Abschluss einer Amtszeit

  • In einer neuen Toga trat ich auf die Rostra und ließ meinen Blick über die Menge schweifen. Mit Verachtung bemerkte ich, dass hier nun ein anderer Ton herrschte. Die Frauen machten sich publik und die Männer wurden niedergetrampelt.
    Dem musste ich entgegenwirken. Außerdem musste das Volk erfahren, was sich in Germanien zugetragen hatte. Langsam hob ich die linke Hand zur Rednerpose.


    "Volk von Rom,


    höre mich an. Vor einigen Monaten entsandte man mich nach Germanien, um dort dem Legatus Augusti Pro Praetore zu dienen. Mit vielen Erwartungen kam ich und mit sehr viel mehr Erfahrungen kehre ich zu euch zurück.


    Maximus Decimus Meridius hat seinen Posten nicht ohne Grund inne. Auch wenn man hier in Rom munkelt, er habe zuviel Macht inne und würde konspirativ handeln, so ist daran kein bisschen Wahrheit. Dieser Mann bemüht sich tagein tagaus, die Provinz Germanien bestens zu verwalten.


    Sicher, auch ein Mann wie Meridius ist nicht ohne Fehl. Aber diese kleinen Fehler verblassen in Anbetracht der schier unlösbaren Aufgaben, vor die er sich oft gestellt sieht.
    Nun werdet ihr fragen, woher weiß dieser Quaestor soviel über seinen Vorgesetzten?


    ICH habe im Gegensatz zu meinem Kollegen in der sonnigen Westprovinz sicherlich mehr zu tun gehabt als den lieben langen Tag Wein zu schlürfen und wie ein Gott zu leben. Ich wurde von vornherein völlig in die Abläufe der Provinz eingebunden.


    Germanien ist eine starke Provinz - eine Provinz mit Zukunft und voller Möglichkeiten. Unsere Legionen bewachen täglich die Grenze dieser stolzen Provinz. Die Classis Germanica hat erst unlängst begonnen, sich in die Abläufe der im Norden ansässigen Legionen zu integrieren und mit der Legio IX Hispana viel Gutes für das Imperium zu leisten.


    Ich wünschte, die Politik hier könnte sich manchmal etwas mehr der in Germanien angleichen. Wir müssen uns auf unsere alten Tugenden rückbesinnen: Stärke, Mut, Entschlossenheit, Disziplin.


    Ich rede davon, dass ich es nicht gutheiße, wie derzeit mit unseren Tugenden umgesprungen wird. Edle Männer, die sich auf der Rostra behaupten wollen, werden von lärmenden Weibsbildern in den Staub getreten, nur um zu erfahren, wie erbärmlich mittlerweile der Werteverfall vorangeschritten ist.


    Ich rufe jeden einzelnen ehrlichen, tugendhaften Römer auf, zu den Wahlurnen zu schreiten und seine Stimme den Männern zu geben, die seine Interessen am besten vertreten.
    Nun werdet ihr mich wieder fragen, Strabo, woher kannst du das wissen? Du hast nie eine Rede auf der Rostra gehört.


    Das stimmt allerdings. Aber in schriftlicher Form konnte ich sie hier noch einmal vorfinden und ich bin erschüttert. Eine edle Gens mit Namen Tiberia hat es bisher weit gebracht. Doch leider scheint der Moralverfall auch hier Einzug gehalten zu haben. Wer unter euch möchte nicht wieder eine starke Gens Tiberia sehen, von einem Mann geführt, dessen Integrität unbestritten ist.


    Tiberius Vitamalcus ist unbestritten sehr integer. Der Armee diente er viele, entbehrungsreiche Jahre. Der Politik wird er genauso gut dienen, da bin ich mir sicher.
    Doch die ehemalige Quaestrix Honoria verunglimpft Aurelius Antonius, einen Mann, der sich redlich darum bemüht hat, seinen Posten gewissenhaft zu erfüllen, der mir sogar Rückmeldung zu meinen Briefen zukommen ließ.
    Diesen Mann verunglimpft sie aus persönlich Rachsucht, um ihr Gefühl zu befriedigen. Sie vergewaltigt das Volk mit ihren Worten, die soviel Gift verspritzen, dass es den Tod dieser ewigen Stadt und dieses edlen Volkes bedeuten könnte, sollte man diese Frau nicht stoppen.


