ihr so gut zu uns gewesen! Was für eine Freude!" Währenddessen schaute Valens die ganze Zeit zwischen den beiden hin und her. Nun war er komplett verwirrt. Konnte es wahr sein? Konnte es wirklich Amazonen geben? Das würde seine gesamte Weltsicht über den Haufen werfen...mit großen ungläubigen Augen schaute er Eretha an.

  • Der Laden war deutlich teurer und besser als alles, in dem sie jemals im römischen Reich selbst hatte essen können - ihre bisherigen Herren hatten sehr darauf geachtet, sie im Haus zu behalten, und nirgends sonst, in sofern waren ihre Erfahrungen mit dem ausgehen und Essen kaufen nicht allzu groß. Dass sie sich auf eine Kline legen sollte, registrierte sie jedoch mit einer gewissen Verwirrung. Hatte der Mann keine Sklaven? Es stand nur den Römern zu, auf diesen bettartigen Sitzgelegenheiten die Mahlzeit einzunehmen, und Sklaven bekamen für gewöhnlich einen höllischen Ärger, wenn sie es versuchten - also setzte sie sich an die äusserste Kante des Möbelstücks und blickte sich fast misstrauisch um. Irgendwo hier lauerte bestimmt Ärger - dass er sich allerdings in Form eines Mannes aus ihrer Heimat manifestieren sollte, hatte sie dann auch nicht erwartet.


    "Hast Du denn keine Ehre und keinen Stolz, diesen Römern alles zu erzählen, was unserer Kultur wichtig ist?" fauchte sie Tudmicen in fließendem, deutlich melodischer klingendem Griechisch an, die Augen zusammenkneifend. Was für ein Idiot! "Sie glauben uns doch ohnehin nichts, also behalte für Dich, was Du weisst." Leise seufzte sie innerlich und blickte den Steppenreiter fast giftig an, entspannte sich dann aber sehr langsam wieder - immerhin war das jetzt eine Überraschung der eher unliebsamen Art gewesen. Nun wieder ins eher heiser-kratzige Latein gewechselt, antwortete sie nur: "Mir scheint diese Stadt ein Treffpunkt für verlorene Seelen aus dem Osten zu sein."

  • Treuherzig und etwas doof blickte Tudmicen die Amazone an - er konnte ihre Aufregung nicht verstehen! Nun ja, sein Khan hatte ihm immer gesagt, dass er ein Dummkopf war - vielleicht hatte er ja recht gehabt. Es war ein weiser Mann gewesen, bis zu dem Tag, als ihn diese fürchterlichen Roxolanen niedermetzelten. "Stimmt", grinste Tudmicen, "im Haus gegenüber wohnt ein Peregrinus aus Dakien, und in der Casa, die nicht weit von hier ist, gibt es zwei Sklaven, beide Skythen. Hehe." Dann setzte er auf griechisch hinzu - eine Sprache, die er sowieso miserabel sprach und er erst spät erlernt hatte, und die stark von seinem steppenvölkischen Akzent durchsetzt war: "Mein Herr mich nix auslachen. Glauben tut er! Guter Mann! Wieso muss ich nicht-sagen deine...äh..da-wo-du-herkommst?"
    Valens sah derweil diesem Schauspiel fasziniert zu. Dann räusperte er sich und sagte auf griechisch: "Ich kann auch griechisch, also lasst die..." Merda. Er wusste das Wort nicht. Also fuhr er auf Latein fort: "Lasst die Geheimniskrämerei. Und überhaupt, was soll ich jetzt glauben? Heißt das jetzt, es gibt Amazonen?" Den Göttern sei Dank, dass die anderen Gäste noch nicht Zeugen dieser kruden Szene geworden waren...

  • Oh, wunderbar. Ein gebildeter Römer war ihr da über den Weg gelaufen, besser hatte sich der Tag wirklich nicht entwickeln können. "Vergiss es einfach," murmelte sie und war für einen kurzen Moment in absoluter Versuchung, sich einfach nur davon zu machen und den Römer sitzen zu lassen - das Dumme an der Sache war nur, dass er ihren Namen kannte und auch ihre Herrin. Das nächste Mal würde sie sicherlich nicht mehr so dumm sein, solche Dinge gleich zu Beginn eines Gesprächs zu sagen, das schwor sie sich.


