Einen Augenblick schwieg ich und schaute sie einfach nur an. Je mehr ich noch über ihre Worte nachdenken würde, desto eher würde nachgeben und es Vater tatsächlich nicht sagen. Das durfte ich nicht tun, wenn ich jetzt nachgeben würde ... dann wäre die ganze Aktion hier umsonst gewesen und sie würde mich weiter anlügen. “Ich ... ich werde drüber nachdenken. Das hindert nichts daran, dass du alleine diese Casa NICHT mehr verlässt! Ansonsten werde ich dafür sorgen, dass du die Casa gar nicht mehr verlässt“
Naja, wie ich dafür sorgen würde, das wusste ich auch noch nicht so recht, aber mir würde schon was einfallen ... irgendwas sicher. Leider war Vater nicht zuhause, sonst hätte ich ihn grad um Rat fragen können und außerdem hätte Calvi dann nicht verhindern können, dass ich es Vater nicht sage ... aber das war ja nun vorerst eh nicht möglich. “Gut, dann glaube ich dir mal. Sonst noch etwas ... was nicht dieses Thema betrifft?“ Hoffentlich sagte sie nein ... dann könnte ich endlich hier verschwinden. In der Castra hatte ich wenigstens meine Ruhe.
[Casa Helvetia]
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Calvina konnte ihrem Bruder nicht lange in die Augen sehen. Zwar versuchte sie sich zu entschuldigen und alles wieder in eine bessere und vor allem schmerzfreie Reihe zu bekommen, aber sie konnte es nicht vergessen, dass er sie einfach geschlagen hatte. Das waren Dinge, die sie sich hätte niemals zu träumen gewagt, denn früher hatten sie ein gutes Verhältnis zueinander gehabt, aber heute war alles anders, vor allem aber seit dem er erst bei der CU war und nun bei den Vegilen. Er war verändert und sie war es auch und Calvina bekam langsam das Gefühl, dass sie sich ziemlich voneinander entfernten. Vielleicht wurde es eines Tages auch mal wieder besser, aber daran konnte sie jetzt noch nicht denken.
Sie biss sich fast auf die Lippen um keine schnippischen Argumente vorzubringen oder mit Vorwürfen anzufangen, aber es fiel ihr einfach nur schwer ihn nicht wieder anzupflaumen. Was bildete er sich eigentlich ein?Ihre Finger schlossen sich immer fester um die Tischkante und wenn sie nicht so fest gewesen wäre, hätte sie diese sicher abgebrochen, aber der Tisch blieb heil. "Cato bei aller Liebe, aber ich finde du übertraibst maßlos was das Rausgehen betrifft. Du kannst mich doch nicht einsperren nur weil du Angst hast es könnte wieder geschehen. Ich werde immer einen der Sklaven hier im Haus mitnehmen, aber du kannst es nicht verhindern, wenn die Götter einen solchen Weg für mich aussuchen." Ganz daran glaubte sie auch nicht was sie da sagte, aber sie versuchte ihm einfach auf etwas sanftere Weise klar zu machen, dass sie kein Kind mehr war, und auch nicht mehr alleine raus gehen würde, aber sich auch nicht einsperren ließ. "Ich habe ansonsten nichts mehr anderes zu sagen, denn du scheinst es eilig zu haben von hier wieder zu verschwinden und Reisende sollte man nicht aufhalten, also werde ich es auch nicht" sagte sie viel schnippischer als eigentlich gedacht.
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"Ich übertreibe? Übertreiben?? Du wurdest zweimal auf offener Straße bedroht und überfallen, du solltest entführt werden und du hast eine Schnittwunde abbekommen, obwohl es noch glimpflich ausgegangen ist! Du denkst, ich übertreibe? Mitnichten. Ich weiß, was in den Straßen Roms vor sich geht, ich erlebe es jeden Tag und jede Nacht, also erzähl mir nicht, dass ich übertreibe."
Ich machte eine kurze Pause, in der ich versuchte, mich ein wenig mehr zu besinnen, ehe noch etwas falsches sagen würde, was die Schlucht zwischen mir und meiner Schwester nur noch vergrößern würde.