    Volk von Rom, ich trat einst vor euch, um euch zu sagen, dass es wichtig ist, den Senat gut und tüchtig zu ergänzen. Nun fragt euch, werdet ihr dieser Frau eure Stimme geben, auf dass sie den Senat ergänzt? Sie wird den Senat mit ihren Irrlehren vergiften, ihn zersetzen, ihn mürbe machen.


    Doch der Senat ist nicht meine einzige Angelegenheit. Unser Imperator hat einst die Frauen in den Senat gelassen, um diesen numerisch aufzustocken. Außerdem stammten diese Frauen aus Gentes, die unbestritten integer, tapfer, entschlossen, mutig und kraftstrotzend waren. Doch würde er nun erneut auf diese Gentes blicken, sähe er, dass es Löcher in dieser heilen Fassade gäbe. Keiner würde es ihm verdenken, wenn er nun - wo der Senat wieder zu voller Blüte erwachsen ist - den Frauen einen Riegel verschieben würde und somit das Zeichen setzte für eine neue Ära der reinen Politik.


    Ich danke euch."

  • Wohl zu jenem Moment zugegen, als Strabo, mit neuer Toga angetan, die Rostra erklomm, blieb sie stehen und lauschte den Worten schweigend und mit einem merklichen Stirnrunzeln. Als er geendet hatte, wandte sich die Iulierin ab und schüttelte deutlich sichtbar den Kopf, ohne Beifall zu spenden.


    "Gibt es denn keinen mehr, der seine politischen Aussagen machen kann, ohne auf dem Engagement der römischen Bürgerinnen herumzutrampeln wie ein Elefant im Glaswarenladen? Haben denn die römischen Männer nichts anderes mehr zu bieten als eine überspitzte Abgrenzung gegen den Erfolg der Frauen?" Sie trat beiseite und setzte den Weg über das Forum fort, nun wieder in Gedanken versinkend.

  • Sim-Off:

    Ich hoffe jetzt mal, dass du so laut gesprochen hast, dass ich es da oben verstehen konnte. Wenn nicht tut es mir leid :D dann editiere ich zu einem bewertenden Post oder so...


    Ich sah mich vor der Rostra um und erblickte eine Frau, die scheinbar doch reges Interesse an meiner Rede zeigte.


    "Ich trampele nicht generell auf dem Engagement der Frauen herum. Das hättest du als aufmerksame Zuhörerin sicherlich nicht in meinen Worten finden können.
    Viele Frauen engagieren sich öffentlich und tragen dazu bei, dass es dem Imperium wohl ergeht. Viele Frauen haben viele großartige Männer groß gezogen. Der Erfolg der Frauen zeigt sich in vielen Bereichen des Lebens. Warum wollen die Frauen uns Männern, die sowieso wissen, wie wunderbar sie sind, noch beweisen, dass sie es sind, indem sie sich auf der Rostra belächelnd und auslachen lassen?


    Ich denke, dass diese Wahlen zum Cursus Honorum wegweisen sein werden. Unter allen Kandidaten gibt es nur zwei Frauen. Artoria Medeia wird nicht ob ihrer Anstrengung siegen. Sie wird siegen, weil es nur vier Kandidaten für die Quaestur gibt. Somit müssten alle vier Kandidaten siegen.


    Zeige mir auf...", schrie ich über das Forum.


    "...zeige mir auf, dass Honoria Erfolg hatte oder dass sie besonderes Engagement gezeigt hat, Engagement, das über Antonius hinausgeht, ihn übertrifft."

  • Sim-Off:

    eigentlich stell ich es mir schwer vor, oben auf der Rostra jemanden zu hören, der unten in einer Menge steht und in normaler Lautstärke spricht, aber ^^ lassen wir das mal beiseite.


    Sie verharrte und wandte sich um, Pompeius Strabo bei seinen Worten anblickend, um dann abermals den Kopf zu schütteln.