    "Es gibt Amazonen, wie ich es Dir bereits gesagt habe. Aber wir legen wenig Wert auf Aufsehen und noch weniger darauf, unsere Geschichte in die Welt zu verbreiten. Dein Volk, Matinius Valens, ist nicht gerade zimperlich, wenn es glaubt, eine Gefahr zu sehen, selbst wenn es keine gibt. Denkst Du, ich habe Vergnügen daran zu denken, dass irgendwann mein ganzes Volk versklavt sein könnte? So etwas wünscht sich niemand." Sie verschränkte die Arme vor der Brust und blickte ihn direkt an, das Gesicht war ernst geworden und zeigte eine abweisende Miene - nicht das weiche Gesicht einer anschmiegsamen Hausfrau, hier blickte er tatsächlich in die Augen einer Kämpferin, wenngleich einer, die sehr genau wusste, wann ein Kampf im Grunde verloren war.

  • "Ich weiß, wovon du sprichst, Eretha. Ich habe das, was du sagst, selbst gesehen. In Britannien, am Rande eines Dorfes namens Pes Montis. Ich habe hier gesehen, wie die Römer Silurer, ein britischer Stamm, abgeschlachtet haben, nachdem sich diese aufgelehnt haben. Es war ein grauenhaftes Gemetzel. Und ich habe gesehen, wie die Legionäre brutal waren. Wie sie die Alten ermordet, die Frauen vergewaltigt und die Kinder versklavt haben. Und wie die Häuser gebrannt haben...Und ich habe nichts dagegen getan. Nichts dagegen tun können! Ich hatte ja nicht einmal eine Bescheinigung dabei, dass ich ein Bürger war...und schon gar keine Waffe...Ich bin einfach nur davon gelaufen und habe dann das nächste Schiff nach Spanien genommen. So entsetzlich war das. Ich weiß, wovon du sprichst. Und ich fürchte, dass ich dir deine Amazonengeschichte jetzt auch abnehme."
    Da meinte Tudmicen: "Öhmm..." und Valens schreckte auf. "Ja, genau, das Essen...für mich ein gebratenes Ei mit Speck, mit Brot dazu. Und Wasser. Und was möchtest du?", fragte er Eretha, froh, dass das Thema gewechselt worden war.

  • Sie sagte nichts zu seinen Worten, denn sie konnte es nicht. Das Gesicht Erethas offenbarte einen seltenen Ernst, der ebenso eine deutliche Traurigkeit in sich trug, eine Traurigkeit, die so alt war wie ihr Sklavenleben selbst. In den ersten Jahren hatte sie die Römer gehasst, aber inzwischen war dieser Hass abgeflaut. Es waren zu viele, und sie waren zu stark - genauso hätte man gegen die Gewissheit des Todes am Ende eines Lebens kämpfen können, es hätte genausowenig Sinn gemacht. Dass er weggelaufen war und es so offen und freimütig zugab, konnte sie nicht verstehen, aber ... sie hatte es inzwischen aufgegeben, die Römer verstehen zu wollen.


    "Fleisch," sagte sie und blickte zu Tudmicen hinauf, als jemand, der einem Reitervolk entstammte, würde er wissen, was sie wollte, ernährte man sich dort doch hauptsächlich von Fleisch, gesammelten Früchten und Milch der Stuten. Viel mehr gab es ohnehin auf der Steppe nicht zu essen, und keines der Reitervölker war jemals ansässig genug gewesen, um sich um den Ackerbau zu kümmern, von dem sie alle glaubten, er würde einen Krieger nur verweichlichen. Noch immer blickte sie Valens nicht an, sondern starrte geradeaus auf den Boden, die Bilder unterdrückend, die sich in ihrem Hinterkopf unwillkommenerweise bildeten und auch nicht vorüberziehen wollten.

