In einer neuen Toga trat ich auf die Rostra und ließ meinen Blick über die Menge schweifen. Mit Verachtung bemerkte ich, dass hier nun ein anderer Ton herrschte. Die Frauen machten sich publik und die Männer wurden niedergetrampelt.
Dem musste ich entgegenwirken. Außerdem musste das Volk erfahren, was sich in Germanien zugetragen hatte. Langsam hob ich die linke Hand zur Rednerpose.
"Volk von Rom,
höre mich an. Vor einigen Monaten entsandte man mich nach Germanien, um dort dem Legatus Augusti Pro Praetore zu dienen. Mit vielen Erwartungen kam ich und mit sehr viel mehr Erfahrungen kehre ich zu euch zurück.
Maximus Decimus Meridius hat seinen Posten nicht ohne Grund inne. Auch wenn man hier in Rom munkelt, er habe zuviel Macht inne und würde konspirativ handeln, so ist daran kein bisschen Wahrheit. Dieser Mann bemüht sich tagein tagaus, die Provinz Germanien bestens zu verwalten.
Sicher, auch ein Mann wie Meridius ist nicht ohne Fehl. Aber diese kleinen Fehler verblassen in Anbetracht der schier unlösbaren Aufgaben, vor die er sich oft gestellt sieht.
Nun werdet ihr fragen, woher weiß dieser Quaestor soviel über seinen Vorgesetzten?
ICH habe im Gegensatz zu meinem Kollegen in der sonnigen Westprovinz sicherlich mehr zu tun gehabt als den lieben langen Tag Wein zu schlürfen und wie ein Gott zu leben. Ich wurde von vornherein völlig in die Abläufe der Provinz eingebunden.
Germanien ist eine starke Provinz - eine Provinz mit Zukunft und voller Möglichkeiten. Unsere Legionen bewachen täglich die Grenze dieser stolzen Provinz. Die Classis Germanica hat erst unlängst begonnen, sich in die Abläufe der im Norden ansässigen Legionen zu integrieren und mit der Legio IX Hispana viel Gutes für das Imperium zu leisten.
Ich wünschte, die Politik hier könnte sich manchmal etwas mehr der in Germanien angleichen. Wir müssen uns auf unsere alten Tugenden rückbesinnen: Stärke, Mut, Entschlossenheit, Disziplin.
Ich rede davon, dass ich es nicht gutheiße, wie derzeit mit unseren Tugenden umgesprungen wird. Edle Männer, die sich auf der Rostra behaupten wollen, werden von lärmenden Weibsbildern in den Staub getreten, nur um zu erfahren, wie erbärmlich mittlerweile der Werteverfall vorangeschritten ist.
Ich rufe jeden einzelnen ehrlichen, tugendhaften Römer auf, zu den Wahlurnen zu schreiten und seine Stimme den Männern zu geben, die seine Interessen am besten vertreten.
Nun werdet ihr mich wieder fragen, Strabo, woher kannst du das wissen? Du hast nie eine Rede auf der Rostra gehört.
Das stimmt allerdings. Aber in schriftlicher Form konnte ich sie hier noch einmal vorfinden und ich bin erschüttert. Eine edle Gens mit Namen Tiberia hat es bisher weit gebracht. Doch leider scheint der Moralverfall auch hier Einzug gehalten zu haben. Wer unter euch möchte nicht wieder eine starke Gens Tiberia sehen, von einem Mann geführt, dessen Integrität unbestritten ist.
Tiberius Vitamalcus ist unbestritten sehr integer. Der Armee diente er viele, entbehrungsreiche Jahre. Der Politik wird er genauso gut dienen, da bin ich mir sicher.
Doch die ehemalige Quaestrix Honoria verunglimpft Aurelius Antonius, einen Mann, der sich redlich darum bemüht hat, seinen Posten gewissenhaft zu erfüllen, der mir sogar Rückmeldung zu meinen Briefen zukommen ließ.
Diesen Mann verunglimpft sie aus persönlich Rachsucht, um ihr Gefühl zu befriedigen. Sie vergewaltigt das Volk mit ihren Worten, die soviel Gift verspritzen, dass es den Tod dieser ewigen Stadt und dieses edlen Volkes bedeuten könnte, sollte man diese Frau nicht stoppen.
Volk von Rom, ich trat einst vor euch, um euch zu sagen, dass es wichtig ist, den Senat gut und tüchtig zu ergänzen. Nun fragt euch, werdet ihr dieser Frau eure Stimme geben, auf dass sie den Senat ergänzt? Sie wird den Senat mit ihren Irrlehren vergiften, ihn zersetzen, ihn mürbe machen.
Doch der Senat ist nicht meine einzige Angelegenheit. Unser Imperator hat einst die Frauen in den Senat gelassen, um diesen numerisch aufzustocken. Außerdem stammten diese Frauen aus Gentes, die unbestritten integer, tapfer, entschlossen, mutig und kraftstrotzend waren. Doch würde er nun erneut auf diese Gentes blicken, sähe er, dass es Löcher in dieser heilen Fassade gäbe. Keiner würde es ihm verdenken, wenn er nun - wo der Senat wieder zu voller Blüte erwachsen ist - den Frauen einen Riegel verschieben würde und somit das Zeichen setzte für eine neue Ära der reinen Politik.
Ich danke euch."