    "Artoria Medeia wurde schwer verletzt, als sie ihre Kandidatur bekanntgab, und es sollte einem Mann, der genug dignitas besitzt, eigentlich angelegen sein, zumindest diesen Umstand zu berücksichtigen, wenn er denn meint, seine Ansichten über die römische Politik zum Besten geben zu müssen. Ein candidatus wurde niedergestochen, als er seine Rede dem Volk zu Gehör brachte, und Du hast zu diesen Vorkommnissen nicht mehr zu sagen, als dass sie unverdient ihr Amt antreten wird? Achte auf Deine Worte, denn sie sprechen gegen Dich. Wenn es nur vier Kandidaten gibt, dann gewinnen auch die männlichen Aspiranten ohne Anstrengung, das solltest Du nicht vergessen - nicht wegen ihrer Ansichten." Sie blickte inzwischen offen in die Richtung des Redners, während neben ihr wohl der ein oder andere auswich, um sie besser ansehen zu können, als das Streitgespräch begann.


    "Warum sollte einer begabten, klugen Frau nicht möglich sein, einen Weg in die Politik anzustreben, wenn sie dieselben Voraussetzungen besitzt wie ein Mann? Frauen dienen den Göttern wie die Männer, Frauen verwalten Städte wie Männer, Frauen arbeiten in Schreibstuben wie Männer - warum sollten sie ihre Gaben, ihr Wissen um Verständnis, Diplomatie und das Verhalten der Menschen nicht zum Wohle des Reiches einsetzen dürfen? Wirkt eine kluge Frau unweiblicher für Dich? Oder traust Du es einer Frau, die darin geübt ist, vielen Dingen gleichzeitig Aufmerksamkeit schenken zu müssen, damit ein Haushalt funktioniert, nicht zu, das Augenmerk auch auf politische Dinge richten zu können? Zeige Du mir, dass Honoria, wenn sie Stimmen auf sich ziehen kann, es nicht wert ist, ihr Atm zu bekleiden, zeige mir, wo Medeia fehl in dem geht, ihre Kraft der Öffentlichkeit zu widmen, wie sie es zuvor am Hof des Kaisers tat. Und ich sage Dir, bedenke Deine Worte wohl, so sie wirklich Deiner Meinung entsprechen, denn im Augenblick wirkst Du für mich eher wie ein Mann, der die günstige Chance nutzt, sich in eine Ecke zu stellen, von der er sich Unterstützung hofft, die er zuvor niemals erhalten hätte." Ihre Haltung hatte sich aufgerichtet, einer Iulia würdig, die im Bewusstsein einer langen Familientradition sprechen konnte.

  • Ein leises, anerkennendes Lächeln schlich sich in meine Gesichtszüge. Ich nickte ruhig.


    "So spricht denn nicht eine ungebildete Frau zu mir, will mir scheinen. Ich versuche für das gesamte Volk zu sprechen, was mir scheinbar jetzt noch nicht gelingt, denn die kritischen Zungen zischen lauter denn je.


    Ich habe dir schon einmal gesagt, dass ich nicht auf den Frauen allgemein herumtrampele. Es erzürnt einen Redner, wenn er anhören muss, dass seine Streitpartnerin nicht zuzuhören vermag.


    Warum sollten wir nicht selektieren zwischen fähiger und unfähiger Frau? Das meinst du doch. Natürlich ist das eine Möglichkeit, doch wie unterscheidet sich für dich die Dumme von der Gebildeten? Wie kannst du das Gut der Bildung auf die höchste Stufe stellen und gleichzeitig den Werteverfall propagieren?


    Das Volk wird seine Meinung zum Ausdruck bringen durch Wahlen. Doch wenn dem Volk schon alle vier Möglichkeiten gegeben sind, seine Stimmen zu verteilen, kann nicht von Leistung die Rede sein, bei niemandem. Kein Mann dürfte dann sagen, durch Leistung gewonnen zu haben. Und keine Frau dürfte sich gut genug nennen, dieses Amt einnehmen zu dürfen.


    Eine kluge Frau unterscheidet sich von einem klugen Mann nur durch ihr Geschlecht. Wenn jedoch die Klugheit fehlt, so darf man definitiv nicht von Chancengleichheit sprechen. Und schelte mich nicht der Verleumdung. Ich denke nur, dass persönliche Rachegefühle niemals über den Interessen des Volkes stehen sollten, wie sie es bei Honoria waren.