  • Tudmicen nickte und ging.
    Valens blickte verwirrt um sich. Kaum war man einmal freundlich zu jemanden, bahandelte ihn angemessen, lud man ihn zum Essen ein, erzählte ihm freimütig alte Geschichten, deren Schluss sogar peinlich und unwürdig für ihn war - schon konnte man die Trübsal in Person sehen, die mit jeder Minute griesgrämiger wurde. Valens konnte das wirklich nicht verstehen. Waren nur Sklaven so? Oder nur Leute aus dem Osten? Oder nur Frauen? Wahrscheinlich letzteres. Durch die hatte er noch nie komplett blicken können. War er vielleicht zu plump gewesen? Vielleicht hatte er sie ja an etwas Wichtigem gehindert. Hmm...auch Valens versank ins Grübeln. Da kam nach kurzer Zeit der Steppenmann wieder. Wortlos, rasch und ohne Eretha anzublicken, stellte er schnell beide Speisen vor sie hin.
    "Ich bin dir noch etwas schuldig.", meinte Valens da und gab sein bestes, unbeschwert und nett zu klingen. "Du hast mich nach meiner Geschichte gefragt. Bist du noch immer neugierig auf sie?"

  • Tudmicen hatte die richtigen Sachen ausgewählt - das von Valens gewünschte Frühstück war wohl eindeutig für einen römischen Gaumen zusammengestellt worden und enthielt neben dem Brot, dem Ei mit Speck und dem Wasser auch eine Schale mit Oliven und ein kleines Schälchen Garum, dem wohl universellsten Würzmittel seiner Zeit, falls ihm das Aroma nicht stark genug sein würde. Erethas Teller sah ganz anders aus - zwei dicke Scheiben Fleisch, frisch angebraten, dazu ein Stück Brot, damit schien die Amazone deutlich leichter zufrieden zu stellen sein als jeder sonstige Kunde. Sie hob den Blick etwas zu Valens an, und für einige Momente lang mochte er das Echo der Traurigkeit noch erblicken können, das ihre Gedanken zuvor umklammert gehalten hatte. Sie atmete leise ein, betrachtete ihn einige Momente lang und setzte sich dann etwas auf - auf einer Kline liegen war einfach undenkbar, also benutzte sie die Liege als Sitzmöbel, nur eben ohne Rückenlehne.


    "Wenn Du sie noch immer erzählen willst, höre ich Dir zu. Zumindest weiss ich jetzt, dass Du im Norden warst und dass Du kein Kämpfer zu sein scheinst." Der Kontrast zum melodischen Wohlklang ihres griechischen dürfte nun noch deutlicher zutage treten, denn das Lateinische aus ihrem Mund klang hart, kratzig und deutlich fremdartig, hier merkte man ihr den Akzent einer anderen Herkunft deutlich an. Sie tat sich keinen Zwang an, griff eine Scheibe Fleisch mit der Hand und begann langsam, fast mechanisch, zu essen.

  • Auch Valens langte ordentlich zu - sonst wäre er ja kein Matinier gewesen. Der Koch hatte ein sehr gutes Ei genommen und der Speck war genauso, wie Valens es gut fand. Und Salz war auch noch dabei. Valens' Miene hellte sich auf. Dann wandte er sich Eretha zu.
    "Guten Appetit! Also, nun ja, wo soll ich anfangen?" Er nahm ein bisschen Speck mit Ei und schob es sich in den Mund. Dann schluckte er und sagte: "Vor 30 Jahren bin ich hier, in Tarraco, als Kind von Matinia Sabina und Gaius Matinius Agrippa geboren worden. Nun ja, mein ältester Bruder, Publius Matinius Agrippa, der heute Proconsul von Hispania ist, war damals schon 15, und ich bin immer in seinem Schatten gestanden. Nun dann, mich hat man mit unserem alten Hauslehrer, einem Kollossaier, unterrichtet. Er hat mir griechisch und auch noch viel anderes beigebracht. Es war ein sehr netter Mann gewesen. Später dann hat man ihn freigelassen, er hat wieder nach Hause gehen dürfen...und mich hat man mit 18 Jahren nach Britannien geschickt. Dort musste ich die Güter meiner Familie verwalten. Zwischendurch habe ich mir auch frei genommen, um mir andere Sachen noch anzueignen...ich habe die Sprache der Einheimischen gelernt...ich war einmal kurz in einer Miliz in einer kleinen Stadt, dort hat man mir meine bescheidenen Kampfkünste beigebracht...dann habe ich mich einer Expedition in den Norden, nach Kaledonien angeschlossen. Und dort nicht nur gute Erfahrungen mitgebracht.", grinste er und hoffte, dass Eretha den Witz verstehen würde. "Auf jeden Fall, ich war plötzlich in einem Land, wo der Tag 20 Stunden dauerte! Das war faszinierend, wirklich. Es hing mit dem Norden dieses Landes zusammen. Warst du auch schon einmal so weit im Norden, dass die Nacht fast komplett verschwand? Und Lichter haben wir gesehen, die über den Himmel schwebten, wie Signale von den Göttern." Er atmete durch und nahm noch einen Bissen von seinem Ei. "Ja, und dann habe ich die Güter in Britannien so lange verwirtschaftete, bis sie einen sehr hohen Gewinn für unsere Familie gebracht haben...und dann ist diese Pes-Montis-Geschichte passiert. Hmm." Er nahm einen Schluck Wasser. "Da habe ich einen Verwalter eingesetzt, der die ganzen Güter weiterführen sollte, und ich bin wieder nach Spanien zurück...eine gute Entscheidung, muss ich sagen. Heute bin ich Scriba der Stadt und werde sicherlich in der Wahl, die bald stattfindet, zum Magistratus gewählt werden. Sofern es die Götter wollen. Dies war die Geschichte meines heroischen Lebens.", meinte er grinsend. Dann trank er wieder einen Schluck Wasser. er wollte sie zwar nicht drängen, aber er hoffte dennoch, dass sie ihm ihre Geschichte erzählen würde.