"Ich will einfach nicht, dass dir so etwas noch einmal passiert. Ich will dich nicht einsperren oder dir jeglichen Spaß am Leben vermiesen, nein, ich will, dass du ein gutes Leben hast und das ist in den Straßen Roms für eine einsame und junge Frau nicht gewährleistet. Ich werde sehen, ob ich mit Vater reden werde ... und ich werde denke ich übermorgen wiederkommen, dann werden wir zusammen auf dem Sklavenmarkt schauen, wer für deinen Schutz geeignet ist!""
Zwar würde sie die Hauptwahl treffen, jemanden, der ihr gefiel, der intelligent war, aber das letzte Wort hatte immer noch ich, denn ein Paedagogus wird wohl kaum stark genug sein, sie vor einer weiteren Bedrohung zu beschützen ... der eigentliche Sinn, weshalb er da ist."Gut, dann wäre ja alles geklärt. Ich hoffe, du wirst verstehen, was ich gesagt habe.“ Ich machte einen kleinen Schritt nach vorne, um ihr noch einen Abschiedskuss auf die Stirn zu geben, hielt aber noch halb in der Bewegungen inne und schenkte ihr ein halbherziges 'Vale', mit dem ich auch schon das Zimmer und kurz danach die Casa verließ.
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Beinahe hätte Calvina den Kopf eingezogen, weil sie wieder damit gerechnet hatte eine gescheuert zu bekommen, aber er schien sich endlich wieder unter Kontrolle zu haben. Sie konnte ihn leider nur zum Teil verstehen, denn sie wusste ja selbst was ihr geschehen war, dies musste er ihr nicht auch noch einmal vorkauen. Aber sie ließ ihn einfach und sagte nichts mehr dazu. Bestimmt würde er sich wieder einbekommen haben, wenn er wieder hier war. Sie kannte ihn doch eigentlich und jeder Streit den sie bis jetzt hatten, war auch schnell wieder rum gewesen und so glaubte sie auch hier wieder dran. "Mir wird nichts mehr geschehen. Das war einmal und die Männer sind verhaftet. Sie werden mir nie wieder etwas tun können, Cato. Bitte lasse Vater aussen vor" versuchte sie ihn noch einmal umzustimmen. Es mißfiel ihr, als er wieder den Sklaven erwähnte und konnte es sich schon fast bildlich vorstellen wie es sein würde, wenn sie auf den Sklavenmarkt gingen. Sicher hatte sie da nicht viel zu sagen. Fast wäre ihr ein Seufzen durch die Lippen gegangen, aber im letzten Moment presste sie diese fest aufeinander.
Traurig sah sie ihn an, aber das Thema warverledigt und eigentlich hatte sie sogar gehofft, dass er sie in den Arm nehmen würde, aber er tat es nicht. "Ich habe verstanden." Calvina kam nicht einmal dazu ihm ein Vale oder irgendwas sonst zu sagen, so schnell war er verschwunden und sie blieb alleine in ihrem Zimmer stehen und wusste grade nicht weiter.Sie blickte sich um und ging dann die wenigen Schritte auf ihr Bett zu um sich zu setzen. Ihre Hände faltete sie ineinander und ließ sich ihren Gedanken hingeben. Heute war wirklich kein guter Tag gewesen und sie hatte nicht gewollt, dass das alles so endete, aber er konnte von ihr auch nicht verlangen, dass sie die ganze Zeit über hier in der Casa sitzen würde.
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Die junge Sklavin die schon ein paar Tage zuvor hier gewesen war hatte sich nun heute wieder erneut hier her geschlichen. Wie gut, dass sie für die MArktbesuche eingeteilt war und sie musste dem Mann ja noch erklären warum sie es nicht früher geschafft hatte zu kommen. Sie hatte es ihm versprochen gehabt, aber es nicht halten können. Die Sklavin klopfte an die Tür der Casa und hoffte, dass der Mann zu hause war, schließlich hatte sie keine Ahnung wo sie ihn sonst finden konnte und was sie zu sagen hatte war nicht erfreulich, deswegen kaute sie auch sehr nervös auf ihrer Lippe herum.
*klopf klopf klpf*
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Gracchus war sehr selten daheim. Er wollte mal wieder ein bisschen Zeit mit seinen Kindern verbringen. Er trat durch die Eingangstür.
"Ist irgendwer da?!" rief Gracchus.