    Um auf Artoria Medeia zu sprechen zu kommen. Eine kaiserliche Dienerin versucht in den Cursus Honorum einzutreten. Welche Herkunft berechtigt sie dazu? Hat sich die Gens Artoria je in der Vergangenheit als nützlich erwiesen? Den Kaiserhof in allen Ehren, aber solch eine Anmaßung ist geradezu lächerlich.
    Dass sie angegriffen wurde, verdanken wir einem dreckigen Sklaven, vielleicht einem verprellten Liebhaber der Praeposita Medeia, wer weiß? Einzig und allein die Herkunft und das Können - in dieser Kombination - entscheiden über Gedeih und Verderb eines jeden Kandidaten.


    Ich rufe das Volk daher auf, selbst zu entscheiden, ob es sich weiter foppen lassen will von einer Politik, die adelige Frauen über plebejische Männer stellt, ob es weiterhin zusehen will, wie der Werteverfall voranschreitet...oder ob es ENDLICH einmal die Zügel selbst in die Hand nimmt und zu einer historischen Antwort findet. In diesen Tagen liegt das Schicksal dieser Stadt nicht nur in deinen oder meinen Händen...das GESAMTE Volk wird entscheiden, ob Geschichte geschrieben wird, oder ob man nur das fortsetzt, was den Senat schon seit Jahren zersetzt.


    Vom kleinsten Händler bis zum mächtigsten Patrizier rufe ich daher jeden auf...GEHT WÄHLEN! Lasst wieder neues, reines Blut in die Venen dieser Stadt!"

  • Milo verfolgte die Unterhaltung schmunzelnd. Er fand es überaus amüsant zu beobachten, wie geschickt diese kluge Frau gegen einen gestandenen Politiker zu argumentieren wusste. Er ertappte sich sogar dabei, dass er ihr insgeheim in zahlreichen Punkten zustimmen musste. Glücklicherweise hatte er die Zeit des Wahlkampfes bereits zu nutzen gewusst, sich die ein oder andere Information über die Kandidaten und auch die noch im Amt befindlichen Magistrate zu Gemüte zu führen. So fiel ihm vor allem eine Bemerkung des Redners nun besonders auf und er konnte der Versuchung nicht widerstehen, auf diesen Punkt zu reagieren.
    "Quaestor, du sprichst einen interessanten Aspekt an. Wenn dem Volke für diese vier Ämter nur vier Möglichkeiten zur Auswahl stehen, dann ist laut deinen Aussagen nicht von einem Sieg durch Leistung auszugehen. Doch wie verhielt es sich im letzten Wahlkampf? Gehe ich nicht recht in der Annahme, dass sich auch damals nur vier Kandidaten fanden und eben diese auch tatsächlich gewählt wurden? Warst nicht du selbst einer von ihnen? Warst du nicht gar derjenige mit dem geringsten Stimmanteil? Steht es dir nun wirklich zu, noch vor Bekanntgabe des Wahlergebnisses in solcher Weise über die zur Wahl stehenden Kandidaten zu urteilen?"

  • "In der Tat. Das ist wohl wahr. Ich konnte die wenigsten Stimmen auf mich vereinen. Doch du solltest auch den Kontext betrachten, in dem diese Stimmen abgegeben wurden.


    Marcus Aurelius Antonius hatte sich bereits als Centurio der Legio I hervorgetan. Außerdem steht ein Patrizier mit so einer glorreichen Gens nie ohne massig Stimmen da.


    Helvetius Tacitus konnte soviele Stimmen auf sich vereinen, da die Gens Helvetia enge Beziehungen zum Kaiserhaus pflegt und auch schon andere Mitglieder dieser Gens hohe Ämter im Senat bekleideten.


    Tiberia Honorias Antrittsrede war seinerzeit nicht schlecht formuliert. Außerdem hatte sie auch hier eine mächtige und einflussreiche Gens hinter sich, und konnte somit zahlreiche Stimmen auf sich vereinen.