    Sim-Off:

    Meinst du, 30 ist ein realistisches Alter für meinen Avatar?

  • Sie lauschte seiner Geschichte schweigend und aß dabei, merkend, dass ihr Körper auf die ungewohnt fleischige Nahrung mit einem leisen Grollen im Magen reagierte. Ihre vorherigen Herren hatten den Sklaven Fleisch nicht zugestanden, und der römische Einheitsbrei aus irgendwelchen Körnern war ihr seit Jahren zuwider, wenngleich er auch sättigte und Kraft gab. Die einzige jedoch richtige Nahrung, wie sie es empfand, war Fleisch, wie sie es von klein auf gewöhnt war. Und dieses Fleisch hier in der Taverne, ungesalzen, ungewürzt, wie sie es bevorzugte, schmeckte so sehr nach Kraft und Steppe, dass sie kurz die Augen schließen musste, um den wehmütigen Ausdruck der Augen zu verbergen.


    Ihr Gegenüber schien mit Appetit zu essen, was sie begrüßte, sie mochte es nicht, wenn ein kräftiger Mann glaubte, sich selbst mit allzu viel Zurückhaltung kasteien zu müssen - man nannte das 'Stoa', wie sie bei einem ihrer früheren Herren hatte lernen müssen, aber das war doch keine Ernährung für jemanden, der seine Kraft brauchte. "So weit im Norden war ich noch nie," erwiederte sie und schluckte den gekauten Bissen Fleisch herunter. "Nördlicher als Germanien kam ich nie, und ich bin froh darum, es ist so eiskalt dort. Und es regnet fast dauernd, und überall Bäume!" Sie schüttelte eilig den Kopf, Germanien war wirklich kein Land nach dem Geschmack der Amazone gewesen. Da kam ihr das wesentlich baumärmere Hispania schon eher zu Gemüte. "Aber wie kann das sein, ein Tag mit zwanzig Stunden? Wann schläft man dann? Es ist doch dann viel zu hell," überlegte sie und ass lieber weiter, bevor sie zuviel über so etwas nachdachte. Das klang schon reichlich bizarr, was er da erzählte, und ihr Blick verriet auch eine gewisse Skepsis. Wollte er sie nun veralbern?


    "Hast Du keine Kinder, keine Frau? Ich dachte immer, dass das bei Deinem Volk wichtig ist, schnell eine Familie zu gründen und Kinder zu bekommen," fragte sie dann und wich dem offensichtlichen Blick des Valens aus. So leicht wollte sie sich die Würmer nicht aus der Nase ziehen lassen und sie war sich sicher, noch viele Fragen finden zu können, um ein Gespräch über ihr eigenes Leben zu vermeiden. "Und was macht ein Scriba? Nur schreiben? Das stelle ich mir ziemlich langweilig vor."


    Sim-Off:

    also ich hätte ihn jetzt so zwischen 30 und 35 geschätzt - liegt am Bart ;) der lässt einen fast immer älter wirken als man ist.