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Sie war auf den Weg in den Garten, denn mit "Hausarrest" konnte man nicht viel ansonsten machen. Eigentlich wartete sie auch auf Cato, denn er wollte mit ihr ja auf den Markt gehen um einen Sklaven zu besorgen. Der Gedanke nervte sie schon vollkommen an und ließ sie immer wieder aufseufzen. Kurz bevor sie den Garten erreicht hatte, hörte sie die ihr bekannte Stimme von ihrem Vater und kam ihm gleich entgegen.
"Salve Vater. Schön, dass du wieder hier bist." Jetzt hoffte sie wirklich, dass Cato nicht auftauchen würde, denn sie wollte nicht, dass er ihrem Vater etwas erzählte. -
Der Ianitor öffnete nach dem Klopfen die Tür und sah das junge Mädchen an was sicher eine Sklavin war, denn sie hatte solche Kleidung an. "Salve. Was kann ich für dich machen junges Mädchen?" fragte er sie in einem brummigen, aber nicht unfreundlichen Ton.
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"Salve Calvina!" sagte Gracchus und wunderte sich etwas, weil Calvina nicht draußen war.
"Was machst du bei so schönem Wetter in der Casa?"
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"Ich?" Auf die Frage war sie nicht gefasst gewesen. Dass er wissen wollte wie es ihr geht ja, aber nicht, dass er fragte warum sie nicht draussen war. Das hatte ihr jetzt gefehlt, dass sie ins Stottern geriet, aber eigentlich war es egal, denn ihr Vater würde es so oder so erfahren und dann lieber von ihr und dabei noch etwas ausgeschmückt, als von jemand anderen. "Da solltest du lieber deinen Sohn fragen, denn dieser hat mich sozusagen in der Casa eingesperrt. Ich darf sie nicht mehr verlassen, bis er wieder hier ist und mit mir einen Sklaven kaufen geht, der immer und überall auf mich aufpasst." Calvi zuckte mit den Schultern.
"Ausserdem hat dein Sohn sich verändert, seit dem er bei den Vigilen ist und dann auch noch befördert wurde. Ich erkenne ihn nicht wieder und er ist nicht mehr der Cato den ich kannte bevor er verschwand" sagte sie ganz leise und traurig. "Wir hatten eine Streitigkeit und er hat es gewagt mich zu schlagen, und das nicht grade sanft und auch nicht nur einmal." Ein paar Details konnte man vorerst weglassen, die würden dann pöapö dazukommen. -
Die Sklavin musste geduldig warten bis ihr geöffnet wurde und blickte dann in das Gesicht des Ianitors. "Salve, ich suche Helvetius Cato, denn ich sollte mich bei ihm wieder melden, weil er eine Nachricht für mich hat, aber nun hätte ich eine für ihn", sagte sie ziemlich unsicher und hoffte nur, dass er da war. Sie wollte ja gar nicht wissen was ihr blühte wenn ihr Herr davon Wind bekommen würde was sie hier machte.
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Gracchus riss die Augen auf.
"Er hat dich geschlagen? Warum denn?!" Gracchus war wütend. Denn von allen Kindern hatte er seine Tochter am meisten geschützt. Er war für sie immer mehr da als für seine Söhne.
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Der Ianitor sah das Mädchen an und schüttelte nur mit dem Kopf. "Der Herr ist nicht im Haus, wahrscheinlich wirst du ihn in der Castra finden bei den Vigilen oder einfach auf der Strasse. Ich kann dir da leider nicht weiterhelfen, es sei denn du willst mir die Nachricht sagen und ich gebe sie dann an ihn weiter!?" Mehr konnte er für die junge Sklavin auch nicht machen.
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Haa, sie hatte es sicher schon geschafft ihn nun gegen Cato aufzubringen auch wenn das eigentlich nie ihre Absicht gewesen war, aber Cato hatte sich das selbst zuzuschreiben, aber ein schlechtes Gewissen plagte sie dann doch. Betreten sah sie ihren Vater an. "Er hat mich geschlagen weil wir einen Disput hatten. Er wollte mir Vorschreibungen machen und weil ich ihm etwas verheimlicht hatte bekam ich es gleich auf diese Weise ab. Vater ich hatte dir auch noch etwas verschwiegen und hoffe, dass du nicht auf die gleiche Art reagieren wirst." Da sie wusste, dass sie Probleme bekommen würde, wenn Cato ihr zuvorkam wollte sie es lieber selber sagen und hoffte, dass ihr Vater etwas anders reagieren würde als ihr Bruder. "Ich bin bedroht worden, aber mir war nichts geschehen so weit und das war der Grund warum Cato mich schlug. Mir ist nichts passiert und trotzdem ist er so ausgeflippt" sagte sie schnell.