    Zur Gens Pompeia möchte ich dir eines erzählen: sie war mal mächtig, aber mittlerweile benötigt sie wieder Antrieb. Und dazu bin ich auch in den Cursus Honorum gegangen. Ich denke, einen Politiker sollte man nicht von der Lage beurteilen, in der er sich vor seiner Legislatur befand, sondern danach.
    Sicherlich entwaffne ich damit mein Argument zu Medeia - demnach sollten wir da abwarten. Was ich jedoch zu Honoria sagen kann, ist, dass dort viel heiße Luft mit wenig Inhalt versprüht wurde."

  • Zufrieden nahm Milo zur Kenntnis, dass der Mann seinen argumentativen Fehlgriff eingestand und zurücknahm. Er nickte nachdenklich und erinnerte sich der darüber hinaus gesagten Worte.
    "Nun rufst du uns also dazu auf, die Kandidatin Tiberia Honoria nicht zu wählen und stattdessen dem Aurelier unsere Stimme zu geben. Du begründest dies damit, dass der Anteil der Frauen im Senat keinen weiteren Zuwachs nehmen soll. Dies ist eine Entwicklung, die ich in ihren Grundsätzen durchaus unterstütze. Doch übersiehst du dabei nicht, dass es nicht das Volk ist, welches die Senatoren wählt? Einzig und allein dem Kaiser obliegt es, einen verdienten Bürger als dieses Standes würdig zu erachten oder nicht. Ich halte es für einen großen, sogar sehr großen Fehler, die Ämter des Cursus Honorum nach solchen Kriterien zu besetzen. Wir wählen in diesem speziellen Fall einen Aedilis Curulis und keinen Senator. Wir sollten den Kandidaten wählen, welchem wir dieses Amt am ehesten zutrauen, welcher für dieses spezielle Amt die besten Voraussetzungen und das beste Programm mit sich bringt. Es geht nicht um die Frage der möglicherweise damit verbundenen Standeserhebung."

  • "Es gibt auf die meisten Ämter kaum Bewerber, falls Dir das schon aufgefallen sein sollte, nicht nur für die Quaestur. Letztendlich wird keiner der aktuellen Bewerber auf irgendein Amt des cursus honorum in die Verlegenheit kommen, wirklich um seinen Posten kämpfen zu müssen, egal, wie verlässlich, wie klug oder wie fanatisch der Bewerber für seine Ansichten eintritt," gab sie recht trocken zu bedenken und warf einen Blick zur Seite, die Worte des Flavius Milo abwartend, bevor sie ihre Gedanken weiter führte.


    "Viele Deiner Worte richten sich gegen Tiberia Honoria, und ich frage mich, wieso Du nicht die Zeit ihrer Kandidatur genutzt hast, um mit ihr von Angesicht zu Angesicht über all jene Punkte zu diskutieren, die Dir anscheinend nicht gefallen - jetzt im Nachhinein auf die Rostra zu steigen und einem direkten Schlagabtausch auszuweichen, ist sehr vieles, aber sicher nicht mutig und sicher nicht römisch. Ist nicht die direkte Diskussion, die Auseinandersetzung mit Worten vor anderen einer der ältesten Werte unserer politischen Tradition? Stattdessen stellst Du Dich am Tag der Wahl hin und ziehst über die candidata her wie ein Waschweib über eine andere, die gerade nicht anwesend ist. Ich kann mich vielleicht nicht mit jedem Punkt des politischen Programms der Tiberia Honoria anfreunden, aber was Du hier machst, empfinde ich als ausgesprochen falsch."


    Sie blickte sich kurz um, wohl die Reaktionen der Menge abwartend, bevor sie fortfuhr. "Was das Attentat auf die candidata Artoria Medeia angeht, steht Dir, denke ich, keinerlei wirkliches Urteil darüber zu, welches an ihrer Tugend und Würde zweifelt - solltest Du Dich wirklich auf ein solches Niveau herabbegeben wollen wie die billigen Gerüchte, die es hier überall in der Stadt zu hören gibt? Ist Deine Kritik nun eine ernsthafte, oder versteift sie sich auf Allgemeinplätze, die man an jeder Ecke hören kann? Dann wären die Ecken der ewigen Stadt sicher ein besserer Platz als die rostra, die Du mit deinem haltlosen Giftspritzen verunreinigst. Auch Artoria Medeia hättest Du gegenübertreten können, als sie öffentlich kandidierte, auch wenn dies nun ein eher trauriges Ende genommen hat - aber stattdessen versuchst Du, Dich hier zu profilieren. Ist das die Art, in der in Rom Politik gemacht wird? Ich glaube nicht! Hast Du vergessen, dass auch die homines novi die politische Landschaft bereichert haben? Ein Cicero, dessen Worte über den Staat uns unvergessen sind, stammte auch aus einfacher, ritterlicher Familie und errang höchste Ehren. Wieso sollte dies einer Artorierin nicht möglich sein?"