  • Valens kaute erst einmal sein Brot hinunter, bevor er antwortete. "Ja, es gibt tatsächlich Tage, die 20 Stunden lang sind! Und ich habe einmal einen Händler getroffen, der war in Thule, eine wirklich schreckliche Region. Nördlich von Germanien, ein langer Küstenstreifen, durchzogen von Förden, bis zum nördlichsten Punkt der Welt. Dort scheint die Sonne sechs Monate, und sechs Monate ist Nacht - mit einer Übergangszeit dazwischen, die unserer gewohnten Zeit entspricht." Dann schnitt er das Ei sorgältig um den Dotter ab und aß das restliche Weiße auf. "Dort hausen die schrecklichsten Barbaren, die man sich vorstellen kann. Die Kaledonier sind richtig zivilisiert dagegen. Und streckenweise schauen die Leute dort so aus, als ob sie ein Sclammhaufen wären...diese Monster werden noch einmal großes Unheil über die zivilisierte Welt bringen." Dann fasste er mit der Gabel den Dotter und schob ihn sich samt und sonders in den Mund. Er wusste, dass sich das für einen zivilisierten Mensschen nicht gehörte, aber - es hat ja jeder seine Angewohnheiten. Dann fuhr er fort: "In Kaledonien, dort werfen die Leute übrigens Baumstämme um sich, aus reinem Zeitvertreib. Faszinierend und erschreckend zugleich."
    Dann trank er noch etwas Wasser. "Scriba, waas man da macht, fragst du? Eigentlich ist die Arbeit nicht so langweilig, wie sie sich anhört. letztens hatten wir einen ganz fürchterlichen Unfall im Hafen, und da konnte ich den Reporter spielen. 6 Menschen sind da gestorben. Das war nicht lustig. Aber auch sonst haben wir Scribae eine gute Arbeit, die auch nicht zu streng ist und auch recht gut bezahlt wird - besser als ein Legionär, der ja seine Haut zu Markte tragen muss."
    Dann ging er noch auf ihre verbleibende Frage ein. "Eine Frau, ja, das wäre schön. habe aber keine. Die ich kriege, mag ich nicht, und die ich mag, die krieg ich nicht. Ein alter Spruch, aber wahr."
    Jetzt ging Valens direkt auf sein Gegenüber ein. "Meine Geschichte, meine Erlebnisse, kennst du jetzt schon. Jetzt erzähle mir was. Von den Steppen des Ostens. Von deiner Tochter. Du musst sie früh bekommen haben, wenn sie jetzt schon reiten und kämpfen kann, denn du schaust noch nicht sehr alt aus.", meinte er freundlich, vor allem aber neugierig.


    Sim-Off:

    Eben. ;)

  • "So ein Land gibt es doch nicht," meinte Eretha und schüttelte heftig den Kopf. "Du veralberst mich, weil ich nicht so viel gereist bin wie Du, aber das ist nicht gerecht. Wie soll denn da etwas lebendiges wachsen, wenn es ein halbes Jahr hell und ein halbes Jahr dunkel ist? Da kann doch kein Mensch leben." Sie wischte sich an dem Brotstück die Finger ab und strich sich eine Haarsträhne aus der Stirn, bevor sie die zweite Fleischscheibe anging und zu kauen begann. Das war bestimmt die Rache dafür, dass sie ihre eigene Geschichte erzählt hatte. Thule! Zumindestens phantasievoll war er, das musste man ihm lassen, aber er sollte sich nicht so leicht auf die Schliche kommen lassen. Eine Lüge, die der Wahrheit nahe kam, glaubte man viel eher.


    "Baumstämme ...die Kaledonier müssen wirklich stark sein, wenn sie mit Bäumen werfen, aber dann gibt es dort sicher auch so viele wie in Germanien. Holz ist in meiner Heimat viel zu kostbar, als dass man es einfach herumwerfen würde, weil man gerade Lust darauf hat." Sie runzelte etwas die Stirn, aß dann aber weiter, ihn dabei beobachtend. Das Frauenthema schien nicht so ganz seine Sache zu sein, dafür sprang er viel zu schnell wieder in die andere Richtung, und während sie ihn betrachtete, wunderte sie sich ein wenig darüber, dass er anscheinend keine Frau fand. Bei den Römern herrschten, was das anbelangte, ohnehin seltsame Sitten - man heiratete, bekam Kinder und mochte sich meistens nicht einmal, aber man lebte trotzdem zusammen. Sie würde es nie verstehen, wie man sich freiwillig ein solches Leben suchen konnte - zudem sah er nicht schlecht aus. "Dann gehst Du auch zu den Sklavinnen?" fragte sie, immerhin kannte sie es nicht anders. Ein Römer mit Bedürfnissen lud sie eben bei denen ab, die sich nicht wehren durften.