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"Du weißt doch das ich dich nie schlagen würde" sagte Gracchus lächelnd.
"Was?! Wann bist du angegriffen worden? Ist dir echt nichts passiert? Cato hätte dich nicht schlagen dürfen! Wo ist er jetzt?"
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"Du nicht, aber er hatte es getan" meinte sie und sah betreten zu Boden. "Ich habe dir doch von dem Mann erzählt den ich kennengelernt habe, nich? Und wir wurden von zwei solchen Kerlen angemacht, die er aber in die Flucht geschlagen hatte, als ich dann aber paar Tage später alleine draussen war haben sie mir aufgelauert und mich gepackt. Sie wollten mich mitnehmen, aber ich bekam auch hier Hilfe und alles ging gut." Calvi zuckte mit den Schultern. "Er wird in der Castra sein, denke ich. Ich habe ihm das auch alles nie zugetraut, aber er ist verändert, seit er da arbeitete und dann das Weib. Wie ausgewechselt ist er." Arghs sie biss sich auf die Zunge, weil sie die Sklavin erwähnt hatte. Das war eigentlich nicht ihre Absicht gewesen.
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"Ja du hast mir von...wie hieß er nochmal? Mattiacus oder? Du hast mir von ihm erzählt. Du solltest wirklich nicht mehr alleine rausgehen. Trotzdem hätte er dich nicht schlagen dürfen!"
Gracchus war sehr wütend.
"Wenn ich ihn wieder sehe wird er was erleben!!"
Dann erwähnte Calvina ein Weib.
"Von welchem "Weib" sprichst du?"
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Eifrig nickte Calvina, als er den Namen von Mattiacus nannte. Dabei hellte sich ihr Gesicht gleich wieder um einiges auf. Gut das konnte sie ja akzeptieren, dass sie nicht alleine raus sollte, aber darum ging es ja im Großen und Ganzen nicht. "Genau Mattiacus hieß er und ist in Ordnung, ich werde nicht mehr alleine raus gehen, auch wenn ich es dumm finde, aber du hast ja Recht" gab sie in diesem Punkt nach. Sie hatte Cato nicht verraten wollen was die Sklavin anging. Nun würde er sie bestimmt umbringen. Verdammt was hatte sie sich dabei jetzt gedacht? Wenn sie gekonnt hätte, hätte sie sich jetzt geohrfeigt. "Er hat da eine Frau kennengelernt und ich weiß nicht ob sie gut für ihn ist. Auch wenn er mir weh getan hat will ich ihn nicht verraten" sagte sie ehrlich, denn es wäre ein mieser Zug von ihr gewesen.
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Gracchus nickte als Calvina akzeptierte das sie nicht mehr alleine rausgehen soll.
"Du willst ihn also nicht verraten...na gut....musst du nicht....ich frag ihn" sagte Gracchus grinsend.
"Wer war diese Frau" dachte er sich.
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Sie war froh, dass er nicht weiter nachfragte, aber sie konnte doch die kleinen Rädchen in seinem Kopf sehen wie sie arbeiteten und er am überlegen war. Zwar akzeptierte sie, dass sie nicht mehr alleine raus sollte, aber das hieß noch lange nicht, dass sie sich auch daran halten würde, denn irgendwie hatte sie das gar nicht vor. Aber das musste ihr Vater ja nicht wissen.
"Ich glaube nicht, dass er dir eine Antwort geben wird, aber wenn du ihn direkt ansprichst, dann wird er wissen, dass ich etwas gesagt habe und ob das so gut ist weiß ich nicht." Calvina seufzte und dachte nach ob sie ihm von der Sklavin erzählen sollte, vielleicht war diese Verbindung für ihren Bruder doch nicht so gut wie sie zu Anfang gedacht hatte.
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