  • Antoninus stand im Hintergrund und folgte unbemerkt der Rede. Es ging zum Teil um ihn und da wollte er sich nicht einmischen. Später hielt er aber die Zeit für gekommen, sich Strabo zuzuwenden.



    "Salve Quaestor! Ich habe aufmerksam zugehört. Es freut mich, dass du inzwischen anders über mich denkst, denn unsere gemeinsame Amtszeit ist nicht ohne Konflikte gestartet. Erinnerst du dich noch? Ich habe Tiberia Honoria stark kritisiert und zum ersten Quaestorentreffen keine Einladung geschickt, weil sie trotz Geduld meinerseits es versäumt hatte, sich vereidigen zu lassen. Du hast sie damals stark verteidigt."


    Antoninus lächelte freundlich.


    "Ich war streng und ich habe Ansprüche an die Vorbildlichkeit eines Quaestors gestellt, die gegen Ende unserer Amtszeit sowohl von dir als auch von Tacitus erbracht wurden. Du bist nicht der Erste, der negativ über die Leistungen der Tiberia Honoria spricht. Vor Tagen haben ich ähnliches von einem Mann aus Spanien gehört, der es wissen muss.
    Es freut mich natürlich sehr, dass du meinen Einsatz würdigst und dass du meine strengen Ansichten nun gutheißt, wo du sie anfangs doch für übertrieben gefunden hast. Wir alle lernen dazu und wir lernen aus unseren Erfahrungen und es erfordert Mut, Fehleinschätzungen öffentlich zu korrigieren. Du hast festgestellt, dass du dich sowohl in mir als auch in Tiberia Honoria getäuscht hast und scheust dich nicht, es öffentlich kundzutun. Dafür zolle ich dir Achtung."

  • An Milo gewandt sagte ich ruhig:


    "Sicher wählt das Volk nur diejenigen, die es für fähig erachtet. Doch wir Politiker auf der Rostra sind dazu da, meinungsbildend zu sein und das Volk manchmal auf den richtigen Weg zu lenken. Ich denke, extremes Standesdünkel wird uns nicht viel bringen, aber wir sollten auch darauf achten, dass unsere Blutlinie rein bleibt."


    Helena betrachtete ich schließlich lächelnd und griff schnell in ein kleines Ledersäckel unter meiner Toga. Rasch förderte ich eine Sesterze zutage. Mit einem flapsigen Schwung warf ich die Münze Helena zu Füßen.


    "Diese Münze symbolisiert Oppurtunismus. In der Politik hat jeder zwei Gesichter, und das sage ich ehrlich, denn Ehrlichkeit kann und wird manchmal belohnt werden. Als Politiker muss ich mich täglich mit Kompromissen zufriedengeben. Und die Grenze zwischen Stimmenfang und Überzeugung für das Volk verschwimmt mit jedem Tag. Ich werde daher nicht mit einer exzellent gebildeten Frau über meine Überzeugung streiten, denn die steht fest, ist unerschütterlich. Genauso wie deine Überzeugung."


    Als Antonius sich zu Wort meldete, atmete ich unmerklich auf.


    "Sicher, jeder lernt dazu. Und ich gestehe es mir jeden Tag aufs Neue ein. Jede Stimme für dich wird eine Stimme für einen Neuanfang, ein Zeichen sein. Ich bin mir sicher, dass dein Wort als Fels in der Brandung steht. Jeder, der reinen Gewissens ist und diesen Mann unterstützen will, erhebe seine Stimme!"