    "Wir reiten schon früher, als wir laufen lernen," meinte sie dann ausweichend. "So hat meine Tochter schon sehr klein gelernt, mit Waffen und Pferden umzugehen. Sie hat sicher bald ihr erstes Sommerwendfest, ich denke, es ist die Zeit dazu ... das erste Fest, mit Männern gemeinsam," erklärte sie auf seinen Blick hin. "Ich bekam sie nach meinem dritten Sommerwendfest und das ist ...hm ..." sie zählte es an den Fingern ab. "... fünf-zehn Sommer lang her."

  • "Natürlich weiß ich auch nicht hundertprozentig, ob es dieses Land gibt. Ich habe nur das Wort des Händlers. Doch diesem vertraue ich. Und auch andere erzählen, dass es so ein Land gibt, nordöstlich von britannien, nördich von Germanien und nordwestlich von deinem Themiskyra, bei dem ich auch nur dein Wort habe, dass es das gibt...und es gibt tatsächlich Leute, die so weit in Norden leben. Nicht mehr die germanischen Thuleaner, sondern ein Volkstamm, der sich Finnen nennt. Ein Volk, von denen es heißt, sie wären Kannibalen. Da vergeht einem fast der Appetit." Er sah ihre Zweifel deutlich, doch sie waren sicher genau so stark wie seine Zweifel, als sie ihm von den Amazonen erzählte.
    "Oh ja, die Kaledonier sind allesamt groß und stark. Und sie haben Wälder im Überfluss, aber viel wird geholzt wegen der Baumweitwürfe...ich fürchte, die sind im Kopf anatomisch etwas benachteiligt.", grinste er.
    Bei ihrer nächsten Frage verging ihm das Grinsen. "Ich denke nicht, dass ich momentan über mein Liebesleben reden möchte. Nur so viel, ich bin kein Vergewaltiger. Sonst wäre ich zur Legion gegangen.", sagte er, halb empört, halb belustigt.
    "Hm,", meinte er zu ihrer letzten unklaren Antwort, "also kann ich dem entnehmen, dass du so in etwa mein Alter hast? Eines muss man dir lassen, du verstehst es, keine Antworten zu geben."
    Dann meinte er: "Was würdest von etwas Wein halten?"

  • "Es klingt trotzdem sehr seltsam ... bei uns gibt es wenigstens normale Tage und Nächte, und bei uns wirft auch keiner Baumstämme durch die Gegend. Holz ist viel zu teuer und kostbar für so einen Freizeitspaß," meinte die Amazone und schüttelte etwas den Kopf. Diese Kaledonier würde sie jedenfalls sicher nie verstehen, so etwas sinnloses - da gab es doch bessere Möglichkeiten, die eigene Kraft zu erproben und vor allem, keinen allzu großen Schaden in der eigenen Umgebung anzurichten. Sie biss abermals von ihrem Fleischstück ab und wischte sich die fettglänzenden Lippen mit dem Handrücken sauber.


    "Na, Dein Liebesleben geht mich auch nichts an, aber ich dachte immer, es würden alle Römer so tun. Ich habe das nie anders erlebt," erklärte sie trocken und zuckte dann die Schultern. In der langen Reihe ihrer Herren war es zumindest so gewesen, und irgendwie hätte sie es auch nicht anders erwartet - dass er sich dagegen so vehement verwehrte, war eher erstaunlich. "Sie alt ich bin, weiss ich nicht, wir zählen die Sommer selten, aber ich würde vermuten, dass wir im etwa ähnlichen Alter sind. Es dürften etwa dreissig Sommer sein, vielleicht ein paar mehr, aber meine Mutter konnte es mir nie sagen, weil sie ebenfalls nicht gezählt hat." Dann blickte sie ihn etwas aufmerksamer an. "Was willst Du wissen? Meine Lebensgeschichte? Wie Dein Volk mir die Freiheit nahm, mich verletzte, vergewaltigte und in Ketten schlug?" Die Brauen Erethas hoben sich etwas an.


    "Du wirst vielleicht verstehen, dass ich nicht unbedingt scharf darauf bin, einem Römer meine Schande zu berichten." Zu der Weinfrage schüttelte sie kurz den Kopf. "Ich trinke keinen Wein. Er macht den Geist schwach und den Körper willig."

  • "Na schön, es ist nur so, dass wir Matinier große Liebhaber des Weins sind. Gibt es bei euch, in den Steppen, auch Wein? Ich glaube zwar irgendwie nicht, aber ich kann mich täuschen."
    Dann gurgelte er noch den letzten Schluck seines Wassers hinunter und sagte dann: "Nun, Kaledonier...Immerhin sind sie sehr gastfreundlich, selbst gegenüber uns, obwohl wir als Römer eigentlich Feinde waren. Obwohl die Tage einmal nur 6 und dann 18 Stunden dauern. Ein eigenartiges Volk mit einer eigenartigen Sprache...und ein Getränk haben sie noch, eine Art starken Schaps oder Met, den sie in sich reinschütten wir wir hier das Wasser...Ich kann mich nicht mehr an den Namen erinnern, aber er hat mich eigenartigerweise an Katzen erinnert...seltsam..."
    Dann atmete er tief aus, als Eretha ihm davon berichtete, wie groß ihre Schande gewesen war: "Nein, darauf bin ich nicht aus. Ich habe jetzt so lange über Hispania, Kaledonien und Thule geredet, und ich würde es schön finden, wenn du mir auch einmal etwas von deiner Heimat erzählst."


    Sim-Off:

    Whisky -> Whiskas (das Katzenfutter) :D

  • "Bei uns gibt es durchaus Wein, aber nur, wenn man ihn geschenkt bekommt - wir betreiben keinen Ackerbau und müssen solche Dinge handeln. In Themiskyra selbst werden solche Waren natürlich benutzt, es gibt auch angesiedelte Bäuerinnen um die Stadt herum, aber das eigentliche Leben einer Amazone besteht aus dem Kampf und dem Reiten ..." sie legte den Kopf etwas schief. "Ich mag den Wein nicht besonders, er macht schnell betrunken, und ich bin nicht daran gewöhnt. Die meisten benutzen ihn eher dazu, eine Frau willig zu machen, die nicht willig ist - zumindest haben das meine früheren Herren gern bei den anderen Sklavinnen getan," meinte sie recht freimütig und blickte ihn ruhig an.


    "Die Steppe ... sie ist endlos, so weit, dass man tagelang reiten kann und darin zu ertrinken glaubt," meinte sie schließlich nach einer längeren Pause, die Augen halb schließend, damit er den wehmütigen Ausdruck darin nicht entdecken konnte. "Tagsüber ist das Klima mild bis rauh, im Sommer kann es sehr heiss werden, dann verbringen wir viel Zeit damit, nach einem Wasserloch zu suchen und solche Dinge - im Winter wird es kühl und wir suchen uns einen Ort, an dem wir in Frieden überwintern können, ohne viel herum ziehen zu müssen. Die meisten Stämme haben ein Winterlager, in dem sie sich einfinden, wenn es kalt wird." Sie aß schnell weiter, die weiteren Erinnerungen in neuen Bissen Fleisch erstickend. "Wir haben keine Häuser, und keine Kamine, wir leben unter freiem Himmel, und die Sterne sind uns Licht."

  • "Oh, ich bin beileibe kein Säufer, aber ich mag Wein. Für mich ist das etwas zum Genießen und nicht zum Ansaufen...Und meine Meinung gegenüber diese", er verzog die Mundwinkel, "Herren habe ich eh schon angedeutet...sie sind genauso gut wie die hintersten, letzten Barbaren von Thule oder Kaledonien oder wissen die Götter wo noch.", sagte er, während sich seine Brauen in der Mitte zusammenzogen.
    Bei ihrer Beschreibung ihrer Heimat hörte er aufmerksam zu. Als sie geendet hatte, sagte er: "Das klingt sehr schön." Dann schwieg er kurz. "Diese Beschreibung hört sich nach dem an, was ich schon über die Steppenvölker gehört habe...nun...und ich kann auch nicht glauben, dass du eine Barbarin bist, also muss es eine Kultur dort geben, der du entstammst. Ich muss gestehen, meine Zweifel werden immer weniger.", lächelte er. "Außerdem kann ich keine Anzeichen von Lüge in deinem Gesicht sehen.", meinte er.