  • "Ich danke dir, Quaestor. Allerdings erscheint mir der Ausgang bei dieser Wahl eher wie eine Bekundung für oder gegen die Neuerungen im Staat als eine reine Beurteilung der Fähigkeiten der Kandidaten. Wir werden alle damit leben müssen gleich wie das Urteil der Bürger ausfällt."

  • Decius kam an der Rostra vorbei und hörte sich an, was die großen Politiker dort wohl so trieben. Nicht dass ihn die Politik wirklich interessierte, aber zum einen war es oft ganz amüsant, mit welchen Methoden sie Wähler zu ködern suchten, auf der anderen Seite war es nie verkehrt ein wachsames Auge auf sie zu haben.

  • Vollkommen irritiert sah Milo den Redner an. Er blinzelte kurz, war er sich doch nicht ganz sicher, ob dieser eben tatsächlich ihn angesprochen hatte. Zur Sicherheit sah er sich flüchtig unter den Umstehenden um, die sich aber ebenfalls nicht angesprochen fühlten. Umso mehr verwunderte es Milo, dass der Mann überhaupt nicht auf das von ihm Gesagte einzugehen schien. Er grübelte, ob dieser seine Worte entweder nicht verstanden hatte, oder sie gar bewusst ignorierte. Schließlich nickte er zögerlich und beschloss es damit bei sich bewenden zu lassen.
    "Nun gut... Dieser Punkt ist sicherlich auch nicht von der Hand zu weisen. Dennoch beharre ich auf meiner Meinung, dass es hier in erster Linie um eine Wahl der Ämter des Cursus Honorum geht. Wir wählen hier nicht den Senat."
    Der schmeichlerische Wortwechsel zwischen den beiden Quaestoren behagte ihm sichtlich nicht und Milo zog sich lieber aus dem Gespräch zurück. Er nickte den Beteiligten zum Abschied zu. Der die Diskussion so belebenden Iulia Helena schenkte er sogar ein Lächeln und ein Augenzwinkern. Dann gesellte er sich wieder zu seinen Sklaven und setzte den Weg über das Forum Romanum fort.

  • Sim-Off:

    Sry, wenn ich jetzt schon den nächsten Tag beginne, aber ich wollte jetzt nicht noch einmal einen neuen Thread aufmachen.


    Nachdem ich die Wahlergebnisse vernommen hatte, schrie das nach einer Reaktion. Wieder stellte ich mich auf die Rostra - einige Stammkunden von gestern waren auch zugegen - und tat meinen Unmut kund.


    "Volk von Rom,


    wie auch in den letzten Wahlen ist die Beteiligung nicht ausreichend ausgefallen. So konnten nur zwei Drittel der eigentlich Wahlberechtigten hier ein Ergebnis herbeiführen, das wohl hoffentlich nur die Wenigsten gut heißen.


    Tiberia Honoria hat eine Stimme mehr. EINE STIMME! Dies ist in meinen Augen keine Berechtigung, sich schon in Sicherheit zu wiegen. Auch wenn die Wahlgesetzgebung Stimmengleichheit als Argument für eine Stichwahl vorsieht, so ist dies kein Ergebnis, was den Willen des Volkes genügend ausdrückt.
    Das Volk scheint gespalten zu sein und dies spiegelt sich perfekt in dieser Wahl wider. Gibt man Honoria das Vorrecht, Wahlsiegerin zu sein, so verprellt man eine Hälfte des Volkes.


    So fordere ich denn nun die Wahlleitung in eigener Sache auf, nein ich bitte sie höflich, sich die Stimmen anzusehen und Stichwahlen anzusetzen. Niemand hier soll sagen, ich würde aus Trotz so handeln. Ich sehe nur nicht ein, dass man eine Wahl auf so einem brüchigen Fundament stehen lässt. Sollte Honoria in einem zweiten Wahlgang deutlich mehr Stimmen auf sich vereinigen können, so muss das jeder anerkennen und akzeptieren.


    Dieses Wahlergebnis werde ich jedenfalls nicht anerkennen, denn es spiegelt nur einen Volkswille wider: Gespaltenheit! Setzt beide auf den kurulischen Sessel oder keinen von ihnen. Die Konsequenz wäre die Stichwahl.