  • "Ich fürchte, mit deiner Meinung über bestimmte ... Praktiken ... stehst Du ziemlich alleine da, aber sie ehrt Dich. Es gibt nicht viele Römer, die offen das Verhalten anderer verurteilen, die sich an Wehrlosen vergehen. Dürften Sklaven Waffen tragen, wäre das alles sicher anders, aber ... es ist, wie es ist." Sie aß das letzte Stück der Fleischscheibe und leckte sich sorgfältig die Finger sauber, um kein Stück des Aromas zu vergeuden, dann säuberte sie wie schon zuvor die Finger mit dem Brot und begann, auch dieses zu essen. "Es bringt nichts, darob einen Gedanken zu verlieren, denn die, die es tun wollen, werden es auch weiterhin tun, und die anderen tun es eben nicht."


    Sie streckte die Beine ein wenig aus und wippte bedächtig mit einem Fuß auf und ab. "Kultur ... es ist eine Lebensweise, die unserer Tradition entspricht, und so werden wir auch weiterhin leben, solange auch nur eine freie Frau Themiskyra verteidigt. Wir haben uns nie danach gesehnt, viel zu besitzen, wir wollten einfach nur in alle Ruhe so leben, wie es unserer Tradition entspricht. Ich wünschte, ich könnte wieder dort sein, aber ich glaube nicht daran, dass ich jemals wieder zurückkehren werde. Als Kriegerin bin ich entehrt und hier gilt ein Sklave weniger als nichts ... egal, wie gut oder schlecht sein Charakter ist. Ich glaube nicht, dass sich irgendein Römer auch nur ansatzweise vorstellen kann, was es bedeutet, nicht frei zu sein. Sonst gäbe es keine Sklaven mehr."

  • "Tut mir Leid, aber in diesem Punkt kann ich nicht mit dir übereinstimmen. Wenn Sklaven Waffen in ihre Hände kriegen, wird das furchtbar sein...ein Gemetzel...stelle dir einen Sklavenaufstand hier in Tarraco vor. Die Sklaven würden alle Leute, egal ob bewaffnet oder nicht, abschlachten, nur um es ihnen heimzuzahlen - unter anderem auch meine Wenigkeit. Dann kommen die Legionen und töten ihrerseits die Sklaven - wenn es die erste nicht schafft, wird es die zweite schaffen. Selbst Spartacus, der größte Sklavengeneral, scheiterte am Ende zwangsläufig. Und das ganze verursachte nur Leid unter Römern und Sklaven."
    Dann sagte er: "Was würdest du machen, wenn du plötzlich frei gelassen werden würdest? Ich meine, wenn du nicht zurückkehrst, was willst du dann anfangen?"
    Dann bemerkte er, dass auch Eretha fertig war mit dem Frühstück. "Und, hat es geschmeckt?"

  • "Sie hätten nur dann Grund, mit Waffengewalt gegen ihre Herren vorzugehen, wären sie schlecht behandelt worden," gab sie ruhig zu bedenken und verspeiste den letzten Krümel des hellen Brots. "Spartakus wollte irgendwann zuviel, glaube ich. Soweit ich diese Geschichte verstanden habe, war ihm die Freiheit nicht mehr genug, und dann kamen die Legionen. Ich verstehe nach wie vor nicht, wieso Dein Volk einen Mann wie Pompeius bewundert, der sechstausend Menschen entlang der Straße kreuzigen ließ ...aber es gibt vieles, das ich bei den Römern wahrscheinlich nie verstehen werde." Sie lächelte schief und betrachtete ihn eine Weile lang aufmerksam.


    "Hier? Ich weiss es nicht. Mein Wort bindet mich an meine Herrin, bis sie mich wegschickt - ich versprach, ihr Leben zu schützen, und das werde ich tun, bis sie mir dieses Versprechen erlässt. Danach ... ich weiss es nicht. Es gibt hier nichts, was ich tun könnte. Vielleicht sehr lange reiten, mir das Land ansehen ... aber ich habe keine Pläne. Wenn man nicht frei ist, plant man nicht mehr. Dieses Vorrecht ist den Römern gegeben, die unsere Ketten geschmiedet haben." Sie blickte kurz auf die Finger, um zu nicken. "Es hat gut geschmeckt. Genau richtig."

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!