    Ich danke euch!"

  • Antoninus trat an seinen Kollegen heran. Er hatte etwas zeit zum Verdauen der Wahlergebnisse gehabt.


    "Strabo, nach längerem Überlegen gelange ich immer mehr zu der Ansicht, dass wir doch die wahren Wahlsieger sind. Erstmalig, und weil die Frauenfrage sämtliche Kandidaturen durchzogen hat, zeigt sich dem Kaiser, wie groß, ja wie bedeutsam hoch der Anteil der Bürger ist, die für den Erhalt der Traditionen und eine Wende in der Politik des Staates sind. Eine Nachwahl wird kein deutlich anderes Ergebnis bringen.


    Betrachte die Aussagekraft dieser Stimmabgabe! Nie wieder wird man die traditionsliebenden Römer als unbedeutend in ihrer Zahl abtun können. Ich frage mich, welche Auswirkung das auf die Überlegungen und Entschlüsse des Kaisers hat. Gibt dieses Wahlergebnis den Ausschlag, dass zukünftig doch keine Frauen mehr in den Senat berufen werden, ist meine Wahl oder Nichtwahl zum Aedil unbedeutend dagegen!"

  • Wie auch am Tag zuvor steht etwas abseits der Rostra ein riesiger Mann, der die meisten Umstehenden um Haupteslänge, wenn nicht um zwei, überragt. Seine ganze Haltung spricht für eine militärische Ausbildung...
    Eifrig schreibt er auf einer Wachstafel mit, was auf der Rostra gesprochen wird. Sichtlich macht es ihm schwierigkeiten dem hohen Tempo zu folgen, doch er gibt sich grosse Mühe.

  • Ich stand hinter dem "riesigen" Mann, dem ich mindestens um ein halbes Haupt noch überragte; außerdem schätzte ich ihn auf eine halbe Portion ein, denn an Muskeln hatte der Mann nicht das Zeug mir das Wasser zu reichen. Ich war ihm Auftrag meines Herrn hier und schrieb ebenfalls die gesprochenen Worte mit.

  • Zitat

    Original von Marcus Aurelius Antoninus
    Antoninus trat an seinen Kollegen heran. Er hatte etwas zeit zum Verdauen der Wahlergebnisse gehabt.


    "Strabo, nach längerem Überlegen gelange ich immer mehr zu der Ansicht, dass wir doch die wahren Wahlsieger sind. Erstmalig, und weil die Frauenfrage sämtliche Kandidaturen durchzogen hat, zeigt sich dem Kaiser, wie groß, ja wie bedeutsam hoch der Anteil der Bürger ist, die für den Erhalt der Traditionen und eine Wende in der Politik des Staates sind. Eine Nachwahl wird kein deutlich anderes Ergebnis bringen.


    Betrachte die Aussagekraft dieser Stimmabgabe! Nie wieder wird man die traditionsliebenden Römer als unbedeutend in ihrer Zahl abtun können. Ich frage mich, welche Auswirkung das auf die Überlegungen und Entschlüsse des Kaisers hat. Gibt dieses Wahlergebnis den Ausschlag, dass zukünftig doch keine Frauen mehr in den Senat berufen werden, ist meine Wahl oder Nichtwahl zum Aedil unbedeutend dagegen!"


    "Wir sollten von jedem Politiker diese Aufopferung fordern für seine Ideen. Denn unsere Ideen sind niemals vergebens. Bis nicht der letzte konservative Politiker sein Leben ausgehaucht hat, wird diese Idee weiterleben und jeder angehenden Politikerin sagen:


    WIR SIND NOCH HIER! UND WIR WERDEN VERHINDERN, DASS DU DEIN ZIEL ERREICHST!


    Darauf bin ich stolz.


    Doch nicht nur diese Frage bewegt uns Konservative. Wir wollen auch klären, wo uns der neue Kurs hinführt, ob er dem Volk schadet. Wir wollen dem Volk eine sichere Grundlage und ein Existenzrecht bieten, das wieder an die goldene Ära Augustus' anknüpft. Jeder in diesem Staat ist ein Teil des ganzen und sollte sich als wichtig betrachten."

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